Überblick 699 Mechanismen der Metallzentrums-Synthese: Die Reifung Nickel-abhängiger Enzyme Melanie Blokesch und August Böck Department Biologie I, Mikrobiologie, Universität München Hydrogenase 1 (hya) Hydrogenase 2 (hyb) A K-UE O K-UE B G-UE D Prot. C 1000 bp D G-UE Prot. ~ 5kbp E D B E G-UE Akzessorische Proteine (hyp) G I F K-UE Prot. Hydrogenase 3 (hyc) Akzessorisches Protein (hypF) Abb. 1: Organisation der Strukturgene der Hydrogenase 1 (hya), 2 (hyb) und 3 (hyc) und der Gene für akzessorische Proteine (hyp). K-UE: kleine Untereinheit, G-UE: große Untereinheit, Prot.: Protease. Gene für homologe Proteine (HypC-HybG bzw. HypA-HybF) sind durch gleiche Schattierungen gekennzeichnet. Die Synthese und der Einbau des Metallzentrums von Nickel-abhängigen Enzymen ist ein komplexer Prozess, an dem eine Reihe von Hilfsproteinen beteiligt sind. Im Falle der NiFe-Hydrogenasen sind dies mindestens sieben Reifungsenzyme plus ATP, GTP und Carbamoylphosphat als niedermolekulare Substrate. Der Artikel fasst am Beispiel des E. coli-Systems unsere Information über Eigenschaften und Aktivität der akzessorischen Proteine zusammen und postuliert einen Weg, über den die Reifung stattfindet. BIOspektrum · 6/02 · 8. Jahrgang Proteine mit Metallzentren sind an einer Vielzahl von zellulären Prozessen beteiligt. Dazu zählen Funktionen in der strukturellen Stabilisierung, der enzymatischen Katalyse, dem Elektronentransport oder der genetischen Regulation der Genexpression. Diesen vielfältigen Funktionen entspricht auch der hohe Anteil von Metalloproteinen am Gesamtproteinsatz eines Organismus, den man auf etwa 30 bis 35 Prozent schätzt. Das Metall beziehungsweise das Metallzentrum kann dabei prinzipiell über zwei Möglichkeiten durch das Protein koordiniert sein. Die erste davon, bis vor kurzem noch fast als beispielhaft angesehen, besteht in der einfachen, reversiblen Bindung, die sich meist durch bereitwilliges Entfernen des Metalls durch einen geeigneten Chelator auszeichnet. Die zweite Möglichkeit ist komplexer und erfordert die Aktivität von Hilfsproteinen. Diese akzessorischen Proteine können eine erstaunliche Diversität von biochemischen Funktionen einnehmen. Sehr häufig wurden sie erst bei der genetischen Analyse von Metalloenzymen entdeckt, und zwar als Produkte von Genen, deren Mutation die Biosynthese des Apoproteins (kodiert durch das Strukturgen) nicht beeinflusst, aber die Generierung des aktiven Enzyms blockiert. Solche Funktionen der akzessorischen Proteine können sein (a) die spezifische Bindung des Metalls nach Aufnahme durch ein Transportsystem durch einen cytoplasmatischen Carrier, um es der komplexierenden Wirkung beispielsweise von Thiolat- oder Imidazolgruppen zu entziehen und möglicherweise auch um die toxische Wirkung mancher Metalle zu maskieren, (b) proteolytische Reaktionen, durch die an einem Apoprotein entweder erst die Metallbindestelle erzeugt wird oder nach dem Einbau des Metalls eine Konformationsänderung des Proteins erzwungen wird, die beispielsweise zur Internalisierung des Zentrums in das Innere des Proteins führt, (c) die Rolle von Chaperonen oder Chaperon-artigen Proteinen, die als Metall-Donatoren fungieren oder auch das Apoprotein in einer Konformation halten, die kompetent ist für den Einbau des Metalls; (d) die Synthese von organischen Bestandteilen, in die das Metall vor oder nach der Insertion in das Protein eingebaut wird. Häufig sind diese Funktio- Überblick 700 nen jedoch nicht getrennt, sondern wirken überlappend. Mutationen in Genen von akzessorischen Proteinen führen deswegen häufig zu einem pleiotrophen biochemischen Phänotyp[1]. Die Hydrogenasen von Escherichia coli Im Rahmen der Sequenzierung des Operons (hyc) von Escherichia coli, das für Komponenten der Formiat-Hydrogenlyase (FHL) kodiert, wurde 5’ davon in inverser Orientierung ein Operon (hyp) entdeckt, das Gene für akzessorische Proteine für die Reifung der NiFe-Hydrogenasen von E. coli enthält (Abb. 1). Dieses Bakterium besitzt drei gut charakterisierte, als Isoenzyme 1, 2 und 3 bezeichnete Hydrogenasen, die ein NiFe-Metallzentrum besitzen. Mutationen in den hypGenen führen zum Verlust der Fähigkeit, aktive Hydrogenasen zu bilden, obwohl die Strukturgene intakt sind. Interessanterweise bewirkt die Inaktivierung der Gene hypA und hypC spezifisch nur den Verlust der Aktivität der Hydrogenase 3, einem Bestandteil des FHL-Komplexes, während Mutationen in hypB, hypD, hypE und hypF die Synthese aller drei Isoenzyme blockierten. HypA und hypC besitzen jedoch Homologe im Operon der Hydrogenase 2 (hyb), nämlich hybF und hybG. Jedes der drei Operone, in denen die Strukturgene liegen, kodiert auch für ein weiteres Reifungsprotein. Diese Endopeptidase führt die proteolytische Reifung der Vorstufe der großen Untereinheit durch, nachdem das NiFe-Zentrum eingebaut wurde.[2]. Mutanten von E. coli, die einen Defekt in einem der Gene dieser akzessorischen Proteine aufweisen, zeigen einen biochemisch pleiotrophen Phänotyp: (a) Die große Untereinheit der Isoenzyme liegt in der dem Leserahmen des Gens entsprechenden Länge vor; im reifen, aktiven Protein ist sie Cterminal verkürzt; (b) diese Vorläuferform der großen Untereinheit ist frei von Nickel; über den Gehalt an Eisen kann aus methodischen Gründen keine Aussage getroffen werden. Eine Ausnahme stellen Mutanten mit einem Defekt im Gen einer der Reifungs-Endopeptidasen dar, da sie Nickel enthalten. Das Metallzentrum von NiFe-Hydrogenasen Der Aufbau des NiFe-Zentrums von Hydrogenasen konnte über RöntgenstrukturAnalyse und Infrarotspektroskopie am Beispiel von Enzymen von Chromatium- und Desulfovibrio-Spezies ermittelt werden. Er ist in Abbildung 2 dargestellt und zeigt, dass Ni und Fe über vier Thiolate durch das Protein koordiniert sind, wobei zwei davon als Brückenliganden dienen. Zwei dieser A Biosynthese der CO- und CN-Liganden O N N C Da CO und CN hochtoxische Substanzen darstellen, ist anzunehmen, dass sie nicht im freien Fe Zustand synthetisiert werden. Ausgehend vom Befund, dass das akzessorische Protein HypF S Cys 4 S Cys 2 ein Sequenzmotiv trägt, das Ähnlichkeit mit einem Motiv Ni von O-Carbamoyltransferasen Cys 3 zeigt, konnte CarbamoylphosS phat (CP) als wahrscheinliches S Edukt für die Synthese von CN Cys 1 und/oder CO nachgewiesen werden: Eine fehlende CP-Synthese führt nämlich zu einer Blockade der Reifung aller drei HyB drogenasen von E. coli. Zusätzlich zur Funktion in der Biosynthese von Pyrimidinen und ArN-terminales C-terminales ginin ist CP also auch essentiell Motiv Motiv für die Synthese des NiFe-ZenRxC1GxC2xxxH DPC3xxC4xxH/R trums von Hydrogenasen[5]. Der biochemische Weg, wie CP in CO/CN konvertiert wird, N C ist noch weitgehend unbekannt. Offen ist vor allem die Frage, ob Abb. 2: A: Modell des aktiven Zentrums der NiFe-HydroFe zuerst carbamoyliert wird, [3] genasen nach Happe et al. . Die Nummerierung der Cysteinmit anschließender UmwandReste entspricht derjenigen in Teil B. B: Schema der großen lung in CO/CN, oder ob die Untereinheiten der NiFe Hydrogenasen. Die Position und Sequenz der konservierten Cystein-Motive ist dargestellt. Der Carbamoylierung an einem akschraffierte Abschnitt zeigt die C-terminale Erweiterung, zessorischen Protein erfolgt, mit welche durch eine spezifische Endopeptidase entfernt wird. nachfolgender Ligandierung des Eisens. Bekannt ist, dass HypF einen Komplex mit dem akzessorischen Protein HypE bildet und Cysteine liegen in einem in allen NiFe-Hy- dass beide Proteine die ATP-Hydrolyse kadrogenasen konservierten Sequenzmotiv im talysieren, HypF in AMP und Pyrophosphat, N-terminalen Bereich, die beiden anderen und zwar nur in Gegenwart von CP und wenige Aminosäurereste entfernt vom C- HypE in ADP plus Phosphat unabhängig Terminus der reifen Untereinheit, der iden- von der Anwesenheit von CP. HypF hydrotisch ist mit der Schnittstelle der Reifungs- lysiert außerdem CP auch in Abwesenheit Endopeptidase. Bislang unbekannt war, dass von ATP. Induziert durch die Sequenzähndas Eisen drei Nicht-Protein-Liganden, lichkeit von HypE mit PurM, einem Enzym nämlich zwei -CN und eine -CO Einheit der Purinbiosynthese, wird spekuliert, ob die trägt[3] (Übersicht siehe[4]). Die Biosynthe- Konvertierung von CP in CN ebenfalls eise dieser Liganden und ihre Addition an das ne ATP-abhängige Dehydratisierung darEisen stellen eine faszinierende bioanorga- stellt. Die Bildung des CO-Liganden ist nische Fragestellung dar. Unser Labor sucht noch offen; es sind jedoch Modellreaktionen sich ihr durch eine Kombination genetischer, aus der Metallorganik bekannt, in denen Eibiochemischer und molekularbiologischer sen-Carbamoyl-Komplexe in Eisen-CyanoMethoden zu nähern, wobei vor allem zwei oder Eisencarbonyle umgewandelt werden. Aspekte technische Probleme bereiten: Zum Ligandenchemie am Fe könnte also an der einen ist bisher nicht gelungen, Zwi- Bildung von CO beteiligt sein, möglicherschenprodukte der Reifung in einer der bio- weise auch die Stöchiometrie von 2 CN zu 1 physikalischen Analyse zugänglichen Men- CO bestimmen. Aufschluss über den Ort der Carbamoyge zu isolieren. Zum anderen erfolgen die einzelnen Reifungsschritte nicht hinterein- lierung ergaben die Analysen der akzessoriander, sondern an Proteinkomplexen, sodass schen Proteine in einer Mutante von E. coli, ein mutativer Eingriff häufig pleiotrophe die CP nicht mehr zu synthetisieren vermag. Sie häuft einen Komplex aus zwei weiteren Effekte erzeugt. C C BIOspektrum · 6/02 · 8. Jahrgang Überblick 701 Abb. 3: Koordination des Cadmium-Atoms durch Glu16, Asp62, His93 und ein Wassermolekül in der Endopeptidase HybD von E. coli[10] (Abbildung freundlicherweise zur Verfügung gestellt von R. Huber). akzessorischen Proteinen, HypC und HypD, an. Dieser Komplex muss also ein Intermediat des Einbauweges sein, an dem die Carbamoylierung beziehungsweise CO/CN-Ligandierung des Eisens erfolgt. Der Komplex wird sofort aufgelöst, wenn die Zellen mit LCitrullin, einer Vorstufe von CP, gefüttert werden (unveröffentlichte Daten). Nickeleinbaus und fördern ihn kinetisch. Genauere Untersuchungen sind hierzu noch notwendig. Wie bereits angeführt, fungiert HypA spezifisch in der Synthese der Hydrogenase 3, während HypB essentiell ist für die Bildung aller drei Isoenzyme in der aktiven Form. HypB bindet GTP, und die GTP-Hydrolyse ist für den Einbau von Nickel erforderlich. Am biologischen System von Bradyrhizobium japonicum wurde zudem gezeigt, dass HypB Nickel binden kann, wobei eine der Funktionen der Speicherung des Metalls dient, eine zweite, von der Speicherrolle separierbare Funktion den eigentlichen Einbau katalysiert[6]. Im gegenwärtig favorisierten Arbeitsmodell stellt HypB daher einen Nickel-Donor dar, der durch HypA zu seinem Apoprotein geleitet wird. GTP-Hydrolyse könnte für den Transfer des Metalls oder für die Dissozation des Transferkomplexes verantwortlich sein. Sicher ist jedoch, dass Nickel eingebaut werden kann, wenn die große Untereinheit noch mit dem chaperonartigen Protein HypC verbunden ist[7]. Proteolytische Reifung Während des gesamten bisher geschilderten Reifungsprozesses liegt die große Unterein- heit in der Vorläuferform, also mit der C-terminalen Extension, vor. Im finalen Schritt wird nun diese Extension über Endoproteolyse durch eine der für jede Hydrogenase spezifischen Endopeptidasen abgeschnitten[8,9]. Über die Reinigung der Endopeptidasen HycI (vollendet die Reifung der großen Untereinheit der Hydrogenase 3) und HybD (spezifisch für Hydrogenase 2), die Strukturermittlung von HybD[10] und die genetische Analyse der Schnittstelle und des Enzyms konnte ein detaillierter Einblick in den Ablauf dieses letzten Reifungsschritts gewonnen werden. Die gereinigten Endopeptidasen enthalten kein Metall, aber HybD konnte nur kristallisiert werden in einem Komplex mit Cadmium aus dem Kristallisationspuffer. Dabei ist Cadmium – überraschend für eine Metallbindung – fünffach gebunden mit Glu, Asp, His-Resten und einem Wassermolekül (Abb. 3). Der Austausch dieser Reste gegen chemisch verschiedene führte zur Inaktivierung des Enzyms, während beim Austausch von His gegen Gln – wie durch die chemische Ähnlichkeit vorhersagbar – noch eine Restaktivität verbleibt. Die gereinigte, also metallfreie Endopeptidase HycI bindet und hydrolysiert die Vorläuferform der großen Untereinheit nur, wenn Nickel Der Einbau von Nickel N C C - S Cys 4 Ni S Cys 3 N C Fe COOH - S S Cys 2 Cys 1 NH2 O N C C BIOspektrum · 6/02 · 8. Jahrgang O Interessanterweise kann das HypC-Protein auch einen Komplex mit dem Vorläufer der großen Hydrogenase-Untereinheit eingehen, der sich insbesondere bei Nickelmangel anhäuft. Er ist in CP-Mangelmutanten nicht vorhanden, bildet sich jedoch, wenn diese Stämme mit CP in Form von Citrullin versorgt werden. HypC übt also vermutlich eine Transferfunktion aus, nämlich den Transport des ligandierten Eisenions vom HypC-HypD-Komplex zum Vorläufer der großen Untereinheit (unveröffentlichte Daten). Mit Sicherheit findet der Einbau von Eisen vor und damit unabhängig vom Einbau von Nickel statt. Das Hauptargument dafür ist, dass der Reifungsprozess in vitro an einem Vorläufer der großen Untereinheit stattfindet und im Extrakt von Nickel-MangelZellen nachweisbar ist. Interessanterweise sind dazu die Produkte der akzessorischen Gene HypA und HypB nicht erforderlich; ihre Aktivität kann durch die Gegenwart hoher Nickelkonzentrationen ersetzt werden. Auch in hypA- beziehungsweise hypB-Mutanten kann der genetische Defekt durch die Gabe hoher Nickelkonzentrationen in das Medium phänotypisch teilweise revertiert werden. Was ist dann die biochemische Funktion der beiden Proteine? Vermutlich kontrollieren sie die Genauigkeit des N H2N C COOH Fe Cys 2 S S Ni S S Cys 4 COOH Cys 3 Cys 1 NH2 Abb. 4: Modell der proteolytischen Reifung nach Einbau des Eisens, der diatomischen Liganden CO und CN und des Nickels. Durch Entfernen der C-terminalen Erweiterung kommt es zu einer Konformationsänderung, wobei Cys2 und Cys4 die Eisen- und Nickel-Atome verbinden. Überblick 702 HYD 1 O HypF C C N C Fe HypD N HypE HybF HYD 2 HybG Ni HypC HYD 3 HypB HypA Abb. 5: Netzwerk der Reifung der Hydrogenasen von E. coli. Die Proteine HypE, HypF, HypD und HypB sind an der Reifung aller drei Isoenzyme beteiligt. Die Proteine HypC und HypA bzw. deren Homologe HybG und HybF leiten den Reifungsprozess in Richtung Hydrogenase 3 bzw. 1 und 2. Der Ablauf der Reifung ist durch römische Zahlen dargestellt. I: Biosynthese der Liganden CO und CN; II: Übertragung von Eisen und Liganden zum Apoprotein; III: Einbau von Nickel in das aktive Zentrum; IV: C-terminale Prozessierung. eingebaut wurde, dann jedoch selbst in Gegenwart von Chelatoren. Dies zeigt, dass die Bindestelle des Cadmiums die postulierte Bindestelle des Nickels darstellt und dass der Endopeptidase eine Erkennungsfunktion für die Korrektheit des eingebauten Metalls zukommt[10,11]. Die Anforderungen an die Sequenz der Schnittstelle selbst sind erstaunlicherweise nicht sehr streng. Chemisch ähnliche Aminosäuren werden toleriert; interessanterweise führen Austausche im Vorläufer, die aufgrund drastischer chemischer Unterschiede den Verlust der Schneidbarkeit zur Folge haben, auch zur Instabilität des Proteins. Der C-terminalen Extension muss also eine wichtige Funktion in der Aufrechterhaltung einer für die Reifung kompetenten Struktur zugewiesen werden[12] (und unveröffentlichte Daten). Dies ist nicht der Fall bei den sensorischen NiFe-Hydrogenasen, welche keine C-terminale Extension besitzen. Als Beispiel hierfür ist die regulatorische Hydrogenase von Ralstonia eutropha zu nennen, welche ausführlich in der Gruppe von Bärbel Friedrich untersucht wurde (siehe hierzu[13]). Abbildung 4 fasst den Vorgang der proteolytischen Reifung schematisch zusammen. Aus Mutagenesestudien war bekannt, dass das C-terminale Cystein weder für den Nickeleinbau noch für die proteolytische Reifung notwendig ist. Allerdings entsteht ein inaktives Enzym, wenn es etwa gegen Alanin ausgetauscht ist. Es wird angenommen, dass die proteolytische Prozessierung eine Konformationsänderung der C-terminalen Domäne der großen Untereinheit bewirkt, die dieses Cystein in Nachbarschaft zu den beiden Metallen Hydrogenase Urease HypA/HybF HypA1 HypB UreE CooJ UreG CooC Nukleotid Bindung UreD2 CooT3 Chaperon-artiges Protein HypC/HybG CO-Dehydrogenase Funktion Ni Einbau Ni Bindung/Metallochaperone 1) Nach Olson et al.[17] werden HypA und HypB in H. pylori zur vollen Aktivität der Hydrogenase und der Urease benötigt. 2) Im Zusammenspiel mit UreF und UreG 3) CooT weisst marginale Ähnlichkeit zu HypC Proteinen auf[16]. Tab. 1: Beteiligung akzessorischer Proteine an der Reifung der drei Nickel enthaltenden Enzyme Hydrogenase, Urease und CO-Dehydrogenase. bringt, um als Brückenligand zu funktionieren. Ein Netzwerk der Reifung der Hydrogenasen von E. coli Von den sieben bisher identifizierten, an der Hydrogenasereifung beteiligten Proteinen sind vier (HypB, HypD, HypE, HypF) an der Reifung aller drei Isoenzyme beteiligt (Abb. 5). Drei weitere wirken spezifisch; neben den drei Endopeptidasen sind es die homologen Paare HypC/HybG und HypA/ HybF. HybG und HybF kodieren im Operon der Hydrogenase 2, und sie übernehmen die Funktionen von HypC/HypA in der Synthese der Hydrogenasen 1 und 2. Die Metallzentrumssynthese der Isoenzyme 1 und 2 ist deswegen gekoppelt; da HybG (wie HypC) eine Interaktion mit HypD eingeht, konkurriert das Protein deswegen mit HypC um HypD. In physiologischer Hinsicht ist dies sinnvoll, da die Hydrogenasen 1 und 2 H2-Aufnahme-Enzyme (respiratorische Enzyme) sind, Hydrogenase 3 jedoch ein H2-Bildungs-Enzym (fermentatives Enzym) ist. HypC und HybG leiten also das Reifungssystem entweder in Richtung der Bildung von Isoenzym 3 oder von 1 und 2 (Abb. 5). Diese wechselseitige Abhängigkeit der komplexen Systeme in der Reifung stellt ein neuartiges Regulationssystem dar, das epistatisch über der Transkriptions- und BIOspektrum · 6/02 · 8. Jahrgang Überblick 703 Translationskontrolle angesiedelt ist. Ihre Funktion liegt sicher in der Koordination und ausgewogenen Einstellung der Stöchiometrie der diversen Hydrogenase-Systeme[14]. Vergleich zur Reifung der Urease und der CO-Dehydrogenase Die Notwendigkeit von akzessorischen Proteinen zur Synthese des Metallzentrums wurde auch an weiteren Nickel-enthaltenden Enzymen wie der Urease (Übersicht siehe[15]) und der CO-Dehydrogenase untersucht[16]. Dabei tauchen auffällige Gemeinsamkeiten auf (siehe Tab. 1): (a) Sowohl für Hydrogenasen als auch die Ureasen wurden Chaperon-artige Proteine oder Proteinkomplexe beschrieben, welche das Apo-Protein in einem offenen Zustand halten und somit den Einbau der entsprechenden Metalle ermöglichen. (b) Für alle drei Systeme wurde ein Nickel-bindendes Protein, teilweise mit zusätzlicher Nickelspeicher-Funktion, beschrieben. (c) Beim Einbau von Nickel ist die Hydrolyse von Nukleosidtriphosphaten notwendig. Dass die Inkorporation von Nickel in ähnlicher Weise erfolgt, wurde dadurch verstärkt, dass HypA- und HypB-Mutanten Auswirkungen auf den Einbau von Nickel und die Aktivität sowohl der Hydrogenase als auch der Urease in H. pylori haben[17]. [5] Paschos, A., Glass, R.S. & Böck, A. Carbamoylphosphate requirement for synthesis of the active center of [NiFe]-hydrogenases. FEBS Lett. 488, 9–12 (2001). [6] Olson, J.W. & Maier, R.J. Dual roles of Bradyrhizobium japonicum nickelin protein in nickel storage and GTP-dependent Ni mobilization. J. Bacteriol. 182, 1702–5 (2000). [7] Maier, T., Jacobi, A., Sauter, M. & Böck, A. The product of the hypB gene, which is required for nickel incorporation into hydrogenases, is a novel guanine nucleotide-binding protein. J. Bacteriol. 175, 630–5 (1993). [8] Menon, N.K. et al. Carboxy-terminal processing of the large subunit of [NiFe] hydrogenases. FEBS Lett. 331, 91–95 (1993). [9] Rossmann, R., Sauter, M., Lottspeich, F. & Böck, A. Maturation of the large subunit (HycE) of Escherichia coli hydrogenase 3 requires nickel incorporation followed by C-terminal processing at Arg537. Eur. J. Biochem. 220, 377–384 (1994). [10] Fritsche, E., Paschos, A., Beisel, H.G., Böck, A. & Huber, R. Crystal structure of the hydrogenase maturating endopeptidase HybD from Escherichia coli. J. Mol. Biol. 288, 989–998 (1999). [11] Theodoratou, E. et al. Nickel serves as substrate recognition motif for the endopeptidase involved in hydrogenase maturation. Eur. J. Biochem. 267, 1995–1999 (2000). Danksagung August Böck dankt allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern an diesem Projekt für ihre engagierte und begeisterte Zusammenarbeit und der Deutsche Forschungsgemeinschaft und dem Fonds der Chemischen Industrie für die kontinuierliche Förderung. Literatur Melanie Blokesch geboren 1976; Biologiestudium an der LudwigMaximilians-Universität München; Diplomarbeit bei August Böck, seit 2000 Doktorandin in seiner Arbeitsgruppe. [1] Hausinger, R.P. General Principles and Mechanisms of Metallocenter Assembly. in Mechanisms of metallocenter assembly (eds. Hausinger, R.P., Eichhorn, G.L. & Marzilli, L.G.) 1–18 (VCH Publishers, New York, 1996). [2] Maier, T. & Böck, A. Nickel incorporation into hydrogenases. in Mechanisms of metallocenter assembly (eds. Hausinger, R.P., Eichhorn, G.L. & Marzilli, L.G.) 173–192 (VCH, New York, 1996). [3] Happe, R.P., Roseboom, W., Pierik, A.J., Albracht, S.P. & Bagley, K.A. Biological activation of hydrogen. Nature 385, 126 (1997). [4] Frey, M., Fontecilla-Camps, J.C. & Volbeda, A. Nickel-iron hydrogenases. in Handbook of Metalloproteins, Vol. 2 (eds. Messerschmidt, A., Huber, R., Poulos, T. & Wieghardt, K.) 880–896 (John Wiley & Sons, LTD, 2001). BIOspektrum · 6/02 · 8. Jahrgang August Böck geboren 1937; Studium der Biologie, Chemie, Geographie an der Universität München; 1961 Promotion; 1969 Habilitation. 1971–78 C4-Pro- fessur für Mikrobiologie an der Universität Regensburg, 1978 bis 2002 an der LudwigMaximilians-Universität München. [12] Theodoratou, E., Paschos, A., Mintz-Weber, S. & Böck, A. Analysis of the cleavage site specificity of the endopeptidase involved in the maturation of the large subunit of hydrogenase 3 from Escherichia coli. Arch. Microbiol. 173, 110–116 (2000). [13] Lenz, O. & Friedrich, B. Bakterielle WasserstoffSensoren. BIOspektrum 6/01, 515–520 (2001). [14] Hube, M., Blokesch, M. & Böck, A. Network of hydrogenase maturation in Escherichia coli: role of accessory proteins HypA and HybF. 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