Neues zum tripelnegativen Mammakarzinom

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fokus Senologie
Neues zum tripelnegativen Mammakarzinom
Stellt sich bei Brustkrebspatientinnen ein tripelnegativer Tumor heraus, sind die Ängste wegen der
oft schlechten Prognose besonders groß. Die gute Nachricht lautet, dass Spätrezidive selten sind.
Definition des tripelnegativen Mammakarzinoms
Aufgrund dessen, dass das tripelnegative Mammakarzinom
(triple-negative breast cancer, TNBC) nicht durch einen spe­
Abb. 1: Zusammenhang zwischen Prognose (i.S. Gesamtüberleben) und Ansprechen auf neoadjuvante Chemotherapie (stratifiziert als pCR vs. nicht-pCR)
beim TNBC und non-TNBC
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ziellen Biomarker, sondern vielmehr durch das Fehlen dreier
Marker definiert ist, stellt es eine sehr heterogene Entität dar,
die eher eine Verlegenheitsdiagnose darzustellen scheint als
eine tatsächlich eigenständige Entität5. Viele Wissenschaftler
sind daher auf der Suche nach (insbesondere klinisch
­relevanten) Subgruppen das TNBC. So zeigt das TNBC große
Überschneidungen mit dem oben genannten basalen Mammakarzinom – es gibt jedoch je nach Publikation zehn bis 35 Prozent Fälle von TNBC, die kein basales Expressionsprofil zeigen
und sogar bis zu 45 Prozent basale Mammakarzinome,­die ER,
PR und/oder HER2 exprimieren. Auch werden TNBC überproportional bei Patientinnen mit einer Mutation des BRCA1-/2Gens diagnostiziert, trotzdem treten weit mehr als die Hälfte
der TNBC sporadisch, das heißt ohne zugrunde liegende Mutation des BRCA1- und/oder BRCA2-Gens auf6,7 (Abb. 2).
In der Bewertung der Datenlage zum tripelnegativen Mamma­
karzinom ist zu beachten, dass sich die Grenzwerte für die
Definition der ER- beziehungsweise PR-Expression geändert
haben. Vielen Publikationen liegt der alte Grenzwert von zehn
Prozent positiven Zellen für die Klassifikation als „ER­beziehungsweise PR-positiver“ Tumor zugrunde. In Anlehnung
an die aktuellen Leitlinien (zum Beispiel www.ago-online.de)
gilt jedoch ein Tumor schon ab einem Prozent positiven
­Tumorzellen als hormonrezeptorpositiv. Es ist daher nicht eindeutig geklärt, inwiefern die Beobachtungen, die mit den alten
Grenzwerten gemacht wurden, auf die aktuellen Grenzwerte
übertragbar sind. Eine aktuelle Arbeit von Raghav et al. legt
zwar nahe, dass die neuen Grenzwerte zu keiner signifikanten
Änderung der Prognose tripelnegativer Tumore führen, in
Abb. 2: Zusammenhang zwischen basalem, tripelnegativem
und hereditärem Mammakarzinom.
Liedtke
Das Mammakarzinom stellt eine heterogene Entität dar,
deren Untergruppen sich (molekular-)pathologisch wie klinisch signifikant voneinander unterscheiden. Der Einsatz
komplexer Hochdurchsatzanalysetechniken wie beispielsweise der Genchiptechnologie hat dazu geführt, dass wir
heute von Mammakarzinomsubtypen wie dem „luminalen“,
„basalen“ und „HER2-positiven“ Mammakarzinom sprechen1.
Diese Subtypen lassen sich weitgehend durch die Expression
des Östrogenrezeptors (estrogen receptor, ER), Progesteronrezeptors (progesterone receptor, PR) und HER2/neu nachvollziehen. So zeigt das durch Genexpressionsanalysen definierte basale Mammakarzinom große Überschneidungen mit
dem tripelnegativen Mammakarzinom, welches allein durch
die Analyse der ER-, PR- und HER2-Expression definiert wird.
Das tripelnegative Mammakarzinom ist im Vergleich zu
­anderen Mammakarzinomsubtypen durch eine schlechtere
Prognose gekennzeichnet, die nicht zuletzt darauf zurück­
zuführen ist, dass abgesehen von der klassischen Chemo­
therapie nahezu keine Therapiealternativen bestehen –
­endokrine und gegen HER2-gerichtete Substanzen können
nicht zum Einsatz kommen. Lediglich jene Tumore, die auf
eine beispielsweise (neoadjuvante) Chemotherapie gut
­ansprechen, haben eine ähnlich gute Prognose wie andere
Mammakarzinomsubtypen2-4 (s. Abb. 1).
dieser­retrospektiven Arbeit waren die verschiedenen Gruppen
jedoch unbalanciert und zum Teil sehr klein8. Es bedarf daher
weiterer systematischer Analysen, ehe die Bedeutung der geänderten Klassifikation geklärt ist. In einer weiteren Studie
untersuchten Iwamoto et al. den ER-Status mittels Immunhistochemie beziehungsweise Affymetrix-Genchip-Analyse bei
465 Patientinnen mit Mammakarzinom. Die mittels Affymetrix-­
Genchip bestimmte Expression des ER-Gens (ESR1) in Tumoren
mit ≥10 Prozent ER-Positivität war signifikant höher im Vergleich zu Tumoren mit ein bis neun Prozent Positivität oder
ER-Negativität. Die E­ xpression einer ER-Gensignatur bestehend aus 106 mit ER assoziierten Genabschnitten bei ER-negativen Tumoren und Tumoren mit ein bis neun Prozent ERPositivität war vergleichbar, ­
jedoch bei Tumoren mit
ER-Expression von ≥10 Prozent signifikant höher9. Cheang et
al. untersuchten die Verteilung intrinsischer Subtypen von
48 Tumoren mit „grenzwertiger ER-Expression“ mittels
­PAM-50. Insgesamt wurden 17 Prozent dieser Fälle tatsächlich
auch als „basal-like“ stratifiziert; 25 beziehungsweise 21 Prozent der Fälle wurden jedoch als luminal A und luminal B und
29 Prozent sogar in die „HER2-enriched“-Gruppe klassifiziert10.
Derzeit ist nicht abschließend geklärt, ob die Fälle mit grenzwertiger Hormonrezeptor­expression aus tumorbiologischer
Sicht eher den tripelnegativen oder den nicht tripelnegativen
Tumoren z­ uzuordnen sind.
Alexander Raths - Fotolia.com
Molekularpathologie des TNBC
Auf der Basis von neuen analytischen Ansätzen wie dem
­sogenannten Next Generation Sequencing (NGS) ist die r­ asche
Analyse des Mutationsspektrums von Tumoren und somit die
Bestimmung eines tumoralen Mutationsprofils möglich
­geworden. NGS-Analysen beim TNBC haben das ­bestätigen
können, was bereits lang vermutet wurde: Das TNBC ist eine
sehr heterogene Erkrankung und zeigt ein breites Spektrum an
Mutationen. Die am häufigsten vorkommenden Mutationen
betreffen jene von p53, gefolgt von PI3K. Darüber hinaus findet sich jedoch eine Vielzahl an niedrigfrequenten Mutationen. Eine parallel durchgeführte Hochdurchsatz-RNA-Sequenzierung zeigte, dass nur etwa 36 Prozent der Mutationen
tatsächlich exprimiert wurden11. In einer weiteren Analyse
wurden primäre Mammakarzinome mittels verschiedener
Hochdurchsatzanalysen (sogenannten genomic DNA copy
number arrays, DNA methylation, exome sequencing, messenger RNA arrays, microRNA sequencing und reverse-phase protein arrays) untersucht. In dieser Analyse zeigte sich unter
anderem eine hohe Übereinstimmung der molekularen Profile
von TNBC und serösen Ovarialkarzinomen. Diese Daten legen
nahe, dass eine ähnliche Ätiologie bestehen könnte, die vergleichbare therapeutische Ansätze rechtfertigen könnte. Auch
zeigte sich, dass die unterschiedlichen Subtypen des Mammakarzinoms durch verschiedene, für jeden Subtyp spezifische,
genetische und epigenetische Veränderungen bedingt zu sein
scheinen. Somit ist offenbar die in der Klinik zu beobachtende
Plastizität und Heterogenität auf jene Subtypen beschränkt12.
Die klinischen Konsequenzen dieser Erkenntnisse lassen sich
bis dato nicht vorhersagen.
Zudem bestehen zunehmend Hinweise auf eine besondere
Bedeutung des Immunsignallings beim TNBC. So untersuchten Rody et al. erst kürzlich die Fragstellung, inwiefern sich
mittels einer Datenbank gepoolter und homogenisierter
­Genexpressionsprofile von Patientinnen mit TNBC prognostisch relevante Genexpressionsprofile entwickeln lassen. Die
Autoren konnten zeigen, dass sich mittels einer hohen
­Expression eines sogenannten B-Zell-Metagens sowie einer
niedrigen Expression eines IL-8-Metagens eine Subgruppe
von etwa 32 Prozent tripelnegativer Mammakarzinome identifizieren lässt, die eine gute Prognose aufweisen13. In einer
Folgearbeit untersuchten die Autoren dann, inwiefern die
prognostische Bedeutung dieses Markers für das TNBC spezifisch ist oder sich auf andere Mammakarzinomsubtypen
übertragen lässt. In dieser Arbeit von Hanker et al. konnten
sie darlegen, dass das Immun-Metagen lediglich bei Tumorproben mit einem basalen/triplenegativen Phänotyp pro­
gnostisch relevant ist. Eine signifikante Bedeutung in anderen Mammakarzinomsubgruppen konnte nicht nachgewiesen
werden14. Diese wie auch andere Untersuchungen legen
nahe, dass das Immunsignalling beim TNBC pathobiologisch
relevant sein könnte und gegebenenfalls zukünftig genutzt
werden kann. Klinischen Studien hierzu stehen jedoch aus.
Therapie des TNBC
Der Identifikation und Etablierung neuer potenzieller Therapien sowie der Optimierung der verwendeten Chemotherapie
beim TNBC kommt eine wichtige Bedeutung zu. Auch wenn
eine Taxan-Anthrazyklin-haltige Chemotherapie den Goldstandard in der zytotoxischen Therapie des TNBC darstellt,
wird beispielsweise der Stellenwert der platinhaltigen
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Platinhaltige Chemotherapie
Auch wenn der Zusammenhang zwischen TNBC und hereditärem Mammakarzinom die Grundlage für die Annahme einer
erhöhten Wirksamkeit platinhaltiger Substanzen beim TNBC
bildet, ist es jedoch wichtig zu erkennen, dass der Nachweis
einer Überlegenheit platinhaltiger Schemata über die etablierten Anthrazyklin-Taxan-haltigen Schemata bis dato nicht
­erbracht wurde. Es gibt zwar eine überschaubare Anzahl an
zumeist neoadjuvanten Studien mit limitierten Patienten­
zahlen, die eine Wirksamkeit der platinhaltigen Substanzen
beim TNBC belegen18-20, jedoch steht der Beweis einer Überlegenheit gegenüber den herkömmlichen Schemata bis dato aus.
➤ Hormonrezeptornegativität
Studien,­die diesen Beweis erbrin➤ schlechte Differenzierung
gen sollen, werden derzeit durch➤ gehäuft medulläre Histologie
geführt. Bis deren Ergebnisse vor➤ Lymphozytäres Infiltrat
➤ P53-Mutationen
liegen, sollten die erwiesenermaßen
➤ EGFR-Expression
wirksamen Anthrazyklin-Taxan➤ Hormonrezeptornegativität
haltigen Schemata – zumindest
➤ häufig c-myc-Amplifikationen
nicht in der kurativen Situation ➤ begleitendes DCIS selten
nicht für platinhaltige Analoga
➤ Aneuploidie
verlassen werden. Neue Erkennt➤ Empfindlichkeit gegenüber
nisse zum Einsatz platinhaltiger
DNA-Schäden
➤ HER2-Negativität
Chemotherapie-Regime werden
im Rahmen des ASCO 2013 basieTab. 1: Phänomene bzw. Merkmale, die
rend auf den Ergebnissen der Gesowohl beim tripelnegativen als auch
par-Sixto-Studie erwartet (www.
beim hereditären Mammakarzinom zu
erwarten sind.
germanbreast­group.de). Insgesamt
Ziel
Substanz / Therapieansatz
DNA-Reparaturmechanismen
PARP-Inhibitoren, Trabectidin
VEGFR
Sunitinib
Src-kinase
Dasatinib
Chickpoint-Kinase 1
UCON-01
mTor
RAD001, Everolimus, Temserolimus
Androgenrezeptor
Bicalutamid
TRAIL
Lexatumumab
PDGFR, c-kit
Imatinib
Tab. 2: Zielgerichtete Substanzen in der Testung beim tripelnegativen
Mammakarzinom.
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sollte bis auf Weiteres die Anthrazyklin-Taxan-haltige Chemotherapie (z. B. als EC-Doc oder als TAC-Schema) Standard
in der adjuvanten systemischen ­Therapie des TNBC bleiben.
Zielgerichtete Substanzen
Der Entwicklung neuer (zielgerichteter) Substanzen für das
TNBC kommt ein großer Stellenwert zu. Ein Reihe an Sub­
stanzen ist derzeit in der klinischen Testung (Tab. 2).
Antiangiogenetische Therapie beim TNBC
Auf der Basis der Studiendaten aus der metastasierten Situa­
tion zum Einsatz von Avastin (ECOG2100, RIBBON-1, AVADO)
wissen wir, dass Bevacizumab bei Patientinnen mit tripelnegativem Mammakarzinom wirksam ist21,22. Auch wenn Bevacizumab keine für das TNBC maßgeschneiderte Therapie ist,
so stellt die Substanz doch die erste zielgerichtete Substanz
dar, die beim metastasierten TNBC eingesetzt werden kann.
Auch zur neoadjuvanten Therapie gibt es mittlerweile Daten,
die insbesondere auf zwei klinischen Studien basieren. In den
Studien Gepar Quinto und NSABP-B40 wurden Patientinnen
mit einer Anthrazyklin-Taxan-haltigen Chemotherapie mit
Abb. 3: Konzept der synthetischen Letalität
oder ohne Bevacizumab behandelt. Die beiden Studien führten trotz ähnlicher Studiendesigns zu gänzlich widersprüchlichen Ergebnissen. Während es in der deutschen GeparQuinto-Studie in der Gesamtpopulation der HER2-negativen
Patientinnen zu keiner Erhöhung der Ansprechrate kam (das
heißt der Rate pathologischer Komplettremissionen [pCR]),
war die pCR-Rate bei Patientinnen mit TNBC signifikant erhöht23. In der US-amerikanischen NSABP-B40-Studie war
dies genau umgekehrt: In der G
­ esamtpopulation erwies sich
die Hinzunahme von Bevacizumab als überlegen, bei Patientinnen mit TNBC führte die Hinzunahme von Bevacizumab zu
keiner signifikanten Erhöhung der Ansprechrate24. Bis dato
sind die Ursachen für diese divergenten Studienergebnisse
nicht geklärt. Der Stellenwert von Bevacizumab beim frühen
TNBC ist daher bis heute nicht geklärt. In der metastasierten
Situation hingegen stellt Bevacizumab einen wichtigen Bestandteil der Therapie dar und ist aktuell in Kombination mit
Paclitaxel oder Capecitabin zugelassen.
Liedtke
Therapie­intensiv untersucht. Die Hypothese, dass platinhaltige
Substanzen beim TNBC eine besondere Wirksamkeit zeigen
könnten, beruht darauf, dass für das hereditäre Mamma­
karzinom eine besondere Sensitivität gegenüber platinhaltigen
Substanzen angenommen wird15. Wie bereits beschrieben, besteht zwischen dem hereditären Mammakarzinom und dem
TNBC ein enger Zusammenhang. Darüber hinaus zeigen viele
TNBC ein Phänomen, welches im Angloamerikanischen als
„BRCA-ness“ bezeichnet wird, das heißt sie zeigen viele Eigenschaften, die sonst bei hereditären, BRCA-assoziierten Mammakarzinomen nachgewiesen werden16,17 (Tab. 1).
Inhibition der Poly-A-Ribose-Polymerase-1 beim tripel­
negativen Mammakarzinom
Aufgrund der bereits genannten Ähnlichkeit des TNBC zum
hereditären Mammakarzinom wurde angenommen, dass
PARP-Inhibitoren eine potenzielle zielgerichtete Therapie
beim tripelnegativen Mammakarzinom darstellen könnten.
Beim hereditären Mammakarzinom ist das BRCA-System
durch Mutation defekt, sodass die Zellen vermehrt auf das
noch funktionierende PARP-System zurückgreifen müssen.
Wird jedoch dieses System (z. B. iatrogen durch einen PARPInhibitor) gehemmt, so ist dies für die Zelle letal. Dieser
Mechanismus wird auch als synthetische Letalität
­
­bezeichnet25 (Abb. 3).
Anhand einer Phase-II-Studie bei Patientinnen mit metastasiertem tripelnegativem Mammakarzinom wurde 2010
erstmalig gezeigt, dass die Hinzunahme des intravenös zu
applizierenden PARP-Inhibitors Iniparib (BSI-201) in Ergänzung einer Chemotherapie mit Gemcitabin und Carboplatin
zu einer signifikanten Verlängerung sowohl des progressionsfreien Überlebens als auch des Gesamtüberlebens im Vergleich zur alleinigen Chemotherapie führt26,27. Um eine
­Zulassung der Substanz zu erreichen, wurde in den USA
eine Phase-III-Studie mit gleichem Design angeschlossen,
deren Daten im Rahmen des ASCO 2011 vorgestellt wurden.
Dort zeigte sich überraschenderweise, dass die Daten der
vorangegangenen Studie in der Phase-III-Studie nicht
­reproduziert werden konnten: Es zeigte sich weder eine
­signifikante Verlängerung des progressionsfreien noch des
Gesamtüber­lebens28. Auch wenn sich die Unterschiede
­zwischen beiden Studien unter anderem durch das offene
Studiendesign ­erklären lassen und in Subgruppen (z. B. bei
Patientinnen mit intensiverer Vortherapie) durchaus eine
Überlegenheit des Iniparib-haltigen Studienarms beobachtet werden konnte, sind die in Deutschland geplanten (neoadjuvanten bzw. ­palliativen) Studienprojekte mit Iniparib
zunächst pausiert worden. Währenddessen werden in den
USA weitere Untersuchungen durchgeführt, die den
­Mechanismus von Iniparib und die optimale Indikationsgruppe weiter untersuchen werden. Auch andere PARP-­
Inhibitoren befinden sich derzeit in der klinischen Testung
beim Mammakarzinom. Olaparib ist ein weiterer oral
­verfügbarer PARP-Inhibitor, der insbesondere beim hereditären Mamma- und Ovarialkarzinom in Phase-II-Studien
Wirksamkeit gezeigt hat29-31. Die Datenlage zum tripelnegativen Mammakarzinom ist jedoch bis dato unzureichend,
weitere Studienergebnisse werden auch hier im Rahmen
des ASCO 2013 erwartet.
eine differenzierte Aufklärung wichtig. Diese sollte insbesondere folgende Aussagen umfassen:
• Nicht alle Patientinnen mit TNBC haben eine schlechte
Prognose! Insbesondere Patientinnen mit Chemotherapieempfindlichem Tumor (was z. B. anhand einer pathologischen
Komplettremission nach neoadjuvanter Chemotherapie zu
bestimmen ist) haben eine Prognose, die nicht schlechter ist
als die anderer Mamma­karzinomsubgruppen.
• Die Rate an Chemotherapie-empfindlichen Tumoren ist
beim TNBC signifikant höher als bei anderen Mamma­
karzinomsubtypen.
• Auch wenn die Rezidivrate insbesondere in den ersten drei
Jahren nach Erstdiagnose signifikant höher ist als bei anderen Mammakarzinomsubtypen, so ist es wichtig, darauf hinzuweisen, dass ab diesem Zeitpunkt die Rezidivrate unter die
anderer Subtypen sinkt – Spätrezidive sind selten!
• Das TNBC und seine Therapie gehört zu einem der Bereiche,
in denen am intensivsten geforscht wird. Dies wird hoffentlich dazu führen, dass in nicht allzu ferner Zukunft die Prognose von Patientinnen mit TNBC durch die Entwicklung
neuer Therapien deutlich gebessert wird.
Zusammenfassung
Aufgrund seiner schlechten Prognose und eingeschränkten
therapeutischen Möglichkeiten bleibt die Behandlung des tripelnegativen Mammakarzinoms schwierig. Bevacizumab stellt
eine erste mögliche zielgerichtete Option in der ­Behandlung
des tripelnegativen Mammakarzinoms dar; bis dato ist Bevacizumab jedoch nur in Kombiantion mit einer Chemotherapie
(d. h. Paclitaxel und Capecitabin) zugelassen und stellt daher
keine Alternative zur Chemotherapie dar. Hoffnungen, die in
PARP-Inhibitoren wie Iniparib und Olaparib als Therapieoption
für Patientinnen mit tripelnegativem Mammakarzinom gesetzt
wurden, haben sich leider bis dato nicht bestätigen können.
Daher bleibt die Chemotherapie (ggf. in Ergänzung durch
Bevacizumab) der einzige Therapieansatz für Patientinnen mit
tripelnegativem Mammakarzinom außerhalb klinischer Studien. Die differenzierte Beratung von Patientinnen mit TNBC ist
besonders wichtig.
Die Literaturliste ist unter [email protected] erhältlich.
Priv.-Doz. Dr. med. Cornelia Liedtke
Prof. Dr. med. Achim Rody
Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe
UKSH, Campus Lübeck
[email protected]
Beratung der TNBC-Patientinnen im klinischen Alltag
Die Beratung von Patientinnen mit TNBC stellt eine Herausforderung an den Therapeuten dar. Auch wenn die Prognose
von Patientinnen mit TNBC generell schlechter ist als die von
Patientinnen mit anderen Mammakarzinomsubgruppen, ist
Vortrag „Klinischer Verlauf bei Patienten mit einem triplenegativen Mammakarzinom“ im Rahmen der Sitzung
„Das triplenegative Mammakarzinom“
Freitag, 28. Juni, 14.30–16.00 Uhr, Saal 13a
ÄP Gynäkologie 3_2013
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