Handel und Geldwesen in Europa 1000 – 1900 (P

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Handel und Geldwesen in Europa 1000 – 1900 (P. Eigner)
Voraussetzungen: Arbeitsteilung zw. Städten und Land macht
Austausch von Gütern (Handel) notwendig, ebenso genereller
Mangel an bestimmten Gütern (wegen naturräumlicher,
klimatischer Unterschiede) > führt zu Arbeitsteilung aufgrund
komparativer Kostenvorteile
Standortvoraussetzungen: Handelsstädte entlang /am
Kreuzpunkt von Handelswegen, Lage am Meer, an Flüssen >
Verkehrsknotenpunkte
enge Verbindung von Handel und Geldwesen: Um Handel zu
gewährleisten, braucht es Fachleute, die sich im
Zahlungsgeschäft und mit Geld unterschiedlicher Münz- und
Währungsräume auskannten sowie ein adäquates
Instrumentarium für interregionalen und internationalen
Zahlungsverkehr entwickelten und bereitstellten
Handel insbesondere angeregt durch Nachfrage der Städte
bzw. der oberen Schichten der Bevölkerung
Handelszentren gleichzeitig Finanzzentren
Abfolge bis Ende 19. Jh.: Byzanz – Venedig / Genua / Florenz
– Brügge – Antwerpen – Amsterdam – London
Entscheidende Faktoren für Handelsentwicklung:
Weiterentwicklung der Produktion/Produktivität
der Transportmöglichkeiten bzw. der
Geschwindigkeit der Beförderung
der Organisation
der Finanzierung
der Buchhaltung, der Logistik
der Sicherheit
der Lager-/Konservierungsmöglichkeiten
der Verteilung der Waren
Handel und Geldwesen 1000-1500
Im 10. Jh. gelang es ital. Hafenstädten, Monopol der
byzantinischen Schifffahrt zu durchbrechen
Byzanz bleibt Zentrum des Welthandels und Anziehungspunkt
für fremde Kaufleute: um 1180 rd. 60.000 Italiener
Kreuzzüge und Kolonisierung Osteuropas wirken belebend
auf Handel: mit jeder neu gegründeten Stadt entstand neuer
Markt, mit städt. Oberschicht steigt Nachfrage nach
Luxusartikeln
Nordital. Städtezentrum: Handelsbeziehungen zw. Italien und
Levante Luxusgüter aus Osten Gewürze, Seide, Edelsteine, in
Gegenrichtung einfache Stoffe, Metallwaren
Innereuropäisch dominiert Warenfluss zw. Norditalien und
Flandern/Brügge: Flämisches Tuch gegen Getreide, Salz und
Wein, aber auch Teer, Pelze aus kolonisiertem Osten
Urbanisiertes Flandern und Holland kommunizieren mit
Skandinavien, Polen und Russland
seit 13./14. Jh. gewinnen mächtige deutsche Wirtschaftsräume
an Bedeutung
Ost- und Nordseeraum gewann an Bedeutung, zunächst von
Skandinavien, dann vom Städtebund Hanse (1230 Allianz zw.
Lübeck und Hamburg; 1367 begr.) beherrscht
Seit Spätmittelalter ging von Expansion des Seehandels große
ökonomische Dynamik aus, Geografie des Kontinents spielte
dabei große Rolle
glz. auch Landhandel zw. S- und N-Europa bedeutend, große
Messen und Märkte 4 Messestädte der Champagne (seit 12.
Jh.) brachten kommerzielle Verfahren und Einrichtungen
hervor > Handelsgerichtsbarkeit, Wechsel und andere
Kreditinstrumente
Genau durch diese Fortschritte, durch verfeinerte
Organisation, aber auch durch Eröffnung einer direkten
Seeverbindung zw. Italien und Brügge beschleunigter Verfall
der Champagne-Messen
Alpenpässe Brenner und St. Gotthard verbinden Ebenen von
Padua und Venedig mit Oberdeutschland (Nürnberg,
Regensburg, Augsburg Höhepunkt im 14. Jh.)
Seehandel überragende Bedeutung (daher zunehmend
Schiffbau entscheidende Komponente): weit höhere Kapazität
und billigere Transportmöglichkeiten (niedrigere
Frachtkosten) zu Wasser von Mittelmeerhäfen (durch Straße
von Gibraltar) nach Brügge, später Antwerpen
Handelstransaktionen oft mit Bankgeschäften gekoppelt > aus
Kaufleuten erwachsen Finanziers und Bankiers
Geldwesen: in letzten zwei Jahrhunderten des MAs litt Europa
unter Mangel an Zahlungsmitteln Widerstand der Kirche
gegen Geldgeschäfte (Wucherverbot) durch Überlegungen zur
Vorstellung eines Risikos bzw. Schadens für Gläubiger
aufgeweicht
Depositenbanken in Venedig und Genua mit Neuerungen wie
Verrechnungskonten, Überziehungsmöglichkeiten, Wechsel
(zunächst in Verbindung mit Warenhandel, dann reine
Finanzinstrumente ohne Warenbezug), zunehmend Geschäfte
auf Kreditbasis (auch wegen verwirrender Vielfalt im
Münzwesen)
Def.: Wechsel ist Wertpapier, das eine unbedingte
Zahlungsanweisung des Ausstellers an den Bezogenen enthält,
an jenen oder einen dritten zu einem bestimmten Zeitpunkt an
einem bestimmten Ort eine bestimmte Geldsumme zu zahlen
Geldwechsler auf Messen und in Handelsstädten wichtige
Aufgabe > spätere Bankiers
Zunächst Silberwährung, dann verstärkte Prägung von
Goldmünzen - erst Florentiner Goldgulden (1252 erstmals
ausgegeben) stabile Währung
Handel litt unter Unvollkommenheiten des Geldsystems:
Falschmünzerei, Instabilität von Währungen durch
Abänderungen, hohe Schwankungen im Wechselkurs von
Gold und Silber führen zu sog. Verrechnungswährungen, die
mit wirklichen Währungen verbunden waren
Handel und Geldwesen 1500 – 1800
Kreditsystem und Netz von Handelsbeziehungen hing eng mit
Münzmetallreserven zusammen Zufluss von Geld und Silber
v. a. aus Neuer Welt > Preisrevolution, gleichzeitig jedoch
sinkende Reallöhne
Zw. 15. und 18. Jh. Blütezeit des Handels, oft von
kommerzieller Revolution die Rede > Handel größte Dynamik
Merkmale:
- neue Handelswege nach Übersee
- Schwerpunktverlagerung vom Mittelmeerraum zu nördl.
Gefilden
- Art der Waren ändert sich, größere Vielfalt
- Organisation des Handels umgestaltet
Zunehmende Verlagerung der Wirtschaftszentren, damit auch
des Handels von Süden nach Norden
Italien > Portugal, Spanien
ital. Städte verloren Monopol im Gewürzhandel an Portugal
Um 1515 beherrschen Portugiesen den gesamten Raum des
Indischen Ozeans
Spanier erobern Azteken- (1519-21) und Inkareich (1530er),
Ende 16. Jh. Oberherrschaft über Gebiet zw. Florida und
Südkalifornien im N bis nach Chile und zum Rio de la Plata
(mit Ausnahme Brasiliens)
Änderung der wichtigsten Handelsrouten, dadurch
Süddeutschland, Schweiz von weniger Bedeutung
Es profitieren England, Niederlande, Nordfrankreich
Abfolge der Welthandelsplätze Brügge > Antwerpen >
(Hintergrund Aufstand der Niederlande 1568 gegen
Fremdherrschaft der Spanier) Amsterdam, zentral dabei Börse
(Markt für Waren oder Finanzinstrumente)
Große Handelsräume:
Mittelmeerraum, Mitteleuropa, Ostseeraum, Atlantik
Überseehandel: atlantischer Dreieckshandel
Von Europa aus Schiffe mit Stoffgeweben und billigem
Schmuck nach Afrika, wo Ladung gegen Sklaven getauscht
wurde – dann Richtung Karibik, wo Zucker, Rum und
Baumwolle erworben wurden
Womit wird gehandelt: Getreidehandel, Rinderhandel,
Kupferhandel, Textil /Tuchhandel
Kolonialwaren: Kaffee, Tee, Kakao, Farbstoffe, Gewürze
(insb. Pfeffer), Gold/Silber, Kartoffeln, Tomaten, Mais, Reis
Aufstieg der Niederlande v. a. in Handelsfunktion durch
Schwäche Portugals bedingt
Niederlande Goldenes Zeitalter 17. Jh. > 1602 Gründung der
nl. Ostindischen Kompanie > Gewürzinseln, Indien
Amsterdam nahm im internationalen Zahlungssystem
Schlüsselstellung ein, Zentrum des europäischen
Edelmetallhandels
Art der Waren von Luxuswaren zu Stapelgütern (Getreide,
Holz, Fisch, Wein, Salz, Metalle, Rohmaterialien für
Textilgewerbe und Stoffe)
Für Merkantilismus aktive Handelsbilanz von zentraler
Bedeutung
Navigationsakte 1651 gegen Übermacht der NL: alle
Importwaren GBs ausschließlich auf brit. Schiffen oder
Schiffen des Warenursprungslandes transportiert und zwar auf
direktem Weg > damit letztlich Stellung Amsterdams als
Stapelplatz untergraben
Institutioneller Wandel im Geldwesen zw. Spätmittelalter und
19. Jh.:
Es entstehen eine Reihe innovativer Geldinstitute, z. B.
Amsterdamer Wisselbank (Wechselbank) als Modell der
öffentlichen Depositen- und Wechselbank
Bank of England 1694 als Prototyp der modernen Notenbank
Darlehen ab bestimmter Summe verbrieft > Verschriftlichung
von Krediten > Schuldverschreibungen Wechsel Pfand- und
Hypothekarkredit
Entpersönlichung des Kredits am Beispiel Wechsel von lokal
und persönlich fixiertem Schuldbrief zur freien Diskontierung
Weiterhin anhaltende Animosität gegen Geldverleih, glz.
freisinnigere Einstellung zum Geldverleih, die in „Revolution
der Zinssätze“ zum Ausdruck kam
Zwar noch Dämonisierung des Kredits (Stereotyp des
Wucherjuden), gleichzeitig Kredit Wandel unterzogen:
Hypothekarkredit oft als erster Schritt in unausweichlichen
Bankrott gewertet; später gehört es in Oberschicht zum
Habitus, offene Kredite zu haben
Leihen und Borgen Bestandteile einer Ökonomie, die auf
reziproken Banden des Austauschs und der
Nachbarschaftshilfe beruhte
Individualität der Käufer-Händler Beziehung: Je näher
Beziehung zw. Schuldner und Gläubiger desto geringer
Zinsmargen
Handwerker schnitten Preise auf einzelne Kunden zu
handwerklicher Borgkauf: Produzenten aufgrund langer
Rechnungsperioden und Umschlagzeiten auf gegenseitigen
Vorschuss angewiesen
Klassischer Kredit armer Leute: Pfandleihe
(Haushaltsgegenstände, Schmuck, Kleider)
Handel und Geldwesen im 19. Jahrhundert
Transportrevolution durch Eisenbahn und Dampfschiff
befördert Handel zw. 1840 und 1880 enorme Zuwachsraten im
Welthandel, verstärkter Kapitalexport (überragende
Bedeutung GBs: 1914 43% aller Auslandsinvestitionen)
massenhafte Migration
Oft von erster, vom Beginn der Globalisierung die Rede
Mehr als die Hälfte aller Auslandsinvestitionen werden in
Europa und Nordamerika getätigt (Großteil Russland),
Großteil der Investitionen floss in Anleihen, Eisenbahnbau
und sonst. Infrastruktur
v. a. ab 1890 große Veränderungen in der internationalen
Arbeitsteilung unter prinzipieller Berücksichtigung der sich
aus komparativen Kostenvorteilen ergebenden
Wettbewerbsvorteile (aufbauend auf David Ricardo: dabei
geht es nicht um absolute Produktionskosten, sondern relative
Kosten der produzierten Güter zueinander)
im Gegensatz dazu List, der für Schutzzölle plädierte
widersprüchliche Praxis hinsichtlich Freihandels
durch Abschaffung der Kornzölle 1846 und Vertrag zw. GB
und F 1860 bzw. 1862 zw. F und Preußen Freihandelssystem
es entsteht Netzwerk internationaler Handelsverträge mit
Meistbegünstigung (wenn ein Vertragspartner mit einem
Drittland bessere Handelsbedingungen trifft, kommt der
andere Partner automatisch in Genuss niedrigerer Zölle)
als Folge der Krise 1873 Rückkehr zum Protektionismus
dieser Handelspolitik kam entscheidende Bedeutung für
Verschlechterung des außenpolitischen Klimas zu, Ausmaß
der Handelsrückgänge hielt sich jedoch in Grenzen
1870-1914 klassische Periode des Imperialismus
Abhängigkeit einz. Regionen von Europa und USA (etwa
Lateinamerika) steigerte sich enorm
Erklärungsversuche:
Ökonomisch > Investitionsmöglichkeit für überschüssiges
Kapital, geringe Anlage- bzw. Profitmöglichkeiten im Inland
wegen Disproportionalitäten zw. Konsum und Produktion im
Mutterland
> Als Folge sozialer Ungleichheit zw. Zentrum und Peripherie
> Politisch-ideolog. Gründe z.T. geistig-kulturelle,
missionarische Dimension: Überlegenheit der westl.
Zivilisation, der weißen Rasse
> Reaktion sozialkonservativer Politiker auf System
bedrohende Konflikte und Spannungen Wehlers
Sozialimperialismus-Theorie
Geld- und Währungsgeschichte Europas im langen 19. Jh.
durch drei Entwicklungstendenzen bestimmt:
1. Die Entstehung des internationalen Goldstandards,
2. die Entwicklung der Banknoten zu gesetzlichen
Zahlungsmitteln bzw. die Ausbildung der Zentralnotenbanken,
3. die wachsende Bedeutung des bargeldlosen
Zahlungsverkehrs und des Giralgeldes
ad 1. am Beginn des 19. Jhs. drei verschiedene
Währungssysteme Doppel- (F bzw. Staaten der lateinischen
Münzunion 1865 F, I, Schweiz, Belgien, dann Griechenland,
ohne Beitritt Spanien und Rumänien), Gold- (nur GB) und
Silberwährung (alle anderen, im Dt. Bund 1815 etwa neun
verschiedene Münzsysteme, durch Dt. Zollverein 1833 Weg
zur dt. Währungseinheit eingeleitet, 1838 norddt. Taler, süddt.
Guldengebiet, 1857 Wr. Münzvertrag zw. Zollverein und
Österreich, > 3 Währungs- und Münzgebiete)
durch Vergrößerung der Goldvorräte wurde Gold im
Vergleich zu Silber billiger, damit wurden in
Doppelwährungsländern die billiger werdenden Goldmünzen
zum Hauptzahlungsmittel, es entstand in den Ländern der lat.
Münzunion eine faktische Goldwährung, in letzten drei
Jahrzehnten des 19. Jhs. gingen alle wichtigen Industrieund Handelsländer zu Goldwährung über
> bis zum 1. WK Goldparitäten der einz. Währungen
unverändert, Wechselkurse stabil, dies eine der
wesentlichen Voraussetzungen für die Entwicklung der
mod. Weltmarktwirtschaft und für wachsende Intensität
des internat. Handels
ad 2. solange Banknoten nicht eigentliche Zahlungsmittel
waren, zwei Typen von Papiergeld, das von Regierungen
ausgegebene Staatspapiergeld und von priv. oder öff.
Notenbanken emittierte Banknoten
Diskussion über das Verhältnis von Notenumlauf und
Metallvorrat
Vertreter der Currency-Theorie forderten Deckung der
Banknoten zu 2/3 in Goldmünzen und -barren, zu 1/3 in
staatlichen Schuldtiteln, durch Peelsche Bankakte 1844 (in
England und Wales Verbot der Konzession neuer
Notenbanken, bestehende Notenbanken durften Notenumlauf
nicht erweitern) Entwicklung der Bank of England zu
Zentralnotenbank eingeleitet
Vertreter der Banking-Theorie fordern Dritteldeckung des
Notenumlaufs in Münzmetall, 2/3 in erstklassigen
Handelswechseln (setzt sich durch) > 1. Bank 1856 Preußische
Bank (von Reichsbank 1876 übernommen) in Amerika
National Banks ab 1863
Emissionsinstitute zunehmend staatlicher Kontrolle unterstellt
und auf wenige Institute konzentriert, am Ende meist zentrale
Notenbank, die direkter staatlicher Kontrolle unterlag und als
funktioneller Träger der Währungs- und Geldpolitik fungiert
Weitere wesentliche Entwicklung Entwicklung der Banknote
zum gesetzlichen Zahlungsmittel, zum Bargeld, Zentralbanken
garantierten Einlösung der Banknote in Gold, Münzmetall
reichte nicht aus, um steigenden Geldbedarf zu decken,
wie bei Goldwährung GB auch bei Entwicklung der Banknote
Vorreiter: ab 1833 erlangten von Bank of England
ausgegebene Noten Status des gesetzlichen Zahlungsmittels,
1845 Geltung der Banknoten auf Schottland ausgedehnt
ad 3. strenge Deckungsvorschriften begrenzen Notenumlauf,
somit Drängen auf Alternative bargeldloser Zahlungsverkehr
(in GB 1856 Postüberweisungen, 1861 Postsparkasse)
Akteure auf dem Geld- und Kreditmarkt: Privatbanken,
Sparkassen, Aktienbanken und Spezialbanken
in Phase des industriellen Aufbaus Kreditwesen durch
Privatbankiers, öff. Banken und Staatsbanken bestimmt, dazu
parallel Verbreitung der AG als neue Unternehmensform
weiteres wesentliches Merkmal in 1. Hälfte des 19. Jhs
Aufstieg des Sparkassenwesens (für ärmere
Bevölkerungsschichten)
Wichtigstes Betätigungsfeld der Privatbankhäuser
Staatsanleihegeschäft, dann Finanzierung von
Infrastrukturmaßnahmen, insb. des Eisenbahnbaus (Gründung
von Kapitalgesellschaften, an denen sich Privatbankiers
beteiligten, wichtige Rolle auch bei Finanzierung der frühen
Industrie (in F mehr als in D), wobei großer Teil des
Industriekapitals aus Industrie und Gewerbe selbst kam
In Ländern, in denen wirtschaftliche Entwicklung eher gering
war, bestimmten zumeist die öffentlichen Banken das
Bankwesen
Weitere Innovation Entstehung von Aktienbanken,
um 1820 Entstehung in England und Belgien, etwa 1822
spätere Société Générale de Belgique erste Investment-Bank
auf Aktienbasis, später Gründung eigener Finanzierungsgesellschaften, die dem Typus der heutigen Investitionsbank
sehr nahe kamen
Beispielhaft letztlich 1852 in Frankreich ins Leben gerufener
Crédit Mobilier
1853 Bank für Handel und Industrie (Darmstädter Bank)
1855 Creditanstalt für Handel und Gewerbe
2. Hälfte 19. Jh. Strukturwandel: Aktien- und Kreditbanken
lösen private Bankhäuser hinsichtlich Industrie- und
Eisenbahnfinanzierung ab, letztere blieben bedeutsam für
Handelsfinanzierung (insb. in England, wo Bankhäuser
Außenhandelsfinanzierung betrieben > merchant bank, erst
Baring Brothers führend um 1820 von Rothschild überholt)
und Platzierung öff. Anleihen
Verbreitung von Kreditgenossenschaften u. Genossenschaftsbanken
Weitere Verbreitung von Sparkassen
in England blieb Spezialbankensystem bestehen (während sich
in Kontinentaleuropa Universalbankensystem etablierte)
Geschäftsbanken commercial banks Konzentration auf
Einlagen und kurzfristiges Kreditgeschäft
Handelsbanken merchant banks auf internationales
Bankgeschäft spezialisiert
Überseebanken (overseas banks)
Postsparkassen post office savings banks
Sparkassen savings banks
in D bzw. Ö-U im letzten Viertel des 19. Jhs Universalbanken,
die Depositengeschäft und kurzfristiges Kreditgeschäft mit
langfristigem Effekten- und Gründungsgeschäft kombinierten,
daneben breit gefächertes System von Spezialbanken
Erhebliche informationsökonomische Vorteile, Erfahrungen
aus laufenden Geschäftsverbindungen
Hohe volkswirtschaftliche Kosten bedingt durch
Konzentration wirtschaftlicher Macht bei Großbanken
Dazu Hypothekenbanken (Ausgangspunkt Crédit Foncier erste
privatrechtliche Hypothekenbank in Form einer AG, Bank
vergab Darlehen gegen hypothekarische Sicherheiten und
refinanzierte sich durch Emission von Pfandbriefen
Ursprgl. Aufgabe Agrarkredit weniger wichtig als städtische
Investitionen, insb. Wohnungsbau), Sparkassen (füllen durch
Entgegennahme kleiner Sparbeträge Lücke in der
Kreditorganisation)
Genossenschaftsbanken: aus Schulze-DelitzschKreditgenossenschaften entwickeln sich Volksbanken, dazu
ldw. Kreditgenossenschaften Raiffeisen aufgrund struktureller
Veränderungen in Ldw. und Handwerk
Handel und Geldwesen im 20. Jh.
Entwicklung bis 1945
Internationales Wirtschafts- und Handelssystem in erster
Hälfte 20. Jh. durch massive Desintegrationstendenzen
geprägt > Wirtschaftlicher Nationalismus, strikter
Protektionismus „Neomerkantilismus“
1. WK führt zur Auflösung des Goldstandards durch enorm
hohe Kriegsanstrengungen, Kriegsfinanzierung durch
Herausgabe kurzfristiger Schuldtitel (diese
Schuldverschreibungen entweder bei fortgesetzter Kriegsdauer
verlängert oder durch Steuereinnahmen oder Platzierung von
Staatsobligationen beim privaten Publikum zurückgezahlt)
durch überwiegende Kriegsfinanzierung durch
Kreditaufnahme entstand beträchtlicher Geldüberhang, durch
Einfrieren der Preise sog. verdeckte Inflation
Zunächst 1924-28 Rückkehr zum, dann in 30ern vielfach
Abkehr vom Goldstandard durch entweder Abwertung oder
Devisenbewirtschaftung
Weltwirtschaftskrise (WWK) vollendete gewissermaßen
Desintegration der Weltwirtschaft, die durch Störung der
internationalen Arbeitsteilung bedingt war, durch
wirtschaftliche Desintegration infolge der Friedensverträge
(Kriegsschulden und Reparationen), und, wie einige meinen,
durch Ausweitung der Sozialsysteme nach 1918
WWK Monetaristische Erklärung: Liquiditätskrise in USA
Tiefe und Ausmaß der Krise von Zerrüttung des
internationalen Handels- und Zahlungsverkehrs bestimmt,
WWK zurückzuführen auf Weigerung der USA Führungsrolle
in Weltwirtschaft einzunehmen
Folgen im Kreditsektor: Banken- und Währungskrise,
teilweise Verstaatlichungsmaßnahmen, verstärkte
Konzentration, stärkere Konzentration auf Spareinlagen, glz.
Bedeutungsverringerung der Kreditfunktion in den 30ern
Im Handel Übergang zur Außenhandelsbewirtschaftung
Protektionismus und drastische Reduktion des Welthandels
Entwicklung nach 1945
Gewaltiger Aufschwung bis zur Ölkrise
Danach Periode 1973 bis 82 von rezessiven und
stagflationären Tendenzen (glz. Auftreten von Inflation und
niedrigem Wachstum) geprägt,
Dann wieder Erholung bis 1990, danach wieder Ende des
Aufschwungs sichtbar
Währungsreformen Gold spielte als Deckung keine Rolle
mehr
Großzügige Kredit- und Zuschussvergabe seitens USA an
Zugeständnis geknüpft, sich vom Bilateralismus abzuwenden
Bedeutende Rolle des GATT (1947) führte zu über 120
bilateralen Handelsabkommen mit teils bedeutenden
Zollsenkungen
Handel wuchs wieder schneller als Produktion
Länder mit starker Exportorientierung wuchsen am stärksten >
export-led growth, andere sahen in Inlandsnachfrage
entscheidenden Faktor (home-spun growth)
Heckscher-Ohlim Theorem: Güter, für die hauptsächlich
Produktionsfaktoren angewendet werden, über die ein Land
reichlich verfügt, bieten sich für Export an., Güter für die
knappe Produktionsfaktoren anzuwenden sind, für Import
Der in Produkten verkörperte Faktor Arbeit wird
ausschlaggebend für Industriestandorte
Währungspolitische Rahmenbedingungen im Bretton WoodsAbkommen 23. Juli 1944 festgelegt, nur US Dollar
(Leitwährung im Weltwirtschaftssystem) fest an Gold
gebunden (35$ je Unze Gold), jederzeit konvertibel, alle
anderen Währungen starre Wechselkurse gegenüber Dollar Wechselkurse gegenüber Dollar mussten durch
Devisenmarktinterventionen sichergestellt werden – nur bei
dauerhaften Ungleichgewichten Ab- bzw. Aufwertungen
Bretton Woods-Abkommen:
Ziel reibungslose Abwicklung des Welthandels bei festen
Wechselkursen (Bretton Woods-System Festkurssystem wie
Goldstandard)
Prinzipien:
Freie Konvertibilität der Währungen
Goldeinlösepflicht für Leitwährung
Herstellung eines außenwirtschaftlichen Gleichgewichts
Garantie fester Wechselkurse
Ausweitung der Handelsbeziehungen
Das Abkommen sah im Gegensatz zum Goldstandard keine
dem System immanenten Anpassungsmechanismen zum
Zahlungsbilanzausgleich bzw. zur Stabilisierung der
Wechselkurse vor, für Zahlungsbilanzausgleich musste man
auf den Internationalen Währungsfonds und die Weltbank
(internationale Bank für Wiederaufbau und Entwicklung)
zurückgreifen
Bretton Woods System stark von USA dominiert, solange
Dollar knapp war, arbeitete System reibungslos, sobald sich
Dollarmenge außerhalb des Landes vergrößerte >
Vertrauensschwund, Golddeckung nahm ab
Vietnam-Krieg durch Erhöhung der Geldmenge finanziert
Anhaltende Leistungsbilanzdefizite führten zu
Vertrauensverlust des Dollars und setzten ihn unter
Abwertungsdruck > enorme Goldabflüsse, darauf mit
zunehmender Flexibilität reagiert, 1971 Konvertierbarkeit des
Dollars aufgehoben, 1976 Rolle des Goldes für internationales
Währungsgefüge endgültig besiegelt, Gestaltung des
Wechselkurses jedem Land freigestellt, durch Freigabe der
Wechselkurse bis 1980 Dollarkrise
Seitdem goldbasierte Währungen die Ausnahme,
internationaler Zahlungsausgleich erfolgt durch die Auf- und
Abwertung der Währungen am Devisenmarkt, Wechselkurse
werden auf dem Devisenmarkt durch Angebot und Nachfrage
bestimmt
Weg zum Europäischen Währungssystem
Vereinbarung der (Ausländer-)Konvertibilität zw. wichtigsten
westeurop. Ländern und USA, Kanada 1958
1971-79 Neuordnung der Wechselkursregime Schlange im
Tunnel (Abrede von Bandbreiten sowohl der europ.
Währungen untereinander als auch dieser zum Dollar) >
Schlange ohne Tunnel kontrolliertes bzw. unabhängiges
Floating gehört zu System weitgehend flexibler Wechselkurse
1977/79 Europäisches Währungssystem EWS System fester,
aber anpassungsfähiger Leitkurse, ECU als Rechnungsgröße
Durchbruch 1998 mit Gründung einer Europ. Zentralbank und
Einführung einer gemeinsamen Währung
Verstärkte Globalisierung seit 1980ern steigende Bedeutung
internationaler Kapitalbewegungen und des Welthandels
begleitet von Öffnung und Deregulierung der Finanzmärkte
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