a-t 10 [1994], 94 - Arznei

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Im Blickpunkt
DIE PEST – EINE „PLAGE” SCHLECHTHIN
„Es hat auf der Welt ebensoviele Pestseuchen
gegeben wie Kriege. Und doch finden Pest und Krieg die
Menschen immer gleich wehrlos” (A. CAMUS: „Die Pest”).
Dabei existieren Pestherde nicht nur in Regionen Afrikas
wie Südafrika und der Kilimandscharo-Region, in Südamerika einschließlich Bolivien, Brasilien und Peru und in
Asien, z.B. in Burma, Indien und Vietnam, sondern auch
im Westen und Südwesten der USA (vgl.Abb.). Die letzte
größere Epidemie in Europa gab es 1945 auf Korsika.1
Abb.: Bekannte und wahrscheinliche Herde der Pest1
Die „Naturpest” zirkuliert in Ratten und anderen
Nagetieren, die relativ resistent sind gegen die Infektion
mit dem gramnegativen Bakterium Yersinia pestis (früher
Pasteurella pestis). Wandern die Nager wegen starker
Vermehrung, Futtermangels oder Naturkatastrophen in
andere Gebiete, infizieren sie dort noch empfindliche
Populationen. Diese verenden zum Teil, und deren ebenfalls infizierte Parasiten suchen neue Nahrungsquellen –
unter anderem bei Mensch und Haustieren.
Nach Stich des Rattenflohs (auch Läuse, Milben,
Wanzen und Zecken kommen als Überträger in Frage)
oder Kontakt mit infiziertem Material entwickeln sich mit
einer Inkubationszeit von zwei bis fünf Tagen in der Regel
anhaltend hohes Fieber, Schüttelfrost und quälende Kopfund Gliederschmerzen. Die druckschmerzhaften Pestbeulen (Bubonenpest), vor allem in Leiste und Achselhöhlen,
beruhen auf Vermehrung der Bakterien in den Lymphknoten. Kommt es zur hämatogenen Generalisation, vermehren sich die Yersinien auch in der Lunge (Lungenpest).
Durch massenhaft abgehustete Erreger (schwarz-blutiger
Auswurf) werden andere Menschen direkt infiziert (primäre
Pestpneumonie, Inkubationszeit zum Teil unter 24 Stunden). Unbehandelt verläuft die Beulenpest zu über 50%
tödlich, die Lungenpest selbst bei früh einsetzender
Chemotherapie abhängig vom medizinischen Standard zu
5% bis 20%.2,4
Mit Tetrazyklinen wie Doxycyclin (VIBRAMYCIN
u.a.) und Tetracyclin (SUPRAMYCIN u. a.) sowie Streptomycin (STREPTO-FATOL u. a.) stehen wirksame Antibiotika zur Verfügung. Co-trimoxazol (BACTRIM u.a.), das
auch zur Behandlung empfohlen wird,3 verlängert unter
Umständen das Fieber und soll die Komplikationsrate
erhöhen können.2 Chloramphenicol (PARAXIN u. a.) eignet sich für Schwangere und bei Pest-Meningitis. Penizilline wie Ampicillin (BINOTAL u.a.) wirken unzureichend.
Für Pflegepersonal und Angehörige Pestkranker ist
eine Chemoprophylaxe mit Doxycyclin (für Kinder Co-trimoxazol) möglich.1,4 Im Stadium der nicht durchbrochenen
Bubonenpest ohne Pneumonie und ohne Kontakt zu
arznei-telegramm
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anderen Ausscheidungen gilt das Infektionsrisiko aller- Warenzeichen in
dings als gering.2 Eine Totvakzine (Import z.B. aus den Österreich
Schweiz
USA) bringt keinen zuverlässigen Schutz und ist schlecht und
(Beispiele)
1,2
verträglich.
1
2
3
4
SEITZ, H. M. in LANG, W. (Hrsg.): „Tropenmedizin in Klinik und
Praxis”, Thieme, Stuttgart, 1993, Seite 275
KISCH, A. L. in BRANDE, A. I. et al. (ed.): „Medical Microbiology
and Infectious Diseases”, Saunders, Philadelphia, 1981, S. 1796
Robert Koch Institut: „Merkblatt Pest”, Okt. 1994
MEYER, C. G. et al.: pers. Mitt./ Ztschr. f. Allg. Med., in Druck
NICHTSTEROIDALE ANTIRHEUMATIKA
IM ÜBERFLUSS – Cave Azapropazon
(TOLYPRIN), Oxicame wie Piroxicam
(FELDEN u.a.), Tiaprofensäure (SURGAM u.a.)
Ampicillin:
BINOTAL
(A)
AMPICILLIN
MEPHA
(CH)
Azapropazon:
PROLIXAN
(A, CH)
Chloramphenicol:
CHLOROMYCETIN
(A, CH)
Über 20 Wirkstoffe aus der Gruppe der nichtsteroidalen Entzündungshemmer in mehr als 500 Handelsprä- Co-trimoxazol:
paraten erschweren die Auswahl. Herstellerinformationen BACTRIM
und Werbung geben keine Hilfen. Im Gegenteil: Fast jedes (A, CH)
neue nichtsteroidale Antirheumatikum (NSAR) wird bei der DicloEinführung als besonders gut verträglich herausgestellt, fenac:
VOLTAz.B. PROLIXAN 300 (Azapropazon): „weitaus günstigste REN
Relation von Antiphlogistie zu Ulzerogenität”, SURGAM (A, CH)
(Tiaprofensäure): „Überragender Verträglichkeitsindex”, IbuproVOLTAREN (Diclofenac): „hervorragende Toleranz”. Auch fen:
BRUFEN
das fälschlich als Opiatersatz angebotene Ketorolac (A, CH)
(TORATEX), das ein Jahr nach der Einführung wegen Indomevorhersehbarer Schadwirkungen wie akuten Leber- und tazin:
Nierenversagens vom Markt genommen wurde (a-t 6 INDOCID
(A, CH)
[1993], 61), sollte laut Werbung nur „den Schmerz und
Ketonicht den Menschen” treffen (a-t 7 [1992], 67).
rolac:
Aus epidemiologischen Studien und der Spontaner- TORAfassung unerwünschter Arzneimittelwirkungen lassen sich DOL
(CH)
nach der Markeinführung Verträglichkeitsunterschiede
häufig gebrauchter nichtsteroidaler Antirheumatika ablei- Naproxen:
ten (vgl. a-t 5 [1994], 45). Ibuprofen (BRUFEN u. a.) PROXEN
erweist sich im Vergleich mit sechs weiteren Antirheuma- (A, CH)
tika als besser verträglich. Diclofenac (VOLTAREN u. a.), PhenylIndometazin (AMUNO u. a.), Ketoprofen (ORUDIS u. a.), butazon:
Naproxen (NAPROSYN u. a.) und Piroxicam (FELDEN u. BUTAZOa.) haben höhere Risiken, wobei Piroxicam in dieser LIDIN
(A, CH)
Gruppe am schlechtesten abschneidet.1
Besonders riskant ist Azapropazon (TOLYPRIN).1 Piroxicam:
Vor sieben Jahren charakterisierten wir dieses mit Butazo- FELDEN
nen wie Phenylbutazon (BUTAZOLIDIN u.a.) strukturver- (A, CH)
wandte NSAR: „fällt in der britischen Statistik ähnlich wie StrepTiaprofensäure (SURGAM) durch häufige und schwere tomycin:
Unverträglichkeitsreaktionen (Todesfälle!) auf, Phototo- STREPTOxizität” (a-t 10 [1987], 90). Lichtüberempfindlichkeitsreak- MYCINSULFAT
tionen kommen etwa 50mal häufiger vor als nach anderen BIOnichtsteroidalen Entzündungshemmern (a-t 7 [1994], 66). CHEMIE
(A)
Bezogen auf gleiche Verordnungszahlen werden in Großbritannien unter Azapropazon im Vergleich zu Ibuprofen Tetracyclin:
Magen-Darm-Störungen 15fach häufiger gemeldet, Nie- ACHROrenschäden zwölfmal und Überempfindlichkeitsreaktionen MYCIN
(A, CH)
sowie Leber- und Blutschäden sieben- bis neunfach häufiTiaproger.1
fenZweifel an einem die Schadwirkungen überwiegen- säure:
den Nutzen bestehen auch für Tiaprofensäure (SUR- SURGAM
(CH)
GAM, LINDOTAB). Wegen häufiger und schwerer Komplikationen wie LYELL-Syndrom, QUINCKE-Ödem und
Dünndarmperforation forderten wir 1987 Anwendungsbeschränkungen (a-t 10 [1987], 91). Bedrohliche Auswirkungen auf die Blase kommen hinzu. Drei Jahre nach Markteinführung verzeichnet die australische Arzneimittelbehörde 47 Berichte über Zystitis sowie 24 weitere Meldungen
zu Harnwegssymptomen wie Hämaturie, Dysurie und Inkontinenz. Dagegen liegen für einen Erfassungszeitraum
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