In der östlichen HafenCity kommt „Green Energy“ noch effektiver zum Einsatz als bisher im Westen: Von drei Standorten wird Wärme überwiegend aus lokalen und regenerativen Quellen in das Netz eingespeist. Altholz aus der Region und das Wasser der Elbe werden für die Erzeugung genutzt HAFENCIT Y HAMBURG NEWS DEZEMBER 2009 Eine saubere Sache: Energie für die HafenCity Die HafenCity baut ihre Vorreiterrolle als Modell für eine klimafreundliche Stadt aus. Der Wettbewerb für die Wärmeenergieversorgung ihrer östlichen Quartiere wurde entschieden, durch den Einsatz regenerativer Energiequellen entsteht hier ein Minimum an Emissionen. Zudem wird das Umweltzeichen HafenCity erweitert menetz wird eine hohe Versorgungssicherheit erreicht, nur Bedarfsspitzen IN DIESER AUSGABE u. a.: müssen mit Heizöl- und Erdgaskesseln abgedeckt werden. Aufgrund seiner Neue Promenade Am Magdeburger dezentralen Anlage kann das System Hafen entsteht ein Pendant zum Junggemeinsam mit dem Stadtteil wachfernstieg Seite 2 sen, dessen Bedarf heute noch gar nicht genau festgelegt werden kann. 50 Meter über Normalnull Besuch auf Obwohl sich Dalkia hier auf Neuland der Großbaustelle Elbphilharmonie begibt, garantiert der EnergiedienstSeite 4–5 leister den künftigen Nutzern der östlichen HafenCity ein auch preislich Engagierte Bewohner Das neue Netzwettbewerbsfähiges und außerdem werk HafenCity e. V. Seite 6 individuell anpassungsfähiges Angebot. Für zukünftige technologische Der Energiedienstleister Dalkia, eine Tochter Weiterentwicklungen bleibt das Sysdes Weltmarktführers für Umweltdienstleistem dabei offen. tungen Veolia Environment, hatte sich gegen In eigener Sache Sämtliche östlich des Magdeburger ein hochkarätiges Bewerberfeld durchgesetzt. Relaunch www.HafenCity.com Hafens entstehenden Gebäude (insDas Konzept seiner deutschen Niederlassung Die Internetseite zur HafenCity präsentiert gesamt rund eine Million Quadratin Neu-Isenburg überzeugte vor allem durch sich neu. Noch mehr Informationen rund um meter Bruttogeschossfläche) werden beeindruckend geringe Emissionswerte: Pro die Entwicklung, noch größeren Nutzen durch künftig über das Nahwärmenetz von erzeugter Kilowattstunde werden maximal 89 zusätzliche Tools – ab 15. Dezember. Dalkia versorgt. Nur zur EigenbedarfsGramm Kohlendioxid anfallen. CO2 gilt als ein deckung einzelner Gebäude ist eine Hauptverursacher des Treibhauseffekts. me werden so bis zum Jahr 2025 rund 50.000 Ausnahme möglich, allerdings muss In der Wettbewerbsausschreibung hatte die dabei die CO2-Kennziffer von 89 g/kWh noch Tonnen CO2 eingespart, ab 2025 liegt die EinspaHafenCity Hamburg GmbH einen bereits sehr weiter unterschritten werden. Im Vergleich zu rung bei 10.000 Tonnen jährlich. strengen, bis 2020 zu erreichenden Grenzwert Man kenne weder den genauen zeitlichen Abeiner Versorgung mit konventioneller Fernwärvon maximal 120 Gramm CO2 pro Kilowattlauf der Stadtteilentwicklung noch die Anzahl der Nutzer in den neuen Quartieren, so Andreas Baude, Vorsitzender der Geschäftsführung von Dalkia in Deutschland. „Wir sind jedoch traditionell sehr kundenfreundlich, und das Konzept ist sehr anpassungsfähig“, so Baude. Auch Jürgen Bruns-Berentelg, Vorsitzender der Geschäftsführung der HafenCity Hamburg GmbH lobt das Konzept von Dalkia: „Als wir vor sechs Jahren über die Wärmeversorgung der westlichen HafenCity entschieden haben, hätte man das jetzt für den Osten des Stadtteils erzielte Ergebnis noch für nicht realisierbar gehalten. Jetzt erweist es sich nicht nur als technisch machbar, es überzeugt ökologisch wie ökonomisch. Für Bauherren und Nutzer in der HafenCity bietet es ebenfalls klare Vorteile.“ Das Gebäude der künftigen HafenCity Universität wurde für seine nachhaltigen Standards mit dem Umweltzeichen der HafenCity in Gold vorzertifiziert. Auch sie wird die Wärmeenergie des Dienstleisters Dalkia zu ökologisch wie ökonomisch attraktiven Konditionen beziehen Fortsetzung auf Seite 2 3 HAFENCITY Mit der Entscheidung über die Wärmeversorgung der östlichen Quartiere wurde ein weiterer wichtiger Schritt für die Entwicklung des neuen Hamburger Stadtteils unternommen. Das Ergebnis eines entsprechenden europaweiten Wettbewerbs bekräftigt die Funktion der HafenCity als Ort, an dem sich zukunftsweisende Standards für ökologische Nachhaltigkeit auch als wirtschaftlich machbar erweisen. Illustration: U-53 Büro für Kommunikationsdesign und Illustration GbR, Peter Pichler (2) Konzept mit beeindruckend niedrigen Emissionswerten HAFENCITY HAM BURG NEWS stunde (g/kWh) vorgegeben. Zum Vergleich: Bei einer konventionellen Wärmeerzeugung im Gas-Brennwertkessel liegt die CO2-Kennziffer um 240 g/kWh, für die Wärmeenergieversorgung der westlichen HafenCity wurde im Jahr 2003 ein damals äußerst ambitionierter Grenzwert von 175 g/kWh vereinbart. Im Wettbewerb für die östliche HafenCity blieben nun gleich drei Bewerber – teilweise weit – unter dem neuen, abgesenkten Grenzwert. Der von der HafenCity Hamburg GmbH formulierte hohe Qualitätsanspruch hat zur Weiterentwicklung klimafreundlicher Wärmeversorgungskonzepte beigetragen. Dalkia wird die östliche HafenCity durch ein Nahwärmenetz erschließen und fast ausschließlich mit Wärmeenergie aus regenerativen Energiequellen versorgen. Eine Verbrennungsanlage auf dem nördlich des Stadtteils gelegenen Großmarktgelände nutzt Altholz und Biomasse aus der Region. Innerhalb der HafenCity sollen eine Hochtemperatur-Brennstoffzelle (auf Basis von Bio-Methan) sowie Wärmepumpen (unter Ausnutzung der Temperaturunterschiede zwischen Luft und Elbwasser) weitere Wärmeenergie erzeugen. Durch die Kombination verschiedener Technologien und die Verknüpfung mit dem Nahwär- 1 3 Fortsetzung von Seite 1 Die Wärmeenergieversorgung der östlichen HafenCity wird vollständig ohne öffentliche Subventionen funktionieren und entspricht damit exakt der Philosophie des neuen Stadtteils. Denn mit staatlichen Zuschüssen sind Nachhaltigkeitslösungen zwar an einzelnen Standorten exemplarisch realisierbar, in der HafenCity aber sollen sie umfassend, flächendeckend wirtschaftlich und dadurch erst wirklich nachhaltig sein. Hier wiederum liegt der Modellcharakter des Stadtteils für die klimafreundliche Stadt. In diesem Zusammenhang wird nun auch das erfolgreiche Umweltzeichen HafenCity in Gold und Silber um eine spezifische Auszeichnung für Hotelgebäude erweitert. Bisher wurde die Zertifizierung ausschließlich für Wohn- und Bürogebäude sowie Sonderbauten (zum Beispiel die Katharinenschule in der HafenCity und die HafenCity Universität) angeboten. Kriterien für ihre Verleihung sind der niedrige Primärenergiebedarf eines Hauses, sein umweltfreundlicher und ressourcenschonender Betrieb, außerdem sein nachhaltiger Umgang mit öffentlichen Gütern, der Einsatz umweltschonender Baustoffe bei seinem Bau und die Berücksich- tigung von Gesundheit sowie Behaglichkeit seiner Nutzer. Hotels weisen naturgemäß einen anderen Primärenergiebedarf auf als beispielsweise Wohn- oder Bürogebäude, dieser Tatsache trägt das neue Umweltzeichen nun Rechnung. Auch Aspekte wie die Barrierefreiheit eines Gebäudes sowie seine allergikergerechte Ausstattung wurden erstmals in den überarbeiteten Kriterienkatalog mit aufgenommen. Mit dem erweiterten Umweltzeichen der HafenCity können künftig sowohl Hotel garni oder Apartmenthotels (ohne weitere Angebote) als auch Hotels mit zu- sätzlichen Einrichtungen (etwa Restaurants, Kongressräume, Schwimmbecken oder Spas) zertifiziert werden, wie bei dem klassischen Umweltzeichen ist eine Vorzertifizierung bereits während der Planungsphase möglich. Auch im Wettbewerb um Kunden kann dem Hotel aus der Zertifizierung ein Vorteil erwachsen. So vermag das Umweltzeichen zur Refinanzierung möglicherweise zunächst kostenintensiverer Nachhaltigkeitslösungen beitragen – und damit zu deren wirtschaftlicher Realisierbarkeit. E D ITO R IAL Es galt nichts geringeres, als Kerninnenstadt neu zu definieren und zu gestalten. Und es ist gelungen, die Marktteilnehmer – ob Bauherren oder Nutzer – für diesen Prozess zu begeistern und langfristig darin einzubinden. Ende 2009 wurde in sechs von zehn Quartieren der HafenCity gebaut. Vor dem Hintergrund dieser Erfahrungen ist es wichtig, die nächsten Quartiere – Am Lohsepark, Oberhafen, Baakenhafen und Chicago Square/Elbbrückenzentrum – auf der Masterplanebene zu durchdenken. In den ersten Monaten 2010 werden wir diese Überlegungen vorstellen und eine hoffentlich intensive öffentliche Diskussion stiften. Denn auch ein nach internationalen Standards hoch erfolgreiches Projekt kann immer noch besser werden. Zuvor widmet sich der letzte Newsletter 2009 den jüngsten Fortschritten, die die Basis für ein gelingendes Weiterdenken und Realisieren der HafenCity bilden. Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen bei der Lektüre, Ihr Jürgen Bruns-Berentelg Vorsitzender der Geschäftsführung HafenCity Hamburg GmbH Ein Pendant zum Jungfernstieg Hamburg erhält neue Stadträume am Wasser: Als zentrale Wasserfläche der HafenCity wird der Magdeburger Hafen mit terrassierten Plätzen und großzügigen Promenaden gestaltet fende Stadträume auf zwei Ebenen. Neben einer 4,30 Meter über NN hohen Promenade vor dem Gebäude wird innerhalb des neuen Gebäudes eine zum Wasser geöffnete, große „Stadtloggia“ gebaut. Sie übertrifft die Alsterarkaden am Rathausmarkt: Mit einer Tiefe von zehn Metern und einer Höhe von zwei Geschossen bietet sie einen besonderen, durch öffentlichkeitsbezogene Nutzungen belebten städtischen Raum. Und nördlich des Hafens neigt sich bald die Platzanlage der hainartigen St.-Annen-Spitze zum Hafenbecken hinab. Zwischen 2010 und 2012 werden die einzelnen Stadträume fertiggestellt, sie bieten dann auch wichtige Fußund Fahrradverbindungen zur Elbe. Südlich der Baakenbrücken, wo das Hafenbecken einst als Seehafen genutzt wurde, vollzieht sich schließlich ein Paradigmenwechsel in der architektonischen Umgebung: Die künftigen Östlich des Magdeburger Hafens sind die Flächen noch unbebaut, doch nördlich der Gebäude der HafenCity Universität und des Science CenBaakenbrücken werden sowohl Hochbauten als auch Freiräume bereits bis 2012 fertiggestellt ters vermitteln mit ihren hellen, frei stehenden BaukörELBTORQUARTIER Im Herzen der HafenCity liegt zwischen pern eine kühnere städtebauliche Atmosphäre. So wird ein Kontrast Überseequartier und Elbtorquartier der Magdeburger Hafen, von der zur weitgehend geschlossenen Umrahmung des nördlichen, einst als Speicherstadt im Norden zieht er sich bis zur Elbe im Süden. Nun erhält Binnenhafen genutzten Hafenbeckens geschaffen. Das gesamte Ensemble rund um den Magdeburger Hafen wird für sein 1881 bis 1888 entstandenes Hafenbecken ein neues Gesicht, das westliche und östliche HafenCity integriert. Im Herbst 2009 haben die die HafenCity eine herausragende Bedeutung einnehmen und schon in wenigen Jahren von pulsierender Lebendigkeit gekennzeichnet sein. Bauarbeiten für die westliche Uferpromenade begonnen. Das bauliche Milieu wird von der Speicherstadt geprägt, zudem von Besonders treffend lassen sich Funktion, Anlage sowie Aufenthaltsdem alten Hafenamt westlich und dem Kaispeicher B (jetzt: Internati- qualität der entstehenden Stadträume wohl durch einen Vergleich onales Maritimes Museum Hamburg) östlich des Hafenbeckens. Wie illustrieren: Am Magdeburger Hafen erhält der neue Stadtteil sein diese historischen Bauten wird ein in der Nachbarschaft geplantes, 170 Pendant zum Jungfernstieg. Meter langes Gebäude verklinkert, das für Greenpeace, das Designforum designport hamburg sowie Wohnnutzung vorgesehen ist. Und Klinker prägt auch die im nördlichen Überseequartier, also am Westufer, entstehenden Gebäude: So fügt sich das Ensemble in jenes „rote Hamburg“ ein, das bis heute mit der Hafenhistorie assoziiert wird. Die Freiräume am Hafenbecken (und im Überseequartier) von der Architektin Beth Galí greifen mit Naturstein in Rot und Braun die Farbgebung des Klinkers auf, mit der Anlage von Stadträumen auf zwei Höhenniveaus schafft Galí Dynamik: Im Westen wird eine Uferpromenade auf 5,70 Metern über Normalnull (NN) angelegt, parallel dazu auf hochwassersicherem Niveau von 8,10 Metern über NN ein Fuß- und Fahrradweg. Dazu wird zur Uferpromenade hin ein Pavillon in den Höhensprung integriert. Den Alleecharakter der angrenzenden Osakaallee stellen zwei Baumreihen her, auch die Böschung zwischen den Ebenen wird begrünt. In einem 170 Meter langen Gebäudeensemble am Ostufer des Hafenbeckens Am Ostufer entstehen ab 2011 ebenfalls parallel zueinander verlau- entsteht eine große Stadtloggia und eine Promenade Ausgezeichneter Turmbau Der Wohnturm Oval wurde zum Bauwerk des Jahres 2008 gekürt DALMANNKAI Seit 1979 prämiert der Hamburger Architekten- und Ingenieurverein (AIV) Bauprojekte nicht bloß unter ästhetischen Kriterien, sondern würdigt gleichberechtigt die Leistungen des Architekten, des Ingenieurs und des Bauherrn. Als Bauwerk des Jahres 2008 wählte die AIV-Jury jetzt den Wohnturm Oval 2 auf dem Dalmannkai aus. Im Zentrum der vor allem mit sechs- bis siebengeschossigen Wohn- und Geschäftsgebäuden bebauten Landzunge bietet der Turm einen prägnanten Hochpunkt und kündigt sich den Besuchern der HafenCity schon von der Speicherstadt aus als visueller Akzent an. Das Oval, so die Jury, sei eine „gekonnte Antwort auf die Chancen des Orts“. Als Architekturbüro wurden Ingenhoven Architekten ausgezeichnet, als Ingenieurbüro Wetzel & von Seht, als Bauherr die d.quai GmbH. Die Auszeichnung des AIV geht schon zum dritten Mal in Folge an Projekte im neuen Stadtteil. 2006 war die Shanghaibrücke über den Brooktorhafen ausgezeichnet worden. Die neue Museumsbrücke sowie der sanierte Kaispeicher B sind Bauwerke des Jahres 2007. DEZEMBER 2009 Fotos: Fotofrizz (1), Reto Klar (1), Thomas Hampel/ELBE&FLUT (2), Vattenfall (1), Raumbegleiter (1) Das Jahr 2010 wird für die HafenCity ein besonderes: Am 29. Februar 2000 beschloss der Senat der Freien und Hansestadt Hamburg den Masterplan und damit die Grundorientierung für den neuen Stadtteil. Der Masterplan hat sich in den letzten zehn Jahren als offenes Planinstrument sehr gut bewährt. Er hat Richtungen vorgegeben und unterschiedliche Quartierstypen herausgearbeitet, gleichzeitig aber Veränderungen und neue Entwicklungen zugelassen – von der Struktur des öffentlichen Nahverkehrs über die kulturellen Institutionen und Themen der HafenCity bis hin zur Nachhaltigkeit besonders in ihrem ökologischen Schwerpunkt. ÜBERBLICK Zukunftstechnik im Alltagsbetrieb In der HafenCity entsteht Europas größte Tankstelle für Wasserstoff. Ab 2011 sollen hier neben 20 Bussen der Hamburger Hochbahn AG auch Autos klimafreundlich betankt werden AM SANDTORPARK Als „European Green Capital“, also als Europäische Umwelthauptstadt, wird Hamburg ins Jahr 2011 gehen. Ein Grund für diese Auszeichnung sind auch die beispielhaften Verkehrskonzepte der Hansestadt: So betreibt die Hamburger Hochbahn AG (HHA) schon seit 2003 in ihrem Linienverkehr eine kleine Flotte von Wasserstoffbussen, welche nun ausgebaut wird. Für die Betankung dieser wachsenden Flotte eröffnet Ende 2010 eine neue Wasserstofftankstelle an der Oberbaumbrücke. Der Energieversorger Vattenfall errichtet hier die größte derartige Station in Europa. Ihr Standort am zentralen Entree zur HafenCity wurde nicht zufällig gewählt: Er ist sehr innerstädtisch und stark frequentiert. An derart exponierter Stelle erfährt die Wasserstofftechnologie eine deutlich verbesserte Wahrnehmung und kann ihre Alltagstauglichkeit unter Beweis stellen. Zudem verkehren die Wasserstoffbusse auch in der HafenCity bereits seit 2004. Bisher werden sie auf dem HHA-Betriebshof in Hummelsbüttel mit Wasserstoff betankt. Die Brennstoffzellen der Busse wandeln die im Wasserstoff gespeicherte Energie dann in elektrischen Strom um, dieser betreibt wiederum einen Elektromotor. Erkennbar sind die inzwischen auf vielen Linien eingesetzten Brennstoffzellenbusse an einer weißen Dampfwolke, die aus einem Abgasrohr hinten im charakteristischen Dachaufbau aufsteigt: Dabei handelt es sich um vollkommen schadstofffreien Wasserdampf. Die Selbstbedienungsstation an der Oberbaumbrücke soll nun den steigenden Wasserstoffbedarf decken. In ihrer letzten Ausbaustufe stehen ab 2013 täglich bis zu 780 Kilogramm Wasserstoff zur Verfügung (in Hummelsbüttel sind es derzeit 120 Kilogramm Wasserstoff pro Tag). Diese Menge reicht aus, um neben den bis dahin 20 HHA-Bussen auch zusätzlich zahlreiche Autos zu bedienen. Ein Auto lässt sich mit fünf Kilogramm betanken, ist in rund drei Minuten befüllt und kann damit rund 500 Kilometer Strecke zurücklegen. Ein 35 KiAn ihrem innerstädtischen Standort Oberbaumbrücke verleiht die neue Tankstation der logramm fassender Bustank lässt sich in Wasserstofftechnologie auch eine verstärkte Sichtbarkeit rund zehn Minuten befüllen. Pro Kilogramm Wasserstoff rechnet Vattenfall derzeit mit einem Europas „Green Capital 2011“ ist bereits geplant. Im März Preis von sieben bis acht Euro. Der an der Oberbaumbrücke hat die Stadt Hamburg mit den Konzernen Daimler, Shell, verwendete Wasserstoff wird zur Hälfte angeliefert und Total und Vattenfall ein Memorandum unterzeichnet, das zur Hälfte direkt vor Ort durch Elektrolyse erzeugt, für das die Errichtung von vier zusätzlichen Wasserstofftankstellen Verfahren wird nur zertifizierter Strom aus erneuerbaren vorsieht. Die Grundlage für den alltäglichen Einsatz von hunderten umweltfreundlichen Wasserstofffahrzeugen Energien eingesetzt. Auch der weitere Ausbau der Wasserstofftechnologie in auf Hamburgs Straßen ist somit gelegt. Widmung im Westen Auch administrativ kehrt in der westlichen HafenCity jetzt Alltag ein: Die Zuständigkeit für die Straße Am Kaiserkai geht an den Bezirk Hamburg-Mitte über HAFENCITY Bereits vor ihrer Fertigstellung hatte sich die Straße Am Kaiserkai zu einer zentralen Lebensader des ersten HafenCityQuartiers – Am Sandtorkai/Dalmannkai – entwickelt: Im Frühjahr 2009 sind hier die letzten der rund 1.200 Anwohner eingezogen, auch die Büroflächen waren damals schon fast vollständig belegt, in den Erdgeschossflächen hatten zahlreiche Restaurants, Bistros, Bars, Cafés und Geschäfte eröffnet. Natürlich konnte der Verkehrsweg zu diesem Zeitpunkt auch längst befahren werden, endgültig fertiggestellt wurde er aber – mit Ausnahme eines später entstehenden Notausstiegs für die U-Bahn-Linie U4 – erst nach dem Abschluss der Hochbauarbeiten. Dieses in der HafenCity übliche Prozedere beugt Straßenschäden durch schwere Baufahrzeuge weitgehend vor. Im Spätsommer erhielt die Straße Am Kaiserkai daher ihre abschließende Asphaltdeckschicht, außerdem wurden Fahrbahnmarkierungen angebracht und Nebenflächen bepflanzt. Im Winter wird sie mitsamt ihrer parallel laufenden Gehwege schließlich in die Zuständigkeit des Bezirks Hamburg-Mitte übergehen – und so auch de jure den Status einer öffentlichen Straße erhalten. Denn rein rechtlich handelt es sich bis zu dieser Widmung noch um eine Privatstraße. Für deren Unterhaltung, Reinigung und Sicherheit, aber auch für Sondernutzungen, Straßensperren und Verkehrsüberwachung ist bislang die HafenCity Hamburg GmbH verantwortlich. All diese Aufgaben übernehmen demnächst der Bezirk Mitte und die Polizei. Als eine konkrete Folge des Verwaltungsakts erhält der Bezirk beispielsweise die Möglichkeit, Dauerparken durch das Aufstellen von Parkautomaten zu unterbinden. Außerdem müssen Hauseigentümer künftig selbst die Reinigung der Gehwege vor ihren Grundstücken übernehmen. Kurz: Für die Straße Am Kaiserkai gelten ab der Widmung die gleichen Regeln wie für jede andere Hamburger Straße. Im inzwischen weitgehend kompletten Westen des Stadtteils kehrt also ein weiteres Stück Alltag oder Normalität ein; die mit Ausnahmeregelungen verbundene Pionierphase ist so gut wie abgeschlossen. Bereits gewidmet wurden in der westlichen HafenCity die Straßen Am Sandtorkai und Großer Grasbrook. Nur bei einigen Plätzen und Promenaden, die für die Entwicklung des gesamten Stadtteils von herausragender Bedeutung sind, bleibt die Zuständigkeit vorläufig bei der HafenCity Hamburg GmbH. K U R Z G E F RAGT HAFENCITY ALS GENTRIFIZIERER? Gelegentlich wird die HafenCity mit dem Schlagwort „Gentrifizierung“ in Verbindung gebracht. Der 1964 von der britischen Sozialwissenschaftlerin Ruth Grass geprägte Begriff beschreibt eine Veränderung gewachsener Viertel durch den Zuzug einkommensstärkerer Bewohnergruppen. Diese investieren in die Sanierung von Altbauten, in der Folge verändern sich Angebote des Einzelhandels, der Dienstleistung, der Gastronomie und die soziale Infrastruktur. Kurz: Das gentrifizierte Stadtviertel erfährt eine erkennbare Aufwertung. Allerdings steigen im Zuge dieses Prozesses auch Mieten, Gebäudewerte und zum Teil Lebenshaltungskosten – was zu einer schrittweisen Verdrängung der ursprünglichen, meist einkommensschwächeren Bewohnergruppen führt. Die gewünschte Qualitätsverbesserung von Stadtvierteln geht also mit sozialer Selektivität einher. Ein solcher Prozess ist beispielsweise in den Hamburger „Szene-Vierteln“ Sternschanze, St. Pauli oder St. Georg zu beobachten. Da auf dem Gebiet der HafenCity bis 2003 durch das Hafenentwicklungsgesetz und den Freihafenstatus keinerlei Wohnnutzung möglich war, kann hier von einem derartigen Aufwertungs- und Verdrängungsphänomen jedoch nicht die Rede sein. Denn dafür fehlten ein Wohnungsbaubestand und eine angestammte Bevölkerung. Auch eine indirekte Gentrifizierung der angrenzenden Gebiete lässt sich nicht verzeichnen. Durch die Speicherstadt wird der neue Stadtteil räumlich relativ stark von der inneren Stadt abgekoppelt. Viele Wohnungen in unmittelbarer Nachbarschaft der HafenCity sind vor Preisdruck sogar besser geschützt als Altbauwohnungen an anderen innerstädtischen Standorten, zum Beispiel als geförderte Wohnbauten. Durch den neuen Stadtteil HafenCity steigt dagegen das Angebot an neuen Wohnungen in der inneren Stadt deutlich an – immerhin um 5.500 Einheiten. Das Angebot reduziert auf diese Weise, im Gegensatz zu teilweise geäußerten Befürchtungen, den Umwandlungsdruck in den Innenstadtvierteln und mindert so eine mögliche weitere Gentrifizierung dieser Quartiere. Gleichzeitig entstehen eine verbesserte soziale und kulturelle Infrastruktur sowie attraktive Freiräume für sämtliche Hamburger – aber vor allem für die Bewohner der damit unterversorgten City. Man mag über die Frage streiten, wie eine ideale Mischung im Neubauareal HafenCity aussehen soll; wie Baugemeinschaftswohnen, Genossenschaftswohnen und geförderter Wohnungsbau mit gehobenen Bauherrenangeboten und Luxuswohnen optimal kombiniert werden – aber die HafenCity ist kein Gentrifizierungsprojekt mit Verdrängungswirkung. Im Spätsommer hat die Straße Am Kaiserkai ihre abschließende Asphaltdeckschicht sowie Fahrbahnmarkierungen erhalten DEZEMBER 2009 3 Vision auf festem Fundament Sie ist auf der Hälfte ihrer künftigen Höhe angekommen und überragt bereits die Speicherstadt: Immer deutlicher zeichnet sich die Kontur der Elbphilharmonie auf dem historischen Kaispeicher A ab. Beim Bau eines der besten Konzertsäle weltweit, aber auch einer Stätte der breiten öffentlichen Nutzung und Bildung, werden mehrere zehntausend Planungs- und Bauprozesse zeitgleich gesteuert – und dabei präzise wie die Einsätze und Läufe einer Symphonie dirigiert schoss angekommen und damit 65 Meter hoch sein. Obwohl das Bauwerk seine endgültige Höhe erst bei 110 Metern erreicht, übt es an seinem Standort am westlichen Entree zur HafenCity schon heute eine beeindruckende Präsenz aus. In einer bereits beachtlichen Höhe von 37 Metern erhält es eine öffentliche Plaza, sie wird oberhalb des historischen Kaispeichers A angelegt. Dieser 1963 nach Entwürfen des Hamburger Architekten Werner Kallmorgen gebaute ehemalige Kakaospeicher dient dem Konzerthaus gewissermaßen als Sockel. Hier oben bieten sich spektakuläre Ausblicke auf den Fluss, den Hafen, die HafenCity und die weitere Stadt. Mit der Eröffnung der Elbphilharmonie wird die Plaza dann unabhängig vom übrigen Betrieb des Gebäudes für alle Bürger sowie Besucher der Hansestadt zugänglich sein. Bereits heute führen Treppenaufgänge – und zurzeit auch noch Bauaufzüge – weiter nach oben, hinein in den eigentlichen Neubau. Die ersten Elemente der charakteristischen Fassade sollen dort im Dezember montiert werden: tonnenschwere Glaselemente, die sich Stück für Stück zu einer wellenartig geformten, kristallinen Struktur zusammenfügen. Statik und Akustik wurden anhand von Modellen getestet Auf der zwischen Elbe und Sandtorhafen herausragenden Spitze des Dalmannkais wächst das neue Hamburger Wahrzeichen in die Höhe. Die 50-MeterMarke ist zum Jahreswechsel überschritten, der als Terrasse zum Wasser gestaltete Vorplatz hat ebenfalls Gestalt angenommen. Auf dem Fundament des früheren Speichers beginnt nun der Aufbau der markanten Glasfassade. Nach ihrer Fertigstellung wird die Elbphilharmonie 110 Meter hoch sein DALMANNKAI Das Patschen und Platschen von Gummistiefelsohlen hallt vom Beton der Decke zurück, der Weg führt durch einen Wald von Stützpfeilern und eine aus zahlreichen Pfützen bestehende Seenlandschaft: Ein Herbstregen hat das achte Obergeschoss der Elbphilharmonie unter Wasser gesetzt. Doch so etwas ist beim derzeitigen Stand der Bauarbeiten kein Grund zur Besorgnis, sondern für Arbeiter wie Ingenieure nur „business as usual“. Wer Visionen habe, solle zum Arzt gehen, hatte der Hamburger Altbundeskanzler Helmut Schmidt noch während seiner Amtszeit bissig geraten. Bei einem Besuch der gigantischen Baustelle auf der Spitze des Dalmannkais stellen sich allerdings, trotz oder gerade wegen der nüchternen Realität des Rohbaus, unweigerlich Visionen ein – die jedoch kaum einer Behandlung bedürfen. Sorgsam und präzise werden hier die Entwürfe der beiden Schweizer Architekten Jacques Herzog und Pierre de Meuron umgesetzt, seit mittlerweile sechs Jahren begeistern ihre Pläne für ein neues Hamburger Konzerthaus sowohl Musikliebhaber als auch Architekturfans. Die Zukunft der Elbphilharmonie, so wird beim Baustellenrundgang deutlich, ist keine „Spökenkiekerei“, wie der niederdeutsche Begriff für haltlose Phantastereien lautet, sondern eine sichere Sache. Auch wenn die Bauarbeiten noch bis Ende 2011 andauern werden, ist mittlerweile schon klar erkennbar, was hier entsteht. Immer weiter strebt die Elbphilharmonie in den Himmel, Ende 2009 wird der Bau bereits im 16. Oberge- Hinter der fast schwerelos wirkenden Anmutung dieser mehrschichtigen gläsernen Elemente verbirgt sich eine aufwendige Konstruktion, die zugleich Wärmedämmung und Wetterfestigkeit garantiert. Mit dem sogenannten dynamischen Fassadentest wurde sichergestellt, dass die Scheiben selbst während eines Orkans stand- und dichthalten. Bei diesem Test nach europäischen und amerikanischen Normen erzeugte ein Flugzeugmotor Böen mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 150 Stundenkilometern. Über ein Sprühgerüst wurde die Fassade zudem mit zwei Litern Wasser pro Minute und Quadratmeter beregnet. Eine Stunde lang wurden die zum Teil gebogenen und beschichteten Elemente der Glasfassade Wind und Wasser sowie einem Unterdruck auf der Gebäudeinnenseite ausgesetzt: Nicht ein einziger Tropfen fand dabei seinen Weg durch die aneinandergefügten Fassadenelemente! Um allen Konzertbesuchern ein optimales Klangerlebnis zu bescheren, stellte der japanische Meisterakustiker Yasuhisa Toyota umfangreiche Berechnungen an – und unternahm schließlich seinerseits mit Hilfe eines Modells im Maßstab 1 : 10 zahlreiche Proben aufs Exempel. Dafür hatte er den Saal bis ins kleinste Detail nachbilden lassen. In Filz gekleidete Puppen simulierten das Publikum, selbst die Umgebungsluft wurde angepasst, ihr Sauerstoffanteil dabei variiert. Dann schickten Toyota und seine Mitarbeiter Klänge durch das Modell. Unzählige Male fingen die Akustiker und Ingenieure ihre Töne mit stets neu positionierten Mikrofonen auf, sie analysierten die Qualität des Klangs an den unterschiedlichsten Orten innerhalb des Konzertsaals. Durch teilweise minimale Veränderungen des Modells beeinflussten sie immer wieder die Reflexion der Schallwellen. Als Resultat ist auf Mit der Elbphilharmonie erhält Hamburg einen der besten Konzertsäle der Welt und ein neues Wahrzeichen, dessen Nutzungskonzept allen Hamburgerinnen und Hamburgern gewidmet ist. Ab 2012 wird das Gebäude zur neuen Heimat des NDR-Sinfonieorchesters, welches zu den führenden Konzertorchestern Deutschlands zählt. Seit 2004 leitet Christoph von Dohnányi das zukünftige Residenzorchester der Elbphilharmonie, zur Saison 2011/2012 übernimmt dann Thomas Hengelbrock den Taktstock des Chefdirigenten. Auch das Ensemble Resonanz, eines der herausragenden deutschen Streicher- 4 ensembles, findet im Konzerthaus auf der Spitze des Dalmannkais ein neues Zuhause. Regelmäßig ist das Ensemble im Rahmen der Konzertreihe „Resonanzen“ zu hören. Alle Hamburger und Hamburgerinnen sind außerdem zu den von der Stiftung Elbphilharmonie geförderten Veranstaltungsmodulen „HörProbe“ und „Lauschangriff“ eingeladen. Bei freiem Eintritt können sie dort die Probenarbeit erleben und sich im Gespräch mit den Musikern unmittelbar vor deren Auftritten auf Konzertabende einstimmen. Neben weiteren, gastierenden klassischen Orchestern und Ensembles werden auch Musiker anderer Genres (etwa Pop und Jazz) in der Elbphilharmonie auftreten, fast jeder Musikgeschmack wird hier also bedient. Als echte Bürgerphilharmonie erweist sich Hamburgs neues Wahrzeichen überdies durch seinen musikpädagogischen Bereich mit einem „Klingenden Museum“, in dem sich Instrumente von der Posaune bis zum Schlagwerk testen und spielen lassen. Hier sollen speziell entwickelte Programme Kindern und Erwachsenen Gelegenheit geben, die Funktionsweise von Musikinstrumenten zu verstehen. Speziell an die Jugend richten sich Angebote, die unter dem Motto „ZukunftsMusik“ zusammengefasst sind. Dieses Projekt, das von der Stiftung Elbphilharmonie und dem Fonds ZukunftsMusik der Körber-Stiftung ermöglicht wird, bildet den Rahmen für Begegnungen von professionellen Musikern mit Hamburger Schülerinnen und Schülern. Hiermit, aber auch mit Attraktionen wie dem Schlagzeugworkshop für Auszubildende oder der Workshopreihe für Musikpädagogen wird deutlich: Die Elbphilharmonie erschließt die faszinierende Welt der Musik für alle Bürgerinnen und Bürger der Stadt. Weitere Infos: www.elbphilharmonie.de DEZEMBER 2009 Fotos: Herzog & de Meuron (1), Thomas Hampel/ELBE&FLUT (3), ReGe Hamburg (1) NUTZUNGSKONZEPT: DIE BÜRGERPHILHARMONIE IM FOKUS I NTE RVI EW „Der Fassade beim Wachsen zusehen“ HafenCity News: Die Elbphilharmonie erregt weit über Deutschland hinaus Aufsehen. Doch wer sie realisiert, ist selbst bei vielen Hamburgern unbekannt. Was machen Sie, Herr Leutner? Heribert Leutner: Die ReGe Hamburg Projekt-Realisierungsgesellschaft mbH ist eine städtische Managementgesellschaft, die bei Großprojekten Planungs- und Bauherrenaufgaben für Hamburgs öffentliche Verwaltung wahrnimmt. Unser Leistungsspektrum umfasst sämtliche Bereiche der Planungs- und Bauherrenaufgaben von Genehmigungsverfahren über Ausschreibungen und Vergaben bis zur Abnahme. HafenCity News: Welche besonderen Anforderungen müssen Sie bei der Realisierung berücksichtigen? Leutner: Eine Besonderheit des Projektes ist die Vielfalt der verschiedenen Nutzungen. Bei der Elbphilharmonie handelt es sich um ein klassisches Beispiel von Public-Private-Partnership: Öffentliche und private Bauherren haben sich also zusammengeschlossen, um dieses Gebäude gemeinsam zu planen, zu finanzieren, zu bauen und schließlich auch zu betreiben. Dementsprechend werden neben öffentlichen Bereichen wie den Konzertsälen und der Plaza auch private Anteile realisiert, beispielsweise das Parkhaus, das Hotel und die Eigentumswohnungen. Daraus ergeben sich dann vielfältige Anforderungen, etwa weil der Hotelgast ganz andere Wünsche und Bedürfnisse hat als der Konzertbesucher. HafenCity News: Aber der spektakuläre Entwurf des Schweizer Architekten-Duos Herzog & de Meuron birgt doch sicher vor allem bautechnische Herausforderungen? Leutner: Die größten Herausforderungen lagen hier im Bereich Tragwerk, Statik und Rohbau. Lassen Sie mich nur ein Beispiel herausgreifen: Zurzeit entstehen die Rippen für die Schale des großen Konzertsaals. Bildlich gesprochen wird nach ihrer Fertig- stellung ein zweiter Betonsaal in diese Saalschale eingefügt. Durch diese Zweischaligkeit werden Geräuschemissionen und -immissionen minimiert. Der Konzertsaal lässt sich so akustisch weitgehend vom übrigen Gebäude abkoppeln. Architekten, Statikern und nicht zuletzt den Arbeitern da draußen verlangt diese Bauweise wahre Meisterleistungen ab. HafenCity News: Und welche wichtigen Schritte folgen jetzt? Leutner: Wir beginnen jetzt ab Dezember mit der Montage der Glasfassade. Sie wird sich aus insgesamt 2.200 Einzelteilen zusammensetzen – von denen jedes einzelne etwa so viel wiegt wie ein Kleinwagen. Es ist schon faszinierend, dieser spektakulären Fassade beim Wachsen zusehen zu dürfen. HafenCity News: Ist die Fertigstellung bis Ende 2011 gesichert? Leutner: Wir verfolgen die Terminplanung sehr detailliert. Nachdem wir vor einem Jahr mit dem Projekt in stürmischer See waren, Heribert Leutner ist Geschäftsführer und Sprecher der Geschäftsführung der ReGe Hamburg Projekt-Realisierungsgesellschaft mbH bewegen wir uns heute innerhalb des Zielkorridors. Ich gehe also fest davon aus, dass wir die gesetzten Fristen einhalten und im Mai 2012 die großartige Eröffnung der Elbphilharmonie feiern werden. Geschosse gegen seine innere Hülle derart abgefedert. Durch diese revolutionäre Bauweise, die ähnlich für den kleinen Konzertsaal angewandt wird, lässt sich eine weitgehende akustische Abkopplung vom übrigen Bauwerk erzielen. So wird das Eindringen von Störgeräuschen verhindert – was eine weitere Voraussetzung für die Erschaffung des perfekten Klangerlebnisses darstellt. Während die Höhe des Rohbaus weiter der 110-Meter-Marke entgegenstrebt, wird auf tieferen Stockwerken bereits am Innenausbau gearbeitet. Viele verschiedene Gewerke sind jetzt gleichzeitig im Einsatz, rund 1.000 Menschen arbeiten auf der Baustelle, 20.000 Prozesse gilt es parallel zu steuern. Ob Materiallieferungen oder Arbeitsschritte, alles muss so präzise ineinandergreifen wie die Zahnräder eines Schweizer Uhrwerks oder wie die Läufe und Einsätze einer komplexen Symphonie. Nur dank dieser Präzision kann sich hier, auf der Kaispitze zwischen Sandtorhafen und Elbe, jetzt wahrhaft Bemerkenswertes vollziehen: Aus einer Vision erwächst hier Wirklichkeit. Info: Nüchterner Rohbau-Charme prägt zurzeit das Innere der Elbphilharmonie, auch das Tragwerk zeigt sich noch unverkleidet jedem der 2.150 Sitzplätze des großen Saals künftig ein perfektes Musikerlebnis zu erwarten, Musikliebhaber aus aller Welt schwärmen daher vom neuen Hamburger Konzerthaus: „Der Entwurf ist schön, die Akustik erstklassig“, sagt Klaus Jacobs, Leiter der New Yorker Carnegie Hall. Doch die Elbphilharmonie lässt sich nicht auf diesen – zugegebenermaßen beeindruckenden – Saal reduzieren. Sie wird darüber hinaus über einen kleinen Saal für 550 Gäste und eine Studiobühne mit weiteren 170 Sitzplätzen verfügen. So können hier Musiker von unterschiedlichem Bekanntheitsgrad Bauwerk und seiner weiteren Realisierung, Ingenieure und Arbeiter sind inzwischen mit dem Bau des großen Saals beschäftigt. Dessen schüsselförmiges Bett zeichnet sich bereits klar ab, es erinnert an ein antikes Amphitheater. Hoch konzentriert arbeiten Stahlflechter an metallenen Gerippen für Formen, die vor Ort mit Beton ausgegossen werden. Eine weitere bauliche Besonderheit wurde bereits realisiert: Der künftig 12.500 Tonnen schwere Konzertsaal lagert elastisch auf 362 stählernen Federpaketen. Später werden auch die darüberliegenden Führungen über die Baustelle der Elbphilharmonie werden sonntags stündlich zwischen 11 und 16 Uhr angeboten, Interessierte melden sich 30 Minuten vorher im Pavillon Elbphilharmonie auf den Magellan-Terrassen an. Eine Ausstellung zur Architektur und Nutzung des Konzerthauses ist im Erdgeschoss des Pavillons während des Winterhalbjahrs täglich von 9 bis 18 Uhr geöffnet. Im ersten Stockwerk befindet sich hier auch das zur Perfektionierung der Akustik verwendete 1 : 10-Modell des großen Konzertsaals, seine Besichtigung ist während des Winterhalbjahrs von Donnerstag bis Sonntag zwischen 10 und 17 Uhr möglich. Die Kulturmetropole Hamburg wird in allen Bereichen kräftigt aufgewertet und aus verschiedenen Genres (neben Klassik etwa auch Pop oder Jazz) auftreten. Außerdem wird für das Haus ein umfangreiches musikpädagogisches Angebot entwickelt, sowohl Kindern als auch Erwachsenen soll es ein tieferes Verständnis von Musik vermitteln (siehe Kasten). Durch die Integration dieser unterschiedlichen Nutzungen ist von dem Konzerthaus eine kräftige, weit über den Bereich der klassischen Musik hinausgehende Aufwertung der Kulturmetropole Hamburg zu erwarten. „Ich glaube, dass Hamburg es sich nicht leisten kann, die Elbphilharmonie nicht zu bauen“, brachte es Sir John Tusa auf den Punkt. Als Leiter des Barbican Center in London hat er bis zum Jahr 2007 selbst eines der weltweit führenden Häuser für darstellende Künste geleitet. Das Projekt, so Tusa, sei „eine große Chance für die Musik, für die HafenCity, für Hamburg“. Derzeit liegt der Fokus allerdings noch auf dem physischen DEZEMBER 2009 Weite Teile des ehemaligen Kaispeichers A werden künftig als Parkhaus genutzt (links), ihre endgültige Gestalt (rechts) erhält die Elbphilharmonie bis Ende 2011 5 Kleine Hafenmeister auf Erkundungstour Als „Kleine Hafenmeister ganz groß“ entdecken Kinder spielerisch die HafenCity und machen sich die Stadt dabei zu eigen. Denn wer seine Umgebung partnerschaftlich erfährt, so die Idee hinter dem Projekt, übernimmt später auch Verantwortung baut, ausgewachsene Männer sind das, fast schon Profimusiker. Mit acht Mitschülerinnen aus der Katharinenschule stimmt das Mädchen jetzt ein Lied an: „Bumbum, boingboing, ich hab’ Musik im Blut!“ Der Lotsenchor lauscht erstaunt, Passanten bleiben stehen, schunkeln und klatschen im Takt, nach der Darbietung spenden sie begeistert Applaus. Amélies Wangen beginnen zu glühen. Sie hat schon so viel erlebt an diesem Tag. Kinder sind Meister darin, eine neue Umwelt spielend zu erforschen oder selbst bekanntes Terrain spielerisch neu zu entdecken. Dieser Forscherdrang, an dem sie Spielen und lernen: Am besten lassen sich die Backsteinreliefs wachsen und der gleichzeider Warftwände spielerisch „begreifen“ AM SANDTORPARK Aufgeregt steht die kleine Amélie vor der Elbphilharmonie, hinter ihrem Rücken drehen sich die Kräne auf der riesigen Baustelle. Neben ihr hat sich der Hamburger Lotsenchor für eine Probe aufge- tig ihre Umwelt um neue Facetten bereichert, steht im Zentrum des Projekts „Kleine Hafenmeister ganz groß – Kinder bewegen die HafenCity“. Als Entdecker betätigen sich rund 150 Kita- und Hort-Kinder, die seit Sommer 2009 im Gebäude der Katharinenschule am Sandtorpark betreut werden. Die Regie liegt bei der Katharinen-Kita, dem Kinderbetreuungs-Dienstleister pme Familienservice und der Hauptkirche St. Katharinen. Bis mindestens Sommer 2010 wird jeden Monat eine andere Erkundungstour durch die wachsende HafenCity angeboten. Die Kinder besuchen Anwohner, befragen Architekten oder lassen sich von Barkassenkapitänen in die Steuerung dieser künftig auch im neuen Stadtteil verkehrenden Boote einführen. Sie erklettern die mit Backsteinreliefs geschmückten Warftwände, rennen in Formation über die Magellan-Terrassen oder balancieren – so wie jetzt Amélie – über die „Lungomares“ genannten Sitzmöbel auf der Dalmannkai-Promenade. „Kinder entdecken versteckte Spielmöglichkeiten“, erklärt Hort-Leiterin Alina Samson die Idee des Projekts. „Gleichzeitig lernen sie, Verantwortung für sich selbst und ihren städtischen Lebenskontext zu übernehmen.“ Denn auf ihren Expeditionen lernen Amélie und die anderen den Stadtteil immer besser kennen, sie bilden sich eigene Meinungen und knüpfen selbstständig Beziehungen zu den Menschen des Viertels. „Die HafenCity ist ein Ort, der für Kinder viele Möglichkeiten bietet und an dem sie willkommen sind. Das wollen wir mit diesem Projekt unterstreichen“, fasst Erzieherin Samson zusammen. An dem Prozess und den Ergebnissen darf man aber auch im weiteren gesellschaftlichen Sinne interessiert sein, zum Beispiel im Sinne der Förderung von zivilgesellschaftlichem Engagement. Deshalb wird das Projekt unterstützt: Die Körber-Stiftung und die HafenCity Hamburg GmbH stellen im Rahmen der Initiative „Anstiften! 50 Impulse für Hamburg“ zusammen 10.000 Euro zur Verfügung. Der vernetzte Stadtteil Mit einer ganz besonderen Dynamik entwickelt sich das nachbarschaftliche Miteinander in der HafenCity. Jetzt haben engagierte Bewohner ein „Netzwerk HafenCity“ gegründet: Hier wollen sie ihre Interessen abstimmen – und sich eine Stimme in der Stadt verschaffen 6 Susanne Wegener (Mitte) ist die Vorsitzende des Netzwerks HafenCity e. V. deren Hamburger Stadtteilen. Zwar verfügen diese meist über Beiräte, doch deren Mitglieder werden nicht gewählt, sondern vom Bezirk eingesetzt. Und die zahlreichen Bürgervereine sind meist der Arbeit an Einzelthemen verschrieben. Ein Grundprinzip des Netzwerks HafenCity dagegen ist es, dass es nicht Partikularinteressen durchsetzen, sondern das gemeinschaftliche Wohl aller Akteure fördern will. „Beispielsweise beschweren sich vereinzelt Bewohner über die gelegentliche Geräuschkulisse des Traditionsschiffhafens“, berichtet Wegener. Das Netzwerk HafenCity dagegen bekenne sich klar zum Leitbild eines ebenso urbanen wie maritimen Stadtteils. „Und dessen Lebendigkeit ist natürlich nicht ganz geräuschlos zu haben!“ Innerhalb des Vereins können verschiedene Gruppen auch eigene Strukturen etablieren, zum Beispiel denken Einzelhändler über eine Stammtischgründung nach. Wenn es in einzelnen Punkten – etwa beim Thema Außengastronomie – zu Interessengegensätzen mit anderen Gruppen im Stadtteil kommt, lassen sich diese dann unter dem Dach des Netzwerks HafenCity e. V. lösen. Wichtig ist Susanne Wegner ebenfalls der enge Kontakt zur den Stadtteil entwickelnden HafenCity Hamburg GmbH sowie zum Bezirk Hamburg-Mitte, in dessen Zuständigkeit die HafenCity nach und nach übergeht. Ein mit diesen Partnern abzustimmendes Thema sei etwa die Regelung der Verkehrsanbindung zur Elbphilharmonie oder die Dichte der Events auf den Kaizungen. Die Definition weiterer Themen und die Weiterentwicklung der Strukturen sollen in naher Zukunft folgen. „Das ist jetzt Sache der Mitglieder“, betont Wegener. „Die Gründungsveranstaltung war ein formaler Akt, die wirkliche inhaltliche Arbeit beginnt erst.“ Und zur Teilnahme daran sind alle Interessierten herzlich eingeladen: Die Mitglieder des Netzwerks HafenCity e. V. kommen künftig zu regelmäßigen öffentlichen Treffen zusammen. DEZEMBER 2009 Fotos: Bina Engel (2), Dr. Frank Engelbrecht (1), Thomas Hampel/ELBE&FLUT (2) „Ein neu entstehender Stadtteil hat eine ganz eigene Entwicklungsdynamik“, sagt der Stadtsoziologe Dr. Marcus Menzl von der HafenCity Hamburg GmbH. Zudem werden in der HafenCity unterschiedliche Nutzungen wie Wohnen, Arbeiten, Freizeit und Tourismus eng verzahnt. Da liege es in der Natur der Sache, dass verschiedene Nutzer mitunter entgegengesetzte Interessen verfolgten. Der Abstimmungsbedarf sei höher als in bestehenden, sich nur langsam verändernden Quartieren. „Es ist fantastisch, dass die Nutzer der HafenCity ihre eigenen Strukturen ausbilden und eigene Lösungswege für mögliche Probleme finden. Potenzielle Konflikte können damit im Vorfeld geklärt werden“, so Menzl. Doch vor allem soll das Netzwerk ein konstruktives Forum für den Dialog darstellen und das kulturelle und soziale Kapital der hier engagierten Privatpersonen und Organisationen bündeln. Denn ein Kennzeichen der jungen HafenCityNachbarschaft ist ihr hoher Anteil an aktiven, interessierten und gut vernetzten Menschen. „Wenn es gelingt, diese Potentiale zu bündeln, lässt sich viel für den Stadtteil erreichen“, sagt Menzl. Das entstehende Netzwerk soll also Austauschmöglichkeiten systematisieren, dabei nach innen wie nach außen wirken. In seinem Rahmen kann an großen grundsätzlichen Themen genauso gearbeitet werden wie an scheinbar kleinen alltäglichen Fragen. Solche Überlegungen hatten neben Susanne Wegener viele andere Bewohner des neuen Stadtteils überzeugt. Im Januar 2009 kamen sie zu einem ersten Treffen zusammen, anschließend erarbeiteten sie ein halbes Jahr lang Struktur und Satzung des Zusammenschlusses. Schnell wurde klar, dass es in der HafenCity einer eigenen Organisationsform bedurfte: Flexibilität und Offenheit eines Netzwerks sollten mit der Verbindlichkeit eines eingetragenen Vereins kombiniert werden. So unterscheidet sich das Netzwerk HafenCity e. V. grundsätzlich von ZuRege Teilnahme: Rund 60 Interessierte versammelten sich für die Gründungsveranstaltung des Netzwerks sammenschlüssen in anHafenCity im Gemeinschaftsraum der Martha Stiftung HAFENCITY „Oftmals müssen Sie sogar Ihre Verwandtschaft mit einbeziehen, um die für eine Vereinsgründung benötigten sieben Mitglieder zu akquirieren“, sagt Susanne Wegener. Für die konstituierende Sitzung des Netzwerks HafenCity e. V. dagegen hatten sich am 6. Oktober gleich 50 Interessierte im Gemeinschaftsraum der Martha Stiftung am Kaiserkai versammelt. „Einer ist sogar eingeflogen, weil er mit der Bahn nicht mehr pünktlich angekommen wäre“, erzählt Wegener, die aus dem Kreis der schließlich 37 Gründungsmitglieder zur Vereinsvorsitzenden gewählt wurde. Die Entstehung des Netzwerks HafenCity e. V. ist Ausdruck eines besonderen nachbarschaftlichen Miteinanders. Neben vielen Bewohnern sind auch Initiativen, Institutionen und Firmen beigetreten, integrierend wirkte dabei nicht zuletzt Susanne Wegeners steter Einsatz. Sie hatte sich schon vor Jahren für regelmäßige Nachbarschaftstreffs im Gemeinschaftsraum der Baugenossenschaft BergedorfBille engagiert, weitere Projekte mit angestoßen – und so zum Zusammenwachsen der neuen Nachbarschaft beigetragen. Aus diesen Anfängen entwickelte sich die – auch von der HafenCity Hamburg GmbH – unterstützte Idee eines Quartierbeirats oder Netzwerks; erstmals wurde sie im November 2008 auf einer Bewohnerversammlung aufgegriffen. IM PORTRÄT Aktiv altern: Wohnkonzepte für Senioren Unabhängig urban, und gleichzeitig nachbarschaftlich geborgen: So leben Senioren in einem von der Martha Stiftung initiierten Wohnprojekt am Kaiserkai. Wer später einmal betreuungsbedürftig wird, zieht nicht aus – sondern kann flexibel die vom Betreiber gebotenen, umfassenden Dienstleistungen buchen sind und sich auch bei später zunehmendem Betreuungsbedarf größtmögliche Unabhängigkeit bewahren wollen. Die ihren Bedürfnissen angepassten Apartments bieten dafür beste Voraussetzungen. Zurzeit ist der jüngste Bewohner der Seniorenwohnungen 55, der älteste 89 Jahre alt. Deshalb spricht der ehemalige Sozialpädagoge Czycholl lieber von einem „spannenden Zwei-Generationen-Haus“: Und auch die sozialen Hintergründe der Bewohner zeichnen sich durch Vielfalt aus: Ein ehemaliger Fleischereifachverkäufer wohnt neben Am liebsten erkundet Claus Czycholl die HafenCity auf Fahrradtouren. Als Mieter im Wohnprojekt der Martha einem emeritierten Professor, Stiftung bewahrt sich der 66-Jährige auch in fortgeschrittenem Alter größtmögliche Unabhängigkeit manche Mieter kommen aus HAFENCITY Erst gestern wieder musste Claus Czycholl anderen Hamburger Stadtteilen oder dem Umland, manche Aufklärungsarbeit leisten. Nein, in einem Altersheim wohne er sind aus München, Westfalen oder dem Harz zugezogen. Bisher hat noch keiner der gegenwärtig 24 Haushalte des ganz bestimmt nicht, betont der hoch gewachsene, drahtige 66-Jährige. Seit Juni leben Czycholl und seine aus Finnland Wohnprojekts Pflegebedarf angemeldet. Das Konzept ist auf stammende Frau in einer hellen, hohen und mit hellen Holz- Mieter abgestimmt, die beim Einzug weitgehend selbstständig dielen ausgestatteten Wohnung am Kaiserkai 42–44. Um ein sind. Doch mit den später zunehmenden Bedürfnissen der Beganz normales Apartment handelt es sich dennoch nicht, son- wohner wird die diakonische Martha Stiftung ihre Pflegedern um eine von der Martha Stiftung betriebene „Senioren- dienstleistungen ausdehnen. Als Generalmieterin und Betreiwohnung mit Service“, die das Leben in der Stadt auch für äl- berin bietet sie einen flexiblen und individuellen Service. tere Menschen attraktiv macht. Mit diesem Angebot liegt die Zusätzlich zu einem obligatorischen Basispaket (66 bis 99 Stiftung im Trend: Auch in urbanen Gemeinschaften wird die Euro) sind hauswirtschaftliche Dienstleistungen, Assistenz bei Rolle von Älteren endlich verstärkt anerkannt. Bisher zieht es der Organisation von Freizeitaktivitäten oder ambulante Pfleviele Ruheständler aus der Stadt fort, neu durchdachte Wohn- ge buchbar. Eine gute medizinische Versorgung ist ebenfalls konzepte wie das Wohnprojekt am Kaiserkai wollen dieser gewährleistet: Im Erdgeschoss des Gebäudes haben unter anEntwicklung entgegenwirken. derem ein Allgemeinmediziner, ein Zahnarzt und ein Internist 43 barrierefreie Wohnungen stehen hier zur Verfügung für ihre Praxen eröffnet. Deren Angebote stehen selbstverständMenschen, die trotz fortgeschrittenen Alters noch sehr aktiv lich allen Bewohnern der HafenCity zur Verfügung – wie übri- gens ebenfalls die Dienstleistungen der Martha Stiftung. Auch Senioren, die andernorts im neuen Stadtteil leben, können also bei Bedarf den Pflegeservice anfordern. Doch nicht nur wegen der seniorengerechten Infrastruktur sind die meisten Mieter eingezogen. Sie legen Wert darauf, eigenständig, innerstädtisch und doch sozial eingebunden zu leben. Dies spiegelt sich auch im Angebot der gut besuchten Veranstaltungen wider. Im Gemeinschaftsraum des Hauses am Kaiserkai 42–44 werden Diavorträge geboten, montags treffen sich rund 30 Menschen zu einer besonderen Yoga-Variante – dem Lachyoga. Auch Konzert- und Theaterbesuche werden organisiert, überhaupt erscheint das Haus sehr lebendig. „Wir möchten gemeinsam mit den Bewohnern Schwerpunkte setzen und Angebote gestalten, die über die typischen Themen des Älterwerdens hinausgehen“, erzählt Felix Sonntag, bei der Martha Stiftung für den Geschäftsbereich Seniorenwohnungen zuständig: „So vielseitig und individuell wie die Menschen sind, soll auch das Alter verlaufen können“. Auch die Veranstaltungen stehen Teilnehmern aus der ganzen Nachbarschaft offen, zum Yoga kommen manche sogar extra aus anderen Stadtteilen. Die meisten dieser Angebote entwickeln die Bewohner sogar selbst, schon in der Findungsphase des jungen Wohnprojektes stellen sie starkes Engagement unter Beweis. Wenn etwa der begeisterte Radrennfahrer Claus Czycholl nicht gerade auf einer 400-Kilometer-Langstreckentour unterwegs ist, bietet er Fahrradtouren durch die HafenCity an. „Unsere Mieter sind sehr aktiv am gesamten Quartier interessiert, als Wohnhaus möchten wir uns an der Entwicklung beteiligen“, so Felix Sonntag. Wer in das von der PLUS Bau Projektentwicklungs GmbH realisierte Gebäudeensemble ziehe, den zeichne „eine große Offenheit und die Lust auf neue Erfahrungen“ aus. Die lebendige Atmosphäre des wachsenden Stadtteils habe die Bewohner ebenso begeistert wie seine kurzen Wege und die außergewöhnliche Hilfsbereitschaft seiner Bewohner. So ist auch Claus Czycholl vom Wohnprojekt und seinem Standort gleichermaßen überzeugt: „Hier geht es für uns nochmal zurück ins bewusste Leben.“ P O RTRÄT Die Familienmanagerin Als Leiterin des pme Familienservice Hamburg/Nord entwickelt Margit Werner innovative Lösungen zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf. In der HafenCity bietet ihr Unternehmen jetzt die Betreuung „CompanyKids“ HAFENCITY Nach ihrer Motivation befragt, muss Margit Werner nicht lange überlegen. Als Leiterin des pme Familienservice Hamburg/Nord will sie Eltern zur gelungenen Verbindung von Familie und Beruf ermutigen. Es sind ihre persönlichen Erfahrungen, von denen die gelernte Erzieherin dabei besonders profitiert. Noch heute ärgert sich Margit Werner etwa über die über die schlechte Betreuungsqualität in der früheren Kita ihres Sohnes. Damals hatte sie bereits die Leitung des Hamburger pme-Standortes inne. „Das muss doch auch anders gehen“, sagte sich die heute 46-Jährige, deren süddeutsche Sprachmelodie ihre Allgäuer Herkunft verrät. Ihre Verbesserungsideen setzte Margit Werner kurzerhand bei pme um. Mit 900 Mitarbeitern zählt pme zu den größten deutschen Betreuungsdienstleistern für Kinder. In der ersten Kita der HafenCity im Gebäude der Katharinenschule wird neuerdings das Betreuungskonzept „CompanyKids“ umgesetzt, bei dem ein junges Team aus Pädagogen für eine flexible und kurzfristige Notfallbe- DEZEMBER 2009 treuung zur Verfügung steht. Werner greift zur Bezeichnung des Angebots aber lieber auf einen Anglizismus zurück und spricht vom „Backup-Service“: „Kinder sind doch keine Notfälle!“ Der Backup-Service richtet sich zunächst an Mitarbeiter von kooperierenden Firmen aus dem Stadtteil oder dessen näherer Umgebung, dazu gehören die Commerzbank, SAP oder die Spiegel-Gruppe. Darüber hinaus bietet pme eigene Kita-Plätze für Unternehmen und stellt außerdem eine Hort-Betreuung für die Schüler der Katharinenschule. Aus ihrem Selbstverständnis als „Familien-Managerin“ heraus ist es für Margit Werner keine Frage, dass sie die vor ihrem Büro herumtobenden Kinder mitunter auch persönlich betreut. Ebenso sicher wie zwischen ihren Schützlingen bewegt sie sich unter Geschäftsleuten. Wenn Werner von ihren Firmenkunden spricht, dann lobt sie deren „Support“ und „Commitment“. Eltern, vor allem die Mütter, bestätigt Margit Werner immer wieder in ihrem Wunsch, neben der Kindererziehung wei- ter im erlernten Beruf zu arbeiten. Aus eigener Erfahrung weiß sie, dass dafür die Unterstützung des Arbeitgebers entscheidend ist. Als Margit Werner, damals Leiterin der Filiale von pme Familienservce in München, vor etwa zehn Jahren ihr erstes Kind erwartete, beschloss sie, zu ihrem Mann nach Hamburg zu ziehen. „Wunderbar“, gratulierte die pme-Gründerin Gisela Erler begeistert, „dann kannst du die Hamburger Filiale gleich mit übernehmen.“ Doch Margit Werner fragte sich: Warum sollte sie sich eine solche Doppelbelastung zumuten? „Weil du das schaffst“, so Erlers überzeugte Antwort. Gemeinsam mit zunächst nur einem Praktikanten baute Margit Werner daraufhin den Standort Hamburg/Nord auf, der heute sieben Anlaufstellen unterhält. Inzwischen beschäftigt sie 70 engagierte Mitarbeiter und arbeitet allein in Hamburg mit 80 Firmenkunden zusammen. Auch am jüngsten Standort HafenCity können Kinder, Mütter und Väter von ihrer Erfolgsgeschichte profitieren. Weitere Infos: www.familienservice.de Meistert Kindererziehung und Karriere: Nach der Geburt ihres Sohnes baute Margit Werner den 70 Mitarbeiter starken pme Familienservice Hamburg/Nord auf 7 AUSBLICK HAFENCITY 2010 Nachdem im Westen des Stadtteils 2009 das erste große Quartier fertiggestellt wurde, rücken jetzt die zentrale und die östliche HafenCity vermehrt in den Fokus – eine Vorschau auf die wichtigsten Entwicklungsschritte und Ereignisse des kommenden Jahres ÜBERSEEQUARTIER – Ab Frühjahr 2010 beginnt der Bau des südlichen Überseequartiers. Im hier visualisierten Norden werden ab Sommer kommenden Jahres bereits 300 Wohnungen bezogen, zeitgleich eröffnen die ersten Geschäfte und Cafés. Gegenüber im Elbtorquartier beginnt die intensive Bauphase. STRANDKAI – Vom 30. Juli bis zum 1. August feiert Hamburg seine „Cruise Days“. Mindestens sechs Traumschiffe steuern den Hafen an und machen teilweise am Kreuzfahrtterminal in der HafenCity fest. Auch die Fans der „Queen Mary 2“ dürfen sich freuen: Am 8. und 13. Mai sowie am 16. und 26. August, können sie die „Königin der Meere“ in der Hansestadt begrüßen. BROOKTORK AI – Im Frühjahr wird die neue Unternehmenszentrale des Germanischen Lloyds fertiggestellt. Mit seinen rund 1.800 Hamburger Angestellten zieht der Schiffs- und Industriezertifi zierer vom Vorsetzen an den Brooktorkai. ÖSTLICHE HAFENCITY – Zehn Jahre nach Verabschiedung des Masterplans durch den Hamburger Senat wird 2010 eine überarbeitete städtebauliche Konzeption für den Ostteil der HafenCity – also für die Quartiere Am Lohsepark, Oberhafen, Baakenhafen und Chicago Square / Elbbrückenzentrum – vorgelegt. Fotos: Thomas Hampel/ELBE&FLUT (2), Michael Behrend/Überseequartier Beteiligungs GmbH (1), HafenCity Hamburg GmbH (1), Christian Spahrbier (1), WES&Partner/Felix Holzapfel-Herziger (1) HAFENCITY / HAMBURG – Ein echter Leckerbissen für Musikliebhaber: Nach einem im August 2009 erfolgreich absolvierten Testlauf auf den Magellan-Terrassen („Jazz-Picknick“) feiert im Mai 2010 das Festival „Elbjazz“ Premiere! Boote bringen die Konzertbesucher von einer Bühne zur anderen, künftig soll sich „Elbjazz“ als jährliches internationales Jazzfestival etablieren. IM PRESSUM Verlag: HafenCity Hamburg GmbH, Osakaallee 11, 20457 Hamburg V. i. S. d. P.: Susanne Bühler Redaktion: Henrike Thomsen Text: Sascha Borrée, Henrike Thomsen Mitarbeit: Jürgen Drommert, Eileen Stiller Design: lab3 mediendesign, Hamburg Schlussredaktion: Oliver Holzweißig Druckerei: Langebartels & Jürgens, Hamburg Die Veröffentlichung von Texten oder Textauszügen darf nur nach Genehmigung der HafenCity Hamburg GmbH erfolgen. Die in dieser Publikation enthaltenen Informationen sind für die Allgemeinheit bestimmt; sie erheben weder Anspruch auf Vollständigkeit noch auf Richtigkeit. 18. Ausgabe, Hamburg, Dezember 2009 © 2009 All rights reserved Diese Publikation wurde auf umweltfreundlichem FSC-zertifiziertem Papier gedruckt 8 ERICUS – Am zentralen Entree der HafenCity wird in der zweiten Jahreshälfte die Rohbauphase für das Spiegel-Verlagsgebäude abgeschlossen. Das architektonische Pendant zur weiter westlich gelegenen Elbphilharmonie feiert – ebenso wie weitere wichtige Bauten beispielsweise am Sandtorpark – sein Richtfest. IBA stärkt Partizipation In die Gestaltung eines Platzes im Herzen des neuen Bildungszentrums „Tor zur Welt“ wurden Schüler und Eltern stark eingebunden ELBINSEL Mit dem Entwurf „Menschen und Kulturen“ ist jetzt ein IBA-Wettbewerb der besonderen Art zu Ende gegangen: Seit April hatten zunächst mehr als 150 Schüler und Eltern Ideen für eine zentrale Begegnungsfläche – eine sogenannte Agora – entwickelt. Über eine Straße hinweg soll sie zukünftig die verschiedenen Teile des Bildungszentrums „Tor zur Welt“ verbinden. Mit Beteiligung der Schüler hat sich eine Jury unter Vorsitz der Verkehrsplaners Prof. Hartmut Topp jetzt für den Entwurf „Menschen und Kulturen“ des Büros Breimann & Bruun entschieden. Der Entwurf verteilt stilisierte Schiffsrümpfe locker auf der gesamten Fläche. Sie kann somit abwechslungsreich – etwa als Liegewiese oder Hindernisparcours – genutzt werden, auch ein Wasserbecken und eine kleine Theaterbühne sind vorgesehen. „Die Idee der stilisierten Schiffe passt sehr gut zum Hafen und zum Selbstverständnis, ‚Tor zur Welt‘ zu sein“, lobt Jury-Vorsitzender und IBA-Kuratoriumsmitglied Prof. Hartmut Topp. Grundlage für den Entwurf von Breimann & Bruun waren zunächst die eingereichten Schülerbeiträge gewesen. Aus diesen erarbeiteten die Landschaftsarchitekten dann insgesamt drei Planungsvarianten, die Schülern und Jury bereits im September schon einmal vorgestellt und zunächst abgelehnt worden waren. „Ein beeindruckendes Beteiligungsverfahren, das wichtige Impulse für eine ungewöhnliche Gestaltung des öffentlichen Raums gesetzt hat“, kommentiert IBA-Geschäftsführer Uli Hellweg die starke Einbindung insbesondere der Schüler. „Ich bin sehr gespannt auf den weiteren Prozess, und ich würde mir wünschen, dass auch beim Bau der Agora die künftigen Nutzer des Bildungszentrums selber Hand anlegen könnten.“ Nach anfänglicher Kritik zeigen sich auch die Ideengeber von dem Entwurf begeistert: „Wir sind froh, dass sich unsere Wünsche durchgesetzt haben, der Einsatz hat sich gelohnt. Dass wir sogar in der Jury vertreten waren und mitentscheiden durften, fand ich echt fair“, so Una Mahmutovic und Felix Jünemann, Schüler am Gymnasium KiWi in Wilhelmsburg. Da die Agora verschiedene Teile des Bildungszentrums über die Krieterstraße hinaus miteinander verbindet, wird der Entwurf jetzt unter Berücksichtigung der verkehrsplanerischen Anforderungen noch verfeinert. Auch an diesem Prozess sind die Schüler weiterhin beteiligt. www.iba-hamburg.de DEZEMBER 2009