Rückblick und Vorausschau

Werbung
Leben mit Manie und Depression
12. Jahrgang – Ausgabe 2016
Zeitschrift der Deutschen Gesellschaft für Bipolare Störungen e. V. (DGBS)
Kooperatives Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie,
Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN)
www.dgbs.de
S CH W ERPUNK T
S CHL AGL ICH T
Trialog
Rückblick und Vorausschau
Trialog und ethische Aspekte
in der Psychiatrie 2–3
Wie wollen wir (Profis, Angehörige,
Betroffene) den Trialog realisieren?
Fünf Wünsche aus Sicht
eines Betroffenen
4
Aus der Sicht und Erfahrung
einer Angehörigen
5–6
Aus Sicht der Profis in der DGBS 6 – 7
F OR S CHUNG UND PR A X IS
Arbeiten mit Erkrankung
8–9
Die psychiatrische Versorgung von
Migranten und Flüchtlingen 12 – 13
F ORUM
Aktualisierung der S3-Leitlinie zu
Bipolaren Störungen und BipoLife
11
T HER A PIE
Wie funktioniert eigentlich
Lichttherapie? 15
S CHL US SL ICH T
Neues aus der DGBS
„in balance“ können Sie abonnieren!
Die günstigen Bezugsbedingungen finden Sie
im Impressum auf Seite 16.
16
Liebe Leserinnen und Leser,
wir freuen uns, dass Sie unsere Jahresausgabe 2016 zur Hand genommen haben. Im
letzten Jahr ist die zweite Ausgabe noch
mit der Rückschau auf den Jahreskongress
2015 erschienen. Wir haben dennoch die
Chance genutzt, auf einzelne Veranstaltungen nochmals Bezug zu nehmen.
Das Schwerpunktthema der vorliegenden Ausgabe beschäftigt sich mit der Sicht
der Betroffenen, Angehörigen und Profis
auf den Trialog. Prof. Martin Schäfer und
Dr. Hubert Schöttes aus Essen beginnen mit
der Diskussion wichtiger ethischer Aspekte im Zusammenhang mit trailogischem
Handeln in der Psychiatrie. Im Weiteren
folgen Zusammenfassungen trialogischer
Symposien der letzten Jahrestagung. Hier
kommen Dr. Hans-Peter Maier aus Sicht
der Betroffenen, Stefanie Hubert aus Sicht
der Angehörigen und Prof. Martin Schäfer
aus „Profi“-Sicht zu Wort.
Erwin Lenk aus Augsburg, Leiter einer
Selbsthilfegruppe,
EX-IN-Genesungsbegleiter, Betriebsrat und Schwerbehinderten-Vertrauensmann, stimmt uns danach
zum wichtigen Thema Job und Bipolare
Störung auf den Schwerpunkt der nächsten Jahresausgabe ein und berichtet auch
eigene Erfahrungen. Anschließend blicken
wir auf das Auftaktsymposium des letzten
Kongresses zurück, in dem Prof. Martin
Holtmann aus Hamm seinen Vortrag zum
Themenkomplex Bipolare Störung im Jugendalter zusammenfasst. Aus aktuellem
Anlass freuen wir uns, dass Privatdozentin
in balance – 2016
Dr. Meryam Schouler-Ocak, die Leiterin
des Referats „Interkulturelle Psychiatrie
und Psychotherapie, Migration“ der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und
Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) unser Heft mit
einem Beitrag zum Thema Psychiatrische
Versorgung von Migranten und Flüchtlingen bereichert. Wir werfen dann einen
Blick auf den aktuellen Stand der mit der
DGBS assoziierten Projekte „Update S3Leitlinie“ und „BipoLife“. In unserer Rubrik „Wie funktioniert eigentlich…?“ erläutert uns Dr. Philipp Ritter aus Dresden die
Funktionsweise der Licht-Therapie. Die
Vereinsnachrichten, die unter anderem
auf die mit Spannung erwartete Jahrestagung 2016 in Chemnitz hinweisen, runden
schließlich diese Ausgabe ab.
Wir wünschen Ihnen viel Spaß bei der Lektüre und freuen uns sehr auf Ihre Rückmeldungen, die Sie gern über die Geschäftsstelle ([email protected]) an uns senden können.
Ihre Andrea Pfennig im Namen
des Redaktionsteams
Andrea Pfennig
Universitätsklinikum
Dresden
S CH W ERPUNK T
www.dgbs.de
KONZEP T E V ERBINDEN SICH
Trialog und ethische Aspekte in der Psychiatrie
A
ls wechselseitiger, „mehrperspektivischer“ Lernprozess zum Nutzen
aller Beteiligten („Betroffene,
Angehörige, Profis“) gewann trialogisches Arbeiten in den letzten 25 Jahren
eine große Bedeutung, z. B. in der DGBS.
Vorausgegangen waren zuvor Impulse aus
der Psychiatriereform der 1970er Jahre. Intensive Bemühungen galten nun dem Ziel,
eine Verbesserung der Behandlungskultur
zu erreichen.
Ende der 1980er Jahre wurden von Prof.
Thomas Bock die als „Trialog“ bezeichneten Strukturen initiiert und schrittweise
weiterentwickelt (erstes trialogisches Psychoseseminar 1989). Ab den 1990er Jahren
wurden angemessenere psychotherapeutische Behandlungen zugänglich und in
bestehende Behandlungssettings integriert.
Durch trialogisch gestaltete Lernprozesse konnten neue Behandlungsformen
vorsichtig erprobt und zu Strukturen entwickelt werden, die eine Beteiligung von
Betroffenen und Angehörigen an wichtigen Entscheidungen besser ermöglichen.
In ethischer Hinsicht kann Trialog qualitativ Kontrollfunktionen gewinnen. Hohe
Anforderungen stellen Notfallbehandlun-
gen akuter Krankheitsbilder dar. Aufgrund
nicht selten fehlender Einwilligungsfähigkeit und Behandlungsbereitschaft ist
bei Eigen- oder Fremdgefährdung eine
zeitlich begrenzte Unterbringung und unter sehr engen Voraussetzungen eine Behandlung gegen den Willen des Patienten
je nach den rechtlichen Voraussetzungen
möglich. Dabei sind die Anforderungen
an die trialogisch orientierten Behandlungsteams durch neue Rechtsprechung
prozedural erheblich angestiegen, jedoch
ethisch weiterentwickelt.
Ethisch können dabei Konflikte zwischen Fürsorgeverpflichtung und dem Respekt vor der Autonomie der Betroffenen,
sowie Konflikte für Behandler und Angehörige entstehen. Eine hohe Transparenz
von zu treffenden Entscheidungen ist notwendig, um eine mögliche Missachtung
juristischer und grundlegender ethischer
Standards zu vermeiden (Maio, 2012).
Beispiel für eine ethisch gebotene Beteiligung von Betroffenen- und Angehörigenvertretern in Kontrollgremien stellen
die „staatlichen Besuchskommissionen“
dar. Dabei werden Kliniken von „trialogisch“ besetzten Kommissionen aufgesucht und bezüglich der Behandlung und
Einhaltung der Gesetze, Vorschriften und
Menschenrechte von untergebrachten Patienten überprüft.
Leidvolle Stigmatisierungserfahrungen
wirken aus vielen Gründen bis heute im
Sinne der „zweiten Erkrankung“ fort. Die
Beachtung solcher Erfahrungen in allen
Behandlungssettings inklusive der Selbsthilfe ist notwendig, damit sie angemessener verarbeitet werden können. Jenseits
von Trialogbereitschaft müssen moderne
Behandlungen daher zugleich Traumasensibel umgesetzt werden. Dies ist natürlich mit allen medizinethisch anerkannten Prinzipien wie Nichtschaden, Fürsorge,
Autonomie und Gerechtigkeit begründbar.
Formen trialogischen Zusammenwirkens sind von klinischer Arbeit und lokalen Vernetzungen bis zu Fachverbänden
vielfältig und erfordern muntere, trialogisch orientierte Akteure, um Therapie human wie ethisch vertretbar zu entwickeln.
Auf Bundesebene formierte sich als erste
trialogisch organisierte Fachgesellschaft
1999 die DGBS. Selbst in der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkund
(DGPPN) als größter psychiatrischer Fachgesellschaft findet sich mittlerweile ein
Beirat von Betroffenen und Angehörigen.
Ethische Aspekte trialogischen
Arbeitens aus Sicht von „Profis“
Foto: xxx / fotolia.de
Ethik
2
Gute Behandlung im Sinne von „Augenhöhe mit Augenmaß“ würde aus professioneller Sicht bedeuten, ethische Prinzipien
wie Nichtschaden und Fürsorge mit dem
Selbstbestimmungsrecht sorgfältig abwägend so zu verbinden, dass notwendige
Entscheidungen die beste Chance auf den
möglichst größten Nutzen der Behandlung
versprechen (Maio, 2012). Nicht überraschend ist dies sehr viel leichter gesagt
als getan, beinhaltet reale Risiken und
erfordert unter Beachtung der genannten
ethischen Vorgaben hohe kommunikative
Kompetenzen nicht nur auf der „Profiseite“. Daher bleibt es stets wichtig, die Perspektiven der Trialogpartner möglichst gut
ins Gespräch zu bringen, um gemeinsam
zu guten Behandlungswegen zu kommen,
die natürlich von Leitlinienempfehlungen
abweichen können.
in balance – 2016
Trialog
Für Patienten und Angehörige bleibt
wichtig, umfassend interessierte „Profis“
an der Seite zu haben, die sich für Menschen in ihren autonomen Bestrebungen
gerade in Krisen- und Krankheitserfahrungen stark machen wollen.
Bei Krankheitsbildern mit unter Umständen zeitweilig gefährlich eingeschränkter Realitätsprüfung, eventuell
schwerer akuter Suizidalität und den hierdurch zeitweilig bestehenden Risiken ist
ein Kontakt ohne zureichend schützende
Komponente für die meisten Psychiater
und Betroffenen schwer vorstellbar und
ethisch fragwürdig. Die dann gebotenen
Maßnahmen bedürfen besonders sorgfältiger Begründungen und müssen zwingend ausreichend nachbesprochen werden, falls dies in der Akutsituation nicht
gelingt. In ethisch schwierigen klinischen
Situationen kann ggf. eine ethische Fallbesprechung in Erwägung gezogen werden,
um gute Entscheidungen treffen zu können. Diese Möglichkeit ist in der psychiatrisch-psychotherapeutischen Alltagsroutine bisher vergleichsweise wenig etabliert
(Gather, 2015).
Trialogische Impulse können auch in
der Forschung wichtig sein. Z. b. bei chronischen oder rezidivierenden Erkrankungen ist es hilfreich, von Betroffenen und
Angehörigen zu erfahren, was in der Behandlung zusätzlich wichtige Ziele sein
können.
Trialog und Betroffene
Gegenwärtig und zukünftig drohen bei
beschleunigten medizinischen Versorgungssystemen mit zugleich verknappten
Zeitkontingenten für individuelle Behandlungen erhebliche Risiken, lediglich als
„Fall“ in optimierten Behandlungspfaden
angesehen zu werden (Maio 2011 u. a.).
Notwendig sind für die Behandlung von
Menschen mit psychischen Erkrankungen
in ethischer Sicht jedoch andere Ingredienzen, wie oben hoffentlich hinreichend
angedeutet.
In trialogisch guten Therapien können
Betroffene differenziertere Sichtweisen
auf die eigene Erkrankung und damit
verbundene Probleme und Notwendigkeiten entwickeln, „Profis“ lernen dabei
oft enorm. Im günstigen Fall lernen „alle
von allen“. Dies ist bei ausreichender Bereitschaft, die Perspektive der anderen
Beteiligten zu berücksichtigen, möglich,
in balance – 2016
sofern die allseitig notwendige Geduld immer wieder hergestellt werden kann. Auf
Verbandsebene bringen sachliche Diskussionen trialogisches Arbeiten weiter. So
sind seit geraumer Zeit „EX-IN“ Konzepte
im Aufbau. Auch trialogisch geeignete
Projektbeteiligungen können belebende
Wirkungen in der „Forschungslandschaft“
entfalten.
Trialog und Angehörige
Angehörige haben eine nicht selten eigene Leidensgeschichte und Bedürfnisse. Sie
schildern oft Ausgrenzung bzw. Unverständnis, geringes Interesse der „Profis“,
aber auch Zeitnot der Ärzte u. Ä. Informationen über Symptome, eingeschränkte
Krankheitseinsicht sowie Denkweisen in
akuten Krankheitsphasen können für den
wichtigen Erfahrungsaustausch untereinander hochbedeutsam sein. Trialog ist
intensiverem Verstehen auch hier dienlich, ergänzt um fachliche Weiterbildung
(Bücher, Seminare, Tagungen, Gespräche).
Entscheidend ist dabei stets das „Kommunizieren auf Augenhöhe“.
In der DGBS wird das Arbeiten mit
trialogischen Konzeptionen durch einige
Angehörige und Pioniere des Trialogs als
Paradigmenwechsel gesehen. Da Therapieziele aufgrund unterschiedlicher Perspektiven stark divergieren können, ist die
Beachtung des Autonomieprinzips aller
Beteiligten gut auszutarieren, da dessen
Verletzung schadensstiftend für die psychische Integrität der Betroffenen wirken
kann (Maio 2012). Dies hat natürlich weitgehende Implikationen für die psychiatrische Behandlungskultur.
Wichtig bleibt die gegenseitige Anerkenntnis unterschiedlicher Erfahrungshorizonte und die notwendige Akzeptanz
unterschiedlicher Verantwortlichkeiten
(Koch-Stöcker, 2015).
Gelungenes trialogisches Arbeiten wäre
auch hier mit jenen hilfreichen Lernprozessen verbunden, in deren Gefolge die
Balance zwischen Nähe und der wichtigen Abgrenzung in der Beziehung zum
erkrankten Familienmitglied allmählich
besser gelingen mag.
Ein vorläufiges Fazit
www.dgbs.de
Fachgesellschaften wie die DGBS weiterentwickelt. Diese Konzepte lassen sich
gut mit ethischen Grundsätzen psychiatrisch-psychotherapeutischen
Denkens
und Handelns sowie der fachbezogene
Pflege verbinden und sind aus dem Versorgungssystem nicht mehr wegzudenken.
Trialogische Konzepte mit dem Ziel der
angemessenen Beachtung von Patientenpräferenzen und Angehörigeninteressen
gelten als Teil moderner Behandlungskultur. Einflüsse trialogischer Konzeptionen
sind zukünftig auf Ziele der Versorgungsforschung zu erwarten. Der Einbezug auch
ethisch bedeutsamer trialogischer Impulse in aktuelle und bald zu revidierende
S3-Leitlinien ist ein wichtiger Schritt für
die allgemeine Akzeptanz psychiatrischpsychotherapeutischer Leitlinien in der
Bevölkerung und der Politik.
Literaturhinweise zum Weiterlesen
Bock T., Meyer H.-J. & Rouhiainen T. Trialog
– eine Herausforderung mit Zukunft.
In (eds) Rössler W. & Kawohl W. (2013)
Soziale Psychiatrie Kohlhammer GmbH,
Stuttgart.
DGBS und DGPPN (2012) S3-Leitlinie zur Diagnostik und Therapie bipolarer Störungen
Langversion Kapitel 3: S 34 – 44 Trialog,
Wissensvermittlung und Selbsthilfe
Feuerstein, G., Schramme, T. (eds) (2015)
Ethik der Psyche – Normative Fragen im
Umgang mit psychischer Abweichung,
Campus-Verlag, Frankfurt am Main
Gather J, Vollmann J, (2015) Klinische Ethikberatung – ein Modell für die Psychiatrie?
Psyche im Fokus 1
Grunze, H. (2015) Die Bipolare Evolution
– ein Rückblick auf die letzten 20 Jahre
Vortrag DGBS Tagung Essen
Juckel,G, Hoffmann K (Hrsg.) (2016, in
Vorber.) Ethische Entscheidungssituation
in Psychiatrie und Psychotherapie, Pabst
science publishers Lengerich
Maio G. (2012) Mittelpunkt Mensch: Ethik in
der Medizin Lehrbuch, Schattauer-Verlag,
Stuttgart
Maio G. (2015) Eröffnungsvortrag DGPPN
Hauptstadtkongress Berlin
Martin Schäfer und Hubert Schöttes
Kliniken Essen-Mitte
Trialogische Arbeitsformen haben sich
in unterschiedlichen Strukturen bis in
3
www.dgbs.de
S CH W ERPUNK T
GEL EB T ER T RI A L O G IN DER D GB S
Wie wollen wir (Profis, Angehörige, Betroffene)
den Trialog realisieren?
T
rialog in der Psychiatrie ist ein gleichberechtigter Erfahrungsaustausch „auf Augenhöhe“ zwischen Psychiatrie-Erfahrenen,
Angehörigen psychisch Kranker und Professionellen, um voneinander zu lernen. Trialog ermöglicht den Perspektivenwechsel und
dadurch eine gemeinsame konstruktive Ebene der Kommunikation. Der Begriff stammt aus den Psychose-Seminaren, die im Sommer 1989 an der Universitätsklinik Hamburg-Eppendorf (UKE) von Dorothea Buck und Thomas Bock gegründet wurden. Grund war der
Wunsch, die Sicht Psychose-Erfahrener und Angehöriger mit Fachleuten zu besprechen, um daraus ein besseres gegenseitiges Verständnis und Verbesserungen zu entwickeln. Hierdurch gewonnene Erkenntnisse haben seit dieser Zeit die Behandlung und den Umgang mit
Psychose-Erkrankten verändert und verbessert.
Fünf Wünsche aus Sicht eines Betroffenen
1.
Bildung eines Arbeitskreises Trialog in
der DGBS, der Empfehlungskompetenz
hat.
Letzteres bedeutet, dass dieser Arbeitskreis
mit seinen Ergebnissen in der DGBS Empfehlungen aussprechen darf, die zu Veränderungen oder Neuorientierung führen
können oder sollten.
2.
Beteiligung von Betroffenen und Angehörigen an der Formulierung neuer Forschungsziele und Forschungsprojekte im
Sinne der Partizipation von Anfang an.
Dies bezieht sich sowohl auf DGBS-Projekte als auch auf Forschungsprojekte, die zur
Einreichung bei anderen Mittelgebern angedacht sind.
Beispiel derzeitige medikamentöse
Behandlung: Die Erforschung der Physiologie von Manie und Depression muss
intensiviert werden. Die Entdeckungen
der gefühlsmodulierenden Systeme wie
Endorphin-, Endocannabinoid- und endogenen Halluzinogen-Systeme sowie der
neurogenen Peptidhormone und weiterer
Gehirn-Peptide (von Roger Guillemin auch
Cybernine genannt) in den letzten 40 Jahren haben in das psychiatrische Ursachenund Krankheitsmodell und eine daraus
resultierende Kausalbehandlung der affektiven Störungen noch keinen Eingang
gefunden!
3.
Ein klares, mit allen drei Parteien abgestimmtes Regelwerk zur Behandlung
4
und Einstufung von Bipolar-Betroffenen
in der Phase und dazwischen.
Wenn es möglichst wenige Zwangsbehandlung geben soll, dann müssen sich
die drei Parteien umso mehr ein Regelwerk
einfallen lassen, das den entsprechenden
Therapiestandard sichert und auch von
Betroffenen und ihren Angehörigen akzeptiert wird. Es muss für die stationäre
Behandlung bei Manie ein besonderes Regelwerk geben: niederschwelliger Zugang
zur stationären Behandlung, zum eigenen
Schutz geschlossenes Setting, Vermeidung
eines „Hinauswurfs“ mit Hausverbot,
Einzug der Kreditkarte und des Handy’s,
Rationierung des Geldes, krankheitsspezifische Psychoedukation im stationären
Setting auch für Angehörige, Nachbehandlungskonzept, Unterstützung der
Selbsthilfegruppen für Betroffene und
ihre Angehörigen vor Ort, Psychoedukation in den Selbsthilfegruppen.
4.
Einbezug der Angehörigen vom ersten
Tag der Behandlung.
Es nicht zu tun, ist bei dieser Störung, die
nach Rezidiven zum Abbruch aller sozialen
Kontakte und damit in den „sozialen Tod“
führt, ein Kunstfehler! Zum Erhalt des bestehenden sozialen Netzes der Betroffenen
bedarf es der stetigen Miteinbeziehung der
maßgeblichen Angehörigen und wichtiger
Personen wie Arbeitgeber in das Behandlungskonzept ab Beginn der Erkrankung.
Dies setzt jedoch voraus, dass dies vom
Betroffenen erlaubt wird. Ist dies, insbesondere anfänglich, nicht der Fall, muss
das Gespräch um diesen Sachverhalt stetig
weitergeführt werden.
5.
Pharmaunabhängige multizentrische
Wirksamkeitsstudien zu Lithium in der
Akutphase und zur Prophylaxe.
Die Feststellung, dass Lithium zwar zum
Goldstandard der Behandlung bei Bipolarer Störung gehört, es aber auf der anderen
Seite nur als Vergleichssubstanz bei Pharmazulassungsstudien dient, wobei die
neue Substanz besser abschneiden muss
als der Goldstandard, um zugelassen zu
werden, lässt das praktische Wissen der Depressions- und Suizid-Prophylaxe, der Phasenprophylaxe und der Akutbehandlung
von Manien mit Lithium in Vergessenheit
geraten! Hier sind die betreffenden nationalen Forschungsgemeinschaften (wie die
Deutsche Forschungsgemeinschaft, DFG)
und das Ministerium für Bildung und Forschung (BMBF) aufgerufen, Anträge für
solche Forschungsvorhaben anzunehmen,
zu prüfen und bei Eignung finanziell zu
fördern. Auch internationale Fördereinrichtungen sind hier gefragt.
Die Erforschung und Behandlung dieser
komplexen Störung, durch die wir das Wesentliche über Emotionen lernen, bedarf
der Zusammenarbeit aller drei beteiligten
Gruppen.
Hans-Peter Maier
Süßen
in balance – 2016
Trialog
www.dgbs.de
N ACHDENK EN ÜBER T RI A L O G
Aus der Sicht und Erfahrung einer Angehörigen
I
ch lebe in Süddeutschland. Für den
Trialog ist das „Entwicklungsland“.
Deshalb hat es lange gedauert, bis ich
den Trialog bei einer Infoveranstaltung in
der Vivantes-Klinik im Friedrichshain in
Berlin vor drei Jahren (ohne es zu wissen)
entdeckt habe.
Es war ein Schlüsselerlebnis: Ich saß dort
in einem Workshop mit 50 Bipolaren Betroffenen, 2 Angehörigen und 2 Profis und
war verblüfft, mit welcher Offenheit und
Kompetenz hier gesprochen wurde. Ich
fasste mir ein Herz und wollte von den anwesenden Betroffenen wissen, ob man sie
als Angehöriger in einer hypomanischen
oder manischen Phase überhaupt erreichen könne. Oder ob man es einfach lassen sollte. Die Antworten: „Also, wenn ich
manisch bin, da geht gar nix. Nur mit dem
Zaunpfahl!“ „Wenn ich eine Manie habe,
dann bin ich Gott. Da erreicht mich nichts
und niemand.“ Eine junge Frau: „Also, ich
hab grad alles verloren, meine Familie, Geld,
meinen Job. Das ist mir alles egal. Aber auf
meine Manien verzichte ich nicht.“ „Ich weiß
ja, dass ich meine Medikamente nehmen
muss. Ich nehm’ sie auch. – Aber mir fehlt
schon was.“
Ich war überwältigt von der Ernsthaftigkeit der Antworten. Hier waren 50 „Experten aus Erfahrung“ bereit, ihre Erfahrungen mit mir zu teilen. Ich war so dankbar!
Und mir war schlagartig klar: Dies ist der
richtige Weg! Erst später erfuhr ich, dass
dies gelebter Trialog war. Das Wort hatte
ich noch nie gehört. Bisher kannte ich nur:
keine Einbeziehung durch Ärzte / Klinik sowie keinerlei Nachfrage nach den Kindern.
Unsere Erfahrung war stets: Ärzte planen
die aktive Beteiligung Angehöriger nicht
ein. Man fühlt sich als Störfaktor. ABER:
Man ist selbstverständlich wieder zuständig nach einer Klinikentlassung. Und für
alles aufkommen muss man sowieso. Nur
einbezogen wird man nicht.
Trialog ist anders!
Seitdem ich den Trialog entdeckt habe,
habe ich mich intensiv damit befasst.
Ich bin zu den Quellen gegangen: Klaus
Dörner, Dorothea Buck, Thomas Bock,
in balance – 2016
Piet Stolz (der den wunderbaren Film
„Raum 4070 – Psychosen verstehen“
und „Nicht alles schlucken – Leben mit
Psychopharmaka“ gemacht hat).
Ich habe Literatur gelesen und Veranstaltungen besucht.
Ich habe an einem Psychose-Seminar
teilgenommen.
Ich habe unzählige Gespräche mit
Betroffenen, Angehörigen und Profis
geführt.
Ich war sogar bei der Bundestrialog­
tagung.
Mir wurde immer klarer, dass längst nicht
jeder das gleiche unter „Trialog“ verstand.
Außer den Begriff „Kommunikation auf
Augenhöhe“. Den schien jeder zu übernehmen. Das ist quasi das Synonym für „Trialog“ geworden.
Auch innerhalb der DGBS gibt es längst
keine Einigkeit. Zwar ist der Trialog in der
S3-Leitlinie verankert. Es gibt einen trialogischen Vorstand. Das Thema ist präsent auf
der trialogischen Jahrestagung.
Aber:
Es gibt viele Stimmen, gerade auch aus
dem Profilager, die den Trialog eher
abwerten.
Es gibt Stimmen, die sagen, die DGBS
muss sich entscheiden, ob sie nun eine
wissenschaftliche Fachgesellschaft
sein wolle oder eine trialogische Gesellschaft. Und wenn letzteres, dann
würden die Profis wegbrechen.
Für viele heißt Trialog ganz einfach:
drei Parteien sitzen an einem Tisch und
machen irgendetwas zusammen.
Das reicht aber nicht! Trialog ist mehr.
Trialog ist ein Paradigmenwechsel!
Bisher war es zumindest laut unserer Erfahrung so, dass die Deutungshoheit beim
Profi lag. Der Patient sollte nach Möglichkeit „compliant“ sein, also tun, was der
Profi sagt. Und die Angehörigen? Die sind,
wie schon erwähnt, Störfaktor, Fußnote. Im
Zweifel auch schuld.
Trialog dagegen funktioniert nur im
hierarchiefreien Raum. Ohne Deutungshoheit. Es ist der Versuch, die Wahrheit des
anderen zu verstehen und zuzulassen, dass
sie von der eigenen vielleicht abweicht. Man
könnte auch sagen (mit Piet Stolz), die Wahrheit gibt es nur im Plural. Wahrheiten, nicht
eine Wahrheit!
Trialog ist eine neue, eine veränderte
innere Haltung
Zum Beispiel auch gegenüber dem Thema
Psychopharmaka. Ich verstehe inzwischen,
warum dieser Punkt so unendlich sensibel
ist. Ich habe den Betroffenen gut zugehört.
Es ist eben längst nicht so einfach, wie auch
uns Angehörigen immer suggeriert wurde: Mit Medikamenten ist alles gut. Ohne
nicht. Auch ich hatte früher so gedacht. Bei
mir hat es über ein Jahr Beschäftigung mit
dem Thema Trialog gebraucht, bis ich plötzlich diese veränderte innere Haltung in mir
gespürt habe. Das bringt mich nochmals
zurück zum Begriff der „Augenhöhe“. Ich
finde diesen Begriff irreführend. Zu idealistisch. Er weckt eventuell falsche Erwartungen. Auf jeden Fall war er für mich gar nicht
hilfreich bei dem Versuch zu verstehen, was
Trialog eigentlich ist.
Augenhöhe hat eben doch etwas mit Hierarchie zu tun. Soll zwar heißen, auf derselben Ebene – kann aber, und das schwingt
implizit mit, auch verrutschen. Augenhöhe
hat auch etwas mit Stolz zu tun. Für mich
hat Trialog aber viel mehr mit Demut zu
tun.Vor allem aber hat Augenhöhe für mich
etwas mit „Symmetrie in den Beziehungen“
zu tun. Und das wiederum ist auf das Konzept Trialog nur begrenzt übertragbar. Man
versucht beim Trialog ja gerade die Asymmetrien besser zu verstehen: Die unterschiedlichen Erfahrungen und die notwendige Anerkennung der unterschiedlichen
Verantwortlichkeiten.
Ich habe mich und andere immer wieder
gefragt, wie man eigentlich die Augenhöhe
innerhalb der Familie nach einer schweren
Krise mit allen Begleiterscheinungen wieder herstellen will. Das stellt einen quasi vor
eine unlösbare Aufgabe. Ich habe bis heute
keine Antwort auf diese Frage gefunden
und auch keine erhalten. Aber einen hierarchiefreien Gesprächsraum wieder herzustellen, das ist durchaus denkbar.
Hier gibt es also Diskussionsbedarf, auch
innerhalb der DGBS: Über die Definition,
5
www.dgbs.de
was Trialog eigentlich ist. Und über das
Thema Augenhöhe.
Ein weiterer Punkt in diesem Zusammenhang: Was bringt uns der Trialog? Ganz
allgemein könnte man sagen: Dreidimensionalität statt Deutungshoheit.
Aber ganz konkret?
Die Betroffenen und die Profis sollen hier
für sich selbst sprechen. Aber wir Angehörigen. Was haben wir davon?
Ich möchte hier kurz auf Elisabeth Kübler-Ross verweisen, die berühmte Begründerin der Sterbeforschung. Sie hat die 5 Phasen beschrieben, die ein Patient durchläuft,
der eine Diagnose erhalten hat, die auf eine
zum Tode führende Erkrankung verweist,
ein unheilbares Krebsleiden beispielsweise.
Frau Kübler-Ross hat explizit darauf hingewiesen, dass diese Phasen nicht nur im
Sterbensfall gelten, sondern dass dies eine
unbewusste Strategie von uns allen bei der
Verarbeitung extrem schwieriger Situationen ist,. Ich denke, wir sind uns alle einig,
dass bipolar erkrankte Angehörige eine Familie in eine solche Situation bringen.
Die Phasen sind:
1. Nicht Wahrhaben-Wollen. Sich isolieren.
2. Zorn
3. Verhandeln
4. Depression
5. Akzeptanz.
S CH W ERPUNK T
Ich habe viele Angehörige bipolar Betroffener erlebt, die in einer dieser Stufen
stecken geblieben sind.Über Jahrzehnte.
Ich behaupte: Trialog hilft uns Angehörigen auf dem Weg zur Akzeptanz. Und zur
Rückbesinnung auf uns selbst (viele Angehörige sind in ständiger Gefahr, sich selbst
zu verlieren). Aus meiner Sicht wäre das
ein großartiger Erfolg!
Abschließen möchte ich mit einer sehr
persönlichen Note. Ich habe von vielen Betroffenen immer wieder gehört, sie würden nicht auf ihre Krankheit „verzichten“
wollen. Auf die Höhen- und Tiefenschärfe,
die damit einherginge. Kay Redfield Jamison z.B., eine der bekanntesten Bipolar-Forscherinnen, selbst bipolar, gehört dazu. Sie
macht allerdings die Einschränkung: solange es Lithium gibt. Ohne Lithium sei sie sich
nicht sicher. Stephen Fry, der berühmte britische Schriftsteller, Schauspieler, BBC-Moderator, ebenfalls bipolar, hat dem Thema
einen großartigen Film gewidmet: The Secret Life of the Manic Depressive. Darin stellt
er sich selbst immer wieder die Frage: Wenn
es einen Knopf gäbe, mit dem ich die Krankheit von jetzt auf gleich heilen könnte, würde ich ihn drücken? Und ganz am Ende sagt
er: „I wouldn’t press the button – not for all
the tea in China“. Auf gar keinen Fall!
Es gibt ein wunderbares Buch mit 20
Aufsätzen von Psychose-Erfahrenen: „Der
Sinn meiner Psychose“. Jeder schreibt da-
rin auf ca. 15 Seiten über diesen Sinn. Ich
habe das Buch verschlungen. Ich habe
mich allerdings auch gefragt, ob ich als
Angehörige so einen Aufsatz schreiben
könnte, über den Sinn meines Angehörigendaseins eines bipolar Betroffenen.
Noch vor nicht allzu langer Zeit hätte ich
gesagt: Also höchstens zwei Absätze, mehr
nicht. Und ich hätte gesagt: Ja, ich würde
den Knopf drücken. Sofort. Heute sehe ich
das etwas anders. Milder. Demütiger. Wissender. Dank Trialog. Ich habe mittlerweile „die Szene“ kennen gelernt, habe gute
Freunde gewonnen unter ihnen Angehörige, Betroffene und Profis. Wir tauschen
unsere Wahrheiten oft aus – und respektieren die Wahrnehmung des anderen als
ebenso wahr wie unsere eigene. Ich habe
eine völlig neue Haltung zur bipolaren
Erkrankung und als Konsequenz daraus
auch gegenüber unseren eigenen Betroffenen in der Familie gewonnen – und, oh
Wunder: Die Situation in meiner Familie
hat sich zumindest vorübergehend stabilisiert. Welcher Anteil davon auf den Trialog
zurückgeht – ich weiß es nicht. Ich bin allerdings sicher, dass wir ohne Trialog nicht
an diesem Punkt angelangt wären.
Stefanie Hubert
Freiburg im Breisgau
T RI A L O G – CH A NCEN, RISIK EN UND NEBEN W IRK UNGEN
Aus Sicht der Profis in der DGBS
I
m Symposium wurden Antworten auf
die folgenden Fragen gesucht: Wie
definiert man „Trialog“? Wie ist der
Trialog in der DGBS entstanden? Ist die
DGBS trialogisch organisiert? Praktischer
Trialog im Alltag der DGBS, Chancen aus
Sicht der Profis, Nachteile und Risiken.
Wie definiert man „Trialog?
Der Trialog ist gekennzeichnet durch die
aktive Beteiligung des Patienten und der
Angehörigen „auf Augenhöhe“ an Entscheidungsprozessen. Die Ursprünge dieser Bewegung sind u.a. in der Psychiatriereform
in Deutschland in den 70iger Jahren zu sehen, welche die Auflösung wohnortferner
6
psychiatrischer Großkrankenhäuser und
Schaffung wohnortnaher Behandlungsangebote zusammen mit einer zunehmenden
De-Institutionalisierung,
Ambulantisierung und Kommunalisierung der psychiatrischen Versorgung zur Folge hatte.
Trialog ist ideal für die Überprüfung
und damit für die Grundlegung ethischer
Regeln des psychiatrischen Handelns
und Denkens. Das mag auch für die wissenschaftliche Psychiatrie gelten.
Ziele und Chancen des Trialogs
aus Profisicht
Der Trialog im klinischen Alltag soll:
eine Annäherung von Profis, Betroffe-
nen und Angehörigen bringen
das gegenseitige Verständnis für die
individuellen Probleme erhöhen
voneinander zu lernen, den eigenen
Horizont zu erweitern, ermöglichen
aneinander Vorbeiarbeiten verhindern
klinische Arbeit relevanter/effektiver
machen
bei Schulung von Betroffenen und
Angehörigen ein „shared-decision-making“ ermöglichen: gemeinsam kritisch
diskutieren und gemeinsame Therapieentscheidungen finden.
Der Trialog im Alltag der DGBS oder anderen Verbänden:
Profis, Betroffenen und Angehörigen
arbeiten im gleichen Interesse für eine
in balance – 2016
Trialog
Sache, z.B. die Ent-Stigmatisierung und
bessere Versorgung von Patienten mit
einer Bipolaren Störung
Soll die mediale und politische Aufmerksamkeit erhöhen, verschiedenste
Interessenten ansprechen (Krankenkassen, Stiftungen, soziale Einrichtungen, etc.)
Wissensvermittlung in die Breite
Austausch und Respekt untereinander
erhöhen und fördern
Im Vorstand breite Strategien planen
und umsetzen.
Trialog meint dann auch: Wissen vereinen, gemeinsam stärker sein, gemeinsam
Lösungsansätze für Probleme finden
Trialog ist ideal für die Teilnahme an
politischen Beratungsgremien. Beispiel
Landespsychiatrieplan Nordrhein-Westfalen: Selbsthilfegruppenleiter als offizieller
DGBS-Vertreter Teilnehmer in drei Arbeitsgruppen, DGBS gerne gefragt zur Unterstützung oder Beratung bzgl. des Trialoges.
Mitglieder der DGBS sind teilweise Ärzte,
Betroffene und Angehörige zugleich!
Ist die DGBS aus Profisicht trialogisch
aufgebaut?
1999 gegründet als wissenschaftlicher
Verein für Profis
Schon 2000 Öffnung als trialogische
Gesellschaft
Intensive Förderung der Selbsthilfe
durch Informationsvermittlung, Unterstützung und Schulung (Internetseite,
Bipolar Forum, Bipolar Selbsthilfenetzwerk, „In Balance“ als Mitgliederzeitschrift, Seminare für Angehörige,
Beratungstelefon, Road Show, etc.)
Parallel Versuch der Förderung
wissenschaftlicher und klinischer
Aktivitäten (Fortbildungsreihe für
Ärzte, Institutsambulanzen, AK junge
Wissenschaftler, Wissensvermittlung
über Weißbuch und später S3-Leitlinie,
Gütesiegel)
Fazit für den Vorstand
Der Vorstand arbeitet streng mit trialogischer Besetzung
Der Trialog ist in der Satzung verankert!
Risiken: gesundheitliche Schwankungen können auch die Vorstandarbeit
stark beeinflussen
in balance – 2016
Fazit für die Referate
Nicht jedes Referat arbeitet streng mit
einer trialogischen Besetzung
Die Mitarbeit ist aber in allen Gruppen
freigestellt
Frage: welchen Sinn würde es machen,
wenn in allen Referaten eine trialogische Besetzung gefordert würde?
Fazit für Selbsthilfe-Projekte
Hier kann der Profi nur unterstützen
Profis wünschen sich hier sicher
kompetente und langfristig aktive,
zuverlässige Partner
Risiken und Nebenwirkung: auch hierbei ist die Erkrankung und der Einfluss
auf ein langfristiges Engagement zu beachten. Daher wünschen sich die Profis
breiteres Engagement und Verteilung
auf viele Schultern.
Ist die Jahrestagung trialogisch?
Stand – Risiken – Nebenwirkungen?
Das gesamte Organisatoren- und Helferteam ist trialogisch besetzt. Die Planung
und Durchführung ist am Trialog ausgerichtet. Es ist die einzige trialogische Fachtagung dieser Art in Deutschland.
Seit 2015 ist die Tagung in zwei Teile gegliedert, in einen wissenschaftlichen und
einen trialogischen Teil. Hierdurch wurde
die Transparenz für die Teilnehmer und
die Sponsoren verbessert. Die Pharmaindustrie kann nun gemäß ihrer Regularien
weiterhin den wissenschaftlichen Teil der
Veranstaltung unterstützen, während sich
die Krankenkassen und die Aktion Mensch
gemäß ihrer Förderziele auf den trialogischen Teil konzentrieren können.
Weitere Beispiele für den „gelebten“
Trialog im Alltag: Die DGBS leistet hervorragende Antistigma-Arbeit. Hervorzuheben sind auch öffentlichkeitswirksame
Einzelveranstaltungen wie die BipolarRoadshow durch ganz Deutschland im
Jahre 2014.
www.dgbs.de
niedergelassene Psychiater
Verbesserung der Schnittstellenproblematik
„Home-treatment“ Angebote
Sozialtherapeutische Angebote unter
Einbezug der Familie
Förderung präventiver Lebensführung
Verbesserte berufliche Rehabilitation
Ausweitung regionaler Selbsthilfegruppen
Psychoedukations- und Psychotherapieangebote
Weiterentwicklung des Trialogs
Verbessertes psychotherapeutisches Angebot (gerade in ländlichen Regionen)
Verhinderung einer Abwertung/Stigmatisierung und finanziellen Umverteilung zu Gunsten psychisch weniger
schwer kranker Patienten (z.B. Burn-out
und „Burn-out Kliniken“, Anpassungsstörungen, etc.)
Prävention von psychischen Erkrankungen bei Kindern mit bipolar-erkranktem Elternteil
Fazit zum Trialog aus Sicht der Profis
In der DGBS wurde bereits sehr viel Positives umgesetzt. Das sollte auch wahrgenommen werden!
Die DGBS ist in Sachen Trialog führend
in Deutschland und auch international
(siehe S3-Leitlinien).
Aktuell bestehen v.a. Probleme in der
Nachwuchsarbeit bei Angehörigen, aber
auch Betroffenen mit ausreichend langfristiger Bereitschaft, sich zu engagieren
und aktiv zu beteiligen.
Fähigkeiten, Chancen und Risiken beachten: Verantwortung sollte auf mehrere Schultern verteilt werden, um Projekte
nicht durch (krankheitsbedingte) Ausfälle
zu gefährden.
Trialog sollte aus Sicht der Profis nicht
darin bestehen, Wünsche und Forderungen an die Profiseite zu stellen, sondern
gemeinsam zu überlegen, wie Ziele umgesetzt werden können.
Martin Schäfer
Was wünschen sich die Partner des
Trialogs an Verbesserungen?
1. Vorsitzender der DGBS
Spezialisierung von Ärzten und
­K liniken
Verbesserung der Betreuung durch
7
www.dgbs.de
F OR S CHUNG UND PR A X IS
BIP OL A RE S T ÖRUNG IM JOB
Arbeiten mit Erkrankung
Z
u meiner Person: Erwin Lenk, 48
Jahre alt, verheirateter Familien­
vater, drei Kinder. Ich arbeite Vollzeit
in meinem erlernten Beruf und habe eine
erfolgreiche Weiterbildung zum Staatlich
geprüften Elektrotechniker absolviert.
Meine wichtigsten beruflichen Ehren­
ämter sind: Betriebsrat, stellvertretender
Schwerbehinderten-Vertrauensmann
und ehrenamtlicher Sozialrichter am
Sozialgericht. Mein privates Engagement
(wo ich großes Herzblut dran hänge):
Leiter einer Selbsthilfegruppe für Bipolare
Störungen und EX-IN-Genesungsbegleiter.
Meine längsten beruflichen Fehlzeiten
seit meinem Krankheitsausbruch 1998
belaufen sich auf einmal ein ganzes Jahr
und einmal ein halbes Jahr.
Volkswirtschaftliche Bedeutung
Bipolarer Störungen
Menschen mit Bipolaren Störungen erhalten oft eine inkorrekte Diagnose. Durch
den verstärkten Arztbesuch in depressiven
Phasen verfälscht sich das Bild und eine inadäquate Behandlung kann manische Phasen auslösen und den Krankheitsverlauf
verändern und/oder verlängern. Durch
die Verschärfung der Kostensituation im
Gesundheitssystem ist nicht das Machbare sondern die Finanzierbarkeit in den
Focus gerückt. Die „traditionellen“ Volkskrankheiten verschlingen 1/3 des Budgets
der Krankenkassen. Aber schon auf Rang
3 stehen die psychischen Erkrankungen.
Und innerhalb dieses Spektrums liegt die
Bipolare Störung mit den direkten Kosten
(Arzneimittel, Krankenhausaufenthalte,
Reha bzw. Krankengeld) und indirekten
Kosten (Arbeits- und Erwerbsunfähigkeit,
krankheitsbedingte Arbeitslosigkeit) auf
dem ersten Platz. Laut einer Studie der
Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK)
zur Arbeitsunfähigkeit waren 2013 13,4%
aller betrieblichen Fehltage auf psychische Erkrankungen zurückzuführen und
die durchschnittliche Krankschreibungsdauer lag bei 34,5 Tagen.
8
Die Belastungsfaktoren
in den Unternehmen
Ob etwas als Belastung wahrgenommen
wird, ist von Person zu Person verschieden.
Jeder Mensch hat eine andere Vulnerabilität (Empfindsamkeit), die sich unter verschiedenen Aspekten negativ verstärken
kann:
Stress: Körperliche und/oder emotionale Reaktion auf ungünstige Aspekte
der Arbeit, des Arbeitsplatzes oder der
Arbeitsorganisation
Mobbing: Psychoterror am Arbeitsplatz mit dem Ziel, Betroffene aus dem
Betrieb „hinauszuekeln“
Arbeitsorganisation: Belastungsfaktoren wie eine hohe Intensität (Zeitdruck,
ständiger Wechsel der Arbeitsziele)
mit eingeschränktem Handlungsspielraum. Hohe Verantwortung mit
geringem Entscheidungsspielraum erhöht die Belastung (z.B. fünf Aufgaben
gleichzeitig erledigen)
Zwischenmenschliche (interpersonale)
Kontakte: Fehlende Kommunikation
oder geringe Rücksichtnahme auf persönliche Belange, schlechter Führungsstil.
Auslösende Aspekte für psychische Belastungen können sein: Angst vor Arbeitsplatzverlust,
Veränderungen/Umstrukturierung im Betrieb, extreme Flexibilität
(Arbeitszeit) und prekäre Arbeitsverhältnisse (Leiharbeit, ständige Befristungen).
Die spezielle Situation
von „bipolaren“ Arbeitnehmern
Depressionen am Arbeitsplatz: Arbeitnehmer, die an einer Depression erkranken,
sind nicht mehr in der Lage ihren „normalen Rhythmus“ aufrechtzuerhalten. Dies
äußert sich u.a. in Schlafstörungen, Kraftlosigkeit und einer inneren Lähmung. Das
wirkt natürlich auf den Arbeitsplatz nachhaltig ein. Pünktliches Erscheinen, Aufmerksamkeit, Arbeitsleistung, alles lässt
nach. Und bei Betroffenen kommt neben
den Schuldgefühlen große Angst dazu, die
Arbeit zu verlieren.
Manien am Arbeitsplatz: Die Symptome
einer Manie im Arbeitsleben sind zwiespältig. Auf einer Seite herrscht großer
Tatendrang, Euphorie und exzessive Aktivität beim Arbeitnehmer. Aber leider fehlt
die Kontinuität, Denken und Reden sind
gesteigert und nicht selten kommt es zu
vermehrten Konflikten. Ganz problematisch ist das gesteigerte Selbstwertgefühl:
Nichts kann ich falsch machen.
Beide Krankheitsbilder stoßen im Kollegenkreis oft auf Unverständnis. Der Erkrankte wird als „Drückeberger“ oder „Simulant“ gesehen.
Die Rückkehr in das Arbeitsleben
Nach längeren Krankheitszeiten wird eine
stufenweise Wiedereingliederung (§74
SGB V) vorbereitet. Nach Empfehlung des
behandelnden Arztes, in Absprache des Betroffenen mit dem Betriebsarzt sowie den
Vorgesetzten, wird die Wiederherstellung
der Arbeitsfähigkeit stundenweise getestet und an die Belastung angepasst. Die
Wiedereingliederung lässt sich individuell
gestalteten und ist am Krankheitsverlauf
orientiert. Fühlt sich der Betroffene bei der
Wiedereingliederung überfordert, kann
der Arbeitsversuch jederzeit abgebrochen
werden.
Bei mir selbst dauerte die Wiedereingliederung drei Monate und ich fing mit zwei
Tagen á 3 Stunden in der Woche an.
Eine große Hilfe, schon während des stationären Aufenthalts, ist ein Kollege, der
als Ansprechpartner zur Verfügung steht
und den Kontakt zum Betrieb aufrecht erhält. Diese Vertrauensperson sollte dann
auch später, während der Wiedereingliederung, dem Betroffenen zur Seite stehen.
Ich hatte das große Glück, zwei Vertrauenspersonen an meiner Seite zu haben, die
von Anfang an in meine Geschichte involviert waren.
Wenn augenscheinlich an die alte Leistungsfähigkeit noch nicht in absehbarer
Zeit anzuknüpfen ist, sollte eine Rehabilitationsmaßnahme durchgeführt werden. Die Berufliche Rehabilitation wird
über die Einrichtungen vom Typ der RPK
(Rehabilitation für psychisch Kranke)
organisiert. Hier sind vor allem Berufsbildungswerke, Berufsförderungswerke,
Berufliche Trainingszentren, Einrichtungen der ambulanten Arbeitstherapie,
begleitende Hilfen (einschließlich Integ-
in balance – 2016
www.dgbs.de
rationsfachdienste), Integrationsfirmen,
Zuverdienst-Projekte und auch Werkstätten für behinderte Menschen zu nennen.
Angebote der beruflichen Rehabilitation
gibt es in Deutschland für bipolare Patienten viel zu wenige, daher wurde in der
S3-Leitlinie zur Diagnostik und Therapie
Bipolarer Störungen (www.leitlinie-bipolar.de) als klinischer Konsenspunkt formuliert: „Für Menschen mit Bipolaren Störungen ist der Erhalt bzw. die Schaffung
von Arbeitsplätzen von hoher Relevanz, da
berufliche Tätigkeit gesundheitsfördernd
wirkt. Deswegen sollten Maßnahmen der
beruflichen Rehabilitation und Integration
ausgebaut und angeboten werden. Neuere
Untersuchungen weisen darauf hin, dass
Supported Employment besonders erfolgreich ist.” Supported Employment bedeutet dabei u.a. Vorbereitungstrainings und
Leistungserprobungen, das Platzieren am
alten oder an einem neuen Arbeitsplatz,
dortiges Training und Unterstützung sowie Nachbetreuung mit kontinuierlichem
Abbau der Hilfen. Spezifische Maßnahmen der medizinischen Rehabilitation für
Patienten mit Bipolaren Störungen sind
sowohl stationär wie auch ambulant in
Deutschland kaum zu finden, unspezifisch wird medizinische Rehabilitation in
psychosomatischen Reha-Kliniken angeboten. Sinnvoll wäre es laut der Leitlinie,
dass gemeindenah und bedarfsorientiert
spezifische rehabilitative Angebote wie
z. B. Psychoedukation und Maßnahmen
der Teilhabe (z. B. Tages- und Begegnungsstätten, ambulant betreutes Wohnen, ambulante Ergotherapie) in diesem Bereich
unter Berücksichtigung der spezifischen
Bedarfe von bipolar affektiven Patienten
vorgehalten werden.
Präventation
Grundlage für die Gefährdungsbeurteilung ist das Arbeitsschutzgesetz. Der Paragraph 5 Abs.3 sagt aus:Der Arbeitgeber ist
verpflichtet, die psychischen Belastungen
zu ermitteln und Gegenmaßnahmen einzuleiten. Dies würde für viele psychisch
Kranke einiges erleichtern. Leider haben
nicht mal die Hälfte aller Unternehmen
die psychischen Belastungen ermittelt.
Als weitere Präventionsmaßnahme gibt
es seit Mai 2004 das Betriebliche Eingliederungsmanagement (BEM). Es sieht vor,
dass der Arbeitgeber unter Einbeziehung
sämtlicher Interessenvertretungen (z. B.
in balance – 2016
des Betriebsrats) bei allen Beschäftigten,
die länger als sechs Wochen ununterbrochen oder wiederholt arbeitsunfähig sind,
prüft, wie die Arbeitsunfähigkeit beigelegt werden kann. Das BEM ist freiwillig
und kann nur mit Zustimmung des Mitarbeiters durchgeführt werden. Sollte es
zum Kündigungsschutzprozess kommen
und der Betroffene hat das BEM abgelehnt, kann ihm dies zum Nachteil ausgelegt werden. Das BEM hilft bei psychisch
kranken Menschen, die Belastungen zu
reduzieren und die Arbeitsfähigkeit bzw.
den Arbeitsplatz zu erhalten. Aus meiner
Erfahrung ist das BEM für Menschen mit
Bipolarer Störung sehr hilfreich (z.B. bei
Unterforderung Arbeitsaufgabe ändern
oder Herausnahme aus Schichtarbeit)
„Ein Bipolarer mitten im Berufsleben“
Eine seinen Neigungen und Fähigkeiten
entsprechende Arbeit zu haben, trägt zur
Gesundheit und zum Wohlbefinden eines
jeden Menschen bei. Doch gerade für Menschen mit Bipolarer Störung ist es oft nicht
einfach, eine für sie passende Tätigkeit
zu finden und zu behalten, die sie weder
über- noch unterfordert. Ein enges Zusammenspiel von familiärem Halt, sozialen
Kontakten und regelmäßiger medizinischer Betreuung wäre natürlich das Nonplus-Ultra für jeden Bipolar-Erkrankten,
um leistungsfähig zu bleiben. Die Realität
sieht oft etwas anders aus: Es ist schwieriger, Bipolar-Erkrankte wieder in Arbeit zu
bringen, sie als Betroffene auf dem ersten
Arbeitsmarkt zu halten.
Meiner Erfahrung nach ist eine Grundvoraussetzung die regelmäßige Einnahme
verordneter Medikamente, um im Arbeitsleben bestehen zu können. Nach dem 1-jährigen Krankenhausaufenthalt war meine
berufliche Rückkehr schwierig. Obwohl
ich regelmäßigen telefonischen Kontakt
zu meiner Firma gesuchte habe (einmal
im Monat), und mein Chef Mitarbeiter zur
Betreuung ins Krankenhaus geschickt hat,
waren die Kollegen gehemmt, wie sie mit
mir umgehen sollten und wie meine Leistungsfähigkeit einzuschätzen war. Es fiel
mir in dieser Atmosphäre immer schwerer,
meine Krankheit zu verstecken. Nach einer
Woche suchte ich ein klärendes Gespräche
mit meinen Arbeitskollegen und outete
mich. Danach ging es allen besser.
Im Rahmen meiner Tätigkeit als stellvertretender Schwerbehinderten-Vertrau-
ensmann habe ich auch noch andere wichtige Erfahrungen gesammelt:
Regelmäßigen Kontakt (einmal im
Quartal) mit dem Betriebsarzt oder
den Sozialpädagogen/-arbeiter (falls
vorhanden) suchen
So möglich, Schwerbehindertenausweis beantragen, Schwerbehinderte
brauchen nach SGB 9 keine Überstunden zu machen. Und Sie genießen fünf
zusätzliche Urlaubstage.
Persönliche Vereinbarungen über mehr
Pausen, individuelle Arbeitszeit oder
z.B. eingeschränkte Erreichbarkeit
schließen
Evtl. Arbeitszeit reduzieren
Entstigmatisierung/Aufklärung (Arbeitskreis Gesundheit)
Entspannungsmöglichkeiten nutzen
Teilrente beantragen. Das heißt, mehr
als 3 Stunden, aber weniger als 6
Stunden arbeiten. Dieses Instrument
unterschätzen sehr viele Betroffene.
Man bekommt die halbe Rente auf Zeit
und die halbe Zeit ist man im Betrieb.
Ganz wichtig für Menschen mit Bipolarer Störung: Auf dem ersten Arbeitsmarkt
bleiben! Man fühlt sich gebraucht, ist
nicht überfordert und kann in Ruhe wieder Kräfte sammeln. Möchte man später
wieder voll arbeiten, muss man die Rente
nicht mal abmelden, man braucht nur die
Arbeitszeit wieder zu erhöhen.
Folgendes war und ist für mich zusätzlich
immens wichtig, um meine Arbeitskraft
zu erhalten:
Akzeptieren der Bipolaren Störung
Lebenslanges Lernen und Aneignen
von Wissen über die Bipolare Störung
Regelmäßiger Arztbesuch (ca. alle 6
Wochen)
Stabilisierung erhalte ich zusätzlich
durch die Selbsthilfegruppe, die ich
regelmäßig besuche.
Den Trialog leben (meine Frau, mein
behandelnder Arzt und ich kommunizieren auf gleicher Ebene).
Mit Leib und Seele bin ich EX-IN-Genesungsbegleiter. Diese einjährige Ausbildung hat
mich in meiner Persönlichkeit gestärkt. Ich
hätte mir in meiner akuten Krankheitsphase so jemanden an meiner Seite gewünscht.
In einem größeren Betrieb bei mir in der
Nähe wurde ein EX-IN-ler eingesetzt. Er
betreut die psychisch Kranken und der ErFortsetzung auf Seite 16
9
www.dgbs.de
F OR S CHUNG UND PR A X IS
RÜCK BL ICK AUF DIE JA HRE S TAGUNG 20 15
Das klinische Bild Bipolarer Störungen
im Jugendalter
D
ie in den USA seit den 1990er Jahren
zu beobachtende massive Zunahme
der Diagnose Bipolarer Störungen
um das 40fache in weniger als 10 Jahren
hat in weiten Teilen der internationalen
Kinder- und Jugendpsychiatrie große
Skepsis ausgelöst. Von den sich verändernden Diagnosegewohnheiten waren nicht
nur Jugendliche, sondern auch Kinder, z.T.
noch im Vorschulalter, betroffen.
Es spricht wenig dafür, dass die unterschiedlichen Zahlen für Kinder und Jugendliche auf tatsächliche Häufigkeitsunterschiede zurückzuführen sind. Vermutlich
hat in den USA das zunehmende, direkt an
die Verbraucher gerichtete Bewerben von
atypischen Neuroleptika und stimmungsstabilisierenden Wirkstoffen durch die
pharmazeutische Industrie zur Bereitschaft
beigetragen, Bipolare Störungen bei aggressiven und affektiv instabilen Kindern und
Jugendlichen zu diagnostizieren, und diese
Substanzen zu deren Behandlung einzusetzen. Zudem bestehen in den USA sehr viel
restriktivere Regelungen bei der Kostenerstattung durch die Krankenkassen als in
Deutschland. Ein diagnostisches „HeraufKodieren“ zu vermeintlich schwereren Erkrankungen aus Abrechnungsgründen ist
daher wahrscheinlich ein weiterer Faktor
für die zunehmend diagnostizierten Bipolaren Störungen.
Die Kontroverse um den „Bipolar-Boom“
bezog sich weniger auf das klassische manisch-depressive Störungsbild mit klar abgrenzbaren Krankheitsphasen. Umstritten
waren vielmehr die diagnostische und prognostische Einordnung und die Behandlung
eines bunten Mischbildes aus chronischer,
nicht-episodischer Reizbarkeit, plötzlichen
negativen Stimmungsauslenkungen, Wutanfällen und hitzigem Temperament. Zugespitzt lautete die Frage: Sollen Kinder und
Jugendliche mit Wutanfällen und starken
Stimmungsschwankungen als bipolar diagnostiziert und auch so behandelt werden
oder nicht? Die Antwort hierauf hat unmittelbar Auswirkungen auf die Behandlung
und das Selbstverständnis der betroffenen
Patienten und die Aufklärung der Familien.
10
Als Ergebnis der oben skizzierten Debatte
wurde 2013 die Entscheidung getroffen, eine
neue Diagnose für Kinder mit ausgeprägter
Reizbarkeit und Stimmungsschwankungen
in das amerikanische Klassifikationsystem
DSM-5 aufzunehmen, die Disruptive Affektregulationsstörung (Disruptive Mood
Dysregulation Disorder, DMDD). Explizites
Ziel war es, durch die neue Diagnose der
drastischen Überdiagnostizierung Bipolarer Störungen im Kindesalter zu begegnen.
Einige Befunde zeigen eine Überlappung
von Disruptiven Affektregulationsstörungen mit Symptomen Bipolarer Störungen,
wie erhöhte Suizidalität, reduziertes Schlafbedürfnis oder sexuelle Enthemmung. Im
Einzelfall ist es daher notwendig, genaue
differentialdiagnostische
Überlegungen
anzustellen.
Die Diagnose einer manischen Episode
bzw. einer Bipolaren Störung erfolgt bei
Kindern und Jugendlichen bisher nach denselben Kriterien wie für Erwachsene. Bei der
Diagnostik sollte weiterhin vorrangig auf
das Auftreten von abgrenzbaren Episoden
mit eindeutigen Stimmungsänderungen
und begleitenden Veränderungen von Kognition und Verhalten geachtet werden.
Liegen derartige Episoden nicht vor, sollte
nach jetzigem Erkenntnisstand auch keine
Bipolare Störung diagnostiziert werden. Allerdings zeigen Jugendliche mit Bipolaren
Störungen häufigere Episodenwechsel pro
Jahr und mehr symptomatische Tage als betroffene Erwachsene. So wurde bei jüngeren
Patienten vermehrt eine extrem kurze Zyklenfolge beschrieben und mit dem Begriff
„ultra-rapid cycling“ (wenige Tage anhaltende Episoden) charakterisiert. In der Adoleszenz gleicht sich die Symptomatik der des
Erwachsenenalters zunehmend an.
Hypomane Symptome im Sinne einer
abgeschwächten Manie (leicht gehobene
Stimmung, Tatendrang, etwas gesteigerter
Antrieb) werden oft nicht als belastend oder
krankhaft erlebt; nach ihnen sollte daher
insbesondere bei depressiven Jugendlichen
explizit gefragt werden. In Phasen von Verliebtheit berichten Jugendliche vergleichbare Veränderungen, die selbstverständlich
keinen Krankheitswert haben.
Entgegen früherer Auffassungen gibt es
zunehmend Belege, dass Bipolare Störungen nicht „vom Himmel fallen“, sondern
dass ihnen eine längere Phase unspezifischer Prodromalsymptome vorausgeht,
ähnlich den schizophrenen Psychosen. Initial kommt es häufig zu depressiven Verstimmungen, Störungen von Stimmung
und Antrieb, sowie Kontakt- und Konzentrationsstörungen, die diagnostisch schwer
einzuordnen sind und eine Beobachtung
im Verlauf erfordern.
Leider stehen kaum geeignete deutschsprachige Instrumente zur Diagnostik
früh beginnender Bipolarer Störungen zur
Verfügung. Die Entwicklung solcher Screening- und Diagnose-Verfahren sollte daher
vorrangig betrieben werden, um unsere
Versorgung und Forschung auf dem Gebiet
Bipolarer Störungen zu verbessern. Obwohl
nach verlässlichen Daten bis zu einem Drittel der Bipolaren Erkrankungen vor dem 18.
Lebensjahr beginnt, werden diese frühen Erkrankungen in der deutschen Versorgungswirklichkeit kaum gesehen. Dies sollte Anlass zu einer selbstkritischen Überprüfung
und verstärkten Forschungsbemühungen
sein. Erste Ansätze für ein frühzeitigeres Erkennen junger Menschen mit einer bereits
manifesten Bipolaren Störung oder von
möglichen Vorstufen der Erkrankung werden u.a. in einigen Früherkennungszentren
in Deutschland erforscht (siehe Leopold et al.
Nervenarzt 2015 und www.bipolife.org).
Martin Holtmann
LWL-Universitätsklinik Hamm
in balance – 2016
F ORUM
www.dgbs.de
UPDAT E
„Aktualisierung der S3-Leitlinie zu Bipolaren
Störungen“ und „BipoLife“
W
ie bereits in den letzten Ausgaben
der „in balance“ angekündigt,
möchten wir Sie über den Stand
dieser wichtigen Projekte mit Beteiligung
der DGBS im Verlauf informieren.
Die S3-Leitlinie (also eine Evidenz- und
Konsensbasierte Leitlinie) zur Diagnostik
und Therapie Bipolarer Störungen haben
die DGBS und die Deutsche Gesellschaft für
Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) im
Mai 2012 veröffentlicht (www.leitlinie-bipolar.de).
Wie in der „in balance“ 2/2015 berichtet,
läuft aktuell das Projekt zur Aktualisierung der Leitlinie an. Am 29. April 2016
fand in diesem Rahmen in Dresden das
erste Steuergruppentreffen statt. Hier waren neben dem 1. Vorsitzenden der DGBS
weitere avisierte Arbeitsgruppenleiter sowie Vertreter der DGBS-Betroffenen- und
Angehörigenverbände vertreten. Diskutiert wurden vor allem Themengebiete für
neue Arbeitsgruppen und die methodische
Vorgehensweise beim Update-Prozess. Für
die parallele Erstellung einer Betroffenenund Angehörigen-Leitlinie wurde eine Arbeitsgruppe ins Leben gerufen. Inhaltlich
geht es dabei neben Verweisen auf vorhandene Literatur, die Basiswissen über
Bipolare Störungen und deren Behandlung
vermitteln um die Erarbeitung einer zusätzlichen Hilfestellung, um u.a. an verschiedenen Punkten im Krankheitsverlauf
besser mit Therapeuten kommunizieren
zu können.
Die themenspezifischen Arbeitsgruppen
haben sich mittlerweile alle weitgehend
konstituiert. Aktuell sind in Dresden wissenschaftliche Mitarbeiter der Projektgruppe damit befasst, eine systematische
Literaturrecherche und kritische Bewertung der vorhandenen neuen Studienevidenz durchzuführen.
Im vom Bundesministerium für Bildung
und Forschung geförderten Verbundprojekt „BipoLife“, welches sich mit Fragen der Diagnostik und Behandlung an
schwierigen Punkten im Verlauf einer
in balance – 2016
Bipolaren Störung beschäftigt, sind die
großen Studien erfolgreich angelaufen.
Der Fokus des Verbundes liegt, wie in der
„in balance“ 2/2014 berichtet, auf Personen
mit einem erhöhten Erkrankungsrisiko,
Personen in frühen Stadien der Erkrankung und Personen mit einem instabilen
Krankheitsverlauf. Zudem beschäftigt sich
der Verbund mit der Frage, welche neurobiologischen Mechanismen bei der Suizidalität eine Rolle spielen und welche genetischen Mechanismen das therapeutische
Ansprechen auf Lithium beeinflussen.
Die Studie zu Risikopersonen für die Entwicklung Bipolarer Störungen wird an insgesamt sieben Standorten mit mittlerweile acht Studienzentren durchgeführt. Da
die Vorläuferstadien der Erkrankung sehr
heterogen sein können, werden verschiedene Risikogruppen untersucht: junge
Menschen, die sich mit potenziellen Risikofaktoren (wie eine positive Familienanamnese für die Erkrankung, Stimmungsschwankungen oder Veränderungen des
Schlafs bzw. zirkadianen Rhythmik) an eines der Früherkennungszentren wenden,
junge Patienten mit einer diagnostizierten Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitäts-Störung (ADHS) und Personen mit
einer depressiven Störung. Mit der Studie
soll die Vorhersagekraft bestimmter Symptome oder Symptomkonstellationen untersucht werden, und es wird geschaut,
ob Informationen aus z. B. der Bildgebung
und des EEG diese Vorhersagekraft noch
verbessern. Bis Mitte Juni diesen Jahres
wurden bereits 230 Studienteilnehmer
untersucht, geplant ist, mindestens 1.000
Personen einzuschließen.
In einer randomisierten klinischen Studie erhalten junge Menschen, bei denen
erst vor kurzem die Diagnose einer Bipolaren Störung gestellt wurde, an insgesamt
sieben Standorten die Möglichkeit zur Teilnahme an einer Gruppenpsychotherapie.
Bei dem neuartigen Therapieansatz handelt es sich um eine Therapieform, welche
die (auch in der S3-Leitlinie aufgezeigten)
wesentlichen Elemente einer bipolar-spezifischen Psychotherapie verbindet und
zusätzlich gezielt auf die Emotionsregu-
lation von Patienten mit einer Bipolaren
Störung zugeschnitten ist. Zum Stand Mitte Juni laufen Therapiegruppen bereits in
vier Zentren, mehr als 30 junge Patienten
werden in den zwei Therapieansätzen behandelt. Hier ist geplant, mindestens 300
Personen einzuschließen.
In einer weiteren randomisierten klinischen Studie wird untersucht, inwieweit
anhand der bei der Smartphone-Nutzung
aufgezeichneten Bewegungsdaten und des
Kommunikationsverhaltens (Anzahl Gespräche, nicht aber Inhalte) von Personen
mit einer Bipolaren Störung, die in den
letzten Jahren mehrere Episoden durchlebt
haben, eine verbesserte Vorhersage erneuter manischer Episoden möglich ist. Dieses
hoch innovative Projekt erfolgt in Kooperation mit dem Karlsruher Institut für
Technologie (KIT), wo bereits eine Vielzahl
von Studien zum ambulanten Monitoring
psychischer Erkrankungen erfolgreich
durchgeführt wurden. Die Rekrutierung
von Studienteilnehmern startet ganz aktuell in sechs Zentren, es ist geplant, mindestens 180 Patienten in die Studie einzuschließen.
Interessenten für die Studien können
sich über die Projekthomepage www.bipolife.org informieren und auch direkt mit
den Studienzentren Kontakt aufnehmen.
Am Verbund beteiligte Standorte befinden
sich in Berlin, Bochum, Dresden, Frankfurt/Main, Göttingen, Hamburg, Marburg,
München und Tübingen. Wir freuen uns
auf den Kontakt mit Ihnen!
Michael Bauer und Andrea Pfennig
Universitätsklinikum Dresden
11
www.dgbs.de
F OR S CHUNG UND PR A X IS
A K T UEL L E S T HEM A
Die psychiatrische Versorgung von Migranten
und Flüchtlingen
D
eutschland bildet den Lebensmittelpunkt für inzwischen mehr als
16,4 Mio. Menschen mit Migrationshintergrund, die mehr als 20,3 % der
Gesamtbevölkerung ausmachen (Statistisches Bundesamt 2015). Darin sind die im
letzten Jahr aufgenommenen Flüchtlinge
und Asylbewerber aus verschiedenen Herkunftsregionen wie z. B. Syrien, Irak und
Afghanistan nicht enthalten.
Foto: xxx / shutterstock.com
Menschen mit Migrationshintergrund
bilden eine sehr heterogene Gruppe mit
unterschiedlichen Sprachen, religiösen
und politischen Überzeugungen, tradierten Werten, Normen und Sitten. Zudem
können Gesundheits- und Krankheitsvorstellungen sowie Behandlungserwartungen je nach kulturellem Hintergrund,
persönlichen Erfahrungen und sozialen
Lebenswelten sehr unterschiedlich sein.
Unterschiedliche Stressauslöser, Belastungs- und Risikofaktoren, verstärken
die Vulnerabilität bzw. Empfänglichkeit
für psychische Erkrankungen der Gruppe
der Personen mit Migrationshintergrund.
Unsicherheiten aufgrund der jeweiligen
aufenthaltsrechtlichen Situation, Arbeitslosigkeit, Wohnsituation, Stigmatisierung,
Diskriminierung und Ausländerfeindlichkeit (Heinz et al. 2013; Rapp et al. 2015)
sowie Armut im Wohnumfeld zählen zu
diesen Einflussfaktoren. Daten des Deutschen Sozioökonomischen Panels (SoEP)
zu Folge stellt die wahrgenommene Diskriminierung einen wichtigen Mechanismus der gesundheitlichen Ungleichheit
dar und hat einen negativen Einfluss auf
die Gesundheit und Integration (Hinshaw
2007; Rose et al. 2007; Nesterko et al. 2014).
Mehr als die Hälfte von befragten türkeistämmigen Frauen hatten Erfahrung mit
ethnischer Diskriminierung (Aichberger
et al. 2015). Auch in internationalen Studien werden erhöhte Erkrankungsraten psychiatrischer Störungen bei Migranten mit
wahrgenommener Diskriminierung und
Rassismus in Verbindung gebracht (Veling
et al. 2007).
Zugangsbarrieren zum Gesundheits­
system und Inanspruchnahme
Mit Zugangsbarrieren zum Gesundheitssystem sind nicht mechanische Barrieren
gemeint, sondern Hürden bzw. Hindernisse, welche die Inanspruchnahme negativ
beeinflussen. Sie sind dann zu erwarten,
wenn Patient und Behandler nicht aus
gleichen kulturellen Kontexten stammen.
Hier können sprach- und kulturvermit-
telte Verständigungsprobleme auftreten.
So ergab eine Befragung von multiprofessionellen Stationsteams (Ärzte, Pflege,
Psychologen etc.) bezüglich Verständigungsproblemen bei Patienten mit Migrationshintergrund, dass bei mehr als einem
Viertel sprachgebundene, bei knapp 40 %
kulturgebundene und bei fast jedem zweiten sprach- und kulturgebundene Missverständnisse bzw. Verständigungsprobleme
auftraten (Koch et al. 2008). Offenbar bestehen bei fast jedem zweiten bis dritten
Patienten mit Migrationshintergrund Verständigungsprobleme, die zu fehlerhaften Diagnosen sowie zu Über-, Unter- und
Fehlversorgung führen können (Bruck und
Wahl 2003). Dies kann auch mit erheblichem Leid für die Betroffenen und ihre
Angehörigen einhergehen. Ein Beispiel
für kulturgebundene Missverständnisse
stellt das Verständnis der Arzt-PatientBeziehung dar. Dieses ist in einigen kulturellen Kontexten sehr hierarchisch. Die
Arzt-Patient-Beziehung ist hierzulande
dagegen fast partnerschaftlich und in Augenhöhe, der Arzt möchte z. B. die Selbstständigkeit und Selbstverantwortlichkeit
der Patienten stärken und gemeinsam mit
ihm die Therapieplanung entwickeln. In
der hierarchischen Struktur erwartet der
Patient, dass der Arzt weiß, was dem Patienten fehlt und schon das Richtige macht.
Der Arzt ist in diesem Kontext eine Autoritätsperson.
Durch die Hinzuziehung von Sprachund
Kulturmittlern,
Dolmetschern,
können Missverständnisse zum überwiegenden Teil vermieden werden. Die
Finanzierung der Dolmetscherkosten ist
jedoch nach wie vor nicht geklärt. Darüber
hinaus haben Flüchtlinge und Asylbewerber durch das Asylbewerberleistungsgesetz nur eingeschränkten Zugang zum Gesundheitssystem (Frisch 2015). Hier muss
die Politik dringend handeln.
Psychiatrische Erkrankungen
Auch wenn Studien aus dem klinischen
Versorgungsalltag den Eindruck erwe-
12
in balance – 2016
www.dgbs.de
cken, dass Personen mit Migrationshintergrund in Deutschland häufiger an einer
depressiven oder körperlichen Störung leiden, erlaubt die aktuelle Studienlage hierzu keine eindeutigen Rückschlüsse. Über
die Häufigkeit von Depressionen bei Personen aus verschiedenen Herkunftsländern
und Minderheiten wird in verschiedenen
Veröffentlichungen berichtet (Aichberger
et al. 2012). Einige Studien weisen darauf
hin, dass Personen mit Migrationshintergrund und ethnische Minderheiten ein
erhöhtes Risiko aufweisen, eine Psychose
zu entwickeln. So wurden z. B. in Großbritannien in Bezug auf Migranten aus der
Karibik (Caribbean Black) erhöhte Raten
beschrieben (Fearon et al. 2006). Hier sind
möglicherweise soziale Faktoren im Rahmen der Migration und ihre Folgen (Partizipation oder Ausschließung) bei der Entwicklung der Psychosen bedeutsam (Heinz
et al. 2013). Weitere Untersuchungen sind
dringend erforderlich, um mehr Erkenntnisse zu gewinnen.
Über suizidales Verhalten bei Personen
mit Migrationshintergrund liegen europaweit nur für einige Gruppen beziehungsweise Altersgruppen Untersuchungen vor
(Bursztein Lipsicas et al. 2013). In der WHO/
EURO–Studie zu suizidalem Verhalten in
verschiedenen Zentren (mit dem Zentrum
Würzburg für Deutschland) wurde herausgefunden, dass alle weiblichen Gruppen
mit Migrationshintergrund höhere Suizidversuchsraten als die Gruppen der Frauen
ohne Migrationshintergrund aufwiesen
(Löhr et al. 2006).
Erfahrungen aus Krisengebieten und
auf der Flucht sowie deren Folgen können
gerade in der Gruppe der Flüchtlinge bzw.
Asylbewerber zu psychiatrischen Störungen führen. So wird berichtet, dass etwa
die Hälfte der Gruppe der Asylbewerber
und Flüchtlinge eine Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) haben. In anderen
Veröffentlichungen wird die Rate der PTBS
bei Flüchtlingen und Asylbewerbern im
Vergleich zur Allgemeinbevölkerung um
das 10-fache erhöht angegeben (Fazel et
al. 2005). Darüber hinaus wurden bei sehr
vielen Asylbewerbern und Flüchtlingen in
der Schweiz Symptome der Angst und Depression festgehalten (Heeren et al. 2014).
Aktuelle repräsentative Daten zur psychischen Gesundheit von Flüchtlingen und
Asylbewerbern aus Deutschland liegen
noch immer nicht vor.
in balance – 2016
Fazit und Perspektiven
Deutschland bildet bereits für mehr als
16,4 Millionen Personen mit Migrationshintergrund den Lebensmittelpunkt, mit
steigender Tendenz. Das medizinische
Versorgungssystem ist für diese große
Zahl der sehr heterogenen Bevölkerungsgruppe nicht ausreichend vorbereitet. Die
Beachtung der jeweiligen sozialen Lebensumstände von Patienten mit Migrationshintergrund und die Berücksichtigung
der individuellen Erklärungsansätze hinsichtlich Gesundheit und Krankheit sowie
die Überwindung der sprach- und kulturgebundenen
Verständigungsprobleme
können maßgeblich dazu beitragen, die
Schwelle zur Inanspruchnahme des Gesundheitssystems zu senken und dadurch
die Versorgung zu verbessern.
Literatur
Aichberger MC, Bromand Z, Rapp MA,
Yesil R, Montesinos AH, Temur-Erman S,
Heinz A, Schouler-Ocak M (2015) Perceived
ethnic discrimination, acculturation, and
psychological distress in women of Turkish
origin in Germany. Soc Psychiatry Psychiatr Epidemiol 50(11), 1691-700
Aichberger MC, Neuner B, Hapke U, Rapp
MA, Schouler-Ocak M, Busch MA (2012)
Der Zusammenhang zwischen Migrationsstatus und depressiven Symptomen in
der älteren Bevölkerung in Deutschland.
Psychiatr Prax 39(3),116-21
Brucks U, Wahl WB (2003) Über-, Unter-,
Fehlversorgung? Bedarfslücken und
Strukturprobleme in der ambulanten
Gesundheitsversorgung für Migrantinnen und Migranten. In: Borde T, David M
(Hrsg) Gut versorgt? Migrantinnen und
Migranten im Gesundheits- und Sozialwesen. 15-34. Mabuse, Frankfurt
Bursztein Lipsicas C, Mäkinen IH, Wasserman D et al. (2013) Gender distribution
of suicide attempts among immigrant
groups in European countries--an international perspective. Eur J Public Health
23(2),279-84
Fazel M, Wheeler J & Danesh J (2005) Prevalence of serious mental disorder in 7000
refugees resettled in western countries: a
systematic review. Lancet 365(9467),13091314
Fearon P, Kirkbride JB, Morgan C et al.
(2006) AESOP Study Group. Incidence of
schizophrenia and other psychoses in eth-
nic minority groups: results from the MRC
AESOP Study. Psychol Med 36(11),1541-50
Frisch J (2015) Zwischen Humanität und
Bürokratie. Die schwierige medizinische
Versorgung von Flüchtlingen und Migranten ohne Krankenversicherung. Berliner
Ärzteblatt 6:14-20
Heeren M, Wittmann L, Ehlert U, Schnyder
U, Maier T, Müller (2014) Psychopathology
and resident status – comparing asylum
seekers, refugees, illegal migrants, labor
migrants, and residents. Compr Psychiatry
55(4),818-25
Heinz A, Deserno L, Reininghaus U (2013)
Urbanicity, social adversity and psychosis.
World Psychiatry 12(3),187-97
Hinshaw SP (2007) The Mark of Shame:
Stigma of Mental Illness and an Agenda
for Change. 140-156.OUP
Koch E, Hartkamp N, Siefen RG, SchoulerOcak M (2008) Patienten mit Migrationshintergrund in stationär-psychiatrischen
Einrichtungen. Nervenarzt 79(3),328-339
Löhr C, Schmidtke A, Wohner J, Sell R (2006)
Epidemiologie suizidalen Verhaltens von
Migranten in Deutschland. Suizidprophylaxe 4,171-176
Nesterko Y, Seidel N, Brähler E, Glaesmer
H. Depression und Angst bei älteren russischstämmigen Menschen mit jüdischem
Hintergrund in Deutschland: Wie wirken
sich Diskriminierung und Religiosität
aus?Psychiatr Prax. 2014 Mar;41(2):76-81.
Rapp MA, Kluge U, Penka S, Vardar A,
Aichberger MC, Mundt AP, Schouler-Ocak
M, Mösko M, Butler J, Meyer-Lindenberg A,
Heinz A (2015) When local poverty is more
important than your income: Mental
health in minorities in inner cities. World
Psychiatry 14(2),249-50
Rose D, Thornicroft G, Pinfold V, Kassam A
(2007) 250 labels used to stigmatise people
with mental illness. BMC Health Serv Res 7,97
Statistisches Bundesamt: Bevölkerung
und Erwerbstätigkeit Bevölkerung mit
Migrationshintergrund – Ergebnisse des
Mikrozensus – 2014 (2015) Fachserie 1 Reihe
2.2. Statistisches Bundesamt, Wiesbaden
Veling W, Selten JP, Susser E, Laan W, Mackenbach JP, Hoek HW (2007) Discrimination and the incidence of psychotic
disorders among ethnic minorities in The
Netherlands. Int J Epidemiol 36(4),761-8
Meryam Schouler-Ocak
Psychiatrische Universitätsklinik der Charité
im St. Hedwig-Krankenhaus Berlin
13


Hiermit beantrage ich die DGBS‐Mitgliedschaft.
Als DGBS-Mitglied sind Sie stets aktuell informiert, erhalten kostenfrei unsere Mitgliederzeitschrift
InBalance und zahlen ermäßigte Teilnahmegebühren bei DGBS-Veranstaltungen. Und Sie unterstützen unseren Einsatz für die Belange und Interessen bipolar Erkrankter und ihrer Angehörigen.
Ich möchte:
Mitglied werden Jahresbeitrag für Mitgliedschaft:
60,00 € Stabilitäts-Mitgliedsbeitrag
Für alle, denen es wichtig ist, dass sich die DGBS stabil, anspruchsvoll u. unabhängig weiterentwickelt
40,00 € Standard-Mitgliedsbeitrag
20,00 € ermäßigter Mitgliedsbeitrag Für Schüler, Studenten und Personen, die Grundsicherung,
Hilfe zum Lebensunterhalt oder ALG II erhalten, gegen schriftlichen Nachweis
* Pflichtfeld, bitte unbedingt ausfüllen!
Wir hoffen natürlich, dass sich viele Mitglieder für den Stabilitätsbeitrag entscheiden.
In der Mitgliederversammlung hat jedes Mitglied eine Stimme.
Titel / Vorname / Nachname *
Klinik / Praxis
Straße *
PLZ / Ort / Land *
Telefon / Fax
E-Mail *
Freiwillige Angabe: Ich bin
Betroffene/r
Angehörige/r
professionelle/r Behandler/in
Interessierte/r
Erteilung eines SEPA-Lastschriftmandats: Hiermit ermächtige ich die DGBS Deutsche Gesellschaft
für Bipolare Störungen, Zahlungen mittels Lastschriften von meinem u. g. Konto einzuziehen. Zugleich weise ich mein Kreditinstitut an, die von der DGBS auf mein Konto gezogenen Lastschriften
einzulösen. Hinweis: Ich kann innerhalb von acht Wochen, beginnend mit dem Belastungsdatum,
die Erstattung des belasteten Betrages verlangen. Es gelten dabei die mit meinem Kreditinstitut
vereinbarten Bedingungen.
Kontoinhaber
IBAN
Datum
BIC
Unterschrift
Bitte senden an: DGBS, Klinik für Psychiatrie, Heinrich-Hoffmann-Straße 10, 60528 Frankfurt/ Main
T HER A PIE
www.dgbs.de
Licht-Therapie?
D
ie Licht-Therapie ist seit den 1980er
Jahren eine etablierte Form der
Therapie für Patienten mit einer
Saisonal Affektiven Störung, also Personen, deren depressive Episoden einem jahreszeitlichen Muster folgen. Üblicherweise
treten die Episoden im Herbst und Winter
auf. Die Licht-Therapie erfolgt über eine
„Licht-Box“, eine flächige Lampe mit ausreichend starkem Licht. Gewöhnlich wird
weißes Licht mit einer Stärke von ca. 5.000
bis 10.000 Lux für erforderlich gehalten.
Als Patient kann man sich direkt vor die
Licht-Box setzen, oder derweil die Zeitung
lesen oder etwas essen. Am effektivsten
ist die Lichttherapie wahrscheinlich,
wenn sie am Morgen für etwa 30 Minuten
eingesetzt wird. Die eingesetzten Lampen
sind nicht rezeptpflichtig und können in
entsprechenden Geschäften oder online
bestellt werden.
Seit einigen Jahren haben sich aus Studien Hinweise dafür ergeben, dass die
Licht-Therapie auch bei nicht-saisonalen
Depressionen und möglicherweise sogar
bei der Bipolaren Depression wirksam sein
kann, wobei nicht alle Veröffentlichungen
zu diesem Schluss kommen und einige vor
den Risiken einer induzierten Manie warnen.
Der genaue Wirkmechanismus ist weiterhin nicht bekannt, jedoch gibt es unterschiedliche Theorien, zu deren Verständnis die Funktionsweise des zirkadianen
Systems (der „inneren Uhr“) von Vorteil
sein kann. Jeder Mensch hat einen eigenen
inneren Rhythmus. Dieser ist – soweit man
weiß – weitgehend genetisch determiniert,
also vererbt, und nur unwesentlich beeinflussbar. Der Rhythmus wird dadurch generiert, dass bestimmte Gene – sogenannte Clock Gene – angeschaltet werden und
die Produkte dieser Gene – verschiedene
Eiweiße – ab einer gewissen Konzentration
dafür sorgen, dass die Gene wieder abgeschaltet werden. Das resultierende auf und
ab ist bei den meisten Menschen auf eine
Periode eingestellt, die etwas länger als 24
Stunden dauert. Es gibt aber auch Personen
mit sehr kurzen Rhythmen (sogenannte
„Lerchen“) und Menschen mit einer sehr
langen Periode (sogenannte „Eulen“). Die
dafür verantwortlichen Gene sind z. T. be-
in balance – 2016
kannt. Jede Zelle enthält eine innere Uhr,
die „Master-Clock“ befindet sich jedoch im
Suprachiasmatischen Nukleus, einer kleinen Region im Hypothalamus (der wiederum im Zwischenhirn zu finden ist).
Der stärkste Zeitgeber der „inneren Uhr“
ist Licht. Das Licht wird von den Augen
aufgenommen. Seit einigen Jahren ist ein
zusätzliches Pigment der Netzhaut (Retina) bekannt, das sogenannte Melanopsin.
Dieses Pigment registriert anhaltendes
starkes Licht im blauen Spektrum und ist
damit geeignet, die allgemeinen Lichtbedingungen, insbesondere Tageslicht, zu
erkennen. Anders als die anderen Pigmente, die in Stäbchen und Zapfen enthalten
sind, wird diese Information jedoch nichtvisuell verarbeitet; d. h. es dient nicht der
Erzeugung eines Bildes im Kopf. Vielmehr
stimulieren die Melanopsinhaltigen Zellen
direkt den Suprachiasmatischen Nukleus,
der „inneren Uhr“ des Menschen. Durch
das einfallende Licht wird der Suprachiasmatische Nukleus also täglich justiert, um
im Einklang mit der Außenwelt zu stehen.
Bei weiten Reisen in ost-westlicher Himmelsrichtung kann diese Justierung einige
Tage dauern; der sogenannte „Jet-Lag“ entsteht. Über das autonome Nervensystem
und den Botenstoff Melatonin teilt der Suprachiasmatische Nukleus allen anderen
Zellen im Körper die „aktuelle Uhrzeit“ mit
und sorgt dafür, dass die Zellen synchron
laufen.
Eine Theorie der Depression postuliert,
dass sich die „innere Uhr“ der betroffenen
Patienten nicht im Einklang mit der Außenwelt befindet und dass diese De-Synchronisation zu depressiven Symptomen
führt. Das starke Licht der Licht-Therapie
hätte demnach eine verbesserte Re-Synchronisation und damit ein Abebben der
depressiven Symptome zur Folge. Eine
weitere Theorie besagt, dass Licht über den
Suprachiasmatischen Nukleus indirekt
den Serotonin-Stoffwechsel beeinflusst, so
dass die aus „Lichtmangel“ resultierende
reduzierte Serotonin-Bindung im Winter
durch die Lichttherapie ausgeglichen wird.
Die neuere Forschung zeichnet jedoch ein
zunehmend komplexes Bild des Einflusses
von Licht auf das Gehirn. Neben der Projektion in den Suprachiasmatischen Nukleus haben die Melanopsin-haltigen Zellen auch direkte Verbindungen in andere
Hirnregionen, insbesondere zum ventrolateralen präoptischen Nucleus, der u. a. die
Foto: xxx / shutterstock.com
W IE F UNK T IONIER T EIGEN T L ICH …
Sekretion verschiedener Hormone steuert,
sowie zum Mandelkern (Amygdala), die
bei Angst und depressivem Verhalten eine
große Rolle spielt. Forschung zur Wirkung
von Licht mittels funktioneller Kernspintomographie konnte zudem zeigen, dass
blaues Licht den noradrenergen Locus
coerulius, welcher u.a. Vigilanz und Aufmerksamkeit reguliert, und Teile des Hippocampus stimuliert. Ein weiterer indirekter Effekt könnte die Verbesserung des
nächtlichen Schlafes durch stärkere Lichtexposition am Tage darstellen. Der Schlaf
ist für das emotionale Gleichgewicht sehr
bedeutsam und in depressiven Episoden
häufig gestört. Durch eine Verbesserung
der Schlafqualität könnte die Lichttherapie
in diesem Fall einen indirekten positiven
Effekt auf die Affektregulation bewirken.
Zusammenfassend führt Licht, vermittelt über Melanopsinhaltige Zellen in der
Netzhaut, zu einer Veränderung des Serotonin-Stoffwechsels, der Verbesserung der
Schlafqualität und der direkten Stimulation einer Vielzahl von Hirnarealen, die direkt oder indirekt eine Rolle bei depressiven
Erkrankungen spielen können. Es ist anzunehmen, dass die Licht-Therapie durch ein
Zusammenspiel dieser Wirkungen einen
antidepressiven Effekt entfaltet.
Literatur beim Verfasser
Philipp Ritter
Universitätsklinikum Dresden
15
S CHL US SL ICH T
Fortsetzung von Seite 9
folg ist verblüffend. Diese Maßnahme wird
gerade evaluiert. Noch eine Perspektive:
Fünf Betroffene aus der EX-IN-Ausbildung
Schwaben haben sich zusammengetan
und ein Konzept entwickelt, wie man psychisch Kranke im Arbeitsleben halten bzw.
festigen kann. Im Workshop „Bipolar und
Arbeit“ auf der Jahrestagung 2016 wird dieses Konzept vorgestellt.
Fazit
Am Arbeitsplatz kann man Auslöser für
viele psychische Erkrankungen minimieren und somit langwierige und teure
Krankheitsphasen vermeiden. Mit Ehrlichkeit, Anerkennung seines Arbeitswillens
und Arbeitsleistung sowie dem sicheren
Gefühl, „gebraucht zu werden“. Soziale Unterstützung, berufliche Förderung, Wert-
www.dgbs.de
schätzung und angemessene Entlohnung
tragen auch dazu bei. Seien wir ehrlich
– das sind alles Tugenden, die jeder Arbeitnehmer schätzen würde. Aufgrund meiner
ehrenamtlichen Tätigkeit weiß ich, dass
jeder Faktor, der wegbricht, dazu beiträgt,
die Krankheitsrate zu steigern. Trotzdem
ist ein lückenloses Arbeitsleben möglich.
Ich arbeite jetzt seit dreizehn Jahren ohne
Ausfallszeiten wieder im selben Betrieb.
Meine Arbeit macht mir viel Spaß und
erdet mich. Ich erwarte und bekomme
auch keine Sonderbehandlung. Natürlich
hakt es manchmal – aber auch wenn’s mal
schwer wird: Nicht gleich aufgeben. Es gibt
wirklich so viele Hilfen, um sich im Beruf
halten zu können.
Erwin Lenk
Hier noch einmal unsere neue Post­
anschrift:
DGBS
Klinik für Psychiatrie
Heinrich-Hoffmann-Straße 10
60528 Frankfurt am Main
Unsere Telefonnummer hat sich nicht
verändert (0700 333 444 54) und auch die
Nummer unseres Beratungstelefons ist
gleich geblieben (0700 333 444 55).
Ansonsten freuen wir uns darauf, Sie bei
unserer diesjährigen Tagung in Chemnitz
begrüßen zu dürfen. Wieder einmal konn-
Deutsche Gesellschaft
für Bipolare Störungen e. V. (DGBS)
DGBS
Klinik für Psychiatrie
Heinrich-Hoffmann-Straße 10
60528 Frankfurt am Main
Telefon (Dienstag u. Donnerstag 13 – 16 Uhr):
0700 – 333 444 54
(12 Cent/Minute aus dem deutschen Festnetz, über das
Mobilfunknetz z. T. deutlich höhere Gebühren)
E-Mail: [email protected] • Internet: www.dgbs.de
Beratungstelefon (für Betroffene, Angehörige
und professionelle Behandler):
0700 – 333 444 55
Montag . . . . . . . . . . . . . . . . 10 – 13 Uhr
Dienstag . . . . . . . . . . . . . . . 14 – 17 Uhr
Mittwoch . . . . . . . . . . . . . . . 15 – 18 Uhr
Donnerstag . . . . . . . . . . . . . . 17 – 20 Uhr
Freitag . . . . . . . . . . . . . . . . 10 – 13 Uhr
Mobilfunknetz z. T. deutlich höhere Gebühren)
Die Beraterinnen und Berater rufen Sie
gegebenenfalls zurück.
Redaktion (trialogisch): Prof. Dr. med. Andrea
Pfennig, Dresden (Chefredakteurin); Steffi
Pfeiffer, B.Sc., Dresden (stellv. Chefredakteurin);
Martin Kolbe, Zürich; Dr. Hans-Peter Maier,
Süßen; Hubert-Mathias Schöttes, Essen; Julia
Stolpp, Tübingen
Neues aus der DGBS
I
Herausgeber:
(12 Cent/Minute aus dem deutschen Festnetz, über das
Mertingen
V EREINSN ACHRICH T EN
m letzten Heft haben wir über den Umzug der DGBS-Geschäftsstelle berichtet
und uns für die deshalb entstandenen
Verzögerungen bei der Bearbeitung von
Materialbestellungen, Anträgen auf
Mitgliedschaft, Adressänderungen von
Mitgliedern etc. entschuldigt. Leider hat
sich im Artikel ein kleiner Fehler eingeschlichen: Die Geschäftsstelle wurde nicht
nach Hamburg verlegt, sondern von Hamburg nach Frankfurt am Main. Wir bitten,
dies zu entschuldigen.
IMPRE S SUM
ten wir ein interessantes, vielfältiges und
hochkarätig besetztes Programm zusammenstellen. Auch wenn wir erfreulicherweise gleich mehrere Sponsoren gewinnen konnten, die unsere Tagung finanziell
unterstützen, sahen wir uns wegen der
allgemeinen Teuerung gezwungen, die
Teilnahmegebühren leicht zu erhöhen. Wir
hoffen auf Ihr Verständnis – zumal unsere
Tagung im Vergleich mit ähnlichen Veranstaltungen immer noch äußerst günstig
ist. Für Schüler, Studenten und Personen,
die Grundsicherung, Hilfe zum Lebensunterhalt oder Arbeitslosengeld II erhalten,
gibt es wie bisher die Möglichkeit der Ermäßigung bei Tagungsgebühr und Tagungsfest. Mehr dazu und alle weiteren
Details entnehmen Sie bitte den beiliegenden Programmheften.
Redaktionsmitarbeiter für diese Ausgabe:
Prof. Dr. med. Andrea Pfennig, Dresden; Steffi
Pfeiffer, B.Sc., Dresden; Martin Kolbe, Zürich;
Hans-Peter Maier, Süßen; Hubert-Mathias
Schöttes, Essen
Hinweis: Mit Autorennamen gekennzeichnete
Artikel geben die Meinung der Autoren / innen
wieder und müssen nicht unbedingt die
Meinung der Redaktion widerspiegeln. Die
Redaktion der „in balance“ haftet nicht für
die Inhalte der einzelnen Artikel.
Herstellung, Vertrieb und Bezug:
Psychiatrie Verlag, Köln
www.psychiatrie-verlag.de
[email protected]
Gestaltung: GRAFIKSCHMITZ, Köln
Im Namen des Vorstands der DGBS, mit
herzlichen Grüßen
Preise (zzgl. Versandkosten):
Einzelpreis: 1,50 €
Mindestbestellmenge: 4 Exemplare
Paket à 10 Exemplare: 10,– €
Paket à 25 Exemplare: 20,– €
DGBS-Mitglieder erhalten ein Exemplar kostenlos.
Martin Kolbe
Erscheinungsweise: 1 x pro Jahr
1. stellvertretender Vorsitzender und
Betroffenenvertreter im Vorstand der DGBS
Leitung Referat Öffentlichkeitsarbeit
Auflage: 10.000 Stück
in balance – 2016
Herunterladen