Nebenwirkungen - Arznei

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min A verwiesen, wonach wegen des Risikos der Hypervitaminose behandlungsfreie Intervalle einzuschalten sind (Rote
Liste 2000, V14). Dies ist bei Selbstmedikation nicht gewährleistet.
a r z n e i - t e l e g r a m m 2000; Jg. 31, Nr. 11
A 4330 E Postvertriebsstück
Entgelt bezahlt
A.T.I. Arzneimittelinformation GmbH, Bergstr. 38 A, Wasserturm, D-12169 Berlin
Muskelschäden
durch
Cholesterinsynthese
(CSE)-Hemmer: Ein 53-jähriger Schauspieler leidet nach
dreijähriger Einnahme von Simvastatin (DENAN u.a.) an intensiven Muskelkrämpfen, die über Monate immer wieder
auftreten. Innerhalb eines Tages steigern sie sich und werden
in halbminütigem Abstand so stark, als würde „mit der Kreissäge in den Fuß geschnitten”. Der hinzugezogene Arzt kann
die Krämpfe deutlich sehen, misst erhöhte Kreatinkinase- und
Kreatininwerte und setzt den CSE-Hemmer ab, worauf die
Symptomatik verschwindet (NETZWERK-Bericht 10.639).
In unserem NETZWERK DER GEGENSEITIGEN INFORMATION dokumentieren wir zwei weitere Berichte
über Muskelkrämpfe in Verbindung mit Simvastatin (6.657,
8.925) und einen unter Cerivastatin (LIPOBAY u.a.; 9.891).
Bei jeder vierten der 224 Meldungen zu Statinen werden unerwünschte Wirkungen am Muskel genannt. 35 Patienten klagen über Muskelschmerzen, bei 25 steigt die Kreatinkinase
an, zwölfmal wird eine Myopathie diagnostiziert, davon
sechsmal speziell die lebensbedrohliche Rhabdomyolyse (Simvastatin 6.962, 9.465, Cerivastatin 9.586, 10.770, Pravastatin
[PRAVASIN u.a.] 10.487, Atorvastatin [SORTIS] 10.869,
vgl. a-t 1998; Nr. 6: 60). Auch bei der Schweizerischen Arzneimittelnebenwirkungszentrale (SANZ) ist der Muskel bei
25 von 121 ausgewerteten Berichten zu CSE-Hemmern das
am häufigsten betroffene Organ (HARTMANN, G. et al.:
Schweiz. Ärzteztg. 1999; 80: 2064-6). In 4.883 Spontanberichten an das Bundesinstitut für Arzneimittel und
Medizinprodukte (BfArM) werden mit insgesamt 1.009 Nennungen bei etwa jedem fünften Patienten Schäden am Muskel-Skelett-System genannt (BfArM: Schreiben vom 26. Okt.
2000). Das Risiko wird durch Interaktionen verstärkt, beispielsweise mit Fibraten oder Ciclosporin (SANDIMMUN).
Die Fachinformationen erwecken den Eindruck, dass es sich
um eher seltene Nebenwirkungen handele. Zudem werden
Muskelkrämpfe beispielsweise bei LOCOL (Fluvastatin) und
LIPOBAY nicht erwähnt.
Nebenwirkungen AUTOIMMUNERKRANKUNGEN DURCH
GENAPOL-HALTIGES INSULIN H-TRONIN
Das Insulin H-TRONIN rechnen wir zu den verzichtbaren Altlasten (a-t 1996; Nr. 3: 26-7). Das für Insulinpumpen
verwendete Produkt enthält zur Stabilisierung Genapol (Polyethylen-polypropylenglykol). Dieser Hilfsstoff scheint Autoimmunerkrankungen der Schilddrüse zu fördern: Grenzwertig oder deutlich erhöhte TSH-Antikörpertiter bei jedem
zweiten von 62 Patienten sowie klinisch manifeste Hyperthyreose bei vier dieser Diabetiker sind beschrieben (a-t 1995;
Nr. 8: 88). Größere Expositionsfläche – z.B. intraperitoneale
Anwendung im Vergleich zu subkutaner – scheint stärkere
Antigenität nach sich zu ziehen.
Bei einer Diabetikerin mit bekannter subklinischer Autoimmunthyreoiditis sinken die unter kontinuierlicher subkutaner Infusion von H-TRONIN erhöhten TSH-Spiegel innerhalb weniger Monate in den Normalbereich, nachdem auf
Genapol-freies HUMINSULIN umgestellt wurde. Mit Latenz von einigen Monaten steigen die Werte nach erneuter
Verwendung von H-TRONIN wieder über die Normgrenze
und fallen nach Rückumstellung auf HUMINSULIN erneut
ab. Die Autoimmunthyreoiditis ist somit durch Genapol-haltiges Insulin reproduzierbar aktiviert worden.1
Dies ist dem Hersteller Hoechst Marion Roussell seit Jahren bekannt.1 In der Fachinformation findet sich jedoch bis
heute kein Hinweis.1,2
Warenzeichen in
Österreich
und Schweiz
(Beispiele)
Atorvastatin:
SORTIS
(A, CH)
Cerivastatin:
LIPOBAY
(A, CH)
FAZIT: Genapol-haltiges Insulin (H-TRONIN) erhöht nicht nur die Insulin-Antikörper-Titer, sondern
kann auch autoimmune Schilddrüsenerkrankungen aktivieren. Belege für einen besonderen klinischen Nutzen
des Insulinpumpen-Produktes fehlen. Genapol-haltiges
H-TRONIN sollte daher unverzüglich vom Markt genommen werden.
1
2
Etanercept:
ENBREL
(A)
CHANTELAU, E.: Diabetes & Metabolism (Paris) 2000; 26: 304-6
Hoechst: Fachinformation für H-TRONIN, Stand Nov. 1998
ETANERCEPT (ENBREL):
VORSICHT BLUTSCHÄDEN
Seit Juni 2000 ist Etanercept (ENBREL, a-t 2000; 31:
26-7) auch in Deutschland auf dem Markt. Der Tumornekrosefaktor-Hemmstoff ist als Mittel der Reserve zur Behandlung
der rheumatoiden Arthritis zugelassen, wenn andere Basistherapeutika einschließlich Methotrexat (LANTAREL u.a.) versagt haben. Etanercept wirkt immunsuppressiv und kann
schwere, zum Teil tödlich verlaufende Infektionen hervorrufen.
Hinweise auf bedrohliche Blutschäden veranlassten die europäische Arzneimittelbehörde EMEA Anfang Oktober zu einer Warnung: Seit Markteinführung in den USA im November 1998 sind weltweit sieben Berichte über Panzytopenie
und drei über aplastische Anämie bekannt geworden (Häufigkeiten ohne Einberechnung einer Dunkelziffer weniger als
1:1.000 bzw. 1:10.000). Fünf Patienten verstarben daraufhin
an einer Sepsis. Die Schädigung trat innerhalb von zwei Wochen bis fünf Monaten nach Beginn der Behandlung auf.1
Fach- und Gebrauchsinformation von ENBREL weisen
inzwischen auf die Komplikation hin. Besondere Vorsicht ist
demnach bei Personen mit Schädigung des Blutes in der Vorgeschichte geboten. Anwender sind über Symptome einer hämatologischen Störwirkung aufzuklären wie anhaltendes Fieber, Halsschmerzen, Blutungen oder Blässe. Falls Blutschäden
festgestellt werden, ist Etanercept abzusetzen.2
1
2
Ciclosporin:
SANDIMMUN
NOVARTIS
(A)
SANDIMMUN
(CH)
EMEA: Public statement vom 3. Okt. 2000
WYETH: ENBREL Fachinformation, Stand 9/2000
arznei-telegramm (Institut für Arzneimittelinformation), Bergstr. 38 A, Wasserturm, D-12169 Berlin, Telefax: (0 30) 79 49 02 20, Email: [email protected]
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Herausgeber: A.T.I. Arzneimittelinformation Berlin GmbH
Redaktion: W. BECKER-BRÜSER, Arzt und Apotheker (verantw.), Prof. Dr.
med. H. GLOSSMANN, J. HALBEKATH, Ärztin, Prof. Dr. med. M. M. KOCHEN, M. LELGEMANN, Ärztin, Prof. Dr. med. P. T. SAWICKI,
S. SCHENK, Ärztin, Prof. Dr. med. P. S. SCHÖNHÖFER, Dr. med. H.
WILLE, Dr. rer. physiol. B. WIRTH
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 2000, A.T.I. Arzneimittelinformation Berlin GmbH
Fluvastatin:
LESCOL
(A, CH)
Methotrexat:
METHOTREXAT
LEDERLE
(A)
METHOTREXAT
FARMOS
(CH)
Pravastatin:
SELIPRAN
(A, CH)
Simvastatin:
ZOCORD
(A)
ZOCOR
(CH)
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