Seite 1 von 4 Info 7/2014 l l e u t ak Labordiagnostik des Entzündungsgeschehens: Akute Phase Proteine und Kapillarelektrophorese AKUTE PHASE REAKTION Bei einer Entzündung reagiert der Körper mit einer unspezifischen Immunantwort, mit der sogenannten AKUTE PHASE REAKTION (APR). Zytokine (bspw. Interleukin-1, Interleukin-6, Interferon...) dienen als Botenstoffe. Sie werden von Endothelzellen, Fibroblasten, Makrophagen und Granulozyten freigesetzt um über die Blutbahn in die Leber zu gelangen. Bei Infektionen, Gewebeverletztungen, malignen Entartungen oder Störungen des Immunsystems regen diese immunkompetenten Zellen zusammen mit Cortisol dann im Organ die Produktion von ca. 20 verschiedenen AKUTE PHASE PROTEINEN (APPs) an. Die lokalen Auswirkungen der APR sollen Infektionen begrenzen und Toxine/Schadstoffe mittels Phagozytose eliminieren. Die systemischen Effekte sollen den Organismus gegen Endotoxine schützen und eine Abwehrreaktion hervorrufen. Dabei erhöht sich auch die Körpertemperatur, es kommt zur Leukozytose. Es wird zwischen pos. APPs und neg APPs unterschieden. Bei den pos APPs steigt die Konzentration im Rahmen einer entzündlichen Erkrankung um mehr als 25% an, bei den neg. APPs fällt sie hingegen ab. C-reaktives Protein Ein wichtiger Marker zur Erkennung einer Entzündung in der akuten Phase ist das Creaktive Protein (CRP). Es handelt sich um ein Glykoprotein welches aufgrund seiner Struktur in der Lage ist eine Vielzahl pathogener Bakterien oder intrazellulärer Antigene zu binden oder Fremdmoleküle zu erkennen und mittels eingegangener Verbindung eine Strukturänderung der Moleküle zu bewirken (Opsonierung von Bakterien). Es erfolgt dann die Aktivierung des Komplementsystems, Stimulierung der Phagozytose und die Produktion antiinflammatorischer Zytokine. Somit dient die Messung der CRP-Konzentration dem Erkennen mikrobiell bedingter Infektionen, akuter nekrotischer Schädigung von Gewebe aufgrund von Traumata, Operationen oder einer Autoimmunerkrankung, die mit einer Entzündung einhergeht, beispielsweise rheumatoide Arthritis oder Immunvaskulitis. Der potenteste Stimulus sind bakterielle Infektionen. Bei einer akuten Infektion oder bei einem Trauma beginnt die CRP-Produktion im Plasma nach 6h, erreicht ein Maximum nach 48h, fällt mit einer HWZ von 48h wieder ab. Das Ausmaß der Gewebeschädigung oder der Entzündung bestimmen die Höhe des Anstiegs des CRPs. Nach erfolgter Therapie fällt es jedoch auch ebenso rasch wieder ab. Somit ist es ein hervorragender Marker für den Erfolg eines zielgerichteten Antibiotikaeinsatzes beim Hund. Außerdem reagiert CRP deutlich eher als die Leukozyten, die bis zu drei Tagen brauchen, ehe es zum Anstieg kommt. Bei der Katze scheint das CRP bei einer entzündlichen Reaktion kaum zu reagieren, für die Entzündungsdiagnostik ist es daher ungeeignet. Serum Amyloid A SAA ist ein APP mit niedrigem Molekulargewicht, welches im Plasma an High Density Lipoprotein (HDL) gebunden vorliegt, es ist der Vorläufer für das Amyloid Protein A, das Hauptprotein des a-Amyloids und entscheidend an der Entwicklung der Amyloidose und anderen chronischen Entzündungen beteiligt. LABOKLIN LABOR FÜR KLINISCHE DIAGNOSTIK GMBH & CO.KG Steubenstraße 4 • 97688 Bad Kissingen • Telefon: 0971-72020 • Fax: 0971-68546 • E-Mail: [email protected] www.laboklin.com Seite 2 von 4 Nach Stimulation durch Interleukin-6 wird es im Rahmen der APR in der Leber synthetisiert Diagnostisch wird das SAA zur Erkennung von viralen und bakteriellen Entzündungen und auch nicht mikrobiell assoziierten Low Grade Inflammationen eingesetzt. SAA steigt etwa 8h nach Beginn der APR an, übersteigt aber früher den oberen Referenzbereich als CRP. Es ist allerdings bei leichteren Infektionen, wie es bei vielen Virusinfektionen der Fall ist, häufiger erhöht als CRP. Es reagiert empfindlicher bei Low Grade Inflammation und dient somit der Abgrenzung viraler von bakteriellen Entzündungen. Diagnostisch genutzt wird es bei Pferd, Hund Katze und Rind. Haptoglobin Hp ist ein a-Glykoprotein und wird in der Leber, aber auch in Lunge, Fettgewebe, Milz und Nieren gebildet. Dieses APP bindet freies Hämoglobin (fHb) im Plasma, welches toxisch und proinflammatorisch ist. FHb enthält Eisen, das, wenn es ungebunden vorkommt, über die Bildung von Sauerstoffradikalen schädlich wirkt. Bei intravasaler Hämolyse verhindert Hp den renalen Verlust von Eisen durch die Bindung mit fHb, außerdem schützt Hp die Zellen vor oxidativen Schädigungen. Hp hat einen hemmenden Effekt auf die Chemotaxis der Granulozyten, die Phagozytose und bakterizide Wirkung. Ferner scheint es die Mastzellproliferation zu inhibieren. Diagnostische Aussagekraft haben erniedrigte und erhöhte Hp-Konzentrationen. Erniedrigte Werte sind der Indikator für eine in vivo Hämolyse, erhöhte Konzentrationen treten im Rahmen der APR auf, in Verbindung mit Entzündungen, Infektionen und Autoimmunopathien. Es dient der weiteren Diagnostik beim Rind. Serumprotein-Elektrophorese Weiteres wichtiges Kriterium zur Diagnose und Verlaufsbeurteilung von akuten und chronischen Entzündungen sind die Elektrophoresen. Sie dienen außerdem der Feststellung von monoklonalen Gammopathien und Proteinverlust-Syndromen. Die Auftrennung der Globuline erfolgt bei alkalischem pH-Wert aufgrund der Nettoladung, des isoelektrischen Punktes und des Molekulargewichtes der Proteine. Kapillarelektrophorese Bei der Kapillarelektrophorese erfolgt die Trennung geladener Proteine im flüssigen, basischen Medium (pH 9 - 10) in einer engporigen Kapillare. Es handelt sich um eine Kapillare mit Innendurchmessern von 50200µm, an die eine Spannung von ca. 7000 Volt angelegt ist. Die Auftrennung erfolgt in Richtung Kathode aufgrund von Ladung und Mobilität, so dass im günstigsten Fall reine Zonen mit einer Komponente entstehen. Neutrale Moleküle wandern auch zur Kathode, werden aber nicht aufgetrennt. Die Proteinfraktionen werden dann an der Kathode mittels UV-Messung quantifiziert. Es wird eine Extinktions-Ortskurve aus 8 Fraktionen erstellt: Albumin, alpha 1- und alpha 2-Globulin, ß 1- und ß 2-Globulin (evtl. ß-Total), gammaGlobulin Wegen des günstigen Volumen/Oberflächenverhältnisses ergeben sich ein sehr effizienter Trennvorgang und eine gute Automatisierbarkeit des Messvorganges. Elektrophoresen dienen der Zuordnung von Krankheiten oder Krankheitsgruppen mit Hilfe des Musters des Elektropherogramms (Elektrophoresekurve). Außerdem ist eine Aussage über die entzündliche Aktivität einer Erkrankung möglich, und letztendlich ist eine solche schematische Darstellung hilfreich bei einer Verlaufsbeurteilung. LABOKLIN LABOR FÜR KLINISCHE DIAGNOSTIK GMBH & CO.KG Steubenstraße 4 • 97688 Bad Kissingen • Telefon: 0971-72020 • Fax: 0971-68546 • E-Mail: [email protected] www.laboklin.com Seite 3 von 4 Abbildung: Kapillarelektrophorese Albuminfraktion: Präalbumin Albumin a-Lipoprotein (HDL) a-Globulin alpha-1: ß-Globulin: g-Globulin: - saures a-Glykoprotein - a-Antitrypsin alpha-2: - a-Makroglobulin - Haptoglobin beta-1: - Hämopexin - Transferrin beta-2: - C4-Komplement - CRP - C3-Komplement Immunglobuline Abbildung 1: Hund mit akuter Entzündung (a-Globulin) und Immunglobulinproduktion (Beta, Gamma-Globuline) Kapillarelektrophorese Fraktion Albumin Alpha Beta Gamma % 28,7 27,5 10,7 33,1 g/l 41,33 39,60 15,41 47,66 Hund: Alb: a-Glob: b-Glob: g-Glob: 47 - 59 % 9 - 15 % 14 - 24 % 8 - 18 % Alb/Glob = 0,40 Gesamteiweiß: 144 g/l LABOKLIN LABOR FÜR KLINISCHE DIAGNOSTIK GMBH & CO.KG Steubenstraße 4 • 97688 Bad Kissingen • Telefon: 0971-72020 • Fax: 0971-68546 • E-Mail: [email protected] www.laboklin.com Seite 4 von 4 Abbildung 2: Katze mit monoklonaler Gammopathie (gamma-Globulin) Kapillarelektrophorese Fraktion Albumin Alpha Beta Gamma % g/l 27,3 44,09 11,8 19,06 5,5 8,88 55,4 89,47 Katze: Alb: a-Glob: b-Glob: g-Glob: 45 - 60 % 8 - 15 % 10 - 20 % 10 - 28 % Alb/Glob = 0,38 Gesamteiweiß: 161,5 g/l LABOKLIN LABOR FÜR KLINISCHE DIAGNOSTIK GMBH & CO.KG Steubenstraße 4 • 97688 Bad Kissingen • Telefon: 0971-72020 • Fax: 0971-68546 • E-Mail: [email protected] www.laboklin.com