9.4 Epithelkörperchen, Nebenschilddrüsen

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9 Endokrine Drüsen, Glandulae endocrinae
Schilddrüse, Glandula thyroidea
9.4 Epithelkörperchen,
Nebenschilddrüsen,
Glandulae parathyroideae
Entwicklung und makroskopische Anatomie
der Epithelkörperchen
Die Epithelkörperchen sind zwei kleine Organpaare. Die
Nähe zur Schilddrüse ist nicht bei allen Tierarten evident,
daher der Name Nebenschilddrüse nicht sehr treffend. Sie
sind beim Hd. etwa hirse- bis reiskorngroß, beim Pfd. erreichen sie Erbsengröße. Sie entstehen aus dem Epithel
der Dorsaldivertikel der 3. bzw. 4. Schlundtasche. Während
der Ontogenese vollziehen die Epithelkörperchen zusammen mit den benachbart angelegten Organen (Schilddrüse, Thymus) eine Kaudalverlagerung. Man unterscheidet
ein äußeres und ein inneres Epithelkörperchen. Zusätzlich können, wie bei der Schilddrüse, auch akzessorische
Nebenschilddrüsen auftreten.
Das äußere Epithelkörperchen, Gl. parathyroidea externa,
entsteht aus der 3. Schlundtasche. Es liegt beim Hd. meist
kranial ( 9.6), bei der Ktz. kaudal an der Schilddrüse.
Beim Pfd. sind die äußeren Epithelkörperchen sehr weit
kaudal verlagert und an der Trachea kurz vor dem Brusteingang lokalisiert. Bei den Paarhufern gelangen sie mit
der Anlage des Halslappens des Thymus in die Umgebung
der Karotisgabel.
Das innere Epithelkörperchen, Gl. parathyroidea interna,
entsteht aus der 4. Schlundtasche und wird beim Schw.
nicht ausgebildet. Bei Flfr. ( 9.6) und Wdk. wird es während der Ontogenese meist in die Schilddrüse inkorporiert
(Name). Beim Pfd. haftet es sich zumeist direkt der Schilddrüse an.
9.6 Schilddrüse und Epithelkörperchen des Hundes
(ein Isthmus war bei diesem Tier nicht ausgebildet)
1 Lobus sinister der Schild4 Trachea
drüse
5 N. laryngeus recurrens
2 äußeres Epithelkörpersinister
chen (Gl. parathyroidea
6 M. cricothyroideus
externa, III)
7 Kehlkopf
3 inneres Epithelkörper8 M. sternohyoideus
chen (Gl. parathyroidea
9 M. sternothyroideus
interna, IV)
10 V. jugularis externa
Grundzüge von Feinbau und Funktion
der Epithelkörperchen
Die Epithelkörperchen sind von einer zarten Bindegewebskapsel umgeben, von der feine Septen ausgehen. Die
Epithelzellen sind strangartig angeordnet. Die Hauptzellen produzieren das Parathormon (PTH). Parathormon erhöht den Kalziumspiegel im Blut über eine vermehrte Resorption im Darm, verminderte Ausscheidung in der Niere
und/oder eine Mobilisierung aus den Knochen. Neben den
Hauptzellen kommen oxyphile Zellen vor, deren Funktion
bislang ungeklärt ist. Vermutlich sind sie nur die inaktive
Form der Hauptzellen.
Die variable Lage und ihre Einbettung in das Schilddrüsengewebe macht es für den Operateur nahezu unmöglich, die
Nebenschilddrüsen bei einer Schilddrüsenentfernung zu
Aus Salomon, F-V. u.a.: Anatomie für die Tiermedizin (ISBN 9783930410751) © Enke Verlag Stuttgart 2008
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§ Lobus dexter, Lobus sinister, Isthmus (evtl. zurückgebildet)
§ entsteht aus Ductus thyroglossalis, C-Zellen aus Ektoderm der Neuralleiste
§ Bindegewebskapsel, Septen, Läppchen
§ Follikel mit Thyroglobulin, parafollikuläre C-Zellen
§ Blutversorgung: vorwiegend über A. und V. thyroidea
cranialis
§ Regionäre Lymphknoten: Lc. cervicale profundum
§ Innervation: Ggl. cervicale craniale, Nn. laryngei des
N. vagus (X)
§ eventuell akzessorische Schilddrüsen
9.5 Nebenniere, Glandula adrenalis s. suprarenalis
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schonen. Ein Wegfall der Organfunktion infolge einer unbeabsichtigten Entfernung führt zu einem stark erniedrigten Kalziumblutspiegel mit Tetanie und Spasmen, wenn
nicht akzessorische Epithelkörperchen diesen Ausfall kompensieren. Unterfunktionen (Hypoparathyreodismus) mit
ähnlichen Symptomen kommen gelegentlich beim Hd. vor.
Organbedingte Überfunktionen (Hyperparathyreodismus) treten selten bei Tumoren auf und führen zu einer
Hyperkalzämie mit Nierensteinbildung, Hypertonie und
Demineralisierung der Knochen (Osteodystrophia fibrosa).
Häufiger sind erhöhte Parathormonspiegel infolge nutritivem Kalziummangel oder renalem Kalziumverlust zu beobachten.
Die Blutversorgung der Gl. parathyroidea erfolgt über kleine Äste aus der A. carotis communis oder der A. thyroidea
cranialis. Sympathische Nervenfasern erhält das Organ aus
dem Ggl. cervicale craniale, parasympathische vom N. vagus (X).
Epithelkörperchen, Nebenschilddrüsen,
Glandulae parathyroideae
§ äußeres Epithelkörperchen, Gl. parathyroidea externa
• entsteht aus der 3. Schlundtasche
• Hd. meist kranial, Ktz. kaudal an der Schilddrüse;
Pfd. an Trachea kurz vor dem Brusteingang; Paarhufer
nahe Karotisgabel
§ inneres Epithelkörperchen, Gl. parathyroidea interna
• entsteht aus der 4. Schlundtasche
• fehlt beim Schw., Flfr. und Wdk. in der Schilddrüse,
Pfd. an der Schilddrüse
§ Feinbau
• Bindegewebskapsel, Septen
• Hauptzellen, produzieren Parathormon (PTH)
• oxyphile Zellen
§ Blutversorgung: aus A. carotis communis oder
A. thyroidea cranialis
§ Innervation: sympathisch aus Ggl. cervicale craniale,
parasympathisch vom N. vagus (X)
9.5 Nebenniere, Glandula
adrenalis s. suprarenalis
Makroskopische Anatomie und Entwicklung
der Nebenniere
Die Nebennieren sind unregelmäßig geformte, gelblichweiße (Flfr.) oder bräunliche Organe. Ihre Größe ist sehr va-
9.7 Topografie der linken Nebenniere beim Hund. Das
gesamte Darmkonvolut ist nach rechts gelegt.
1 linke Niere
4 V. abdominalis cranialis
2 linke Nebenniere
5 Pancreas
3 V. cava caudalis
6 Duodenum
riabel. Bei der Ktz. sind sie etwa 1 cm lang und 0,7 cm breit,
beim Hd. etwa 2 ã 1 cm, beim Pfd. ungefähr 8 ã 2 cm. Sie liegen retroperitoneal, beiderseits medial des vorderen Nierenpols an der Aorta bzw. der V. cava caudalis ( 9.7). Bei
den Wdk. geht links die enge Lagebeziehung zur Niere verloren, da die Nebenniere nicht der Wanderung der linken
Niere folgt.
Die Gl. adrenalis ist von einer feinen Bindegewebskapsel
umgeben ( 9.8). Auf einer Schnittfläche lässt sich bereits
makroskopisch die hellere Nebennierenrinde, Cortex, vom
dunkleren Nebennierenmark, Medulla, unterscheiden.
Beide Anteile sind ontogenetisch unterschiedlicher Herkunft und bilden bei niederen Wirbeltieren noch zwei separate Organe (Interrenal- und Adrenalorgan). Die Nebennierenrinde entsteht aus dem Coelomepithel, ist also mesodermaler Herkunft. Das Nebennierenmark entwickelt
sich aus Zellen, die aus der Rumpfneuralleiste (Ektoderm)
in die Organanlage einwandern. Man kann das Mark auch
als sympathisches Paraganglion betrachten.
Neben den eigentlichen Nebennieren können akzessorische Nebennieren, Gll. adrenales accessoriae, auftreten. Sie
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Gefäßversorgung und Innervation
der Epithelkörperchen
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