Kongress der Sektion Wissenssoziologie: „Wissensrelationen“

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Rainer Schützeichel
(Universität Bielefeld)
Kongress der Sektion Wissenssoziologie: „Wissensrelationen“
(Dortmund, 21.-23. September 2017)
Session: Theoretische Wissenssoziologie
Externalismus, Enaktivismus, social cognition –
Herausforderungen für die Wissenssoziologie?
-
Abstract –
In den letzten Jahren hat es auf den Gebieten der Kognitionswissenschaften, der Philosophie
des Geistes wie der Erkenntnistheorie zahlreiche theoretische Neudispositionen und
Umorientierungen gegeben. Der Vortrag stellt einige diese Neudispositionen vor und
versucht, ihre Bedeutung und Relevanz für die (Wissens-)Soziologie zu klären, stellen diese
doch trotz aller Parallelen gewisse, zumeist implizit vorausgesetzte Grundannahmen des
orthodoxen Konsensus unserer Disziplin in Frage, die sich mit den Stichworten
„Internalismus“, „Mentalismus“ und „Repräsentationalismus“ respektive „Konstruktivismus“
umschreiben lassen. Es wird in dem Vortrag um eine phänomenologisch orientierte
Diskussion wissenssoziologischer Grundfragen und –probleme gehen.
In den Forschungen zum (epistemischen) Externalismus geht es um die Frage nach den
Geltungsgründen von Wissensansprüchen – müssen oder können diese den epistemischen
Subjekten verfügbar sein oder nicht. Entgegen gewissen internalistischen „idola fori“ (Bacon)
der Wissenssoziologie wird der Vortrag für einen (sozialen) Externalismus plädieren, aber
insbesondere auf den entscheidenden Punkt verweisen, dass die Verwendungsweise des
Ausdrucks „Wissen“ entgegen der wissenssoziologischen Gebrauchsweise nicht anders als
mit Geltungsansprüchen verbunden sein kann. Zu den genannten Neudispositionen gehört
auch der so genannte Enaktivismus. Enaktivistische Ansätze gehen, teilweise unter Rückgriff
auf ältere und jüngere phänomenologische Positionen, davon aus, dass „Kognitionen“ aus der
Interaktion von Lebewesen mit ihrer sozialen und physischen Umwelt resultieren.
Kognitionen werden also nicht, jedenfalls nicht in erster Linie, auf mentale Repräsentationen
zurückgeführt, sondern auf das Verhalten und Handeln in einer Umwelt. Enaktivistische
Ansätze schließlich stehen in einem engen Zusammenhang mit Theorie der „Situated
Cogniton“, des „Embodiment“ sowie der „Social Cognition“ mit ihrer These, dass Kognition
nicht nur sachliche, noematische Referenzen, sondern auch einen sozialen „Hintergrund“
aufweisen. Es wird vorgeschlagen, die These der „social cognition“ phänomenologisch, und
zwar klassisch phänomenologisch mit Husserls weithin übersehener These der
„transzendentalen Intersubjektivität“ zu begründen.
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