Zweigesicht cometti truffer architekten haben kürzlich eine Kaplanei in Meggen fertiggestellt. Norbert Truffer wählt drei Zeichnungen und drei Fotos und beantwortet unsere sechs Fragen. Strassenseite Worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe? Die Aufgabe bestand im Wettbewerb darin, einen Entwurf zu finden, der einen würdigen Nachfolger für das zu ersetzende Kaplaneihaus aus den Dreissigerjahren darstellen würde. Das Kaplaneihaus wurde im Chalet-Stil im Sinne, so denke ich, einer bodenständigen Geisteshaltung in den «präurbanen» Raum gestellt. Mit dem Neubau der bekannten Piuskirche in Meggen, welche in den frühen Sechzigerjahren hochmodern von Franz Füeg entworfen wurde, änderte sich das Umfeld. Das Kaplaneihaus mit den bodenständigen Namen «daheim» war wohl noch ein Zeuge einer gesellschaftlichen Haltung, jedoch in die Jahre gekommen und durfte im Einverständnis mit der Denkmalpflege einem «gleichwertigen» Neubau weichen. Umgebungsplan Welche Inspirationen liegen diesem Projekt zugrunde? Die Inspiration lag in der Aufgabenstellung selbst verborgen. Wollte man einen adäquaten Ersatz für das Kaplaneihaus generieren, war schnell klar, dass der neue Baukörper gleichwertig «verortet» werden und eine typologische Verwandtschaft aufgebaut werden musste. Eine weitere Inspirationsquelle war das «handwerkliche» Erscheinungsbild des Kaplaneihauses, das wir in den Entwurf der Konstruktions- und Gestaltungsweise übertrugen. Innenraum Wie hat der Ort auf den Entwurf eingewirkt? Sicher war das kirchliche Erbe beeinflussend, jedoch war die prominente Lage des Vorgängerbaus auf dem Mauersockel an der Strassengabelung entscheidender. So nahm der neue Baukörper durch den Lageentscheid die räumlichen Qualitäten und die städtebauliche Präsenz wieder auf und verstärkte diese sogar. Der Garten des Kaplans und die Spalierwand zum Nachbar konnte neu interpretiert und erhalten werden. Normalgeschoss Gab es bedeutende Projektänderungen vom ersten Entwurf bis zum vollendeten Bauwerk? Das Projekt hat sich vor allem im Erscheinungsbild stark entwickelt. Wir suchten für die Fassade einen innovativen Ausdruck, der zugleich eine Referenz an den Vorgängerbau aufbauten konnte. Die stehenden Fensterformate mit den vorgelagerten geschosshohen Schiebeläden vermitteln einen «klassischen» Eindruck. Durch die Verschiebbarkeit der Läden entsteht im täglichen Gebrauch durch die Nutzer ein sich veränderndes Bild. Ein zweites oder mehrfaches Gesicht entsteht. Schnitt Wie gliedert sich das Gebäude in die Reihe der bestehenden Bauten des Büros ein? Es reiht sich in die Reihe unserer Bauten insofern ein, dass es sich nicht einreiht. Bei jeder einzelnen Bauaufgabe versuchen wir vom Ort her zu denken und legen Wert darauf, dass sich der Entwurf und die Umsetzung als Resultat dieses Prozesses versteht. Welches Produkt oder Material hat zum Erfolg des vollendeten Bauwerks beigetragen? Den dunklen horizontalen Geschossbetonungen suchten wir eine vertikale Struktur aus Holz entgegenzusetzen. Nach verschiedenen Materialtests stiessen wir auf die vorvergraute und sägerohe Weisstanne, welche die gestalterischen und konstruktiven Ansprüche zu erfüllen vermochte. Wir freuen uns über Ihre Anregungen und Kritiken! Gartenseite Ersatzneubau Kaplanei 2012 Meggen LU Auftragsart Wettbewerb 2009 Bauherrschaft Katholische Kirchgemeinde Meggen Architektur Cometti Truffer Architekten AG, Luzern Norbert Tuffer, Fee Thissen, Zeljko Savic Fachplaner Stefan Köpfli Partner Landschaftsarchitekten, Luzern Pirmin Jung Ing. für Holzbau, Rain Trachsel Bauingenieure AG, Luzern E+Th. Bertsch HLK-Planer, Luzern Rebsamen Elektroplan AG, Luzern Bauleitung Blaser Schütz Baurealisation und Kostenplanung GmbH, Luzern Gebäudevolumen 2'335 m3 Energiestandard Minergie Massgeblich beteiligte Unternehmer Portmann Holzbau GmbH, Maierkappel Fotos Foto Meier Sursee Quelle swiss-architects