628 9 Endokrine Drüsen, Glandulae endocrinae Schilddrüse, Glandula thyroidea 9.4 Epithelkörperchen, Nebenschilddrüsen, Glandulae parathyroideae Entwicklung und makroskopische Anatomie der Epithelkörperchen Die Epithelkörperchen sind zwei kleine Organpaare. Die Nähe zur Schilddrüse ist nicht bei allen Tierarten evident, daher der Name Nebenschilddrüse nicht sehr treffend. Sie sind beim Hd. etwa hirse- bis reiskorngroß, beim Pfd. erreichen sie Erbsengröße. Sie entstehen aus dem Epithel der Dorsaldivertikel der 3. bzw. 4. Schlundtasche. Während der Ontogenese vollziehen die Epithelkörperchen zusammen mit den benachbart angelegten Organen (Schilddrüse, Thymus) eine Kaudalverlagerung. Man unterscheidet ein äußeres und ein inneres Epithelkörperchen. Zusätzlich können, wie bei der Schilddrüse, auch akzessorische Nebenschilddrüsen auftreten. Das äußere Epithelkörperchen, Gl. parathyroidea externa, entsteht aus der 3. Schlundtasche. Es liegt beim Hd. meist kranial ( 9.6), bei der Ktz. kaudal an der Schilddrüse. Beim Pfd. sind die äußeren Epithelkörperchen sehr weit kaudal verlagert und an der Trachea kurz vor dem Brusteingang lokalisiert. Bei den Paarhufern gelangen sie mit der Anlage des Halslappens des Thymus in die Umgebung der Karotisgabel. Das innere Epithelkörperchen, Gl. parathyroidea interna, entsteht aus der 4. Schlundtasche und wird beim Schw. nicht ausgebildet. Bei Flfr. ( 9.6) und Wdk. wird es während der Ontogenese meist in die Schilddrüse inkorporiert (Name). Beim Pfd. haftet es sich zumeist direkt der Schilddrüse an. 9.6 Schilddrüse und Epithelkörperchen des Hundes (ein Isthmus war bei diesem Tier nicht ausgebildet) 1 Lobus sinister der Schild4 Trachea drüse 5 N. laryngeus recurrens 2 äußeres Epithelkörpersinister chen (Gl. parathyroidea 6 M. cricothyroideus externa, III) 7 Kehlkopf 3 inneres Epithelkörper8 M. sternohyoideus chen (Gl. parathyroidea 9 M. sternothyroideus interna, IV) 10 V. jugularis externa Grundzüge von Feinbau und Funktion der Epithelkörperchen Die Epithelkörperchen sind von einer zarten Bindegewebskapsel umgeben, von der feine Septen ausgehen. Die Epithelzellen sind strangartig angeordnet. Die Hauptzellen produzieren das Parathormon (PTH). Parathormon erhöht den Kalziumspiegel im Blut über eine vermehrte Resorption im Darm, verminderte Ausscheidung in der Niere und/oder eine Mobilisierung aus den Knochen. Neben den Hauptzellen kommen oxyphile Zellen vor, deren Funktion bislang ungeklärt ist. Vermutlich sind sie nur die inaktive Form der Hauptzellen. Die variable Lage und ihre Einbettung in das Schilddrüsengewebe macht es für den Operateur nahezu unmöglich, die Nebenschilddrüsen bei einer Schilddrüsenentfernung zu Aus Salomon, F-V. u.a.: Anatomie für die Tiermedizin (ISBN 9783930410751) © Enke Verlag Stuttgart 2008 Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form an Dritte weitergegeben werden! Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. § Lobus dexter, Lobus sinister, Isthmus (evtl. zurückgebildet) § entsteht aus Ductus thyroglossalis, C-Zellen aus Ektoderm der Neuralleiste § Bindegewebskapsel, Septen, Läppchen § Follikel mit Thyroglobulin, parafollikuläre C-Zellen § Blutversorgung: vorwiegend über A. und V. thyroidea cranialis § Regionäre Lymphknoten: Lc. cervicale profundum § Innervation: Ggl. cervicale craniale, Nn. laryngei des N. vagus (X) § eventuell akzessorische Schilddrüsen 9.5 Nebenniere, Glandula adrenalis s. suprarenalis 629 schonen. Ein Wegfall der Organfunktion infolge einer unbeabsichtigten Entfernung führt zu einem stark erniedrigten Kalziumblutspiegel mit Tetanie und Spasmen, wenn nicht akzessorische Epithelkörperchen diesen Ausfall kompensieren. Unterfunktionen (Hypoparathyreodismus) mit ähnlichen Symptomen kommen gelegentlich beim Hd. vor. Organbedingte Überfunktionen (Hyperparathyreodismus) treten selten bei Tumoren auf und führen zu einer Hyperkalzämie mit Nierensteinbildung, Hypertonie und Demineralisierung der Knochen (Osteodystrophia fibrosa). Häufiger sind erhöhte Parathormonspiegel infolge nutritivem Kalziummangel oder renalem Kalziumverlust zu beobachten. Die Blutversorgung der Gl. parathyroidea erfolgt über kleine Äste aus der A. carotis communis oder der A. thyroidea cranialis. Sympathische Nervenfasern erhält das Organ aus dem Ggl. cervicale craniale, parasympathische vom N. vagus (X). Epithelkörperchen, Nebenschilddrüsen, Glandulae parathyroideae § äußeres Epithelkörperchen, Gl. parathyroidea externa • entsteht aus der 3. Schlundtasche • Hd. meist kranial, Ktz. kaudal an der Schilddrüse; Pfd. an Trachea kurz vor dem Brusteingang; Paarhufer nahe Karotisgabel § inneres Epithelkörperchen, Gl. parathyroidea interna • entsteht aus der 4. Schlundtasche • fehlt beim Schw., Flfr. und Wdk. in der Schilddrüse, Pfd. an der Schilddrüse § Feinbau • Bindegewebskapsel, Septen • Hauptzellen, produzieren Parathormon (PTH) • oxyphile Zellen § Blutversorgung: aus A. carotis communis oder A. thyroidea cranialis § Innervation: sympathisch aus Ggl. cervicale craniale, parasympathisch vom N. vagus (X) 9.5 Nebenniere, Glandula adrenalis s. suprarenalis Makroskopische Anatomie und Entwicklung der Nebenniere Die Nebennieren sind unregelmäßig geformte, gelblichweiße (Flfr.) oder bräunliche Organe. Ihre Größe ist sehr va- 9.7 Topografie der linken Nebenniere beim Hund. Das gesamte Darmkonvolut ist nach rechts gelegt. 1 linke Niere 4 V. abdominalis cranialis 2 linke Nebenniere 5 Pancreas 3 V. cava caudalis 6 Duodenum riabel. Bei der Ktz. sind sie etwa 1 cm lang und 0,7 cm breit, beim Hd. etwa 2 ã 1 cm, beim Pfd. ungefähr 8 ã 2 cm. Sie liegen retroperitoneal, beiderseits medial des vorderen Nierenpols an der Aorta bzw. der V. cava caudalis ( 9.7). Bei den Wdk. geht links die enge Lagebeziehung zur Niere verloren, da die Nebenniere nicht der Wanderung der linken Niere folgt. Die Gl. adrenalis ist von einer feinen Bindegewebskapsel umgeben ( 9.8). Auf einer Schnittfläche lässt sich bereits makroskopisch die hellere Nebennierenrinde, Cortex, vom dunkleren Nebennierenmark, Medulla, unterscheiden. Beide Anteile sind ontogenetisch unterschiedlicher Herkunft und bilden bei niederen Wirbeltieren noch zwei separate Organe (Interrenal- und Adrenalorgan). Die Nebennierenrinde entsteht aus dem Coelomepithel, ist also mesodermaler Herkunft. Das Nebennierenmark entwickelt sich aus Zellen, die aus der Rumpfneuralleiste (Ektoderm) in die Organanlage einwandern. Man kann das Mark auch als sympathisches Paraganglion betrachten. Neben den eigentlichen Nebennieren können akzessorische Nebennieren, Gll. adrenales accessoriae, auftreten. Sie Aus Salomon, F-V. u.a.: Anatomie für die Tiermedizin (ISBN 9783930410751) © Enke Verlag Stuttgart 2008 Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form an Dritte weitergegeben werden! Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. Gefäßversorgung und Innervation der Epithelkörperchen