Geschichte der Deutschen in den Vereinigten Staaten

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Geschichte der Deutschen in
den Vereinigten Staaten
Eine deutsche Siedlerfamilie in den 1880er Jahren im Grenzland von Nebraska.
Die Geschichte der Deutschen in den Vereinigten Staaten beginnt im 17. Jahrhundert mit
der Gründung der ersten europäischen Kolonie auf dem späteren Staatsgebiet der USA. An
der europäischen Besiedelung des nordamerikanischen Festlandes waren Deutsche von
Anfang an beteiligt, und bis ins zwanzigste Jahrhundert hinein bildeten sie – noch vor den
Briten, Iren und Italienern – sogar die stärkste Einwanderergruppe. Der größte Teil der
deutschen Einwanderer kam in der Zeit zwischen der Deutschen Revolution von 1848/49 und
dem Ersten Weltkrieg (1914–18); ihren Höhepunkt erreichte die deutsch-amerikanische
Migration im Jahre 1882, in dem ca. 250.000 Deutsche einreisten.
Die deutschen Einwanderer haben das gesellschaftliche, geistige und kulturelle Leben der
Vereinigten Staaten deutlich mitgeprägt, etwa im Bereich der Presse und der Religion.
Während die Deutschen bis ins 20. Jahrhundert eine der am besten organisierten und am
höchsten angesehenen Einwanderergruppen des Landes waren, deren Mitglieder es
gelegentlich zu beträchtlichen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Karrieren brachten,
zerfiel ihre kulturelle Eigenständigkeit im Verlaufe des 20. Jahrhunderts fast vollständig.
Hintergrund dieser jähen Assimilation war der Konflikt einer Bevölkerungsgruppe, die sich
als amerikanisch verstand, aber auch in einem Land verwurzelt fühlte, das mit den USA in
diesem Jahrhundert zweimal Krieg geführt hatte. Abgesehen von einigen Minderheiten, die –
wie die Texasdeutschen und die Amischen – Teile ihrer Kultur bis in die Gegenwart bewahrt
haben, pflegen die meisten Deutschamerikaner von ihrem kulturellen Erbe heute nur noch
folkloristische Relikte.
Der Druck zur Assimilation hat die deutsch-amerikanische Migration jedoch niemals
entmutigt oder beeinträchtigt, und als Arbeitsmigration von Akademikern besteht sie bis in
die Gegenwart fort.
Kolonialzeit (1607–1776)
(1607 1776)
Vereinzelt befanden sich Deutsche bereits unter den Pionieren, die die britischen Kolonien in
Nordamerika mitbegründeten und besiedelten. In größerer Zahl kamen deutsche Einwanderer
jedoch erst seit den 1680er Jahren nach Amerika. Ihr Ziel war manchmal Upstate New York
(dort u. a. das Mohawk-Tal) oder New Jersey, noch öfter aber Pennsylvenia, dessen für seinen
Liberalismus bekannter Gründer William Penn in den 1670er Jahren zweimal nach
Deutschland kam, um dort für die Besiedelung der Kolonie zu werben. Auch Reiseberichte
wie das 1756 veröffentlichte Buch Gottlieb Mittelbergers Reise nach Pennsylvanien im Jahr
1750. und Rückreise nach Teutschland im Jahr 1754[2] regten die Migration an.
Die deutschen Auswanderer verließen ihre Heimat aus unterschiedlichen Gründen. Viele
versuchten zu entkommen, weil die Landwirtschaft ihnen kein Auskommen mehr
ermöglichte; andere – Mennoniten, Amische, Herrnhuter Brüder und Tunker – wurden wegen
ihres Glaubens verfolgt; wieder anderen drohte eine Einberufung zum Militär. Die
nordamerikanischen Kolonien verhießen bessere wirtschaftliche Bedingungen als
Mitteleuropa, insbesondere boten sie die Aussicht auf Landbesitz. Um die Überseepassage,
die etwa einem Jahreseinkommen entsprach, zu finanzieren, verpflichteten sich fast 60% der
deutschen Auswanderer als Schuldknechte. Diese wurden oft im Hudson Valley angesiedelt,
wo sie, bis sie ihre Schuld abgeleistet hatten, für die britische Krone Teer herstellen oder Hanf
anbauen mussten.
Jamestown und Nieuw Nederland
Als erster Deutscher, der sich auf dem späteren Staatsgebiet der Vereinigten Staaten
niederließ, gilt der aus Breslau stammende Arzt Dr. Johannes Fleischer, der 1607 mit der
ersten Siedlergeneration in der späteren britischen Kolonie Jamestown eintraf, aber bereits im
folgenden Jahr starb. Im September 1608 folgten drei deutsche Glaser, die ebenfalls bald ums
Leben kamen.
1625 reiste Peter Minuit, der im Herzogtum Kleve geborene Sohn eines Niederländers, im
Dienst der Niederländische Westindien-Kompanie in die junge Kolonie Nieuw Nederland
(heute: New York), wo er von 1626 bis 1632 das Amt des Generaldirektors ausübte. Die
Legende sagt, dass Minuit die Insel Manhattan den Algonkin mit Glasperlen und anderen
Kleinigkeiten abgekauft haben soll. Historisch belegt ist dieser Handel nicht.
Deutsche Siedlungen in Pennsylvania
Germantown
Mennonitenkirche in Germantown (fotografiert um 1903).
Die erste dauerhafte deutsche Siedlung, Germantown, lag in der Province of Pennsylvenia.
Gegründet wurde der Ort von dem Gelehrten Franz Daniel Pastorius, der hier 1683
gemeinsam mit 13 Familien – Quäkern und Mennoniten – aus dem Krefelder Raum eintraf.
Viele dieser Siedler waren Weber. Im Jahre 1688 wurde von vier Einwohnern Germantowns –
Franz Daniel Pastorius, Abraham Isacks op den Graeff, Herman Isacks op den Graeff sowie
Gerrit Henderich – ausgehend, der erste Protest gegen die Sklaverei in Amerika verfasst. Zwei
Jahre später richtete der Deutsche William Rittenhouse am Rande des Ortes die erste
Papiermühle auf dem späteren Staatsgebiet der USA ein. 1743 druckte Christopher Sauer in
Germantown die ersten Bibeln der Kolonien – in deutscher Sprache.
Einwanderung aus der Pfalz
Eine der bedeutendsten deutschen Auswanderungsregionen war die von Kriegen und
religiösen Spannungen besonders heimgesuchte Pfalz. Die ersten Pfälzer, die nach Übersee
gingen, waren religiös Verfolgte. So siedelte bereits 1675 eine von Abraham Hasbrouck
geleitete Gruppe französischer Hugenotten, die in der Pfalz vorübergehend Zuflucht gefunden
hatten, am Hudson River und gründeten dort 1677, in Erinnerung an ihre gastfreundliche
Zwischenheimat, den Ort New Paltz. Auch in Germantown ließen sich schon im 17.
Jahrhundert viele Pfälzer nieder. Eine Massenauswanderung begann jedoch erst nach dem
sehr harten Winter von 1708/09; die meisten Betroffenen waren Bauern. Obwohl die britische
Königin in der Pfalz für die Besiedelung ihrer Provinz Carolina warb, strebte die Mehrzahl
der Pfälzer Pennsylvania an. Die Reise führte über Rotterdam und London und war äußerst
beschwerlich. Zehntausende von Auswanderungswilligen starben, bevor sie Amerika
erreichten; andere wurden zwangsweise in Irland angesiedelt oder mussten aus England nach
Deutschland zurückkehren. Dennoch landeten in Philadelphia bis 1727 ca. 15.000 Pfälzer; bis
1775 folgten rund 70.000 weitere.
Während die Pennsylvaniendeutschen zunächst nur die Küstenregion bewohnt hatten, stieg
die deutsche Einwanderung nach Pennsylvania von 1727 an deutlich an und das
Siedlungsgebiet begann sich über den Susquehanna River hinaus nach Westen auszudehnen.
Erst in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts verebbte die pfälzisch-amerikanische
Migration allmählich, als sich den Pfälzern alternative Auswanderungsziele im Osten und
Südosten Europas erschlossen. Dennoch machten deutsche Einwanderer zum Zeitpunkt des
Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg ein Drittel der Bevölkerung von Pennsylvania aus. Die
Pennsylvaniendeutschen, unter denen neben reformierten und lutherischen Christen viele
Mennoniten und Amische waren, führten oft ein abgeschlossenes Leben, sodass ihre Mundart,
das aus dem Pfälzischen entstandene Pennsylvania Dutch, sich bis heute weitgehend erhalten
hat.
Religioe
Religioese
oese Minderheiten
Minderheiten
Pennsylvania hatte in der Kolonialzeit eine besonders liberale Verfassung und zog damit
Einwanderer an, die in ihrer Heimat aufgrund ihres Glaubens verfolgt oder bedrängt wurden.
Das betraf nicht nur die Quäker, deren Versammlungen in England seit 1662 verboten waren,
sondern auch viele religiöse Minderheiten im deutschsprachigen Raum.
1731 kamen die ersten Schwenkfeldianer nach Pennsylvania, Angehörige freikirchlicher
Gemeinden, die in Schlesien nach der Lehre von Kaspar Schwenckfeld gelebt hatten,
schließlich aber unter den Druck der Jesuiten geraten waren. Die Schwenkfelder wanderten in
sechs Schüben ein, bis 1737, und siedelten verstreut.
1732 gründete Conrad Beissel im Gebiet des heutigen Lancaster County das Ephrata Cloister,
eine halb-klösterliche religiöse Gemeinschaft, die nach urchristlichen Vorstellungen lebte.
Am Urchristentum orientiert war auch die Siedlung Harmony, die der aus Württemberg
eingewanderte radikale Pietist Johann Georg Rapp im frühen 19. Jahrhundert im Westen von
Pennsylvania errichtete.
Herrnhuter Brüder gründeten in Pennsylvania die Orte Nazareth (1740), Betlehem (1741) und
Lititz (1756).
Deutsche Siedlungen in den sue
suedlichen
uedlichen
Kolonien
Zu den frühesten deutschsprachigen Siedlungen in den südlichen Kolonien zählt der Ort New
Bern, der 1710 von einer Gruppe Schweizer und pfälzischer Siedler in der Provinz Carolina
gegründet wurde. In der Kolonie Virginia, nahe der heutigen Stadt Culpeper, errichteten 42
Auswanderer aus dem Siegerland im Jahre 1714 eine Siedlung, die den Namen Germanna
erhielt. 1717 kamen etwa 80 Auswanderer aus der Pfalz und dem Gebiet von BadenWürttemberg hinzu; später folgten weitere. Die Bewohner von Germanna waren
Schuldknechte, die für den Gouverneur Alexander Spotswood nach Silber und Eisen gruben;
die meisten von ihnen verließen den Ort im folgenden Jahrzehnt und zogen weiter süd- oder
westwärts.
In der französischen Kolonie Louisiana siedelte John Law für die Compagnie di Mississippi
im Jahre 1721 deutschsprachige Auswanderer aus Elsass/Lothringen und der Schweiz an, die
nach dem Bankrott des Unternehmens (1721) unabhängige Landbesitzer wurden. Die
Zeitgenossen bezeichneten diese bei New Orleans gelegene Region als Cote des Allemands.
In der Provinz Georgia landeten ab 1734 Protestanten, die aus dem katholischen Fürstentum
Salzburg vertrieben worden waren.
Auf dem Gebiet der heutigen Stadt Winston-Salem in North Carolina gründeten 15 aus
Deutschland eingewanderte Herrnhuter Brüder im Jahre 1753 die Siedlung Bethabara.
Deutsche Siedlungen in Neuengland
1742–1753 landeten vier Schiffe mit deutschsprachigen Einwanderern in Neuengland. Die
meisten dieser fast 1000 Menschen ließen sich in Broad Bay, auf dem Gebiet der heuten Stadt
Waldoboro in Maine, nieder. Nach Angriffen durch Indianer gingen viele weiter nach Boston,
Nova Scotia oder North Carolina. Andere blieben und wandten sich der Fischerei oder dem
Schiffbau zu.
Landwirtschaft
Die deutschen Migranten, die ins koloniale Nordamerika kamen, übten eine Vielzahl von
Berufen aus. Viele waren Handwerker oder Kaufleute, die meisten jedoch Bauern. Das
Siedeln in den britischen Kolonien bedeutete für sie vor allem das Urbarmachen von Wäldern.
Nachdem der Homestead Act von 1862 einen Anreiz zur Besiedelung der landwirtschaftlich
bis dahin noch unerschlossenen Great Plains schuf, gingen viele Einwanderer in den Mittleren
Westen, wo sie Mais anbauten, der in Deutschland in dieser Zeit noch wenig üblich war. Die
meisten aus Deutschland eingewanderten Bauern betrieben jedoch Milchwirtschaft und ließen
sich bevorzugt in der Nähe größerer Städte nieder, in denen sie ihre Produkte absetzen
konnten.
Unabhae
Unabhaengigkeitskrieg
aengigkeitskrieg (1775–1783)
(1775
Im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg – zu diesem Zeitpunkt lebten in den Kolonien
geschätzte 225.000 bis 250.000 Deutsche – waren deutsche Soldaten auf beiden Seiten
beteiligt. Der größere Teil davon kämpfte an der Seite der Briten. Dies waren
Subsidienregimenter, die die Briten aus verschiedenen deutschen Fürstentümern angemietet
hatten. Allein Hessen-Kassel entsandte mehr als 12.000 Soldaten; insgesamt stellten die
deutschen Fürstentümer der britischen Krone fast 30.000 Soldaten zur Verfügung. Eine kleine
Anzahl deutscher Berufssoldaten, darunter der Preuße Friedrich Wilhelm von Steuben, reiste
an den Kriegsschauplatz, um die Armee George Washington gegen die Briten zu unterstützen.
Proviantmeister der Unabhängigkeitsarmee war seit 1777 der aus Gießen gebürtige Bäcker
Christoph Ludwig. Im Jahr darauf übernahm der ehemalige preußische Major Bartholomäus
von Heer die unabhängige berittene Truppe und Leibwache von George Washington.
Die deutschen Siedler sympathisierten – wie andere Bevölkerungsgruppen auch – teils mit
den amerikanischen Rebellen, teils mit den Briten. Das im Januar 1776 aufgestellte, auch als
„German Regiment“ bekannte 8. Virginia-Regiment rekrutierte sich aus deutschen
Einwanderern aus Pennsylvania und Maryland. Überwiegend aus deutschen Soldaten bestand
auch das „Royal Deux-Ponts“, ein französisches Fremdenregiment, das an der Seite der
Amerikaner u. a. in der Schlacht von Yorktown (1781) kämpfte.
Nach der Grue
Gruendung
uendung der Vereinigten Staaten
Staaten
Die MuhlenbergMuhlenberg-Legende
Am 9. Januar 1794 reichte eine Gruppe deutscher Einwanderer beim US-Repräsentantenhaus
eine Petition ein, in der sie die Veröffentlichung von Gesetzestexten in deutscher Übersetzung
forderten. Der Antrag wurde mit knapper Mehrheit abgelehnt. Fast ein halbes Jahrhundert
später, um 1840, wurde dieser Vorfall Ausgangspunkt einer noch bis heute verbreiteten
Legende, die besagt, dass im Repräsentantenhaus damals darüber abgestimmt worden sei,
Deutsch in den USA als Amtssprache einzuführen.
Juedische
uedische Einwanderung
Einwanderung
An Bord des Auswandererschiffes Samuel Hop. Idealisierende Zeichnung aus dem Jahre
1850.
Im Zeitraum von 1830 bis 1870 kam es zu einer Auswanderungswelle deutscher Juden. Die
meisten davon erreichten die USA in den 1840er und 1850er Jahren. In Preußen und Bayern,
wo Juden keine vollen Bürgerrechte besaßen, begann die Auswanderung sogar schon um
1830. In den 1840er Jahren folgte Württemberg, und nach der gescheiterten Deutschen
Revolution von 1848/49 verließen gebildete Juden auch andere deutsche Staaten, wo sie
aufgrund diskriminierender Gesetze keine verantwortungsvollen Positionen erlangen konnten.
Unter den jüdischen deutschen Auswanderern befanden sich Persönlichkeiten wie Abraham
Jacobi, der 1860 das erste Kinderkrankenhaus der USA eröffnete, und Emil Berliner, der
Erfinder der Schallplatte und des Grammophons.
Die FortyForty-Eighters
Nach der Niederschlagung der Märzrevolution von 1848/49 mussten viele Intellektuelle und
Bürgerrechtskämpfer Deutschland verlassen. Ein Großteil dieser Exilanten fand in den
Vereinigten Staaten, wo sie als Forty-Eighters bezeichnet wurden, dauerhaft Zuflucht. Viele
von ihnen führten ihr politisches und soziales Engagement auch in der neuen Heimat fort,
unterstützten 1860 Abraham Lincolns Wahl zum Präsidenten und traten, wie Franz Sigel und
Friedrich Hecker, während des Sezessionskrieges freiwillig der Armee der Nordstaaten bei.
Der Mittlere Westen
Die deutsche Bevölkerung in den Vereinigten Staaten im Jahre 1872.
Im 19. Jahrhundert ließen zunehmend viele deutsche Einwanderer sich im wirtschaftliche
aufstrebenden Mittleren Westen nieder. Bereits seit 1834 führte die Gießener Hunderte von
deutschen Auswanderern nach Missouri, wo die geplante Gründung einer deutschen Kolonie
allerdings scheiterte. Viele davon waren so genannte Dreißiger – Studenten und Intellektuelle,
die sich in den Freiheitskämpfen der 1830er Jahre (Hambacher Fest, Frankfurter
Wachensturm) engagiert hatten und nach deren Scheitern fliehen mussten. Gustav Körner,
einer dieser „Dreißiger“, wurde 1842 Mitglied des US-Repräsentantenhauses und 1853
Vizegouverneur von Illinois. Angeregt hatte die Auswanderungsbewegung in den Mittleren
Westen unter anderem Gottfried Duden, dessen 1829 veröffentlichter Bericht über eine Reise
nach den westlichen Staaten Nordamerikas und einen mehrjährigen Aufenthalt am Missouri
in den Jahren 1824 bis 1827 in Deutschland sehr populär war. Die Region zwischen
Cincinnati, Milwaukee und St. Louis wurde bald als German Triangle („deutsches Dreieck“)
oder German Belt („deutscher Gürtel“) bezeichnet. In Milwaukee betrug der deutschstämmige
Bevölkerungsanteil im Jahre 1890 69%; Cincinnati hatte im frühen 20. Jahrhundert einen
deutschen Einwohneranteil von 60%.
Wie in Pennsylvania gehörten auch im Mittleren Westen viele deutsche Einwanderer
religiösen Gruppen an, die in Europa nicht geduldet wurden. Ein Beispiel dafür bilden die
Inspirierten, Mitglieder einer freikirchliche Bewegung, die aus dem radikalen Pietismus
hervorgegangen ist. 800 von ihnen wanderten in die USA aus und gründeten 1843 bei
Buffalo, New York eine nach urchristlichen Prinzipien lebende Gemeinschaft; 1854 zogen sie
weiter nach Iowa und gründeten dort die Amana Colonies. Manche – vor allem katholische –
deutsche Siedlergemeinschaften im Mittleren Westen haben ihre kulturelle Identität bis heute
aufrechterhalten, etwa in Stearns County (Minnesota), Dubois County (Indiana) und
Effingham County (Illinois).
1847 gründeten Vertreter der lutherischen Glaubensgemeinschaft, die ausgewandert waren,
weil sie in ihrer Heimat Sachsen Repressalien erlitten hatten, die Lutheran Church-Missouri
Synod, die heute die zweitgrößte lutherische Kirche in den Vereinigten Staaten ist.
TexasTexas-Deutsche
Deutsche Einwanderer auf dem Weg nach Neu-Braunfels. Zeichnung aus dem Jahre 1844.
Als erster deutsche Siedler in Texas gilt Friedrich Ernst, der seine Heimat Oldenburg verließ,
weil er dort strafrechtlich verfolgt wurde. Er ließ sich 1831 in Texas nieder, das damals noch
zu Mexiko gehörte und unerschlossene Wildnis war. Zwischen 1844 und 1847 gelangten
mehrere Tausend Deutsche nach Texas, als der Mainzer Adelsverein, ein von Mitgliedern des
Hochadels betriebenes Auswanderungsunternehmen, dort eine deutsche Kolonie einzurichten
versuchte. Dies führte u. a. zur Gründung der Orte New Braunfels (1845) und Fredericksburg
(1846). Nur sehr kurzen Bestand hatte eine nach der Schriftstellerin benannte BettinaSiedlung, die eine Gruppe Intellektueller aus Gießen 1847 im heutigen Llano County
gründete, um dort ihre Vorstellungen von Kommunismus zu verwirklichen. Der Farmer und
Dichter Johannes Romberg gründete 1857 den ersten literarischen Verein in Texas, die
„Prärieblume“. 1870 sprach ein Drittel der Einwohner von San Antonio deutsch. Manche
Nachkommen der deutsch-texanischen Einwanderer sprechen noch heute einen als
Texasdeutsch bekannten Dialekt.
1875/1876 kam es in Mason County zu Spannungen zwischen englisch- und
deutschstämmigen Siedlern, die in Gewalt und Lynchjustiz gipfelten. Hintergrund dieser
Vorkommnisse, die als Mason County War bzw. Hoodoo War bekannt geworden sind, war
die notorische Loyalität der Deutschen gegenüber der Union.
Sezessionskrieg
Als der 1861 der Amerikanische Bürgerkrieg begann, gab es in den USA mehr als 1,3
Millionen Deutsche. Mehr als 80% davon lebten in den Nordstaaten und ergriffen Partei für
die Union. Dabei spielte auch eine Rolle, dass viele dieser Deutschen, darunter besonders die
Forty-Eighters, als überzeugte Demokraten dem Abolitionismus nahestanden und sich schon
früh für die Abschaffung der Sklaverei eingesetzt hatten. Andere traten als Soldaten und
Offiziere in die Unionsarmee ein, wie z. B. Franz Sigel, der als Oberst das 3. Missouri
Infantrieregiment, ein fast nur aus Deutschen bestehendes Freiwilligenregiment, befehligte.
Auch Carl Schurz schloss sich der Unionsarmee an und wurde Generalmajor und
Divisionskommandeur. Der Anteil der Deutschamerikaner in der Unionsarmee betrug 23,4%
bzw. 516.000 Mann; 210.000 davon waren in Deutschland geboren.
Eine Sonderrolle spielten die deutschen Einwanderer in Kentucky, von denen einige am 10.
Oktober 1861 ein First German Kentucky Regiment bildeten, das auf der Seite der
Konföderation kämpfte.
Die gross
grossen
ssen Einwanderungsbewegungen
Massenmigration als Folge der
Industrialisierung
Im 19. Jahrhundert wurde die deutsch-amerikanische Migration zu einer Massenbewegung.
Wichtigster Push-Faktor war die Umwandlung der bis dahin landwirtschaftlich geprägten
deutschen Staaten in Industriegesellschaften, ein Vorgang, der zu massivem
Bevölkerungswachstum, zur Verstädterung und zur Verarmung breiter
Bevölkerungsschichten führte. Zu einer Pauperisierungkam es insbesondere im Südwesten,
wo sich unter den veränderten Bedingungen die Tradition der Realteilung als
Lebensgrundlagen vernichtend erwies. Zwischen 1820 und 1920 wanderten aus den deutschen
Staaten fast 6 Mio. Menschen aus. Ein kleiner Teil davon ging nach Brasilien, Kanada oder
Australien, mehr als 5,5 Mio. wählten jedoch die Vereinigten Staaten. Gefördert wurde die
Auswanderung durch Kettenmigration, gesunkene Überfahrtkosten – an die Stelle der
Segelschiffe traten seit der Mitte des 19. Jahrhunderts Dampfschiffe – und durch verbesserte
Kommunikation, z. B. Werbung durch Reedereien. Wichtige Pull-Faktoren waren die
boomende Wirtschaft der USA und die Möglichkeit zu kostenlosem Landerwerb.
Migrationsrouten
Ein regelmäßiger Liniendienst von Deutschland in die Vereinigten Staaten entstand erst spät.
Robert Miles Sloman war 1836 der erste Reeder, der eine regelmäßige Schiffsverbindung
zwischen Hamburg und New York City einrichtete. Noch in den 1840er Jahren schifften sich
mehr als drei Viertel der deutschen USA-Auwanderer nicht einem deutschen Hafen, sondern
in Le Havre, Antwerpen, Rotterdam oder London ein. In der zweiten Hälfte des 19.
Jahrhunderts wurde der Hafen von Bremen (Bremerhaven) die bedeutendste Zwischenstation
für deutsche Auswanderer. In Bremen waren die Rechte der Auswanderer schon seit 1832
ausdrücklich geschützt, während im größten deutschen Hafen – dem von Hamburg –
Restriktionen bestanden, die Auswanderungswillige oftmals fernhielten. Nachdem diese
Restriktionen 1837 aufgehoben wurden, konnte Hamburg den Bremer Vorsprung nicht mehr
einholen.
Die Kontaktaufnahme zwischen Auswanderern und Schifffahrtsunternehmen erfolgte lange
vor der Ankunft im Ausreisehafen. Die Reedereien nämlich arbeiteten mit Expedienten und
Maklern zusammen, die wiederum Agenten in die Auswanderungsgebiete entsandten, um dort
vor Ort Schiffspassagen zu verkaufen. Den meist langen Weg zum Einschiffungshafen legten
die Auswanderer zu Fuß und später mit der Bahn zurück. Hamburg war seit 1842, Bremen
seit 1847, Bremerhaven seit 1862 ans Eisenbahnnetz angeschlossen. Nach einer oft
mehrwöchigen Wartezeit in Bremen oder Hamburg gingen die Auswanderer an Bord. Die
größten Schifffahrtsunternehmen, die Auswanderer in die Vereinigten Staaten brachten,
waren die Ocean Steam Navigation Company (1847–1857), der Norddeutsche Lloyd (seit
1857) und die HAPAG (seit 1847).
Die Überfahrt dauerte mit dem Segelschiff bei günstigen Winden 35-42 Tage. Die
Ernährungslage und die sanitären Bedingungen an Bord waren unmenschlich; 10 Prozent der
meist armen und oft kranken Auswanderer überlebten die Fahrt nicht. Diese Lage besserte
sich erst, als die Reedereien die Verköstigung der Passagiere nicht mehr diesen selbst
überließen, und die Überfahrt durch die Einführung von Dampfschiffen auf 13-19 Tage
verkürzt werden konnte. Die Passage kostete im Jahre 1879 auf dem Zwischendeck 120 Mark.
Die Einreise in die Vereinigten Staaten war zunächst wenig formalisiert. Von 1855 an erfolgte
sie für deutsche Einwanderer regelmäßig im Emigrant Landing Depot des Bundesstaates New
York (Castle Clinton) und von 1892 bis 1954 in der Bundes-Einwanderungsstation auf Ellis
Island. Gesetze, die die Einwanderung beschränkten, traten jedoch erstmals 1875 in Kraft und
betrafen deutsche Migranten zunächst selten.
Blue
Bluetezeit
uetezeit der deutschdeutsch-amerikanischen
Kultur
Zu Beginn des 20. Jahrhundert waren die Deutschen eine der am höchsten organisierten, am
stärksten sichtbaren und am höchsten angesehenen Einwanderergruppen der Vereinigten
Staaten.
Unternehmer
John Jacob Astor. Der Pelzhändler und New Yorker Immobilienhändler war der erste
Millionär der Vereinigten Staaten.
Der berühmteste deutsche USA-Einwanderer war der aus einer armen kurpfälzischen Familie
stammende John Jacob Astor, der 1784 als junger Mann in die USA kam, Kaufmann wurde
und im frühen 19. Jahrhundert zum bedeutendsten Pelzhändler des Landes aufstieg. In den
1830er Jahren zog er sich aus dem Pelzgeschäft zurück und investierte in Manhattan, das sich
gerade zur Großstadt zu entwickeln begann, in Immobilien. Zum Zeitpunkt seines Todes im
Jahre 1848 war Astor der reichste Mann in den Vereinigten Staaten. Der Chemiker Karl
Pfizer, einer der „Achtundvierziger“, gründete in Brooklyn 1849 das heute weltweit größte
und nach ihm benannte Pharmaunternehmen. Die Brüder Studebaker, deren Vater ein
Hufschmied und Wagenbauer aus Solingen war, gründeten 1852 die gleichnamigen
Automobilwerke. Ein Jahr darauf gründete der aus Bayern eingewanderte Levi Strauss der als
Erfinder der Jeans gilt, das nach ihm benannte Textilunternehmen. Zur selben Zeit gründete
der Goslarer Orgelbauer Heinrich Steinweg in New York City die späteren Klavierwerke
Steinway & Sons. Weitere deutsche Einwanderer, die in den USA erfolgreiche Unternehmer
wurden, waren der Fabrikant John Jacob Bausch (Bausch & Lomb), der Zuckerfabrikant
Claus Spreckels, der „Kupferkönig“ Adolph Lewisohn, die Kaufleute Isidor und Nathan
(Macy´s), Henry Villard (Northern Pacific Railroad) und kurz vor dem Ersten Weltkrieg der
Pharmaunternehmer Max Kade.
John D. Rockefeller, dessen Vorfahren im 18. Jahrhundert aus der Grafschaft Wied nach
Germantown ausgewandert waren, ging in den 1850er Jahren ins beginnende
Erdölgesellschaft. Um 1912 wurde er durch Investitionen im amerikanischen Aktienmarkt
zum reichsten Menschen seiner Zeit.
Brauereiwesen
Eine nahezu monopolistische Vorrangstellung hatten eingewanderte deutsche Unternehmer in
der amerikanischen Bierindustrie. Viele der Brauereien, die im 19. Jahrhundert von deutschen
Einwanderern gegründet worden sind, spielen in den USA noch heute eine
marktbeherrschende Rolle, z. B. Yuengling (Pottsville, Pennsylvania, 1829), Anheuser-Busch
(St. Louis, 1852), Joseph Schlitz Brewing Company (Milwaukee, 1858) und Coors (Golden,
Colorado, 1873).
Bier galt in der deutschamerikanischen Gemeinschaft als grundlegendes Lebensmittel, und
den Volstead Act, mit dem am 28. Oktober 1919 die Prohibition in Kraft trat, empfanden viele
Deutschamerikaner als anti-deutsche Maßnahme.
Bankwesen
Der im fränkischen Baiersdorf geborene Joseph Seligman (1819-1880) kam als junger Mann
nach New York und investierte als Bankier unter anderem in den Aufbau des
Eisenbahnnetzes.
Zu den Bereichen, in denen deutsche USA-Auswanderer besonders erfolgreich waren, zählt
das Bankwesen. Bereits 1846 gründeten die Brüder Joseph und James Seligman in New York
City die noch heute bestehende Investmentbank J. & W. Seligman & Co. Salomon Loeb und
Abraham Kuhn gründeten 1867 das Bankunternehmen Kuhn, Loeb & Co., dessen Leitung
1885 Jakob Heinrich Schiff übernahm und in das später auch Otto Hermann Kahn und Paul
Moritz Warburg einstiegen. Marcus Goldman gründete 1869 die Investmentbank Goldman
Sachs, die 1893 mit der von Elkan Naumburg gegründeten Naumburg & Co. erbitterte
Konkurrenz erhielt. Der aus Frankfurt stammende Jules Bache übernahm 1892 die Leitung
des Börsenmaklergeschäfts Bache & Co. und machte es zum zweitbedeutendsten des Landes
(nach Merrill Lynch). James Warburg, ein Sohn von Paul Moritz Warburg, wurde ebenfalls
Bankier und war 1932-34 Präsident Franklin D. Roosevelts Finanzberater. All diese Bankiers
stammten aus gebildeten jüdischen Familien, die Deutschland in einigen Fällen schon nach
der gescheiterten Märzrevolution verlassen hatten, weil ihnen dort die gesellschaftliche
Gleichstellung verwehrt wurde. Viele von ihnen – wie Loeb, Schiff, Kahn, Naumburg und
Bache – wurden in den USA bedeutende Philanthropen und Mäzene.
Bildungswesen
Im Mittleren Westen wurden die öffentlichen Schulen von sovielen deutschsprachigen
Kindern bevölkert, dass die Bundesstaaten von 1837 an Gesetze verabschiedeten, die es
erlaubten, bei entsprechender Nachfrage alle Schulfächer in deutscher Sprache zu
unterrichten. Im frühen 19. Jahrhundert wurde auch an vielen katholischen Schulen deutscher
Unterricht erteilt.
Auch individuelle deutsche Einwanderer haben im amerikanischen Bildungswesen ihre
Spuren hinterlassen. Der Philologe Karl Follen, dem in Jena und Gießen die Lehrerlaubnis
entzogen worden war, reformierte in den 1820er Jahren die Studienordnung der Harvard
University nach deutschem Vorbild. Margarethe Meyer-Schurz – Schülerin von Friedrich
Fröbel und Ehefrau von Carl Schurz – richtete 1856 in Watertown, Wisconsin den ersten
Kindergarten des Landes ein – eine Institution, die ihren deutschen Namen in den USA bis
heute behalten hat. Maria Kraus-Boelte, die ebenfalls von Fröbel beeinflusst war, kam 1872
zu Elizabeth Peabody nach New York City, wo sie ihren späteren Ehemann, John Kraus,
kennenlernte, mit dem sie bald ein Ausbildungsprogramm für Kindergärtnerinnen schuf.
Maximilian Berlitz übernahm 1878 in Providence eine Sprachschule, an der er die
Unterrichtsmethode entwickelte, nach der heute an über 540 Berlitz Sprachschulen weltweit
gelehrt wird. Fritz Karsen, der in Berlin 1932 die erste Gesamtschule Deutschlands
eingerichtet hatte, war in den USA von 1938 an in der Lehrerausbildung tätig.
Publizistik
Die ersten deutschsprachigen Zeitungen waren auf dem nordamerikanischen Festland bereits
in der Kolonialzeit erschienen. So berichtete am 5. Juli 1776 der Pennsylvanische Staatsboote
noch vor allen englischsprachigen Zeitungen, dass der Kontinentalkongress sich entschieden
habe, die Amerikanische Unabhängigkeitserklärung anzunehmen. Als die erste
deutschsprachige Zeitung auf dem späteren Staatsgebiet der USA gilt die 1732 gegründete
„Philadelphische Zeitung“; sie erschien nur kurze Zeit. 1834 war das Geburtsjahr der bis auf
den heutigen Tag erscheinenden New Yorker Staats-Zeitung.
1848 gründete Julius Bötticher in Indianapolis das wöchentlich erscheinende Indiana
Volksblatt. Der von Theodor Canisius herausgegebene Illinois Staats-Anzeiger (Springfield)
befand sich 1859/60 kurzzeitig im Besitz von Abraham Lincoln. In St. Louis erschienen um
die Mitte des 19. Jahrhunderts der Anzeiger des Westens (1835–46) und die Westliche Post
(1857–1938). Die ehemaligen Russlanddeutschen in den Great Plains lasen von 1874 bis 1954
die von Charles F. Rossteuscher herausgegebene Dakota Freie Presse.
Einen der wichtigsten Beiträge zur Entwicklung des amerikanischen Pressewesens hat der
Pfälzer Auswanderer John Peter Zenger geliefert, der 1710 als junger Mann nach New York
einreiste, Publizist wurde und in den 1730er Jahren wesentlich zur Begründung der
amerikanischen Pressefreiheit beitrug.
Politik
Carl Schurz war von 1869 bis 1875 US-Innenminister. Foto aus dem Jahre 1899.
Bereits in der Kolonialzeit nahmen Einwanderer aus Deutschland vereinzelt hohe öffentliche
Ämter ein. Der in Bockenheim bei Frankfurt/Main geborene Jakob Leisler führte in der
Provinz New York 1689 einen als Leislers Rebellion bekannt gewordenen Aufstand gegen die
britische Krone an und riss die Herrschaft über die Kolonie an sich, bis die Briten ihn 1691
stürzten und hinrichteten.
Frederick Muhlenberg, dessen Vater 1742 eingewandert war, wurde 1789, im 1. Kongress der
Vereinigten Staaten, nicht nur Abgeordneter, sondern auch Sprecher des
Repräsentantenhauses. Die ersten gebürtigen Deutschen, die in den US-Kongress gewählt
wurden, waren Myer Strouse (Repräsentantenhaus, 1863–67), Gustavus A. Finkelnburg
(Repräsentantenhaus, 1869–73), der „Forty-Eighter“ Carl Schurz (Senat, 1869–75) und
Eduard Degener (Repräsentantenhaus, 1870–71).
Abraham Lincoln berief, nachdem er 1861 zum Präsidenten gewählt wurde, den im
pfälzischen Essingen geborenen John George Nicolay zu seinem Privatsekretär. In der
zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden deutsche Auswanderer mehrfach zu
Gouverneuren amerikanischer Bundesstaaten gewählt, z. B. Edward Salomon (Wisconsin,
1862–64), George Michael Hahn (Louisiana, 1864–65), Edward Selig Salomon (Washington,
1870–72) und John Peter Altgeld (Illinois, 1893–97). Im 20. Jahrhundert folgten u. a. Moses
Alexander (Idaho, 1915–19), Simon Bamberger (Utah, 1917–21) und Julius P. Heil
(Wisconsin, 1939–43).
Die ersten gebürtigen Deutschen, die als Minister in ein US-Regierungskabinett berufen
wurden, waren Carl Schurz (unter Rutherford B. Hayes Innenminister, 1877–81) und Oscar
Straus (unter Theodore Roosevelt Handelsminister, 1906–09).
Arbeiterbewegung
Max Bedacht (1883—1972) arbeitete nach dem Ersten Weltkrieg an der Gründung der
Kommunistischen Partei der USA mit.
Häufiger als in Parlament und Regierung engagierten deutsche Migranten sich in der
amerikanischen Arbeiterbewegung, auf deren Entwicklung sie auch größeren Einfluss
nahmen als irgendeine andere Einwanderergruppe. Bereits seit der ersten Hälfte des 19.
Jahrhunderts waren deutsche Radikaldemokraten und Frühsozialisten immer wieder in die
USA gekommen, weil sie dort demokratische, gerechte Verhältnisse zu finden hofften.
Darunter waren z. B. Karl Follen (1824), Wilhelm Weitling (1846) und Forty-Eighters wie
Friedrich Hecker, Fritz Anneke Lorenz Brentano, Gustav Struve und Adolph Douai. Nach
Inkrafttreten des deutschen Sozialistengesetzes (1878) kamen auch viele Sozialdemokraten,
wie Wilhelm Hasselmann, Julius Vahlteich und Johann Most. Noch im Jahr 1878 wurde die
New Yorker Volkszeitung gegründet, eine sozialistische deutschsprachige Tageszeitung, die
bis 1932 bestand. August Spies, Herausgeber der sozialistischen Arbeiter-Zeitung (Chicago),
wurde 1887 nach einem Bombenattentat hingerichtet, obwohl ihm keine Verbindung zu der
Tat nachgewiesen werden konnte.
Überproportional viele deutsche Einwanderer waren Facharbeiter. Ausgewanderte Arbeiter
waren oft bereits in Deutschland gewerkschaftlich organisiert gewesen und schlossen sich
auch in den USA einer Gewerkschaft an. Die Arbeitsbedingungen standen für diese
Einwanderer so sehr im Vordergrund, dass ihr Engagement in der Arbeiterbewegung meist
größer war als in anderen Bereichen der Politik. Auch in den Parlamenten galt ihr Interesse
vorrangig der Arbeit. So setzte der aus dem Westerwald gebürtige Jurist John Peter Altgeld,
eine führende Persönlichkeit des linksliberalen Progressivismus, in Illinois, wo er 1893-97
Gouverneur war, Gesetze für Arbeitsschutz und gegen Kinderarbeit durch, die die schärfsten
des Landes waren. Zu den bedeutendsten Leistungen von Robert F. Wagner, der 1927-49
Senator von New York war, zählt der National Labor Relations Act von 1935, ein
Bundesgesetz, durch das die Position der Gewerkschaften erheblich gestärkt wurde.
Maßgeblichen Anteil hatten deutsche Einwanderer an der Entstehung der Kommunistischen
Partei der USA. Viele dieser Aktivisten – wie Adolph Germer, L. E. Katterfeld und Alfred
Wagenknecht – waren als Kinder von gewerkschaftlich organisierten Arbeitern in die USA
gekommen, andere – wie Max Bedacht – hatten sich zuvor bereits in der Sozialistischen Partei
Amerikas engagiert.
Russlanddeutsche
In Russland lebte eine nennenswerte deutsche Minderheit seit der Zeit von Katharina II., die
selbst in Preußen geboren war und als Zarin deutsche Bauern von 1763 an systematisch in
Russland ansiedelte, um die Landwirtschaft des Landes zu entwickeln. Die von der Regierung
begünstigten Ausländer waren bei der Bevölkerung unbeliebt, und von 1871 an wurden ihnen
auch die gesetzlichen Privilegien entzogen. 1872 gingen die ersten Russlanddeutschen ins
Dakota-Territorium, wo die Regierung auf der Grundlage des Homestead Act Land
verschenkte. Allein in Kansas siedelten bis 1879 etwa 12.000 Russlanddeutsche, die meist auf
den Anbau von Weizen spezialisiert waren.[7] Viele von ihnen waren Mennoniten. Mit dem
Sturz des Zarenregimes und der Oktoberrevolution nahm der Auswanderungsdruck auf die
Russlanddeutschen weiter zu, und bis 1920 stieg die Gesamtzahl der russlanddeutschen USAAuswanderer auf ca. 116.500 an. 1921 wurde ihr Zuzug durch den Emergency Quota Act
drastisch beschränkt.
Erster Weltkrieg und Zwischenkriegszeit
Assimilation
Die Spuren, die die deutschen Einwanderer den USA aufgeprägt haben, sind heute insgesamt
wenig offensichtlich, besonders wenn man sie z. B. mit denen der italienischen Einwanderer
vergleicht. Im Mittleren Westen werden sie lokal noch erkennbar, z. B. beim Oktoberfest von
Cincinnati; in anderen Regionen, wie den Mittelatlantikstaaten (New York, New Jersey,
Pennsylvania) sind sie, wie der Historiker Russell Kazal geschrieben hat, „bemerkenswert
unauffällig“. Sein Kollege John Higham urteilte sogar, der Zerfall der deutschamerikanischen Gemeinschaft bilde den „spektakulärsten Fall kollektiver Assimilation“ des
20. Jahrhunderts. Verantwortlich für diese Vorgang sei vor allem das Zögern der
Deutschamerikaner, sich nach zwei Weltkriegen und dem Holocaust noch mit der deutschen
Herkunft zu identifizieren.
Historiker wie Guido André Dobbert haben in jüngerer Zeit jedoch darauf hingewiesen, dass
der Niedergang deutsch-amerikanischer Institutionen bereits in den 1890er Jahren begonnen
habe. In Pennsylvania hatten – von Minderheiten wie den Mennoniten abgesehen – die
Nachfahren deutscher Einwanderer die deutsche Sprache sogar schon im frühen 19.
Jahrhundert aufgegeben. 1910 waren die Deutschamerikaner auch in den anderen
Landesteilen weitgehend assimiliert. Wie Frederick C. Luebke beschrieben hat, ging ihre
Verbundenheit zur deutschen Kultur schon vor dem Ersten Weltkrieg kaum mehr über
nostalgische Gefühle, den Gebrauch der deutschen Sprache in geselliger Runde und die
Lektüre deutschsprachiger Zeitungen hinaus. Obwohl die Migranten der ersten Generation bis
ins späte 19. Jahrhundert darauf bestanden, dass ihre Kinder und Enkel deutschsprachige
Schulen besuchten, bevorzugten diese Nachkommen außerhalb des Elternhauses meist die
englische Sprache.
Auch der Deutschamerikanische Nationalbund (National German-American Alliance)
entstand erst zu einem Zeitpunkt, als sich ein Verfall der deutsch-amerikanischen Identität
bereits andeutete. Die Organisation wurde 1888 als Dachverband einer Vielzahl von
Einzelorganisationen und Vereinen gegründet, die in ihrer Gesamtheit die
deutschamerikanische Kultur vor dem Verfall zu bewahren versuchten. 1914 hatte der
Nationalbund nach eigenen Angaben mehr als zwei Millionen Mitglieder.
Der Erste
Erste Weltkrieg
Kinder vor einem anti-deutschen Schild, das in einem Stadtpark in Chicago aufgestellt ist, um
Deutschland-Sympathisanten abzuschrecken (1917).
Nachdem das Deutsche Reich am 1. Februar 1917 den uneingeschränkten U-Boot-Krieg
ausgerufen hatte, in dessen Verlauf auch viele amerikanische Staatsbürger ums Leben kamen,
erklärten die Vereinigten Staaten Deutschland am 6. April den Krieg. In der amerikanischen
Bevölkerung, die Parolen wie Halt the Hun! (deutsch: „Haltet den Hunnen auf!“) ausgesetzt
war, entstand eine anti-deutsche Hysterie, in deren Verlauf Deutsche – auch Personen, die
irrtümlich für Deutsche gehalten wurden – beschimpft, bespitzelt, denunziert, vereinzelt auch
angegriffen und gelyncht wurden. Deutschamerikaner standen unter erheblichem Druck, ihren
Patriotismus unter Beweis zu stellen, indem sie Kriegsanleihen erwarben. Auch zu
Bücherverbrennungen, bei denen deutschsprachige Bibliotheksbestände vernichtet wurden,
kam es wiederholt. Ermutigt waren solche Mob-Ausschreitungen durch die Politik der 26
Bundesstaaten, die Gesetze gegen den Gebrauch der deutschen Sprache verabschiedeten.
Noch im Jahre 1923 waren in 34 Bundesstaaten Gesetze in Kraft, die es verboten, an
öffentlichen oder privaten Grundschulen eine andere Unterrichtssprache als Englisch zu
verwenden. Diese Praxis wurde erst durch eine Entscheidung des US-Supreme Court (Meyer
v. Nebraska, 1923) beendet. Am weitesten war Iowa gegangen, dessen Gouverneur, William
L. Harding, 1918 die so genannte Babel Proclamation initiiert hatte, ein Gesetz, das den
öffentlichen Gebrauch fremder Sprachen verbot; dies betraf sogar Telefongespräche. Viele
Deutschamerikaner anglisierten unter diesem Druck ihre Namen und gaben ihre
Zeitungsabonnements auf, was dazu führte, dass die deutschsprachige Presse in den USA fast
vollständig unterging. Unter dem Alien Enemies Acts wurden Deutsche, die in den USA
lebten, gelegentlich auch verhaftet und interniert, wie z. B. der Dirigent Karl Muck, der es
angeblich abgelehnt hatte, in einem Konzert die amerikanische Nationalhymne spielen zu
lassen, darum bis zum Kriegsende in einem Lager in Fort Oglethorpe, Georgia festgehalten
und am 21. August 1919 ausgewiesen wurde. Weitere Lager bestanden in Fort McPherson,
Georgia, in Fort Douglas, Utah und in Hot Springs, North Carolina.
19181918-1933
Der Emergency Quota Act von 1921 und der Immigration Act von 1924, mit dem die
Einwanderung aus vielen Herkunftsländern drastisch abgeregelt wurde, begünstigte deutsche
Bewerber. Von diesen durften weiterhin gut 51.000 pro Jahr einreisen; das waren mehr, als
aus irgendeinem anderen europäischen Land kommen durften.
Deutsches Exil in der Zeit des
Nationalsozialismus
Hannah Arendt konnte sich erst in die USA retten, nachdem der amerikanische Diplomat
Hiram Bingham IV ihr ein illegales Visum verschaffte.
Nach der Machterlangung der Nationalsozialisten verließen viele – vor allem jüdische –
Akademiker Deutschland oder kehrten von einem Auslandsaufenthalt nicht mehr dorthin
zurück, weil ihre berufliche Zukunft, wenn nicht gar ihr Leben, dort in Frage gestellt war.
Unter diesen Exilanten waren Persönlichkeiten wie der Physiker Albert Einstein, die
Mathematikerin Emmy Noether, der Medizinpionier Kurt Goldstein, der Psychoanalytiker
Wilhelm Reich, die Philosophin Hannah Arendt, der Schriftsteller Thomas Mann, der
Architekt Walter Gropius und die Schauspielerin Marlene Dietrich. Eine Masseneinreise
deutscher Asylsuchender wurde durch das amerikanische Einwanderungsgesetz erschwert,
das auch nach den Novemberpogromen von 1938 nicht liberalisiert wurde. Bis zum Beginn
des Zweiten Weltkrieges fanden in den USA nur 95.000 deutsche und österreichische Juden
Zuflucht; ab 1941 war eine legale Ausreise aus Deutschland nicht mehr möglich. Die
Gesamtzahl der Deutschen, die von 1931 bis 1940 in die USA einreisten, betrug 114.058.
Viele deutsche Juden erhielten ihr amerikanisches Visum nur auf illegalem Wege; andere
wurden abgewiesen, darunter z. B. auch der Schriftsteller Stefan Zweig, der daraufhin
Selbstmord beging. Die amerikanische Bevölkerung, die selbst von antisemitischen Affekten
nicht ganz frei war, missbilligte zwar die „Auswüchse“ des deutschen Antisemitismus; über
den vollen Umfang des Holocaust waren sich jedoch selbst amerikanische Juden bis 1944
nicht im Klaren. Eine Executive Order, mit der Präsident Truman die Einreise europäischer
Displaced Persons doch noch erleichterte, kam erst im Dezember 1945, ein halbes Jahr nach
Ende des Dritten Reiches und damit zu spät.
Nationalsozialisten in den Vereinigten
Staaten
Amerikadeutscher Bund, Parade auf der östlichen 86. Straße in New York City, 30. Oktober
1939
Umgekehrt besaß der Nationalsozialismus auch in den Vereinigten Staaten eine breite
Anhängerschaft. Viele davon waren im Amerikadeutschen Bund (DAB) organisiert, einer
1933 gebildeten und 1936 so benannten Organisation, deren Vorläuferorganisationen bereits
seit den 1920er Jahren aktiv waren. Geführt wurde der DAB seit 1936 von dem aus München
stammenden Fritz Kuhn. Seine Mitgliederzahl, die ihren Höchststand kurz vor dem Krieg
erreichte, wird auf 25.000 geschätzt.
Zweiter Weltkrieg
Deutschamerikaner in den amerikanischen
Streitkrae
Streitkraeften
aeften und Nachrichtendiensten
Mehr als 13 Millionen Personen schlossen sich im Zweiten Weltkrieg den amerikanischen
Streitkräften als Soldaten an; mehr als 30.000 davon waren gebürtige Deutsche. Viele unter
diesen besaßen nicht einmal die amerikanische Staatsbürgerschaft. Auch viele Exilanten
schlossen sich den amerikanischen Streitkräften an, wie z. B. die Schriftsteller Klaus Mann
und Jan Valtin und der Hitler-Neffe William Patrick Hitler. Zu den am besten dokumentierten
Fällen zählt die Geschichte von Kurt Frank Korf, einem jungen Deutschen mit jüdischen
Vorfahren, der 1937 in die USA floh, wo er als FBI-Informant amerikanische Nazi-Führer
wie Fritz Kuhn bespitzelte und später, während der Ardennenoffensive, in Deutschland als
Geheimdienstoffizier eingesetzt wurde. Nach dem Ende des Krieges arbeitete Kuhn als
Anwalt der amerikanischen Regierung an der Verfolgung deutscher Kriegsverbrecher mit.
Dokumentiert ist auch der Fall von William G. Sebold, einem Deutschen, der für die Gestapo
in den USA spionierte, dann aber überlief und als Doppelagent für das FBI an der
Aufdeckung des Duquesne-Spionageringes mitarbeitete.
DeutschDeutsch-amerikanische Internierung
Karte der deutsch-amerikanischen Internierungslager
Zu Mob-Ausschreitungen, wie sie in den USA während des Ersten Weltkrieges vorgekommen
waren, kam es im Zweiten Weltkrieg nicht wieder. Dennoch erregten Vorfälle wie die
Kaperung des amerikanischen Zivilfrachtschiffes SS City of Flint durch ein deutsches
Kriegsschiff (1939) bereits vor dem amerikanischen Kriegseintritt starke anti-deutsche
Gefühle.
Unter dem 1940 verabschiedeten Alien Registration Act wurden die etwa 300.000 Deutschen,
die zu diesem Zeitpunkt in den Vereinigten Staaten lebten, aber keine amerikanische
Staatsbürgerschaft hatten, verpflichtet, sich behördlich zu melden und ständig einen
Ausländerausweis (Alien Registration Receipt Card) bei sich zu tragen.
Am 8. Dezember 1941 unterzeichnete Präsident Franklin D. Roosevelt darüber hinaus die
Presidential Proclamation Nr. 2526, die die Grundlage dafür schuf, „feindliche“ Ausländer in
ihrer Reisefreiheit und in ihrem Recht, Eigentum zu besitzen, zu beschränken und eventuell
auch zu internieren. Mit Berufung auf den Alien Enemies Act wurden während des Krieges
dann ca. 10.905 Deutsche, die in den USA lebten, in Haft genommen und in speziellen Lagern
gefangen gehalten. Oft wurden Personen nur deshalb interniert, weil dem FBI oder einem
anderen Nachrichtendienst unbestätigte Gerüchte über die Zuverlässigkeit des Betroffenen zu
Ohren gekommen waren. In vielen Fällen wurden ganze Familien interniert. Amerikanische
Staatsbürger durften zwar nicht interniert werden; die Kinder und Ehepartner, die ihrem
Angehörigen „freiwillig“ ins Lager folgten, waren aber häufig per Gesetz Amerikaner. In
anderen Fällen verschwanden einzelne Personen plötzlich, und die Angehörigen erfuhren
wochenlang nichts über deren Verbleib. Oftmals blieben die Kinder der Deportierten zurück
und wurden in Waisenhäuser verbracht. Auch mehr als 4.000 deutschstämmige Personen aus
lateinamerikanischen Ländern wurden unter dem Druck der amerikanischen Behörden
deportiert und in amerikanischen Lagern gefangen gehalten. Mindestens 2.000 der
Internierten wurden noch während des Krieges nach Europa gebracht und gegen Amerikaner
und Lateinamerikaner ausgetauscht, die in deutsche Hände gefallen waren. Keiner der
Betroffenen wurde jemals vor Gericht wegen Landesverrats verurteilt. Die letzten Internierten
kamen erst im August 1948 frei.
Deutsche Kriegsgefangene in den
Vereinigten Staaten
Die meisten deutschen POWs, die in die USA gebracht wurden, legten die Fahrt auf einem
Liberty-Frachter zurück.
Die amerikanischen Truppen nahmen während des Krieges rund 3,8 Mio. deutsche
Kriegsgefangene. 363.036 davon wurden in die USA gebracht, wo sie in 155 Haupt- und 760
Nebenlagern gefangen gehalten wurden. Die Betroffenen waren entweder 1943 in Tunesien
als Soldaten des Afrikakorps oder 1944 an der Westfront nach der Invasion in Gefangenschaft
geraten. Die Haftbedingungen in den amerikanischen Lagern waren erträglich, besonders im
Vergleich zu den Bedingungen in entsprechenden sowjetischen Lagern, wo mehr als 1,3 Mio.
deutsche Kriegsgefangene ums Leben kamen. Nicht mit dem Völkerrecht zu vereinbaren war
jedoch die Tatsache, dass diese Kriegsgefangenen über die deutsche Kapitulation (Mai 1945)
hinaus festgehalten, weiterhin zur Arbeit gezwungen und erst 1946 zu den europäischen
Alliierten – meist nach England oder Frankreich – überstellt wurden.
Nach dem Zweiten Weltkrieg
Deutsch
Deutschutsch-amerikanische Migration als
Kriegsfolge
Im Anschluss an den Zweiten Weltkrieg fanden in Deutschland viele Frauen einen
Lebensgefährten unter den Soldaten der amerikanischen Besatzungstruppen. Diesen war eine
„Fraternisierung“ zunächst verboten, mit dem War Brides Act wurde es ihnen jedoch
möglich, ihre deutschen Partnerinnen in die Vereinigten Staaten mitzunehmen. Im Zeitraum
von 1947 bis 1949 migrierten 13.250 deutsche Frauen als Ehefrauen amerikanischer Soldaten
in die USA; knapp 2.000 weitere reisten als Verlobte ein.
Auch manche ethnischen Deutschen, die in der letzten Kriegsphase oder nach Kriegsende aus
Osteuropa vertrieben wurden, gelangten in die Vereinigten Staaten, so z. B. viele der
Donauschwaben bzw. Jugoslawiendeutschen, die von 1944 an deportiert wurden. Juristische
Grundlage für ihre Einbürgerung in die USA war der 1948 in Kraft getretene Displaced
Persons Act.
deutscheutsch-amerikanische Karrieren seit
dem Ende des Ersten Weltkrieges
Politiker
Der im fränkischen Fürth geborene Henry (eigentlich Heinz) Kissinger war von 1973 bis 1977
amerikanischer Außenminister. Foto aus dem Jahre 1975.
Der erste US-Präsident mit deutschsprachigen Vorfahren wurde 1929 Herbert C. Hoover.
Hoovers Amtsnachfolger, Franklin D. Roosevelt, berief zu seinem Finanzminister Henry
Morgenthau, dessen Vater Henry Morgenthau Sr. 1868 aus Mannheim eingewandert war.
Bekannt wurde Morgenthau vor allem durch den nach ihm benannten Plan, Deutschland nach
einer Niederlage im Zweiten Weltkrieg zu de-industrialisieren und militärisch damit dauerhaft
unschädlich zu machen.
Bei der Präsidentschaftswahl von 1940 stieß Roosevelt auf einen Rivalen, Wendell Willkie,
der ebenfalls Deutschamerikaner war. Willkie hatte im Mittleren Westen viele Anhänger,
scheiterte bei den Wahlen jedoch. Von 1953 bis 1961 hatte Dwight D. Eisenhower das
höchste Amt in den Vereinigten Statten inne. Seine Vorfahren waren im 18. Jahrhundert aus
dem Saarland eingereist. Im Zweiten Weltkrieg hatte Eisenhower – neben Chester W. Nimitz
und Carl A. Spaatz – zu der Riege von Deutschamerikanern gehört, die Präsident Roosevelt in
militärischen Spitzenfunktionen eingesetzt hatte.
Henry Kissinger, der unter Richard Nixon und Gerald Ford das Amt des US-Außenministers
bekleidete, war gebürtiger Deutscher. Nelson Rockefeller, ein Enkel des
deutschamerikanischen Industriellen John D. Rockefeller, wurde unter Ford 1974
amerikanischer Vizepräsident. Der in Deutschland geborene Wirtschaftswissenschaftler
Werner Michael Blumenthal war unter Jimmy Carter 1977–79 US-Finanzminister.
Unternehmer
Auch im 20. Jahrhundert, als eine kenntliche deutsch-amerikanische Gemeinschaft längst
nicht mehr bestand, brachten es viele deutsche Einwanderer in den USA zu wirtschaftlichem
Erfolg. Darunter waren z. B. die Brüder Fred und August Duesenberg (Duesenberg Motor
Company), der Wurstfabrikant Oscar Mayer, der Kaufmann Max Stern, der
Medienunternehmer John Kluge, der Investor Hermann Merkin und der Spieleentwickler
Ralph H. Baer. Ein ganz junges Beispiel bildet Andy Bechtolsheim (Sun Microsystems).
Deutsch
Deutschutsch-amerikanischer Braindrain
Gerd Faltings, der 1986 als bisher einziger deutscher Mathematiker mit der Fields-Medaille
ausgezeichnet wurde, hat von 1985 bis 1994 in Princeton gearbeitet.
In den 1920er und 1930er Jahren erlangten durch Rockefeller-Stipendien junge Deutsche
erstmals in größerer Zahl Zugang zu einem Studium an einer amerikanischen Universität,
darunter z. B. die Physikerin Hertha Sponer und der spätere Widerstandskämpfer Arvid
Harnack. Eine regelrechte Abwanderung deutscher Akademiker und hochqualifizierter
Fachkräfte in die Vereinigten Staaten begann in der Zeit des Nationalsozialismus (siehe
weiter oben).
Nach Kriegsende ließ diese etwas nach, riss aber nicht ab. Vereinzelt wurden deutsche
Wissenschaftler sogar direkt von amerikanischen Behörden rekrutiert, etwa im Falle des
Project Paperclip, in dessen Rahmen in den Jahren 1945-46 mehr als 100 deutsche
Wissenschaftler und Techniker in die USA geholt wurden, um dort für das Militär u. a. an der
Weiterentwicklung der amerikanischen Raketentechnik mitzuarbeiten. Der prominenteste von
ihnen war Wernher von Braun, der seit 1937 an der Entwicklung der so genannten V2-Rakete
mitgearbeitet hatte. Bekannter ist das Project Paperclip heute unter seinem ursprünglichen
Namen „Operation Overcast“.
Von 1952 an konnten viele junge Deutsche mit einem Fulbright-Stipendium in den USA
studieren. Später war dies auch durch den DAAD und die amerikanische Max-Kade-Stiftung
möglich. Zu den deutschen Wissenschaftlern, die seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges in
den Vereinigten Staaten studiert oder dort zumindest zeitweilig gearbeitet haben, zählen z. B.
die Nobelpreisträger Hans Jensen (in den USA seit 1951), Hans Georg Dehmelt (1952),
Herbert Kroemer (1954), Harald zur Hausen (1962), Erwin Neher (1966), Günter Blobel
(1967), Reinhard Selten (1967), Theodor Hänsch (1969), Gerhard Ertl (1976), Horst Ludwig
Störmer (1977), Johann Deisenhofer (1988), Christiane Nüsslein-Volhard (1988) und
Wolfgang Ketterle (1990). Besonderes Gewicht haben Forschungsmöglichkeiten an
amerikanischen Universitäten für Physiker; von den 8 deutschen Wissenschaftlern, die seit
1988 mit dem Physik-Nobelpreis ausgezeichnet wurden, haben 5 zeitweilig in den USA
geforscht.
Um die Interessen der deutsch-amerikanischen Wissenschaftlercommunity bemüht sich u. a.
das 2003 in New York City gegründete German Academic International Network (GAIN).
Für die Rückanbindung der deutschen Wissenschaftler im Ausland setzt sich auch die German
Scholars Organization (GSO) ein.
Die Zahl der deutschen Wissenschaftler, die gegenwärtig an amerikanischen Hochschulen und
Forschungseinrichtungen arbeiten, wird auf ca. 15.000 geschätzt; etwa 6.000 davon sind
promoviert. Nicht bekannt ist die Zahl der deutschen Akademiker, die in anderen Bereichen,
z. B. in der Industrie, beschäftigt sind.
Statistik der deutschen Bevoe
Bevoelkerung
oelkerung in
den Vereinigten Staaten
in
GesamtJahr
„deutschstämmig“ Deutschland
bevölkerung
geboren
1775
ca. 225.000
1790
3.929.326
1800
1810
1820
1830
5.308.483
7.239.881
9.638.453
12.860.702
1840
17.063.353
1850
23.191.876
1860
31.443.321
1870
1880
38.558.371
50.189.209
1890
62.979.766
1900
1910
1920
1930
1940
1950
76.212.168
92.228.496
106.021.537
123.202.624
132.164.569
151.325.798
Bemerkungen
Bis zum Jahr 1790 sind in die USA
(bzw. in die Kolonien) insgesamt ca.
100.000 Deutsche eingewandert.
ca. 375.000
1841 wandern 15.000 Deutsche in die
USA ein; 1847 sind es 74.000.
Deutsche Einwanderer 1852: 145.000;
583.774
1854: 102.000
Deutsche Einwanderer (1850er Jahre):
1.276.075 fast 1 Mio. Allein im Jahre 1854
wandern 215.000 Deutsche ein.
1.690.533
1.966.742
Deutsche Einwanderer (1880er Jahre):
2.784.894 fast 1,5 Mio. Allein im Jahre 1882
wandern ca. 250.000 Deutsche ein.
2.663.418
2.311.237
1.686.108
1.608.814
ca. 1,2 Mio.
1960 179.323.175
Deutsche Einwanderer 1951–1960:
580.000
Deutsche Einwanderer 1961–1970:
832.965
210.000
Deutsche Einwanderer 1971–1980:
849.384
65.000
711.929
989.815
1970 203.302.031
1980 226.542.199
1990 248.709.873
2000 281.421.906
58 Mio.
2005 295.560.549
49.178.839
Die meisten Einwohner mit „deutscher
Abstammung“ sind gebürtige
Amerikaner; 702.665 (14,3%) sind im
Ausland geboren. 431.082 (8,8%) sind
als Ausländer geboren und haben die
amerikanische Staatsbürgerschaft
angenommen. 271.583 (0,6%) leben in
den USA als Ausländer (mit Visum
oder Greencard).
Die Zahlen stammen, wenn nicht anders vermerkt, aus dem U. S. Census.
Forschungseinrichtungen und Museen
Eine prominente Einrichtung, an der die Geschichte der Deutschen in den Vereinigten Staaten
erforscht wird, ist das Max Kade Institute for German-American Studies der University of
Wisconsin-Madison.
In Deutschland werden die Themen „Deutsch-amerikanische Auswanderung“ und
„Geschichte der Deutschen in den Vereinigten Staaten“ gegenwärtig u. a. am Emigration
Research Center der Universität Oldenburg[102] und von Helmut Schmahl (Uni Mainz)
erforscht.
Das bedeutendste Museum zur Geschichte der Deutschen in den Vereinigten Staaten ist das
German Heritage Museum in Cincinnati. Spezialmuseen zur deutsch-amerikanischen
Auswanderung sind das 2005 eröffnete Deutsche Auswandererhaus in Bremerhaven und das
erst im März 2010 eröffnete German-American Heritage Museum in Washington D.C.
Signed: ranger (mildi)
Quelle: Wikipedia
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