CAMPUS AKTUELL 17. Mai 2006 13 »Hercules« – ein Drama der Musikgeschichte Die Junge Kantorei unter Joachim C. Martini bringt ein selten aufgeführtes Werk zu Gehör Das musikalische Drama »Hercules« zählt nach Einschätzung der Musikwissenschaft zu den Wunderwerken der Musikgeschichte. Entwurf und Vollendung dieser einzigartigen Komposition bewältigte Georg Friedrich Händel in nur wenigen Wochen – vom 19. Juli bis zum 21. August 1744 in London; doch die Geschichte ihrer Aufführungen stand von Anbeginn unter einem Unstern. ändel hatte sich, beflügelt von Erfolgen der in den Vorjahren im »Theatre Royal«, Coventgarden, im Frühjahr aufgeführten Oratorien, eine neue Wirkungsstätte ausgesucht: Er mietete das »King‹s Theatre« am Haymarket und kündigte von November 1744 bis April 1745 insgesamt 24 Aufführungen an, die er durch Subskriptionen zu finanzieren hoffte. Wiederholungen erfolgreicher Oratorien standen ebenso auf dem Programm wie zwei Premieren, die des »Belshazzar« und des »Hercules«. Leider hatte Georg Friedrich Händel indes die Eigenarten des im weiteren Sinne des Wortes »kulturellen Lebens« in London während des Winters falsch eingeschätzt. Im Gegensatz zur besinnlichen und stillen Fastenzeit gab es ein Überangebot an Unterhaltung und erschöpfte allmählich auch die Aufnahmefähigkeiten der feierlustigen und umtriebigen Londoner Gesellschaft. Und so fanden immer weniger Zuhörer den Weg zu den Aufführungen im ›King‹s Theatre‹. Eine erfolgreiche Uraufführung des ›Hercules‹, vorgesehen für den 5. Januar 1745, sollte das Blatt wenden, doch unglücklicherweise erkrankte die für eine Hauptrolle vorgesehene Mezzosopranistin Susanna Cibber und die Vorstellung schien gefährdet. Um dem Publikum den Fortgang der Handlung verständlich zu machen, entschloss sich Händel, den Bassisten Gustav Waltz zu bitten, den Text der der Sängerin zugedachten Rezitative wenigstens sprechend vorzutragen. Doch auch Waltz litt an diesem Abend an einer so starken Erkältung, dass er den Text nur wie ein Rabe krächzend vorzutragen vermochte. Sein redliches Bemühen dankte ihm das Publikum mit stürmischer Heiterkeit; er wurde ausgelacht. Die Premiere war »geplatzt!« Auch die zweite Vorstellung am 12. Januar 1745, diesmal mit Susanna Cibber, konnte den Misserfolg des »Hercules« nicht mehr abwenden, und da auch die Premiere des »Belshazzar« am 27. März nur schwach besucht war und wenig Resonanz fand, wieder musste Susanne Cibber absagen -, entschloss sich Georg Friedrich Händel, um eine noch größere finanzielle Katastrophe abzuwenden, das gesamte Unternehmen nach nur sechs Vorstellungen aufzugeben, im übrigen nicht ohne den Subskribenten der Konzertreihe ihre Auslagen zu erstatten. Auch weiteren Aufführungen des »Hercules« am 24. Februar und 1. März 1749 und am 21. Februar 1752 waren wenig erfolgreich. Die Gründe dafür waren wohl zu Lebzeiten des Komponisten wie heute mehr oder weniger identisch: Das Sujet ist nicht der Bibel entnommen, ihm mangelte es daher nach Meinung des Publikums notwendigerweise an einer gewissen religiösen Erbaulichkeit, die seine Aufführung in Kirchen oder vergleichbar erhabenen Ort rechtfertigen könnte. Der Textdichter Thomas Broughton, ein wegen seiner außerordentlichen Gelehrsamkeit in England hochgeschätzter Geistlicher aus Salisbury, schöpfte seine Dichtung aus mehreren poetischen Quellen der Antike und verarbeitete sie vor allen in den kommentierenden Chören zu einer Version eines Helden, dessen Taten sich vor allem dadurch auszeichnen, dass sie die irdische Welt von bösarti- H Jetzt schon notieren: Am 30. September 2006 ab 13 Uhr veranstaltet die Universität Frankfurt ihren ersten Alumni-Tag. Alle Ehemaligen, Förderer, Professorinnen und Professoren, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Universität Frankfurt sind dazu herzlich eingeladen www.alumni-tag.uni-frankfurt.de Ehemalige Studierende und Mitarbeiter gesucht Fachbereich 11 Geowissenschaften/ Geographie gründet weiteren Alumni-Verein Im Februar 2006 fand die Gründung des Alumni-Vereins für Geowissenschaftler statt. In Anwesenheit der sieben Gründungsmitglieder aus allen Teilbereichen der Geowissenschaften wurde die Satzung des Vereins verabschiedet. och was sind überhaupt Alumni? Alumnus, n., Plural Alumni, kommt aus dem Lateinischen und bedeutet »Zögling. In heutiger Zeit versteht man unter Alumnus einen Absolventen einer Hochschule oder ähnlichen Bildungseinrichtung. Vereinigungen von ehemaligen Studierenden gehören an US-amerikani- Foto: Födisch D schen Hochschulen schon seit Jahrzehnten zum Universitätsalltag. In Deutschland erkannte man die Bedeutung und Vorteile von Alumni-Organisationen für Hochschulen erst seit Ende der 80er Jahre. Seitdem etablieren sich Alumni-Vereine immer mehr in der Universitätslandschaft. Die Hochschulen wünschen sich, dass ihre Alumni Informationen und Erfahrungen einbringen. Die Identifikation mit der ehemaligen Universität oder dem altem Fachbereich und der Kontakt zwischen Ehemaligen und Studierenden soll durch das AlumniWesen gestärkt werden. Im Idealfall entstehen auch Verbindungen in die Wirtschaft. Geld- oder Sachspenden sind zwar freiwillig, aber nicht unüblich. Der neu gegründete Alumni-Verein für Geowissenschaftler an der Universität Frankfurt möchte den Kontakt zwischen Ehemaligen und Studierenden fördern und Alumni des Fachbereiches Geowissenschaften/Geographie die Möglichkeit geben, soziale Kontakte zu »ihrem« Fachbereich und ihren früheren Kommilitonen zu pflegen und auszubauen. Durch einen halbjährlichen Newsletter werden die Alumni über die aktuellen Entwicklungen am Fachbereich informiert, sie können an Veranstaltungen des FachVorteil Alumni: Judith Jördens, Schatzmeisterin des Alumni-Vereins für Geowissenschaftler, und Lucia Lentes (links) von der Koordinierungsstelle für Förderer und Alumni der Universität unterzeichneten einen Kooperationsvertrag, der den Mitgliedern des Geo-Alumnivereins weitere Leistungen sichert: Dazu zählen die Frei-Haus-Lieferung von UniReport und Forschung Frankfurt sowie 10 Prozent Rabatt im Uni-Shop bereiches und des Alumni-Vereins teilnehmen und erhalten einen Zugang zum internen Alumni-Bereich auf der Homepage des Vereins. Interesse am neugegründeten AlumniVerein für Geowissenschaftler an der Universität Frankfurt zeigen bereits viele Ehemalige. Anfragen gab es unter anderem aus Australien. UR Information: Judith Jördens, Alumni-Verein für Geowissenschaftler e.V. c/o Geo-Agentur Tel.: 069 798-23908 E-Mail: [email protected] www.geo.uni-frankfurt.de/geoagentur/ alumni gen Tyrannen und schrecklichen Ungeheuern zu befreien versuchen. Er zeichnet also eine Gestalt des Herkules, der die Verwirklichung seiner Vision von einer freien, von gesellschaftlicher Unterdrückung und allen Lebensängsten befreiten Menschheit als seine eigentliche Berufung gesehen hat. »Das Werk nimmt innerhalb des Schaffens von Georg Friedrich Händel einen hohen Rang ein. Dies steht in einem disproportionalen Verhältnis zu einer Art und Weise, wie das Publikum das Werk wahrnimmt. Als weltliches Werk hat es nach Meinung vieler in der Kirche keinen Raum; eine Einschätzung, die der Spiritualität des Werkes nicht gerecht wird«, so Joachim Martini zu der Faszination, die Händels ›Herkules‹ auf ihn ausübt. Man darf behaupten, dass er sich mit den anstehenden Aufführungen selbst ein Geschenk zu seinem 75. Geburtstag gemacht hat, den er am 4. Mai feierte – und auf die beiden Konzert gespannt sein. UR »Hercules« Oratorium von Georg Friedrich Händel Die Handlung ist von außergewöhnlich heftiger Dramatik: Ungeduldig von seiner geliebten Frau Dejanira erwartet, kehrt Hercules nach einem siegreichen Feldzug mit reicher Beute zurück; dazu zählt auch Iöle, die Tochter des besiegten Königs. Sie erregt durch ihre Schönheit die Eifersucht von Dejanira, die mit Hilfe magischer Kräfte den geliebten Mann an sich zu binden versucht. Dies misslingt, und Hercules stirbt unter unendlichen Qualen. Dejaniras verzweifelte Klage um den Geliebten ist Höhepunkt des Oratoriums. Doch auch in diesem »musikalischen Drama« gibt es ein versöhnliches Ende: Während Hercules in den Olymp aufgenommen wird, entscheidet sich Iöle auf Bitten des Olymp dafür, Hyllos – dem Sohn des Hercules – die Hand zu reichen. Pfingstsonntag, 4. Juni 2006, 16 Uhr, Basilika des Klosters Eberbach, Eltville/Rhein Pfingstmontag, 5. Juni 2006, 18 Uhr Peterskirche, Heidelberg Solisten; Junge Kantorei; Barock-orchester Frankfurt Leitung: Joachim C. Martini