Darf ein Minarett höher sein als ein Kirchturm? Eigentlich provoziert diese Frage zunächst eine ganze Reihe weiterer Fragen. Wo sollen die besagten Bauwerke stehen, in Mitteleuropa, in Saudi Arabien, oder möglicherweise in Tibet? Handelt es sich hier um eine Metapher für den derzeit wieder sehr populären „Kampf der Kulturen“? Geht es vielleicht letztlich doch nur um Architektur, also mit anderen Worten um Ästhetik? Beisst sich das Minarett nicht mit dem Lidl zwei Häuser weiter? Eine Reihe zugegebenermassen absurder Fragen, welche nur illustrieren sollen wie leicht sich dieses Thema banalisieren lässt. Die Tatsache dass es nicht selten so banale Formen annimmt, zeigt uns wie ernst die Lage ist und wie nahe uns die Probleme bereits gerückt sind. Da wir ja bekanntlich dazu neigen mit grossem Selbstverständnis davon auszugehen das wir die Frage eines anderen selbstverständlich in seinem Sinne verstanden hätten, empfiehlt es sich zunächst Rückzukoppeln. Da das in diesem Fall natürlich nicht möglich ist, muss ich mich wohl auf meinen Instinkt verlassen. Das es sich hier tatsächlich um die besagte Metapher handelt ist relativ offensichtlich. Zum Thema an sich ist soviel zu sagen, dass ich um eine grobe Aufteilung nicht herum komme. Unter anderem möchte ich einige Gedanken dazu äussern was der Islam meiner Ansicht nach ist und in welchem Verhältnis er zum Christentum steht. Was wohl kaum überraschen dürfte, ist die Feststellung dass es sich um eine Religion handelt. Als nächstes wäre allerdings die Frage zu klären ob es sich tatsächlich um eine monotheistische Religion handelt. Eine Frage die angesichts des muslimischen Glaubensbekenntnisses („Ich bezeuge dass es keinen Gott gibt ausser Gott und Mohammed ist sein Prophet“) zunächst lächerlich klingen mag. Am Beispiel des Christentums lässt sich aber deutlich erkennen wie leicht sich der Begriff „monotheistisch“ relativieren lässt. Da es in diesem Essay ja um Minarette und Kirchtürme geht, werde ich mich ebenso zum Christentum wie zum Islam äussern.