59 arznei-telegramm 6/92 2. Doppelpackungen bieten preislich kaum Vorteile (0,01 DM/Hub). Dafür entfällt für den Patienten aber die zweite Rezeptgebühr. 3. Kombinationspräparate sind neben ihrem oft fragwürdigen Einsatz insgesamt auch teurer als die einzeln verabreichten Wirkstoffe. D. KRAUT Asthmaberater in der „Arbeitsgruppe Asthma”/Abt. Stoffwechsel und Ernährung/Medizinische Klinik der Heinrich-Heine Universität FLUNITRAZEPAM (ROHYPNOL) IN DER DROGENSZENE Die von Prof. KEUP („Flunitrazepam [ROHYPNOL] – führend bei Mißbrauch unter den Benzodiazepin-Derivaten”, Sucht 38 [1992], 3) dokumentierte Ausbreitung von Flunitrazepam (ROHYPNOL) unter primär Opiatabhängigen bestätigt sich unter unserer Klientel verstärkt seit Beginn des Jahres: Mit zunehmend schlechter werdendem Heroinangebot bei höheren Preisen wird immer häufiger gezielt ROHYPNOL in hohen Dosen dazukonsumiert. Im Hause wurde ab Juni 1991 eine Urinkontrollstudie durchgeführt. Bis Februar 1992 wurden 188 Patienten untersucht, seitdem 47. Die Ergebnisse und die Angaben der Patienten und Patientinnen ergeben folgendes Bild: Regelmäßiger ROHYPNOL-Konsum bis Februar 1992 (N =188) seitdem (N = 47) gelegentl. ROHYPNOL-Konsum bis Februar 1992 seitdem = 14,8% = 29,8% = 30,7% = 25,6% Seit Februar hat sich außerdem die Anzahl von bis zu 10 Tabletten ROHYPNOL am Tag konsumierenden Klienten und Klientinnen auf knapp 20% fast verdoppelt. Die Patienten geben immer wieder an, daß sie gezielt ROHYPNOL konsumieren, weil dieses Medikament eine Art „kick” auslöse, der dem des Heroin ähnele. Außerdem spare man viel Heroin, um sich nach höheren Dosen Kokain wieder „runterzubringen”. Auf der DGDS-Fachtagung im Mai in München (Sucht und AIDS) bestritten Vertreter von Hoffmann-La Roche jede Besonderheit von ROHYPNOL in diesem Zusammenhang und bezeichneten Flunitrazepam als „ganz normales Benzodiazepin” und klinisch notwendige Substanz. Uns interessiert, 1. ob Ihnen ähnliche Beobachtungen wie oben bekanntgeworden sind, 2. ob Ihnen Todesfälle in der Drogenszene im Zusammenhang mit oben genannter Substanz bekannt sind, 3. ob Ihnen ähnliche Vorschläge bzw. Aktivitäten wie der von Prof. KEUP in oben erwähntem Artikel bekannt sind, den Zugang zu ROHYPNOL über eine veränderte Verschreibungsordnung zu erschweren. C. BAUER (ärztl. Leiter) Reha-Klinik Agethorst W-2216 Agethorst bei Itzehoe Wir bitten unsere Leser um Anregungen und Berichterstattung (–Red.). Nachwirkungen BGA warnt vor Risiko der Brustkrebsentstehung durch orale Kontrazeptiva Jahre zu spät: Mehrfach berichteten wir über ein möglicherweise erhöhtes Brustkrebsrisiko durch die „Pille”, zuerst in a-t 11 (1978), 102 und zuletzt in a-t 9 (1990), 84. Im Rahmen des Stufenplans (Stufe II) hat das Bundesgesundheitsamt die Hersteller von oralen Kontrazeptiva darüber informiert, daß der Abschnitt Nebenwirkungen der Packungsbeilage durch einen Hinweis auf erhöhtes Brustkrebsrisiko zu ergänzen ist. Durch Änderung des Hormonhaushalts (z.B. Einnahme solcher Empfängnisverhütungsmittel) könne ein hormonelles Milieu entstehen, in dem die Empfindlichkeit des Brustdrüsengewebes gegenüber anderen, die Krebsentstehung fördernden Faktoren erhöht und diese damit begünstigt würde. Auch Analysen epidemiologischer Studien zum Zusammenhang zwischen Brustkrebsrisiko und Einnahme oraler Verhütungsmittel ließen die Möglichkeit erkennen, daß das Auftreten von Brustkrebs bei Frauen bis zum mittleren Lebensalter häufiger mit langdauernder und bereits frühzeitig begonnener Einnahme hormoneller Kontrazeptiva verbunden ist. Allerdings sei dies nur einer unter verschiedenen möglichen Risikofaktoren (Pharm. Ztg. 137 [1992], 1694). Schock nach Parazetamol in Analgetika und Grippemitteln: In den Abschnitt Nebenwirkungen der Gebrauchsinformation Parazetamol-haltiger Präparate möchte das Bundesgesundheitsamt den Hinweis auf anaphylaktoide/anaphylaktische Reaktionen aufnehmen lassen und zwar „in Einzelfällen sind für den Wirkstoff Parazetamol Überempfindlichkeitsreaktionen (Schwellungen im Gesicht, Atemnot, Schweißausbruch, Übelkeit, Blutdruckabfall bis hin zum Schock) beschrieben worden... Bei den ersten Anzeichen für eine Überempfindlichkeitsreaktion ist das Präparat abzusetzen und sofort Kontakt mit einem Arzt aufzunehmen.” (Pharm. Ztg. 137 [1992], 1695). Das Schockrisiko von Parazetamol ist durch das NETZWERK DER GEGENSEITIGEN INFORMATION aufgedeckt worden (a-t 12 [1986], 124). Im Zusammenhang mit Parazetamol-haltigen Arzneimitteln wurden uns 13 schwere bis lebensbedrohliche Schockreaktionen gemeldet. Als Ursache werden in den meisten Fällen Schmerz- bzw. Grippemittel angegeben, die zwei potentiell schockverursachende Inhaltsstoffe wie Parazetamol und Propyphenazon enthalten wie DENTOCAPS, SPALT N, TISPOL und VIVIMED. FSME-IMMUN rückläufig: An zweiter Stelle der mittelständischen Hersteller mit den geringsten Zuwachsraten steht die Firma Immuno. Ihr umsatzstärkstes Produkt FSME-IMMUN hat bei 16,8 Mio DM Umsatz einen rückläufigen Trend von -22% in der Zeit 9/90 bis 9/91 im Vergleich mit dem Vorjahreszeitraum (IMS-Marktstatistik). NETZWERK-Meldungen ließen eine erhebliche Komplikationsdichte dieses Impfstoffs erkennen (vgl. a-t 8 [1989], 77 und 6 [1991], 50). Ruhen der Zulassung für ARUMALON: Wiederholt warnten wir vor Immunerkrankungen durch den Knorpel-Knochenmark-Extrakt ARUMALON bei fehlendem Wirksamkeitsnachweis, zuletzt in a-t 5 [1992], 48). Jetzt ordnet das BGA nach fünfjähriger Bedenkzeit das Ruhen der Zulassung an wegen grundsätzlicher und substanzimmanenter schädlicher Wirkungen, denen keine adäquate Wirksamkeit gegenüberstehe (Pharm. Ztg. 137 [1992], 1802). Warnhinweise ACE-HEMMER UND LUNGENSCHÄDEN Trockener Husten ist eine mit einer Häufigkeit von bis zu 15% - 33% angegebene Störwirkung von ACEHemmern (vgl. a-t 3 [1990], 34). Seltener (0,03% - 0,1%) tritt ein angioneurotisches Ödem auf (vgl. a-t 11 [1988], 101), jedoch verläuft jeder 5. bis 10. Zwischenfall lebensbedrohlich. Schwerwiegende Lungenveränderungen werden jetzt beschrieben: Ein Patient starb an den Folgen einer eosinophilen Pneumonie mit Fibrosierung des Lungengewebes nach Einnahme verschiedener ACE-Hemmer über 18 Monate in Kombination mit anderen Antihypertensiva. Histologisch zeigte sich eine chronische, eosinophile granulomatöse Pneumopathie ohne Vaskulitis. Ein 68jähriger Patient mit Bluthochdruck erlitt zunächst unter kombinierter Behandlung des Bluthochdruckes mit Captopril (TENSOBON u.a.) nach einigen Wochen Husten, Fieber und Atemnot ohne Hinweis auf Infektion oder Aspiration. Nach Absetzen der Begleitmedikation verschlechterte sich die Lungenfunktion unter ausschließlicher Captopril-Behandlung deutlich. Eine ausgeprägte Alveolitis mit hohem Anteil von T-Lymphozyten nach Bronchiallavage wurde diagnostiziert. Nach Wechsel von Captopril auf Nifedipin (ADALAT u.a.) und ein Diuretikum besserte sich der klinische und röntgenologische