AK ADEMIE für ärztliche Fortbildung Diagnostik der Chlamydieninfektionen Infektionen mit Chlamydia trachomatis-(Ct)-Serogruppe D-K gehören zu den häufigsten sexuell übertragbaren Erkrankungen. Häufiger sind nur Infektionen mit Papilloma-Viren und die Bakterielle Vaginose mit Gardnerellen und Mykoplasmen. Schätzungen zufolge sind rund 50% der Infertilitiät bei Frauen auf persistierende Ct-Infektionen zurückzuführen. Chlamydien sind obligat intrazellulär wachsende Bakterien, die nur Zylinder- und Übergangsepithel befallen können. Der intrazelluläre Entwicklungszyklus dauert etwa 36 - 48 Stunden (Abb.1) und endet mit dem Untergang der Wirtszelle. Abb. 1: Einschlusskörper von Chlamydia trachomatis in der Zellkultur Die Chlamydieninfektion der Frau tritt nach einer Inkubationszeit von 1 - 3 Wochen nach dem Sexualverkehr mit einem infizierten Partner als zervikale und/oder urethrale Infektion auf. Meistens sind beide Kompartimente infiziert. Bei oralem Verkehr sind Infektionen im Oropharynx, bei analem Verkehr auch im Rektum (Proktitis) möglich. 60 - 70 % der Infektionen verlaufen subklinisch Klassische Symptome einer genitalen Chlamydieninfektion bei der Frau sind Fluor zervikalis (37 %), reichlich Leukozyten im Vaginalsekret (50 - 70 %) und häufig eine hypertrophische Ektopie (19 %, Abb.2), die bei Berührung leicht blutet. Darüber hinaus klagen die Frauen über Brennen bei der Miktion als Zeichen einer Urethritis. Etwa 60 - 70 % der Frauen geben aber keine klinische Symptomatik an oder berichten hierüber erst nach eindringlichem Nachfragen. Unerkannt und unbehandelt aszendiert die Chlamydieninfektion der Frau via cavum uteri bis in die Tuben und führt dort zu einer langsam fortschreitenden, sehr oft subklinisch verlaufenden chronischen Salpingitis, die in der Regel zum Untergang des Flimmerepithels und damit zum Verkleben der Tuben führt. Nach dem Befall der Tuben kann der Erreger die Abb. 2: Hypertrophische EktoBauchhöhle erreichen und zur pie bei Chlamydienzervizitis Entzündung im Bereich des Beckenbodens (Pelvic inflammatory disease) und zur Peritonitis führen. Die Inkubationszeit beim Mann ist in etwa die gleiche, die klinische Abb. 3: Fluor urethralis bei ChlaSymptomatik reicht von mydien-assoziierter Urethritis Beschwerdefreiheit bei ca. 40 - 50 % der Patienten, über leichte urethritische Symptome bis hin zu einer ausgeprägten Urethritis mit meist weißlich-glasigem Ausfluss (Abb. 3). Bei diesen Patienten sind im Urethralsekret massenhaft Leukozyten nachweisbar. Im Gramgefärbten Präparat sind keine Keime neben den Leukozyten nachweisbar (Abb. 4): Die Chlamydien sind submikroskopisch klein (0,2 µ). Ihr Nachweis gelingt heute am sichersten mit Nukleinsäure-Amplifikationstechniken (PCR, LCR). Die Zellkulturtechnik ist zwar spezifisch, aber zu aufwändig und störanfällig. Der Nachweis mittels direkter mikroskopischer Fluoreszenzverfahren erfordert sehr große Erfahrung, ist ebenfalls zeitaufwändig und wenig sensitiv. Die darüber hinaus angebotenen Schnellnachweise mittels Elisaverfahren, wie Clearview etc. haben keine ausreichende Spezifität und Sensitivität, so dass sie ausschließlich als orientierende Verfahren Verwendung finden sollten. Für den Nachweis von Chlamydien bei Männern sind diese Tests darüber hinaus nicht validiert. Goldstandard: PCR oder LCR aus Urin oder Abstrich Mit den Nukleinsäure-Amplifikationstechniken ist der Nachweis der Chlamydien auch aus dem Urin möglich, z. B. aus der ersten morgendlichen Urinportion oder dem Urin nach mindestens zweistündiger Miktionskarenz. Dieses Verfahren erlaubt sowohl bei Männern als auch bei Frauen eine weitgehend sichere Identifizierung einer Chlamydieninfektion. Ein einmalig oder zweimalig negatives Ergebnis von PCR oder LCR schließt aber das Vorliegen einer Chlamydieninfektion nicht mit letzter Sicherheit aus. Vor allem in Zweifelsfällen wird zusätzlich beim Mann ein urethraler, bei der Frau ein urethraler und zervikaler Abstrich empfohlen. Dabei sollten beide Materialien als eine Probe mittels PCR/LCR untersucht werden, um die diagnostische Sensitivität zu steigern. Etwa 60 % der genitalen Infektionen sind Mischinfektionen mit anderen genitalen STD-Erregern. In Einzelfällen, in denen trotz dringenden Verdachtes auf Chlamydien und mehrfacher Versuche ein PCR-Nachweis nicht gelingt, kann zur Klärung der Situation zusätzlich die Zellkultur mit Passagen herangezogen werden. ➤ Diagnostik der Chlamydieninfektionen ■ AK ADEMIE für ärztliche Fortbildung Eine Partnerdiagnostik ist wie bei allen STD-Infektionen eine Selbstverständlichkeit. Eine Therapie sollte im Falle des Nachweises von Chlamydien möglichst synchron bei allen Geschlechtspartnern erfolgen. Eine Kontrolle des Therapieerfolges ist frühestens 2 Wochen nach Therapieende sinnvoll. Sprechen Sie Chlamydien bei den Patienten offen an und daher rechtsfähig abgesichert werden sollte. Abb. 4: Harnröhrensekret bei Chlamydienurethritis: reichlich Granulozyten, keine Keime sichtbar Wie erwähnt wird in der gynäkologischen Praxis oft ein Schnelltest auf Chlamydien zum ersten orientierenden Nachweis dieses Erregers durchgeführt. Die Fehlerquote dieser Tests im positiven wie im negativen Fall ist jedoch relativ hoch (bis zu 25 %). Hier möchte ich dringlich raten, das Ergebnis durch eine Bestätigung mit Nukleinsäure-Amplifikationstechniken zu verifizieren. Dies sollte sowohl im negativen Fall geschehen – wenn das klinische Bild oder die Anamnese, z. B. ein neuer Partner, für eine Chlamdieninfektion spricht - als auch im positiven Fall, da dieser Befund eine Partnerinfektion voraussetzt ■ Dass Chlamydien sexuell übertragbar sind und nur ausnahmsweise durch Toilettenkontakt, Sauna oder Schwimmbadbesuch oder gar durch den Wind (sog. Windtripper) transmittiert werden, ist der aufgeklärten, erwachsenen deutschen Bevölkerung inzwischen hinreichend bekannt. Fazit: Zur Diagnosestellung sollte heutzutage immer eine Nukleinsäure-Amplifikationstechnik herangezogen werden. Ein einmalig oder zweimalig negatives Ergebnis eines solchen Testes schließt allerdings das Vorliegen einer Chlamydieninfektion nicht mit letzter Sicherheit aus. ■ Kontakt Prof. Dr. med. Holger Blenk synlab Nürnberg Telefon 0911/9 71 44 35 E-Mail: [email protected] Diagnostik der Chlamydieninfektionen Veranstaltungen der synlab Akademie 26.04.2006 »Allergieentstehung im Kindesalter« Privatklinik Europaallee, Raum Kairo, Fürth 03.05.2006 »Erste Hilfe bei Notfällen in der ärztlichen Praxis« synlab Nürnberg, MVZ 26.04.2006 »Erste Hilfe bei Notfällen in der ärztlichen Praxis« Hotel Ramada, Residenzschloss Bayreuth, Bayreuth 10.05.2006 »Die Therapie der Demenz: große Chance für die Phytotherapie« Hyatt Hotel, Köln 03.05.2006 »Lyme-Borreliose« Marriott Hotel Heidelberg, Heidelberg Nähere Informationen »Differenzialblutbild bei reaktiven und malignen Erkrankungen« Marriott Hotel Heidelberg, Heidelberg beim Akademie-Sekretariat unter 0911/9714-435 oder unter www.synlab.de/veranstaltungen. Anmeldung: [email protected] www.synlab.de incognito 04/2006 03.05.2006