Infektionsabwehr des Wirtes Bettina Löffler Institut für Medizinische Mikrobiologie Universitätsklinikum Jena Wintersemester 2015/16 Notwendigkeit der Abwehr von Mikroorganismen Vielzellige Organismen • konzentrierte hochwertige Nährstoffe als potentielles Substrat für Mikroorganismen • vielseitig besiedelt durch Mikroorganismen, große Nähe Für das Überleben eines vielzelligen Organismus ist die Fähigkeit zur Infektionsabwehr genauso wichtig wie die Fähigkeit zum Stoffwechsel. Entstehung der Infektionsabwehr Nothing in biology makes sense except in the light of evolution Theodosius Dobzhansky russischer Zoologe und Evolutionsbiologe Das evolutionäre Dilemma des Immunsystems: 1. Der Aufbau des Immunsystems ist eine Panikreaktion (Bedrohung durch eine Vielzahl von Pathogenen) 2. Es wurde verwendet, was gerade da war (verschiedenste Systeme interagieren, Einteilungen eher künstlich) 3. Die Panik besteht fort (Immunsystem kann krank machen) Grundprinzipien der Infektionsabwehr Gliederung Pflanzen pH, Cutinisierung Wachsschichten, Abstoßung und Regeneration Phytoalexine niedere Tiere pH, Cuticula, Schalen, Schleim, Flimmerepithelien, (Abstoßung und Regeneration) antibiotische Peptide (z.B. Cercopine) Lektine, Lysozym, (Komplementkomponenten) Wirbeltiere pH, Schleim, keratinisierte Haut, Flimmerepithelien Komplementsystem, antibiotische Peptide (z.B. Defensine), Lysozym, akut-PhaseProteine physikalische Barrieren chemische Barrieren Angeborene Phagozyten, hämostatische Zellen Immunität Einkapselung Phagozyten, NK-Zellen, GranulomBildung zelluläre Barrieren (Phagozyten, etc.) Adaptive Immunität B-Lymphozyten, T-Lymphozyten adaptives Immunsystem Grundprinzipien der Infektionsabwehr Gliederung Angeborenes vs. erworbenes Immunsystem Angeborenes Immunsystem sofortige Reaktion generelle Pathogenerkennung Erworbenes Immunsystem verzögerte Reaktion ‚Lernfähigkeit‘ Antigenspezifität Angeborenes Immunsystem Gliederung Pathogene Domäne der Medizinischen Mikrobiologie Infektionsabwehr: angeborenes und adaptives Immunsystem Infektionsabwehr: v.a. angeborenes Immunsystem v.a. fakultativ pathogene Erreger apathogene Erreger mehr als 90 % der täglichen Infektionsabwehr erfolgt unbemerkt Infektionsabwehr: nicht erforderlich Angeborenes Immunsystem Großer Anteil physikalischer und chemischer Barrieren • Haut: Hornschicht, pH-Wert, Säureschutz, Normalflora, Defensine • Schleimhaut: Muzine, Normalflora, sekretorische Antikörper • Tränenflüssigkeit: Lysozym, sekretorisches IgA • Speichel: Lysozym, basische Proteine aus Leukozyten • Respirationstrakt: Ziliarbewegung, sekretorisches IgA, Alveolarmakrophagen • Magen: pH-Wert • Darm: Normalflora, Peristaltik, Defensine • Harntrakt: Peristaltik, pH-Wert, Klappen an den Uretherenostien, Normalflora Angeborenes Immunsystem Humorale Faktoren (nicht-zelluläre Faktoren) Antimikrobielle Peptide und Enzyme (Defensine) üben direkte toxische Effekte auf Mikroorganismen aus (formen Kanäle in Lipidmembranen), werden von vielen Körperzellen sezerniert (z.B. Haut, Dünndarm) Komplement-System (klassisch / alternativ) Aktivierungskaskade von Plasmaproteinen, wird über Bakterienbestandteile oder Antikörper aktiviert und führt zur Bakterienlyse oder Phagozytenaktivierung. Akut-Phase-Proteine werden in der Leber synthetisiert, binden Mikroorganismen und aktivieren Phagozyten. Zellen des Immunsystem Knochenmark Entwicklung des zellulären Immunsystens Pluripotente hämatopoietische Stammzelle Knochenmark Lymphoide Vorläuferzelle Myeloide Vorläuferzelle Granulozyten- MegakaryozytenMakrophagen Erythrozyten Vorläuferzelle Vorläuferzelle Megakaryocyt Erythroblast Peripheres Blut Granulozyten B-Zelle T-Zelle NK-Zelle unreife dendritische neutrophil Zelle eosino- baso- Mastzell Monozyt Thrombophil phil Vorläufer zyten Lymphknoten B-Zelle T-Zelle NK-Zelle Effektorzellen Aktivierte- AktivierteNK-Zelle PlasmaZelle T-Zelle Gewebe reife dendritische Zelle unreife dendritische Zelle Mastzelle Makrophage Erythrozyten Die Zellen des Immunsystems entwickeln sich aus gemeinsamen Vorläuferzellen des Knochenmarkes. Aufspaltung in einen lymphoiden (erworbenes) und einen myeloiden Schenkel (angeborenes Immunsystem). Die Trennung ist nicht immer strikt. Angeborenes Immunsystem Zelluläre Faktoren: Leukozytenadhärenz und Transmigration Endothel: • Permeabilität • Expression von: Adhärenzmolekülen Chemokinen Integrin Angeborenes Immunsystem Zelluläre Faktoren: Polymorphkernige Granolozyten (neutrophile, eosinophile, basophile) • 60-70% aller weißen Blutzellen (2,5x1010, 7000/ µl) • die Hälfte davon ist adhärent am Endothel („Rollen“ über CD18, CD11a, Rezeptor: E-Selektin, CD54 Diapedese) • Erste Welle der Blutleukozyten in der Abwehr und Phagozytose • Granula (Lysosomen): lysosomale Enzyme (saure Hydrolasen, Proteasen, alkalische Phosphatase, Lactoferrin, Lysozym) • Intrazelluläres „killing“ - O2-abhängig: respiratory burst toxische Sauerstoffradikale (H2O2) und O2- unabhängig: pH-Wert, Lysozym, saure Hydrolasen, Proteasen • Neutrophil Extracellular Traps (NETs): Freisetzung der DNA und mikrobizider Granula Angeborenes Immunsystem Zelluläre Faktoren: Zytotoxizität von Polymorphkernigen Granulozyten Abtöten von Mikroorganismen durch: • Phagozytose und intrazelluläres Killing: • NET-Bildung: extrazelluläres Killing durch Freisetzung von DNA und Granula Angeborenes Immunsystem Zelluläre Faktoren: Monozyten/Makrophagen • Makrophagen besitzen eine Vielzahl von Rezeptoren für typische mikrobielle Strukturelemente (z.B.CD 14, Toll-like Rezeptoren, IgG und Komplementrezeptoren). • Funktion: Phagozytose von Mikroorganismen, antimikrobielle Aktivität, Modulation der Entzündungsreaktion • Produzieren Prostaglandine, Zyto- und Chemokine. • Makrophagen enthalten antibakterielle Enzyme, Peptide (Defensine), Sauerstoffradikale. • Rezeptoren für Komplement und Antikörper. Angeborenes Immunsystem Zelluläre Faktoren: weitere Phagozyten („professionelle Phagozyten“) Monozyten • Intrazelluläres „killing“: Dendritische Zellen - Katalasen und Hydrolasen vorhanden Histiozyten - kein vollständiger Abbau von Antigenen Kupffersche Sternzellen - Antigenpräsentation Alveolar-Makrophagen • Vehikel für Mikroorganismen (Mykobakterien, Peritonealmakrophagen Legionellen) Milz-Makrophagen LymphknotenMakrophagen Mikroglia Osteoklasten Chondroklasten Eine Vielzahl von Zellen (z.B. Endothelzellen, Fibroblasten, Osteoblasten) können im begrenzten Maße Erreger aufnehmen und abbauen. „nicht-professionelle Phagozyten“ Angeborenes Immunsystem Zelluläre Faktoren: Toll-like-Rezeptoren • Phagozyten haben auf ihrer Oberfläche Rezeptoren vom Toll-like-Typ • Phylogenetisch alte Gruppe von Erkennungsmolekülen, sog. „Pattern Recognition Receptors“ • „Pathogen Associated Molecular Patterns“ (PAMPs): Strukturen, die nur auf Mikroorganismen vorkommen • aktivieren Signalkaskaden zur Abwehr, z.B. Zytokinexpression • Homologie der Strukturdomänen über Spezies hinweg Angeborenes Immunsystem Zelluläre Faktoren: Überblick über die Vielzahl von TLR LPS Diacylierte Lipopeptide TLR-1/ TLR-2 Triacylierte Lipopeptide TLR-6/ TLR-2 Flagellin TLR-4 ? TLR-5 UPEC ss-RNA Imidazoqinolin ds RNA TLR-3 TLR-7 CpG-DNA unmethyliert TLR-8 TLR-10 TLR-11 TLR-9 MyD88 und weitere, bis TLR-16 IRAK IKK/NIK TRAF6 MKK NF-κB MAP-K NF-κB-Translokation und -Kaskade MAP-K-Kaskade Transskription von Zytokinen, Interferon etc. Angeborenes Immunsystem Zelluläre Faktoren: Opsonierung und Phagozytose von Mikroorganismen Komplement und IgG binden Bakterien. Wenn C3b an CR1 und IgG den FC-Rezeptor bindet werden Bakterien phagozytiert. Die Plasmamebran formt das Phagosom. Lysosomen fusionieren mit Phagosomen und degradieren Bakterien. Makrophage Lysosom • Rezeptoren für Immunglobuline und Komplementfaktoren fördern die Phagozytose • Kein vollständiger Abbau von Mikroorganismen, sondern Antigenpräsentation Angeborenes Immunsystem Zelluläre Faktoren: Antigenpräsentation (Major Histocompatibility Complex Klasse II) MHC Klasse II wird nur auf professionellen Phagozyten präsentiert extrazelluläre Antigene (z.B. Bakterienfragmente) werden über MHC II präsentiert. Im Endosom werden bei saurem pH mittels Proteasen die Peptide gespalten. Nach Entfernung eines blockierenden Peptids (CLIP) können die Peptide an MHC II binden (HLA-DM). Es folgt die Präsentation an der Oberfläche MHC II ohne Peptid ist instabil und wird nicht präsentiert MHC II präsentiert an CD4-Zellen (Helferzellen) Angeborenes Immunsystem Zelluläre Faktoren: Antigenpräsentation (Major Histocompatibility Complex Klasse I) MHC Klasse I wird auf allen Zellen mit Zellkern exprimiert Zytosolische Proteine (Viren) werden über MHC I präsentiert Proteine werden durch das Proteasom in Peptide gespalten und via TAP-Proteinen ins ER geschleust Dort folgt die Bindung an MHC I und die Präsentation an der Oberfläche MHC I ohne Peptid ist instabil und wird nicht präsentiert MHC I präsentiert an CD8-Zellen (cytotoxisch) Angeborenes Immunsystem Zelluläre Faktoren: MHC (Major Histocompatibility Complex) Zusammenfassung intrazelluläre Pathogene extrazelluläre Pathogene Alle Körperzellen Professionelle Phagozyten Alle Körperzellen Zytosol Endozytische Vesikel MHC-Klasse I MHC-Klasse II CD8-Zellen CD4-Zellen Zelltod MHC-Klasse I Phagozyten (APC) Aktivierung von anti-mikrobiellen Mechanismen MHC-Klasse II Angeborenes Immunsystem MHC-Zusammenfassung MHC Klasse I wird auf allen Zellen mit Zellkern exprimiert MHC Klasse II wird nur auf professionellen APC präsentiert MHC präsentieren Peptide an T-Zellen MHC I präsentiert an CD8-Zellen (cytotoxisch) MHC II präsentiert an CD4-Zellen (Helferzellen, weitere Stimulation des adaptiven Immunsystems ) Grundprinzipien der Infektionsabwehr Gliederung Pathogene Adaptives Immunsystem: Benötigt bei Mikroorganismen, die die angeborene Immunabwehr überlisten konnten. Infektionsabwehr: v.a. angeborenes Immunsystem v.a. fakultativ pathogene Erreger apathogene Erreger mehr als 90 % der täglichen Infektionsabwehr erfolgt unbemerkt Infektionsabwehr: nicht erforderlich Zellen des Immunsystem Knochenmark Pluripotente hämatopoietische Stammzelle Entwicklung des zellulären Immunsystens Knochenmark Lymphoide Vorläuferzelle Myeloide Vorläuferzelle Granulozyten- MegakaryozytenMakrophagen Erythrozyten Vorläuferzelle Vorläuferzelle Megakaryocyt Erythroblast Peripheres Blut Granulozyten B-Zelle T-Zelle NK-Zelle unreife dendritische neutrophil Zelle eosino- baso- Mastzell Monozyt Thrombophil phil Vorläufer zyten Lymphknoten B-Zelle T-Zelle NK-Zelle Effektorzellen Aktivierte- AktivierteNK-Zelle PlasmaZelle T-Zelle Gewebe reife dendritische Zelle unreife dendritische Zelle Mastzelle Makrophage Erythrozyten Die Zellen des Immunsystems entwickeln sich aus gemeinsamen Vorläuferzellen des Knochenmarkes. Aufspaltung in einen lymphoiden (erworbenes) und einen myeloiden Schenkel (angeborenes Immunsystem). Die Trennung ist nicht immer strikt. Adaptives Immunsystem Grundprinzip: zufällige Genese und gezielte Selektion von Rezeptoren Autoantigen Autoantigen Adaptives Immunsystem B-Lymphozyten B-Zellen B-Lymphozyten T-Zellen Lymphatische Organe Milz, Lymphknoten, Schleimhäute Ausreifung zu Plasmazellen Antikörperproduktion Infektionen ZytokinImpftiter Kill APC AKProduktion Produktion Adaptives Immunsystem B-Lymphozyten: Immunglobuline (Antikörper) Variable Region, Antigenbindung, Antigenspezifität Leichte Kette Schwere Kette Konstante Region Effektorfunktionen Enorme Diversität von Immunglobulinen • Auswahl von Genen und Rearrangement von Immunglobulingenen • Ungenauigkeit bei der Rekombination Erhöhung der Diversität Ziel: B-Zellen mit einem B-Zell-Rezeptor, der 1. funktionell ist positive Selektion 2. keine hohe Affinität für Selbstantigene aufweist. negative Selektion 1018 mögliche Rekombinationen! Adaptives Immunsystem B-Lymphozyten: Antikörperklassen Immunglobulin G: häufigster Antikörper und wesentlicher Teil der Immunantwort Immunglobulin M: etwa 10% der Immunglobuline; früher erster Angriff gegen Mikroorganismen Immunglobulin A: etwa 15% der Immunglobuline; vorwiegend auf Schleimhäuten und in der Darmwand Immunglobulin D: unter 1% der Immunglobuline; beeinflussen Lymphozyten Immunglobulin E: unter 1% der Immunglobuline; binden an Mastzellen und aktivieren das Immunsystem; verantwortlich für Allergie Reaktionen Adaptives Immunsystem B-Lymphozyten: Antikörperbildung bei Infektionen, Ig-Klassenwechsel Avidität Maß für die Bindungsintensität frühe AK geringe Avidität späte AK hohe Avidität Avidität steigt Adaptives Immunsystem B-Lymphozyten: Funktionen der Antikörper Antikörper sind keine (wenig) Effektormoleküle, sondern Markierungsmoleküle für andere Komponenten des Immunsystems Neutralisierung Opsonisierung Komplement-Aktivierung Adaptives Immunsystem B-Lymphozyten: Funktionen der Antikörper Adaptives Immunsystem Adaptives Immunsystem T-Lymphozyten T-Lymphozyten len ktion T-Zellen Lymphatische Organe Lymphknoten, Milz, Schleimhäute Ausreifung zu CD4- oder CD8-positiven Lymphozyten APC ZytokinProduktion Kill Helferfunktionen (Zytokine) zytotoxische Effektorfunktionen Intrazelluläre Erreger (Viren) Transplantatabstoßungen Adaptives Immunsystem T-Lymphozyten: Entwicklung von T-Zellen • T-Zell-Rezeptor: ist dem Fab-Fragment der Antikörper sehr ähnlich. • Rearrangement von T-Zell-Rezeptorgenen • T-Zell Entwicklung im Thymus Selektion: • T-Zell-Rezeptor-Bindung an MHC : Major Histocompatibility Complex Positiv Überleben Negativ Apoptose • Bindung des T-Zell-Rezeptors Selbstantigene: Positiv Apoptose Negativ Überleben Entwicklung zu CD4-positiven oder CD8-positiven Zellen Adaptives Immunsystem T-Lymphozyten: Funktionen • CD4-T-Zellen: verschiedene Differenzierungswege – TH1: Makrophagenaktivierung, Bekämpfung intrazellulärer Erreger, B-Zell-Hilfe – TH2: Rekrutierung von Eosinophilen und Basophilen, Bekämpfung parasitärer Infektionen, B-Zell-Hilfe – TH17: Rekrutierung von Neutrophilen, Bekämpfung von extrazellulären Bakterien und Pilzen, frühe Phase von Infektionen – iTreg: Suppression von Immunantworten • CD8-T-Zellen: Zytotoxische T-Lymphozyten „Killer-T-Zellen“; suchen auf den MHC-I-Komplexen peripherer Körperzellen antigene Peptide (zusätzliche Aktivierung einer CD4-positiven T-Helferzelle erforderlich) Zusammenfassung: Infektionsabwehr Angeborenes Immunsystem Erworbenes Immunsystem humoral humoral Physikalische Barrieren Antimikrobielle Peptide und Enzyme Komplement, Akutphaseproteine zellulär Phagozyten funktionell genomische Kodierung sofortige Antwort Erkennung von typischen Strukturelementen Selbstschutz: fehlen dieser Strukturelemente auf eigenen Zellen Immunglobuline (Antikörper) zellulär B-Lymphozyten T-Lymphozyten funktionell somatische Rekombination verzögerte Antwort klonale Selektion, ‚Lernfähigkeit‘ Antigenspezifität Selbstschutz: Immunologische Toleranz Vermittler zwischen angeborenen und erworbenen Immunsystem Dendritische Zellen • Vermittler zwischen angeborenem und erworbenem Immunsystem: verrechnet „Gefahrensignale“ des Erregers • Myeloide (Monozyten) und lymphozytäre Vorläufer • Phagozytose, Antigenprozessierung und -präsentation an Lymphozyten. • Ausschüttung von Zytokinen • Aktivierung von naiven Lymphozyten, verstärken zelluläre Immunabwehr 1973 von Ralph Steinmann entdeckt; 2011 Nobelpreis für Medizin Vermittler zwischen angeborenen und erworbenen Immunsystem „Natural-Killer Cells“ (NK-Zellen) • Zwischenglied zw. angeborenem und erworbenem Immunsystem: • Zytotoxische Aktivität • Trennung von ‚fremd‘ und ‚selbst‘ • Hemmung durch körpereigene Strukturen (MHC Klasse I) Vermittler zwischen angeborenen und erworbenen Immunsystem Zytokine Gruppe von Molekülen, die Signale zwischen verschiedenen Zellen des Immunsystems übertragen. Interferone: virale Infektionen (IFN-a, b) Aktivierung von Makrophagen (IFN-g) schützt benachbarte Zellen vor der Infektion Interleukine: Regulation von Immunreaktionen Colony-stimulating factors (CSFs): Entwicklung spezifischer Zelllinien Modulation von Immunreaktionen Chemokine: Andere von verschiedenen Immun- und nicht-Immunzellen produziert, chemoattraktiv, Modulation der Migration von Immunzellen Mechanismen der Abwehr Exotoxin Abwehr Exotoxine werden durch spezifische Antikörper neutralisiert. Die entsprechenden Bakterien werden u.U. davon nicht beeinträchtigt. Lokale Immunität (sekretorisches IgA): Enterotoxine (z.B.: E. coli-Enterotoxine, Shigatoxin, Choleratoxin, Staphylokokken-Enterotoxine) Systemische Immunität: Diphtherie-Toxin Tetanus-Toxin Die bei einer Infektion auftretenden Toxine führen in der Regel nicht zur Immunität! Deshalb muß eine antitoxische Immunität durch Impfung aufgebaut werden! Mechanismen der Abwehr Endotoxin Abwehr Porin Lipid A Zellwand äußere Membran Lipoproteine Zellmembran O-spezifische Seitenkette: Komplement-Aktivierung Opsonierung, Bakterien-Lyse Antikörper Immunphagozytose, Komplement-Aktivierung Lipoid-A: Bindung an „lipopolysaccharide binding protein“ (LBP) akute Phase Protein, Neutralisierung ? Bindung an zellständiges CD14, TLR-4 Toxinaufnahme durch die Zelle Zytokin- und Interleukin-Freisetzung durch die Zelle Mechanismen der Abwehr Abwehr extrazellulärer Infektionen • Komplement-Aktivierung Opsonierung Zell-Lyse (Serumbakterizidie) • Antikörper Komplement-Aktivierung Opsonierung • Phagozytose opsonierter Objekte (C3b-, Scavenger-Rezeptoren) Immunphagozytose (FC-Rezeptor) • Lysosomale Enzyme aus Granulozyten z.B.: Lysozym • NETs: DNA aus Granulozyten, enthält Vesikel mit bakterizidem Inhalt Mechanismen der Abwehr Abwehr intrazellulärer Infektionen • Obligat intrazelluläre Infektionserreger überleben die Phagozytose! (Mykobakterien, Legionellen, Listerien, einige Salmonellen, Chlamydien, Rickettsien, Viren) • Abwehr durch aktivierte Makrophagen und zytotoxische T-Zellen Granulom (Immunreaktion vom verzögerten Typ) • Antikörper u. U. nur für Diagnostik brauchbar! Mechanismen der Abwehr Abwehr von Virusinfektionen • Virus-Neutralisation durch Komplement, Antikörper während der Virämie • Abwehr Virusinfizierter Zellen durch NK-Zellen (ADCC) oder zytotoxische T-Zellen Formen der Infektion und Immunantwort Definitionen: • Exogene Infektion: der Erreger stammt von außen; Sonderform: die im Krankenhaus erworbene Nosokomialinfektion. • Endogene Infektion: der Erreger stammt aus der körpereigenen Flora. Infektionsentstehen bei geschwächten Immunsystem. • Lokale Infektion: Infektion auf eine Körperstelle begrenzt; keine weitere Beteiligung des Organismus • Systemische Infektion: Infektion mit Ausbreitung und Organmanifestation; systemischer Antwort des Organismus. Formen der Infektion und Immunantwort Mechanismen der Enzündung Blutbahn Endotheliale Aktivierung Adhärenz Diapedese Chemokine Aktivierung von Makrophagen IL-8 B-Lymphozyt Zytokine Granulozyt IL-1 Antigen-spezifische Immunantwort T-Lymphozyt TNF Makrophage Gewebe Formen der Infektion und Immunantwort Definitionen: • Bakteriämie/Fungämie: kultureller Nachweis von Bakterien bzw. Pilzen im Blut, nicht immer von klinischer Bedeutung (z.B. transitorische Bakteriämien nach Zahnextraktion, Endoskopie ect.); bei Gesunden Elimination der Mikroorganismen innerhalb weniger Minuten/Stunden • Klinische Sepsis Diagnose: klinischer Hinweis auf eine Infektion (z.B. Exanthem) verbunden mit Zeichen einer systemischen Antwort des Organismus SIRS = Systemic Inflammatory Response Syndrome Formen der Infektion und Immunantwort Sepsis: Kombination aus Infektion und Inflammation Infektion/ Trauma SIRS* Eine klinische Reaktion auf einen nichtspezifischen Insult, die 2 oder mehr der folgenden Symptome aufweist: Temperatur ³ 38°C oder 36°C Herzfrequenz ³ 90 /min Atemfrequenz ³ 20/min Leukozyten ³ 12.000/mm3 oder 4000/mm3 oder > 10 % unreife Neutrophile Sepsis Schwere Sepsis SIRS mit angenommener oder nachgewiesener Infektion 1. Woche *SIRS = (engl.: “systemic inflammatory response syndrome“) ACCP/SCCM Consensus Conference Committee. Crit Care Med 1992; 20(6): 864-874. 4. Woche Zusammenfassung • Infektionsabwehr: Kombination aus angeborenen und erworbenen Immunsystem • Angeborenes Immunsystem (innate Immunity): • Physikalische und chemische Barrieren • Humorale Faktoren • Professionelle Phagozyten (z.B. Neutrophile, Makrophagen): Antigenpräsentation • Erworbenes Immunsystem (adaptive Immunity): • B-Lymphozyten; Antikörperbildung • T-Lymphozyten; Cytotoxizität • Inflammation, Infektion, Sepsis Zusammenfassung: Infektionsabwehr Angeborenes Immunsystem Erworbenes Immunsystem humoral Physikalische Barrieren Antimikrobielle Peptide und Enzyme Komplement, Akutphaseproteine humoral Immunglobuline (Antikörper) zellulär Phagozyten zellulär B-Lymphozyten T-Lymphozyten funktionell genomische Kodierung sofortige Antwort Erkennung von typischen Strukturelementen Selbstschutz: fehlen dieser Strukturelemente auf eigenen Zellen funktionell somatische Rekombination verzögerte Antwort klonale Selektion, ‚Lernfähigkeit‘ Antigenspezifität Selbstschutz: Immunologische Toleranz nur wenn das Immunsystem versagt, muss mit Antiinfektiva therapiert werden. Antiinfektiva können das Immunsystem nur unterstützen, nicht ersetzen.