Jahrestagung der DVG-FG Krankheiten kleiner Wiederkäuer und der Schafgesundheitsdienste A15 Im Folgenden findet sich eine Auswahl der Abstracts zu den gehaltenen Vorträgen und den präsentierten Postern. Sie stehen auf der Internetseite der Zeitschrift (www.tieraerztliche-praxis.de) zum kostenlosen Download bereit. A01 Fruchtbarkeits- und Produktionsparameter in süddeutschen Merinolandschaf-Herden In seiner Begrüßungsrede zur Tagung ging Josef Baumann (Baumann GmbH – Schafhof Schönborn und der Wirtschaftsvereinigung Deutsches Lammfleisch e.V. [WDL]) auf die Problematiken der Schafhaltung ein: Um effizienter zu sein, kommt nach unserer Meinung der Vorbeugung eine immer größer werdende Bedeutung zu. Gerade die Schafgesundheitsdienste, die sowohl kurativ als auch beratend tätig sind, hätten eine Möglichkeit, in diesem Sinne auf die Schäfer einzuwirken. Katastrophen sollten nicht verwaltet, sondern vermieden werden. Dazu gehören z. B. hohe Einkommenseinbußen durch zu wenig oder schlecht entwickelte Lämmer. Die Schafgesundheitsdienste sollten auf folgendes mehr Wert legen: 1 – Die Herdenfruchtbarkeit sollte bei mindestens 130% liegen. Ziel sind 170%. Das gelingt nur durch ein stimmiges Fruchtbarkeitsmanagement, eine konsequente Remontierung und den Einsatz von ausreichend Böcken guter Qualität. 2 – Ob intensive oder extensive Schafhaltung: Eine konsequente Impfprophylaxe vermeidet Verluste und lässt die Lämmer besser wachsen. Dies muss den Schäfern deutlich gemacht werden (Clostridienimpfung). 3 – Schon mit geringem Aufwand lässt sich eine Tropfhöhle in einen halbwegs tauglichen Schafstall verwandeln. Man muss nur wissen wie und die Notwendigkeit dieser Maßnahme erkennen. In einem trockenen, luftigen Stall treten Lungen-, Nabel- und Gelenkentzündungen seltener auf. 4 – Resistenzen gegen Wurmmittel nehmen immer weiter zu. Deshalb muss jeder Abgabe von Wurmmitteln eine eingehende Beratung vorausgehen. Reservemittel sollten im äußersten Notfall herausgegeben werden. Verseuchte Weiden sollten mit Brandkalk oder Kalkstickstoff behandelt werden. Schafställe sollten regelmäßig desinfiziert und nach Verlassen der Herde einmal im Jahr ausgedampft werden. 5 – Die Schafzucht gerät in Gefahr, reine Schautiere zu produzieren. Größe, Gewicht, Bemuskelung werden höher bewertet als Anpassungsfähigkeit, Anfälligkeit, Parasitentoleranz, Aufzuchtleistung oder Nutzungsdauer der Muttertiere. Die Anforderungen der Verbraucher werden größtenteils nicht wahrgenommen. Gerade in Zuchtbetrieben sollten die Schafgesundheitsdienste dieser verhängnisvollen Entwicklung entgegenwirken. Wir brauchen „Easy-Schafe“ (Selbstläufer). Schafe in mittlerer Größe von 70–80 kg sind besser zu händeln, brauchen weniger Erhaltungsfutter und bringen mehr Ertrag. Die Lämmer dieser Schafe sind in der Regel länger in einer vom Markt gewünschten Größe. Die Fleischfarbe und der Geschmack sollten mit in die Zucht aufgenommen werden. 6 – Wir müssen, wenn wir heute junge Menschen für die Schafhaltung begeistern wollen, in mehr Technik, bessere Behandlungssysteme (z. B. Conveyer), feste Koppeln (um Arbeitsspitzen besser zu händeln) sowie in Stalleinrichtungen, die ein angenehmes Arbeiten ermöglichen, investieren. Die WDL sowie viele Vertreter aus der Branche sind der Meinung, dass nur ein Teil der Schafbetriebe erhalten bleibt, aber diese sollten intensiver und besser mit Informationen und Knowhow unterstützt werden. Die Ergebnisse eines in den letzten Jahren durchgeführten betriebswirtschaftlichen Beratungsprojektes in Baden-Württemberg zeigten, dass vor allem die Zahl der aufgezogenen Lämmer einen sehr großen Einfluss auf das Betriebsergebnis hat (Schafreport Baden-Württemberg, LEL 2011). Ziel der vorliegenden Studie war daher, über ein Jahr detaillierte Daten zu Ablammungen, Lämmer- und Mutterschafverlusten sowie zu den Verlustursachen in süddeutschen Erwerbsschafhaltungen zu erheben. Hierzu wurden in 17 Schäfereien mit durchschnittlich 711 Mutterschafen (n = 380–1600) von Oktober 2012 bis September 2013 Zeitpunkt und Anzahl lebend bzw. tot geborener Lämmer, Anzahl und Todeszeitpunkt verendeter Lämmer und Mutterschafe, vermutete Todesursache sowie die Anzahl der Aborte dokumentiert. Durchschnittlich erreichten die Betriebe ein Ablammergebnis termingerecht geborener Lämmer von 1,35 Lämmern pro abgelammtem Mutterschaf. Die Totgeburtenrate schwankte zwischen 2,7 und 16,3%. Auch die Verlustrate der lebend geborenen Lämmer zeigte zwischen den Betrieben erhebliche Schwankungen und reichte über die gesamte Aufzuchtphase von 0,8 bis 40% (durchschnittlich 13,5). Die Abortrate betrug im Durchschnitt 2,03% (0–4,8%) und die Mutterschafverluste bewegten sich zwischen 2,4 und 9,5%. Pro termingerecht abgelammtem Mutterschaf wurden durchschnittlich 1,08 Lämmer aufgezogen (0,68–1,43). Die Unterschiede zwischen den Beständen wurden noch deutlicher, wenn die Aufzuchtergebnisse auf die Gesamtherde bezogen wurden, da starke Unterschiede in der Ablammrate bestanden (Anzahl abgelammter Schafe pro Gesamtzahl der Mutterschafe und Jahr). Diese schwankte zwischen 57% und 127%, sodass Herdenablammergebnisse (Anzahl termingerecht geborener Lämmer pro Gesamtzahl der Mutterschafe und Jahr) zwischen 0,68 und 1,85 (Durchschnitt 1,24) Lämmern pro Mutterschaf und Herdenaufzuchtergebnisse von 0,37 bis 1,72 Lämmern (Durchschnitt 1,01 Lämmer) erreicht wurden. Über 50% der Lämmerverluste traten perinatal auf (Totgeburten oder 1. Lebenstag), 22% zwischen 2. und 14. Lebenstag, 21% zwischen 15. Lebenstag und dem Absetzen sowie lediglich 5% zwischen Absetzen und Verkauf. S. Stauch1, H. Strobel1, H. Zerbe2, K. Voigt2 1Schafpraxis Strobel, Stoffenried; 2Klinik für Wiederkäuer, Ludwig-MaximiliansUniversität München A02 Sanierung der Moderhinke – Erfahrungen mit der Herdenbehandlung mit Tilmicosin P. C. Tegtmeyer, M. Ganter Klinik für kleine Klauentiere und Forensische Medizin und Ambulatorische Klinik, Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover In einer Deichschäferei mit langjähriger Moderhinkeproblematik wurden alle Mutterschafe mit dem Makrolid-Antibiotikum Tilmicosin (Tilmodil®, WDT eG Garbsen) mit einer Dosis von 5 mg/kg KGW s. c. behandelt. Die Behandlung wurde zum Aufstallen vor der Lammzeit Ende Januar 2013 durchgeführt, weil sich die Moderhinke in der Stallhaltungsperiode gewöhnlich im Betrieb ausweitete, zu diesem Zeitpunkt keine Lämmer in der Herde waren, die Temperaturen unter 10 °C lagen und somit eine Ausbreitung des Erregers in der Umgebung unwahrscheinlich war. Alle 1012 Schafe wurden zum Behandlungszeitpunkt adspektorisch auf Moderhinke untersucht. Bei 127 (12,5%) Schafen wurde klinisch Moderhinke diagnostiziert, wobei 87 Tiere eine milde bis mittelgradige Moderhinke aufwiesen (TWDS 1–32). Weitere 40 Schafe litten an chronischer Moderhinke. © Schattauer 2014 Tierärztliche Praxis Großtiere 4/2014 Downloaded from www.tieraerztliche-praxis.de on 2017-08-20 | IP: 88.99.70.242 For personal or educational use only. No other uses without permission. All rights reserved. Abstracts Jahrestagung der Fachgruppe Krankheiten kleiner Wiederkäuer und der Schafgesundheitsdienste, 21.–23.5.2014 in Weimar A16 Jahrestagung der DVG-FG Krankheiten kleiner Wiederkäuer und der Schafgesundheitsdienste Abstracts Mittels PCR wurden in 23 von 48 untersuchten Proben D.-nodosus-Genomabschnitte nachgewiesen. Der Erfolg der Behandlung war während der Ablammphase durchschlagend. Moderhinke wurde nicht mehr beobachtet. Ende März 2013 fielen zwei Mutterschafe mit Lahmheiten und Entzündungen im Zwischenklauenspalt auf, die mit Tilmodil® nachbehandelt wurden. In Tupfern von lahmen Schafen ließen sich mittels PCR weiterhin Genomsequenzen von D. nodosus nachweisen. Die hohen Niederschläge und die warmen Temperaturen im späten Frühjahr 2013 trugen zu einem erneuten Auftreten der Moderhinke in drei Teilherden bei. Mitte Juni 2013 wurden 120 Mutterschafe mit Tilmicosin nachbehandelt. Nicht alle zugehörigen Lämmer hatten ein erforderliches Gewicht von 30 kg erreicht und wurden daher mit Florfenicol versorgt. Bei der Klauenkontrolle aller 900 Mutterschafe im September 2013 wurde klinisch bei 46 (5,1%) Schafen Moderhinkeverdacht geäußert. Die Beurteilung der Herdenbehandlung durch den Schafhalter fiel aber dessen ungeachtet sehr positiv aus. Die Moderhinke konnte nicht auf Anhieb getilgt werden, aber die gesamte Lammzeit verlief frei von Lahmheiten. Das mühsame Klauenschneiden während der arbeitsamsten Zeit im Jahr entfiel. Die Herde kam klauengesund auf die Deiche. In der „Gesamtbilanz“ wären die Medikamente- und Betreuungskosten für wiederkehrende Behandlungen teurer gewesen. A03 Möglichkeiten einer Zucht auf Endoparasitenresistenz bei Schafen. Erste Ergebnisse aus Thüringen H. Lenz1, E. Gernand1, M. Gauly2, E. Moors2, U. Moog3 1Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft, 2Georg-August-Universität Göttingen, 3Thüringer Tierseuchenkasse Die Zucht auf genetisch bedingte Parasitenresistenz könnte eine Ergänzung zur Vorbeugung gegen Endoparasitenbefall durch Managementmaßnahmen und Alternative zur medikamentösen Behandlung sein. Die genetisch bedingte Resistenz der Schafe gegen Wurmbefall ist unterschiedlich stark ausgeprägt. Grundlagenuntersuchungen und Praxisergebnisse aus anderen Ländern (Australien, Neuseeland, Großbritannien) liegen vor. In Thüringen sollte geprüft werden, ob die positiven Ergebnisse auf heimische Verhältnisse übertragbar und in die Praxis umsetzbar sind. Die Untersuchungen zur Feststellung genetisch fixierter Parasitenresistenz erfolgten unter anderem an Jungschafen der Herde GbR Kieser in Eisfeld. Diese Schäferei ist mit etwa 2000 Merinolangwollschafen im Herdbuch nicht nur einer der größten Zuchtbetriebe Deutschlands, sondern auch der einzige Betrieb dieser Größenordnung, in dem die Belegung der Schafe durch eine Standortbesamung erfolgt. Dadurch standen für die Untersuchungen jährlich ca. 400 zeitgleich geborene und unter gleichen Bedingungen aufgezogene Jungschafe von 13 bis 23 Vätern zur Verfügung. Die Probenahme wurde bei Einstallung nach sommerlichem Weidegang Anfang Dezember durchgeführt. Die Tiere waren zu diesem Zeitpunkt etwa 11 Monate alt und wurden in ihrem gesamten Leben nur einmal gegen Endoparasiten behandelt (Cydectin®/Cestocur®-Kombibehandlung Anfang Juli). Die koprologische Untersuchung erfolgte im Labor des Instituts für Tierzucht und Haustiergenetik der Georg-August-Universität Göttingen. Es wurden die Wurmspezies (Larvenkultur) sowie die Höhe der Wurmbürde mittels McMaster-Zählkammer bestimmt („EPG“, Eizahl pro Gramm Frischkot). Insgesamt lagen die EpGs in beiden untersuchten Betrieben auf einem niedrigen Niveau. Die Verteilung des Befalls mit Magen-DarmStrongyliden (MDS) bei den untersuchten Jährlingen zeigte deutliche Unterschiede. Während in den Jahren 2007, 2010 und 2011 eine weitgehend homogene Verteilung der Wurmbürde vorlag, waren in den Jahren 2008 und 2012 bei einem Großteil der Jährlinge keine MDS nachweisbar. Die Ergebnisse der Varianzanalyse eines Teilmaterials für den Vatereinfluss zeigen relativ hohe Werte. Sie entsprechen einer Heritabilität von ca. 0,2. Das Spektrum der Anzahl gefundener Eier pro Gramm Kot ist gut über die untersuchten Bocknachkommenschaften verteilt und scheint eine Selektion auf dieses Merkmal zu ermöglichen. Bei Interesse der Schafzüchter und -halter ist nach Wegen für eine praxisrelevante Durchführung zu suchen. Zucht kann ein Faktor bei der Verminderung des Parasitenbefalls sein, sollte aber immer nur als Ergänzung zu den übrigen Maßnahmen, wie Management und medikamentöse Bekämpfung, gesehen werden. A04 Experimentelle Untersuchungen zur frühen Pathogenese der Paratuberkulose bei Ziegen E. Liebler-Tenorio, C. Krüger, H. Köhler Institut für Molekulare Pathogenese, Friedrich-Loeffler-Institut, Standort Jena Infektionen mit Mycobacterium avium subsp. paratuberculosis (MAP) verlaufen bei der Ziege häufig subklinisch oder mit unspezifischen Symptomen und werden daher in ihrer Bedeutung leicht unterschätzt. Im Folgenden sollen die Veränderungen, die bereits in der klinisch inapparenten Phase der Infektion auftreten, aufgezeigt und ihre Bedeutung diskutiert werden. Die Untersuchung erfolgte an Ziegen, die als Lämmer oral mit MAP infiziert wurden, und nicht infizierten Kontrolltieren. Die Tiere wurden 3, 6, 9 und 12 Monate nach der Inokulation (mpi) seziert. Histologische Befunde wurden in HE-gefärbten Paraffinschnitten ausgewertet. MAP wurde immunhistologisch und kulturell im Gewebe nachgewiesen. Bereits 3 mpi waren verdickte Peyer’sche Platten mit umschriebener Serositis im vorderen Jejunum (JPPs) zu finden. Im granulomatösen Infiltrat, das das lymphatische Gewebe teilweise oder vollständig ersetzt hatte, waren einzelne MAP immunhistologisch nachweisbar. Im weiteren Versuchsverlauf traten Läsionen in den regionalen Darmlymphknoten und der Darmschleimhaut auf. Extensive Epitheloidzellinfiltrate und vermehrt MAP ließ sich nur bei drei Ziegen 12 mpi beobachten. Bei keinem Tier kam es zu einer Regeneration der betroffenen JPPs. Obwohl nur bei einer Ziege eine klinische Manifestation in Form einer Kachexie auftrat, lagen bei allen Veränderungen der schleimhautassoziierten Lymphgewebe vor. Läsionen im afferenten Teil des Darmschleimhautimmunsystems haben Auswirkungen auf die Besiedlung der Darmschleimhaut mit Lymphozyten und Plasmazellen und damit auf die intestinale Homöostase und Abwehr enteraler Pathogene. Literatur 1. Krüger C. Wirt-Erreger-Interaktionen in der klinisch inapparenten Phase nach oraler Inokulation von Ziegenlämmern mit Mycobacterium avium subsp. paratuberculosis: makroskopische, histologische und immunhistologische Befunde im zeitlichen Verlauf. Diss. TIHO, 2014. 2. Krüger C, Köhler H, Liebler-Tenorio EM. Sequential development of lesions 3, 6, 9, and 12 months after experimental infection of goat kids with Mycobacterium avium subsp. paratuberculosis. Vet Pathol DOI: 10.1177/0300985814533804. A05 Vergleich zweier ELISA zum Nachweis von Antikörpern gegen Mycobacterium avium subspec. paratuberculosis bei Ziegen S. Rerkyusuke, M. Ganter Klinik für kleine Klauentiere der Tierärztlichen Hochschule Hannover Zum Nachweis von Antikörpern gegen Mycobacterium avium subspec. paratuberculosis (MAP) wurden zwei kommerzielle ELISAs an Ziegenseren von drei verschiedenen Tiergruppen evaluiert: • Gruppe 1: 283 mit Gudair® geimpfte Ziegen • Gruppe 2: 28 Ziegen mit klinischer Paratuberkulose, bei denen MAP kulturell und mittels PCR nachgewiesen worden war • Gruppe 3: 58 mutterlos aufgezogene Lämmer im Alter von ca. 8 Monaten Tierärztliche Praxis Großtiere 4/2014 © Schattauer 2014 Downloaded from www.tieraerztliche-praxis.de on 2017-08-20 | IP: 88.99.70.242 For personal or educational use only. No other uses without permission. All rights reserved. Jahrestagung der DVG-FG Krankheiten kleiner Wiederkäuer und der Schafgesundheitsdienste Das Ziel der Untersuchung war, die Sensitivität und Spezifität des CATTLETYPE® MAP Ab ELISA (LDL, Labor Diagnostik Leipzig) und des IDEXX Paratuberculosis Screening Ab Test (IDEXX®, France) zu ermitteln. Die Sensitivität beider Tests wurde anhand der Ergebnisse in den Gruppen 1 und 2 berechnet (Tab. 1). Die Spezifität beider Tests wurde auf der Basis der Proben der mutterlos aufgezogenen ungeimpften Zutreter (Gruppe 3) evaluiert. Sie betrug bei beiden Tests 100%. Die Auswertung der Ergebnisse zeigte, dass es möglich ist, die Cut-offs beider Tests zu erniedrigen, ohne dass dadurch die Spezifität reduziert wird. Bei beiden ELISAs ließ sich der Cut-off reduzieren und dadurch die Sensitivität in beiden Gruppen steigern. Die Kappa-Werte nach Cohen veränderten sich dadurch für Gruppe 1 von 16% auf 50% und in Gruppe 2 von 41% auf 44%. Schlussfolgerung: Beide ELISAs sind prinzipiell zur Untersuchung von Ziegen auf Antikörper gegen MAP geeignet. Der LDL-ELISA weist allerdings eine höhere Sensitivität auf als der IDEXX-ELISA. Für die Untersuchung von Einzelproben sowie für die Prävalenzschätzung in Herden sollte entgegen der Empfehlungen der Hersteller für Ziegen ein niedrigerer Cut-off verwendet werden. Unabhängig vom Cut-off reagieren einige Ziegen serologisch negativ, was offensichtlich nicht vom Test abhängt, sondern auf der Unfähigkeit der einzelnen Ziegen beruht, lösliche Antikörper gegen MAP zu bilden. Tab. 1 zu A05 Sensitivität der beiden ELISAs in den zwei Tiergruppen. Die Zahlen in Klammern kennzeichnen die Sensitivitäten bei reduzierten Cut-offs. A06 Einsatz von Gudair® in einem Milchziegenbestand mit Johne’scher Krankheit K. Sachse Institut für molekulare Pathogenese des Friedrich-Loeffler-Instituts M. Ganter, S. Rerkyusuke Klinik für kleine Klauentiere der Tierärztlichen Hochschule Hannover In einem spezialisierten Milchziegenbetrieb wurden alle 288 Ziegen (inkl. Zutreter) serologisch mit dem CATTLETYPE® MAP Ab ELISA (LDL, Labor Diagnostik Leipzig) auf Antikörper gegen Mycobacterium avium subspec. paratuberculosis (MAP) untersucht; 61 (≈21%) der untersuchten Seren reagierten im ELISA positiv oder fraglich. Daraufhin wurde ein Konzept zur Sanierung der Paratuberkulose in dem Milchziegenbetrieb begonnen. Dieses basierte auf folgenden Komponenten: • mutterlose Aufzucht der Zuchtlämmer • sofortige Separierung klinisch verdächtiger Ziegen in einem Krankenstall • einmalige Impfung aller Ziegen ab einem Alter von 8 Monaten mit Gudair® (CZ Veterinaria, Spanien) • regelmäßige serologische Kontrolle aller Zuchtziegen auf Antikörper gegen MAP sowie Untersuchung auf MAP-Ausscheidung über Kot, Milch und Kolostrum mittels RT-PCR In 2013 wurde abschließend eine kulturelle Untersuchung der Kotproben durchgeführt. Ergebnisse: Die Maßnahmen führten innerhalb von einem Jahr bereits zu einer deutlichen Steigerung des Milchertrags im Betrieb um ca. 30%. Die Impfung mit Gudair® führte zu hochgradigen lokalen Schwellungen, dadurch bedingte Lahmheiten sowie zu einer vorübergehenden Temperaturerhöhung und einer Reduktion der Futteraufnahme und Milchleistung für wenige Tage. Wenige Ziegen zeigten keine Schwellungen und bei 3% der Ziegen blieb auch die Serokonversion nach der Impfung aus. Die jährliche serologische Überprüfung der Antikörperaktivitäten ergab, dass die Impfung bei der Mehrzahl der Ziegen zu einer lang anhaltenden Antikörperaktivität gegen MAP führte. Nach 3 Jahren waren von den ursprünglich 44 serologisch MAP-positiven Ziegen nur noch drei im Bestand, die anderen 41 waren an klinischer Paratuberkulose oder Endoparasitosen verendet. Die jährliche Untersuchung der Kot-, Milch- und Kolostrumproben aller Ziegen im Bestand mittels MAP RT-PCR war wenig ergiebig. Es ließen sich nur wenige Übereinstimmungen bei MAP-Nachweisen aus den einzelnen LDL-ELISA IDEXX-ELISA Gruppe 1 85% (90%) 36% (78%) Gruppe 2 60% (82%) 33% (75%) A17 Cut-off Cut-off laut Hersteller 0,4 55% Reduzierter Cut-off 0,25 10% Probenarten einzelner Tiere ermitteln. Insbesondere konnte MAP nur in wenigen Kotproben mittels RT-PCR nachgewiesen werden. Bei der abschließenden kulturellen Untersuchung der Kotproben wurde MAP noch bei 16 von 276 beprobten Ziegen nachgewiesen. A07 Chlamydieninfektionen bei kleinen Wiederkäuern – Neuigkeiten aus der Sicht des Nationalen Referenzlabors 1. Prävalenz von Chlamydien in Schafherden Eine umfangreiche epidemiologische Untersuchung in insgesamt 40 heimischen Schafherden brachte neue Erkenntnisse zur Verbreitung der Chlamydien. So waren in 78% der nicht geimpften Herden Chlamydien-positive Schafe nachweisbar, wobei es sich um Träger dieser Bakterien handelte, die selbst keine Krankheitssymptome zeigten. Interessant war noch eine weitere Erkenntnis: Neben Chlamydia abortus, dem Erreger des enzootischen Schafaborts (nachgewiesen in 50% der Herden), wurden zwei weitere Chlamydienarten gefunden, nämlich Chlamydia psittaci (Erreger der Psittakose/Ornithose) in 25% der Herden und Chlamydia pecorum (u. a. Enteritis, Arthritis) in 47%. Zumindest bei C. pecorum kann man davon ausgehen, dass das Bakterium in der Lage ist, Aborte bei Schaf und Ziege auszulösen. In einem Drittel der Herden kamen zwei oder mehr unterschiedliche Chlamydienspezies vor. Solche Mischinfektionen wurden bei Schafen, die eine Verlammung durchgemacht hatten, deutlich häufiger beobachtet. Somit liegt der Schluss nahe, dass bestimmte Synergieeffekte zwischen unterschiedlichen Chlamydien zum Ausbruch der Krankheit beitragen. Für die Diskrepanz zwischen der hohen Erregerprävalenz und der generell niedrigen Abortrate in der untersuchten Population gibt es gegenwärtig noch keine umfassende Erklärung. Es erscheint jedoch klar, dass das ständige Vorhandensein der Chlamydien in den betreffenden Beständen die Gefahr von Krankheitsausbrüchen aufrechterhält. 2. Schafabort durch kommerzielle Vakzine? Zur Prophylaxe des enzootischen Schafaborts werden in Deutschland und zahlreichen EU-Mitgliedsstaaten Lebendimpfstoffe eingesetzt, die als wirksamen Bestandteil eine attenuierte temperatursensitive Mutante des Stammes 1B enthalten. Das Erscheinen der Publikation von Wheelhouse et al., in der über den Nachweis des Lebendvakzine-Stammes in Abortmaterial berichtet wird, hat eine Diskussion über den Nutzen der Impfung ausgelöst, die noch andauert. Nach Einschätzung der Autoren der Studie ergibt sich hieraus derzeit noch keine Änderung der Nutzen-Risiko-Bewertung zur Anwendung des Impfstoffes bei Schafen und es wird weiterhin zur Impfung geraten. Das Paul-Ehrlich-Institut hat nach Abstimmung mit dem NRL Chlamydiose empfohlen, alle Abortfälle, die in geimpften Beständen auftreten, gezielt © Schattauer 2014 Tierärztliche Praxis Großtiere 4/2014 Downloaded from www.tieraerztliche-praxis.de on 2017-08-20 | IP: 88.99.70.242 For personal or educational use only. No other uses without permission. All rights reserved. Abstracts Sensitivität A18 Jahrestagung der DVG-FG Krankheiten kleiner Wiederkäuer und der Schafgesundheitsdienste Abstracts auf Chlamydien untersuchen zu lassen. Daraufhin hat das NRL die publizierte PCR-RFLP-Methode zur Differenzierung zwischen Impfstamm und Feldstämmen etabliert. Allerdings blieb die Zahl der Einsendungen auf niedrigem Niveau. Bei den im Zeitraum von Januar 2011 bis Mai 2013 eingeschickten 28 Proben von 17 Abortfällen wurde der Impfstamm in keinem Fall gefunden. A08 Yersinia pseudotuberculosis bei landwirtschaftlich genutzten Cerviden – unterschätzt oder unterdiagnostiziert? B. U. Bauer, B. Böhm, B. Schade, A. Gangl, B. Böttcher, U. Domes Tiergesundheitsdienst Bayern e. V., Poing Das Bakterium Yersinia pseudotuberculosis ist ein Darmbewohner von vielen gesunden freilebenden und domestizierten Tieren. Es wird in geringen Mengen ausgeschieden und kann lange in der Umwelt überleben. Die Tiere infizieren sich durch die orale Aufnahme von kotverschmutztem Futter und Wasser. Von allen Tierarten sind besonders Hirschkälber für eine Y.-pseudotuberculosis-Infektion empfänglich. In einem Damwildgehege verstarben in den Monaten November und Dezember über die Hälfte der Jungtiere. Acht dieser toten Kälber wurden seziert. Alle acht Tiere waren hochgradig abgemagert bis kachektisch. Bei zwei Tieren wurden eine hochgradige nekrotisierende Typhlitis mit Invagination der Blinddarmspitze sowie eine diphtheroid-nekrotisierende Enteritis festgestellt. Außerdem hatten beide Kälber eine hochgradige fibrinoidnekrotisierende Lymphadenitis der Mesenteriallymphknoten. Histologisch fielen im Darm (besonders Blinddarm) multifokale bis diffuse fibrinoide Nekroseherde in der Schleimhaut und den Peyer’schen Platten mit neutrophilen Granulozyten und zahlreichen intraläsionalen Bakterienkolonien auf. In den Mesenteriallymphknoten wurden ebenfalls fibrinoide Nekroseherde mit zahlreichen neutrophilen Granulozyten und intraläsionalen Bakterienkolonien festgestellt. Bakteriologisch konnte bei 50% der untersuchten Tiere in der Leber und im Darm ein mäßiger bis starker Keimgehalt an Y. pseudotuberculosis nachgewiesen werden. Bei allen acht Tieren lag ein mittel- bis hochgradiger Befall mit Magen-Darm-Würmern (Trichostrongyliden, Capillaria spp. und Nematodirus spp.) sowie Kokzidien vor. Beim Bestandsbesuch zeigte sich ein Überbesatz. Die Futterstellen waren nicht für alle Tiere gleichmäßig erreichbar und in einem unhygienischen Zustand. Ein Kälberschlupf fehlte und ein Witterungsschutz stand nicht für alle Tiere zur Verfügung. Die Yersiniose wird durch verschiedene Fakoren beeinflusst und tritt besonders in den Wintermonaten auf. Durch nasskaltes Wetter, fehlende Deckung, Futtermangel, Endoparasitosen und Überbesatz wird die Krankeit begünstigt. Die Jungtiere magern ab mit zum Teil blutigem, übelriechendem Durchfall und versterben nach 1–2 Tagen. Bei hohen Kälberverlusten sollte man eine Infektion mit Y. pseudotuberculosis in Betracht ziehen und sowohl Halter wie auch betreuende Tierärzte für die Thematik sensibilisieren. A09 Chlamydienaborte in einer geimpften Herde – ein Impfdurchbruch? D. Bürstel Schafherdengesundheitsdienst der Tierseuchenkasse B-W, Fellbach In einer Schafherde in Baden-Württemberg traten zur regulär erwarteten Ablammperiode im Dezember 2012 vermehrt Totgeburten und lebensschwache Lämmer auf. Die Verluste beliefen sich innerhalb der ersten Woche auf 40%. Die Sektion mehrerer Lämmer brachte die Diagnose „Chlamydienabort“. Nach Behandlung aller hochtragenden Schafe mit Tetrazyklinen kam das Abortgeschehen zum Stillstand. Bereits im Jahr 2009 waren in der Herde Chlamydienaborte aufgetreten und mit Tetrazyklinen erfolgreich be- handelt worden. Eine Impfung der Nachzucht erfolgte aufgrund von Lieferschwierigkeiten des Lebendimpfstoffes in den Folgejahren nicht. In der betroffenen Herde liefen zum Zeitpunkt des Infektionsgeschehens weitere 300 gedeckte Schafe und auf einem separaten Standort befanden sich rund 120 „Zutreter“, bei denen ebenfalls schon der Bock im Einsatz war. Eine Impfprophylaxe mit dem Lebendimpfstoff der Firma MSD konnte nicht mehr durchgeführt werden. Im Januar erfolgte eine serologische Überprüfung auf Chlamydien-Antikörper der tragenden Mutterschafe der Hauptherde mittels ELISA und KBR. Nur 5 von 30 Tieren reagierten positiv im ELISA. Daraufhin wurden am 07.02.2013 und am 28.03.2013 die tragenden Mutterschafe der Hauptherde sowie die räumlich getrennt aufgestallten Zutreter mit dem Impfstoff ovivac cs® der Firma Hipra geimpft. Beide Teilherden befanden sich insgesamt in einem guten Allgemeinzustand, die Impffähigkeit war zu beiden Zeitpunkten voll gegeben. Nebenwirkungen auf die Impfung wurden nicht beobachtet. Ab 11.04.2013, noch vor Beginn der regulären Ablammungen, traten auf beiden Standorten erneut Aborte (Verlustrate: 10%) auf. Die Sektion bestätigte wiederum das Vorliegen eines Chlamydienaborts. Eine Tetrazyklinbehandlung brachte auch hier das Geschehen wieder zum Erliegen. Es erfolgte eine Überprüfung der Chlamydienstämme aus beiden Abortwellen am FLI mit dem Ergebnis C. abortus. Die Firma Hipra wurde um Prüfung der verwendeten Impfstoffcharge gebeten und kam zu dem Schluss, dass es sich um einwandfreien Impfstoff gehandelt hatte und bei anderen Anwendern keine Auffälligkeiten bekannt geworden waren. In der Beurteilung wurde davon ausgegangen, dass in der Hauptherde trotz negativer Serologie bereits eine Infektion zum Zeitpunkt der Impfung stattgefunden hatte, eine Erklärung für die ausgebliebene Wirkung in der separierten Zutreterherde konnte nicht gefunden werden. Dem betroffenen Schafhalter wurde die frühzeitige Impfung der Nachzucht mit dem Lebendimpfstoff vor der Bedeckung empfohlen. A10 Verluste durch Listeriosen während der Ablammperiode in einem Milchziegenbetrieb C. Helmer1, S. Kleinschmidt2, M. Ganter1 1Klinik für kleine Klauentiere und forensische Medizin und Ambulatorische Klinik der Stiftung Tierärztlichen Hochschule Hannover, 2LAVES Niedersachsen, Lebensmittel- und Veterinärinstitut Braunschweig/Hannover Listeria (L.) monocytogenes kann ein breites Spektrum an klinischen Krankheitsformen bei kleinen Wiederkäuern hervorrufen wie die ZNS-Form, septikämische Form, metrogene Form, Augenform sowie Gastroenteritiden und Mastitiden. Die Gehirnlisteriose ist weltweit am häufigsten (1). Das gleichzeitige Auftreten verschiedener Formen der Listeriose in einer Herde stellt eine Ausnahme dar (2). Die Daten wurden in einem Milchziegenbetrieb mit 300 melkenden Ziegen erhoben. Im Rahmen einer Impfstudie wurden alle verendeten Tiere dokumentiert und einer Sektion zugeführt. Insgesamt verendeten während der Studie (Januar bis Mai 2013) 58 Tiere. Dabei handelte es sich um 19 Muttertiere und 39 totgeborene bzw. kurz nach der Geburt verendete Lämmer. Klinisch zeigten 10 Altziegen zentralnervöse Ausfallserscheinungen, die auf eine Listeriose-Erkrankung hindeuteten. Bei 17 der 58 sezierten Tiere (~ 30%) konnte mikrobiologisch L. monocytogenes aus dem Gehirn oder anderen Organen nachgewiesen werden. Insgesamt 11 weitere verendete Lämmer wurden der Sektion zugeführt, die makroskopisch und histologisch unauffällig waren, wahrscheinlich aber auch der septikämischen Verlaufsform der Listeriose zuzuschreiben sind. Diese Lämmer mit eingerechnet, wären insgesamt 29 der 58 verendeten Tiere (50%) durch den Listeriose-Ausbruch zu erklären. Tierärztliche Praxis Großtiere 4/2014 © Schattauer 2014 Downloaded from www.tieraerztliche-praxis.de on 2017-08-20 | IP: 88.99.70.242 For personal or educational use only. No other uses without permission. All rights reserved. Ein Listeriose-Ausbruch während der Ablammperiode hat in diesem Bestand zu massiven Verlusten geführt. Des Weiteren traten die zentralnervöse (n = 4), die metrogene (n = 2) und die septikämische Verlaufsform (n = 23) der Listeriose gleichzeitig auf. Septikämische Verlaufsformen werden als selten angesehen und sind im Normalfall ausschließlich auf neugeborene Lämmer beschränkt. Die Diagnose der septikämischen Listeriose als Todesursache der Lämmer konnte nur aufgrund des Vorberichts, klinischer Verdachtsfälle im Bestand und systematisch durchgeführter mikrobiologischer Untersuchungen gesichert werden. Ohne das systematische Vorgehen wäre die Mehrzahl der Todesfälle unklar geblieben. Das gemeinsame Auftreten verschiedener Listeriose-Formen in ein und demselben Bestand ist somit wahrscheinlich häufiger anzutreffen, als bisher angenommen. Literatur 1. Brugère-Picoux J. Ovine listeriosis. Small Rumin Res 2008; 76: 12–20. 2. Low JC, Donachie W. A review of Listeria monocytogenes and listeriosis. Vet J 1997; 153: 9–29. A11 Hoden- und Nebenhodenentzündungen (Brucellose und Infektiöse Epididymitis) R. Eibach, M. Ganter Klinik für kleine Klauentiere und forensiche Medizin und Ambulatorische Klinik, Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover Hoden- und Nebenhodenentzündungen bei Schaf- und Ziegenböcken traten in der Vergangenheit in Zusammenhang mit der Brucellose und vor allem bei Heidschnucken in Verbindung mit der Infektiösen Epididymitis gehäuft auf. Heute hingegen werden Hoden- und Nebenhodenentzündungen nur noch sporadisch beobachtet. Umso mehr muss auf die tierseuchenrechtliche Relevanz hingewiesen werden. In Deutschland wurde der letzte Brucellose-Nachweis (B. ovis) beim kleinen Wiederkäuer im März 2009 in Bayern gemeldet (1). Weitere Fälle einer B.-ovis-Infektion konnten 2006 in einer Herde Moorschnucken in Niedersachsen diagnostiziert werden (2). Auch wenn Brucella-Infektionen bei uns nur sporadisch auftreten, sollten die Brucellose und die Infektiöse Epididymitis immer als mögliche Ursache von Hodenveränderungen oder Reproduktionsstörungen in einer Herde in Erwägung gezogen werden. Die Brucellose und die Infektiöse Epididymitis beim kleinen Wiederkäuer sind in Deutschland anzeigepflichtige Tierseuchen. Die gesetzliche Grundlage zur Bekämpfung der Brucellose ist in der „Brucellose-VO“ (BGBI S. 3601) in der jeweils geltenden Fassung verankert. Bis Juli 2011 wurde auf nationaler Ebene unter der Bezeichnung Brucellose auch die Infektion mit B. ovis eingeschlossen. Da in der europäischen Gesetzgebung als einziger Erreger der Bucellose bei Schafen und Ziegen B. melitensis genannt und dadurch eine Unterscheidung zur Infektiösen Epididymitis (B. ovis) getroffen wird, wurde auf nationaler Ebene die Liste der anzeigepflichtigen Tierseuchen angepasst (3). Eine Infektion mit B. ovis wird nun separat als anzeigepflichtige Tierseuche unter der Bezeichnung „Infektiöse Epididymitis“ geführt (4). Anhand der klinischen Symptome kann lediglich eine Verdachtsdiagnose gestellt werden. Eine Absicherung durch einen serologischen Nachweis, gegebenenfalls ergänzt durch einen mikrobiologischen Nachweis, ist erforderlich. Wichtig ist hierbei, dass bei der routinemäßigen serologischen Untersuchung auf Brucellose B. ovis nicht erfasst wird, da B. ovis keine Antigengemeinschaften mit anderen Brucellen-Arten besitzt. Daher muss eine serologische Untersuchung auf B. ovis in der Regel gesondert in Auftrag gegeben werden. Literatur 1. Tierseucheninformationssystem, Stand April 2014, TSIS.fli.bund.de 2. Ganter, M, Bürstel D. Sanitation of Brucella ovis infections complicated by Caseous Lymphadenitis. Abstract 7th International Sheep Veterinary Congress, Stavanger Forum, Stavanger, Norway, 12–16 June 2009. 3. Bätza HJ, Scharper E. aid, Anzeigepflichtige Tierseuchen, aid Infodienst Ernährung, Landwirtschaft, Verbraucherschutz e.V. 2014. 4. Verordnung zur Änderung der Verordnung über anzeigepflichtige Tierseuchen und der Verordnung über meldepflichtige Tierkrankheiten (TierSeuch AnzVuaÄndV), V. v. 19.07.2011 BGBl. I S. 1403 (Nr. 37); Geltung ab 26.07.2011 A19 Abstracts Jahrestagung der DVG-FG Krankheiten kleiner Wiederkäuer und der Schafgesundheitsdienste A12 Einblicke in den Schmallenbergvirus-AntikörperVerlauf bei Einzeltieren in Bayern U. Domes, B. Bauer, B. Janowetz, J. Böttcher Tiergesundheitsdienst Bayern e.V., Poing/Grub Die Schmallenbergviruserkrankung war und ist Gegenstand vielfältiger Publikationen. Die Antikörper nach einer natürlichen Infektion schützen die Schafe wohl gegen eine erneute Erkrankung und somit vor missgebildeten Lämmern. Beim Rind hält diese Immunität mindestens ein Jahr an, beim Schaf jedoch sind keine Daten vorhanden (1, 2). Es wurden zwei Schafbetriebe in Bayern ausgewählt, Einzeltiere markiert, wiederholt Blutproben gezogen und auf Antikörper gegen das Schmallenbergvirus (SBV) untersucht („Schmallenberg ID Screening“, indirekter, biphasischer ELISA). Es handelte sich um 106 Schafe in einem Betrieb in Nordbayern und 55 Tiere in Südbayern (2014 waren nicht mehr alle ursprünglichen Tiere vorhanden). Der nordbayerische Betrieb (Abb. 1a) durchlief SBV-Infektionen vor der ersten Untersuchung im Januar 2013. Bei den drei halbjährlichen Blutentnahmen zeigten 15 Schafe immer SBV- Antikörper, 6 nur bei den ersten beiden und 7 nur in der ersten Untersuchung und waren danach negativ. 120 60 100 50 80 40 60 Negative Tiere 30 Negative Tiere Grenzwertige Grenzwertige Positive Tiere Positive Tiere 40 20 20 10 0 a 0 Jan. Feb. Mrz. Apr. Mai. Jun. Jul. Aug. Sep. Okt. Nov. Dez. Jan. Feb. 13 13 13 13 13 13 13 13 13 13 13 13 14 14 b Feb. Apr. Jun. Aug. Okt. Dez. Feb. Apr. Jun. Aug. Okt. Dez. Feb. Apr. 12 12 12 12 12 12 13 13 13 13 13 13 14 14 Abb. 1 zu A12 Befunde der Untersuchung auf SBV-Antikörper im nordbayerischen (a) und im südbayerischen Betrieb (b). Grün = negative Tiere, Gelb = Tiere mit grenzwertigem Befund, Rot = positive Tiere. © Schattauer 2014 Tierärztliche Praxis Großtiere 4/2014 Downloaded from www.tieraerztliche-praxis.de on 2017-08-20 | IP: 88.99.70.242 For personal or educational use only. No other uses without permission. All rights reserved. Abstracts A20 Jahrestagung der DVG-FG Krankheiten kleiner Wiederkäuer und der Schafgesundheitsdienste Trotz der Infektion zeigte sich ein großer Teil der Tiere konstant SBV-negativ. Im südbayerischen Betrieb (Abb. 1b) erwies sich ein Zutreter schon zu Beginn der Untersuchung positiv und blieb es bei jeder Blutentnahme. Der größte Teil der Tiere (n = 41) war im Jahr 2012 negativ, konvertierte und blieb bei allen restlichen Untersuchungen positiv. In diesem Betrieb traten die meisten missgebildeten Lämmer im November/Dezember 2013 auf. Im August 2013 wurden zusätzlich 20 neue Zutreter und im Mai 2014 noch 15 Jungtiere beprobt. Diese waren alle negativ, womit zu vermuten ist, dass seit August 2013 in Südbayern keine Vektoren mit SBV vorhanden waren. Man kann schlussfolgern, dass Antikörper teilweise 12 Monate nachgewiesen werden können (Nordbayern) bzw. mindestens 9 Monate bei allen konvertierten Tieren in Südbayern. Ob diese Antikörper jedoch einen belastbare Immunität liefern, ist unbekannt. Literatur 1. European Food Safety Authority: Schmallenberg virus: State of Art, 15.5.14, www.efsa.europa.eu 2. FLI: Aktuelle Informationen zum Schmallenberg-Virus, 07.01.14, www.fli. bund.de. Gefördert aus Mitteln des Freistaates Bayern und der Bayerischen Tierseuchenkasse Schafherdengesundheitsdienst Freiburg A13 Glyphosat – ein Herbizid mit Nebenwirkungen M. Krüger Universität Leipzig, Zentrum für Infektionsmedizin, Veterinärmedizinische Fakultät Glyphosat (N-(Phosphonomethyl)-Glycin)-basierte Herbizide werden weltweit am häufigsten in der Landwirtschaft sowie in nichtlandwirtschaftlichen Gebieten eingesetzt. Der Hersteller (Monsanto) hebt folgende wesentliche Eigenschaften hervor: hohe Unkrautvernichtungseffektivität, geringe Toxizität für Nichtzielorganismen, geringes Risiko des Durchsickerns in das Grundwasser, da feste Adsorption an Bodenteile, relativ schnelle Degradierung, geringes Molekulargewicht, gute Wasserlöslichkeit, pH-Stabilität, schnelle Aufnahme, Absorption/Translokation in Pflanzengewebe, Hitzestabilität. Seit Mitte der 1990er Jahre sind Glyphosat(G)-resistente gentechnisch veränderte Futter- und Nahrungspflanzen (GVO) zugelassen, in Europa als Futter-/Nahrungsmittelimporte. G-resistente GVO-Pflanzen werden zur Unkrautbekämpfung mehrfach mit dem Herbizid besprüht, das über die Pflanzenoberfläche aufgenommen wird und sich systemisch verteilt. Es ist auch in Körnern oder Bohnen enthalten. Resistenzsteigerung der Unkräuter erhöht die Häufigkeit der Behandlung. Das konfektionierte Herbizid ist wesentlich toxischer als der Wirkstoff allein. Die Wirkung beruht auf einer Störung des Sekundärstoffwechsels in Pflanzen, Bakterien, Archaeen, Protozoen, Pilzen, Algen durch Blockierung des ShikimisäureStoffwechselweges, der zu den aromatischen Aminosäuren und ihren Abkömmlingen führt. Nebenwirkungen bei Menschen und Tieren wurden in der internationalen Literatur beschrieben: Fruchtbarkeitsstörungen, Missbildungen, Leber- und Nierenschäden, Mitochondrienschäden, Schädigung des Cytochrom-P450-Enzymkomplexes, Spurenelementmängel und andere. Da 70–80% des aufgenommenen Glyphosats im Magen-Darm-Trakt verbleiben, wirkt es hier auf Darmepithel und Mikrobiota, es kommt zur Dysbiose, bei der vor allem Milchsäurebildner reduziert werden. Die eigenen Untersuchungen sprechen für eine Anreicherung von pathogenen Clostridien, besonders C.-botulinum-Keimen und/oder deren Toxinen. In Urinproben von Milchkühen, Mastkaninchen, Schweinen, Menschen und Hasen war G nachweisbar. Kühe aus gentechnikfreien Regionen waren geringer belastet, doch nicht frei, da die massive Anwendung in der Landwirtschaft auch die Umwelt kontaminiert. A14 Bessere Luftqualität im Schafstall – neues Belüftungssystem für Alt- und Neubauten H. Thoms Zoetis Deutschland GmbH, Berlin Untersuchungen haben bereits die Zusammenhänge zwischen respiratorischen Erkrankungen bei Lämmern, verminderter Milchproduktion bei Altschafen und der Prävalenz von respiratorischen Erkrankungen in Abhängigkeit der Anzahl der koloniebildenden Einheiten pro Kubikmeter (KbE/m3) Luft aufgezeigt (1–3). Besondere Bedeutung hat die Luftqualität bei Stallhaltung zur Lammzeit oder zur Mast. In eigenen Messungen in einer Schäferei wurden luftgetragene Keime bestimmt, die sich in den Außenbereichen in Größenordnungen zwischen 5000 und 7000 KbE/m3 bewegten. In weiteren verschiedenen Stallabteilen lagen die Werte deutlich über 40 000 KbE/m3 oder waren nicht auswertbar, wenn der Bewuchs der Platten so massiv war, dass sich einzelne Kolonien nicht ansprechen ließen. Zu Verbesserung der Luftqualität und Verminderung des Keimgehaltes in der Luft kann in den Ställen ein Belüftungssystem installiert werden. Dieses System der zusätzlichen Ventilation besteht aus einem Ventilator und einem Plastikschlauch mit gestanzten Löchern in exakt berechneten Positionen. Die Leistung des Lüfters und die Position sowie der Durchmesser der Löcher sind so berechnet, dass sie individuell an jeden Stall angepasst werden können. Hierbei wird der Luftaustausch so konzipiert, dass das Gesamtluftvolumen pro Stunde mehrmals ausgetauscht wird ohne jedoch Zugluft auf Höhe der Tiere zu erzeugen. Somit stellt dieses System eine Alternative zu einem Umbau oder Neubau dar, die sich in der besseren Gesundheit und Leistung der Schafe widerspiegelt. Literatur 1. Brogden KA, Lehmkuhl HD, Cutlip RC. Pasteurella haemolytica complicated respiratory infections in sheep and goats. Vet Res 1998; 29 (3–4): 233–254. 2. Sevi A, Taibi L, Albenzio M, Annicchiarico G, Muscio A. Airspace effects on the yield and quality of ewe milk. J Dairy Sci 2001; 84 (12): 2632–2640. 3. Lago A, McGuirk SM, Bennett TB, Cook NB, Nordlund KV. Calf respiratory disease and pen microenvironments in naturally ventilated calf barns in winter. J Dairy Sci 2006; 89: 4014–4025. A15 Leitfaden Schafhaltung – Ein Nachhaltigkeitsprojekt des Landes Baden- Württemberg zur Weiterentwicklung der Schafhaltung H. Axt Schafherdengesundheitsdienst Freiburg Der “Leitfaden Schafhaltung” ist das Ergebnis aus mehreren vom Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg (MLR) initiierten „Expertengesprächen“ zwischen Berufsschäfern, dem Schafzuchtverband, Tierärzten, Verwaltungsfachleuten, Betriebswirten und Wissenschaftlern der Universität Hohenheim. Ziel des Leitfadens ist die umfassende Information aller Personen und Institutionen, die Berührung mit der Schafhaltung haben, um die Schafhaltung nachhaltig und zukunftsfähig weiterzuentwickeln. Im Leitfaden wird die aktuelle Situation der baden-württembergischen Schäferei unter besonderer Berücksichtigung wirtschaftlicher, sozialer und ökologischer Gesichtspunkte dargestellt. Neben einem „Leitbild der Schäferei in Baden-Württemberg“ werden Schwachpunkte und Verbesserungspotenziale für die Bereiche Tiergesundheit, Produktivität, Haltung, Betriebsorganisation und Fütterung sowie Strategien zur verbesserten Vermarktung von Lammfleisch und Wolle aufgezeigt. Schließlich wird ausführlich auf die aktuelle und zukünftige Bedeutung der Wanderschäferei und die mit ihr verbundenen Möglichkeiten und Schwierigkeiten sowie auf die gesetzlichen Rahmenbedingungen eingegangen. Am Ende steht ein Aus- Tierärztliche Praxis Großtiere 4/2014 © Schattauer 2014 Downloaded from www.tieraerztliche-praxis.de on 2017-08-20 | IP: 88.99.70.242 For personal or educational use only. No other uses without permission. All rights reserved. Jahrestagung der DVG-FG Krankheiten kleiner Wiederkäuer und der Schafgesundheitsdienste Der Leitfaden kann als PDF heruntergeladen oder kostenlos beim MLR als Broschüre angefordert werden: http://www.mlr.baden-wuerttemberg.de/ content.pl?ARTIKEL_ID=5452&TEMPLATE=broschueren.html Literatur Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg (2012): Leitfaden Schafhaltung – Ein Nachhaltigkeitsprojekt des Landes Baden-Württemberg zur Weiterentwicklung der Schafhaltung © Schattauer 2014 Abstracts blick auf konkrete Maßnahmenvorschläge zur Förderung der Schafhaltung auf Politik- und Verwaltungsebene. Es wird deutlich, dass die Schafhaltung in einigen Bereichen innerbetriebliches Verbesserungspotenzial zeigt, aber auch in besonderem Maße auf öffentliche Förderung angewiesen ist, was durch die Leistungen in der Landschaftspflege und für die Ökosysteme auch gerechtfertigt wird. Für Tierärzte von besonderem Interesse sind die Feststellungen zu den Themen Reduktion von Lämmerverlusten, Stallbauempfehlungen, Hygiene- und Deckmanagement, Futterwert und Fütterungsberatung sowie Maßnahmen in Zucht und Herdenbetreuung. A21 Tierärztliche Praxis Großtiere 4/2014 Downloaded from www.tieraerztliche-praxis.de on 2017-08-20 | IP: 88.99.70.242 For personal or educational use only. No other uses without permission. All rights reserved.