Fachtagung Berglandwirtschaft Fachschule Salern, 20. November 2013 Reduktion von Herbstzeitlose durch Bestandeslenkung und mechanische Bekämpfung Reinhard Resch Silvia Winter (BOKU), Linda Jung (TLL Thüringen), Giovanni Peratoner (Laimburg), Günther Wiedner (LK Nö) Fachtagung Berglandwirtschaft, Fachschule Salern, 20. November 2013 Ing. R. Resch LFZ-Ref. Futterkonservierung u. Futterbewertung Gliederung • Herbstzeitlose (Colchicum autumnale L.) Erkennung, Vorkommen, Ausbreitung Giftigkeit • Bestandeslenkung / Bekämpfung Frühschnitt Ausstechen/Ausgraben, Ausziehen/Ausreißen, Blütenentfernung Beweidung, Walzen Chemische Bekämpfung • Schlussfolgerungen Fachtagung Berglandwirtschaft, Fachschule Salern, 20. November 2013 Ing. R. Resch LFZ-Ref. Futterkonservierung u. Futterbewertung Herbstzeitlose Wissenschaftlicher Name: Colchicum autumnale L. Lokale Namen: Lichtblume, Zeitlose, Giftkrokus, Herbstkrokus, Wiesensafran, Herbstlilie, Hundshode, Nackte Jungfer, Spinnblume, Uchtblume, Michelwurz, Winterhauch Fachtagung Berglandwirtschaft, Fachschule Salern, 20. November 2013 Ing. R. Resch LFZ-Ref. Futterkonservierung u. Futterbewertung Erkennung der Herbstzeitlose Blüte im Herbst Ende August – Anfang November 6 lila-rosa Blütenblätter 15-25 cm hoch Blätter und Samenkapsel Frühjahr – Sommer Länglich-fleischige Blätter glänzen beidseits, 35-65 cm lang dreifächrige Fruchtkapsel Samenreife bis Mitte Juli 2 mm dicke, kugelige Samen Knolle sitzt 15-20 cm tief im Boden wird jedes Jahr durch eine neue Tochterknolle ersetzt Fachtagung Berglandwirtschaft, Fachschule Salern, 20. November 2013 Ing. R. Resch LFZ-Ref. Futterkonservierung u. Futterbewertung Vorkommen und Ansprüche der Herbstzeitlose Boden frisch, wechselfeucht bis feucht Tiefgründig, humose Ton- und Lehmböden pH 5,5 bis 6,5 gute Kalk und mittlere Stickstoffversorgung Standort Wiesen, Weiden und Auwälder vom Flachland bis auf 2.200 m Seehöhe Ansprüche an die Bewirtschaftung moderat bis nicht gedüngte Wiesen, Brachflächen u. Extensivweiden Mahdempfindlichkeit, daher max. 2 bis 3 Schnitte pro Jahr Trittempfindlichkeit, daher selten auf Koppel- oder Portionsweide Fachtagung Berglandwirtschaft, Fachschule Salern, 20. November 2013 Ing. R. Resch LFZ-Ref. Futterkonservierung u. Futterbewertung Ausbreitung und Vermehrung der Herbstzeitlose • Perfekt an extensive Bewirtschaftung angepasst, weil die Pflanze vor der 1. Mahd aussamen kann. • Samen überleben 1 bis 5 Jahre im Boden. Der größte Teil der Samen keimt im Jahr des Aussamens. • Herbstzeitlosen blühen erst ab dem 4. Jahr • Knolle überdauert niederschlagsarme Sommer und harte Winter. Sind genug Reservestoffe vorhanden, können 2 Tochterknollen gebildet werden (vegetative Vermehrung). Fachtagung Berglandwirtschaft, Fachschule Salern, 20. November 2013 Ing. R. Resch LFZ-Ref. Futterkonservierung u. Futterbewertung Giftigkeit der Herbstzeitlose Alle Pflanzenteile sind sehr stark giftig! • Giftgehalt ist in Pflanzenteilen und nach Jahreszeit verschieden 0,1 bis 2,0 % Colchicin und ca. 20 ähnliche Giftstoffe grüne Blätter ▲, braune Blätter ▼ reife Samen ▲, Blüten ▲ • Gift bleibt nach Silierung bzw. Heutrocknung erhalten! Giftwirkung • starkes Zell- und Kapillargift • Zittern u. Krämpfe, Kolik, lähmungsartige Schwäche, Festliegen • übelriechender, teils blutiger Durchfall, Abmagerung • Versiegen der Milch • Tod nach 1-3 (max. 7) Tagen • Gift wird über Milch ausgeschieden Gefahr für Kälber u. Menschen • Pflanze ist extrem bitter und wird nur bei Futterknappheit oder bei kurz geschnitten vorgelegten Partien gefressen Fachtagung Berglandwirtschaft, Fachschule Salern, 20. November 2013 Ing. R. Resch LFZ-Ref. Futterkonservierung u. Futterbewertung Herbstzeitlose im Vegetationsverlauf Der Alkaloidgehalt verändert sich mit der Entwicklung! Fachtagung Berglandwirtschaft, Fachschule Salern, 20. November 2013 Ing. R. Resch LFZ-Ref. Futterkonservierung u. Futterbewertung Veränderung des Alkaloidgehaltes von Herbstzeitlose in Abhängigkeit des Erntezeitpunktes (Jung, L.S., Eckstein R.L., Otte, A., Donath, T.W., 2012) Untersuchung: Blätter + Kapsel und Samen ● Region Vorderer Vogelsberg o Region Lahn-Dill Hügelland Alkaloidgehalte in Pflanzen-TM Anfang Juni 0,37 – 0,41 % Mitte Juni 0,34 – 0,39 % Anfang Juli 0,23 – 0,27 % Quelle: Weed Research, Volume 52, Issue 4, pages 348-357, 19 MAY 2012 DOI: 10.1111/j.1365-3180.2012.00923.x http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/j.1365-3180.2012.00923.x/full#f3 Fachtagung Berglandwirtschaft, Fachschule Salern, 20. November 2013 Ing. R. Resch LFZ-Ref. Futterkonservierung u. Futterbewertung Verwechslung (http://www.kräutergustel.de/news-baerlauch-herbstzeitlose.php, 02.11.2013) Fachtagung Berglandwirtschaft, Fachschule Salern, 20. November 2013 Ing. R. Resch LFZ-Ref. Futterkonservierung u. Futterbewertung Herbstzeitlose Bestandeslenkung Mechanische Bekämpfung Spätestens ab einer Dichte von 1-2 Pflanzen pro m² bekämpfen! Fachtagung Berglandwirtschaft, Fachschule Salern, 20. November 2013 Ing. R. Resch LFZ-Ref. Futterkonservierung u. Futterbewertung Frühschnitt bzw. -mulchung Strategie • Blatthöhe ca. 25 cm (Ende April/Anfang Mai) • Schwächung der Pflanze durch Erschöpfung der Nährstoffreserven in der Knolle • Kombination mit Düngung auf Nicht-Naturschutzflächen Beachten • Beeinträchtigung von wertvollen Pflanzenarten einjährige Arten, Orchideen, etc. • Naturschutzflächen Abstimmung mit Naturschützbehörden Nutzung 2. Aufwuchs um 2-6 Wochen später als üblich • mehrere Jahre durchführen! Fachtagung Berglandwirtschaft, Fachschule Salern, 20. November 2013 Ing. R. Resch LFZ-Ref. Futterkonservierung u. Futterbewertung Das Versuchszentrum Laimburg Effekt der Bewirtschaftungsintensität auf den Ertragsanteil von Herbstzeitlose (Peratoner et al. unveröffentlicht) * * * * * * statistisch gesicherte Unterschiede Quelle: Versuch Trockenschäden, Aldein 1.200 m, jährliche Vegetationsaufnahmen vor 1. Schnitt Ing. R. Resch Quelle: Versuch Trockenschäden, Aldein (Peratoner et al., unveröff.) LFZ-Ref. Futterkonservierung u. Futterbewertung Fachtagung Berglandwirtschaft, Fachschule Salern, 20. November 2013 Das Versuchszentrum Laimburg Kommentare zur Folie Standort Aldein: ca. 1200 m, unberegnet, nur 1 Schnitt/Jahr vor Versuchsbeginn (vermutlich die Ursache für hohe Ertragsanteile der Herbstzeitlose zu Versuchsbeginn) Vegetationsaufnahmen (Ertragsanteil der Arten in %) bei erstem Schnitt jährlich Versuchsdesign: lateinisches Quadrat 3x3 Behandlungen: 2 Schnitte/Jahr, 0,9 GVE/ha, Solltermin 1. Schnitt am 27. Juni 3 Schnitte/Jahr, 1,4 GVE/ha, Solltermin 1. Schnitt am 4. Juni 4 Schnitte/Jahr, 2 GVE/ha, Solltermin 1. Schnitt am 28. Mai Auswertung: gemischtes Modell mit Jahr als wiederholter Faktor, Berücksichtigung der Designeffekte (x, y), LSD-Test für multiple Vergleiche, Analyse winkel-transformierter Daten, angezeigte Werte sind rücktransformierte Randmitttelwerte Ergebnisse: Wechselwirkung Jahr*Bewirtschaftungsintensität signifikant Im ersten Jahr höherer Herbstzeitlose-Anteil bei intensiverer Variante (bei frühem Schnitt weniger Biomasse der anderen Arten). Nicht in allen Jahren sind signifikante Effekte der Behandlung zu verzeichnen (Fluktuationen bei verschiedenen Behandlungen), im Allgemeinen sind die Ertragsanteilen (trotz kleinerer oberirdischer Biomasse der restlichen Arten beim früheren Schnittzeitpunkt) bei den vierschnittigen Wiesen am niedrigsten, allerdings hat keine Behandlung soweit einen deutlichen zunehmenden Trend: die zunehmende Tendenz der letzten Jahre ist in den nächsten Jahren noch zu bestätigen. Fachtagung Berglandwirtschaft, Fachschule Salern, 20. November 2013 Ing. R. Resch LFZ-Ref. Futterkonservierung u. Futterbewertung Ausstechen / Ausgraben Strategie • Entfernung der gesamten Pflanze inkl. Knolle • Vermehrung durch Knolle bzw. Samen unterbinden • effektivste Bekämpfungsmethode Beachten • nur bei punktuellem Vorkommen sehr arbeitsaufwändig • mindestens über zwei Jahre durchführen • unbedingt Schutzhandschuhe verwenden, weil das Gift über die Haut in den Körper gelangen kann. • Pflanzen von der Fläche entfernen Fachtagung Berglandwirtschaft, Fachschule Salern, 20. November 2013 Ing. R. Resch LFZ-Ref. Futterkonservierung u. Futterbewertung Ausziehen / Ausreißen Strategie • Entfernung der Blätter • Schwächung der Herbstzeitlose durch Entfernung der Blattmasse und Samenkapsel. • Effekt wie Frühschnitt Beachten • nur bei punktuellem Vorkommen sehr arbeitsaufwändig • mindestens über zwei Jahre durchführen • unbedingt Schutzhandschuhe verwenden, weil das Gift über die Haut in den Körper gelangen kann. • Pflanzen von der Fläche entfernen Fachtagung Berglandwirtschaft, Fachschule Salern, 20. November 2013 Ing. R. Resch LFZ-Ref. Futterkonservierung u. Futterbewertung Blütenentfernung Strategie • Entfernung der Blüten • Verhinderung der Befruchtung und Samenausbildung im Folgejahr Beachten • Pflanzen blühen nicht gleichzeitig • alle 7- 10 Tage durchführen arbeitsaufwändig • mindestens über zwei Jahre durchführen • unbedingt Schutzhandschuhe verwenden, weil das Gift über die Haut in den Körper gelangen kann. Fachtagung Berglandwirtschaft, Fachschule Salern, 20. November 2013 Ing. R. Resch LFZ-Ref. Futterkonservierung u. Futterbewertung Beweidung bzw. Walzen Strategie • Mechanische Verletzung der Blätter durch Tritt bzw. Quetschung • Narbenverdichtung zur Schädigung der Knolle • Schwächung der Nährstoffreserven • Reduktion der Samenausbildung Beachten • intensiver Weidegang im zeitigen Frühjahr • unversehrte Pflanzen abmähen und entfernen arbeitsaufwändig • mindestens über zwei Jahre durchführen • Stachelwalzen brachten in Versuchen Keine relevanten Bekämpfungserfolge Fachtagung Berglandwirtschaft, Fachschule Salern, 20. November 2013 Ing. R. Resch LFZ-Ref. Futterkonservierung u. Futterbewertung Das Versuchszentrum Laimburg Wirksamkeit mechanischer Bekämpfungsmaßnahmen (Peratoner 2013, unveröffentlicht) • • Standort (St. Veit 1490 m / Kameriot Wiesen 1460 m) 2009 bis 2012 – 3 Behandlungen Fachtagung Berglandwirtschaft, Fachschule Salern, 20. November 2013 Ing. R. Resch LFZ-Ref. Futterkonservierung u. Futterbewertung Kommentare zur Folie Faktoren: Mechanische Behandlung (Mahd / Stachelwalze) Düngung (keine / 20 m³/ha Gülle 2:1 verdünnt) Übersaat (keine / 20 kg/ha Saatgutmischung für hohe Lagen nach der Behandlung) Standort (St. Veit 1490 m / Kameriot Wiesen 1460 m) Jahr (2009 bis 2012 – 3 Behandlungen) Versuchsdesign: randomisierte vollständige Blockanlage mit 4 Wiederholungen Wirksamkeit nach Henderson & Tilton (%-Reduzierung der Pflanzendichte der Herbstzeitlose, die Schwankungen der Pflanzendichte der Kontrolle werden mitberücksichtigt) Zeitpunkt der Behandlung (etwa Mitte Mai in St. Veit, um den 10. Juni bei den KameriotWiesen): 2009: bei der Kapselbildung/abgeschlossene Kapselbildung 2010: bei der Kapselbildung 2011: bei der Kapselbildung Ergebnisse: Mahd ist wirksamer als die verwendete Stachelwalze. Düngung und Übersaat zeigten keine Wirkung. Fachtagung Berglandwirtschaft, Fachschule Salern, 20. November 2013 Ing. R. Resch LFZ-Ref. Futterkonservierung u. Futterbewertung Chemische Bekämpfung Strategie • Abtötung von Pflanze und Knolle • Verhinderung der Ausbreitung und Vermehrung Beachten • es gibt kein spezifisch wirksames Herbizid gegen Herbstzeitlose • Totalherbizid nur zur Punktbekämpfung arbeitsaufwändig Verbot auf Naturschutzflächen! Fachtagung Berglandwirtschaft, Fachschule Salern, 20. November 2013 Ing. R. Resch LFZ-Ref. Futterkonservierung u. Futterbewertung Schlussfolgerungen Bekämpfung Herbstzeitlose • Bekämpfung der Herbstzeitlose ist aufgrund des Vergiftungsrisikos von Nutztieren empfehlenswert • Ausstechen bzw. ausgraben ist sehr effizient, aber arbeitsaufwändig nur bei wenigen Pflanzen • Frühschnitt oder Ausziehen/Ausreißen erfordert konsequente Durchführung über mehrere Jahre. Auf Naturschutzflächen Abstimmung mit Behörde! • Beweidung oder Walzen zeigen kaum Wirkung • Chemische Bekämpfung nur punktuell mit Totalherbiziden auf Nicht-Naturschutzflächen möglich Fachtagung Berglandwirtschaft, Fachschule Salern, 20. November 2013 Ing. R. Resch LFZ-Ref. Futterkonservierung u. Futterbewertung Kontakt: Ing. Reinhard Resch 03682 / 22451-320 [email protected] www.raumberg-gumpenstein.at Danke für die Aufmerksamkeit! Fachtagung Berglandwirtschaft, Fachschule Salern, 20. November 2013 Ing. R. Resch LFZ-Ref. Futterkonservierung u. Futterbewertung