Angriffstraining für T-Zellen

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Angriffstraining für T-Zellen
Neue zellbasierte Immuntherapie könnte die Behandlung
von Leukämien revolutionieren
Bei der Suche nach neuen Heilverfahren
gegen schwere Erkrankungen haben sich
zellbasierte Technologien und Immuntherapien in den letzten zehn Jahren zu
einem Trendthema und wichtigen Forschungsgebiet im Bereich Pharma entwickelt. „vernetzt” stellt die sogenannte
CAR-T-Therapie vor.
Die therapieresistente Akute Lymphoblastische
Leukä­mie (ALL) ist eine sehr schwer zu behandelnde und schnell voranschreitende Erkrankung.
Die meisten dieser Patienten sterben innerhalb
weniger Monate, weil Vorläuferzellen der Lymphozyten entarten und sich daraufhin unreife B-Zellen
unkontrolliert vermehren.
T-Zellen wiederum sind eine spezielle Form weißer
Blutkörper. Sie spielen eine zentrale Rolle im Immunsystem, indem sie infizierte und abnormale Zellen,
einschließlich Krebszellen, identifizieren und töten.
Was ist nun der innovative Ansatz der CAR-T (Chimeric
Antigen Receptor T-cell) -Therapie? Patienten­
eigene T-Zellen werden aus dem Blut isoliert und
gentechnisch dahingehend verändert, dass sie den
speziellen Rezeptor (CD19) erkennen, der ein Marker
für B-Zellen ist. Diese „trainierten” T-Zellen werden
dem Patienten wieder zugeführt, vermehren sich in
dessen Körper um das 1.000 – 10.000fache, machen
B-Zellen ausfindig und zerstören diese. Michel
Sadelain, ein Gründer des Memorial Sloan Kettering’s
Center for Cell Engineering und Mitgründer von
Juno Therapeutics bezeichnet treffenderweise die
CAR-T-Therapie als Zelltherapie, Gentherapie und
Immuntherapie.
Im Dezember 2014 stellten Wissenschaftler von Juno
Therapeutics in den USA Daten einer laufen­den
Phase 1-Prüfung vor, bei der die CAR-T-Therapie bei
ALL-Patienten untersucht worden war. Die Erfolge
waren beachtlich: Bei 24 von 27 erwachsenen
Patienten erzielte die Therapie eine vollständige
Remission, wobei sechs Patienten auch nach über
einem Jahr noch krankheitsfrei waren.
20
T-Zellen (orange) haften an einer Krebszelle
Die Weiterentwicklung der Therapie dient unter
anderem der Minderung von Nebenwirkungen
(Severe Cytokine Release Syndrom), die bei ca.
30 Prozent der Patienten auftreten.
Schon früher berichteten Wissenschaftler der University of Pennsylvania (Penn) von hervorragenden
Ansprechraten bei 30 Kindern und Erwachsenen
mit ALL. Die Daten sind das Ergebnis einer bereits
im Jahr 2012 gestarteten Kooperation von Novartis
und der Penn.
Dr. Andreas Löw, Leiter des Bereichs New Technologies am Novartis Institute for Biomedical Research,
Cambridge (USA) referierte auf dem „Forum Life
Science 2015” der Bayern Innovativ GmbH im März
über die CAR-T-Technologie und aktuelle klinische
Entwicklungen.
Angetrieben durch die positiven Studienergebnisse
schlossen Industrie und CAR-T-Unternehmen sowie
Institute über die letzten Jahre Deals in Höhe von
mehr als einer halben Milliarde Dollar ab. So arbeiten
verlinkt
Neuartige Therapieansätze waren nur ein
Themenblock beim Internationalen Kongress „Forum Life Science” im März 2015.
Lesen Sie mehr in unseren Berichten unter
www.bayern-innovativ.de/fls2015
beispielsweise Penn und Novartis, Cellectis mit Pfizer,
Kite Pharma und Amgen, Celgene mit Bluebird Bio
und MD Anderson mit Ziopharma bzw. Intrexon
zusammen.
Generation zu schaffen. Aber auch hier war Novartis
einen Schritt schneller. Anfang 2015 gab es einen
Deal mit dem CRISPR/Cas9 Unternehmen Intellia
bekannt.
Durch hohe Investments von VC-Unternehmen und
den IPOs von Kite, Bellicum, Juno Therapeutics und
Cellectis an der US-Börse, die einen Wert zwischen
etwa 135 – 265 Millionen US-Dollar hatten, entwickeln sich die Unternehmen vor allem jenseits des
Atlantiks.
CRISPR/Cas9 stellt eine weitere Revolution in den
Life Sciences dar; mit fundamentalen Auswirkungen
auf die Forschung und Entwicklung.
Im Kompetenzfeld „Gesundheit” der Bayern Innovativ GmbH sind zellbasierte Technologien ein
zentrales Thema. Denn auch bayerische Unternehmen beschäftigen sich mit den bahnbrechenden
Methoden: Im Bereich veränderter T-Zellen für
die Behandlung fortgeschrittener Tumorstadien ist
z. B. die Medigene Immunotherapies GmbH tätig;
apceth ist bereits mit gentechnisch modifizierten
mesenchymalen Stammzellen in der Klinik.
Am 11. Mai 2015 übernahm Juno Therapeutics das
deutsche Unternehmen STAGE cell therapeutics
mit Standorten in Göttingen und München. Es ist
geplant, STAGE unter dem Namen Juno Therapeutics
GmbH als deutschen Standort zu betreiben. Durch
diese Übernahme ist Juno in der Lage, den komplexen Herstellungsprozess der CAR-T-Zellen wesentlich
zu vereinfachen und effizienter zu machen.
Ende Mai 2015 wurde ein weiterer Deal von Juno
publik. Interessanterweise handelt es sich dabei um
eine Kooperation mit einem der Top-Biotechs aus
dem Bereich „Gene Editing”, dem Unternehmen
Editas, Cambridge, Massachusetts. Dabei soll die
CAR-T- mit der CRISPR/Cas9-Technologie kombiniert werden, um modifizierte T-Zellen der nächsten
Aufgrund der teilweise sehr aufwendigen Prozess­
schritte sind die Herstellungskosten und der Zeitaufwand bei zellbasierten Therapien bisher beträchtlich.
Durch das Automatisieren händischer Schritte oder
die Miniaturisierung von Geräten lassen sich hier
Kosten reduzieren. Lösungen dazu bieten andere
Industrie- und Technologiebereiche. Hier engagiert
sich Bayern Innovativ und sein cross-sektorales Netzwerk in der Vermittlung von Kooperationspartnern.
Kontakt: Dr. Christian Reiser; [email protected]
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