Die Klänge und Farben des Andreas Willscher Der Organist, Komponist und Maler Andreas Willscher gefiel im Kloster Brandenburg mit einem Konzert und einer Bilderausstellung. Foto: Kurt Högerle Andreas Willscher (zweiter von links) vor seinen Bildern mit Gästen und Schwestern vom Kloster Brandenburg. Im Kloster Brandenburg hat der Komponist Andreas Willscher am Samstag einige seiner Kompositionen an der dortigen Kirchorgel aufgeführt. Willscher gehört zu den wenigen zeitgenössischen Komponisten, die regelmäßig aufgeführt werden. Der Hamburger Komponist und Kirchenmusiker war schon 1960, im Alter von nur 15 Jahren, Organist der Pfarrei St. Franziskus in der Hansestadt. Dieser Passion ist er bis heute treu geblieben. Er ist noch heute Kirchenmusiker bei der katholischen Kirchengemeinde St. Joseph in HamburgWandsbeck. In Kontakt mit dem Kloster Brandenburg kam er, weil Schwester Maria Agnes vor ihrer Ordenszeit in eben dieser Gemeinde tätig war. Seither wird diese Freundschaft durch viele Besuche gefestigt. "Diese Woche werden einige meiner Stücke in Rheinsberg aufgeführt, da möchte ich unbedingt dabei sein", erzählte der Vielbeschäftigte seinen Gästen. Seine 16. Orgelsinfonie wurde gerade unter großer Anteilnahme der Landesregierung und des Bischofs in Thüringen uraufgeführt. Zum samstäglichen Konzert kamen, wohl auch wegen der großen Hitze, kaum zwei Dutzend Interessenten. Breit angelegte, Abend füllende Sinfonien spielte der Meisterkomponist nicht, dafür aber viele kleine Stücke, die manchmal kaum eine Minute lang waren. Dabei hat es Willscher besonders die Tierwelt angetan. Er spielte aus seinem "Aquarium, Vogelarium und Terrarium". Überschrieben waren diese Stücke meist ganz einfach als Seepferdchen, Sperling, Waldameise, Biene, Zitronenfalter oder auch als Kartoffelkäfer. Auch wenn es in Kirchen nicht üblich ist, ein Konzert zu moderieren oder wenigstens die Titel der Stücke anzusagen, und obwohl die Besucher nicht zu den routinierten Kennern zeitgenössischer Orgelwerke gezählt werden konnten: Nach wenigen Tönen oder Takten war jedem klar, welches Tier gerade musikalisch skizziert wurde. Waldameisen laufen bei Willscher militärisch straff organisiert, schwer gravitätisch, im Zweivierteltakt, Hummeln haben den Blues, und Kartoffelkäfer bedrohen alles mit ihrer schieren Anzahl. Willscher ist nicht nur einer der profiliertesten Orgelkomponisten, sondern er forscht nach unbekannten, verloren gegangenen Kompositionen. Er entbot daher in seinem Konzert auch einem unbekannten Meister des 14.Jahrhunderts seine Referenz wie dem Franzosen Henry Tobi, einem, wie der Organist meinte, "ungemein fleißigen und zu Unrecht vergessenen Komponisten. Dabei sei weder das Geburts- noch das Sterbedatum Tobis bekannt. Damit nicht genug. Willscher versteht es auch zu malen. Die Tiere, die er in seinem Konzert musikalisch skizzierte, hielt er auch auf Leinwand fest. Diese Bilder und noch mehr spendete der Organist dem Kloster zum Verkauf. Damit soll die Pflege der bestehenden Orgel und die Anschaffung eines digitalen Pianos ermöglicht werden. KURT HÖGERLE | 09.07.2015