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BAUERNBLATT
H AUSGARTEN
23. AUGUST 2008
Pflanzenschutz im Garten
Weiße Fliegen, die gar keine Fliegen sind
Wer ein eigenes Gewächshaus im
Garten hat, hat meistens auch
schon einmal mit Weißen Fliegen
Bekanntschaft gemacht. Dabei handelt es sich nicht um Fliegenarten,
sondern um Mottenschildläuse, die
unter anderem mit Blattläusen und
Schildläusen verwandt sind und zu
der Ordnung der Pflanzenläuse
(Sternorryncha) gehören.
Im Gewächshaus sind zwei Arten
von Bedeutung: die Gemeine Mottenschildlaus (Trialeurodes vaporariorum) und die Baumwoll-Mottenschildlaus (Bemisia tabaci), die beide
nicht heimisch sind. In Europa schädigt T. vaporariorum seit 1848, B. tabaci ist erst 1986 in Europa angekommen. Im Freiland tritt die heimische Kohl-Mottenschildlaus (Aleurodes proletella) in milden Spätsommern und Herbsten auf und schädigt
besonders an Kohlgewächsen auch im
Erwerbsgemüsebau in SchleswigHolstein. Die am stärksten betroffenen Kulturen sind Grün- und Rosenkohl.
Klebriger Honigtau
und Rußpilze
Geschädigte Blätter weisen zunächst unregelmäßige Aufhellungen
und Flecken auf. Befallene Pflanzenteile sind von einem farblosen, klebrigen Belag überzogen, der Honigtau
genannt wird. Auf diesem können sich
Rußtaupilze ansiedeln, wodurch der
Honigtau sich schwarz verfärbt. Der
Honigtau ist die Ausscheidung der
Mottenschildläuse, der deshalb klebrig ist, da alle Stadien der Weißen
Fliegen Phloemsaft aus den Leitungsbahnen der Pflanzen saugen und dieser zuckerhaltig ist. Bei geringer
Schädlingsdichte kann der Schaden
durchaus toleriert werden. Bei starker Dichte ist der Verlust an Phloemsaft bzw. Assimilaten problematisch,
da dann die Pflanzen auch absterben
können.
Bevorzugte Wirtspflanzen
das vierte Larvenstadium als Puparium bezeichnet wird. Nach der Paarung legen die Weibchen ihre spitzovale Eier, häufig halbkreis- oder
kreisförmig, auf der Blattunterseite
ab. Neben der geschlechtlichenVermehrung ist auch
die Jungfernzeugung, wie bei den
Blattläusen, möglich. Die Eier werden mit einem
Stiel im Blattgewebe verankert,
damit die Eier mit
Feuchtigkeit versorgt
werden.
Nach etwa einer
Woche
schlüpft
das erste LarvenTrialeurodes vaporariorum – Larven und Adulte
stadium. Nur dieses ist beweglich und krabbelt für
Bei Berührung der Pflanzen
mehrere Stunden auf dem Blatt umflattern die Fliegen auf
her, um eine geeignete Futterquelle
zu finden. Schon nach kurzer SaugtäDie erwachsenen Weißen Fliegen tigkeit häuten sie sich zum zweiten
sind etwas 1 bis 2 mm groß und sind Larvenstadium, bei dem sich die drei
auf der Blattunterseite zu finden. Bei Beinpaare zurückbilden, wodurch die
Berührung befallener Pflanzen, Er- Tiere unbeweglich werden. Das zweischütterungen oder beim Umdrehen te und dritte Larvenstadium ist durchder Blätter fliegen
sie auf, um sich
bald wieder an den
Blätter abzusetzen. Alle Arten bepudern ihre vier
Flügel mit weißem
Wachsstaub, der
als Schutz vor Benetzung und Austrocknung dient.
In Ruhe sind die
Flügel dachförmig
aufgestellt.
Die
beiden Arten, die
(nur) im Gewächs- Trialeurodes vaporariorum – Imago
Fotos: Heike Rose
haus vorkommen,
sind für den Laien nur schwer zu un- scheinend, so dass erst das vierte ohterscheiden. B. tabaci ist bei glei- ne Lupe zu gut zu erkennen ist. Anchem Nahrungsangebot kleiner und hand dieser sind die Mottenschildläuschlanker als T. vaporariorum. Außer- se eindeutig voneinander zu unterdem ist der Körper von B. tabaci et- schieden, was Bedeutung für die Bewas kräftiger gelb gefärbt. Die Kohl- kämpfungsmöglichkeiten hat.
Mottenschildlaus hat breitere Flügel,
die mit kleinen dunklen Punkten geHohe Vermehrungsraten
kennzeichnet sind.
nachtssterne. Weniger gut vermehren
sie sich auf Paprika, Bohne und Salat.
Die Kohl-Mottenschildlaus ist neben
Kohlgewächsen auch auf Erdbeeren
zu finden.
Gute Vermehrungsmöglichkeiten
bieten der Gemeinen MottenschildNur das erste Larvenstadium
laus und der Baumwoll-Mottenschildlaus im Gewächshaus angebaute To- ist beweglich
maten, Gurken auch Auberginen und
Insgesamt durchlaufen Weiße FlieKräuter. Bei den Zierpflanzen mögen
sie besonders gern Fuchsien, Wandel- gen sechs Entwicklungsstadien: Ei,
röschen, Verbene, Gerbera und Weih- vier Larvenstadien und Imago, wobei
Ideale Bedingungen herrschen für
die Gemeine Mottenschildlaus und
die Baumwoll-Mottenschildlaus bei
20 bis 25 °C und einer relativen Luftfeuchte von 70 bis 80 %, dann dauert
ein Entwicklungszyklus 25 bis 30 Tage. Niedrige Temperaturen verlangsa-
men die Generationsfolgen. T. vaporariorum entwickelt sich auch noch
bei 8 °C, wohingegen das Minimum
für B. tabaci bei 12 °C liegt. Bei ihren
Temperaturminima benötigen die
o. a. Weißen Fliegen länger als 70
Tage für die nächste Generation.
Die Kohl-Mottenschildlaus beginnt
mit der Eiablage ab 10 °C. Die Entwicklung vom Ei bis zum Imago dauert bei 15 °C 52 Tage, bei 25 °C 19
Tage. Die Anzahl der Eier, die ein
Weibchen legt, ist abhängig von der
Temperatur und der Wirtspflanze.
Keine speziellen
Überwinterungsstadien
Um bis zum nächsten Jahr zu überstehen, sind Weiße Fliegen auf grüne
Wirtspflanzen im Winter angewiesen.
Für die heimische Kohl-Mottenschildlaus kann es zum Beispiel der überwinternde Grün- und Rosenkohl sein.
Bei den nichtheimischen Arten dienen
die ins Winterquartier gebrachten Kübelpflanzen als Winterwirte. In milden Wintern können sie auch im Freiland überstehen, denn als Ei können
sie auch für mehrere Tage Temperaturen bis zu −6 °C überleben. In der
Zeit mit geringem Nahrungsangebot
halten sie sich auf Unkräutern, wie
Vogelmiere, Franzosenkraut, Schöllkraut und Winden-Arten auf.
Achtung beim Kauf
von Pflanzen
Die Weißen Fliegen Trialeurodes
vaporariorum und Bemisia tabaci
werden meistens durch den Handel
von Pflanzenmaterial wie etwa Tomaten- oder Gurkenjungpflanzen verschleppt. Bei den Zierpflanzen können es auch Fertigpflanzen für die
Fensterbank oder den Sommerflor für
den Garten und Balkonkasten betreffen. Daher ist es wichtig, beim Kauf
die Pflanzen sich genau anzuschauen,
ob sie Befall aufweisen. Sieht man
nur ein adultes Tier auffliegen, sind
die schwer erkennbaren Eier und Larven nicht weit.
Von den befallenen Pflanzen breiten sich die flugfähigen erwachsenen Tiere in alle Richtungen vom Infektionspunkt aus, wobei sie meist
in der näheren Umgebung bleiben
und selten weiter als 10 m fliegen.
Im Laufe des Sommers ist mit dem
Zuflug der Kohl-Mottenschildlaus
zu rechnen.
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23. AUGUST 2008
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zenden Pflanzen sind bei Befall die fallsgefährdete Kulturen können mit Behandlung bis zur Ernte) eingehalGegenmaßnahmen gestalten Blätter
Kulturschutznetzen geschützt wer- ten wird, um Rückstandshöchstmenzu entfernen.
sich schwierig
● Im Gewächshaus können gelbe den. Natürliche Feinde sind die gen nicht zu überschritten.
Wenn die Weißen Fliegen sich
schon stark vermehrt haben, ist es
schwer, sie wieder loszuwerden. Das
liegt daran, dass sie sich zum einen
schnell vermehren und viele Nachkommen haben, zum anderen sind sie
gegen eine Reihe von Pflanzenschutzmitteln resistent, so dass die Wirkung
nicht ausreicht. Zumindest kann man
einige Maßnahmen ergreifen, um den
Befall auf ein tolerierbares Maß zu
reduzieren:
● Ist der Befall nur auf einer Pflanze festzustellen, ist es besser, diese zu
entfernen, um die weitere Ausbreitung zu verhindern.
● Sollen Kübelpflanzen überwintern, ist vor dem Einstellen in das
Winterquartier der Besatz mit Schädlingen zu kontrollieren und gegebenenfalls zu bekämpfen. Bei verhol-
Leimtafeln oder -sticker zur Befallsfeststellung eingesetzt werden, damit
rechtzeitig eingegriffen werden kann.
Die Kontrolle sollte wöchentlich erfolgen.
● Nützlingseinsatz im Gewächshaus
ist nur erfolgreich, wenn der Einsatz
sofort beim Entdecken der ersten
Mottenschildlaus geschieht.
● Gegen die Gemeine Mottenschildlaus kann die Schlupfwespe Encarsia
formosa zum Einsatz gelangen. Mit
Encasia formosa erzielt man in den
Sommermonaten gute Erfolge, da
dann genügen Licht vorhanden ist und
die Temperatur ausreicht (> 18 °C).
● Bei Befall mit Bemisia tabaci oder
Mischbefall von B. tabaci und Trialeurodes vaporariorum sind andere
Schlupfwespen vorzuziehen: Eretmocerus eremicus und E. mundus.
● Von der Kohl-Mottenschildlaus be-
Schlupfwespen Encarsia tricolor und
E. parthenopea.
● Alle Schlupfwespen-Weibchen legen mit Hilfe ihres Legebohrers die
Eier einzeln ins Innere der Larven
der Weißen Fliege ab. Dieser Vorgang
wird als Parasitierung bezeichnet.
Parasitierte Larven werden von innen
verzehrt. Manche Larven werden von
den erwachsenen Schlupfwespen nur
angestochen und ausgesaugt. Auch
diese Tiere sterben ab. Parasitierte
Larven von T. vaporariorum verfärben
sich schwarz, die von B. tabaci werden durchscheinend.
● Beim Einsatz von Pflanzenschutzmitteln ist darauf zu achten, dass sie
in der Indikation bzw. Anwendungsgebiet (Pflanzenart und Schadorganismus) und auch für den Hausgarten
zugelassen sind und bei Obst und Gemüse die Wartezeit (von der letzten
● Sollen blühende Pflanzen behandelt werden, ist auch die Bienengefährlichkeit der Präparate zu berücksichtigen. Als blühende Pflanzen gelten auch blühende Unkräuter,
die in der zu behandelnden Kultur
stehen.
● Wer Nützlinge einsetzen will,
muss auch darauf achten, ob die Mittel nützlingsschonend sind.
● Gegen Weiße Fliege wirkt eine
Reihe von Präparaten mit verschiedenen Wirkstoffen: Beispiel Azadirachtin (besser bekannt als Neemöl), Acetameprid, Pyrethrine + Rapsöl und
Thiacloprid. Sie sind als anwendungsfertige Pflanzenschutzmittel, Pflanzenschutzmittelkonzentrate
oder
Kombi-Stäbchen im Handel erhältlich. Die Gebrauchsanleitung der Präparate ist in jedem Fall zu beachten.
Heike Rose
Rosmarin liebt Sonne und Wärme
Mediterraner Geschmack für Grillfleisch
erhitzt. In einem verschlossenen Ge- den. Im Laufe der Jahre entwickelt sich
fäß zieht diese Flüssigkeit eine halbe Rosmarin zu einem holzigen kleinen
Stunde, wird dann abgesiebt und dem Strauch. Da diese Mittelmeerpflanze
bei uns aber nicht winterhart ist, bedarf
Bad zugesetzt.
In den Mittelmeerländern beheima- sie besonderer Pflege. Im Frühjahr betet, wünscht Rosmarin bei uns einen sorgt man sich am besten eine Jungvollsonnigen und geschützten Platz; pflanze, da die Anzucht aus Saatgut
In der südeuropäischen Küche wird denn auch in seiner Heimat findet man mühsam und nicht lohnenswert ist; auch
seit alters her Rosmarin beim Grillen
von Geflügel und Fisch verwendet und
gibt den Speisen einen pikanten, charakteristischen Geschmack. Rosmarin eignet sich außer zu allen Fleischspeisen
auch besonders gut zu Eiergerichten,Tomatensuppen oder -eintöpfen, zu Pilzgerichten und zu Soßen und Salaten.Wichtig ist es, immer nur ein paar Blätter zu
verwenden, sonst schmecken die Speisen bitter und durchdringend nach Rosmarin. Rosmarin kann das ganze Jahr
hindurch geerntet werden; junge Pflanzen sollte man aber nicht zu stark „plündern“.
Zum Konservieren schneidet man
junge Rosmarintriebe vor der Blüte ab
und hängt sie kopfüber zum Trocknen
auf. Später streift man die Blätter von
den Ästen ab und verwahrt sie in einem Rosmarin wächst am besten an einem vollsonnigen, geschützten Standort.
dunklen, gut verschließbaren Gefäß.
Foto: Peter Busch
Neben derVerwendung in der Küche
ist Rosmarin auch eine geschätzte die dort bis zu zwei Meter großen Ros- jetzt bekommt man noch kräftige PflanHeilpflanze. Sie findet Verwendung marinbüsche nur an nach Süden ausge- zen in Gartengeschäften und auf Märkten. Am besten setzt man den Rosmarin
bei Störungen des Kreislaufs und des richteten Bergen.
Nervensystems. Besonders beliebt sind
Rosmarin gehört zu den ausdauern- gleich in einen Kübel. Als Erde verdie anregenden Badeextrakte. Diese den Kräutern; von Mai bis in den Juli mischt man Sand, etwas Kompost und
kann man auch gut selbst herstellen: hinein erscheinen an den Blattachseln kalkhaltigen Mörtel, um eine magere,
50 g frische Rosmarinblätter werden weiße bis blaue Blüten, die von Bienen basische Mischung zu erhalten. Als
in einem Liter Wasser bis zum Sieden gerne zur Futteraufnahme gesucht wer- Standort eignet sich der wärmste, sonZerreibt man Rosmarinblätter zwischen den Fingern, riechen sie würzig aromatisch, etwas nach Kampfer und Nadelgehölzen. Dies weist
auf die Inhaltsstoffe hin: ätherische Öle, Harze und Bitterstoffe.
nigste und geschützteste Platz, am besten vor einer steinigen Südwand, die die
Sonnenstrahlen noch reflektiert. Über
Sommer wird ausreichend Wasser gegeben, ab August weniger, damit dieTriebe
ausreifen können.
Rechtzeitig vor den ersten Frösten im
Herbst bekommen die Rosmarinpflanzen ein Quartier im Haus. Nur im ganz
milden Weinbauklima mag auch eine
Überwinterung im Freiland gelingen,
wenn man zudem bei zu kalten Minusgraden die Pflanzen abdeckt. Geeignet
für die Überwinterung im Haus sind helle und kühle Räume, wie zum Beispiel
ungeheizte Flure und Treppenhäuser.
Zentral beheizte Wohnräume sind ungeeignet; es bilden sich kraftlose Wintertriebe, die leicht von Läusen befallen
werden. Über Winter wird der Boden
nur eben feucht gehalten, aber jede Bodentrockenheit vermieden.
Im Frühling werden die Triebe des
letzten Jahres ein bis zwei Drittel zurückgeschnitten; Rosmarin wächst dann
buschig weiter und verholzt nicht so
schnell. Erst nach den Eisheiligen, Ende
Mai, wird der Kübel wieder ins Freie gestellt.
Von unansehnlichen älteren Exemplaren schneidet man im Sommer zehn
Zentimeter lange Triebspitzen ab und
pflanzt sie zu mehreren in einen Topf.
Die Stecklinge bewurzeln sich besonders
schnell, wenn man sie nach dem Stecken
mitWasser besprüht und denTopf mit einer durchsichtigen Folie verschließt.
N&G
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