dialog zwischen christ und antichrist

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dialog zwischen christ und antichrist
Wernau: rock-Oratorium „Der Song vom alten lieben Gott“ in der Kirche St. Magnus
Von Rainer Kellmayer
die unter dem Motto „chor Musik
impuls“ stehenden neunten chortage des chorverbandes karl Pfaff sind
eine demonstration für den chorgesang. in sieben konzerten wird ein
breites musikalisches Feld durchschritten: Zwei kirchenkonzerten
stehen Begegnungskonzerte mehrerer chöre gegenüber, die Musik-revue „Traumreise“ wird von den Jungen chören des Verbandes in weilheim und esslingen-Berkheim präsentiert. in dieser reihe nimmt die
aufführung des rock-Oratoriums
„der song vom alten lieben Gott“
in der wernauer st. Magnuskirche
eine sonderstellung ein.
Obwohl der 2012 verstorbene komponist hans Posegga nur in Fachkreisen bekannt ist, hat wohl jeder Musik von ihm gehört. seine bekannteste komposition ist die Titelmelodie zur Fernsehsendung mit der
Maus. Zudem schrieb er Partituren
des klassischen Genres, zahlreiche
Filmmusiken und soundtracks zu
Fernsehformaten wie „Tatort“.
anders gelagert ist die Musik seines
rock-Oratoriums „der song vom alten lieben Gott“. Zwar sind Bezüge
zur unterhaltungsmusik unverkennbar, in ihrer Vielfalt lassen sich die
einfälle Poseggas jedoch in keine stilistische schublade stecken. die
Textvorlage von chrysostomus Giner, abt des südtiroler klosters Neustift, beleuchtet im dramatischen dialog zwischen christ und antichrist
ein Thema: Gibt es einen Gott?
angetrieben von wissenschaftlichen
erkenntnissen ereiferte sich Peter
Gorges in der rolle des antichristen,
griff den christen ketzerisch, provokant und sehr bösartig an. dieser
wehrte sich standhaft und hielt ein
Plädoyer für Gott. Manfred Tächl
wirkte dabei in seiner sprechrolle authentisch, konterte die angriffe ruhig, stand jedoch voll zu seinen Überzeugungen. Jedem der Protagonisten war ein sänger zugeordnet. Mit
tenoralem Glanz füllte christian
wilms den Part des christen. dem
gegenüber hatte die angenehme und
ausdrucksstarke Bassstimme von
heiko schulz gelegentlich Mühe, sich
gegen den chor und die vom drive
des schlagzeugs bestimmten aktionen des Quartetts sam’s Piano durchzusetzen.
die feine aussteuerung der klangbalance zwischen Band, chor und
solisten gelang leider nicht durchgehend, so dass die aufführung unter
der dominanz der instrumente litt.
dessen ungeachtet profilierte sich
der Projektchor in seiner kommentierenden rolle mit sauberen unisoni, ausgewogenem stimmeinsatz und
schön abphrasierten endungen.
der musikalische leiter des chor-
verbandes, Joachim schmid, steuerte die stränge routiniert. willig setzten die chöre „Pfäffer“ und „capriccio“, das Männervokalensemble
„stoiadler“ und die Frauen von „Vocal adventure“ seine dirigentischen
impulse um. doch weder der große
musikalische einsatz, noch die diskussionen der beiden kontrahenten
führten zu einer lösung. Zwischen
christ und antichrist blieb alles offen, als der Gläubige einen angriff
seines Gegenübers mit dem schlusssatz konterte: „Beweis mir erst einmal, dass es keinen Gott gibt“.
Joachim Schmid, der Chorleiter des Verbandes Karl Pfaff, dirigiert das anspruchsvolle Werk.
Foto: Kaier
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