TEAMENTWICKLUNG KULINARISCH Kochen als Instrument kreativer Teamentwicklung 1 1 KOCHEN VERBINDET 2 1 KOCHEN VERBINDET In der heutigen Zeit sind sich die Unternehmungen bewusst, dass ein gutes Arbeitsumfeld und zufriedene Teammitglieder sehr wichtige Komponenten einer guten Unternehmungskultur sind. Dissonanzen im Arbeitsumfeld und Unzufriedenheit unter den Mitarbeitenden führen zu nicht absehbaren Konsequenzen im Betrieb. Das kann zu schnelleren Personalwechseln, Abwesenheit wegen Krankheit und letztendlich zu mangelnder Kooperation führen. Die Effizienz sinkt weit unter das Niveau, das die Mitarbeitenden eigentlich in der Lage wären zu leisten. Ist aber das Arbeitsumfeld harmonisch und die Zufriedenheit am Arbeitsort hoch, sind die Mitarbeitenden motivierter, einsatzfreudiger, weniger krank und die Teams arbeiten besser zusammen. Da die Mitarbeitenden die wichtigste Ressource eines Unternehmens sind, überrascht es nicht, dass man sich immer mehr auf die Zufriedenheit am Arbeitsplatz konzentriert. Teamentwicklung heisst Beziehungsentwicklung, die das Ausschöpfen der Ressourcen innerhalb eines Teams erst möglich macht. Sind keine tragfähigen Beziehungen entwickelt worden, so ist die Offenheit, die zu einer Kooperation notwendig ist, nicht gegeben. Leider lernen wir das «Teamlife» nicht in der Schule, sondern müssen oder dürfen diese Fähigkeiten nachlernen. Das ist umso wichtiger, da die Arbeitswelt weitgehend aus «Zwangsgemeinschaften» besteht. Mitarbeitende können ihre Kollegen nicht aussuchen. Professionalität und Achtsamkeit sind darum nötig, um eine gute Teamkommunikation zu entwickeln und zu fördern, so dass aus einem zusammengewürfelten Haufen ein leistungsstarkes Team entsteht. Ein Kochprozess (Planen, Realisieren um gemeinsam zu geniessen) beinhaltet alle nötigen Zutaten (Entwicklung von Beziehungen, Kommunikation und zielgerichtetes Handeln) der Teambildung und Teamentwicklung. Das gemeinsame Kochen mit eingestreuten Reflexionsphasen ist darum ein ideales Rezept für alle Teamprozesse. 3 1 KOCHEN VERBINDET Beim Zubereiten eines Menü sind alle Zutaten einer würzigen, kreativen und spielerischen Teamentwicklung enthalten, wie: • Die Klärung der Rollen mit Ihren Aufgaben • Die Klärung der Kommunikation in und zwischen den Gruppen • Die Arbeit im Teamalltag (Hand in Hand) fördern • Das Fördern der Kreativität in der Rolle • Die Auseinandersetzung mit den Sinnen und der Sensorik • Präsentieren der gekochten Speisen • Feedbackkultur Der Teamprozess beginnt schon bei der Planung des Menus und beim Einkaufen der Waren. Nur durch klare Kommunikation, Rollenklarheit und Hand in Hand arbeiten, können die Teams gut schmeckende und kreativ angerichtete Gerichte servieren. Die entscheidenden Zutaten, die zu positiven Erfahrungen und zur Entwicklung kooperativen Verhalten führen, sind: • Wertschätzung • Spass • Anteilnahme (gegenseitige Beachtung) • Kreativität • Erfolg -Es braucht die Wertschätzung gegenüber den Waren, wie auch gegenüber den Mitarbeitenden. -Spass und Humor sind wichtige Zutaten. Sie verleihen dem Gericht die Leichtigkeit. -Wahrnehmen der Stärken, Fähigkeiten und Ressourcen der Mitkochenden fördert die Empathiefähigkeit. -Nicht jede Komposition schmeckt und sieht gleich aus. Sondern es kommt auf die Kreativität der Köche an, sie machen das Gericht einzigartig. -Was gibt es schöneres als ein wunderbar hergestelltes Gericht zu servieren, den Gästen eine 4 1 KOCHEN VERBINDET Freude zu bereiten und mit einem Glas Wein auf den Erfolg an zu stossen. So wie es passende Inkredenzien gibt, gibt es natürlich auch nicht passende Zutaten, die das gemeinsame Komponieren (Team) und den Erfolg versalzen können. Damit ist gemeint: • Probleme (und die Diskussion darüber) • Kränkungen (kränken und gekränkt werden) • Rückschläge (Misserfolge) • Kritik (kritisieren und kritisiert werden) -Es bringt nichts, vor einem Problem zu resignieren und nicht weiter zu kochen, sondern die Frage ist: wie kann ich das Problem umwandeln in ein Ziel. - Kränkungen gehören unweigerlich zur menschlichen Interaktion, der Schlüssel zu einem gesunden Klima liegt in der Fähigkeit, Kränkungen zur Sprache zu bringen. -Auch beim Kochen passieren Fehler, es stellt sich dabei die Frage, ob wir nichts serviere oder das beste daraus mache und etwas lernen, um es das nächste Mal besser zu machen. -Nicht jeder – jede muss die Kreation super gut finden. Die Art wie wir mitteilen ist wichtig. Ein Ratschlag ist angenehmer als Kritik, ein Vorschlag leichter als ein Ratschlag und es ist leichter einen Wunsch anzunehmen als einen Vorschlag. Alle diese Zutaten sind wichtige Bestandteile für das erfolgreiche Kochen eines anspruchvollen mehrgängigen Menüs. Jedes Team braucht dazu seine eigenen Zutaten um aus einem Rezept ein kreatives Menü zu kreieren. Stimmt die Zusammensetzung der verschiedenen Köstlichkeiten, und die Interaktion untereinander, so können sich alle auf gelungenes und feines Gericht freuen. Guten Appetit! 5 2 Was ist Teamkochen? 6 2 Was ist Teamkochen? In der Entwicklung der Methode «Kochen als Instrument für kreative Teamentwicklung» stellten sich die Fragen • Wie kann man Kochen als Element der Teamentwicklung nutzen? • Wo findet Teamarbeit in der Küche statt? Hier darauf einige Antworten: In einem Restaurant oder einer Hotelküche ist es manchmal heiss und hektisch Als Gast fragt man sich, wie ist es möglich, so viele Menschen gleichzeitig zu verpflegen, denn in der Regel bestellt jeder Gast etwas anderes – und die Auswahl ist oft gross. Ein vierer Tisch bestellt zum Beispiel: Als Vorspeise Einmal gemischter Salat Zweimal Hausterrine mit Cumberlandsauce Einmal Crevetten mit Kräutern und Knoblauch gebraten Als Hauptgang Einmal Kalbssteak auf Blätterteigboden mit Pilzsauce Einmal Meerwolf in der Salzkruste mit Salzkartoffeln (für 2 Personen) Einmal Steinpilzravioli mit kleinem Gemüse Als Dessert Einmal Crema Catalana Einmal Dessertteller Zweimal Käseteller Der Laie fragt sich, wie ist das möglich das alle Gäste am Tisch die Vorspeisen zusammen erhalten und der Nebentisch gleichzeitig den Hauptgang serviert bekommt? 7 2 Was ist Teamkochen? Für das Gelingen eines erfolgreichen Abends braucht es viel Organisationstalent und ein gut funktionierendes Team. Als Einzelkämpfer erreicht man in einer anspruchvollen Küche nicht sehr viel. Zwar kann der Fischkoch einen exzellenten Meerwolf zubereiten, aber was nützt das, wenn die Kartoffeln vom Entermetier (bereitet das Gemüse zu) versalzen sind. Die Ravioli zwar fertig sind, aber das Kalbssteak vom Saucier (macht Fleischgerichte) noch acht Minuten braucht bis man es servieren kann. Alles im Blick In der Küche ist die reibungslose Teamarbeit gefragt. Bei der Menüplanung kommen Ideen und Anregungen der einzelnen Verantwortlichen zusammen. Jeder darf seine Ideen einbringen. Bei der Umsetzung laufen die Arbeitsschritte, oft wiederholt, fast automatisch ab, wobei jeder für seinen Bereich zuständig ist. Aber – ohne Führung läufts schlecht oder gar nicht. Einer gibt klar den Ton an, koordiniert und bestimmt den Takt bis zum Servieren. Die andern arbeiten zwar eigenverantwortlich und termingerecht. Im Falle einer Pause im Prozess helfen sie aus, wo es nötig ist. Die Aufgaben sind in der Küche klar verteilt: jeder weiss, wofür er zuständig ist. So kümmert sich der Entermetier um die Suppen, Gemüse und die Sättigungsbeilagen, der Saucier um Fleisch, Fisch und Saucen und der Garde-manger schliesslich um die kalten Gerichte. Der Küchenchef gibt dabei klar den Ton an, damit das Essen für die Gäste eines Tisches gleichzeitig fertig ist. Das erfordert viel Erfahrung und eine hohe Kompetenz in Sachen Koordination und Problemlösefähigkeit. Um bei der Fertigung den individuellen Kundenwünschen gerecht zu werden, wird vieles bereist vorher bereitgestellt (Mise en place) und in der Nähe des Arbeitsplatzes gelagert. Planungskompetenz ist auch bei der Mengendisposition gefordert, um den Abfall so gering wie möglich zu halten. Auch die Zusammenarbeit mit dem Service muss abgestimmt sein, um einen optimalen Ablauf zu gewährleisten. Die Küche schickt die Gerichte, doch der Service hat den Tisch noch nicht ganz abgeräumt und der Rotwein ist auch noch nicht ausgeschenkt. Es braucht eine gute Kommunikation zwischen dem Küchen- und Serviceteam um einen reibungslosen Ablauf zu garantieren. 8 2 Was ist Teamkochen? In einem gastgewerblichen Betrieb ist die Küche eine von verschiedenen Abteilungen. Für ein positives Geschäftsergebnis ist das einwandfreie Zusammenarbeiten der verschiedenen Abteilungen unbedingt notwendig. Die Mitarbeitenden eines Betriebes bilden zusammen eine Gemeinschaft. Offene Informationspolitik, klare betriebliche Weisungen und Ziele, guter Teamgeist und persönliches Engagement sind unabdingbare Voraussetzungen. Neben der Fähigkeit, vielerlei Gerichte kreativ zubereiten zu können, braucht ein Küchenchef darum auch hohe Kompetenzen in den Bereichen Planung, Finanzen und Einkauf sowie natürlich ausgewiesen Führungsqualitäten, um das ganze Team zu Höchstleistungen zu motivieren. In der Restaurantküche wird nach folgendem arbeitstechnischem Schema gearbeitet: • Planen • Einkaufen • Lagern • Vorbereiten • Zubereiten • Anrichten • Servieren Letztendlich sind es dieselben Abläufe und Zielsetzungen wie in jedem anderen Betrieb, der Waren herstellt oder Dienstleistungen anbietet. Besonders entscheidend ist einem Gastrobetrieb die reibungslose und effiziente Funktion des ganzen Küchenteams, muss doch den Gästen in der Regel zweimal am Tag ein fein zubereitetes Gericht, mundig angerichtet und in nützlicher Zeit freundlich serviert werden. Folgende Faktoren für den Erfolg sind dabei für das Team wichtig: • Zielgenaue Planung • Effiziente Entscheidungsprozesse • Reibungsloser Informationsfluss • Teamgeist 9 2 Was ist Teamkochen? • Gruppenverhalten/Phasen • Und vieles mehr 10 3 WERKPLATZ KÜCHE 11 3 WERKPLATZ KÜCHE Mit der Methode «Kochen als Instrument kreativer Teamentwicklung» ist der Arbeitsplatz für einmal nicht das Büro oder die Produktionshalle sondern die Küche. Es wird nicht über Abläufe im Betrieb diskutiert sondern was gekocht werden darf oder muss und wie die ganze Arbeit zu organisieren ist. Gemeinsam wird das Menü geplant, gekocht, angerichtet, serviert und genossen. Das Ziel ist, dass alle zur gleichen Zeit gemeinsam Essen können. Diese Aufgabe ist nicht zu unterschätzen. Sie fordert von allen Beteiligten eine hohe Teamfähigkeit. Gerade darum ist die Methode des gemeinsamen Kochens, für den Aufbau und die Kontrolle von Teamkompetenzen so ideal geeignet. Der konstruktive Stress der zeitgerechten Planung, Zubereitung und dem Servieren der Gerichte lässt im Arbeitsprozess wenig Raum für langes Überlegen. Gefordert ist ein gemeinsames Vorgehen aller, viel Empathie, eine gute Übersicht und verantwortungsvolles Handeln. Die Reflexion der Erfahrungen im ganzen Kochprozess macht im nach hinein schnell deutlich, was funktioniert, wo allenfalls Defizite sind und wo im weiteren Teamentwicklungsprozess angesetzt werden muss. Neue Einsichten, die auf praktischen oder experimentellen Erfahrungen basieren, sind oft der erste Schritt zu Veränderung. Menschen, ob allein oder in Gruppen, lernen in ungewohnten Situationen meist einfacher als in vertrauter Umgebung. Neben aller Ernsthaftigkeit bietet das gemeinsame Kochen als Instrument für Teamentwicklung einen spielerischen, freud- und genussvollen Zugang und beschert in der Regel einen ganzen Strauss neuer Erfahrungen, die nachhaltig wirken. Weiter Vorteile dieser Methode sind: • dass in der Küche die Team-Theorie mit allen Sinnen praktisch erlebbar wird. • dass Genuss und Lernen eng miteinander verknüpft sind. • dass in einem ungezwungenen, neuen Arbeitsfeld Rollen besser hinterfragt werden können. • dass unterschiedliche Abteilungen von einem Betrieb zusammengeführt und die Kommunikation gefördert werden kann. 12 3 WERKPLATZ KÜCHE • • • • • dass sich bei Mitarbeitenden neue Qualitäten entwickeln, die sie bewusst nie so wahrgenommen haben. dass Ressourcen von andern Teammitgliedern plötzlich sichtbar werden. dass eine offene und ehrliche Feedbackkultur kennengelernt und trainiert werden kann. dass der Stärkere ist nicht automatisch der Bessere ist. dass beim gemeinsam Kochen zum Teil ganz andere Fähigkeiten gefragt sind als im normalen Arbeitsprozess. Anders als bei Outdoor-Übungen besteht beim Kochen eine echte Abhängigkeit vom Ergebnis, insbesondere wenn zum Beispiel noch Gäste eingeladen werden. Der Druck, dass das Ergebnis stimmt ist so noch höher aber trotzdem real. Dadurch werden Prozesse schnell und authentisch angeregt. Stärken und Schwächen der Teamarbeit werden eindrücklich und klar sichtbar. Und zu guter Letzt ist das besonders Schöne an dieser Methode der abschlissend gemeinsame Genuss der Gerichte in gemütlicher Atmosphäre – was eine zusätzlich Verbundenheit schaffen kann und allenfalls auch erlaubt für einmal Themen anzusprechen für die es im Arbeitsalltag kaum Platz gibt. 13 4 METHODE & Ablauf 14 4 METHODE & Ablauf Der Zeitaufwand für einen Teamanlass mit gemeinsamem Kochen, vom Eintreffen bis zum Kaffee, beträgt rund neun Stunden. Dazu kommt noch ca. ein halber Tag um die Erfahrungen und Beobachtungen zu reflektieren und daraus den nötigen Transfer einzuleiten. Möglicher zeitlicher und methodischer Ablauf eines Teamkochens 13.30 Begrüssung im Kochstudio 13.45 Einstieg ins Thema 14.00 Kleiner Vortrag über die Wichtigkeit der Sinne und den Genuss 14.20 Gruppenbildung durch zerschnittene Karten mit einem Bild (Puzzle) und Auftragserteilung 14.30 Bestimmen einer Projektleiterin, eines Projektleiters 14.35 Pro Gruppe ein Gericht aus den daliegenden Kochbüchern wählen 1. Gruppe: Kalte Vorspeise 2. Gruppe: Warme Vorspeise 3. Gruppe: Hauptgang 4. Gruppe: Dessert 15.00 Gericht auf dem Flipchart präsentieren, das ganze Team ist einverstanden mit dem Menü (Entscheidung) 15.15 Einkaufliste und ein Budget erstellen, Geld anfordern gemäss Budget. 15.30 Einkaufen in den umliegenden Lebensmittelläden, sollte eine Gruppe zu wenig Geld haben, Kontakt mit den andern Gruppen aufnehmen um zu erfahren, ob allenfalls noch Geld zur Verfügung steht 16.30 Eintreffen im Kochstudio 16.35 Kurze Reflexion 16.45 Einrichten der Kochposten und Lebensmittel bereit stellen 17.00 Rüsten, Schneiden, Kneten und Kochen 17.15 Projektleiter treffen sich zum Austausch und koordinieren den Menüablauf 17.30 Jede Gruppe stellt eine Person zur Verfügung zum Aufdecken, dazu gehören auch Blumen15 4 METHODE & Ablauf dekoration und Weinausschank mit kleiner Weinkunde (Herkunft, Traubensorte usw.) 19.00 Apero und kurze Reflexion 19.15 Die Partnerinnen und -partener treffen ein und werden mit einem Glas Prosecco begrüsst 19.30 Wein wird serviert und vorgestellt 19.35 Erster Gang wird von der Gruppe serviert, Feedback der Gäste 20.05 Zweiter Gang wird serviert, Feedback der Gäste 20.45 Hauptgang wird serviert, Feedback der Gäste 21.45 Dessert wird serviert, Feedback der Gäste 22.15 Kaffee und Friandise 22.30 Würdigung des ganzen Tages ohne detaillierte Schlussreflexion. Gemütlicher Ausklang Die einzelnen Gänge werden mit einer kleinen Produktion von der jeweiligen Gruppe vorgestellt. Die Gesamtreflexion wird (wenn möglich) am nächsten Tag gemacht. Begrüssung Die Begrüssung des Teams ist auch gleichzeitig die Formingphase (siehe 5 Phasen Modell). Während der ganzen Arbeit durchlaufen die Teilnehmenden diese Phase mehrmals (Gruppenzusammenstellung, bestimmen der Gerichte und des Projektleiters) Man kann in dieser erste Phase sehr gut beobachten, wie die Teilnehmenden noch Unsicher sind, (was passiert hier was muss ich machen). In der Regel beleiben bereits bestehende Gruppen und Seilschaften vorerst zusammen. Spontane Sympathien und Antipathien sind im Spiel ohne genaueres vom Gegenüber zu wissen. Einstieg ins Thema Kleiner Input des Moderators über Anteilnahme als Motor für ein gesundes Arbeitsklima in der Küche 16 4 METHODE & Ablauf (Betrieb): Ein gesundes Arbeitsklima kommt in erster Linie zustande, wenn die Mitarbeitenden Interesse und Neugierde für die Arbeit und ihre Kolleginnen und Kollegen zeigen. Anteilnahme ist eine Geisteshaltung, eine Mentalität, die zeigt, dass mir das psychische und physische Wohlbefinden meines Gegenübers nicht egal ist, dass ich die Andern achten, ihnen zuhören, sie wenn nötig trösten, ermutigen und unterstützen will. So schmeichelhaft es ist, wenn jemand an einem Interesse zeigt, so kränkend kann es sein, wenn sich jemand indifferent verhält. Interesse deutet grundsätzlich auf positive Gefühle hin. Interesse zeigen heisst z.B. Blickkontakt suchen, sich nach dem andern erkundigen, mehr über den Anderen wissen wollen und ihm Fragen stellen. Damit ist nicht eine aufdringlich Neugier gemeint, sondern eine Neugier die echter Anteilnahme signalisiert. In der Küche wie auch in Unternehmungen ist die Vielfalt der Tätigkeitsfelder gross. Die Teilnehmenden wissen nicht, wie die Gerichte und Tätigkeiten der anderen Kochgruppen (Berufsgruppen) aussehen. Im gemeinsamen Kreieren eines anspruchvollen Menüs erleben die Teilnehmenden eindrücklich, wie wichtig es ist, dass neben der kooperativen Arbeit in der Gruppe aus das Zusammenspiel im ganzen Team funktionieren muss, dass sie auch Interesse für die Arbeit und Abläufe der anderen zeigen müssen, denn Neugier und Interesse sind nicht nur Zeichen, mit denen man einem Freund seine Anteilnahme demonstriert. Sie sind auch wichtige Voraussetzungen für eine fruchtbare Teamarbeit. Damit das Teamkochen effizient und erfolgreich ist, das heisst ein kreatives Menu zeitgerecht serviert werden kann, müssen die Beteiligten ihre eigenen Stärken und Ressourcen wahrnehmen, kennen und verstehen als auch möglichst genau wissen, wo die Anderen ihre Stärken und Schwächen habe. Nicht umsonst pflegen Teamentwickler zu sagen: Schlechte Spieler haben die Angewohnheit, immer nur ihre eigenen Schwächen zu sehen und diesen immer nachzugeben. Gute Spieler dagegen sehen Ihre Stärken und nutzen diese. Doch die besten Spieler sehen nicht nur ihre eigenen Stärken, sondern auch die der anderen Spieler und nutzen die Stärken aller Beteiligten. 17 4 METHODE & Ablauf Mögliche Fragen zur Reflexion • Was implizieren die Ausdrücke «Anteilnahme» und «einander beachten»? • Macht man sich von Natur aus Gedanken um die anderen Menschen, oder hängt dies von den Gewohnheiten und Verhaltensweisen ab, die sich ändern lassen? • Auf welche Weise kann Hilfe angeboten werden, so dass sie leicht angenommen werden kann? • Was möchte man gerne von andern gefragt werden? • Wie erkennt man, dass jemand tatsächlich Anteil nimmt – ausser mit Worten? • Wann fühle ich mich von den Mitkochenden unterstützt? Anteilname ist ein Gefühl, das wir viel mehr wahrnehmen sollten, um unsere ganze Zusammenarbeiten angenehmer zu gestalten. Gruppenbildung Es werden verschiedene Karten mit einem Gemüse oder einer Lebensmittelabbildung bereit gelegt. Zum Beispiel Tomaten, Peperoni, Gewürze und Pfefferminz. Auf die Karten werden die zu kochenden Gänge geschrieben, zum Beispiel: • Kalte Vorspeise • Fischgang • Hauptgang • Dessert Die jeweiligen Karten werden in so viele Teile zerschnitten wie Teammitglieder in einer Gruppe sind. Alle Kartenstücke werden in einen Topf gelegt und gut miteinander vermischt. Die Teilnehmer ziehen nun aus dem Topf ein Stück der zerschnittenen Karten und suchen die dazugehörenden Teile. Bei dieser Sequenz steht wieder der Formingprozess im Vordergrund. Die Gruppenteilnehmer sind gespannt und Neugierig, mit wem sie Kochen dürfen. Wir befinden uns jetzt in der Anfangsphase des Stormings. Koalitionen werden gebildet und allenfalls finden erste Machtdemonstrationen statt. 18 19 4 METHODE & Ablauf Bestimmen eines Projektleiters Nun taucht die Gruppe ganz in der Stormigphase ein. Die Echos auf eigene Projektionen werden grösser, so dass das Ego reagieren muss. Erst wenn der einzelne erkennt und spürt wie abhängig die eigene Einstellung von Denken und Verhalten der anderen Gruppenmitglieder ist, ist diese Gruppenphase abgeschlossen. Es gibt Gruppen die schaffen es nicht über die Stormigphase hinweg zu kommen. Die Ergebnisse dieser Gruppen sind in den meisten Fällen sehr mässig. Abgabe des Gruppenauftrages und Entscheidungsfindung Jede Gruppe hat den Auftrag aus den bereit gestellten Kochbüchern ein Gericht zu wählen, dass die Gruppe gerne kochen will. Konkret heisst das, die Gruppe Peperoni (kalte Vorspeise) sucht zum Beispiel ein Gericht aus, hinter dem die ganze Gruppe stehen kann. Hier ist es spannend zu beobachten welche Prozesse bei der Entscheidung, welches Gericht gekocht werden soll, massgeblich sind. Einige Fragen zur Prozessbeobachtung • Fällt jemand eine Entscheidung ohne die andern zu fragen? (selbstautorisiertes Handeln) • Springt die Gruppe von einem Gericht zum andern, ohne auf das einzelne Gericht einzugehen? • Wer unterstützt die Vorschläge oder Entscheidungen? Bewirkt diese Unterstützung, dass die ganze Gruppe nicht mehr weiter in die Entscheidungsfindung einbezogen wird? • Gibt es Anzeichen dafür, dass eine Mehrheit Entscheidungen durchsetzt gegen die Einwände Weniger (Mehrheitsbeschluss)? • Gibt es Versuche, alle Mitglieder an der Entscheidung zu beteiligen (Konsens)? Welche Auswirkungen hat das auf die Gruppe? • Macht jemand einen Vorschlag, der überhaupt nicht beachtet wird? Welche Auswirkungen hat das auf Einzelne und die Gruppe? 20 4 METHODE & Ablauf Präsentieren der gewählten Gerichte am Flipchart Der Gruppenleiter notiert das von der Gruppe gewählte Gericht auf den Flipchart und erläutert dem ganzen Team, wieso sie gerne dieses Gericht zubereiten wollen. Zum Beispiel: • Orangenfilet mit Zwiebelringen, Datteln und feinstem Olivenoel • Royal – Dorschfilet mit Rauchlachsfüllung auf Lauchgemüse mit Weissweinsauce • Kalbssteak auf einem Blätterteigboden mit Herbstpilzsauce dazu Gemüse vom Markt • Hausgemachtes Panna Cotta mit Beerensauce und Mandeln Ein zweiter Entscheid ist hier nötig, der vom ganzen Team getroffen werden muss. In der Regel ist die Entscheidung für das vorgestellte Menü einfacher als die Gerichtewahl in der Gruppe. Aus Rücksicht auf die Vorarbeit der Gruppe wird das präsentierte Gericht meistens angenommen und nicht weiter hinterfragt. Aus Teamentwicklungssicht wird es spannend, wenn das ganze Team dem Gericht einer Gruppe seine Zustimmung nicht gibt. Wie reagiert die Gruppe? Was läuft nun im Team ab? Ist die betroffene Gruppe gekränkt und sperrt sich oder dürstet sie sogar nach Rache in der Beurteilung der anderen Gerichte? Da Kränkungen auch in vielen andern Phasen des ganzen Kochprozesses vorkommen können, möchte ich hier auf dieses Phänomen etwas vertiefter eingehen Kränkungen gehören unweigerlich zur menschlichen Interaktionen In jedem Betrieb kommt es immer wieder zu gegenseitigen Beleidigungen und Kränkungen. Auch denjenigen, die mit den edelsten sozialen und diplomatischen Fähigkeiten ausgestattet sind, passiert es, dass sie einmal jemanden durch Worte oder Taten beleidigen oder es so aufgefasst wird. Kränkungen werden dem Andern meistens nicht mit Absicht zugefügt. Manchmal geschieht es aus purer Gedankenlosigkeit, denn in den seltensten Fällen will man die Gefühle anderer vorsätzlich verletzen. 21 4 METHODE & Ablauf Kommt es aber doch vor, sind die Motive meist Rache oder Vergeltung. Ein Schlüssel zu einem gesunden Betriebsklima und zum psychischen Wohlbefinden der Mitarbeitenden liegt in der Fähigkeit, Kränkungen zur Sprache zu bringen und aus der Welt zu schaffen. Im Idealfall ist es so, dass derjenige, der sich gekränkt (beleidigt, betrogen oder verletzt) fühlt, möglichst unmittelbar nach dem Ereignis mit demjenigen spricht, der ihm die Kränkung zugefügt hat – den in der Regel lässt sich das Problem nur gemeinsam friedlich aus der Welt zu schaffen. Meistens ist es aber so, dass es dem Gekränkten recht schwer fällt, mit dem anderen über die erlittene Kränkung zu sprechen, und er • sich zurückzieht und behauptet, nicht beleidigt worden zu sein. • die Kränkung wegsteckt und darauf hofft, das Geschehene vergessen zu können. • mit anderen über die erlittene Kränkung spricht, um deren Mitgefühl zu gewinnen oder Vorschläge zu bekommen, wie er am besten mit der Verletzung umgehen kann. • auf passende Gelegenheit wartet, um sich für das ihm zugefügte Unrecht zu rächen. Oft hält die Angst vor Wiederholungstaten den Gekränkten davon ab, mit demjenigen, der ihn gekränkt hat zu reden. Der oder die Gekränkte denkt: Ist es die Sache wirklich wert, darüber zu sprechen? Man beginnt sich vorzustellen, was passiert, wenn andere das Thema ansprechen. Ob schliesslich mit dem Beleidiger (kann auch eine Gruppe sein) gesprochen wird oder nicht, hängt davon ab, was für ein Szenario entworfen wird. Dieses Phänomen ist das Thema einer Geschichte im Buch «Anleitung zum Unglücklich sein», vom bekannten Kommunikationsexperten Paul Watzlawick: Ein Mann will seinem Nachbarn bitten, ihm einen Hammer auszuleihen. Erstellt sich vor, wie der Nachbar ihn fragt: aber haben Sie denn keinen eigenen Hammer, um Himmels willen?! Daraufhin überlegt der Mann sich seine Antwort: Natürlich, aber ich habe ihn gerade jemandem ausgeliehen. In dieser Situation antwortet der Nachbar: in einem so grossen Haus sollte es doch zwei Hämmer geben. Darauf würde der Mann seinem Nachbarn zur Antwort geben: Ich habe zwei Hämmer, aber ich kann den anderen nicht finden. Er stellte sich vor, wie der Nachbar antwortet: Vielleicht sollten Sie Ihre Sachen ein bisschen besser in Ordnung halten! Nachdem der Mann sich einige derartige Szenarios ausgedacht hat, stürmt er hinüber 22 4 METHODE & Ablauf zum Nachbarn und schlägt an die Tür. Als der Mann in Hausschuhen einen Augenblick später die Tür öffnet, schreit der Mann ihn an: Behalten Sie doch Ihren verdammten Hammer! Genau dieses Muster wird aktiviert, wenn man drüber nachdenkt, ob man über seine erlittene Kränkung reden soll. Fragen zur Reflexion • Weshalb kommt es so leicht zu gegenseitigen Kränkungen? • Lassen sich Kränkungen überhaupt vermeiden? • Was sollten man am besten tun, wenn man jemanden beleidigt hat? • Warum geben die Menschen im Allgemeinen ungern zu, dass sie gekränkt worden sind? Einkaufsliste schreiben und Grobbudget erstellen «Das Aussergewöhnliche an der ehrlichen Küche sind nicht die kostspieligen, sondern die kostbaren, frischen und natürlichen Produkte.» Elfie Casty Kochen fängt beim Einkauf an und es hat seine Richtigkeit, wenn Sie eine Einkaufsliste erstellen, die so exakt ist, dass Sie nach dem Einkauf keine Überraschungen erleben müssen. Denn nichts könnte gefährlicher sein als alles dem Zufall zu überlassen, der Sie mit Sicherheit zur Nachbarin laufen lässt, weil Ihnen im dümmsten Moment der Rahm ausgegangen ist. Begehen Sie aber nicht den Fehler, Ihr Qualitätsbewusstsein in den Hintergrund zu verdrängen. Es muss nicht immer Kaviar sein, wo es oft mehr Spass macht, in eine junge Karotte zu beissen! Das Bewusstsein für Qualität hat aber mit einer Differenzierung zwischen Produkten überhaupt nichts zu tun, sondern ist vielmehr als ein grundsätzlicher, legitimer Anspruch auf ein gesundes Verhältnis zwischen Produkt und Preis zu verstehen. Die Gruppenteilnehmer erstellen einen Einkaufzettel mit allen Lebensmittel die sie brauchen um das Gericht zu kochen. 23 24 4 METHODE & Ablauf In dieser Phase sieht man sehr gut, ob die Gruppe nun in der Norming- oder schon in der Performingsphase ist. Es gibt immer wieder Gruppen, wie bereits erwähnt, die die nur schwer oder nicht aus der Stormingphase rauskommen. Bei diesen Teilnehmenden geht der Prozess einiges länger als bei den andern Gruppen. Nachdem die Einkaufsliste geschrieben ist und die Mengenangaben vom Profikoch kontrolliert sind, muss das Budget erstellt werden. Wie viel Geld braucht die Gruppe? Genügt es für alle Einkäufe, so dass für die Anderen den Wein und die Dekoration genügend übrig bleibt? Interessant ist hier, die zum Teil sehr unterschiedlichen Prozesse in den einzelnen Gruppen zu beobachten: Es gibt die vorlauten Gruppen die gar nicht berechnet haben, was die Lebensmittel in kosten könnten. Ihnen ist nur wichtig genug Geld für sich zu haben, egal ob einer andern Gruppe dann evt. zu wenig Geld zur Verfügung steht. Es gibt aber auch die Gruppen die sich kaum getrauen zu sagen, wie viel Geld sie benötigen. Und es gibt natürlich auch diejenigen, die ganz pragmatisch an die Arbeit gehen, indem sie ein realistisches Grobbudget erstellen, das noch Spielraum für die andern Gruppen offen lässt. Wir können dabei ganz spannende Verteilungsprozesse in den jeweiligen Teams und in der ganzen Gruppe beobachten. Interessant ist es vor allem, weil Geld im Spiel ist und die Teilnehmenden unter Umständen ein anders Gesicht zeigen. Im Idealfall reicht das Geld für alle Gruppen es bleibt sogar noch etwas übrig für Unhervorgesehenes. Doch was passiert wenn das Geld nicht ausreicht? Die Projektleiter fallen hier entweder in die Stormingphase zurück oder sie schaffen es aufeinan25 4 METHODE & Ablauf der Rücksicht zu nehmen. Interessant zu beobachten ist, ob der jeweilige Projektleiter nur auf sich fixiert ist und egoistisch handelt, indem er das beste für sein Team herausholen will – oder ob er das Gesamtprojekt, das ganze Team und das angestrebte Ziel, in angenehmem Ambiente gemeinsam ein wunderbares vier Gang-Menü zu geniessen, vor Augen hat. Einkaufen in den umliegenden Geschäften Haben die Gruppen unerwartet zu viel oder zu wenig Geld bei sich, heisst das Zauberwort «Kommunikation». Es stellt sich darum hier die Frage: Wird kommuniziert – und wie wird kommuniziert? Kommen die Gruppen auf die Idee sich über das Natel auszutauschen? Sehen die Teams nur den eigenen Prozess oder denken sie ganzheitlich? Funktionieren die einzelnen Gruppen auch als ganzes Team, indem sie sich gegenseitig aushelfen und unterstützen? Fragen zur Reflexion • Wie habe ich mich während dem Einkaufen verhalten? • Wie wichtig ist mir der Gesamterfolg? • Waren wir in der Gruppe konsensbereit? • Wie hat die Kommunikation in der Gruppe und mit den anderen Teams funktioniert? Erste kurze Reflexion Mit den oben aufgeführten Fragen wird der Prozess kurz reflektiert. Was heisst Reflexion? Reflexion bedeutet so viel wie «Zurückbeugen, Spiegelung, Überlegung». Gemeint ist, dass die Gruppe das, was gewesen ist, noch einmal Revue passieren lässt. Sich des Positiven vergewissert und dieses beibehält, aber auch nach den Ursachen von Problemen und Schwierigkeiten sucht, indem sie sich diese bewusst macht, versucht sie zu beseitigen, aus den Fehlern lernt, sich Zeit nimmt Erlebnisse zu verarbeiten und zu verdauen, Stress miteinander klärt und Missverständnisse aus dem Weg räumt. 26 4 METHODE & Ablauf Einige Verhalten und einzelne Gruppensituationen werden im Nachhinein gemeinsam mit der Gruppe kritisch betrachtet und ausgewertet, um Lernvorgänge zu provozieren und Perspektiven für nächste Schritte aufzuzeigen. Die Relexion dient dazu: • eigene Erfahrungen bewusst zu verarbeiten • eigenes Verhalten kritisch zu hinterfragen • Andere besser zu verstehen • Misserfolge als positive Lernchance zu sehen • Massstäbe und Leitlinien für zukünftiges gemeinsames Handel zu entwickeln • Neue Perspektiven zu setzen In der Reflexion auf ein Geschehen oder Verhalten gelangen die einzelnen und die Gruppe zu Werten und Normen, die aus eigener Sicht gewonnen sind. Somit dient die Reflexion nicht zuletzt dem Abbau von Fremdbestimmung und der Förderung von Eigenverantwortung. Ablauf einer Reflexion Eine gute Möglichkeit, sachlich, planvoll und kritisch an eine Reflexion zu gehen ist das Drei-SchrittModell: Sehen – Urteilen – Handeln Sehen meint: Die Gruppe überlegt sich, was sie gemacht hat und was passiert ist. Beschreibt und stellt fest, ohne zu bewerten. Die Fragen können im «Ich» oder im «Wir» gestellt werden. Urteilen bedeutet: Die Gruppe betrachtet das, was gelaufen ist und bewertet es kritisch, sucht aber auch gleichzeitig nach den Ursachen. Handeln meint: aus den Fehlern lernen und Konsequenzen für die Zukunft zu ziehen. Trifft man dabei keinen klaren und für alle verständlichen Vereinbarungen, deren Einhaltung auch kontrolliert 27 4 METHODE & Ablauf wird, um festzustellen ob die getroffen Massnahmen erfolgreich waren, ist die Gefahr gross, dass das konkrete Handeln im täglichen Arbeitsprozess untergeht. Die Reflexion zeigt auf, was jeder in der Zukunft tun kann oder will und wo allfällige Schwierigkeiten im Team liegen. Wann und wie oft soll reflektiert werden? Die Reflexion gehört nicht nur an das Ende eines Projektes, sondern auch währendem dem Prozess sind kurze Reflexionsphasen sinnvoll und hilfreich. Reflexionsregeln: • Gesagtes wird nicht kommentiert und nie diskutiert • Spreche selbst und verlasse dich nicht darauf, dass andere für dich sprechen «Du bist wichtig!» • Akzeptiere Gefühle und Eindrücke der anderen, denn jeder hat das Recht auf eigene Gefühle. • Kurze prägnante Äusserungen helfen weiter als weitschweifende Ausführungen. • Sprich für dich in «Ich-Botschaften» und nicht für die Gruppe. Einrichten der Arbeitsplätze Wer meint, das jetzt endlich gekocht werden kann muss sich noch ein wenig gedulden, denn beim Kochen ist es wie bei jedem andern Projekt. Damit das Ganze erfolgreich wird, müssen zuerst wichtige Vorarbeiten geleistet werden. Dazu gehört das Einrichten des Arbeitsplatzes und das Bereitlegen der richtigen Werkzeuge (Messer, Schnitzer, Sparschäler, Bretter usw.). Für eine professionelle Arbeit dürfen Schürze und Putztücher natürlich auch nicht fehlen und die Eingekauften Lebensmittel müssen ausgepackt, wenn nötig gekühlt und die Rezepte müssen für alle gut sichtbar aufhängt werden. Nun kann es losgehen – doch Halt! Das Wichtigste ist noch nicht geklärt! Wer ist in der Gruppe für was genau zuständig? Wie bei jedem Projekt ist auch in der Küche eine gute Planung unabdingbar. Wie jeder Hobbykoch weiss, besteht die Kunst des Kochens auch darin, alles gleichzeitig fertig zu haben. Der Gedanke, wie eigentlich die zeitliche und die arbeitstechnische Organisation geregelt 28 29 4 METHODE & Ablauf werden soll, kommt bei den meisten Gruppen in der Regel erst später auf. Auch hier stellt sich natürlich die Frage: Kennen Sie das in Ihrem Unternehmen? Fragen zur Reflexion • Wo habe ich mich in der Planung behindert? • Warum ist eine gute Planung wichtig? • Welche meiner Erlebten Situationen bei der Kochplanung kenne ich auch in meinem beruflichen Umfeld? «Ein guter Koch kennt ein Geheimnis, das für ihn die einzige Möglichkeit ist, während dem Service gute Regie zu führen. Die Mise en place.» Elfie Casty Mise en place: rüsten, schneiden, kneten und kochen Ein Geheimnis in der Küche, welches zum Gelingen eines Gerichtes oder eines Menüs mitverantwortlich ist, heisst in der Fachsprache Mise en place, was «mit alles zur Hand haben» übersetzt werden kann und als kleine aber nicht unbedeutende Zauberformel zu betrachten ist. Denn ohne Organisation kann beim Kochen kaum etwas reibungslos funktionieren. Beim zubereiten der Speisen sieht man nun sehr gut, wie die einzelnen Gruppen die Rezepte umsetzten. Fragen für die Prozessbeobachtungen • Haben sie eine gute Planung gemacht? • Wie haben Sie sich organisiert? • Haben sie ein gutes Mise en place gemacht? • Wie ist das Zusammenspiel in der Gruppe? • Wer übernimmt wann welche Rolle im Team? • Haben sie Spass beim Arbeiten? 30 4 METHODE & Ablauf • Wie gehen die Teammitglieder mit Rückschlägen um? • Wie geht die Gruppe mit Erfolg um? Auf die Prozessfragen zu «Rückschlägen» und «Spass» möchte ich tiefer eingehen. Umgang mit Rückschlägen – auf den Weg zu einer Kultur der «Fehlerfreundlichkeit» Der Küchenchef zum Koch: «Fehler sind nützlich, weil wir immer etwas aus ihnen lernen können. Aber wie um alles in der Welt hast Du es geschafft, ausgerechnet diesen dummen Fehler zu begehen?» Ein Teammitglied hatte vergessen das Mehl in die Sauce zu geben, und die Sauce wurde dadurch nicht cremig. Obwohl dieses Missgeschick durch die richtige Massnahme schnell behoben werden konnte, war das Teammitglied zuerst mal zornig auf sich, weil es das Mehl vergessen hatte. Es verbrachte den Rest des Tages und auch den darauf folgenden Tag damit, sich den Kopf zu zermartern. Sogar ein Jahr später erinnerte er sich noch an den Vorfall. Seine Freunde hätten sein Missgeschick längst vergessen, hätte er nicht so viel Aufhebens darum gemacht. Wenn Kinder so elementare Dinge lernen wie aufstehen, gehen, sprechen, allein essen, sich anziehen, einen Purzelbaum schlagen, aus der Flasche trinken, Fahrrad fahren, malen usw. erleiden sie permanent Misserfolge. Die meisten Kinder werden mit ihnen auf sehr natürliche Weise fertig. Das heisst, sie nehmen kaum Notiz von ihren Missgeschicken und machen einfach neue Versuche. Es stellt sich die Frage: Wann und wo haben wir Erwachsenen diese Fähigkeit verloren? In den letzten Jahren hat sich im wissenschaftlichen Kontext der Begriff «Fehlerfreundlichkeit» eingebürgert. Es ist damit die Ansicht verbunden, dass man Fehlern gegenüber positiv eingestellt sein und konstruktiv mit ihnen umgehen soll. Der Begriff «Fehlerfreundlichkeit» impliziert die Vorstellung, dass Fehler, Irrtümer und Missgeschicke einen Schlüssel zum Lernen, zu Fortschritt und Entwicklung sind, wenn man eine positive und interessierte Haltung dazu einnimmt. Im Grunde genommen ist die Evolution dadurch entstanden, dass die Natur zu Fehlern neigt. Versuchen Sie sich an einen Fehler oder Irrtum zu erinnern, der Ihnen in jüngster Zeit unterlaufen ist. 31 4 METHODE & Ablauf • • • • • • • • • Wie verhalten Sie sich dazu? Regen Sie sich darüber auf und bedauern sie Ihn? Lassen Sie sich von Ihm quälen? Sind Sie immer noch darüber verärgert? Kann es sein, dass sie allmählich etwas Positives darin sehen? Können Sie inzwischen vielleicht sogar sagen, dass der Fehler für etwas gut war? Welchen Nutzen kann sich Ihrer Ansicht nach langfristig daraus ergeben? Haben Sie aus dem Fehler etwas Positives gelernt? Könnten unter Umständen auch andere von Ihrem Fehler profitieren? Anders herum gefragt: Wie verhalten Sie sich zu den Fehlern von anderen? Sind Sie manchmal darüber erstaunt, wie dumm Menschen sein können, oder nehmen Sie eine mitfühlende und verständnisvolle Haltung ihnen gegenüber ein? Sagen Sie z.B. «Solche Dinge passieren halt» oder «Es ist gut, dass nichts schlimmes passiert ist und wir wissen jetzt was wir das nächste Mal anders machen können»? Die Art, wie die Mitarbeiter eines Unternehmens sich zu Misserfolgen und Fehlern verhalten, hat es einen grossen Einfluss auf die Arbeitsatmosphäre und das Betriebsklima. Eines der Erfolgsgeheimnisse guter Unternehmen ist, dass die Unternehmungspolitik eine positive Haltung zu Misserfolgen und Fehlern einnimmt. Wenn die Mitarbeitenden keine Angst mehr davor haben, dass man ihnen wegen ihrer Fehler und Missgeschicke die Hölle heiss macht, dann können Kreativität, Experimentierfreude und Innovation gedeihen. Ist die Situation genau umgekehrt, haben die Mitarbeitenden ständig Angst Fehler zu machen, und sie sind ängstlich, übervorsichtig und reserviert. Die Methode «Kochen als Instrument kreativer Teamentwicklung» eignet sich zum Training einer Kultur der Fehlerfreundlichkeit ausgezeichnet, da beim Kochen der Gerichte immer wieder Fehler und Rückschläge eintreten können, sei es dass: • Gerichte versalzen werden • Anstatt Salz wurde Zucker verwendet wurde 32 4 METHODE & Ablauf • • • • • • Die Sauce angebrannt ist Die Mengen nicht stimmen Die Ofentemperatur falsch eingestellt wurde Die Suppe zu dünn ist Das Gemüse zu lange gekocht hat usw. Da man in der Küche meistens unter Druck arbeitet, bleibt nicht viel Zeit, um eine neue Lösung zu finden. Das heisst konkret, wer sich zu lange mit dem Fehler beschäftigt, bringt kein anspruchsvolles Gericht mehr auf den Teller. Teamentwickler können bezüglich der Fehlerkultur im Kochprozess sehr beobachten und Reflektieren. Einige Fragen zur Reflexion können sein: • Warum hast du Angst Fehler zu machen? • Wie sollte das Team mit Fehlern umgehen? • Wie gehe ich mit Fehlern um? • Was löst bei mir den Druck vor Fehlern Angst zu haben? • Was hat das Team beigetragen, dass ich dem Fehler etwas Positives abgewinnen konnte? Spass beim kochen Wie wir alle wissen hat das Kochen viel mit Handwerk, Kreativität und Spontanität zu tun. Es ist eine grosse Kunst Humor und Zielstreblichkeit miteinander zu verbinden. Beim zubereiten der verschiedenen Gerichte braucht es die richtige Prise Ernsthaftigkeit um auf einem hohen Niveau arbeiten zu können. Ist die Arbeit nur von Ernsthaftigkeit geprägt, kann der Erfolg auf die andere Seite ausschlagen. Die Gerichte sind zwar einwandfrei hergestellt worden, doch fehlt ihnen der letzte Pfiff und die Kreativität bleibt auf der Strecke. Humor steigert die Kreativität und den Einfallsreichtum In Betrieben und Organisationen will man häufig wissen, wie Kreativität, Innovation und Einfallsreichtum am Arbeitsplatz gesteigert werden können. Expertenkommissionen, Befürworter des Mind 33 4 METHODE & Ablauf Mappings, Legionen von Querdenkern sowie Kreativitätsforscher – um nur einige zu nennen – bieten eine Fülle einschlägiger Methoden an. Doch am besten und am billigsten lässt sich kreative Fähigkeit durch Humor steigern. Wenn man scherzt und Spass hat, befindet sich das Gehirn automatisch in einem «kreativen Modus». Probieren Sie es aus wenn Sie das nächste Mal mit einer Gruppe arbeiten, die ein kreatives Produkt entwickeln soll, beginnen Sie das Kochen mit einem spassigen Spiel. Beobachten Sie, wie sich eine humorvolle und spielerische Einlage zu Beginn des Kochens auf die Atmosphäre der Gruppe auswirkt. Humor fördert die Kreativität, weil er die Menschen in die Lage versetzt, die Dinge in einem andern Licht und aus einem anderen Blickwinkel zu sehen. Humor ermutigt zur Interaktion Teamarbeit und eine enge Kooperation zwischen den Mitarbeitern sind beim Kochen nicht nur etwas Wünschenswertes – sie sind ein absolutes Muss. Und nichts hält ein Team besser zusammen als der gemeinsame Sinn für Spass und Humor. Mit Humor läuft vieles wie geschmiert, z.B. Gespräche, Ideen austauschen und Diskussionen. Man macht seinen Einkauf lieber dort, wo die Angestellten mit Humor und Spass ihre Kunden bdienen und es macht mehr Spass, mit humorvollen Kollegen und Kolleginnen zu kochen. Trainer oder Ausbildnerinnen, die ihren Unterricht humorvoll gestalten, kommen mit den Teilnehmenden oft besser zurecht. Die andere Seite des Humors Macht man auf Kosten Anderer seine Scherze, hänselt und verspottet man sie und pflegt man einen vernichtenden Sarkasmus kann Spass und Humor aber auch sehr fragwürdig und sehr kontraproduktiv sein. Fragwürdiger Humor lässt sich leicht daran erkennen, dass man über andere lacht und nicht mit ihnen. Den Spass Pflegen Wir können den anderen Menschen Humor zwar nicht aufzwingen, aber wir können seine wohltuende Wirkung würdigen und ihn auf alle erdenklichen Arten fördern. Wir können allen danken, die mit Ihrem Humor und ihren Scherzen unserem Alltag eine spassige Note geben. Menschen mit einem echten Sinn für Humor sind ein echter Segen, weil sie im Team für eine gute Arbeitsmoral sorgen 34 4 METHODE & Ablauf und diese hochhalten. Da die gesunde Wirkung des Humors bekannt ist, sollte man sich überlegen, welchen persönlichen Beitrag man zur Pflege des friedfertigen Spassens leisten kann. Fragen zur Reflexion: • Wo liegt die Grenze zwischen aufbauendem und verletzendem Humor? • Welchen Einfluss hat der Spass und Humor auf mein Team? • Wo sind die persönlichen Grenzen des Humors? Treffen der Teamleiterinnen und Teamleiter Die Teamleiter treffen sich um das ganze Menü nochmals abzusprechen. Der ganze zeitliche Ablauf muss gut koordiniert sein. Wer deckt den Tisch? Hat jede Gruppe die Ressource eine Person zum Aufdecken zu schicken – wenn nein, was gibt es für eine Lösung? Haben die Gruppen an die Dekoration gedacht? Und wer macht eigentlich den Wein und ist der Weiss-wein schon im Kühlschrank usw. Ein Drehbuch für den Ablauf des Abends muss festgelegt werden. In dieser Sequenz kann darauf geachtet werden, wie sich die Teamleader verhalten, und wie sie miteinander kommunizieren. Fragen zur Reflexion: • Konnte ich meine Ideen so einbringen das sie gehört wurden? • Hatte ich das ganze Menü vor Augen oder nur das Gericht von meiner Gruppe? • Ist es mir gelungen auch die Interessen meines Teams zu vertreten? Wer deckt auf? Jede Gruppe entsendet eine Person zum Aufdecken und Dekorieren der Tische. Diese neu formierte Gruppe hat die Aufgabe kreativ ein stimmungsvolles Ambiente zu schaffen. 35 36 4 METHODE & Ablauf Der gedeckte Tisch Das kreative Decken des Tisches ist nicht nur eine Stielfrage, sondern hat auch einen ernährungsphysiologischen Aspekt. Der gedeckte Tisch soll der jeweiligen Gelegenheit angepasst sein. Er muss eine dem Gericht angepasste Stimmung ausstrahlen und gute Laune verbreiten. Auch wenn man nicht für jedes Gericht das haargenau passende Geschirr auf den Tisch stellen kann, gibt es doch viele Variationsmöglichkeiten. Liebe geht bekanntlich durch den Magen. Ein Essen, das in freundlicher, harmonischer Umgebung serviert wird, zu dem man sich an einem einladend gedeckten Tisch Zeit lässt, ist einfach bekömmlicher. Die Tischdekoration Das Tischdekor ist das kreativste Element, unabhängig vom Design des Geschirrs. Je nach Anlass lässt es sich immer wieder neu gestalten, zum Beispiel mit den Jahreszeiten angepasste Blumen und Obst. Vom Umgang mit Wein Kellermeister behandeln den Wein wie einlebendes Wesen, mit dem äusserst vorsichtig umgegangen werden muss. Er verträgt weder zu hohe, noch zu niedrige Temperaturen. Er will nicht die geringste Unsauberkeit und will Ruhe haben. Was unter Mühe geschaffen wurde, kann in Stunden zerstört werden. Der beste Wein ist wertlos, wenn er nicht richtig serviert wird. Die Ausschanktemperaturen Folgende Faustregel gilt: • Rotweine 17 bis 17.5°C • Weissweine 10°C • Schaumweine 6 bis 8°C Es ist eine Sünde eine Flasche Rotwein in warmes Wasser zu tauchen oder zum Beilspiel eine Flasche Schaumwein in aller Eile tief zu kühlen. 37 38 4 METHODE & Ablauf Beim Wein geht es immer um das Bouquet. Dieses ist empfindlich und wird durch schnelle Unterkühlung oder Erwärmung zerstört. Zu kalt servierter Wein versucht man zu erwärmen, in dem man das Glas mit den Händen umschliesst. Rotweine sollte man sicher ein bis zwei Stunden vor dem Servieren öffnen, so kann sich das Bouquet entfalten. Hier ist es spannend zu beobachten, wie der Wechsel von der Kochgruppe in die Servicegruppe gelingt. Auch diese Situation lässt sich mit täglich Abläufen einem Unternehmen gut vergleichen: Jemand fällt plötzlich aus und ein Mitarbeitender von einer andern Abteilung muss einspringen. Fragen zur Reflexion: • Wo haben sich die Gruppenteilnehmer behindert? • Wie haben sich die Teilnehmer in einem neuen Arbeitsumfeld verhalten? • Wie geht die Gruppe mit freier Gestaltung um? • Halten Sie sich an Regeln? (Serviceregeln) • Wie kommunizieren die Gruppenmitglieder miteinander? Zweite Reflexion über den Koch und Dekorationsprozess Eintreffen der Gäste Um den Druck für die Küche und den Service zu erhöhen, können Gäste zum Essen eingeladen werden. So wird die Leistung der Gruppe von aussen bewertet, und die Teams sind in einer realen Gastronomie-Situation. Der Apero wird serviert Die Servicegruppe serviert den Wein und stellt die edlen Tropfen den Gästen vor und die 39 40 4 METHODE & Ablauf Teams haben Zeit, sich vor dem grossen Finale noch ein wenig zu entspannen. Der grosse Moment Das Anrichten von Gerichten ist eine organisatorische Angelegenheit, das heisst jedes Teammitglied hat eine ganz bestimmte Aufgabe. Zum Beispiel richtet Hugo die Peperoni an, Anna die Garnitur und Theo die Riesencrevette. Teamwork ist gefragt, besonders beim Hauptgang, denn da müssen die Teller warm und alle Speisen müssen heiss und kreativ angerichtet sein. Beim Servieren der Gerichte kommt nochmals Hektik auf – und zwar in jeder Gruppe. Auch hier kann aus Teamentwicklungssicht wieder Vieles beobachtet werden: • Wer behält beim anrichten die Ruhe? • Wie verhält sich das Team bei Stress? • Wer übernimmt den Führungspart? • Wie arbeiten sich die einzelnen Teilnehmenden in die Hand? • Welchen Qualitätssinn hat die Gruppe? Vorstellung der Gerichte Die jeweilige Gruppe stellt im Halbstundentakt die Kreation auf eine originelle Art den Gästen vor. Es ist immer wieder schön zu sehen oder zu hören wie die Teams ihre Meisterwerke präsentieren und man spürt, wie das ganze Team Stolz ist auf seine Arbeit. Wenn dann die Gäste noch Komplimente machen, sieht man nur noch strahlende Gesichter. Erfolg Wenn man in Betrieben oder Organisationen die Mitarbeitenden fragt, was ihnen Zufriedenheit am Arbeitsplatz verschafft, geben sie meistens zur Antwort, dass sie zufrieden sind, wenn ihnen eine Arbeit gelungen ist. Dies bedeutet anderseits auch: Wenn jemand mit seiner Arbeit unzufrieden ist, fehlt die Freude über den Erfolg. 41 4 METHODE & Ablauf Was macht uns in der Arbeit glücklich? Die Antwort liegt auf der Hand: Wenn uns etwas gelingt sind wir glücklich und zufrieden. Doch die Zufriedenheit, die wir aus dem Erfolg gewinnen, ist kein unkompliziertes Phänomen. Tagtäglich gelingen uns alle möglichen Dinge, ohne dass wir dabei so etwas wie Freude über diese Erfolge empfinden. Wahrscheinlich ist man sich nicht einmal bewusst, welch enormes Ausmass die eigenen Erfolge de facto haben. Wie viele Erfolge hatten Sie Ihrer Ansicht nach in der letzten Stunde zu verzeichnen? Auf den ersten Blick sind es gar nicht so viele. Doch wenn Sie einmal intensiver darüber nachdenken, stellen Sie vielleicht fest, dass Sie in einer Stunde mehrere kleine Erfolge zu verzeichnen hatten. Und selbst wenn Sie sich Ihre Erfolge eingestehen, empfinden Sie nicht unbedingt ein Gefühl der Freude darüber. Damit man Freude über seinen Erfolg spüren kann, muss man ihn anerkennen, und damit man seinen Erfolg anerkennen kann, muss man das Gefühl haben, dass der eigene Erfolg der Anerkennung wert ist. Dieses Gefühl stellt sich ein, wenn man merkt, dass die eigene Arbeit für einen selbst und auch für die Andern wertvoll ist. Die Erfahrung lehrt, dass man sich mit einem anderen leichter über dessen Erfolg freuen kann, wenn er einem das Gefühl gibt, dass man irgendwie zu seinem Erfolg beigetragen hat. Fragen zur Reflexion: • Wie feiert das Team den Erfolg? • Warum lohnt es sich auch kleine Erfolge als wertvoll anzusehen? • Können wir im Team auch den Erfolg diskutieren oder geht es nur bei Rückschlägen? Würdigung vom Menü durch den Kochprofi Es ist von bedeutender Wichtigkeit den ganzen Tag zu würdigen um den Teilnehmern auch ein Feedback zu geben aus der Sicht des Kochs. Es ist für das Gruppenerlebnis eine gute Gelegenheit noch mal den Erfolg zu würdigen. In dieser Phase der Teamentwicklung gibt es keine Prozessbeobachtungen und keine Reflexionen mehr. Diese sind für den nächsten Tag angesetzt, wo dann die Gruppe mit den Prozessbeobach42 4 METHODE & Ablauf tungen vom Coach konfrontiert werden, daraus ergeben sich die Reflektionsfragen. Gemütlicher Ausklang Bei Kaffee und angeregten Gesprächen klingt der Anlass aus. Die Evaluation – Der Blick von aussen schärft den eigenen Blick Die Evaluation bietet einen Anlass für eine Reflexion auf der Grundlage von relativ gesicherten Prozessbeobachtungen. Es ist wichtig, dass am Ende der Evaluation die gespiegelten Stärken und Schwächen in gemeinsame Zielvereinbarungen münden. Die Evaluation ist keine Beurteilung des einzeln sondern der ganzen Gruppe. Austausch Coach und Profikoch Vorgängig zur Evaluation findet ein Gespräch zwischen dem Prozessbeobachter (Coach) und dem Profikoch statt. Hier geht es darum, wie der Profikoch die verschiedenen Situationen der Teams im begleiteten Prozess erlebt hat. Der Coach kann sich nochmals vergewissern, ob sich die einzelnen Prozesse mit seinen Beobachtungen decken. Evaluation mit der Gruppe Da der Prozessbeobachter im Kochprozess nicht einbezogen war, kann er die Prozesse aus der Metaebene beschreiben. Aus dieser Sicht stellen sich wichtige Reflexionsfragen, die mit der Gruppe bearbeitet werden. Das Ziel der Evaluation ist, dass das Team das gemeinsame Kochen nochmals reflektiert und daraus die richtigen Schlüsse für die Zukunft zieht und den Transfer in den Alltag schaft. 43 44 4 METHODE & Ablauf Die Prozessanalyse Für die Prozessanalyse und Ihre Auswertung mit der Gruppe sollte genügend Zeit zur Verfügung stehen. Generell sollten die Vorgehensweisen und Fragen, die zur Prozessanalyse leicht und unkompliziert sein. Es ist auch möglich alle wichtigen Kriterien für eine Prozessauswertung gemeinsam zu erarbeiten. Das hat den Vorteil, dass sich jeder schon bei der Zusammenstellung der Kriterien Gedanken darüber macht, woran der Erfolg oder Misserfolg einer Gruppenarbeit bewerten bewertet werden kann. Fragen zur Reflexion • Wie wurde der Verlauf beim Kochen erlebt? Welche Geschehnisse und Beispiele fallen mir ein? • Wie zufrieden bin ich mit dem Ergebnis? • Wie habe ich das Klima in der Gruppe empfunden bezüglich Zuhören, Akzeptanz, Dominanz und Offenheit? • Gab es genügend Platz für meine Ideen, Beteiligung und Mitwirkung? • Was habe ich getan, um die Erreichung der Ziele zu sorgen? • Welche Rolle in der Gruppe hatte ich? Wie Fühlte ich mich darin? • Wie erlebte ich die Zielorientierung unseres Arbeitsprozesses? • Sind wir bei unserer Arbeit planmässig vorgegangen? • Inwieweit haben wir die Fähigkeit in der Gruppe voll genutzt? • Welche Rahmenbedingungen oder äusseren Einflüsse haben mich gestört? • Falls ich mit einer bestimmten Phase des Verlaufes unzufrieden war: Was tat ich, um eine Änderung herbeizuführen? • Was sollte die Gruppe tun, um besser und effektiver zu arbeiten? • Was will ich tun, was brauche ich von wem, was wollen wir miteinander vereinbaren? Die letzte Frage sollte in der einen oder andern Form nie fehlen. Aus Ihr ergeben sich Material und Anregungen für künftige Themen, Strukturen und Arbeitsweisen. 45 4 METHODE & Ablauf Abschluss • • • • • Was habe ich gelernt, was will ich verändern? Wo hat das Team Potenzial? Wie wollen wir dieses Potential fördern? Wo haben wir Stärken? Wie wollen wir sie pflegen? Wo haben wir Schwächen? Wie gehen wir sie an? Schlusswort «Teamentwicklung Kulinarisch» ist einen Methode, die auf spielerische und doch anspruchsvolle Art Stärken und Schwächen eines Team effizientt und pragmatisch ans Licht bringt. Seitensprünge in der Küche «In einem Seitensprung liegt zweifellos die alles entscheidende Begegnung die Veränderung schafft. In ihm liegt auch die Herausforderung, eine völlig neue Situation zu meistern, wobei die Grenzen der Zumutbarkeit oft verwischt bleiben. Ein Seitensprung ist meistens ein Versuch, aus einer mehr oder weniger geordneten Lebensform auszubrechen, die ohne feste Fundamente stets verwundbar bleibt. Mit Sicherheit lässt sich sagen, dass ein Seitensprung Spass machen kann». Elfie Casty Bei «Kochen als Instrument für kreative Teamentwicklung» lohnt es sich sicher mal einen Seitensprung in ein anderes Umfeld zu wagen. In diesem Sinne wünsche wir Ihnen einen guten Appetit! 46