Neues aus der Obstbauforschung BLATTDÜNGER GEGEN BLUTLÄUSE FRUCHTSCHALENWICKLER Die Zahl der verfügbaren Pflanzenschutzmittel nimmt immer weiter ab. Dafür haben manche Düngemittel eine Nebenwirkung gegen Krankheiten und Schädlinge. Solche Produkte helfen, die Schädlinge unter Kontrolle zu halten. Im vergangenen Jahr stellte man an verschiedenen Orten in diversen Ländern fest, dass der Blattdünger Prev B2* eine gute Nebenwirkung gegen die Apfelblutlaus (Eriosoma lanigerum) hat. Dieser organische Dünger enthält vor allem Bor und Zitrusextrakte. Zufällig wurde entdeckt, dass die Blutlaus nach einer Prev B2-Behandlung ihren wolligen Schutz „abwirft“. Nach 3 Prev B2-Behandlungen wird ein Wirkungsgrad erreicht, der dem bestimmter Insektiziden sehr ähnlich ist. Die Wirkung dieses Mittels scheint auf der Austrocknung der Oberhaut der Insekten zu beruhen. Eine negative Wirkung auf natürliche Feinde wurde noch nicht festgestellt, wird aber noch untersucht. Weil Prev B2 nicht als Insektizid zugelassen ist, darf es nur als Düngemittel eingesetzt werden. In Anbetracht der interessanten Nebenwirkung wird das Mittel 2010 in verschiedenen Versuchsanlagen in Frankreich getestet. Auch auf diverse Pilze wie Mehltau scheint das Mittel eine Wirkung zu haben. Bei einer zu hohen Konzentration (> 1 %) wurden Blattverbrennungen festgestellt. In manchen Ländern ist dieses Mittel auch im biologischen Anbau erlaubt. Analysen aus dem Jahr 2009 könnten dies jedoch bald ändern. Einer der Inhaltsstoffe von Prev B2 wird aus Orangenschalen gewonnen. In dem Blattdünger wurden Spuren eines Insektizids, das im Orangenanbau verwendet wird, gefunden. Eine mögliche Lösung für dieses Problem kann die Verwendung biologischer Orangen als Rohstoff sein. (Hans Scholten) Schweizer Forscher haben entdeckt, dass die Entwicklung der Larven des Fruchtschalenwicklers (Adoxophyes orana) nicht in jeder Obstanlage innerhalb einer Region gleich abläuft. Die Folge ist, dass die Falter zu verschiedenen Zeitpunkten fliegen. Die Forscher raten den Obstbauern, die Entwicklung der Fruchtschalenwickler in jeder einzelnen Parzelle separat zu beobachten und die Bekämpfung darauf abzustimmen. Die Forscher untersuchten auch die Bekämpfungswirkung diverser Mittel auf den Fruchtschalenwickler. Dazu tauchten sie im Labor Blätter in eine Lösung des jeweiligen Insektizids. Indoxacarb (Steward), Methoxyfenozid (u. a. Runner, Prodigy) und Tebufenozid (Mimic) führten zu einer 100 %igen Tötung. Gegen Chlorpyrifosmethyl (Reldan) und Fenoxycarb (Insegar) erwies sich der im Schweizer Obstbaugebiet Wallis vorkommende Fruchtschalenwickler-Stamm jedoch als weniger empfindlich. (EFM) REIFEVERZÖGERUNG In den USA ist seit 2008 das Mittel Harvista zugelassen. In Europa hat dieses Mittel keine Zulassung. Harvista enthält so wie SmartFresh den Wirkstoff 1-MCP. Das Mittel wird vor der Ernte auf die Bäume gespritzt und sorgt dafür, dass die Ethylenproduktion und damit die Reife der noch nicht gepflückten Äpfel verzögert wird. Behandelte Äpfel können länger am Baum hängen bleiben, wodurch Farbe und Größe sich besser entwickeln. Außerdem verhindert eine Behandlung mit Harvista bei den meisten Sorten mit Ausnahme von Jonagold einen zu frühen Fruchtfall. Die Hemmung der Ethylenproduktion bleibt auch während der Lagerung bestehen, wodurch behandelte Äpfel auch in der Lagerung etwas besser fest bleiben als unbehandelte Äpfel. Der Effekt ist jedoch bei weitem nicht so groß wie bei einer SmartFresh-Anwendung nach der Ernte. (EFM) Der Blattdünger Prev B2 scheint eine Nebenwirkung gegen Blutläuse zu haben. Fotos: EFM 24 EFM 2010-04