98 arznei-telegramm Korrespondenz MASERNIMPFUNG BEI KINDERN MIT HÜHNEREIALLERGIE Kein ernsthaft tätiger allergologischer Arzt wird eine anaphylaktoide Reaktion eines Schockorgans anhand eines Hauttestes voraussagen wollen. Vielmehr sollte man sich an der Anamnese und der Klinik orientieren. Liegt z.B. eine Hühnereiallergie mit überhöhtem Sensibilisierungsgrad vor mit anaphylaktischer Reaktion oder Schockfragment am Schockorgan, so wird man sich hüten, diese Kinder mit Impfstoffen zu impfen, die aus Zellkulturen stammen, die Spuren von Hühnerei-Proteinen enthalten. Die Frage, ob ein positiver Hauttest auf das betreffende Allergen vorliegt (a-t 9 [1994], 88), ist von ganz untergeordneter Bedeutung. Bedenkt man dabei, daß bereits ein Prick- oder Intrakutan-Test bei überhöhtem Sensibilisierungsgrad zu anaphylaktoiden Reaktionen führen kann, so wird man sich hüten, eine Impfung durchzuführen. Dabei ist es auch wenig hilfreich, wie in Ihrem Artikel berichtet wird, auf Störwirkungen vorbereitet zu sein. Die Impfung in einem solchen Falle sollte nur bei sehr strenger Indikationsstellung erfolgen. Hilfreich zur Risikoabschätzung wäre allenfalls eine Hauttitration mit dem entsprechenden Impfstoff, die in einer dafür gerüsteten allergologischen Klinik durchgeführt werden sollte. Dr. med. B. GROSS (Arzt f. Innere Med., Lungen- u. Bronchialheilkunde, Allergologie) D-66740 Saarlouis 5-FLUOROURACIL PLUS KALZIUMFOLINAT BEIM KOLOREKTALEN KARZINOM #7 #8 Ihr Bericht über einen Bericht über einen Bericht eines Artikels im J. Clin. Oncol. aus dem Jahre 1993! (a-t 8 [1994], 76) hat dem von Ihnen selbst erhobenen Anspruch auf einwandfreie Berichterstattung nicht entsprochen!... 1. ...Remissionen sind nicht „alles”, Lebensverlängerung aber auch nicht. Die Formel von FREY et al: „Lebensverlängerung x Lebensqualität” ist das Maß eines Therapieerfolges; oder um den modernen Ausdruck von BRUNNER zu verwenden: TWIST = time without symptoms and therapy. 2. Es ist nicht erwiesen, daß beim Mamma-Karzinom die medikamentöse Therapie (möglicherweise jegliche Therapie) statistisch zur Verlängerung der Überlebenszeit beiträgt! Dennoch kann mit den moderneren operativen, hormonellen, zytostatischen oder radiotherapeutischen Verfahren – in der Hand des Erfahrenen – vielen Frauen sehr viel Leid und Schmerzen erspart werden. Nach Ihrem – in dem Kommentar verwendeten Argument – wäre jegliche derartige Therapie ohne gesicherten Nutzen. Prof. Dr. med. J. PREISS Klinik für Onkologie und Immunologie, Caritasklinik St. Theresia D-66113 Saarbrücken DIABETES-GESELLSCHAFT FÜR INSULIN U 100 (a-t 7 [1994], 65) #9 #10 …Die USA, Kanada, Australien, England, die skandinavischen Länder, die Niederlande, Schweiz, Griechenland und viele weitere Länder auf der ganzen Welt verwenden bereits ausschließlich U-100-Insuline. Frankreich, Italien sowie Spanien werden am 1.6.97 von U 40 auf U 100 umstellen. Deutschland stünde isoliert da, wenn es nicht auch zu diesem Zeitpunkt umstellt. …Für den 1.6.97 wird für Deutschland der U-100-Anteil auf über 75% prognostiziert, so daß sich zufolge der jetzt schon laufenden „kontinuierlichen Umstellung” das Problem dann weitgehend von selbst gelöst haben dürfte. …Der Vorstandsbeschluß zur Umstellung auf U 100 auch in Deutschland …enthält die Bedingung, daß „U-40-Insuline – somit auch tierische Insuline – solange zusätzlich verfügbar bleiben, wie dies von insulinverschreibenden Ärzten für nötig gehalten wird” ... Deutsche Diabetes-Gesellschaft (Ausschuß Insulin) Prof. Dr. H. SCHATZ, Bochum, Vorsitzender Prof. Dr. P. BOTTERMANN, München Prof. Dr. W. BRUNS, Saalfeld U. GASTES (DDB), Mühlheim/Ruhr Dr. U. NIETZSCHMANN, Leipzig Dr. R. RENNER, München E-COLI-EXTRAKT SUBREUM GEGEN GELENKERKRANKUNGEN ...Die Therapie mit D-Penicillamin (TROLOVOL u. a.) erfordert aufgrund der möglichen, teils schweren Nebenwirkungen (Zytopenien, nephrotischem Syndrom, Hepatotoxizität, dermatologischen Störwirkungen etc.) eine regelmäßige, klinische und laborchemische Überwachung, die in die Therapiekosten mit einfließt. Die Gesamtkosten der Jahrestherapie mit D-Penicillamin liegen bei ca. 2.300 DM, somit noch deutlich höher als die Kosten der SUBREUM-Therapie (a-t 9 [1994], 87), die keine medikamentenbedingten Kontrollen erforderlich macht. Die Abbruchrate der D-Penicillamintherapie ist hoch, wenngleich die gute Wirksamkeit unbestritten ist. Deshalb ist es zu einem 10/94 Reservetherapeutikum geworden. Für die Behandlung der Psoriasisarthritis (darauf bezog sich die Anfrage des Lesers Dr. STÄHLER) ist es nicht geeignet. Richtiger wäre ein Vergleich mit Sulfasalazin (AZULFIDINE u. a.), parenteralem Gold und low-dose Methotrexat (LANTAREL u. a.), welche bei allerdings vergleichbar hohen Kosten von Therapie und Überwachung (1600 - 3000 DM/Jahr) bei rheumatoider Arthritis wie bei Psoriasisarthropathie effektiv sind. Ihr Nebenwirkungspotential ist bei richtiger Indikation und Überwachung durch damit erfahrene Therapeuten vertretbar. Interessant ist vielleicht, mit welcher Frequenz in unserer internistischrheumatologischen Praxis die einzelnen Medikamente bei (verschiedenen) rheumatischen Erkrankungen eingesetzt werden: Methotrexat 33%; parenterales und orales Gold und Chloroquin (RESOCHIN u. a.) je ca. 11%; Sulfasalazin 30%; Azathioprin (IMUREK u.a.), Cyclophosphamid (ENDOXAN u. a.), D-Penicillamin, Ciclosporin (SANDIMMUN) und SUBREUM jeweils unter 1%. Dr. med. I. LÜHRS, Dr. med. H.G. MÜLLER (Internisten, Rheumatol.) D-28209 Bremen SEMPERA GEGEN NAGELMYKOSEN? #11 Wahrscheinlich als Folge entsprechender Kampagnen in den Medien werde ich von meinen Patienten zunehmend bedrängt, SEMPERA (Itraconazol) zur Behandlung von Nagelmykosen zu verordnen. Aufgrund Ihres Hinweises (a-t 8 [1994], 77) habe ich die Firma Janssen um eine Stellungnahme gebeten. Ich kann mir nicht vorstellen, daß ein deutsches Gericht den verordnenden Arzt aus der Haftung entläßt, wenn er bei einer vergleichsweise banalen Erkrankung wie der Nagelmykose den Patienten zwar über das Risiko eines hepatotoxischen Schadens aufklärt, ihn gleichwohl aber diesem Risiko aussetzt. Im Zweifel wird sich der Patient über die dramatische Tragweite eines hepatotoxischen Schadens nicht im klaren gewesen sein und somit der Arzt haften. Bemerkenswert finde ich die Argumentation der Firma Janssen, insbesondere die ... versteckte Drohung: „Wenn ich es nicht aufschreibe, könnte mich der Patient haftbar machen.” Den Fall der Nichtverordnung von ZOVIRAX beim Verdacht auf Vorliegen einer Herpesenzephalitis (a-t 12 [1984], 98) mit einer Nagelmykose zu vergleichen, erscheint mir doch recht kühn. Dr. med. A. KORSCH (Hautarzt) D-58256 Ennepetal-Milpse RETARDIERTES DIHYDROKODEIN (DHC MUNDIPHARMA) UND MISSBRAUCH Die im Leserbrief in a-t 8 (1994), 77 gemachten Aussagen können wir aufgrund der uns vorliegenden Verordnungen nicht bestätigen. Für verschiedene Patienten wurden Mengen zwischen 200 und 1120 Kapseln DHC 60 auf einem (!) Rezeptformular verordnet. Dokumentiert ist auch die Mischverordnung von DHC 60 mit REMEDACEN. H.-H. WÜRCH (Apotheker) Pharmazeutische Beratungsstelle Braunschweig D-38022 Braunschweig DOPING AUS DER APOTHEKE? „Die neue hochdosierte FRUBIASE VITAMINERAL gibt es auch mit eingebautem Wachmacher: 50 mg Koffein, die dafür sorgen, daß man in Schwung kommt” – so wirbt neuerdings Boehringer Ingelheim für FRUBIASE. Jetzt sollen wir Apotheker aktiv Doping betreiben. DR. E. SCHIEMENZ (Apotheker) D-42103 Wuppertal LORAFEM: WERBUNG IM BOULEVARDSTIL Im Werbeanschreiben der Firma Lilly zu LORAFEM (Loracarbef)-Saft („kraftvoll gegen Keime” ... „sanft zum Kind” ... „schmeckt beerig gut”) ist nicht die Sachinformation bzw. sachliche Auseinandersetzung mit „neuen” Arzneimitteln gefragt, sondern eine Marketing-Strategie am Werke, die uns Apotheker in eine kindliche Welt versetzen soll. Wenn das in Zukunft Schule macht, daß hochwirksame Arzneimittel so „billig” verkauft werden, wird mir um die Zukunft angst und bange... C. WITTE (Apotheker für klinische Pharmazie) Falken-Apotheke D-63584 Gründau-Lieblos UNVERZICHTBARER „SCHNELLDREHER” Auf einen „Schnelldreher”, nämlich KORODIN, möchte ich nie verzichten müssen: Ich kenne keine Alternative dazu, die so zuverlässig wirkt bei Herzrhythmusstörungen in Verbindung mit Kreislaufschwäche (sofern die Herzrhythmusstörungen nicht nach der LOWN-Klassifizierung therapiepflichtig sind). Viele meiner älteren Patienten haben es schon lange daheim und benützen es so oft und mit so häufigem Erfolg, daß das nicht mehr nur Plazebo-Wirkung sein kann. Dr. med. J. Freiherr von REDWITZ (Arzt für Allgemeinmedizin) D-73087 Boll Warenzeichen in Österreich und Schweiz (Beispiele) Dihydrokodein, retardiert: CODIDOL RETARD (A) 5-Fluorouracil: EFUDIX (A, CH) Kalziumfolinat: LEUCOVORIN (A) LEUCOVORIN LEDERLE (CH)