Ausgabe Dezember 2009 8 Seiten PDF 1,9 MB

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In der östlichen HafenCity kommt „Green Energy“ noch
effektiver zum Einsatz als bisher im Westen: Von drei
Standorten wird Wärme überwiegend aus lokalen und
regenerativen Quellen in das Netz eingespeist. Altholz
aus der Region und das Wasser der Elbe werden für die
Erzeugung genutzt
HAFENCIT Y HAMBURG
NEWS
DEZEMBER 2009
Eine saubere Sache: Energie für die HafenCity
Die HafenCity baut ihre Vorreiterrolle als Modell für eine klimafreundliche Stadt aus. Der Wettbewerb für die Wärmeenergieversorgung ihrer östlichen Quartiere
wurde entschieden, durch den Einsatz regenerativer Energiequellen entsteht hier ein Minimum an Emissionen. Zudem wird das Umweltzeichen HafenCity erweitert
menetz wird eine hohe Versorgungssicherheit erreicht, nur Bedarfsspitzen
IN DIESER AUSGABE u. a.:
müssen mit Heizöl- und Erdgaskesseln
abgedeckt werden. Aufgrund seiner
Neue Promenade Am Magdeburger
dezentralen Anlage kann das System
Hafen entsteht ein Pendant zum Junggemeinsam mit dem Stadtteil wachfernstieg Seite 2
sen, dessen Bedarf heute noch gar
nicht genau festgelegt werden kann.
50 Meter über Normalnull Besuch auf
Obwohl sich Dalkia hier auf Neuland
der Großbaustelle Elbphilharmonie
begibt, garantiert der EnergiedienstSeite 4–5
leister den künftigen Nutzern der
östlichen HafenCity ein auch preislich
Engagierte Bewohner Das neue Netzwettbewerbsfähiges und außerdem
werk HafenCity e. V. Seite 6
individuell anpassungsfähiges Angebot. Für zukünftige technologische
Der Energiedienstleister Dalkia, eine Tochter
Weiterentwicklungen bleibt das Sysdes Weltmarktführers für Umweltdienstleistem dabei offen.
tungen Veolia Environment, hatte sich gegen
In eigener Sache
Sämtliche östlich des Magdeburger
ein hochkarätiges Bewerberfeld durchgesetzt.
Relaunch www.HafenCity.com
Hafens entstehenden Gebäude (insDas Konzept seiner deutschen Niederlassung
Die Internetseite zur HafenCity präsentiert
gesamt rund eine Million Quadratin Neu-Isenburg überzeugte vor allem durch
sich neu. Noch mehr Informationen rund um
meter Bruttogeschossfläche) werden
beeindruckend geringe Emissionswerte: Pro
die Entwicklung, noch größeren Nutzen durch
künftig über das Nahwärmenetz von
erzeugter Kilowattstunde werden maximal 89
zusätzliche Tools – ab 15. Dezember.
Dalkia versorgt. Nur zur EigenbedarfsGramm Kohlendioxid anfallen. CO2 gilt als ein
deckung einzelner Gebäude ist eine
Hauptverursacher des Treibhauseffekts.
me werden so bis zum Jahr 2025 rund 50.000
Ausnahme möglich, allerdings muss
In der Wettbewerbsausschreibung hatte die
dabei die CO2-Kennziffer von 89 g/kWh noch Tonnen CO2 eingespart, ab 2025 liegt die EinspaHafenCity Hamburg GmbH einen bereits sehr
weiter unterschritten werden. Im Vergleich zu rung bei 10.000 Tonnen jährlich.
strengen, bis 2020 zu erreichenden Grenzwert
Man kenne weder den genauen zeitlichen Abeiner Versorgung mit konventioneller Fernwärvon maximal 120 Gramm CO2 pro Kilowattlauf der Stadtteilentwicklung noch die Anzahl
der Nutzer in den neuen Quartieren, so Andreas
Baude, Vorsitzender der Geschäftsführung von
Dalkia in Deutschland. „Wir sind jedoch traditionell sehr kundenfreundlich, und das Konzept ist
sehr anpassungsfähig“, so Baude. Auch Jürgen
Bruns-Berentelg, Vorsitzender der Geschäftsführung der HafenCity Hamburg GmbH lobt
das Konzept von Dalkia: „Als wir vor sechs Jahren über die Wärmeversorgung der westlichen
HafenCity entschieden haben, hätte man das
jetzt für den Osten des Stadtteils erzielte Ergebnis noch für nicht realisierbar gehalten. Jetzt erweist es sich nicht nur als technisch machbar,
es überzeugt ökologisch wie ökonomisch. Für
Bauherren und Nutzer in der HafenCity bietet
es ebenfalls klare Vorteile.“
Das Gebäude der künftigen HafenCity Universität wurde für seine nachhaltigen Standards mit dem Umweltzeichen der HafenCity in Gold
vorzertifiziert. Auch sie wird die Wärmeenergie des Dienstleisters Dalkia zu ökologisch wie ökonomisch attraktiven Konditionen beziehen
Fortsetzung auf Seite 2 3
HAFENCITY Mit der Entscheidung über
die Wärmeversorgung der östlichen Quartiere
wurde ein weiterer wichtiger Schritt für die
Entwicklung des neuen Hamburger Stadtteils
unternommen. Das Ergebnis eines entsprechenden europaweiten Wettbewerbs bekräftigt die Funktion der HafenCity als Ort, an dem
sich zukunftsweisende Standards für ökologische Nachhaltigkeit auch als wirtschaftlich
machbar erweisen.
Illustration: U-53 Büro für Kommunikationsdesign und Illustration GbR, Peter Pichler (2)
Konzept mit beeindruckend
niedrigen Emissionswerten
HAFENCITY HAM BURG NEWS
stunde (g/kWh) vorgegeben. Zum Vergleich:
Bei einer konventionellen Wärmeerzeugung
im Gas-Brennwertkessel liegt die CO2-Kennziffer um 240 g/kWh, für die Wärmeenergieversorgung der westlichen HafenCity wurde im
Jahr 2003 ein damals äußerst ambitionierter
Grenzwert von 175 g/kWh vereinbart. Im Wettbewerb für die östliche HafenCity blieben nun
gleich drei Bewerber – teilweise weit – unter
dem neuen, abgesenkten Grenzwert. Der von
der HafenCity Hamburg GmbH formulierte hohe Qualitätsanspruch hat zur Weiterentwicklung klimafreundlicher Wärmeversorgungskonzepte beigetragen.
Dalkia wird die östliche HafenCity durch
ein Nahwärmenetz erschließen und fast ausschließlich mit Wärmeenergie aus regenerativen Energiequellen versorgen. Eine Verbrennungsanlage auf dem nördlich des Stadtteils
gelegenen Großmarktgelände nutzt Altholz
und Biomasse aus der Region. Innerhalb der
HafenCity sollen eine Hochtemperatur-Brennstoffzelle (auf Basis von Bio-Methan) sowie
Wärmepumpen (unter Ausnutzung der Temperaturunterschiede zwischen Luft und Elbwasser) weitere Wärmeenergie erzeugen.
Durch die Kombination verschiedener Technologien und die Verknüpfung mit dem Nahwär-
1
3 Fortsetzung von Seite 1
Die Wärmeenergieversorgung der östlichen HafenCity wird vollständig ohne öffentliche Subventionen funktionieren und
entspricht damit exakt der Philosophie des
neuen Stadtteils. Denn mit staatlichen Zuschüssen sind Nachhaltigkeitslösungen zwar
an einzelnen Standorten exemplarisch realisierbar, in der HafenCity aber sollen sie umfassend, flächendeckend wirtschaftlich und
dadurch erst wirklich nachhaltig sein. Hier
wiederum liegt der Modellcharakter des
Stadtteils für die klimafreundliche Stadt.
In diesem Zusammenhang wird nun auch
das erfolgreiche Umweltzeichen HafenCity
in Gold und Silber um eine spezifische Auszeichnung für Hotelgebäude erweitert. Bisher wurde die Zertifizierung ausschließlich
für Wohn- und Bürogebäude sowie Sonderbauten (zum Beispiel die Katharinenschule
in der HafenCity und die HafenCity Universität) angeboten. Kriterien für ihre Verleihung sind der niedrige Primärenergiebedarf
eines Hauses, sein umweltfreundlicher und
ressourcenschonender Betrieb, außerdem
sein nachhaltiger Umgang mit öffentlichen
Gütern, der Einsatz umweltschonender Baustoffe bei seinem Bau und die Berücksich-
tigung von Gesundheit sowie Behaglichkeit
seiner Nutzer.
Hotels weisen naturgemäß einen anderen
Primärenergiebedarf auf als beispielsweise
Wohn- oder Bürogebäude, dieser Tatsache
trägt das neue Umweltzeichen nun Rechnung. Auch Aspekte wie die Barrierefreiheit
eines Gebäudes sowie seine allergikergerechte Ausstattung wurden erstmals in den
überarbeiteten Kriterienkatalog mit aufgenommen. Mit dem erweiterten Umweltzeichen der HafenCity können künftig sowohl
Hotel garni oder Apartmenthotels (ohne
weitere Angebote) als auch Hotels mit zu-
sätzlichen Einrichtungen (etwa Restaurants,
Kongressräume, Schwimmbecken oder Spas)
zertifiziert werden, wie bei dem klassischen
Umweltzeichen ist eine Vorzertifizierung bereits während der Planungsphase möglich.
Auch im Wettbewerb um Kunden kann
dem Hotel aus der Zertifizierung ein Vorteil
erwachsen. So vermag das Umweltzeichen
zur Refinanzierung möglicherweise zunächst
kostenintensiverer Nachhaltigkeitslösungen
beitragen – und damit zu deren wirtschaftlicher Realisierbarkeit.
E D ITO R IAL
Es galt nichts geringeres, als Kerninnenstadt
neu zu definieren und zu gestalten. Und es
ist gelungen, die Marktteilnehmer – ob
Bauherren oder Nutzer – für diesen Prozess
zu begeistern und langfristig darin einzubinden. Ende 2009 wurde in sechs von zehn
Quartieren der HafenCity gebaut. Vor dem
Hintergrund dieser Erfahrungen ist es wichtig, die nächsten Quartiere – Am Lohsepark,
Oberhafen, Baakenhafen und Chicago
Square/Elbbrückenzentrum – auf der Masterplanebene zu durchdenken. In den ersten
Monaten 2010 werden wir diese Überlegungen vorstellen und eine hoffentlich intensive
öffentliche Diskussion stiften. Denn auch
ein nach internationalen Standards hoch
erfolgreiches Projekt kann immer noch
besser werden. Zuvor widmet sich der letzte
Newsletter 2009 den jüngsten Fortschritten,
die die Basis für ein gelingendes Weiterdenken und Realisieren der HafenCity bilden.
Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen bei
der Lektüre,
Ihr Jürgen Bruns-Berentelg
Vorsitzender der Geschäftsführung
HafenCity Hamburg GmbH
Ein Pendant zum Jungfernstieg
Hamburg erhält neue Stadträume am Wasser: Als zentrale Wasserfläche der HafenCity wird der Magdeburger
Hafen mit terrassierten Plätzen und großzügigen Promenaden gestaltet
fende Stadträume auf zwei Ebenen. Neben einer 4,30
Meter über NN hohen Promenade vor dem Gebäude
wird innerhalb des neuen Gebäudes eine zum Wasser
geöffnete, große „Stadtloggia“ gebaut. Sie übertrifft
die Alsterarkaden am Rathausmarkt: Mit einer Tiefe von
zehn Metern und einer Höhe von zwei Geschossen bietet sie einen besonderen, durch öffentlichkeitsbezogene
Nutzungen belebten städtischen Raum. Und nördlich des
Hafens neigt sich bald die Platzanlage der hainartigen
St.-Annen-Spitze zum Hafenbecken hinab.
Zwischen 2010 und 2012 werden die einzelnen Stadträume fertiggestellt, sie bieten dann auch wichtige Fußund Fahrradverbindungen zur Elbe. Südlich der Baakenbrücken, wo das Hafenbecken einst als Seehafen genutzt
wurde, vollzieht sich schließlich ein Paradigmenwechsel in der architektonischen Umgebung: Die künftigen
Östlich des Magdeburger Hafens sind die Flächen noch unbebaut, doch nördlich der
Gebäude der HafenCity Universität und des Science CenBaakenbrücken werden sowohl Hochbauten als auch Freiräume bereits bis 2012 fertiggestellt
ters vermitteln mit ihren hellen, frei stehenden BaukörELBTORQUARTIER Im Herzen der HafenCity liegt zwischen pern eine kühnere städtebauliche Atmosphäre. So wird ein Kontrast
Überseequartier und Elbtorquartier der Magdeburger Hafen, von der zur weitgehend geschlossenen Umrahmung des nördlichen, einst als
Speicherstadt im Norden zieht er sich bis zur Elbe im Süden. Nun erhält Binnenhafen genutzten Hafenbeckens geschaffen.
Das gesamte Ensemble rund um den Magdeburger Hafen wird für
sein 1881 bis 1888 entstandenes Hafenbecken ein neues Gesicht, das
westliche und östliche HafenCity integriert. Im Herbst 2009 haben die die HafenCity eine herausragende Bedeutung einnehmen und schon
in wenigen Jahren von pulsierender Lebendigkeit gekennzeichnet sein.
Bauarbeiten für die westliche Uferpromenade begonnen.
Das bauliche Milieu wird von der Speicherstadt geprägt, zudem von Besonders treffend lassen sich Funktion, Anlage sowie Aufenthaltsdem alten Hafenamt westlich und dem Kaispeicher B (jetzt: Internati- qualität der entstehenden Stadträume wohl durch einen Vergleich
onales Maritimes Museum Hamburg) östlich des Hafenbeckens. Wie illustrieren: Am Magdeburger Hafen erhält der neue Stadtteil sein
diese historischen Bauten wird ein in der Nachbarschaft geplantes, 170 Pendant zum Jungfernstieg.
Meter langes Gebäude verklinkert, das für Greenpeace, das Designforum designport hamburg sowie Wohnnutzung vorgesehen ist. Und
Klinker prägt auch die im nördlichen Überseequartier, also am Westufer, entstehenden Gebäude: So fügt sich das Ensemble in jenes „rote
Hamburg“ ein, das bis heute mit der Hafenhistorie assoziiert wird.
Die Freiräume am Hafenbecken (und im Überseequartier) von der
Architektin Beth Galí greifen mit Naturstein in Rot und Braun die
Farbgebung des Klinkers auf, mit der Anlage von Stadträumen auf
zwei Höhenniveaus schafft Galí Dynamik: Im Westen wird eine Uferpromenade auf 5,70 Metern über Normalnull (NN) angelegt, parallel
dazu auf hochwassersicherem Niveau von 8,10 Metern über NN ein
Fuß- und Fahrradweg. Dazu wird zur Uferpromenade hin ein Pavillon in den Höhensprung integriert. Den Alleecharakter der angrenzenden Osakaallee stellen zwei Baumreihen her, auch die Böschung
zwischen den Ebenen wird begrünt.
In einem 170 Meter langen Gebäudeensemble am Ostufer des Hafenbeckens
Am Ostufer entstehen ab 2011 ebenfalls parallel zueinander verlau- entsteht eine große Stadtloggia und eine Promenade
Ausgezeichneter Turmbau
Der Wohnturm Oval wurde zum Bauwerk des Jahres 2008 gekürt
DALMANNKAI Seit 1979 prämiert der
Hamburger Architekten- und Ingenieurverein (AIV) Bauprojekte nicht bloß unter
ästhetischen Kriterien, sondern würdigt
gleichberechtigt die Leistungen des Architekten, des Ingenieurs und des Bauherrn. Als Bauwerk des Jahres 2008 wählte die AIV-Jury jetzt den Wohnturm Oval
2
auf dem Dalmannkai aus.
Im Zentrum der vor allem mit sechs- bis
siebengeschossigen Wohn- und Geschäftsgebäuden bebauten Landzunge bietet der
Turm einen prägnanten Hochpunkt und
kündigt sich den Besuchern der HafenCity
schon von der Speicherstadt aus als visueller Akzent an. Das Oval, so die Jury, sei eine
„gekonnte Antwort auf die Chancen des
Orts“. Als Architekturbüro wurden Ingenhoven Architekten ausgezeichnet, als Ingenieurbüro Wetzel & von Seht, als Bauherr die
d.quai GmbH.
Die Auszeichnung des AIV geht schon zum
dritten Mal in Folge an Projekte im neuen
Stadtteil. 2006 war die Shanghaibrücke
über den Brooktorhafen ausgezeichnet
worden. Die neue Museumsbrücke sowie
der sanierte Kaispeicher B sind Bauwerke
des Jahres 2007.
DEZEMBER 2009
Fotos: Fotofrizz (1), Reto Klar (1), Thomas Hampel/ELBE&FLUT (2), Vattenfall (1), Raumbegleiter (1)
Das Jahr 2010 wird
für die HafenCity
ein besonderes:
Am 29. Februar
2000 beschloss
der Senat der Freien
und Hansestadt
Hamburg den
Masterplan und
damit die Grundorientierung für
den neuen Stadtteil. Der Masterplan hat
sich in den letzten zehn Jahren als offenes
Planinstrument sehr gut bewährt. Er hat
Richtungen vorgegeben und unterschiedliche
Quartierstypen herausgearbeitet, gleichzeitig
aber Veränderungen und neue Entwicklungen
zugelassen – von der Struktur des öffentlichen Nahverkehrs über die kulturellen Institutionen und Themen der HafenCity bis hin
zur Nachhaltigkeit besonders in ihrem ökologischen Schwerpunkt.
ÜBERBLICK
Zukunftstechnik im Alltagsbetrieb
In der HafenCity entsteht Europas größte Tankstelle für Wasserstoff. Ab 2011 sollen hier neben 20 Bussen der
Hamburger Hochbahn AG auch Autos klimafreundlich betankt werden
AM SANDTORPARK Als „European Green Capital“,
also als Europäische Umwelthauptstadt, wird Hamburg ins
Jahr 2011 gehen. Ein Grund für diese Auszeichnung sind auch
die beispielhaften Verkehrskonzepte der Hansestadt: So
betreibt die Hamburger Hochbahn AG (HHA) schon seit
2003 in ihrem Linienverkehr eine kleine Flotte von Wasserstoffbussen, welche nun ausgebaut wird. Für die Betankung dieser wachsenden Flotte eröffnet Ende 2010 eine
neue Wasserstofftankstelle an der Oberbaumbrücke.
Der Energieversorger Vattenfall errichtet hier die größte
derartige Station in Europa. Ihr Standort am zentralen Entree zur HafenCity wurde nicht zufällig gewählt: Er ist sehr
innerstädtisch und stark frequentiert. An derart exponierter Stelle erfährt die Wasserstofftechnologie eine deutlich verbesserte Wahrnehmung und kann ihre Alltagstauglichkeit unter Beweis stellen. Zudem verkehren die
Wasserstoffbusse auch in der HafenCity bereits seit 2004.
Bisher werden sie auf dem HHA-Betriebshof in Hummelsbüttel mit Wasserstoff betankt. Die Brennstoffzellen der
Busse wandeln die im Wasserstoff gespeicherte Energie
dann in elektrischen Strom um, dieser betreibt wiederum
einen Elektromotor. Erkennbar sind die inzwischen auf vielen Linien eingesetzten Brennstoffzellenbusse an einer weißen Dampfwolke, die aus einem Abgasrohr hinten im charakteristischen Dachaufbau aufsteigt: Dabei handelt es
sich um vollkommen schadstofffreien
Wasserdampf.
Die Selbstbedienungsstation an der
Oberbaumbrücke soll nun den steigenden Wasserstoffbedarf decken. In
ihrer letzten Ausbaustufe stehen ab 2013
täglich bis zu 780 Kilogramm Wasserstoff zur Verfügung (in Hummelsbüttel
sind es derzeit 120 Kilogramm Wasserstoff pro Tag). Diese Menge reicht aus,
um neben den bis dahin 20 HHA-Bussen
auch zusätzlich zahlreiche Autos zu bedienen. Ein Auto lässt sich mit fünf Kilogramm betanken, ist in rund drei Minuten befüllt und kann damit rund 500
Kilometer Strecke zurücklegen. Ein 35 KiAn ihrem innerstädtischen Standort Oberbaumbrücke verleiht die neue Tankstation der
logramm fassender Bustank lässt sich in
Wasserstofftechnologie auch eine verstärkte Sichtbarkeit
rund zehn Minuten befüllen. Pro Kilogramm Wasserstoff rechnet Vattenfall derzeit mit einem Europas „Green Capital 2011“ ist bereits geplant. Im März
Preis von sieben bis acht Euro. Der an der Oberbaumbrücke hat die Stadt Hamburg mit den Konzernen Daimler, Shell,
verwendete Wasserstoff wird zur Hälfte angeliefert und Total und Vattenfall ein Memorandum unterzeichnet, das
zur Hälfte direkt vor Ort durch Elektrolyse erzeugt, für das die Errichtung von vier zusätzlichen Wasserstofftankstellen
Verfahren wird nur zertifizierter Strom aus erneuerbaren vorsieht. Die Grundlage für den alltäglichen Einsatz von
hunderten umweltfreundlichen Wasserstofffahrzeugen
Energien eingesetzt.
Auch der weitere Ausbau der Wasserstofftechnologie in auf Hamburgs Straßen ist somit gelegt.
Widmung im Westen
Auch administrativ kehrt in der westlichen HafenCity jetzt Alltag ein: Die Zuständigkeit
für die Straße Am Kaiserkai geht an den Bezirk Hamburg-Mitte über
HAFENCITY Bereits vor ihrer Fertigstellung hatte sich die Straße Am Kaiserkai zu einer
zentralen Lebensader des ersten HafenCityQuartiers – Am Sandtorkai/Dalmannkai – entwickelt: Im Frühjahr 2009 sind hier die letzten
der rund 1.200 Anwohner eingezogen, auch die
Büroflächen waren damals schon fast vollständig belegt, in den Erdgeschossflächen hatten
zahlreiche Restaurants, Bistros, Bars, Cafés und
Geschäfte eröffnet.
Natürlich konnte der Verkehrsweg zu diesem
Zeitpunkt auch längst befahren werden, endgültig fertiggestellt wurde er aber – mit Ausnahme eines später entstehenden Notausstiegs für die U-Bahn-Linie U4 – erst nach dem
Abschluss der Hochbauarbeiten. Dieses in der
HafenCity übliche Prozedere beugt Straßenschäden durch schwere Baufahrzeuge weitgehend vor. Im Spätsommer erhielt die Straße Am
Kaiserkai daher ihre abschließende Asphaltdeckschicht, außerdem wurden Fahrbahnmarkierungen angebracht und Nebenflächen bepflanzt. Im Winter wird sie mitsamt ihrer
parallel laufenden Gehwege schließlich in die
Zuständigkeit des Bezirks Hamburg-Mitte
übergehen – und so auch de jure den Status
einer öffentlichen Straße erhalten. Denn rein
rechtlich handelt es sich bis zu dieser Widmung
noch um eine Privatstraße. Für deren Unterhaltung, Reinigung und Sicherheit, aber auch
für Sondernutzungen, Straßensperren und
Verkehrsüberwachung ist bislang die HafenCity Hamburg GmbH verantwortlich. All diese
Aufgaben übernehmen demnächst der Bezirk
Mitte und die Polizei. Als eine konkrete Folge
des Verwaltungsakts erhält der Bezirk beispielsweise die Möglichkeit, Dauerparken
durch das Aufstellen von Parkautomaten zu
unterbinden. Außerdem müssen Hauseigentümer künftig selbst die Reinigung der Gehwege
vor ihren Grundstücken übernehmen.
Kurz: Für die Straße Am Kaiserkai gelten ab
der Widmung die gleichen Regeln wie für jede
andere Hamburger Straße. Im inzwischen
weitgehend kompletten Westen des Stadtteils
kehrt also ein weiteres Stück Alltag oder Normalität ein; die mit Ausnahmeregelungen verbundene Pionierphase ist so gut wie abgeschlossen.
Bereits gewidmet wurden in der westlichen
HafenCity die Straßen Am Sandtorkai und Großer Grasbrook. Nur bei einigen Plätzen und
Promenaden, die für die Entwicklung des gesamten Stadtteils von herausragender Bedeutung sind, bleibt die Zuständigkeit vorläufig
bei der HafenCity Hamburg GmbH.
K U R Z G E F RAGT
HAFENCITY ALS
GENTRIFIZIERER?
Gelegentlich wird die HafenCity mit dem Schlagwort „Gentrifizierung“
in Verbindung gebracht. Der 1964 von der britischen Sozialwissenschaftlerin Ruth Grass geprägte Begriff beschreibt eine Veränderung gewachsener Viertel durch den Zuzug einkommensstärkerer Bewohnergruppen.
Diese investieren in die Sanierung von Altbauten, in der Folge verändern
sich Angebote des Einzelhandels, der Dienstleistung, der Gastronomie
und die soziale Infrastruktur. Kurz: Das gentrifizierte Stadtviertel erfährt
eine erkennbare Aufwertung. Allerdings steigen im Zuge dieses Prozesses
auch Mieten, Gebäudewerte und zum Teil Lebenshaltungskosten – was zu
einer schrittweisen Verdrängung der ursprünglichen, meist einkommensschwächeren Bewohnergruppen führt. Die gewünschte Qualitätsverbesserung von Stadtvierteln geht also mit sozialer Selektivität einher.
Ein solcher Prozess ist beispielsweise in den Hamburger „Szene-Vierteln“
Sternschanze, St. Pauli oder St. Georg zu beobachten. Da auf dem Gebiet der
HafenCity bis 2003 durch das Hafenentwicklungsgesetz und den Freihafenstatus keinerlei Wohnnutzung möglich war, kann hier von einem derartigen
Aufwertungs- und Verdrängungsphänomen jedoch nicht die Rede sein. Denn
dafür fehlten ein Wohnungsbaubestand und eine angestammte Bevölkerung.
Auch eine indirekte Gentrifizierung der angrenzenden Gebiete lässt sich
nicht verzeichnen. Durch die Speicherstadt wird der neue Stadtteil räumlich
relativ stark von der inneren Stadt abgekoppelt. Viele Wohnungen in
unmittelbarer Nachbarschaft der HafenCity sind vor Preisdruck sogar besser
geschützt als Altbauwohnungen an anderen innerstädtischen Standorten,
zum Beispiel als geförderte Wohnbauten.
Durch den neuen Stadtteil HafenCity steigt dagegen das Angebot an neuen
Wohnungen in der inneren Stadt deutlich an – immerhin um 5.500 Einheiten.
Das Angebot reduziert auf diese Weise, im Gegensatz zu teilweise geäußerten Befürchtungen, den Umwandlungsdruck in den Innenstadtvierteln und
mindert so eine mögliche weitere Gentrifizierung dieser Quartiere. Gleichzeitig entstehen eine verbesserte soziale und kulturelle Infrastruktur sowie
attraktive Freiräume für sämtliche Hamburger – aber vor allem für die
Bewohner der damit unterversorgten City.
Man mag über die Frage streiten, wie eine ideale Mischung im Neubauareal HafenCity aussehen soll; wie Baugemeinschaftswohnen, Genossenschaftswohnen und geförderter Wohnungsbau mit gehobenen Bauherrenangeboten und Luxuswohnen optimal kombiniert werden – aber die
HafenCity ist kein Gentrifizierungsprojekt mit Verdrängungswirkung.
Im Spätsommer hat die Straße Am Kaiserkai ihre abschließende Asphaltdeckschicht sowie Fahrbahnmarkierungen erhalten
DEZEMBER 2009
3
Vision auf festem Fundament
Sie ist auf der Hälfte ihrer künftigen Höhe angekommen und überragt bereits die Speicherstadt: Immer deutlicher zeichnet sich die Kontur der Elbphilharmonie
auf dem historischen Kaispeicher A ab. Beim Bau eines der besten Konzertsäle weltweit, aber auch einer Stätte der breiten öffentlichen Nutzung und Bildung,
werden mehrere zehntausend Planungs- und Bauprozesse zeitgleich gesteuert – und dabei präzise wie die Einsätze und Läufe einer Symphonie dirigiert
schoss angekommen und damit 65 Meter hoch sein. Obwohl
das Bauwerk seine endgültige Höhe erst bei 110 Metern erreicht, übt es an seinem Standort am westlichen Entree zur
HafenCity schon heute eine beeindruckende Präsenz aus.
In einer bereits beachtlichen Höhe von 37 Metern erhält es
eine öffentliche Plaza, sie wird oberhalb des historischen Kaispeichers A angelegt. Dieser 1963 nach Entwürfen des Hamburger Architekten Werner Kallmorgen gebaute ehemalige
Kakaospeicher dient dem Konzerthaus gewissermaßen als
Sockel. Hier oben bieten sich spektakuläre Ausblicke auf den
Fluss, den Hafen, die HafenCity und die weitere Stadt. Mit
der Eröffnung der Elbphilharmonie wird die Plaza dann unabhängig vom übrigen Betrieb des Gebäudes für alle Bürger
sowie Besucher der Hansestadt zugänglich sein. Bereits heute
führen Treppenaufgänge – und zurzeit auch noch Bauaufzüge
– weiter nach oben, hinein in den eigentlichen Neubau. Die
ersten Elemente der charakteristischen Fassade sollen dort im
Dezember montiert werden: tonnenschwere Glaselemente,
die sich Stück für Stück zu einer wellenartig geformten, kristallinen Struktur zusammenfügen.
Statik und Akustik wurden anhand
von Modellen getestet
Auf der zwischen Elbe und Sandtorhafen herausragenden Spitze des Dalmannkais wächst das neue Hamburger Wahrzeichen in die Höhe. Die 50-MeterMarke ist zum Jahreswechsel überschritten, der als Terrasse zum Wasser gestaltete Vorplatz hat ebenfalls Gestalt angenommen. Auf dem Fundament
des früheren Speichers beginnt nun der Aufbau der markanten Glasfassade. Nach ihrer Fertigstellung wird die Elbphilharmonie 110 Meter hoch sein
DALMANNKAI Das Patschen und Platschen von Gummistiefelsohlen hallt vom Beton der Decke zurück, der Weg führt
durch einen Wald von Stützpfeilern und eine aus zahlreichen
Pfützen bestehende Seenlandschaft: Ein Herbstregen hat
das achte Obergeschoss der Elbphilharmonie unter Wasser
gesetzt. Doch so etwas ist beim derzeitigen Stand der Bauarbeiten kein Grund zur Besorgnis, sondern für Arbeiter wie
Ingenieure nur „business as usual“.
Wer Visionen habe, solle zum Arzt gehen, hatte der Hamburger Altbundeskanzler Helmut Schmidt noch während seiner
Amtszeit bissig geraten. Bei einem Besuch der gigantischen
Baustelle auf der Spitze des Dalmannkais stellen sich allerdings, trotz oder gerade wegen der nüchternen Realität des
Rohbaus, unweigerlich Visionen ein – die jedoch kaum einer
Behandlung bedürfen. Sorgsam und präzise werden hier die
Entwürfe der beiden Schweizer Architekten Jacques Herzog
und Pierre de Meuron umgesetzt, seit mittlerweile sechs Jahren begeistern ihre Pläne für ein neues Hamburger Konzerthaus sowohl Musikliebhaber als auch Architekturfans.
Die Zukunft der Elbphilharmonie, so wird beim Baustellenrundgang deutlich, ist keine „Spökenkiekerei“, wie der niederdeutsche Begriff für haltlose Phantastereien lautet, sondern
eine sichere Sache. Auch wenn die Bauarbeiten noch bis Ende
2011 andauern werden, ist mittlerweile schon klar erkennbar,
was hier entsteht. Immer weiter strebt die Elbphilharmonie in
den Himmel, Ende 2009 wird der Bau bereits im 16. Oberge-
Hinter der fast schwerelos wirkenden Anmutung dieser
mehrschichtigen gläsernen Elemente verbirgt sich eine aufwendige Konstruktion, die zugleich Wärmedämmung und
Wetterfestigkeit garantiert. Mit dem sogenannten dynamischen Fassadentest wurde sichergestellt, dass die Scheiben
selbst während eines Orkans stand- und dichthalten. Bei diesem Test nach europäischen und amerikanischen Normen erzeugte ein Flugzeugmotor Böen mit Windgeschwindigkeiten
von bis zu 150 Stundenkilometern. Über ein Sprühgerüst wurde die Fassade zudem mit zwei Litern Wasser pro Minute und
Quadratmeter beregnet. Eine Stunde lang wurden die zum
Teil gebogenen und beschichteten Elemente der Glasfassade
Wind und Wasser sowie einem Unterdruck auf der Gebäudeinnenseite ausgesetzt: Nicht ein einziger Tropfen fand dabei seinen Weg durch die aneinandergefügten Fassadenelemente!
Um allen Konzertbesuchern ein optimales Klangerlebnis zu
bescheren, stellte der japanische Meisterakustiker Yasuhisa
Toyota umfangreiche Berechnungen an – und unternahm
schließlich seinerseits mit Hilfe eines Modells im Maßstab 1 : 10
zahlreiche Proben aufs Exempel. Dafür hatte er den Saal bis
ins kleinste Detail nachbilden lassen. In Filz gekleidete Puppen
simulierten das Publikum, selbst die Umgebungsluft wurde
angepasst, ihr Sauerstoffanteil dabei variiert.
Dann schickten Toyota und seine Mitarbeiter Klänge durch
das Modell. Unzählige Male fingen die Akustiker und Ingenieure ihre Töne mit stets neu positionierten Mikrofonen auf,
sie analysierten die Qualität des Klangs an den unterschiedlichsten Orten innerhalb des Konzertsaals. Durch teilweise
minimale Veränderungen des Modells beeinflussten sie immer wieder die Reflexion der Schallwellen. Als Resultat ist auf
Mit der Elbphilharmonie erhält Hamburg einen der besten Konzertsäle der
Welt und ein neues Wahrzeichen, dessen
Nutzungskonzept allen Hamburgerinnen
und Hamburgern gewidmet ist. Ab 2012
wird das Gebäude zur neuen Heimat des
NDR-Sinfonieorchesters, welches zu den
führenden Konzertorchestern Deutschlands zählt. Seit 2004 leitet Christoph
von Dohnányi das zukünftige Residenzorchester der Elbphilharmonie, zur Saison
2011/2012 übernimmt dann Thomas Hengelbrock den Taktstock des Chefdirigenten.
Auch das Ensemble Resonanz, eines der
herausragenden deutschen Streicher-
4
ensembles, findet im Konzerthaus auf
der Spitze des Dalmannkais ein neues Zuhause. Regelmäßig ist das Ensemble im
Rahmen der Konzertreihe „Resonanzen“
zu hören. Alle Hamburger und Hamburgerinnen sind außerdem zu den von der
Stiftung Elbphilharmonie geförderten
Veranstaltungsmodulen „HörProbe“ und
„Lauschangriff“ eingeladen. Bei freiem
Eintritt können sie dort die Probenarbeit
erleben und sich im Gespräch mit den Musikern unmittelbar vor deren Auftritten
auf Konzertabende einstimmen.
Neben weiteren, gastierenden klassischen Orchestern und Ensembles werden
auch Musiker anderer Genres (etwa Pop
und Jazz) in der Elbphilharmonie auftreten, fast jeder Musikgeschmack wird hier
also bedient. Als echte Bürgerphilharmonie erweist sich Hamburgs neues Wahrzeichen überdies durch seinen musikpädagogischen Bereich mit einem „Klingenden
Museum“, in dem sich Instrumente von
der Posaune bis zum Schlagwerk testen
und spielen lassen. Hier sollen speziell
entwickelte Programme Kindern und Erwachsenen Gelegenheit geben, die Funktionsweise von Musikinstrumenten zu
verstehen.
Speziell an die Jugend richten sich Angebote, die unter dem Motto „ZukunftsMusik“ zusammengefasst sind. Dieses
Projekt, das von der Stiftung Elbphilharmonie und dem Fonds ZukunftsMusik der
Körber-Stiftung ermöglicht wird, bildet
den Rahmen für Begegnungen von professionellen Musikern mit Hamburger
Schülerinnen und Schülern. Hiermit, aber
auch mit Attraktionen wie dem Schlagzeugworkshop für Auszubildende oder der
Workshopreihe für Musikpädagogen wird
deutlich: Die Elbphilharmonie erschließt
die faszinierende Welt der Musik für alle
Bürgerinnen und Bürger der Stadt.
Weitere Infos: www.elbphilharmonie.de
DEZEMBER 2009
Fotos: Herzog & de Meuron (1), Thomas Hampel/ELBE&FLUT (3), ReGe Hamburg (1)
NUTZUNGSKONZEPT: DIE BÜRGERPHILHARMONIE
IM FOKUS
I NTE RVI EW
„Der Fassade beim Wachsen zusehen“
HafenCity News: Die Elbphilharmonie erregt weit über Deutschland hinaus Aufsehen. Doch wer sie realisiert, ist selbst bei
vielen Hamburgern unbekannt. Was machen Sie, Herr Leutner?
Heribert Leutner: Die ReGe Hamburg Projekt-Realisierungsgesellschaft mbH ist eine städtische Managementgesellschaft,
die bei Großprojekten Planungs- und Bauherrenaufgaben für Hamburgs öffentliche
Verwaltung wahrnimmt. Unser Leistungsspektrum umfasst sämtliche Bereiche der
Planungs- und Bauherrenaufgaben von Genehmigungsverfahren über Ausschreibungen und Vergaben bis zur Abnahme.
HafenCity News: Welche besonderen Anforderungen müssen Sie bei der Realisierung berücksichtigen?
Leutner: Eine Besonderheit des Projektes
ist die Vielfalt der verschiedenen Nutzungen. Bei der Elbphilharmonie handelt es
sich um ein klassisches Beispiel von Public-Private-Partnership: Öffentliche und
private Bauherren haben sich also zusammengeschlossen, um dieses Gebäude gemeinsam zu planen, zu finanzieren, zu
bauen und schließlich auch zu betreiben.
Dementsprechend werden neben öffentlichen Bereichen wie den Konzertsälen
und der Plaza auch private Anteile realisiert, beispielsweise das Parkhaus, das Hotel und die Eigentumswohnungen. Daraus
ergeben sich dann vielfältige Anforderungen, etwa weil der Hotelgast ganz andere
Wünsche und Bedürfnisse hat als der Konzertbesucher.
HafenCity News: Aber der spektakuläre
Entwurf des Schweizer Architekten-Duos
Herzog & de Meuron birgt doch sicher vor
allem bautechnische Herausforderungen?
Leutner: Die größten Herausforderungen
lagen hier im Bereich Tragwerk, Statik und
Rohbau. Lassen Sie mich nur ein Beispiel
herausgreifen: Zurzeit entstehen die Rippen für die Schale des großen Konzertsaals.
Bildlich gesprochen wird nach ihrer Fertig-
stellung ein zweiter Betonsaal in diese
Saalschale eingefügt. Durch diese Zweischaligkeit werden Geräuschemissionen
und -immissionen minimiert. Der Konzertsaal lässt sich so akustisch weitgehend
vom übrigen Gebäude abkoppeln. Architekten, Statikern und nicht zuletzt den Arbeitern da draußen verlangt diese Bauweise wahre Meisterleistungen ab.
HafenCity News: Und welche wichtigen
Schritte folgen jetzt?
Leutner: Wir beginnen jetzt ab Dezember
mit der Montage der Glasfassade. Sie wird
sich aus insgesamt 2.200 Einzelteilen zusammensetzen – von denen jedes einzelne
etwa so viel wiegt wie ein Kleinwagen. Es ist
schon faszinierend, dieser spektakulären
Fassade beim Wachsen zusehen zu dürfen.
HafenCity News: Ist die Fertigstellung bis
Ende 2011 gesichert?
Leutner: Wir verfolgen die Terminplanung
sehr detailliert. Nachdem wir vor einem Jahr
mit dem Projekt in stürmischer See waren,
Heribert Leutner ist Geschäftsführer
und Sprecher der Geschäftsführung der
ReGe Hamburg Projekt-Realisierungsgesellschaft mbH
bewegen wir uns heute innerhalb des Zielkorridors. Ich gehe also fest davon aus, dass
wir die gesetzten Fristen einhalten und im
Mai 2012 die großartige Eröffnung der Elbphilharmonie feiern werden.
Geschosse gegen seine innere Hülle derart abgefedert. Durch
diese revolutionäre Bauweise, die ähnlich für den kleinen Konzertsaal angewandt wird, lässt sich eine weitgehende akustische Abkopplung vom übrigen Bauwerk erzielen. So wird das
Eindringen von Störgeräuschen verhindert – was eine weitere
Voraussetzung für die Erschaffung des perfekten Klangerlebnisses darstellt.
Während die Höhe des Rohbaus weiter der 110-Meter-Marke
entgegenstrebt, wird auf tieferen Stockwerken bereits am Innenausbau gearbeitet. Viele verschiedene Gewerke sind jetzt
gleichzeitig im Einsatz, rund 1.000 Menschen arbeiten auf der
Baustelle, 20.000 Prozesse gilt es parallel zu steuern. Ob Materiallieferungen oder Arbeitsschritte, alles muss so präzise ineinandergreifen wie die Zahnräder eines Schweizer Uhrwerks oder
wie die Läufe und Einsätze einer komplexen Symphonie. Nur
dank dieser Präzision kann sich hier, auf der Kaispitze zwischen
Sandtorhafen und Elbe, jetzt wahrhaft Bemerkenswertes vollziehen: Aus einer Vision erwächst hier Wirklichkeit.
Info:
Nüchterner Rohbau-Charme prägt zurzeit das Innere der Elbphilharmonie, auch das Tragwerk zeigt sich noch unverkleidet
jedem der 2.150 Sitzplätze des großen Saals künftig ein perfektes Musikerlebnis zu erwarten, Musikliebhaber aus aller Welt
schwärmen daher vom neuen Hamburger Konzerthaus: „Der
Entwurf ist schön, die Akustik erstklassig“, sagt Klaus Jacobs,
Leiter der New Yorker Carnegie Hall.
Doch die Elbphilharmonie lässt sich nicht auf diesen – zugegebenermaßen beeindruckenden – Saal reduzieren. Sie wird
darüber hinaus über einen kleinen Saal für 550 Gäste und eine
Studiobühne mit weiteren 170 Sitzplätzen verfügen. So können hier Musiker von unterschiedlichem Bekanntheitsgrad
Bauwerk und seiner weiteren Realisierung, Ingenieure und Arbeiter sind inzwischen mit dem Bau des großen Saals beschäftigt. Dessen schüsselförmiges Bett zeichnet sich bereits klar
ab, es erinnert an ein antikes Amphitheater. Hoch konzentriert
arbeiten Stahlflechter an metallenen Gerippen für Formen,
die vor Ort mit Beton ausgegossen werden. Eine weitere bauliche Besonderheit wurde bereits realisiert: Der künftig 12.500
Tonnen schwere Konzertsaal lagert elastisch auf 362 stählernen Federpaketen. Später werden auch die darüberliegenden
Führungen über die Baustelle der Elbphilharmonie werden
sonntags stündlich zwischen 11 und 16 Uhr angeboten, Interessierte melden sich 30 Minuten vorher im Pavillon Elbphilharmonie auf den Magellan-Terrassen an. Eine Ausstellung zur Architektur und Nutzung des Konzerthauses ist im Erdgeschoss
des Pavillons während des Winterhalbjahrs täglich von 9 bis
18 Uhr geöffnet. Im ersten Stockwerk befindet sich hier auch
das zur Perfektionierung der Akustik verwendete 1 : 10-Modell
des großen Konzertsaals, seine Besichtigung ist während des
Winterhalbjahrs von Donnerstag bis Sonntag zwischen 10 und
17 Uhr möglich.
Die Kulturmetropole Hamburg wird in allen
Bereichen kräftigt aufgewertet
und aus verschiedenen Genres (neben Klassik etwa auch Pop
oder Jazz) auftreten. Außerdem wird für das Haus ein umfangreiches musikpädagogisches Angebot entwickelt, sowohl
Kindern als auch Erwachsenen soll es ein tieferes Verständnis
von Musik vermitteln (siehe Kasten).
Durch die Integration dieser unterschiedlichen Nutzungen
ist von dem Konzerthaus eine kräftige, weit über den Bereich
der klassischen Musik hinausgehende Aufwertung der Kulturmetropole Hamburg zu erwarten. „Ich glaube, dass Hamburg
es sich nicht leisten kann, die Elbphilharmonie nicht zu bauen“,
brachte es Sir John Tusa auf den Punkt. Als Leiter des Barbican
Center in London hat er bis zum Jahr 2007 selbst eines der
weltweit führenden Häuser für darstellende Künste geleitet.
Das Projekt, so Tusa, sei „eine große Chance für die Musik, für
die HafenCity, für Hamburg“.
Derzeit liegt der Fokus allerdings noch auf dem physischen
DEZEMBER 2009
Weite Teile des ehemaligen Kaispeichers A werden künftig als Parkhaus genutzt (links), ihre endgültige Gestalt (rechts)
erhält die Elbphilharmonie bis Ende 2011
5
Kleine Hafenmeister auf Erkundungstour
Als „Kleine Hafenmeister ganz groß“ entdecken Kinder spielerisch die HafenCity und machen sich die Stadt dabei zu eigen.
Denn wer seine Umgebung partnerschaftlich erfährt, so die Idee hinter dem Projekt, übernimmt später auch Verantwortung
baut, ausgewachsene Männer sind das, fast
schon Profimusiker. Mit acht Mitschülerinnen
aus der Katharinenschule stimmt das Mädchen jetzt ein Lied an: „Bumbum, boingboing,
ich hab’ Musik im Blut!“ Der Lotsenchor
lauscht erstaunt, Passanten
bleiben stehen, schunkeln
und klatschen im Takt, nach
der Darbietung spenden sie
begeistert Applaus. Amélies
Wangen beginnen zu glühen. Sie hat schon so viel erlebt an diesem Tag.
Kinder sind Meister darin,
eine neue Umwelt spielend
zu erforschen oder selbst bekanntes Terrain spielerisch
neu zu entdecken. Dieser
Forscherdrang, an dem sie
Spielen und lernen: Am besten lassen sich die Backsteinreliefs
wachsen und der gleichzeider Warftwände spielerisch „begreifen“
AM SANDTORPARK Aufgeregt steht
die kleine Amélie vor der Elbphilharmonie,
hinter ihrem Rücken drehen sich die Kräne auf
der riesigen Baustelle. Neben ihr hat sich der
Hamburger Lotsenchor für eine Probe aufge-
tig ihre Umwelt um neue Facetten bereichert,
steht im Zentrum des Projekts „Kleine Hafenmeister ganz groß – Kinder bewegen die
HafenCity“. Als Entdecker betätigen sich rund
150 Kita- und Hort-Kinder, die seit Sommer
2009 im Gebäude der Katharinenschule am
Sandtorpark betreut werden. Die Regie liegt
bei der Katharinen-Kita, dem Kinderbetreuungs-Dienstleister pme Familienservice und
der Hauptkirche St. Katharinen.
Bis mindestens Sommer 2010 wird jeden
Monat eine andere Erkundungstour durch die
wachsende HafenCity angeboten. Die Kinder
besuchen Anwohner, befragen Architekten
oder lassen sich von Barkassenkapitänen in
die Steuerung dieser künftig auch im neuen
Stadtteil verkehrenden Boote einführen. Sie
erklettern die mit Backsteinreliefs geschmückten Warftwände, rennen in Formation über die
Magellan-Terrassen oder balancieren – so wie
jetzt Amélie – über die „Lungomares“ genannten Sitzmöbel auf der Dalmannkai-Promenade.
„Kinder entdecken versteckte Spielmöglichkeiten“, erklärt Hort-Leiterin Alina Samson
die Idee des Projekts. „Gleichzeitig lernen sie,
Verantwortung für sich selbst und ihren städtischen Lebenskontext zu übernehmen.“ Denn
auf ihren Expeditionen lernen Amélie und die
anderen den Stadtteil immer besser kennen,
sie bilden sich eigene Meinungen und knüpfen
selbstständig Beziehungen zu den Menschen
des Viertels.
„Die HafenCity ist ein Ort, der für Kinder
viele Möglichkeiten bietet und an dem sie
willkommen sind. Das wollen wir mit diesem Projekt unterstreichen“, fasst Erzieherin
Samson zusammen. An dem Prozess und den
Ergebnissen darf man aber auch im weiteren
gesellschaftlichen Sinne interessiert sein, zum
Beispiel im Sinne der Förderung von zivilgesellschaftlichem Engagement. Deshalb wird
das Projekt unterstützt: Die Körber-Stiftung
und die HafenCity Hamburg GmbH stellen im
Rahmen der Initiative „Anstiften! 50 Impulse für Hamburg“ zusammen 10.000 Euro zur
Verfügung.
Der vernetzte Stadtteil
Mit einer ganz besonderen Dynamik entwickelt sich das nachbarschaftliche Miteinander in der HafenCity.
Jetzt haben engagierte Bewohner ein „Netzwerk HafenCity“ gegründet: Hier wollen sie ihre Interessen
abstimmen – und sich eine Stimme in der Stadt verschaffen
6
Susanne Wegener (Mitte) ist die Vorsitzende des Netzwerks HafenCity e. V.
deren Hamburger Stadtteilen. Zwar verfügen diese meist
über Beiräte, doch deren Mitglieder werden nicht gewählt,
sondern vom Bezirk eingesetzt. Und die zahlreichen Bürgervereine sind meist der Arbeit an Einzelthemen verschrieben.
Ein Grundprinzip des Netzwerks HafenCity dagegen ist
es, dass es nicht Partikularinteressen durchsetzen, sondern
das gemeinschaftliche Wohl aller Akteure fördern will. „Beispielsweise beschweren sich vereinzelt Bewohner über die
gelegentliche Geräuschkulisse des Traditionsschiffhafens“,
berichtet Wegener. Das Netzwerk HafenCity dagegen bekenne sich klar zum Leitbild eines ebenso urbanen wie maritimen Stadtteils. „Und dessen Lebendigkeit ist natürlich
nicht ganz geräuschlos zu haben!“
Innerhalb des Vereins können verschiedene Gruppen auch
eigene Strukturen etablieren, zum Beispiel denken Einzelhändler über eine Stammtischgründung nach. Wenn es in
einzelnen Punkten – etwa beim Thema Außengastronomie
– zu Interessengegensätzen mit anderen Gruppen im Stadtteil kommt, lassen sich diese dann unter dem Dach des Netzwerks HafenCity e. V. lösen.
Wichtig ist Susanne Wegner ebenfalls der enge Kontakt
zur den Stadtteil entwickelnden HafenCity Hamburg GmbH
sowie zum Bezirk Hamburg-Mitte, in dessen Zuständigkeit
die HafenCity nach und nach übergeht. Ein mit diesen Partnern abzustimmendes Thema sei etwa die Regelung der
Verkehrsanbindung zur Elbphilharmonie oder die Dichte der
Events auf den Kaizungen. Die Definition weiterer Themen
und die Weiterentwicklung der Strukturen sollen in naher
Zukunft folgen.
„Das ist jetzt Sache der Mitglieder“, betont Wegener. „Die
Gründungsveranstaltung war ein formaler Akt, die wirkliche inhaltliche Arbeit beginnt erst.“ Und zur Teilnahme
daran sind alle Interessierten herzlich eingeladen: Die Mitglieder des Netzwerks HafenCity e. V. kommen künftig zu
regelmäßigen öffentlichen Treffen zusammen.
DEZEMBER 2009
Fotos: Bina Engel (2), Dr. Frank Engelbrecht (1), Thomas Hampel/ELBE&FLUT (2)
„Ein neu entstehender Stadtteil hat eine ganz eigene Entwicklungsdynamik“, sagt der Stadtsoziologe Dr. Marcus
Menzl von der HafenCity Hamburg GmbH. Zudem werden
in der HafenCity unterschiedliche Nutzungen wie Wohnen,
Arbeiten, Freizeit und Tourismus eng verzahnt. Da liege es
in der Natur der Sache, dass verschiedene Nutzer mitunter entgegengesetzte Interessen verfolgten. Der Abstimmungsbedarf sei höher als in bestehenden, sich nur langsam verändernden Quartieren. „Es ist fantastisch, dass die
Nutzer der HafenCity ihre eigenen Strukturen ausbilden
und eigene Lösungswege für mögliche Probleme finden.
Potenzielle Konflikte können damit im Vorfeld geklärt werden“, so Menzl.
Doch vor allem soll das Netzwerk ein konstruktives Forum
für den Dialog darstellen und das kulturelle und soziale Kapital der hier engagierten Privatpersonen und Organisationen bündeln. Denn ein Kennzeichen der jungen HafenCityNachbarschaft ist ihr hoher Anteil an aktiven, interessierten
und gut vernetzten Menschen. „Wenn es gelingt, diese
Potentiale zu bündeln, lässt sich viel für den Stadtteil erreichen“, sagt Menzl. Das entstehende Netzwerk soll also
Austauschmöglichkeiten systematisieren, dabei nach innen
wie nach außen wirken. In seinem Rahmen kann an großen
grundsätzlichen Themen genauso gearbeitet werden wie
an scheinbar kleinen alltäglichen Fragen.
Solche
Überlegungen
hatten neben Susanne
Wegener viele andere Bewohner des neuen Stadtteils überzeugt. Im Januar
2009 kamen sie zu einem
ersten Treffen zusammen,
anschließend erarbeiteten sie ein halbes Jahr
lang Struktur und Satzung
des Zusammenschlusses.
Schnell wurde klar, dass es
in der HafenCity einer eigenen Organisationsform
bedurfte: Flexibilität und
Offenheit eines Netzwerks
sollten mit der Verbindlichkeit eines eingetragenen
Vereins kombiniert werden. So unterscheidet sich
das Netzwerk HafenCity
e. V. grundsätzlich von ZuRege Teilnahme: Rund 60 Interessierte versammelten sich für die Gründungsveranstaltung des Netzwerks
sammenschlüssen in anHafenCity im Gemeinschaftsraum der Martha Stiftung
HAFENCITY „Oftmals müssen Sie sogar Ihre Verwandtschaft mit einbeziehen, um die für eine Vereinsgründung benötigten sieben Mitglieder zu akquirieren“,
sagt Susanne Wegener. Für die konstituierende Sitzung
des Netzwerks HafenCity e. V. dagegen hatten sich am
6. Oktober gleich 50 Interessierte im Gemeinschaftsraum
der Martha Stiftung am Kaiserkai versammelt. „Einer ist
sogar eingeflogen, weil er mit der Bahn nicht mehr pünktlich angekommen wäre“, erzählt Wegener, die aus dem
Kreis der schließlich 37 Gründungsmitglieder zur Vereinsvorsitzenden gewählt wurde.
Die Entstehung des Netzwerks HafenCity e. V. ist Ausdruck eines besonderen nachbarschaftlichen Miteinanders.
Neben vielen Bewohnern sind auch Initiativen, Institutionen und Firmen beigetreten, integrierend wirkte dabei
nicht zuletzt Susanne Wegeners steter Einsatz. Sie hatte
sich schon vor Jahren für regelmäßige Nachbarschaftstreffs
im Gemeinschaftsraum der Baugenossenschaft BergedorfBille engagiert, weitere Projekte mit angestoßen – und so
zum Zusammenwachsen der neuen Nachbarschaft beigetragen. Aus diesen Anfängen entwickelte sich die – auch
von der HafenCity Hamburg GmbH – unterstützte Idee
eines Quartierbeirats oder Netzwerks; erstmals wurde sie
im November 2008 auf einer Bewohnerversammlung aufgegriffen.
IM PORTRÄT
Aktiv altern: Wohnkonzepte für Senioren
Unabhängig urban, und gleichzeitig nachbarschaftlich geborgen: So leben Senioren in einem von der Martha Stiftung initiierten Wohnprojekt am Kaiserkai.
Wer später einmal betreuungsbedürftig wird, zieht nicht aus – sondern kann flexibel die vom Betreiber gebotenen, umfassenden Dienstleistungen buchen
sind und sich auch bei später
zunehmendem Betreuungsbedarf größtmögliche Unabhängigkeit bewahren wollen.
Die ihren Bedürfnissen angepassten Apartments bieten
dafür beste Voraussetzungen.
Zurzeit ist der jüngste Bewohner der Seniorenwohnungen
55, der älteste 89 Jahre alt.
Deshalb spricht der ehemalige Sozialpädagoge Czycholl
lieber von einem „spannenden
Zwei-Generationen-Haus“:
Und auch die sozialen Hintergründe der Bewohner zeichnen sich durch Vielfalt aus:
Ein ehemaliger Fleischereifachverkäufer wohnt neben
Am liebsten erkundet Claus Czycholl die HafenCity auf Fahrradtouren. Als Mieter im Wohnprojekt der Martha
einem emeritierten Professor,
Stiftung bewahrt sich der 66-Jährige auch in fortgeschrittenem Alter größtmögliche Unabhängigkeit
manche Mieter kommen aus
HAFENCITY Erst gestern wieder musste Claus Czycholl anderen Hamburger Stadtteilen oder dem Umland, manche
Aufklärungsarbeit leisten. Nein, in einem Altersheim wohne er sind aus München, Westfalen oder dem Harz zugezogen.
Bisher hat noch keiner der gegenwärtig 24 Haushalte des
ganz bestimmt nicht, betont der hoch gewachsene, drahtige
66-Jährige. Seit Juni leben Czycholl und seine aus Finnland Wohnprojekts Pflegebedarf angemeldet. Das Konzept ist auf
stammende Frau in einer hellen, hohen und mit hellen Holz- Mieter abgestimmt, die beim Einzug weitgehend selbstständig
dielen ausgestatteten Wohnung am Kaiserkai 42–44. Um ein sind. Doch mit den später zunehmenden Bedürfnissen der Beganz normales Apartment handelt es sich dennoch nicht, son- wohner wird die diakonische Martha Stiftung ihre Pflegedern um eine von der Martha Stiftung betriebene „Senioren- dienstleistungen ausdehnen. Als Generalmieterin und Betreiwohnung mit Service“, die das Leben in der Stadt auch für äl- berin bietet sie einen flexiblen und individuellen Service.
tere Menschen attraktiv macht. Mit diesem Angebot liegt die
Zusätzlich zu einem obligatorischen Basispaket (66 bis 99
Stiftung im Trend: Auch in urbanen Gemeinschaften wird die Euro) sind hauswirtschaftliche Dienstleistungen, Assistenz bei
Rolle von Älteren endlich verstärkt anerkannt. Bisher zieht es der Organisation von Freizeitaktivitäten oder ambulante Pfleviele Ruheständler aus der Stadt fort, neu durchdachte Wohn- ge buchbar. Eine gute medizinische Versorgung ist ebenfalls
konzepte wie das Wohnprojekt am Kaiserkai wollen dieser gewährleistet: Im Erdgeschoss des Gebäudes haben unter anEntwicklung entgegenwirken.
derem ein Allgemeinmediziner, ein Zahnarzt und ein Internist
43 barrierefreie Wohnungen stehen hier zur Verfügung für ihre Praxen eröffnet. Deren Angebote stehen selbstverständMenschen, die trotz fortgeschrittenen Alters noch sehr aktiv lich allen Bewohnern der HafenCity zur Verfügung – wie übri-
gens ebenfalls die Dienstleistungen der Martha Stiftung. Auch
Senioren, die andernorts im neuen Stadtteil leben, können
also bei Bedarf den Pflegeservice anfordern.
Doch nicht nur wegen der seniorengerechten Infrastruktur
sind die meisten Mieter eingezogen. Sie legen Wert darauf,
eigenständig, innerstädtisch und doch sozial eingebunden zu
leben. Dies spiegelt sich auch im Angebot der gut besuchten
Veranstaltungen wider. Im Gemeinschaftsraum des Hauses
am Kaiserkai 42–44 werden Diavorträge geboten, montags
treffen sich rund 30 Menschen zu einer besonderen Yoga-Variante – dem Lachyoga. Auch Konzert- und Theaterbesuche
werden organisiert, überhaupt erscheint das Haus sehr lebendig. „Wir möchten gemeinsam mit den Bewohnern Schwerpunkte setzen und Angebote gestalten, die über die typischen
Themen des Älterwerdens hinausgehen“, erzählt Felix Sonntag, bei der Martha Stiftung für den Geschäftsbereich Seniorenwohnungen zuständig: „So vielseitig und individuell wie
die Menschen sind, soll auch das Alter verlaufen können“.
Auch die Veranstaltungen stehen Teilnehmern aus der ganzen Nachbarschaft offen, zum Yoga kommen manche sogar
extra aus anderen Stadtteilen. Die meisten dieser Angebote
entwickeln die Bewohner sogar selbst, schon in der Findungsphase des jungen Wohnprojektes stellen sie starkes
Engagement unter Beweis. Wenn etwa der begeisterte Radrennfahrer Claus Czycholl nicht gerade auf einer 400-Kilometer-Langstreckentour unterwegs ist, bietet er Fahrradtouren durch die HafenCity an.
„Unsere Mieter sind sehr aktiv am gesamten Quartier interessiert, als Wohnhaus möchten wir uns an der Entwicklung
beteiligen“, so Felix Sonntag. Wer in das von der PLUS Bau
Projektentwicklungs GmbH realisierte Gebäudeensemble ziehe, den zeichne „eine große Offenheit und die Lust auf neue
Erfahrungen“ aus. Die lebendige Atmosphäre des wachsenden
Stadtteils habe die Bewohner ebenso begeistert wie seine kurzen Wege und die außergewöhnliche Hilfsbereitschaft seiner
Bewohner. So ist auch Claus Czycholl vom Wohnprojekt und
seinem Standort gleichermaßen überzeugt: „Hier geht es für
uns nochmal zurück ins bewusste Leben.“
P O RTRÄT
Die Familienmanagerin
Als Leiterin des pme Familienservice Hamburg/Nord entwickelt Margit Werner innovative Lösungen zur Vereinbarkeit
von Familie und Beruf. In der HafenCity bietet ihr Unternehmen jetzt die Betreuung „CompanyKids“
HAFENCITY Nach ihrer Motivation
befragt, muss Margit Werner nicht lange
überlegen. Als Leiterin des pme Familienservice Hamburg/Nord will sie Eltern zur
gelungenen Verbindung von Familie und
Beruf ermutigen. Es sind ihre persönlichen
Erfahrungen, von denen die gelernte Erzieherin dabei besonders profitiert.
Noch heute ärgert sich Margit Werner etwa über die über die schlechte Betreuungsqualität in der früheren Kita ihres Sohnes.
Damals hatte sie bereits die Leitung des
Hamburger pme-Standortes inne. „Das
muss doch auch anders gehen“, sagte sich
die heute 46-Jährige, deren süddeutsche
Sprachmelodie ihre Allgäuer Herkunft verrät. Ihre Verbesserungsideen setzte Margit
Werner kurzerhand bei pme um.
Mit 900 Mitarbeitern zählt pme zu den
größten deutschen Betreuungsdienstleistern für Kinder. In der ersten Kita der
HafenCity im Gebäude der Katharinenschule wird neuerdings das Betreuungskonzept „CompanyKids“ umgesetzt, bei
dem ein junges Team aus Pädagogen für
eine flexible und kurzfristige Notfallbe-
DEZEMBER 2009
treuung zur Verfügung steht. Werner greift
zur Bezeichnung des Angebots aber lieber
auf einen Anglizismus zurück und spricht
vom „Backup-Service“: „Kinder sind doch
keine Notfälle!“
Der Backup-Service richtet sich zunächst
an Mitarbeiter von kooperierenden Firmen
aus dem Stadtteil oder dessen näherer Umgebung, dazu gehören die Commerzbank,
SAP oder die Spiegel-Gruppe. Darüber
hinaus bietet pme eigene Kita-Plätze für
Unternehmen und stellt außerdem eine
Hort-Betreuung für die Schüler der Katharinenschule.
Aus ihrem Selbstverständnis als „Familien-Managerin“ heraus ist es für Margit
Werner keine Frage, dass sie die vor ihrem
Büro herumtobenden Kinder mitunter
auch persönlich betreut. Ebenso sicher wie
zwischen ihren Schützlingen bewegt sie
sich unter Geschäftsleuten. Wenn Werner
von ihren Firmenkunden spricht, dann lobt
sie deren „Support“ und „Commitment“.
Eltern, vor allem die Mütter, bestätigt
Margit Werner immer wieder in ihrem
Wunsch, neben der Kindererziehung wei-
ter im erlernten Beruf zu arbeiten. Aus
eigener Erfahrung weiß sie, dass dafür
die Unterstützung des Arbeitgebers entscheidend ist. Als Margit Werner, damals
Leiterin der Filiale von pme Familienservce
in München, vor etwa zehn Jahren ihr erstes Kind erwartete, beschloss sie, zu ihrem
Mann nach Hamburg zu ziehen.
„Wunderbar“, gratulierte die pme-Gründerin Gisela Erler begeistert, „dann kannst
du die Hamburger Filiale gleich mit übernehmen.“ Doch Margit Werner fragte
sich: Warum sollte sie sich eine solche
Doppelbelastung zumuten? „Weil du das
schaffst“, so Erlers überzeugte Antwort.
Gemeinsam mit zunächst nur einem Praktikanten baute Margit Werner daraufhin
den Standort Hamburg/Nord auf, der heute sieben Anlaufstellen unterhält. Inzwischen beschäftigt sie 70 engagierte Mitarbeiter und arbeitet allein in Hamburg mit
80 Firmenkunden zusammen. Auch am
jüngsten Standort HafenCity können Kinder, Mütter und Väter von ihrer Erfolgsgeschichte profitieren.
Weitere Infos: www.familienservice.de
Meistert Kindererziehung und Karriere: Nach
der Geburt ihres Sohnes baute Margit Werner
den 70 Mitarbeiter starken pme Familienservice
Hamburg/Nord auf
7
AUSBLICK
HAFENCITY 2010
Nachdem im Westen des Stadtteils 2009 das erste große Quartier fertiggestellt wurde, rücken jetzt die zentrale und die östliche HafenCity
vermehrt in den Fokus – eine Vorschau auf die wichtigsten Entwicklungsschritte und Ereignisse des kommenden Jahres
ÜBERSEEQUARTIER – Ab Frühjahr 2010 beginnt der Bau des
südlichen Überseequartiers. Im hier visualisierten Norden werden
ab Sommer kommenden Jahres bereits 300 Wohnungen bezogen,
zeitgleich eröffnen die ersten Geschäfte und Cafés. Gegenüber im
Elbtorquartier beginnt die intensive Bauphase.
STRANDKAI – Vom
30. Juli bis zum 1. August feiert Hamburg seine „Cruise
Days“. Mindestens sechs
Traumschiffe steuern den
Hafen an und machen teilweise am Kreuzfahrtterminal in der HafenCity fest.
Auch die Fans der „Queen
Mary 2“ dürfen sich freuen:
Am 8. und 13. Mai sowie am
16. und 26. August, können
sie die „Königin der Meere“
in der Hansestadt begrüßen.
BROOKTORK AI – Im
Frühjahr wird die neue Unternehmenszentrale des Germanischen Lloyds fertiggestellt.
Mit seinen rund 1.800 Hamburger Angestellten zieht der
Schiffs- und Industriezertifi zierer vom Vorsetzen an den
Brooktorkai.
ÖSTLICHE HAFENCITY –
Zehn Jahre nach Verabschiedung des
Masterplans durch den Hamburger
Senat wird 2010 eine überarbeitete
städtebauliche Konzeption für den
Ostteil der HafenCity – also für die
Quartiere Am Lohsepark, Oberhafen,
Baakenhafen und Chicago Square /
Elbbrückenzentrum – vorgelegt.
Fotos: Thomas Hampel/ELBE&FLUT (2), Michael Behrend/Überseequartier Beteiligungs GmbH (1), HafenCity Hamburg GmbH (1), Christian Spahrbier (1), WES&Partner/Felix Holzapfel-Herziger (1)
HAFENCITY / HAMBURG – Ein echter Leckerbissen für Musikliebhaber: Nach einem im August 2009 erfolgreich absolvierten Testlauf auf
den Magellan-Terrassen („Jazz-Picknick“) feiert im Mai 2010 das Festival
„Elbjazz“ Premiere! Boote bringen die Konzertbesucher von einer Bühne zur
anderen, künftig soll sich „Elbjazz“ als jährliches internationales Jazzfestival
etablieren.
IM PRESSUM
Verlag: HafenCity Hamburg GmbH,
Osakaallee 11, 20457 Hamburg
V. i. S. d. P.: Susanne Bühler
Redaktion: Henrike Thomsen
Text: Sascha Borrée, Henrike Thomsen
Mitarbeit: Jürgen Drommert, Eileen Stiller
Design: lab3 mediendesign, Hamburg
Schlussredaktion: Oliver Holzweißig
Druckerei: Langebartels & Jürgens, Hamburg
Die Veröffentlichung von Texten oder Textauszügen
darf nur nach Genehmigung der HafenCity Hamburg
GmbH erfolgen. Die in dieser Publikation enthaltenen
Informationen sind für die Allgemeinheit bestimmt;
sie erheben weder Anspruch auf Vollständigkeit noch
auf Richtigkeit.
18. Ausgabe, Hamburg, Dezember 2009
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Diese Publikation wurde
auf umweltfreundlichem
FSC-zertifiziertem Papier
gedruckt
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ERICUS – Am zentralen Entree der HafenCity wird in der zweiten Jahreshälfte die
Rohbauphase für das
Spiegel-Verlagsgebäude
abgeschlossen. Das architektonische Pendant
zur weiter westlich gelegenen Elbphilharmonie feiert – ebenso wie
weitere wichtige Bauten
beispielsweise am Sandtorpark – sein Richtfest.
IBA stärkt Partizipation
In die Gestaltung eines Platzes im Herzen des neuen Bildungszentrums „Tor zur Welt“
wurden Schüler und Eltern stark eingebunden
ELBINSEL Mit dem Entwurf „Menschen
und Kulturen“ ist jetzt ein IBA-Wettbewerb
der besonderen Art zu Ende gegangen: Seit
April hatten zunächst mehr als 150 Schüler
und Eltern Ideen für eine zentrale Begegnungsfläche – eine sogenannte Agora –
entwickelt. Über eine Straße hinweg soll sie
zukünftig die verschiedenen Teile des Bildungszentrums „Tor zur Welt“ verbinden.
Mit Beteiligung der Schüler hat sich eine Jury
unter Vorsitz der Verkehrsplaners Prof. Hartmut Topp jetzt für den Entwurf „Menschen
und Kulturen“ des Büros Breimann & Bruun
entschieden.
Der Entwurf verteilt stilisierte Schiffsrümpfe locker auf der gesamten Fläche. Sie kann
somit abwechslungsreich – etwa als Liegewiese oder Hindernisparcours – genutzt werden, auch ein Wasserbecken und eine kleine
Theaterbühne sind vorgesehen.
„Die Idee der stilisierten Schiffe passt sehr
gut zum Hafen und zum Selbstverständnis,
‚Tor zur Welt‘ zu sein“, lobt Jury-Vorsitzender
und IBA-Kuratoriumsmitglied Prof. Hartmut
Topp. Grundlage für den Entwurf von Breimann & Bruun waren zunächst die eingereichten Schülerbeiträge gewesen. Aus diesen erarbeiteten die Landschaftsarchitekten
dann insgesamt drei Planungsvarianten, die
Schülern und Jury bereits im September
schon einmal vorgestellt und zunächst abgelehnt worden waren.
„Ein beeindruckendes Beteiligungsverfahren, das wichtige Impulse für eine ungewöhnliche Gestaltung des öffentlichen
Raums gesetzt hat“, kommentiert IBA-Geschäftsführer Uli Hellweg die starke Einbindung insbesondere der Schüler. „Ich bin sehr
gespannt auf den weiteren Prozess, und ich
würde mir wünschen, dass auch beim Bau
der Agora die künftigen Nutzer des Bildungszentrums selber Hand anlegen könnten.“
Nach anfänglicher Kritik zeigen sich auch
die Ideengeber von dem Entwurf begeistert:
„Wir sind froh, dass sich unsere Wünsche
durchgesetzt haben, der Einsatz hat sich gelohnt. Dass wir sogar in der Jury vertreten
waren und mitentscheiden durften, fand ich
echt fair“, so Una Mahmutovic und Felix
Jünemann, Schüler am Gymnasium KiWi in
Wilhelmsburg.
Da die Agora verschiedene Teile des Bildungszentrums über die Krieterstraße hinaus
miteinander verbindet, wird der Entwurf jetzt
unter Berücksichtigung der verkehrsplanerischen Anforderungen noch verfeinert. Auch
an diesem Prozess sind die Schüler weiterhin
beteiligt. www.iba-hamburg.de
DEZEMBER 2009
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