ENERGIESPAREN IM HAUSHALT

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H A N D B U C H Z UM
ENERGIESPAREN IM HAUSHALT
>>
VORWORT
Sehr geehrte Damen und Herren,
mit dem 2007 verabschiedeten Programm „Berlin
verpflichtet“ möchte die GASAG mit Hilfe von
Energiesparberatungen, Förderprogrammen und
Einsatz innovativer Technologien die jährlichen
CO2-Emissionen bis 2015 um eine Million Tonnen­
pro Jahr reduzieren. Dieses ehrgeizige Ziel kann
aber nur als konzertierte Aktion von Verbrauchern,
Politik, Geräteindustrie und Versorgern erreicht
werden. Die Aktion „Die Heimtrainer kommen!“
ist ein wesentlicher Bestandteil von „Berlin verpflichtet“. Der Grund dafür ist, dass gerade der
Privatkunden-Bereich nach wie vor sehr große
Einsparpotenziale bietet.
Die „Heimtrainer“ haben bewiesen: 70 Prozent
weniger Heizkosten einzusparen ist möglich. Deshalb mein herzlicher Dank an alle Unterstützer!
Aber es gibt noch viel mehr zu tun: Alleine im Bereich der Heizungsanlagen sind nach Schätzungen über 10.000 der ca. 80.000 Ölheizungen
über 25 Jahre alt. Ein Austausch einer Altanlage
durch eine moderne Gas-Brennwertheizung spart
Sehr geehrte Damen und Herren,
rund ein Viertel der in Berlin verwendeten Endenergie geht auf das Konto privater Haushalte.­
Energieverbraucher Nummer eins in den eigenen
vier Wänden ist die Heizung. Statistisch gesehen
verursacht jeder Berliner jährlich 1,62 Tonnen CO2,
um es in der kalten Jahreszeit behaglich zu haben.
Doch für Kunden wird die Auswahl sowohl bei
den technischen Lösungen als auch bei den Finan­
zierungs- und Förderangeboten immer größer
und unübersichtlicher. Genau hier haben wir angesetzt: Wir möchten Unterstützung durch Aufklärung und Information bieten. Und wir möchten­
zeigen, dass allein schon mit organisatorischen
Maßnahmen Energieeinsparung realisiert werden
kann. Herausgekommen ist dieses Handbuch, das
Sie in den Händen halten.
Ich möchte mich bei Ihnen schon jetzt für Ihr
­Engagement bedanken und wünsche Ihnen viel
Erfolg bei Ihrem persönlichen „Energiesparvorhaben“, zu dem dieses Handbuch mit Sicherheit eine
Menge Ideen und Anregungen beitragen kann.
Andreas Prohl
Vorstand GASAG
Berliner Gaswerke Aktiengesellschaft
beachtlichen Beitrag zum Klimaschutz geleistet.
Durch ihr Mitmachen wird unsere Umwelt um
über 500 Tonnen Kohlendioxid entlastet. Dies
entspricht der Menge CO2, die ein Wald von der
Größe des Volksparks in Berlin-Friedrichshain jährlich bindet.
Noch immer gibt es in Berlin zahlreiche Ein- und
Zweifamilienhäuser, in denen 200 bis 300 Kilo­
watt­stunden jährlich benötigt werden, um einen
Quadratmeter Wohnraum zu beheizen – doppelt
so viel wie in modernen Gebäuden.
Unsere Teilnehmer erhielten umfassende Informationen und professionelle Begleitung bei ihren
Einsparbemühungen. Nicht nur zum Heizen und
Dämmen, sondern auch zum Stromverbrauch
und zum Thema Mobilität. Die Zusammenarbeit
hat uns gezeigt, wie wichtig die fachgerechte
Unter­stützung ist.
Das waren Gründe für uns, gemeinsam mit der
GASAG die Aktion „Die Heimtrainer kommen!“ im
Rahmen des EU-Projektes ECHO Action zu starten.
Wir wollten damit Modernisierungsmaßnahmen
anregen und insbesondere im Bereich Heizung
Energieeinsparungen und Klimaschutzeffekte erzielen. Das ist uns gelungen.
Die Ergebnisse der Aktion sollten zum Nach­
machen motivieren. Nutzen Sie die Gelegenheit
und werden auch Sie zum Energiesparer und damit auch zum Klimaschützer! Das vorliegende
Handbuch möchte Ihnen dabei helfen.
Rund 450 Ein- und Zweifamilienhausbesitzer
haben­sich an der Aktion beteiligt und damit einen
>> 2
aber automatisch über 35 Prozent Energie und
noch mehr CO2.
Michael Geißler
Geschäftsführer der
Berliner Energieagentur GmbH
>>
INHALT
Kleine MaSSnahmen mit groSSer Wirkung 4
Energetische Modernisierung von
Ein- und Zweifamilienhäusern
7
Umsetzung – Schritt für Schritt EnEV – Was steckt dahinter? Wann ist der richtige Zeitpunkt? Wie wirtschaftlich ist energetisches Modernisieren? Fördermöglichkeiten für energetische Modernisierung Maßnahmen zur Energieeinsparung an bestehenden Gebäuden Gut gedämmt? Thermografie findet die Schwachstellen Alles dicht? Der Blower-Door-Test
Gegen Wind und Wetter – Dämmung der Außenwände Wärme steigt nach oben – Dämmung des Daches Wärme rein oder raus? Dämmung der Fenster, Rahmen und Außentüren Wärme von unten bis oben – Dämmung von Kellerwänden, -decken und -böden Wärmebrücken – sensible Punkte im Haus
Heizungsmodernisierung
Die Wärmeerzeugung für Ihr Haus
Angepasst und geregelt – die Wärmeverteilung im Haus Komfort aus der Leitung – Warmwasserbereitung im Haus Gelungener Austausch – die Lüftung im Haus Good Practice-Beispiele
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Strom effizient nutzen 36
Beleuchtung – angenehmes Licht und Geld gespart Energieeinsparung bei Haushaltsgroßgeräten
Energieeinsparung bei Elektrokleingeräten
Unterhaltungselektronik – entspannt und sparsam
Computer und Peripheriegeräte
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45
46
MOBILITÄT
48
Tipps zum Treibstoffsparen
Neues Auto kaufen oder altes Auto weiterfahren?
Erdgasfahrzeuge
Alternativen zum Auto
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53
DAS PROJEKT ECHO Action
55
>> 3
>> Kleine MaSSnahmen mit groSSer Wirkung
>>
Kleine MaSSnahmen mit
groSSer Wirkung
1
Um in Ihrem Haushalt Energie zu sparen und CO2Emissionen zu reduzieren, müssen Sie nicht unbedingt viel Geld investieren. Es gibt eine Reihe
von Maßnahmen, die Sie sofort in die Tat umsetzen können. Lesen Sie sich die folgenden Tipps
einfach mal durch und überlegen Sie, was für Sie
passend ist. Vieles ist ganz einfach!
1 oben: Holen Sie sich Rat ein.
(Foto: istockphoto/Claudia Dewald)
unten: Dämmung der Heizkörpernischen
(Foto: dena)
❚❚
Wärme
Maßnahmen, die nichts kosten:
❚❚ Mit einer Reduktion der Raumtemperatur um
1 °C können Sie 6 Prozent der Heizenergie sparen.
❚❚ Reduzieren Sie nachts die Temperatur in der
Wohnung auf 16 bis 18 °C. Aber auch tagsüber,
❚❚
❚❚
❚❚
❚❚
❚❚
wenn Sie nicht zu Hause sind und in Urlaubszeiten, sollten Sie die Heizung auf diese Temperatur runterdrehen.
Thermostatventile regeln die Temperatur automatisch. Stellen Sie die Thermostatventile gezielt auf die notwendigen Temperaturen der
einzelnen Räume ein und sparen Sie so bis zu
3 % Heizenergie. Folgende Werte sind für die
einzelnen Zimmer zu empfehlen: Küche: 18 °C,
Bad: 23 °C, Schlafzimmer: 16 bis 18 °C, Wohnzimmer: 20 °C.
Lüften Sie Ihre Wohnung stoßweise und drehen Sie gleichzeitig die Thermostatventile Ihrer
Heizkörper zu. Bei der Stoßlüftung werden
durch den Durchzug große Mengen Luft in
kürzester Zeit ausgetauscht. Bei einem gekippten Fenster geht dagegen ein Großteil der aufsteigenden Warmluft des Heizkörpers direkt
durchs Fenster nach draußen.
Fast 30 % des Wärmeverlustes findet über die
Fenster statt. Schließen Sie deshalb mit Einbruch der Dunkelheit Rollläden und Vorhänge
und verringern Sie diesen Wärmeverlust.
Heizkörper müssen die Wärme frei an die
Raumluft abgeben können. Vermeiden Sie es
deshalb, die Heizkörper durch Vorhänge oder
Möbel zu verdecken.
Die Warmwassertemperatur sollte nicht mehr
als 60 °C betragen.
Ersetzen Sie das eine oder andere Vollbad durch
Duschen. Beim Duschen benötigen Sie zwei
Drittel weniger Wasser als beim Vollbad und
somit weniger Energie zu dessen Erwärmung.
Gering investive Maßnahmen
❚❚ Durch den Einsatz einer wassersparenden
­Dusche sparen Sie etwa zwei Drittel Wasser
sowie Energie zum Erwärmen des Wassers.
Dem stehen einmalige Investitionskosten für
den Duschkopf mit Sparvorrichtung gegenüber.
❚❚ Wenn Sie undichte Fenster im Haus haben,
können Sie Heizkosten sparen, indem Sie die
Fensterrahmen mit Silikon- oder Dämmstreifen
abdichten. Die Anschaffung der Dämmstreifen
kostet nicht viel. Sie müssen jedoch alle zwei
bis drei Jahre erneuert werden.
❚❚ Dämmen Sie die Heizkörpernischen mit Heizkörperdämmplatten.
>> 4
Strom
Maßnahmen, die nichts kosten:
Beleuchtung
❚❚ Schalten Sie das Licht aus, wenn Sie es nicht
benötigen.
❚❚ Nutzen Sie das natürliche Licht, wenn es vorhanden ist. Öffnen Sie z. B. die Vorhänge am
Fenster, anstatt das Licht anzuschalten.
❚❚ Säubern Sie hin und wieder die Lampenglaskörper und -schirme.
Kühlen und Gefrieren
❚❚ Der Abstand zwischen Kühlschrank und Wand
sollte mindestens zehn Zentimeter betragen
und der Kühlschrank sollte nicht neben dem
Herd, der Heizung oder in der Sonne stehen.
❚❚ Halten Sie die Lüftungsgitter oben am Kühlschrank frei, damit die warme Luft entweichen
kann.
❚❚ Stellen Sie den Kühlschrank am Drehknopf innen auf mittlere Stufe ein. Test: Die Butter muss
im Butterfach streichfähig bleiben.
❚❚ Öffnen Sie den Kühlschrank immer nur kurze
Zeit.
❚❚ Halten Sie Ordnung im Kühlschrank und auch
im Gefrierschrank.
❚❚ Stellen Sie keine heißen oder warmen Speisen
in den Kühlschrank.
Waschen und Trocknen
❚❚ Schalten Sie Ihre Waschmaschine nur ein,
wenn sie voll beladen ist. So sparen Sie nicht
nur Wasser, sondern auch Strom.
Lassen Sie sich beim Kauf von Neugeräten fachkundig beraten (Foto: Initiative EnergieEffizienz,
dena)
>> Kleine MaSSnahmen mit groSSer Wirkung
❚❚ Waschen Sie ohne Vorwaschprogramm und
bei möglichst niedrigen Temperaturen. Reduzieren Sie die Temperatur beim Waschen von
60 auf 40 °C, sparen Sie rund die Hälfte des
Stroms. Wenn Sie statt bei 60 °C bei 30 °C waschen, sparen Sie sogar zwei Drittel.
❚❚ Auch wenn das sehr bequem ist, programmieren Sie die Waschmaschine nicht mehrere
Stunden im Voraus. Das braucht unnötig Strom.
❚❚ Wählen Sie beim Schleudern je nach Wäscheart
eine möglichst hohe Drehzahl.
❚❚ Verzichten Sie wenn möglich auf Ihren Wäsche­
trockner und lassen Sie die Wäsche lufttrocknen.
1
Geschirrspüler
❚❚ Spülen Sie das Geschirr nicht vor.
❚❚ Benutzen Sie Ihren Geschirrspüler nur dann,
wenn er voll beladen ist, und nutzen Sie so oft
wie möglich ein Sparprogramm.
Elektroherd / Kochen
❚❚ Wählen Sie die Größe des Topfes passend zur
Herdplatte.
❚❚ Bei Gerichten mit längerer Garzeit können Sie
die Herdplatte bzw. Kochzone zehn bzw. fünf
Minuten früher abschalten.
❚❚ Beim Backen können Sie ebenfalls die Rest­
wärme nutzen und den Backofen bereits zehn
Mi­nu­ten vor Ende der Backzeit abschalten.
❚❚ Wärmen Sie den Backofen nur dann vor, wenn
es unbedingt nötig ist. Nutzen Sie Umluft statt
Ober- und Unterhitze und halten Sie die Ofentür geschlossen.
Elektrische Kleingeräte
❚❚ Wenn Sie eine Kaffeemaschine nutzen, schalten Sie die Warmhalteplatte ab und verwenden Sie stattdessen eine Isolierkanne.
❚❚ Wenn Sie einen Kaffeevollautomaten besitzen,
nutzen sie die Abschaltfunktion.
Gering investive Maßnahmen
❚❚ Tauschen Sie herkömmliche Glühlampen durch
Energiesparlampen aus. Diese sind in der Anschaffung zwar etwas teurer, haben aber auch
eine etwa zehn Mal längere Lebensdauer. Zudem sparen Sie durchschnittlich 75 % Strom.
❚❚ Verwenden Sie bei länger kochenden Gerichten einen Schnellkochtopf. Dabei wird Gemüse
besonders schonend gegart, aber vor allem
>> 5
>> Kleine MaSSnahmen mit groSSer Wirkung
links: Benutzen Sie schaltbare Steckerleisten.
(Foto: Initiative EnergieEffizienz, dena)
rechts: Achten Sie auf den richtigen Reifendruck.
(Foto: istockphoto / TommL)
1 sparen Sie bis 55 % der Zeit und bis zu 30 %
Strom.
❚❚ Zum Erhitzen von kleinen Mengen Wasser nutzen Sie am besten einen Wasserkocher. Um
einen halben Liter Wasser zum Kochen zu bringen, benötigt ein Wasserkocher nur gut halb
so viel Energie wie Mikrowelle oder Elektroherd.
❚❚ Einige Geräte sind auch dann noch in Betrieb,
wenn Sie den Ausschaltknopf betätigt haben.
Verwenden Sie daher Vorschaltgeräte wie
­abschaltbare Steckerleisten, Powersafer oder
Master-Slave-Steckerleisten. Stand-by erkennen
Sie an brennenden Lämpchen oder leuchtenden
Uhren und daran, dass das Gerät nach dem
Abschalten weiterhin warm ist oder es leise
brummt.
❚❚ Geräte, die Sie häufig zur gleichen Zeit benötigen, können mit einer Zeitschaltuhr aktiviert
werden. Wenn die Geräte nicht benötigt werden, werden sie automatisch vom Netz getrennt
und verbrauchen keinen Strom im Stand-byBetrieb.
Mobilität
Maßnahmen, die nichts kosten
❚❚ Räumen Sie den Kofferraum aus. Jedes Kilo
Übergewicht kostet zusätzlichen Treibstoff
❚❚ Stromfresser ausschalten: Eine Klimaanlage
­erhöht den Kraftstoffverbrauch im Stadtverkehr um bis zu 1,8 Liter pro 100 Kilometer.
❚❚ Achten Sie darauf, dass die Reifen genug Druck
haben. Bei zu wenig Druck verschleißen die
Reifen schneller und der Spritverbrauch erhöht
sich – wenn der Reifendruck um 0,5 bar zu
niedrig ist, bereits um 5 %.
❚❚ Montieren Sie den Dachgepäckträger ab,
wenn Sie ihn gerade nicht benötigen. Durch
den erhöhten Luftwiderstand erhöht sich der
Benzinverbrauch.
❚❚ Vermeiden Sie Kurzstrecken: Der Benzinverbrauch des Autos ist bei Kurzstrecken besonders hoch.
❚❚ Stellen Sie bei Wartezeiten den Motor ab. In
der Leerlaufphase stößt das Auto extrem viele
Schadstoffe aus. Zur Minimierung des Treibstoffverbrauchs ist das Abstellen des Motors
bereits ab einer Minute Wartezeit sinnvoll.
Aber Vorsicht: Nur bei betriebswarmem Motor
abstellen.
❚❚ Benutzen Sie das Auto möglichst mit mehreren
Personen.
❚❚ Fahren Sie vorausschauend.
Gering investive Maßnahmen
❚❚ Absolvieren Sie ein Eco-Fahrtraining. Bis zu 25 %
weniger Kraftstoffverbrauch sind durch eine
clevere Fahrweise möglich – ohne Einschränkung von Fahrkomfort und Fahrspaß.
>> 6
>>
Energetische Modernisierung
von Ein- und
Zweifamilienhäusern
2
Besitzen Sie ein Haus, das mehr als 100 kWh/m2
im Jahr (das entspricht 10 Liter Heizöl/m2 bzw.
10 m3 Erdgas/m2) verbraucht? Dann rüsten Sie Ihr
Haus auch bei der Energienutzung für die Zukunft!
Gründe dazu gibt es einige:
❚❚ In den vergangenen Jahren sind die Energiepreise dauerhaft gestiegen, sodass Heizen
­immer teurer geworden ist.
❚❚ Rund drei Viertel des jährlichen Endenergie­
verbrauchs eines Haushaltes entfallen auf die
Heizung.
❚❚ Maßnahmen zur Energieeinsparung sind in der
Regel wirtschaftlich. Das bedeutet, Sie erhalten das Geld aus den eingesparten Heizkosten
wieder zurück.
❚❚ Besserer Wärmeschutz schafft Behaglichkeit
im gesamten Haus.
❚❚ Durch wärmere Räume verhindern Sie Schimmelbildung im Haus.
❚❚ Und haben Sie erst einmal den Wärmebedarf
durch solide Dämmung reduziert, eröffnen
sich Ihnen neue Möglichkeiten zur Energie­
erzeugung. Sie können Ihre Heiztechnik minimieren und regenerative Energien wie z. B.
­Solarwärme effizient nutzen.
>> Energetische Modernisierung
Ein Haus ist ein langlebiges Wirtschaftsgut und
bei den meisten Menschen eine Investition fürs
Leben. Deshalb werden die eigenen vier Wände
mit moderner Technologie in Sachen Energie­
effizienz immer wieder auf den neuesten Stand
gebracht. Dazu fließt viel Geld zumeist in den Einbau von Elektroinstallationen, die Umstellung auf
Zentralheizung und den Einbau bzw. die Moderni­
sierung von Bädern. Diese Anstrengungen werden
belohnt durch mehr Wohnqualität und ­Komfort.
Doch heute stehen wir vor einer weiteren Heraus­
forderung: Der Heizenergieverbrauch fast aller vor
1995 gebauten Häuser ist zu hoch und lässt sich
halbieren.
2
Einfamilienhaus in Berlin-Frohnau vor
und nach der Modernisierung
>> 7
>>
Umsetzung –
Schritt für Schritt
>> Energetische Modernisierung
Von der Idee zur Umsetzung: Die wichtigsten
Schritte zum erfolgreichen Modernisierungsvorhaben haben wir Ihnen im Folgenden zusammengefasst.
1. Modernisierungswunsch
Die Fenster sind undicht oder der Dachstuhl ist
kaputt? Die Fassade sollte neu gestrichen werden
oder es gibt Probleme mit Schimmelbildung? Sie
denken an einen Anbau oder wollen die alte Heizung austauschen? Dies sind die richtigen Zeitpunkte, um über die Modernisierungsmaßnahmen
für das gesamte Haus nachzudenken.
(Foto: istockphoto)
2 2. Bestandsaufnahme
Um sich eine gute Ausgangslage zu schaffen, lassen Sie einen fachkundigen Planer eine detaillierte Bestandsaufnahme des gesamten Gebäudes
durchführen.
3. Beratung und Gesamtkonzept
Mit den Bestandsplänen und den richtigen Ideen
können Sie sich von unabhängigen Experten (z. B.
Energieberater oder Architekten) beraten lassen.
Sie sollten sich ein Gesamtkonzept für Ihr Gebäude
erstellen lassen – auch wenn Sie vorerst nur eine
einzelne Maßnahme in Angriff nehmen möchten.
Durch ein Gesamtkonzept wird gewährleistet,
dass zu unterschiedlichen Zeiten durchgeführte
Maßnahmen aufeinander abgestimmt sind. So
sollte z. B. mit Rücksicht auf eine später anzubrinPlanungsablauf
1
2
3
4
5
Modernisierungswunsch
Bestandsaufnahme
Beratung und Gesamtkonzept
Angebote einholen
Energieausweis erstellen
Fördermittel beantragen
6
>> 8
Umsetzung und Kontrolle
gende Außenwanddämmung ein Dachüberstand
ausgeführt werden.
Den Kern des Konzeptes bildet eine Energiebilanz
für Ihr Haus. Sie zeigt die größten energetischen
Schwachstellen auf und hilft, notwendige Energiesparmaßnahmen zu erkennen. Das danach zu
erstellende Dämmkonzept wird durch ein Luftdichtigkeitskonzept ergänzt.
4. Angebote einholen
Wenn Sie Angebote einholen, formulieren Sie
nicht nur bauphysikalische, sondern auch energetische Vorgaben. Wenn möglich benennen Sie
die zu verwendenden Materialien, besondere
­Arbeitsgänge und Leistungsmerkmale wie z. B. die
Luftdichtigkeit. Ihr Planer unterstützt Sie dabei.
5. Energieausweis erstellen und
Fördermittel beantragen
Wenn Sie eine umfangreiche Modernisierung
durchführen möchten und für Ihr Haus im Zuge
der Bestandsaufnahme noch keinen Energieausweis erstellen ließen, sollten Sie es jetzt tun. Dieser ist beispielsweise Voraussetzung, um bei der
Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) Fördermittel­
aus dem Programm „Energieffizient sanieren“ zu
beantragen.
6. Umsetzung und Kontrolle
Auf der Grundlage des Gesamtkonzeptes werden
die einzelnen Maßnahmen in entsprechender Reihenfolge umgesetzt.
Bei umfangreichen Baumaßnahmen, insbesondere
bei solchen zur Gebäudedämmung, em­pfiehlt es
sich, den Architekten oder Planer noch einmal auf
die Überwachung der Bauausführung hinzuweisen. Es geschieht leider immer wieder, dass durch
ungenaue Ausführung der Maßnahmen die theo­
retisch zu erreichenden Einsparungen in der Rea­
lität nicht erreicht werden (Stichwort: Wärme­
brücken, Luftundichtigkeiten).
Kontrollieren Sie die Ausführung der Wärmedämm­
maßnahmen mithilfe einer thermografischen Auf­
nahme und die Luftdichtigkeit Ihres Hauses durch
einen Blower-Door-Test.
>>
EnEV –
Was steCKt dahinter?
Die Energieeinsparverordnung (EnEV) 2007 ist am
1. Oktober 2007 in Kraft getreten. Als „Verordnung über energiesparenden Wärmeschutz und
energiesparende Anlagentechnik bei Gebäuden“
regelt sie die gesetzlichen wärmetechnischen Anforderungen an Gebäude.
Sowohl bei jedem Neubau als auch bei Sanierungen oder Gebäudeerweiterungen müssen energe­
tische Mindestanforderungen der EnEV berücksich­
tigt werden. Grundsätzlich dürfen haustechnische
Anlagen – ebenso wie Bauteile – nicht so verändert werden, dass sich die energetische Qualität
des Gebäudes verschlechtert.
>>
AUSBLICK
EnEV 2009: Am 1. Oktober 2009 wird die
novellierte Energie­ein­spar­verordnung –
EnEV 2009 – in Kraft treten. Ziel der EnEV
2009 ist es, den Energieverbrauch für Heizung und Warmwasser im Gebäudebereich
um etwa 30 % zu senken.
EnEV 2012: Eine neue EnEV-Novelle haben
die federführenden Bundesministerien bereits
angekündigt. Mit der EnEV 2012 sollen sowohl für Neubauten als auch für Modernisierungen die energetischen Anforderungen
um nochmals fast 30 % verschärft werden.
Mit der Einführung der EnEV 2007 ist für alle
­ estandsgebäude die Energieausweispflicht einB
geführt worden. Findet in einem Gebäude kein
Nutzerwechsel statt und ergeben sich auch keine
anderen Gründe, die zur Ausstellung verpflichten,
besteht kein gesetzlicher Zwang, einen Energieaus­
>> Energetische Modernisierung
Die EnEV betrachtet dabei das Gebäude als Ganzes. Bautechnische und haustechnische Anforderungen werden zusammengefasst. Das bedeutet,
dass die Art der Energieerzeugung einen Einfluss
auf den bautechnischen Standard eines Gebäudes
hat. Wird eine konventionelle Haustechnik eingeplant, werden höhere Anforderungen an die Bautechnik gestellt. Eine innovative, hocheffiziente
Haus­technik hat geringere bautechnische An­­­for­
de­rungen zur Folge. Jedoch darf hierbei der
­gesetzliche Mindestwärmeschutz nicht unterschritten werden. Bei der Berechnung des Pri­mär­
­­energiebe­darfs eines Gebäudes werden zusätzlich
Hilfsenergien und vorgelagerte Energieverluste
berücksichtigt.
Energiebedarfsausweis (Auszug)
weis auszustellen. Ist der Energiebedarf Ihres Hauses hoch, sind Sie jedoch gut beraten, einen Energieausweis ausstellen zu lassen. Dieser enthält in
jedem Fall Modernisierungshinweise, die Ihnen einen
Anhaltspunkt für notwendige Maßnahmen geben.
2
>>
WICHTIG:
Die Anforderungen für die
Gewährung eines KfW-­
Kredits sehen die Ausstellung
eines Energiebedarfsaus­
weises vor. Je besser die
­Finanzierungsangebote sein
sollen, desto höher sind die
Anforderungen an die energetische Modernisierung des
Gebäudes.
Zu beachten ist, dass nicht jeder Berater berechtigt
ist, Energieausweise auszustellen. Die Ausstellungs­
berechtigung regelt die EnEV. Eine vollständige
Liste der zugelassenen Aussteller liegt nicht vor.
Im Internet finden Sie Portale mit Übersichten der
Aussteller. Die Einträge beruhen in der Regel auf
unge­prüften Selbstauskünften der Aussteller.
Eine Liste der Deutschen Energieagentur nimmt
nur Aussteller auf, deren Qualifikation vorab geprüft wurde. Auch Handwerks-, Architekten- und
Ingenieurkammern leisten Hilfe bei der Suche
nach qualifizierten Ausstellern.
Hinweis: Ausweis und
BAFA-Gebäudegutachten
Das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhr­
kontrolle (BAFA) fördert im Rahmen der
Vorbereitung einer Modernisierung eine VorOrt-Energieeinsparberatung. Seit Mai 2008
wird die Ausstellung eines Gebäudeenergieausweises in diesem Zusammenhang nicht
mehr als förderschädlich angesehen.
>>
>> 9
>>
Wann ist der
richtige Zeitpunkt?
Wenn Sie sich entscheiden, eine Wärmedämmmung auszuführen, prüfen Sie, ob nicht auch andere Bauteile in den kommenden Jahren instand
gesetzt werden müssten. Wenn Sie einzelne Maßnahmen vorziehen, können sich Kosten­vorteile ergeben und Bauteilanschlüsse (z. B. Außen­wand
zum Dach) lassen sind einfacher realisieren.
>> Energetische Modernisierung
Gelegenheiten zur energetischen Modernisierung
gibt es genug: wenn Sie ein altes Haus kaufen
oder an Ihrem Gebäude Instandsetzungsmaßnahmen an der Außenhülle notwendig werden. Oder
der Schornsteinfeger bescheinigt Ihrem Heizkessel das Aus und Sie müssen ihn austauschen.
Wenn Sie also ohnehin Modernisierungen planen,
sollten Sie die Gelegenheit nutzen! Der zusätzliche Aufwand für Energiesparmaßnahmen ist rela­
tiv gering, da viele Arbeiten ohnehin anfallen.
Nutzen Sie diese Gelegenheiten nicht, vertun Sie
Ihre Chance auf eine kostengünstige energetische
Modernisierung bis zur nächsten Erneuerung,
und das kann 15 bis 50 Jahre dauern.
Die Dämmung der Kellerdecke und die der obersten Geschossdecke sind nicht an eine Instand­
setzung gekoppelt und sollten deshalb möglichst
früh ausgeführt werden.
Wenn Sie die Fenster Ihres Gebäudes erneuern,
beachten Sie, dass der Einbau dichter Fenster bei
gleichzeitig unzureichender Außenwanddämmung zu Feuchteschäden und Schimmel führen
kann. Der gleichzeitige Austausch von Fenstern
und die Dämmung der Außenwand sind deshalb
bauphysikalisch sinnvoll.
In der folgenden Tabelle finden Sie Vorschläge,
wie Sie bestehende Gelegenheiten sinnvoll mit
Energiesparmaßnahmen verbinden können.
2 
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Solarkollektoranlage
Dämmung Warmwasser-/Heizungs­­
rohre und Heizkörpernischen
Nachtabschaltung
Zirkulationspumpe
Gas- oder Fernwärmeanschluss
Umbau auf Zentralheizung
Brennwertheizung
Bedarfsgerechte Lüftung

Wärmeschutzverglasung
Dämmung Kellerdecke
Dachdämmung


Quelle: Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung, 2006
>> 10
Dämmung oberste Geschossdecke/
Spitzboden



Außenwanddämmung
von innen
Gelegenheiten
Sofort (effektiv geringer Aufwand)
Fassadenrenovierung (Anstrich, Putz)
Betonsanierung
Schimmelprobleme, Feuchteschäden
Mieterwechsel
Wohnungsrenovierung, Heizkörpererneuerung
Dachausbau
Dacherneuerung
Fenstererneuerung
Heizkesselerneuerung
Schornsteinsanierung
Komfortverbesserung
(z. B. bei veralteten Einzelöfen)
Asbestsanierung bei alten Nachtspeicheröfen
Umbau der Zentralheizung
Brennstoffwechsel
Außenwanddämmung von außen
Die besten Gelegenheiten, ohnehin geplante InstandsetzungsmaSSnahmen
mit EnergiesparmaSSnahmen zu verknüpfen





>>
Wie wirtschaftlich ist
energetisches Modernisieren?
Gekoppelt an eine Instandsetzung sind Energiesparmaßnahmen fast immer wirtschaftlich. Sie
finanzieren sich durch die eingesparten Energiekosten von selbst.
Auch wenn energetische Modernisierungsmaßnahmen bei der Renovierung noch nicht mit
durchgeführt werden, lohnt es sich, diese für die
Zukunft vorzubereiten. Wird z. B. das Dach neu
eingedeckt, kann für eine zukünftige Dämmung
>>
der Außenwände Geld gespart werden, ­indem
durch eine Vergrößerung des Dachüberstands bereits eine wichtige Voraussetzung dafür geschaffen wird.
Für die Wirtschaftlichkeit einer Energiesparmaßnahme spielen auch die Energiepreise eine wichtige Rolle. In den vergangenen Jahren sind die
Kosten für Heizenergie jedes Jahr durchschnittlich
um fünf Prozent gestiegen. Experten gehen davon
aus, dass sich dieser Trend auch in Zukunft fortsetzen wird. Aus diesem Grund ist es sinnvoll, bei
Wärmedämmmaßnahmen eine höhere Dämmstärke als üblich einzuplanen, damit das Gebäude
auch in zehn Jahren noch energetisch zeitgemäß ist.
Tipps zuM ErhöhEN
der Wirtschaftlichkeit
einer energetischen
Modernisierung:
❚❚ Nutzen Sie ohnehin anstehende
Instand­setzungsarbeiten.
❚❚ Holen Sie sich rechtzeitig Rat
ein und lassen Sie ein Energiekonzept erstellen.
❚❚Versuchen Sie Maßnahmen
sinnvoll miteinander zu verknüpfen.
❚❚ Berücksichtigen Sie bei der Ausführung von Einzelmaßnahmen
bereits für die Zukunft geplante
Modernisierungen.
❚❚ Nutzen Sie Förderangebote und
Bauspardarlehen.
Wenn für Ihr Haus mehrere Maßnahmen zur
­Sanierung oder Modernisierung anstehen, prüfen
Sie, ob Sie diese nicht zeitgleich im Rahmen einer
umfassenden energetischen Modernisierung
­realisieren können – auch wenn die Kosten auf
den ersten Blick hoch erscheinen. Ein Beispiel verdeutlicht, dass sich auch umfangreiche Maßnahmen wirtschaftlich rechnen.
>>
>> Energetische Modernisierung
Da jedes Haus in seiner Bauart und technischen
Ausstattung unterschiedlich ist, lässt sich die Wirtschaftlichkeit von energetischen Sanierungsmaßnahmen nur individuell beantworten. Für jedes
Haus gilt jedoch gleichermaßen, dass Energiesparmaßnahmen dann am wirtschaftlichsten sind,
wenn sie mit einer ohnehin anstehenden Modernisierung oder Renovierung verbunden werden.
Soll beispielsweise eine Fassade renoviert werden,
fallen die Kosten für das Gerüst in jedem Fall an.
Die Mehrkosten für die Wärmedämmung der Fassade beschränken sich dann auf das Dämmmate­
rial und dessen Anbringung (vgl. Tabelle Seite 10).
2
Beispiel
Ein Einfamilienhaus in Berlin-Kaulsdorf, Baujahr 1934,
mit 105 m2 Wohnfläche verbraucht im Jahr 419 kWh/
(m²a) Endenergie. Das entspricht etwa 2.500 Euro
Brennstoffkosten. An der älteren Heizungsanlage
mit ­Ölkessel fallen immer wieder Reparaturkosten an.
­Zudem ist das Haus den Besitzern zu klein und sie entschließen sich, die Wohnraumerweiterung mit einer
energetischen Modernisierung zu verbinden.
Als ersten Schritt geben Sie ein ausführliches Energiekonzept in Auftrag. Der Energiebedarfskennwert liegt bei 470 Kilowattstunden Primärenergie pro Quadratmeter Wohnfläche und
Jahr (kWh/m2a). Die im Gutachten vorgeschlagenen Maßnahmen zur energetischen Moderni­
sierung bilden die Grundlage für das Modernisierungskonzept. Es umfasst die Wärmedämmung
der ­Gebäudehülle, den Einbau neuer Wärmeschutzfenster, die Erneuerung der Heizanlage
und die Anschaffung einer solarthermischen Anlage.
Nach der Modernisierung liegt der Energiebedarfskennwert nur noch bei 57 kWh/(m2a), also
mehr als 80 % niedriger als zuvor. Das Haus verursacht – trotz Zunahme der Wohnfläche auf
195 m2– nur noch Heizenergiekosten von rund 1.000 Euro im Jahr. Das bedeutet eine jährliche Ersparnis von 1.500 Euro. Die stete Steigerung der Energiepreise einbezogen, liegt die
Amortisation der energiebedingten Mehrkosten bei rund 15 Jahren.
>> 11
>>
Fördermöglichkeiten für
energetische Modernisierung
Derzeit stehen für energetische Modernisierungen sowie für den Einsatz regenerativer Energien
eine Reihe attraktiver Förderangebote in Form
von Zuschüssen, zinsverbilligten Darlehen oder
Steuervergünstigungen zur Verfügung.
Bereits in der Planungsphase sollte die Hausbank oder eine Förderbank hinsichtlich einer
möglichen Förderung konsultiert werden.
(Foto: Fotolia/schweizer-degen)
>> Energetische Modernisierung
Fördermittel sind in der Regel nicht unbegrenzt
verfügbar, sondern auf eine bestimmte jährliche
Höhe begrenzt. Ein Rechtsanspruch auf Förderung
besteht meist nicht. Die meisten Förderungen
werden auf Antrag gewährt. Mit der geförderten
Maßnahme darf häufig erst begonnen werden,
wenn ein schriftlicher Förderbescheid vorliegt.
Deswegen sollten Sie sich gut informieren und
unterschiedliche Förderangebote vergleichen.
Beachten Sie besonders:
❚❚ wer Anträge für das Förderprogramm stellen
darf
❚❚ was genau gefördert wird
❚❚ die Kumulierbarkeit mit anderen Förderungen
oder Zuschüssen
❚❚ die Konditionen der Förderung (bei Krediten
z. B. Laufzeit, Zinssätze, Tilgung, Sicherheiten)
❚❚ die Auszahlbedingungen.
2 Die Kreditanstalt für
Wiederaufbau (KfW)
Die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW-Förderbank) bietet für Neubauvorhaben oder die Altbausanierung (Komplett- und Einzelsanierungen)
Zuschüsse und zinsgünstige Darlehen an. Die Anträge stellen Sie über Landesbausparkassen und
Hausbanken.
>>
>>
HINWEIS
Die Förderdatenbank des Bundes bietet unter www.foerderdatenbank.de
einen guten Überblick.
>> 12
HINWEIS
Weitere Informationen zum Umfang der
­Förderprogramme erhalten Sie unter ­
www.kfw-foerderbank.de (Rubrik: Bauen,
Wohnen, Energie sparen) oder über Ihre
Hausbank. Informationshotline der KfW:
01801 335577 (Ortstarif).
BAFA – Bundesamt für Wirtschaft
und Ausfuhrkontrolle
Das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) ist eine Bundesoberbehörde im
­Bereich des Bundesministeriums für Wirtschaft
und Technologie (BMWi). Das BAFA bietet einen
Zuschuss zu einer umfassenden Energiesparbera-
tung für ältere Wohngebäude an (inkl. Thermo­
grafie­aufnahmen und Beratung zur Anwendung
von Strom). Den Antrag auf Bezuschussung muss
ein vom BAFA anerkannter Vor-Ort-Berater stellen.
Ebenfalls lassen sich über das BAFA Zuschüsse zu
Anlagen zur Energieerzeugung beantragen, wie
z. B. Solarkollektoranlagen, Anlagen zur Verbrennung fester Biomasse oder Wärmepumpen.
Hinweis:
Detaillierte Informationen zum Förderumfang, zum Antragsverfahren sowie eine
­Liste der zugelassenen BAFA-Berater finden
Sie unter www.bafa.de (Rubrik: Energie).
GASAG Berliner Gaswerke AG
Speziell für Berlin können Sie zusätzlich zu den
Bundesförderungen auch Fördermittel bei der
GASAG beantragen. Gefördert werden der Einsatz moderner Heizkessel und die Nutzung von
regenerativer und umweltfreundlicher Sonnenwärme. Diese Zuschüsse lassen sich mit staat­
lichen Förderungen kumulieren.
Informationen zu Förderprogrammen können
schnell veralten. Daher ist es sinnvoll, dass Sie die
konkreten Förder- und Finanzierungsinstitutionen
bei aktuellen Anlässen direkt ansprechen. Nur so
können Sie den aktuellen Sachstand erfassen und
die Eignung des Vorhabens zur Finanzierung
­bereits in Vorgesprächen klären. Darüber ­hinaus
können Sie frühzeitig wichtige Informationen zur
Finanzierungsstrategie einholen, die optimal an
den Förderbedingungen ausgerichtet sind: Kumu­
lierbarkeit verschiedener Programme, Förderhöchstgrenzen usw.
>>
>>
Um den Heizenergiebedarf Ihres Gebäudes zu reduzieren, haben Sie folgende Möglichkeiten:
❚❚ nachträgliche Dämmmaßnahmen an der Ge­
bäu­dehülle
❚❚ Verbesserung der Heizungsanlage
❚❚ energiebewusstes Nutzerverhalten
Betrachten wir zunächst Punkt 1: Die Gebäudehülle besteht aus den externen Komponenten
­Ihres Hauses: Außenwände und -türen, Dach,
­Kellerdecke, erdberührte Bauteile (Bodenplatte,
Kellerwände) und Fenster. Wie viel Wärme in einem
schlecht gedämmten Altbau an diesen Stellen verloren geht, ist im Bild dargestellt. Die entweichende Wärme muss ständig durch die Heizung nachgeliefert werden.
Neben den Wärmeverlusten durch Transmission
über die einzelnen Bauteile und insbesondere
durch Wärmebrücken (vgl. Bild Seite 22) treten
zusätzlich Lüftungswärmeverluste auf (vergleiche
Bild Seite 14). Diese Ver­luste können Sie nicht
vollständig vermeiden, da ein Ge­­bäude nie vollständig luftdicht gebaut werden kann. Die Transmissionswärmeverluste können Sie verringern
durch eine nachträgliche Wärmedämmung, die
nicht nur sorgfältig geplant, sondern auch fachgerecht ausgeführt wird. In diesem Zusammenhang wird auch die Luftdichtigkeit ­Ihres Gebäudes
verbessert. Die EnEV schreibt vor, Gebäude so zu
errichten, dass die wärme­über­tragende Umfassungsfläche einschließlich ­aller Fugen dauerhaft
luftundurchlässig abgedichtet wird.
Durch ungedämmte und luftdurchlässige Bauteile­
geht Ihnen nicht nur wertvolle Wärmeenergie
verloren, sondern Sie riskieren auch Schimmel­
befall einzelner Bauteile, der bis zu Bauteilschäden
führen kann.
Typische Wärmeverluste eines Hauses,
Baujahr 1984
Dach:
10–15 %
Die wichtigsten Anforde- >>
rungen der EnEV 2007:
Entweder:
Einhaltung von Bauteil-Grenz­
werten dann, wenn mehr als 20 %
­eines Bauteils der Gebäudehülle
(Außenwand, Fenster, Dach) einer
Orientierung (N, S, W, O) verändert
werden.
Oder:
Bei Änderungen von Gebäuden
Ein­haltung des Jahres-Primärenergiebedarfs und Transmissionswärmeverlusts. Diese gelten als erfüllt,
wenn sie die Neubau-Anforderungen um nicht mehr als 40 % überschreiten.
Fenster:
15–20 %
2
Wände:
20–25 %
Lüftung:
10–20 %
Boden:
5–10 %
Quelle: Bausparkasse Schwäbisch Hall AG
>>
Gut gedämmt? Thermografie
findet die Schwachstellen
Eine verlässliche Aussage darüber, wie gut die
Wärmedämmung Ihres Hauses ist, verschafft Ihnen ein Wärmebild, eine Thermografieaufnahme.
Hier werden alle thermischen Schwachstellen des
Gebäudes mittels einer speziellen Infrarotkamera
sichtbar gemacht.
>> Energetische Modernisierung
MaSSnahmen zur Energieeinsparung
an bestehenden Gebäuden
Die warmen, schlecht oder nicht gedämmten Bereiche erscheinen in den Farben Rot und Gelb. Die
kalten, gut gedämmten Oberflächen werden
grün und blau dargestellt.
Thermografie eines Gebäudes
>> 13
>>
Alles dicht?
Der Blower-Door-Test
Häufig wird nach einer Modernisierung festgestellt, dass trotz eingehaltener Dämmstoffstärken
Luftdichtemessung mittels Blower-Door-Test
die errechneten Werte im EnEV-Nachweis nicht
erreicht werden. Die Ursache kann an einer mangel­
haften Luft- und Winddichtheit des Gebäudes
­liegen. Negative Begleiterscheinungen sind – abgesehen vom erhöhten Energieverbrauch – zugige
Räume und Schimmelbefall.
>> Energetische Modernisierung
Die Luftdichtheit der Gebäudehülle ist also ein
wichtiger Standard. Zur Qualitätssicherung nach
durchgeführten Modernisierungsmaßnahmen
wird der sogenannte Blower-Door-Test eingesetzt.
Er gibt einen Nachweis über die Luftdichtigkeit
des Gebäudes sowie über die Art und Lage von
Leckagen.
Für die Messung wird in eine Öffnung – meist in
eine Tür oder in ein Fenster – ein regelbares Gebläse eingebaut, das im Gebäude einen Über- oder
Unterdruck erzeugt. Größere Fehlstellen lassen
sich aufgrund der ausströmenden Luft bereits mit
der Hand erfühlen. Weitere werden mithilfe von
Rauchspendern und Luftgeschwindigkeitsmessern ermittelt.
2 MÖGLICHE LECKAGEN AN EINEM GEBÄUDE
Be- und Entlüftung, Abwassersystem
Schornsteindurchführung
Ortgang
Anschluss Dachkonstruktion/Wände
Elektroinstallationen
Rollladenkästen
Fensteranschlüsse, Brüstungen und Mauerkrone
Sanitärinstallationen
Quelle: Deutsche Rockwool Mineralwoll GmbH & Co. OHG
>> 14
Anschluss Haustür
>>
Gegen Wind und Wetter –
Dämmung der AuSSenwände
AuSSendämmung
Wenn größere Renovierungsarbeiten der Fassade
anstehen, z. B. die Erneuerung des Außenputzes
oder der Einbau neuer Fenster, sollten Sie die
Dämmung der Außenwand in Ihre Überlegungen
mit einbeziehen. Dabei können Sie im Wesentlichen zwischen zwei unterschiedlichen Systemen
wählen:
❚❚ Wärmedämmverbundsystem (WDVS)
❚❚ vorgehängte hinterlüftete Fassade (VHF)
Die vorgehängte hinterlüftete
Fassade
Als vorgehängte hinterlüftete Fassade (VHF) bezeichnet man Außenwandkonstruktionen, bei
­denen die außen angebrachte Wärmedämmschicht durch eine zirkulierende Luftschicht von
der davor liegenden Wetterschutzschicht (Außenschale) getrennt ist.
>>
Grenzwerte nach
EnEV 2007:
U-Wert Außenwände: 0,35 W/(m2K)
U-Wert Außenwände: 0,45 W/(m2K)
(bei Innendämmung)
Grenzwert NACH
EnEV 2009:
U-Wert Außenwände: 0,24 W/(m2K)
Querschnitt einer vorgehängten
hinterlüfteten Fassade
>> Energetische Modernisierung
Die Außenwände Ihres Hauses haben meistens
den größten Flächenanteil an der Gebäudehülle
und sind großen Temperaturschwankungen und
Witterungseinflüssen ausgesetzt. Folglich entstehen hier bei mangelhafter Dämmung auch sehr
große Wärmeverluste.
Innenputz
Außenwand
Dämmschicht
Konterlattung
Egal für welches System Sie sich entscheiden:
Wichtig ist, dass der Dachüberstand ausreichend
groß ist.
Das Wärmedämmverbundsystem
Wärmedämmverbundsysteme (WDVS) bestehen
aus Dämmstoffplatten, die je nach System geklebt
und/oder mit Tellerdübeln an der Außenwand
verankert werden. Ist der Untergrund nicht tragfähig wird zur Verbesserung der Haftung eine
Grundierung eingesetzt. Dann wird das Armierungsgewebe mit Armierungsmörtel auf die
Dämmplatten eingeputzt. Das Armierungsgewebe hat die Aufgabe, die unterschiedlichen Spannungen/Bewegungen zw. Dämmung und Oberputz aufzunehmen. Damit werden Risse im
Oberputz vermieden. Die letzte Schicht im Aufbau
bildet der Oberputz.
Außenverkleidung
Eine Unterkonstruktion, z. B. aus Holzbohlen, wird
an der Hauswand befestigt. In den Zwischen­
räumen bringt man Platten aus Hartschaum oder
Mineralfasern direkt auf der Wand an. Als nächste
Schicht kommt eine Schutzbahn, die die Wärmedämmung vor Feuchte schützt. Das ist üblicherweise eine Unterspannbahn, die mit der (senkrechten) Konterlattung befestigt wird. Es entsteht
der Hohlraum für die Belüftung. Die witte­rungs­
U-Werte einer
monolitischen Wand:
Wandaufbau: Vollziegel, 38 cm,
beidseitig verputzt:
Ungedämmt: 1,48 W/(m²K)
Gedämmt mit
14 cm Mineralwolle
WLG 035: 0,21 W/(m²K)
Querschnitt eines Wärmedämmverbundsystems
Außenwand
Dämmstoff
Armierungsgewebe
Sofern es bautechnisch möglich ist, sollte die Stärke der Dämmstoffplatten bei bestehenden Gebäuden 16 Zentimeter nicht unterschreiten. Nach
einer Faustregel spart jeder gedämmte Quadratmeter Althaus-Fassade etwa acht Liter Heizöl bzw.
acht Kubikmeter Erdgas pro Jahr.
Das Anbringen eines WDVS ist bei einer ohnehin
anstehenden Fassadenrenovierung besonders
wirtschaftlich. Vorteile des WDVS sind neben der
Energiekosteneinsparung die Beseitigung vorhandener Wärmebrücken, das Überdecken von Putzschäden und die Reduzierung der Schimmelbildung.
2
Quelle: Saint-Gobain Weber GmbH
Armierungsmörtel
Außenputz (Oberputz)
Trägersystem
Quelle: Saint-Gobain Weber GmbH
>> 15
>>
beständige Außenverkleidung, bestehend z. B.
aus Holzpaneelen, Faserzement­platten oder Tonelementen, wird auf der Unterkonstruktion angebracht.
>> Energetische Modernisierung
>>
Ungedämmt: 1,49 W/(m²K)
Hohlraumdämmung mit
Perlite 7 cm WLG 050: 0,53 W/(m²K)
Querschnitt AuSSenwand mit
Kerndämmung
Dämmschicht
Innen liegende
Außenwand
Quelle: Saint-Gobain Weber GmbH
>>
Vorteil einer Kerndämmung:
❚❚ Schnell ausführbar, ohne Beeinträchtigung der Bewohner
Nachteile einer Kerndämmung:
❚❚ Begrenzte Dämmstoffstärke
❚❚ Keine Beseitigung von Wärmebrücken
Ungedämmt: 1,48 W/(m²K)
innenseitig mit 8 cm
Styrodur-Dämmplatten,
WLG 035 gedämmt: 0,34 W/(m²K)
>> 16
Außenwand
Dämmstoff
Holz- oder
Metallkonstruktion
Dampfbremse
Innenputz oder
Verkleidung
Quelle: Saint-Gobain Weber GmbH
Außenwand
>> U-Werte einer
monolithischen Wand:
Wandaufbau: Vollziegel, 38 cm,
beidseitig verputzt:
INNENWANDDÄMMUNG
Kerndämmung
Bei einer zweischaligen Außenwand mit einem
Hohlraum wird dieser mit einem genormten, dauerhaft abweisenden Dämmstoff gefüllt. Hierzu
eignet sich eine Einblasdämmung aus Perlite oder
auch Zelluloseflocken aus recyceltem Zeitungspapier mit Borsalzlösung.
>> U-Werte einer
zweischaligen Wand:
Wandaufbau: Zweischalig mit
11,5 cm Vollziegel, 7 cm Luftschicht, beidseitig verputzt:
2 Vorteile einer AuSSendämmung:
❚❚ Sie können die Fassade Ihres Hauses mit
diversen Materialien und Farbanstrichen
nach Ihren Wünschen neu gestalten.
❚❚ Dämmstoffe können neben dem Wärmeschutz auch den Schallschutz Ihres Hauses
verbessern.
Soll oder kann die Modernisierung der Dämmung
nicht in einem Schritt erfolgen, sondern nur Raum
für Raum, ist eine Innenwanddämmung zu empfehlen. Eine ideale Gelegenheit sind Renovierungsarbeiten im Haus, z. B. ein Tapetenwechsel.
Innendämmung
Ist eine nachträgliche Dämmung von außen nicht
möglich, sind wärmeschützende Maßnahmen
von innen zu empfehlen. Die Innenwanddämmung ist als Alternative beispielsweise für Fachwerkhäuser oder Häuser geeignet, die unter
Denkmalschutz stehen.
Für die Innendämmung stehen Ihnen verschiedene Materialien zur Verfügung. Entweder werden
Dämmplatten direkt mit einem Baukleber an der
Wand befestigt oder das Dämmmaterial wird in
die Gefache einer Holz- oder Metallunterkons­
truktion eingebracht. Um Bauschäden bzw.
Schimmelpilzbefall durch Feuchtigkeit aufgrund
von kondensierendem Wasserdampf zu vermeiden, muss auf eine sorgfältige Ausführung der
Dampfbremse geachtet werden.
Vorteile einer Innendämmung:
❚❚ Erhalt der Fassadenbildes
❚❚ Flexibel, da nach Bedarf und Raum­
nutzung durchführbar
>>
>>
Wärme steigt nach oben –
Dämmung des Daches
Dämmung der Dachschräge
Die KfW-Bank legt in ihren Mindestanforderungen
einen Wert für den Wärmedurchlasswiderstand
fest. Das ist der Kehrwert des U-Wertes und wird
in (m²K)/W angegeben.
Ist die Dämmschicht des Daches aufgrund des
Baualters des Hauses unzureichend, ist eine Moder­
nisierung empfehlenswert. Stehen ein Dachausbau oder eine Dachneueindeckung bevor, sollte
die Dachdämmung modernisiert werden.
Bei der Dämmung der Dachschräge unterscheidet
man drei verschiedene Varianten:
❚❚ Zwischensparrendämmung
❚❚ Untersparrendämmung
❚❚ Aufsparrendämmung
Z­ wischensparrenebene gepresst werden, damit
es später entstehen­de Ritzen nahtlos ausfüllt. Um
die Wärmedämmung vor eindringender Feuchtig­
keit zu schützen, ist es notwendig, unter der
Dachziegeldeckung eine diffusionsoffene Unterspannbahn zu verlegen.
Untersparrendämmung
Reicht die Zwischensparrendämmung nicht aus,
die Anforderungen an die Wärmedämmung zu
erfüllen, ist eine Untersparrendämmung sinnvoll.
Dazu wird senkrecht zu den Sparren eine Konterlattung über der folienverkleideten Zwischensparrendämmung angebracht. Der Dämmstoff wird
zwischen die Latten eingeklemmt oder alternativ
direkt an die Sparren geschraubt. Die Untersparrendämmung kann mit allen gängigen Dämmmaterialien durchgeführt werden. Da durch dieses
Vorgehen viel Wohnraum verloren geht, empfiehlt sich – soweit möglich – eine Aufsparrendämmung.
>>
U-Werte:
Anforderungen EnEV 2007:
0,30 W/(m2K)
Anforderungen EnEV 2009:
0,24 W/(m2K)
EnEV 2009 erreichbar
durch:
18 cm Dämmstärke WLG 040
16 cm Dämmstärke WLG 035
>> Energetische Modernisierung
Das Dach ist das Bauteil Ihres Hauses, das Witterungseinflüssen am stärksten ausgesetzt ist. Es
muss die aufsteigende Wärme durch lückenlose
Dämmung im Hausinneren halten und im Sommer vor Hitze schützen. Dazu werden entweder
die Dachschrägen oder die oberste Geschossdecke gedämmt.
2
Zwischensparrendämmung
Die Dämmung des Steildaches liegt meistens in
der Zwischensparrenebene. Diese wurde in der
Vergangenheit aufgrund der geringen Sparren­
dicken meist zu dünn ausgeführt. Bei nicht winddichten Konstruktionen sind hohe Wärmeverluste
vorprogrammiert. Die empfohlene Dämmschicht
beträgt jedoch mindestens 20 Zentimeter. Aus
diesem Grund werden die Sparren zunächst aufgedoppelt. Da die Sparren schwinden, quellen
und sich verziehen können, ist der Fugenanteil
zwangsläufig relativ hoch und das Dämmmaterial
muss deshalb mit etwas Vorspannung in die
oben: Zwischensparrendämmung von oben
(Foto: Berliner Energieagentur GmbH)
unten: Zwischensparrendämmung
(Foto: Deutsche Rockwool Mineralwoll GmbH &
Co. OHG)
links: Untersparrendämmung
(Foto: Saint-Gobain Isover G+H AG)
>> 17
>> Energetische Modernisierung
Egal welche Art der Dämmung Sie wählen, als
Dampfbremse muss immer auf der Innenseite der
Dämmung eine luftdichte Folienschicht lückenlos
eingebaut werden. So kann keine Luft eindringen,
die sich abkühlt und dabei Feuchtigkeit im Inneren der Dämmung freisetzt. Dies könnte zu Bauteilschäden führen.
Dämmung oberste Geschossdecke, nicht begehbar (Foto: Saint-Gobain Isover G+H AG)
2 Aufsparrendämmung
Die Aufsparrendämmung ist ideal, wenn der gesamte Dachraum genutzt werden und das Gebälk
und die Holzschalung in die Innenarchitektur einbezogen werden sollen. Die Dämmplatten werden von außen direkt auf die Schalung aufgebracht. Anschließend wird unmittelbar auf dieser
Schicht das Dach neu eingedeckt. Bei modernen
Dämmsystemen ist eine Unterspannbahn bereits
auf den Dämmplatten aufgebracht. Da die gesamte Dachkonstruktion hinter der Dämmschicht
liegt, können sich keine Wärmebrücken bilden.
Dämmung von Flachdächern
Ein Flachdach ist hohen Temperaturschwankungen von bis zu -30 °C im Winter bis 90 °C im
­Sommer ausgesetzt. Zusätzlich muss es Feuchtigkeit, Windbeanspruchung und Druck trotzen. Die
Dämmung muss daher hohe Ansprüche erfüllen.
Aufsparrendämmung
(Foto: Saint-Gobain Isover G+H AG)
>>
Obere geschossdecke
U-Werte:
Anforderungen EnEV 2007:
0,40 W/(m2K)
Anforderungen EnEV 2009:
0,30 W/(m2K)
EnEV 2009 erreichbar
durch:
14 cm Dämmstärke WLG 040
12 cm Dämmstärke WLG 035
>>
FLACHDÄCHER
U-Werte:
Anforderungen EnEV 2007:
0,25 W/(m2K)
Anforderungen EnEV 2009:
0,20 W/(m2K)
EnEV 2009 erreichbar
durch:
20 cm Dämmstärke WLG 040
18 cm Dämmstärke WLG 035
>> 18
Dämmung der obersten
Geschossdecke
Bei der Dämmung von Steildächern sollten Sie
zuerst klären, wie Sie den oberen Dachraum, den
Spitzboden, nutzen möchten. Soll dieser Raum
bewohnt werden, muss die Dachschräge gedämmt werden. Ist eine Nutzung als Abstellraum
geplant oder kann er aufgrund zu niedriger Firsthöhe gar nicht genutzt werden, sollten Sie die
oberste Geschossdecke dämmen. Hierzu wird der
Dämmstoff, z. B. Mineralwolle, direkt auf dem
Dachboden verlegt. Ist eine Begehbarkeit erwünscht, müssen die Dämmstoffe trittfest oder
mit Brettern oder Spanplatten belegt werden. Das
Dämmen der obersten Geschossdecke ist eine
sehr kostengünstige Möglichkeit, die Wärmeverluste zu reduzieren. Es empfiehlt sich die geforder­
ten Mindestdicken zu erhöhen.
Diese außen liegende Dämmung ist extremen
Temperaturwechseln ausgesetzt. Aus diesem
Grund müssen die einzelnen Platten besonders
stabil sein, um spätere Rissbildung, Knack- und
Knirschgeräusche zu vermeiden. Es ist zudem
wichtig, dass das Dämmmaterial ausreichend
­belüftet wird.
Flachdächer werden meistens als Warmdach
­ausgebildet. Die Dachhaut (Abdichtung), Wärmedämmschicht und Dachtragkonstruktion bilden
eine bauliche Einheit ohne dazwischen liegende
Belüftungsschicht. Die wasserdichte Dachabdichtung wird direkt über die Wärmedämmung verlegt. Verwendete Dämmmaterialien sollten eine
ausreichende Druckfestigkeit besitzen. Bei der
Konstruktion muss auf die Ausbildung einer
Dampfsperre und auf eine geregelte Entwässerung geachtet werden.
>>
Wärme rein oder raus? Dämmung der
Fenster, Rahmen und AuSSentüren
>>
U-Werte:
Anforderungen EnEV 2007 (Verglasung):
1,5 W/(m²K)
Anforderungen EnEV 2007 (Fenster):
1,7 W/(m²K)
Anforderungen EnEV 2009 (Verglasung):
1,1 W/(m²K)
Anforderungen EnEV 2009 (Fenster):
1,3 W/(m²K)
EnEV 2009 erreichbar durch:
Zweischeiben-Wärmeschutzverglasung:
1,1 W/(m²K)
Dreischeiben-Wärmeschutzverglasung:
0,6 bis 0,8 W/(m²K)
U-Werte für alte Fenster (Annahme entsprechend den Regeln zur Datenaufnahme
im Wohngebäudebestand)
Einfachfenster 5,0 W/(m²K)
Isolierfenster 3,0 W/(m²K)
schichtung bewirkt eine hohe Durchlässigkeit der
kurzwelligen Sonnenstrahlen und eine starke
­Reflexion der langwelligen Infrarotstrahlung von
innen. Damit wird die Wärme im Raum zurückgehalten.
Aus Alt mach Neu: Das Holzfenster mit Einfachverglasung wird durch ein Holzfenster mit
­zweifacher Wärmeschutzverglasung ersetzt.
Moderne Fenster lassen sich zusätzlich leichter
bedienen und schließen dichter.
2
Beschaffenheit der Fensterrahmen
Aufgrund der Innovationen in der Fenstertechnik
sind inzwischen eher die Rahmen als das Fensterglas die energetischen Schwachstellen. Oft ist der
Wärmeschutz des Rahmenmaterials oder der
­Anschluss an die Außenwand mangelhaft.
Anforderungen an die Rahmen sind – neben Wärmedämmung und richtigem Einbau – geringer
Pflegeaufwand, ansprechende Optik und Witterungsbeständigkeit.
>> Energetische Modernisierung
Verfügt Ihr Haus noch über veraltete einfach oder
zweifach verglaste Fenster? Spüren Sie häufig
Zugluft trotz geschlossener Fenster und Türen?
Bilden sich vielleicht sogar Pfützen auf dem Fensterrahmen oder -brett? Sind die alten Fenster
noch nicht mit einer Dichtung ausgestattet? Dann
sollten Sie dringend über eine Modernisierung
nachdenken. Ideal ist die Kombination mit der
Dämmung der Außenwand.
Fenster mit 3-Scheiben-Wärmedämmglas
besitzen zwei Zwischenräume mit Edelgasen,
die die Wärme schlecht leiten.
(Foto: Bausparkasse Schwäbisch Hall)
Wärmeschutz der Fenster
An erster Stelle sollten Fenster wenig Wärme nach
außen lassen und luftdicht schließen. Entscheidend ist auch hier ein möglichst niedriger U-Wert.
Neben diesem ist bei Fenstern auch der Energiedurchlassungsgrad der Verglasung (g-Wert) wichtig. Dieser Wert beschreibt, wie viel Licht und damit Sonnenenergie das Glas in den Raum
hineinlässt. Energetisch empfehlenswerte Fenster
besitzen einen g-Wert von 0,5.
Je nachdem, welche Wärmeschutzwirkung Sie er­
zielen möchten, haben Sie bei modernen Fenstern
die Wahl zwischen Zwei- und Dreifachverglasung.
Die abgedichteten Scheibenzwischenräume enthalten als isolierendes Polster trockene Luft oder
Edelgase. Zusätzlich werden bei Wärmeschutzverglasung die Scheiben beschichtet. Diese Be>> 19
>> Energetische Modernisierung
Nachträgliche Dämmung der
Rollladenkästen
Rollladenkästen, die über dem Fenster eingebaut
sind, stellen neben undichten und alten Fenstern
weitere energetische Schwachstellen bzw. Wärmebrücken an Ihrem Haus dar. Zwischen Innenraum und Außenluft befindet sich hier oft nur
eine dünne Holz- oder Spanplatte. Der Kasten
selbst ist meist kaum oder gar nicht gedämmt. So
kann viel Wärme ungehindert entweichen. Außerdem besteht an den entstehenden kalten Stellen um den Rollladenkasten die Gefahr von
Schimmelbildung durch kondensierenden Wasserdampf.
Einbausituation von Rollladenkästen
Durch nachträgliches Anbringen eines Dämmmaterials im Inneren des Kastens können Sie den
Wärmeverlust entscheidend verringern. Dabei
sollten vor allem die zum Innenraum gerichteten
Seiten mit einer Schicht Dämmmaterial versehen
werden. Öffnungen für die Bedienungsgurte können Sie mit speziellen Bürsten abdichten.
An der Gebäudeaußenseite aufgesetzte Rollladenkästen verursachen weniger Energieverluste,
weisen aber optische Nachteile auf.
Dämmung der AuSSentür
Neben optischen Ansprüchen muss die Haustür
im Wesentlichen dieselben Anforderungen erfüllen
wie die Fensterrahmen. Sicherheit und Qualität
sollten Sie sich hier leisten. Unbedingt zu gewährleisten sind Luftdichtigkeit und eine optimale
Wärmedämmung im Übergang zum Mauerwerk.
Dämmung
2 Holztüren sind optisch sehr ansprechend und isolieren gut, haben aber einen höheren Pflegebedarf. Holz-Alu-Türen erfüllen denselben optischen
Anspruch wie Holztüren, sind weniger pflegebedürftig und dämmen genauso gut. Sie erreichen
einen hohen Sicherheitsstandard und besseren
Wetterschutz.
Rollladenkasten
Fenster
außen
außen
Rollladenkasten
in der Laibung
Quelle: www.zukunft-haus.de
>> 20
Kunststofftüren benötigen am wenigsten Pflege,
dämmen gut und bieten neben einer breiten
­Palette von Gestaltungselementen die beste
­Wetterbeständigkeit.
Rollladenkasten
vor der Fassade
>>
Stört der kalte Fußboden im Erdgeschoss? Müssen Wasser- oder Heizungsrohre an der Kellerdecke neu verlegt werden? Oder planen Sie einen
Aus- bzw. Umbau des Kellers? Dann bietet sich
die Dämmung der Kellerdecke an.
>>
U-Werte:
Anforderungen EnEV 2007:
0,4 bis 0,5 W/(m²K)
Anforderungen EnEV 2009:
0,3 bis 0,5 W/(m²K)
EnEV 2009 erreichbar durch:
8 bis 14 cm Dämmstärke WLG 040
7 bis 12 cm Dämmstärke WLG 035
Dämmung von Kellerwänden und
-böden
Wollen Sie Ihren Keller beheizt nutzen und somit
zusätzlichen Wohnraum schaffen, sollten die
­Kellerwände und eventuell auch der Kellerboden
gedämmt werden. Nicht alle Dämmstoffe erfüllen
die Anforderungen an eine Kellerdämmung, die
auch als Perimeterdämmung bezeichnet wird. Die
äußeren Kellerwände müssen zum Erdreich hin
mit einem Dämmmaterial versehen werden, das
nicht verrottet, die Bodenfeuchte abhält und dem
Erddruck standhält. Außerdem muss die Dämmung
lückenlos an die Dämmung der oberen Außenwand anschließen, sonst entstehen Wärmebrücken
oder Feuchtigkeit dringt ein.
>> Energetische Modernisierung
Wärme von unten bis oben – Dämmung
von Kellerwänden, -decken und -böden
Kellerdeckendämmung von oben
(Foto: Saint-Gobain Isover G+H AG)
Perimeterdämmung
Die Dämmung der Kellerdecke wirkt sich direkt
auf den Temperaturverlust des Fußbodens im Erdgeschoss aus. Sie trägt also unmittelbar zum
Wohnkomfort über den Kellerräumen bei.
Bei der Dämmung Ihres Kellers sollten Sie zunächst klären, wie Sie die Kellerräume nutzen
möchten. Bleibt der Kellerraum unbeheizt, muss
lediglich die Decke zum Erdgeschoss gedämmt
werden. Wird der Keller beheizt, sollten Sie die
Kellerwände mit einer Perimeterdämmung und
eventuell auch den Kellerboden mit einer Innendämmung versehen.
Kellerdeckendämmung von unten
Für Abstellräume genügt es, Dämmstoffplatten
beispielsweise aus Polystyrol an die Kellerdecke
zu kleben oder zu dübeln. Wollen Sie gelegentlich
beheizte Räume wie den Hobbykeller dämmen,
empfiehlt es sich, zusätzlich schallisolierendes
Material anzubringen. Höhere optische Ansprüche
kann z. B. eine Profilholzdecke erfüllen.
2
Um eine vollständige Dämmung des Kellers zu
erreichen, muss zusätzlich der Kellerboden mit
einem feuchteunempfindlichen und druckfesten
Dämmstoff versehen werden. Hierbei sollten Sie
die höchstmögliche Dicke wählen, die ohne Anpassung von Türhöhen aufgebracht werden kann.
Kellerdeckendämmung von unten (Foto: Deutsche Rockwool Mineralwoll GmbH & Co. OHG)
Kellerdeckendämmung von oben
Beabsichtigen Sie den gesamten Fußbodenaufbau Ihres Erdgeschosses zu erneuern, sollten Sie
eine Kellerdeckendämmung von oben prüfen.
Eine von vielen Methoden ist es, auf dem Boden
Estrichdämmplatten zu verlegen und mit feuchtigkeitsbeständigen Holzspanplatten abzudecken.
In diesem Fall ist zwischen Estrich- und Spanplatten eine Dampfbremse erforderlich.
>> 21
>>
Wärmebrücken –
SENSIBLE PUNKTE IM HAUS
>> Energetische Modernisierung
Wärmebrücken sind Schwachstellen in der Gebäu­
dehülle. Der Wärmeverlust ist hier deutlich höher
als im umliegenden Bauteil. Je stärker die Wärme­
dämmung der Bauteile wie Außenwand, Fenster,
Dach oder Keller bzw. Bodenplatte des Hauses ist,
desto bedeutsamer sind die Wärmebrücken. Deshalb sollten Sie bereits in der Planungsphase
Wärme­brücken am Gebäude vermeiden oder
­deren Wirkung durch konstruktive Maßnahmen
vermindern.
Geometrisch bedingte Wärmebrücken entstehen dort, wo einer kleineren, warmen Innenseite eine größere, abkühlende Außenseite
gegen­über­steht. Das ist beispielsweise an Ge­bäu­
de­­kanten und – ausgeprägter noch – an Gebäu­de­
­ecken der Fall. Geometrische Wärmebrücken
können zwar nicht vollständig vermieden, aber
durch eine gute Wärmedämmung der Außen­
wand reduziert w
­ erden.
2 Von konstruktiven Wärmebrücken spricht
man, wenn aufgrund mangelhafter Planung oder
Ausführung die Materialstärke geschwächt ist
oder die Wärmedämmung ungleichmäßig ausfällt
bzw. unterbrochen wird. Solche Schwachstellen
sind z. B.:
❚❚ eine das Außenmauerwerk unterbrechende
Stahlbetonstütze oder Ringanker
❚❚ ein unzureichend gedämmter Fenstersturz
oder Fensterlaibung
❚❚ eine auskragende Stahlbetonplatte (Balkon)
Typische Wärmebrücken in einem Einfamilienhaus
First
Kamin
Ortgang/Dach
Traufe/Drempel
Rollladenkasten
Fenster/Sturz
Kragplatte/Balkon
Kellerdecke/Wand
Kellerwanddurchführung
Quelle: E.ON Ruhrgas AG
>> 22
Ungestörtes Bauteil:
Jeder Innenfläche steht eine gleich große
Außenfläche gegenüber
In einer Ecke oder Kante:
Eine kleine Innenfläche gibt einen Wärmestrom
an eine viel größere Außenfläche ab.
Quelle: IWU, 2004
❚❚ ein Stahlbetondeckenauflager am Übergang
vom Dach zur Außenwand
❚❚ Heizkörpernischen, bei denen die Stärke der
Außenwand verringert ist
Wärmebrücken können auch durch unsachge­
mäße Ausführung entstehen, z. B. bei mangelhaft
ausgeführten Anschlüssen zwischen Außenwand
und Fenstern oder durch Lücken in der Dämmung.
Im einschaligen ungedämmten Mauerwerksbau
werden Lücken am Ende einer Steinreihe auch
einfach mal mit Mörtel verfüllt, der die Wärme
viel stärker leitet als der Stein.
Wärmebrücken bedeuten nicht nur erhöhte Wärmeverluste. Häufig sind sie die Ursache für
Schimmel­pilzbefall und können sogar zu schweren
Bauschäden führen. Sie sind daher so weit wie
möglich zu vermeiden bzw. zu reduzieren. Das
gilt insbesondere dann, wenn z. B. nach einer
Fenstererneuerung der unkontrollierte Luftaus­
tausch und damit auch die Feuchteabfuhr verringert wird. Achten Sie deshalb auf eine sorgfältige
Planung und vor allem saubere Ausführung aller
dämmtechnischen Details.
Haustür
Brüstung
Heizkörpernische
Das Prinzip der geometrischen Wärmebrücke in der Kante AuSSenwand.
Die Pfeile symbolisieren den Wärmestrom.
Wärmebrücken an bestehenden Gebäuden können
mit Thermografieaufnahmen sichtbar gemacht
werden (siehe Seite 13).
>>
Heizungsmodernisierung
❚❚ Wärmeerzeugung (z. B. Heizkessel, BHKW,
Solar­anlage) und ggf. Wärmespeicherung
­(Pufferspeicher)
❚❚ Wärmeverteilung (Rohrleitungen)
❚❚ Wärmeabgabe (Heizkörper, Fußbodenheizung)
Meist wird mit Heizung der Heizkessel zur Wärme­
erzeugung gemeint.
Treffen ein oder mehrere Punkte zu, sollten Sie
darüber hinaus prüfen, welche Modernisierungsmaßnahmen an der Gebäudehülle anstehen, z. B.
die Wärmedämmung des Dachs oder der Austausch von Fenstern. Optimalerweise holen Sie
sich jetzt einen Energieberater ins Haus, der die
energetischen Schwachstellen und Potenziale
darstellt und mit dem Sie ein (ggf. stufenweises)
Modernisierungskonzept abstimmen (siehe Seite
8). Denn: Wärmebedarf und Wärmeerzeugung
müssen zueinander passen.
>> Energetische Modernisierung
Spricht man landläufig von Heizung oder Heiz­
anlagen, können mehrere Teile gemeint sein:
Auch wenn die Wärmeerzeugung das Kernstück
der Heizanlage ist, müssen alle Teilbereiche energieeffizient und aufeinander abgestimmt sein.
Nur so gelingt es, die Energie des Brennstoffs oder
der Wärmequelle optimal zu nutzen.
Mehr als 75 Prozent der Heizkessel in Deutschland gelten heute als veraltet, denn bei Kesseln
wurden in den vergangenen zwei Jahrzehnten
gewaltige Effizienzfortschritte erreicht. Eigentümer scheuen oft die Investition in eine Neuanlage,
obwohl der Energieverbrauch durch Nutzung der
neuesten Technik bis zu 30 Prozent gesenkt werden kann. Bei der Anschaffung neuer Kessel werden
vor allem die hohen Kesselverluste und die Überdimensionierung der alten Kessel beseitigt. Daher
wird die Modernisierung eines über 20 Jahre alten
Kessels empfohlen, auch wenn er die Vorgaben
der EnEV noch erfüllt.
In den folgenden Fällen sollten Sie über eine Erneuerung des Wärmeerzeugers nachdenken:
❚❚ Heizungsanlage älter als 15 Jahre
❚❚ Kessel wird noch auf konstanter Temperatur
zwischen 70 und 90 °C betrieben
❚❚ Abgastemperaturen von mehr als 200 °C
❚❚ Keine witterungsgeführte und zeitabhängige
Heizungsregelung
❚❚ Feuchteschäden im Schornstein
❚❚ Temperatur im Heizraum über 20 °C
❚❚ Hohe Oberflächentemperaturen der Kessel­
ummantelung
2
Der Wärmebedarf wird weitgehend vom Dämmstandard des Hauses bestimmt. Optimal ist es,
wenn Sie zunächst den Wärmebedarf Ihres Hauses
verringern (z. B. durch Maßnahmen der Gebäude­
dämmung) und anschließend das Heizungs­
system (von der Wärmeerzeugung bis hin zur
Wär­meabgabe) daran anpassen. Bestimmte Wär­
­me­erzeugungssysteme sind nur für Häuser mit
gutem Dämmstandard geeignet, z. B. Heizungen
mit solarer Unterstützung, Wärmepumpen oder
Fußbodenheizung.
Austausch eines alten Heizkessels
(Foto: Vaillant)
Mit abnehmendem Energiebedarf für die Raumheizung spielt außerdem der Anteil der Energie für
die Warmwasserbereitung eine zunehmende Rolle.
>> 23
>>
Die Wärmeerzeugung
FÜR IHR Haus
>> Energetische Modernisierung
>> Anforderungen EnEV
Bei Eigentümerwechsel muss ein
Heizkessel mit Baujahr vor 1978
­innerhalb der folgenden zwei
­Jahre umgerüstet werden.
Gesetzliche Mindeststandards sind heute sogenannte Niedertemperaturkessel. Diese sind eine
Weiterentwicklung des früher üblichen Konstanttemperaturkessels. Während hier jedoch die Vorlauftemperatur des Heizungswassers 70 bis 90 °C
betrug, wird die des Niedertemperaturkessels in
Abhängigkeit von der Außen­temperatur bis auf
etwa 40 °C abgesenkt. Als technischer Standard
hat sich inzwischen jedoch der Brennwertkessel
durchgesetzt.
Im Folgenden werden verschiedene Wärmeerzeuger vorgestellt.
sel besonders effizient arbeiten, werden sie in gut
gedämmten Gebäuden eingesetzt.
Die Funktionsweise von
Brennwerttechnik
Luft
Mischer
Erdgas
Niedertemperaturkessel
Niedertemperaturkessel arbeiten energiesparend
mit niedrigen Betriebstemperaturen. Das Heizungs­
vorlaufwasser wird nur bis zu der Temperatur aufgeheizt, die zum Erreichen der gewünschten
Raumtemperatur in Abhängigkeit von der Außentemperatur notwendig ist. Durch die Baukons­
truktion und den Niedertemperaturbetrieb haben
diese Kessel somit nur geringe Verluste. Dadurch
erreichen sie einen hohen Nutzungsgrad und eine
um bis zu 28 % bessere Energieausnutzung als
veraltete Standardkessel.
2 Brennwertkessel
Noch mehr Energie sparen Brennwertkessel, die
den Energiegehalt des eingesetzten Brennstoffs
nahezu vollständig nutzen. Brennwertgeräte
­kühlen den in den Abgasen enthaltenen Wasserdampf ab und nutzen die dabei frei werdende
Wärme zusätzlich. Brennwertkessel haben daher
sehr geringe Abgasverluste und erreichen abhängig
von der Heizwassertemperatur einen Wirkungs­­
grad zwischen 95 und 107 %. Zudem sind sie in
der Lage, ihre Leistung dem Wärmebedarf an­zu­
passen, und erreichen dadurch extrem hohe
­Nutzungsgrade. Sie verbrauchen bis zu 12 %
weni­ger Brennstoff als moderne Nieder­tempera­
turkessel und bis zu 40 % weniger als veraltete
Standardkessel. Damit ist ein Brennwertkessel
zwar teurer in der Anschaffung, rechnet sich jedoch
über die verringerten Brennstoff­kosten. Außerdem arbeiten Brennwertkessel sehr emissionsarm.
Je geringer die Vor- und damit auch die Rücklauftemperatur des Kessels ist, desto besser ist die
Brennwertnutzung. Das bedeutet, dass diese Kes>> 24
Abgas
Heizungsvorlauf
Heizungsrücklauf
Kondensatablauf
Quelle: ASUE
Holzpelletkessel
Holz erlebt derzeit eine Wiedergeburt als Energieträger. Holzpellets sind zylindrische Presslinge aus
naturbelassenem, getrocknetem Restholz (z. B.
Sägemehl oder Hobelspäne). Sie können in einem
speziellen Holzpelletkessel verbrannt werden. Die
automatische Beschickung erfolgt über eine elektrische Förderschnecke oder ein Saugsystem. Für
die Lagerung der Pellets wird ein relativ großer,
belüfteter Vorratsraum benötigt.
Die relativ teure Anschaffung einer Pelletheizung
wird staatlich gefördert.
Solarthermie
Solarthermie wird meist zur Warmwassererzeugung eingesetzt. Im Sommer kann sie dies sogar
vollständig, ohne Unterstützung der Heizungsanlage, leisten. In der Übergangszeit und an sonnigen Wintertagen kann die durch Sonnenkollektoren auf dem Dach gesammelte Wärme aber
auch die Beheizung der Wohnräume unterstützen. So senken Sie Ihre Energiekosten und sparen
Kombination Solarthermie und Brennwerttechnik mit
Warmwasserspeicher
Solarkollektor
Warmwasser zum Verbraucher
Solarthermie lässt sich mit allen anderen Wärmeerzeugungsanlagen kombinieren – besonders
umweltschonend ist vor allem die Kombination
eines Erdgas-Brennwertkessels mit einer Solaranlage: Erdgas-Brennwertkessel und Warmwasserspeicher lassen sich auch in räumlicher Nähe zur
Solaranlage im Dachgeschoss installieren und
­garantieren so geringe Wärmetransportverluste.
Wärmepumpen
Elektrische Wärmepumpen beziehen die für ein
Gebäude benötigte Wärme aus der Umwelt.
Dazu wird der Außenluft, dem Erdreich oder dem
Grundwasser Energie über ein Wärmetauschersystem entzogen. Danach wird diese in einem
Wärmepumpenkreislauf (umgekehrtes „Kühlschrankprinzip“) auf ein für Heizzwecke nutzbares
Temperaturniveau angehoben. Hierzu benötigen
Sie Strom als Hilfsenergie. Das Verhältnis von
­gewonnener Heizleistung zu der vom Antriebsmotor aufgenommenen Leistung nennt man
­Leistungszahl. Je höher die Leistungszahl, desto
effektiver arbeitet die Wärmepumpe.
Mini-BHKW
Blockheizkraftwerke (BHKW) für große und mittlere Leistungsbereiche, z. B. für Nahwärmekonzepte, gibt es schon seit vielen Jahren, MiniBHKW für Ein- und Mehrfamilienhäuser mit
kleinen Leistungsbereichen erst seit kurzer Zeit.
Wärmespeicher
Erdgas
Wärmetauscher
Abgas
Wärme­dämmung
Kaltwasser
Erdgas-Brennwertkessel
Quelle: ASUE
elektrische Energie umwandelt. Mit dem erzeugten Strom können Sie einen Teil Ihres Strombedarfs decken. Die entstehende Motorabwärme
wird über einen Wärmetauscher direkt für die Beheizung und Warmwasserbereitung genutzt.
Durch diese Kombination aus Strom- und Wärme­
erzeugung in einem Gerät erzielt ein BHKW
­wesentlich höhere Gesamtwirkungsgrade als bei
der konventionellen, getrennten Erzeugung möglich sind.
2
Funktionsweise Mini-BHKW
Abgasführung
Ein Verbrennungs- oder Stirlingmotor treibt einen
Generator an, der die mechanische Energie in
>>
Luft
Schalldämpfer
Hinweis zu Solarthermie und
Wärmepumpen:
❚❚ Energetisch sinnvoll ist die Kombination
beider Techniken mit einer Fußbodenheizung. Diese besitzt eine große Heizfläche und kann so schon bei niedrigen
Temperaturen ein behagliches Raumklima
schaffen.
❚❚ Für den wirtschaftlichen Betrieb sowohl
einer Wärmepumpe als auch einer Solaranlage mit Heizungsunterstützung muss
das beheizte Gebäude einen guten
­Wärmeschutz aufweisen.
Abgaswärmetauscher
Gas
Motor
Generator
>> Energetische Modernisierung
Brennstoff. Eine Solaranlage ist aber meist nur als
Ergänzung zum vorhandenen Wärmeerzeuger zu
verstehen.
Heizungs­
wärmetauscher
öffentliches Stromnetz
Quelle: ASUE
>> 25
Gasabsorptionswärmepumpe
Diese neuartige Wärmepumpe verwendet Erdgas
als Antriebsenergie und – wie die Elektrowärmepumpe auch – Wärme aus der Umwelt. Sie arbeitet im Vergleich zum Erdgas-Brennwertkessel
noch emissionsärmer und benötigt wesentlich
weniger Primärenergie.
2 Im Gegensatz zu der elektrischen Wärmepumpe
arbeitet die Gasabsorptionswärmepumpe nicht
mit einem mechanischen Verdichter (Motor), sondern mit einem thermischen (Gasbrenner), auch
Austreiber genannt. Weiterhin spielen die Eigenschaften des Kältemittels Ammoniak bei diesem
Wärmepumpenprinzip eine entscheidende Rolle.
Das flüssige Ammoniak läuft durch einen WärmeGasabsorptionswärmepumpe
tauscher (Verdampfer). Hier nimmt es durch die
zugeführte Umweltwärme den Gaszustand an. In
den nachfolgenden Prozessen geht das gasförmige
Kältemittel mit ­Wasser in Lösung und wird dann
mittels eines Gas­brenners wieder aus dem Wasser
ausgetrieben. In beiden Abläufen entsteht Wärme, die als Heizwärme genutzt werden kann. Ergänzt wird dieses Kreislaufsystem durch einen zusätzlichen Brennwertkessel, der die Spitzenlast im
Winter bzw. die Warmwasserbereitung abdeckt.
Kostenvergleich
Der Vollkostenvergleich bezieht sich auf die Heizungsanlage eines 150 Quadratmeter großen
Neu­­baus nach Energieeinsparverordnung (EnEV)
mit zentraler Warmwasserbereitung und Fuß­
bodenheizung. Bei Erdgas liegt der Berechnung
ein Brennwertgerät, bei Öl ein Niedertemperaturkessel zugrunde.
Vollkostenvergleich verschiedener
Heizungen
2.750
2.700
2.720
2.678
2.650
in Euro pro Jahr
>> Energetische Modernisierung
Für einen wirtschaftlichen Betrieb ist bei diesen
Anlagen eine kontinuierliche, ausgewogene
Strom- und Wärmemengenabnahme im Haus erforderlich. Für die Leistungsbemessung eines
BHKW ist primär die elektrische Leistung entscheidend. Die maximal erforderliche Heizleistung wird
hierbei nur sekundär betrachtet. Daher deckt die
Heizleistung eines BHKW nicht immer den erforderlichen Wärmebedarf des Hauses ab. In solchen
Fällen ist an sehr kalten Tagen ein zusätzlicher
konventioneller Heizkessel zur Deckung des Wärmebedarfs erforderlich.
2.613
2.600
2.570
2.550
2.520
2.500
2.450
Thermischer Verdichter
Absorber
2.400
Austreiber
Heizöl
Holzpellets
45 °C
Pumpe
5 °C
35 °C
Druckreduzierventil
Quelle: E.ON Ruhrgas AG
>> 26
Erdgas
H EI Z W ÄR M E
10 °C
Kondensator
U M W E L T W ÄR M E
Verdampfer
Quelle: www.klima-sucht-schutz.de
Wärme- Fernwärme
pumpe
Erdgas
>>
Angepasst und geregelt –
die Wärmeverteilung im Haus
Die Wärmeverteilung in Ihrem Haus ist ein System,
das im Wesentlichen aus Rohrnetz und Pumpe besteht. Hinzu kommen die Heizflächen zur Wärme­
abgabe. Eine genauere Betrachtung der einzelnen
Elemente lohnt sich, da sich zum Teil beträchtliche Mengen Energie einsparen lassen.
Heizflächen
Der Wärmeübergang in die zu beheizenden Räume erfolgt über Heizflächen. Möglich sind:
❚❚ konventionelle Glieder- oder Plattenheizkörper
❚❚ Flächenheizungen als Fußboden-, Wand- oder
Deckenheizungen
Rohrnetze
Um die guten Nutzungsgrade des Wärmeerzeugers nicht zu verschenken, müssen die Rohr­
leitungen, Armaturen, Schellen, Bögen möglichst
lückenlos gedämmt werden. Durch die gute Leitfähigkeit von Metall, insbesondere von Kupfer, ist
der Wärmeverlust von Lücken besonders hoch.
Pumpen
Umwälzpumpen müssen mindestens dreistufig
schaltbar sein (Heizkreis > 25 kW Heizleistung).
Wichtig ist, dass Umwälz- und Zirkulationspumpen richtig dimensioniert sind. Inzwischen gibt es
für Ein- und Zweifamilienhäuser energieeffiziente
Pumpen mit stufenlos regelbarer Drehzahl, die­
die umgewälzte Menge des Heizwassers auf den
Bedarf abstimmen. Im gleichen Zug wird die
Stromaufnahme überproportional reduziert.
Der Einbau dieser Pumpen wird vom Staat (KfW,
BAFA; siehe Seite 12) gefördert. Achten Sie deshalb auf das Energielabel A.
Geregelte Beheizung
Ausschlaggebend für den effizienten Betrieb Ihrer
Heizungsanlage ist die Regelbarkeit. Die Heizungs­
anlage sollte unbedingt eine Regelung besitzen,
die in Abhängigkeit von Außentemperatur und
Tageszeit selbsttätig den Heizbetrieb bzw. die
Heiz­temperatur steuert. Außerdem ist für die
­bedarfsgerechte Beheizung Ihrer Räume heute
eine Einzelraumregelung mit Thermostatventilen
Vorschrift.
Die Wahl ist abhängig von Ihren optischen Ansprüchen, dem zu leistenden Modernisierungsaufwand und der verwendeten Heiztechnik. Denn
je niedriger die Vorlauftemperatur der Heizung ist,
desto größer müssen die Heizflächen dimensioniert sein.
In manchen Fällen sind die vorhandenen Plattenheizkörper für den wirtschaftlichen Betrieb moder­
ner Heiztechnik zu klein. Sie benötigen an sehr
kalten Tagen für die bedarfsgerechte Beheizung
eines Raumes hohe Heizungsvorlauftemperaturen.
>>
ANFORDERUNGEN DER
ENEV:
❚❚ Heizflächen und Heizkörper müssen
mit Einrichtungen zur raumweisen
Regelung (in der Regel Thermostatventile) ausgestattet sein.
❚❚ Umwälzpumpen müssen mindestens 3-stufig schaltbar sein (bei
Heizleistung größer 25 kW).
❚❚Zirkulationspumpen müssen mit
­einer Zeitschaltuhr ausgestattet
sein.
❚❚ Rohrleitung und Armaturen müssen
gedämmt sein.
❚❚ Warmwasserspeicher müssen
­gedämmt sein.
Energetisch besonders empfehlenswert sind Fußboden- und Wandheizungen. Durch die großen
Abstrahlungsflächen sind nur geringe Vorlauftemperaturen von etwa 35 °C erforderlich, um die
bedarfsgerechte Beheizung sicherzustellen. Deshalb sind Fußboden- und Wandheizungen auch
besonders in Kombination mit Solarthermie oder
Wärmepumpen geeignet. Der nachträgliche Einbau ist allerdings mit einem erheblichen Moderni­
sierungs-Aufwand verbunden.
Hydraulischer Abgleich
Um eine energetisch optimale Funktionsweise
­Ihres Heizungssystems zu gewährleisten, sollte
ein hydraulischer Abgleich vorgenommen werden.
Bei diesem Verfahren wird jeder Heizkörper oder
Heizkreis einer Fußbodenheizung innerhalb einer
Heizungsanlage so eingestellt, dass er genau mit
der Wärmemenge versorgt wird, die nötig ist, um
die für die einzelnen Räume gewünschte Raumtemperatur zu erreichen.
Heizkörper mit museumsreifem manuellem Ventil
Modernes Heizkörperventil
(Foto: Stephan Poost / Pixelio)
>> 27
>> Energetische Modernisierung
links: Gedämmte Rohrleitungen
(Mindestdämmdicke = Rohrquerschnitt)
rechts: Fußbodenheizung
2
>>
Komfort aus der Leitung –
Warmwasserbereitung im Haus
Heizung und Warmwasserbereitung eines Hauses
sind oft in einem System miteinander verbunden.
In diesem Fall handelt es sich um eine zentrale
Warmwasserversorgung. Bei Modernisierungsvorhaben empfiehlt es sich also, dieses einer kompletten Betrachtung zu unterziehen.
Sind Heizung und Warmwasserbereitung nicht
aneinander gekoppelt, spricht man von dezen­
traler Warmwasserbereitung.
tezeiten. Deshalb werden oft Leitungen mit Zirku­
lationspumpen eingesetzt, die ständig warmes
Wasser im Kreis führen. So wird sichergestellt,
dass sofort warmes Wasser an der Entnahmestelle
zur Verfügung steht. Allerdings verursacht dieser
Komfortgewinn höhere Verteilungsverluste, weil
durch die gesamte Ringleitung ständig warmes
Wasser fließt. Die hierbei entstehenden Wärmeverluste sind einzugrenzen.
>> Energetische Modernisierung
Kombikessel oder Kombithermen ermöglichen
auch eine zentrale Warmwasserversorgung, allerdings ohne Warmwasserspeicher. Hier wird das
kalte Wasser im Durchlaufverfahren über Wärmetauscher im Kessel erwärmt. Diese Variante benö­
tigt jedoch eine hohe Heizleistung. Außerdem besteht zwar die Möglichkeit, mehrere Zapfstellen
anzuschließen, bei gleichzeitiger Benutzung kann
aber ein Komfortverlust durch zu geringe Warmwassertemperaturen entstehen.
2 Dezentrale Warmwasser­
versorgung
Bei einer dezentralen Warmwasserbereitung wird
das Wasser an verschiedenen Stellen im Haus
­erwärmt. Sollen mehrere unmittelbar benachbarte Zapfstellen (z. B. Waschbecken, Dusche und
Spülbecken) versorgt werden, bieten sich platzsparende erdgasbeheizte oder elektrische Durchlauferhitzer an. Für einzelne Zapfstellen mit verhältnismäßig geringen Entnahmemengen (z. B.
Wasch- und Spülbecken) werden elektrisch beheizte Kleinspeicher verwendet.
Dezentraler Warmwasserbereiter (Untertischgerät)
(Foto: CLAGE)
Zentrale Warmwasserversorgung
Das Wasser wird an einer zentralen Stelle im Haus
mit einer modernen Heizungsanlage erwärmt.
Meist sind hier der Wärmeerzeuger für Raum­
heizung und Warmwasserbereitung identisch.
Das erwärmte Wasser wird in gut gedämmten
Speichern für die Nutzung z. B. in Küche und Bad
bevorratet und steht jederzeit zur Verfügung.
Bei dieser Art der Warmwasserversorgung und
langen Leitungswegen bleibt nach der Warmwasserentnahme warmes Wasser in der Leitung stehen
und kühlt wieder ab. Hierbei entstehen einerseits
Speicher- und Verteilungsverluste, andererseits
geht bei erneuter Warmwasserentnahme viel abgekühltes Wasser verloren und es entstehen War-
>> 28
Das Wasser wird dabei erwärmt, während es
durch das Gerät fließt. Nur wenn warmes Wasser
benötigt wird, schaltet sich das Gerät ein. Wärme­
verluste durch Speicherung entfallen und die Verteilungsverluste bleiben durch die relative Nähe
des Gerätes zu den Zapfstellen sehr gering.
>>
Gelungener Austausch –
die Lüftung im Haus
Zu einem behaglichen Raumklima gehört also
­immer frische Luft, die ins Gebäude gebracht und
in der kalten Jahreszeit auf Raumtemperatur aufgeheizt werden muss. Eine sinnvolle Lüftung wirkt
sich somit positiv auf den Energieverbrauch und
die Energiekosten aus. Der regelmäßige und gezielte Luftaustausch kann entweder durch richtiges Fensterlüften oder durch eine Lüftungsanlage
erfolgen.
Die Fensterlüftung
Herkömmliche Fensterlüftung ist einfach. Sie sollten dabei allerdings einige Hinweise beachten, um
sie richtig und vor allem effizient durchzuführen:
❚❚ Lüften Sie zwei- bis dreimal am Tag mit weit
geöffneten Fenstern.
❚❚ Lüften Sie Schlafräume direkt nach dem Aufstehen am besten quer, d. h. mit ­offenen Fenstern
und offenen gegenüberliegenden Innentüren.
❚❚ Schließen Sie die Innentüren beim Lüften von
Bad oder Küche.
❚❚ Kippen Sie die Fenster nicht dauer­haft.
Moderne Lüftungsanlagen
In Häusern mit einer sehr guten Wärmedämmung
ist der Anteil des Wärmebedarfs für die Lüftung im
Verhältnis zum Gesamtwärmebedarf am größten.
Deshalb ist es sinnvoll, den Luftwechsel bedarfsorientiert zu steuern.
Eine kontrollierte Wohnungslüftung über eine
Lüftungsanlage bietet jede Menge Vorteile. Durch
Ventilatoren wird an bestimmten Stellen der
Wohnung Frischluft zu- und an anderen Stellen,
meist in Küche und Sanitärräumen, verbrauchte
Luft abgeführt. Eine Lüftungsanlage funktioniert
selbsttätig, sie filtert Staub, Pollen und Gerüche
aus der Luft. Anders als beim Fensterlüften bleibt
hier der Straßenlärm draußen. Automatisiertes
Lüften hilft außerdem, Schimmelpilze zu ver­
meiden.
Bei Belüftungsanlagen können Sie wählen zwischen:
❚❚ Abluftanlagen mit Außenwandluftdurchlass
❚❚ Zu- und Abluftanlage mit oder ohne Wärmerückgewinnung
Abluftanlangen führen über einen Ventilator verbrauchte Luft und Feuchtigkeit ab. Zum Nach­
strömen von Frischluft werden in den Fenstern von
anderen Räumen wie Schlaf- oder Wohnzimmer
Außenwandluftdurchlässe installiert. Innerhalb
der Wohnung erfolgt der Luftaustausch über Luftspalten in den Türen oder über Überstromluftdurch­
lässe. Eine effiziente Lösung sind Abluftanlagen
mit Regelungen der Abluftventilatoren.
Auch bei einer Zu- und Abluftanlage mit Wärmerückgewinnung wird verbrauchte, feuchte Luft
ab- und neue Luft zugeleitet. Hier erwärmt aber
die warme Abluft die kalte Frischluft. So werden
Heizenergie und bares Geld gespart. Nur der Betrieb der Ventilatoren erfordert Elektroenergie, die
jedoch durch die Wärmeeinsparung überkompensiert wird.
Notwendige Lüftungsdauer für einen Luftwechsel bei StoSSlüftung
(ganz geöffnetes Fenster bei Windstille und
in Abhängigkeit von der Außentemperatur)
Monate
Ungefähre
Lüftungszeit
Dezember – Februar
4 bis 6 Minuten
März, November
8 bis 10 Minuten
April, Oktober
12 bis 15 Minuten
Mai, September
16 bis 20 Minuten
Juni, Juli, August
25 bis 35 Minuten
Quelle: Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Verkehr
und Landesentwicklung, 2006
2
Hinweis:
Wählen Sie eine Lüftungsanlage
mit einem Wirkungsgrad der
Wärmerückgewinnung von mindestens 80 %.
Zu- und Abluftanlagen mit Wärmerückgewinnung können nur in
einem luftdichten Gebäude effizient arbeiten. Lassen Sie hier
­einen Blower-Door-Test durchführen, um undichten Stellen
auf die Spur zu kommen.
Funktionsweise Zu- und Abluftanlage
mit Wärmerückgewinnung
Fortluft
Abluftventilator
Außenluft
Zuluftventilator
Wärmetauscher
Zuluft
>> Energetische Modernisierung
Räume, in denen Sie leben und sich wohl fühlen
wollen, benötigen einen Luftwechsel (Austausch
von Zimmerluft durch Außenluft). Er sorgt für die
richtige Luftfeuchte und die Abführung von
­Ge­­­­rüchen und eventuellen Schadstoffen. Denn:
Ohne Lüftung kondensiert die durch ­Kochen,
­Duschen oder Zimmerpflanzen entstehende
Feuchtigkeit an kalten Flächen wie z. B. Fenstern
oder schlecht gedämmten Wänden. Neben einem
unangenehmen Raumklima kann es auch zu
Schimmel­bildung kommen. Dies führt auf längere Sicht zu einer gesundheitlich bedenk­lichen
Wohnsituation.
Abluft
Quelle: E.ON Ruhrgas AG
>> 29
>>
>>
GOOD PRACTICE
Einfamilienhaus
in Berlin-Schlachtensee
>> Zahlen und Fakten
Baujahr Anlagentechnik: 1984
Nutzfläche:
120 m²
>> Energetische Modernisierung
Brennstoffbedarf:
Vorher: 4.000 l Öl
Nachher: 2.400 m³ Gas
Einsparung: 30 %
CO2-Emission:
Vorher: Nachher: Einsparung: 102 kg/(m²a)
57 kg/(m²a)
45 %
Brennstoffkosten*:
Vorher: 1.940 €/Jahr
Nachher: 1.500 €/Jahr**
Einsparung: 23 %
* Stand: 01.04.2009
** Tarif: GASAG online
2 Die Vakuumröhrenkollektoren
(Foto: Solvis)
links: Alter Ölheizkessel (Foto: Solvis)
rechts: Neuer Kessel: Schichtenspeicher mit eingebautem Brennwertkessel (Foto: SolvisMax)
>> 30
Objektbeschreibung
Das Einfamilienhaus wurde 1899 gebaut. Derzeit
wohnen auf einer Nutzfläche von 120 m² drei Personen. Beheizt wird das Gebäude mit einem ÖlNiedertemperaturkessel, Baujahr 1984. Das Wärmeverteilsystem stammt aus dem Jahr 1992. Pro
Jahr werden etwa 4.000 l Heizöl verbraucht. Das
bedeutet jährliche Kosten von rund 2.400 Euro
und ein CO2-Ausstoß von etwa 12.200 kg/Jahr.
Die 200 m² große Dachfläche ist nach Südosten
ausgerichtet.
Durchgeführte
Heizungsmodernisierung
Der alte Heizkessel wird ersetzt durch eine Solarheizung mit Gas-Brennwerttechnik und einem
450-l-Warmwasserspeicher.
Das nach Südost ausgerichtete Dach ist optimal
für die Installation einer solarthermischen Anlage.
Die Gebäudeeigentümer entscheiden sich für
­Vakuumröhrenkollektoren. Insgesamt werden
6 m² auf dem Dach montiert.
Die vorhandenen Heizflächen waren bereits groß
genug, sodass sie zur Wärmeübertragung bei vergleichsweise niedrigen Vorlauftemperaturen weiter­
hin verwendet werden können.
Resümee
Es werden mindestens 30 % Endenergie eingespart. Der Hersteller rechnet sogar mit 40 bis 50 %
Einsparung. Diese Einsparungen werden durch
die Kombination der Brennwerttechnik mit einem
hocheffizienten Schichtenspeicher sowie der eingebundenen solarthermischen Anlage erreicht.
>>
Objektbeschreibung
Das Einfamilienhaus wurde 1921 errichtet und ist
voll unterkellert. Die Außenwände (38er Ziegel­
mauer­werk) enthalten überwiegend Kastendoppelfenster. 1993 wurde zur Wärme- und Trinkwarmwasserversorgung ein Niedertemperatur-Ölkessel
installiert.
Gründe für die Modernisierung
Die Thermografieaufnahmen zeigen deutlich den
großen Wärmeverlust durch die Gebäudehülle.
Allein durch die ungedämmte Fassade verliert das
Gebäude fast 60 % der Wärme. Hinzu kommt,
dass der alte Ölkessel uneffizient arbeitet und
Warmwasserspeicher und Verteilungsleitungen
nur schlecht gedämmt sind. Das Dach muss komplett saniert werden. Außerdem sollen der Spitzboden und ein Teil der Kellerräume als zusätzliche
Wohnfläche genutzt werden.
Durchgeführte MaSSnahmen
Außenwände: Das Aufbringen eines durchgehenden, außen liegenden Wärmedämmverbundsystems mit Mineralwolle (14 cm WLG 035) vermindert die Transmissionswärmeverluste über die
Außenwände um 75 %.
Fenster: Es werden komplett Fenster mit zweifacher Wärmeschutzverglasung eingebaut. Dass
sich dadurch der Wärmeverlust über dieses Bauteil
nur um 32 % verringert, hängt mit dem relativ
guten Zustand der alten Kastendoppelfenster
­zusammen.
Dach: Durch das Einbringen einer Zwischen­
sparren­dämmung und einer zusätzlichen Untersparrendämmung aus Mineralwolle von insgesamt
25 cm Dicke im gesamten Dach verringert sich der
Wärmeverlust über dieses Bauteil um fast 70 %.
Keller: Die Kellerwände des zukünftig beheizten
Teils vom Keller erhalten eine Perimeterdämmung
aus Styrodurplatten (12 cm, WLG 038). Zusätzlich
werden die Innenwände der beheizten Kellerräume an den von außen nicht zugänglichen Stellen
mit 5 cm Styrodurplatten gedämmt. Diese Maßnahmen führen zu einer Reduzierung des Wärme­
verlustes über die Kellerwände um 18 %.
Im auch zukünftig unbeheizten Teil des Kellers
wird die Decke zum Erdgeschoss 8 cm dick gedämmt, was zur Halbierung des Wärmeverlustes
über die Kellerdecke führt.
Das Gebäude vor und nach der Sanierung.
rechts: Thermografische Aufnahme des Gebäudes
vor der Sanierung
>>
Zahlen und Fakten
Baujahr: 1921
Nutzfläche:
Vorher: Nachher: 326 m²
379 m²
Endenergiebedarf:
Vorher: 324 kWh/(m²a)
Nachher: 56 kWh/(m²a)
Einsparung: 83 %
Luftdichtheit: Die Luftdichtheit der sanierten
Gebäudehülle wird mittels Blower-Door-Test vor
und nach dem Innenausbau überprüft.
CO2-Emission:
Vorher: Nachher: Einsparung: Resümee
Die Modernisierungsmaßnahmen führen trotz der
Wohnraumvergrößerung im Spitzboden) von 16 %
zu einer Primärenergieeinsparung von ­­­81 % und
einer Minderung der CO2-Emissio­nen um 84 %.
Damit wird der Energiekennwert der EnEV für
Neubauten um 30 % ­unterschritten (EnEV-30).
97 kg/(m²a)
14 kg/(m²a)
85 %
Energiebedingte
Mehraufwendungen:
37.000 €, das entspricht 98 €/m²
Amortisationszeit der energiebedingten Mehrkosten:
rund 10 Jahre
Brennstoff-Einsparungen nach
30 Jahren:
etwa 139.900 €
PRIMÄRENERGIEBEDARF VOR UND NACH DER MODERNISIERUNG
EnEV-30 %
Neubau
64
361
kWh/(m2a)
50
kWh/(m2a)
100
150
200
250
300
2
Primärenergiebedarf:
Vorher: 361 kWh/(m²a)
Nachher: 64 kWh/(m²a)
Einsparung: 82 %
Heizungssystem: Die Heizungsanlage wird auf
Gas-Brennwerttechnik umgestellt und durch eine
7 m² große Solaranlage mit Vakuumröhrenkollektoren unterstützt.
350
400
450
>> 31
>> Energetische Modernisierung
GOOD PRACTICE
FREISTEHENDES Einfamilienhaus
in Berlin-Zehlendorf
>>
>>
>> Energetische Modernisierung
GOOD PRACTICE
FREISTEHENDES Einfamilienhaus
in Berlin-Frohnau
Objektbeschreibung
Das Einfamilienhaus wurde 1937 in Massivbauweise errichtet. Es ist voll unterkellert, die Garage
ist in den Keller integriert. Die Außenwände sind
als zweischaliges Ziegelmauerwerk mit einer Stärke
von 38 cm ausgeführt. Im gesamten Gebäude sind
Kastendoppelfenster eingebaut. Die Wärmeversorgung erfolgt über einen Ölheizkessel, Baujahr
1985. Trinkwarmwasser hingegen wird dezentral
durch elektrische Durchlauferhitzer erwärmt.
Gebäude vor, während und nach der
Modernisierung
>>
Zahlen und Fakten
Baujahr: 1937
Nutzfläche:
2 228 m²
Primärenergiebedarf:
Vorher: 346 kWh/(m²a)
Nachher: 108 kWh/(m²a)
Verbesserung: 69 %
Endenergiebedarf:
Vorher: 286 kWh/(m²a)
Nachher: 95 kWh/(m²a)
Verbesserung: 67 %
CO2-Emission:
Vorher: Nachher: Verbesserungen: Gründe für die Modernisierung
Die Sanitär- und Elektroausstattung entspricht
dem im Jahr der Errichtung üblichen Standard
und ist modernisierungsbedürftig. Ebenso mussten
das Dach und die Fenster erneuert werden. Die
energetischen Gesichtspunkte einer solchen
­Modernisierung wurden für die Bauherren erst
nach Beratungsgesprächen mit den „Heimtrainern“
wichtig.
96 kg/(m²a)
24 kg/(m²a)
75 %
>> Energiebedingte
Mehraufwendungen:
27.000 €, das entspricht 118 €/m²
Durchgeführte MaSSnahmen
Außenwände: Die Außenwände werden mit
­einem durchgehenden außen liegenden Wärmedämmverbundsystem (14 cm WLG 035) versehen.
Das führt zu einer Reduzierung der Transmissionswärmeverluste über die Außen­wände um fast 81 %.
Amortisationszeit der energiebedingten Mehrkosten:
rund 13 Jahre
Brennstoff-Einsparungen nach
30 Jahren:
etwa 61.800 €
Fenster: Die alten Fenster werden durch Fenster
mit Wärmeschutzverglasung und Holzrahmen
ausgetauscht. Trotz einer Erweiterung der Fensterflächen reduziert sich der Wärmeverlust über
dieses Bauteil um 47 %.
PRIMÄRENERGIEBEDARF VOR UND NACH DER MODERNISIERUNG
EnEV-30 % Neubau
108
346
kWh/(m2a)
50
>> 32
100
kWh/(m2a)
150
200
250
300
350
400
450
Dach: Das alte Dach wird komplett abgerissen
und durch einen neuen Dachstuhl mit zwei Dachgauben ersetzt. Die Zwischensparrendämmung
ist 20 cm dick. Zusätzlich wird in der
­Installationsschicht noch 5 cm Wärmedämmung
eingebracht. Diese Maßnahmen verringern den
Wärmeverlust über das Dach um fast 80 %.
Kellerdecke: Um den Wärmestrom von den
Wohnräumen im Erdgeschoss zum unbeheizten
Keller um 63 % zu vermindern, wird die alte Torfschüttung im Fußboden durch 18 cm dicke Mine­
ralwollmatten ersetzt. Dadurch entfällt die unterseitige Wärmedämmung an der Kellerdecke, was
der Durchgangshöhe im Keller entgegenkommt.
Heizungssystem: Zuerst werden alle vorhandenen haustechnischen Installationen und Ausstattungen einschließlich des Ölheizkessels und der
Öltanks ausgebaut und entsorgt. Danach folgt
der Einbau einer Gasbrennwerttherme für Heizung
und zentrale Brauchwassererwärmung sowie die
Erneuerung aller Heizkörper mit Thermostatventilen. Durch die Erneuerung der Anlagentechnik
reduziert sich der Wärmebedarf um 53 %.
Resümee
Die Modernisierungsmaßnahmen führen zu einer
Verringerung des Primärenergiebedarfs um 69 %,
bei einer Minderung der CO2-Emissionen um 75%.
>>
GOOD PRACTICE
Freistehendes Einfamilienhaus
in Berlin-Kaulsdorf
Objektbeschreibung
Das vollständig unterkellerte Einfamilienhaus in
Massivbauweise wurde 1934 errichtet. Die Außen­
wände in Ziegelmauerwerk mit einer Stärke von
38 cm sind mit Kastendoppelfenstern versehen.
Das Gebäude wird zentral über einen Öl-Niedertemperaturkessel, Baujahr 1992, beheizt und mit
Warmwasser versorgt
Gründe für die Modernisierung
Das Gebäude soll grundlegend modernisiert werden. Die Hauseigentümer möchten die Wohn­
fläche vergrößern und planen dazu, den Dachstuhl
im gesamten Bereich auf Standhöhe anzuheben
und einen zweigeschossigen Anbau. Gleichzeitig
möchten sie den Energiebedarf und die Kosten
reduzieren.
Durchgeführte MaSSnahmen
Außenwände: Alle Außenwände werden durchgehend mit 14 cm Mineralwolle – ausge­führt als
Wärmedämmverbundsystem – gedämmt. Die
neuen Wände des Anbaus und des Aufbaus werden aus 24 cm Porotonsteinen gebaut und mit
gedämmt. Der Transmissionswärmeverlust über
dieses Bauteil sinkt so um 82 %.
Fenster: Im gesamten Gebäude werden Fenster
mit einer dreifachen Wärmeschutzverglasung
­eingebaut. Trotz einer Vergrößerung der Fensterflächen nimmt der Transmissionswärmeverlust
durch dieses Bauteil nur um 27 % zu.
Oberste Geschossdecke: Die oberste Geschoss­
decke erhält eine Wärmedämmung von 24 cm
Dicke (WLG 035). Damit sinkt der Wärmeverlust
über dieses Bauteil um 82 %.
Kellerdecke: Die Kellerdecke erhält sowohl auf
der Ober- als auch der Unterseite eine Dämmung
von 5 cm. Zusätzlich werden 3 cm Dämmstoff im
System der Fußbodenheizung eingebaut. Dadurch
verringert sich der Wärmeverlust über dieses Bauteil um 60 %.
Heizungssystem: Der alte Ölkessel wird ersetzt
durch einen Gas-Brennwertkessel mit solarer Heizungs­unterstützung. Außerdem werden im Erdge­
schoss eine Fußbodenheizung verlegt und ein
­Kaminofen mit Wassertasche installiert.
>>
Zahlen und Fakten
Baujahr: 1934
Nutzfläche:
Vorher: Nachher: 105 m²
195 m²
Primärenergiebedarf:
Vorher: 471 kWh/(m²a)
Nachher: 57 kWh/(m²a)
Einsparung: 88 %
Endenergiebedarf:
Vorher: 419 kWh/(m²a)
Nachher: 46 kWh/(m²a)
Einsparung: 89 %
Heizwärmebedarf:
Vorher: 297 kWh/(m²a)
Nachher: 52 kWh/(m²a)
Einsparung: 82 %
Luftdichtheit: Die Luftdichtheit der sanierten
Gebäudehülle wird mittels Differenzdruck-Messverfahren (Blower-Door-Test) vor und nach dem
Innenausbau überprüft.
Resümee
Trotz einer Wohnraumerweiterung um 85 % und
einer Vergrößerung der Fensterflächen um 133 %
verringert sich der Primärenergiebedarf um 88 %,
bei einer Minderung der CO2-Emissionen um sogar 91 %.
PRIMÄRENERGIEBEDARF VOR UND NACH DER MODERNISIERUNG
EnEV-30 % Neubau
57
471
kWh/(m2a)
50
kWh/(m2a)
100
150
200
250
300
350
400
450
>> 33
>> Energetische Modernisierung
Gebäude vor und nach der Modernisierung
2
>>
GOOD PRACTICE
Doppelhaushälfte
in Berlin-Zehlendorf
>> Energetische Modernisierung
Gebäude vor der Modernisierung
>> Zahlen und Fakten
Baujahr Anlagentechnik: 1921
Nutzfläche:
Vorher: Nachher: 147 m²
217 m²
Primärenergiebedarf:
Vorher: 502 kWh/(m²a)
Nachher: 78 kWh/(m²a)
Einsparung: 84 %
2 Objektbeschreibung
Die Doppelhaushälfte wurde 1921 in Massivbauweise errichtet. Das zweischalige Mauerwerk, als
sogenannte Hohlwand ausgeführt, besitzt eine
Hohlschicht von etwa 7 cm. Im Gebäude befinden
sich überwiegend Fenster mit einfacher Isolierverglasung. Das Gebäude wird über einen Gaskessel
(Baujahr 1992) beheizt. Im Gebäude wohnen drei
Personen.
Endenergiebedarf:
Vorher: 448 kWh/(m²a)
Nachher: 67 kWh/(m²a)
Einsparung: 85 %
CO2-Emission:
Vorher: Nachher: Einsparung: Eine Außendämmung der Fassade hätte eine einseitig veränderte Optik des Doppelhauses zur
­Folge. Deswegen muss die Sanierung im Einklang
mit der zweiten Doppelhaushälfte erfolgen.
113 kg/(m²a)
18 kg/(m²a)
84 %
Gründe für die Modernisierung
Die Familie benötigt mehr Wohnraum, sodass das
Gebäude giebelseitig durch einen Anbau erwei­
tert und der ungenutzte Dach­boden ausgebaut
werden soll.
>> Energiebedingte
Mehraufwendungen:
knapp 30.000 €, das entspricht
135 €/m²
Amortisationszeit der energiebedingten Mehrkosten:
rund 10 Jahre
Brennstoff-Einsparungen nach
30 Jahren:
rund 110.000 €
Durchgeführte MaSSnahmen
Außenwände: Die Hohlschicht der Außenwand
des Altbaus lässt sich nachträglich mit hochwertigem Dämmstoff verfüllen. Dazu wird das entsprechende Material mittels Spezialmaschinen
fachgerecht eingeblasen. Die Wand erreicht dadurch einen etwa dreimal besseren Wärmeschutz.
Die Wände des hinteren Anbaus erhalten eine
Dämmung mit 14 cm Mineralwolle (WLG 035),
ausgeführt als Wärmedämmverbundsystem. Der
neue Anbau wird gemäß der Energieeinsparverord­
nung errichtet. Der Transmissionswärmeverlust
PRIMÄRENERGIEBEDARF VOR UND NACH DER MODERNISIERUNG
EnEV-30 %
Neubau
78
502
kWh/(m2a)
50
>> 34
100
kWh/(m2a)
150
200
250
300
350
400
450
über die Außenwand wird trotz der erheblichen
Vergrößerung um mehr als 60 % reduziert.
Fenster: Im gesamten Gebäude werden Fenster
mit Wärmeschutzverglasung eingebaut. Die Wärmeverluste sinken bei gleichzeitiger Vergrößerung
des Fensterflächenanteils um 38 %.
Dach: Das Dach des Altbaus erhält im Zuge des
Anbaues eine 12 cm starke Zwischen­sparren­
dämmung in Verbindung mit einer 6 cm starken
Untersparrendämmung. Die Dachgaube wird entsprechend ihrem Aufbau mit 14 bzw. 12 cm
­gedämmt und erhält zusätzlich noch eine 4 cm
starke Innendämmung. Der Wärmeverlust über
das Dach ­sinkt um über 80 %.
Heizungssystem: Zur Deckung des Wärme­
bedarfes für Heizung und Trinkwarmwasser wird
ein Gas-Brennwertkessel eingebaut. Die Wärme­
erzeugung wird unterstützt durch eine Solaranlage
mit 7 m² Kollektor­fläche und einem Pufferspeicher
von 800 l Volumen. Die Wärmeübergabe im Erdgeschoss erfolgt über eine Fußbodenheizung.
Resümee
Die Wärmedämmung von Fassade und Dach
führt zusammen mit dem Austausch der Fenster
zu einer Primärenergieeinsparung von 61 %. Der
neue Gas-Brennwertkessel spart zusätzlich 18 %,
mit solarer Heizungsunterstützung sogar 23 %,
am Primärbedarf. Trotz einer Wohnraumvergröße­
rung um 52 % und einem erhöhten Fensterflächen­
anteil sinkt der Primär­energiebedarf um insgesamt 84 %. Damit werden die energetischen
Anforderungen der EnEV, wie sie für Neubauten
gelten, um 25 % unterschritten.
>>
GOOD PRACTICE
Zweifamilienhaus
in Berlin-Hermsdorf
Objektbeschreibung
Das zweigeschossige Gebäude wurde 1933 in
Massivbauweise errichtet und ist voll unterkellert.
Das Untergeschoss wird nicht dauerhaft beheizt
und das Treppenhaus ist gegen das Erdgeschoss
vollständig abgetrennt. Die Mauern sind im Erdgeschoss 42 cm stark, im Obergeschoss 38 cm
bzw. an den Erkerwänden 24 cm. Das Dachgeschoss ist ausgebaut und mit 8 cm Zwischensparren­
dämmung aus Mine­ralwolle versehen. Da das
Dachgeschoss ­jedoch über keinen Kniestock verfügt, ist die nutzbare Fläche unterhalb der Dachschrägen (Steh­höhe) sehr gering. Die mit Isolierglas ausgestatte­ten Fenster wurden in den
1970er- und 1980er-Jahren eingebaut. Im Treppen­
haus werden zur Belichtung Glasbausteine genutzt. Beheizt wird das Gebäude zentral durch
einen Öl-Niedertemperaturkessel, Baujahr 1989.
Die Warmwasser­bereitung erfolgt dezentral elektrisch. Das Gebäude wird derzeit von vier Personen bewohnt.
Gründe für die Modernisierung
Die Bewohner möchten das Gebäude gerne
energe­tisch sanieren. Die charakteristische Erkerfassade soll dabei unbedingt erhalten bleiben. Bei
der Umstellung des Energieträgers ist die Einbindung regenerativer Energien gewünscht. Im Keller
sind ein Gästezimmer, ein Badezimmer und ein
Hobbyraum eingeplant.
Durchgeführte MaSSnahmen
Außenwand: Alle Außenwände erhalten eine
16 cm dicke Dämmschicht (Wärmedämm­ver­bund­
system). Aus gestalterischen Gründen wird die
Dämmung an den Erkerwänden auf 12 cm reduziert. Die Transmissionswärme­verluste über die
Außenwände werden dadurch um über 80 % vermindert.
Dach: Um den nutzbaren Dachraum nicht noch
weiter zu verringern, wird im Zuge der Neu­ein­
deckung von außen die Sparrendicke erhöht und
eine 23 cm dicke Wärmedämmung aus Mineralwolle eingebracht. Die Transmissionswärme­
verluste über dieses Bauteil werden um 50 % reduziert.
Fenster: Der Ersatz der alten Fenster und der
Glasbausteine durch Fenster mit Wärmeschutzverglasung vermindert die Transmissionswärmeverluste über dieses Bauteil um 49 %.
Keller: Die Räume im Keller werden nur selten
genutzt und sind die meiste Zeit nicht beheizt.
Deshalb wird die Kellerdecke und nicht die
Außen­wände des Kellers gedämmt. Durch diese
Maßnahme reduziert sich der Transmissionswärmeverlust durch dieses Bauteil um 64 %.
Heizungssystem: Der durch die Dämmung
redu­zierte Wärmebedarf für Heizung und Warmwasser wird durch einen neuen Gas-Brennwertkessel mit 16 kW thermischer Leistung erzeugt.
Eine solarthermische Anlage mit einer Kollektorfläche von 5 m² und einem bivalenten Solarspeicher mit 450 l unterstützt die Heizung. Durch die
Opti­mierung der Anlagentechnik und den Einsatz
von Solarthermie wird der Endenergiebedarf um
75 % reduziert.
>>
Zahlen und Fakten
Baujahr: 1933
Nutzfläche:
182 m²
Primärenergiebedarf:
Vorher: 372 kWh/(m²a)
Nachher: 91 kWh/(m²a)
Einsparung: 76 %
Endenergiebedarf:
Vorher: 309 kWh/(m²a)
Nachher: 77 kWh/(m²a)
Einsparung: 75 %
CO2-Emission:
Vorher: Nachher: Einsparung: Amortisationszeit der energiebedingten Mehrkosten:
rund 11 Jahre
Brennstoff-Einsparungen nach
30 Jahren:
rund 122.800 €
PRIMÄRENERGIEBEDARF VOR UND NACH DER MODERNISIERUNG
EnEV-30 %
Neubau
91
372
kWh/(m2a)
50
100
kWh/(m2a)
150
200
250
300
350
400
2
104 kg/(m²a)
21 kg/(m²a)
80 %
Energiebedingte
Mehraufwendungen:
rund 38.000 €, das entspricht
208 €/m²
450
>> 35
>> Energetische Modernisierung
Gebäude vor und nach der Modernisierung
>>
>>
Strom effizient nutzen
3
Der Stromverbrauch in den Haushalten hat in den
vergangenen Jahren zugenommen, in Deutschland von 1995 bis 2005 um über 17 Prozent1. Der
Grund liegt in der stetig steigenden Anzahl an
elektrischen Geräten. So haben allein der PC mit
Monitor und Drucker, die Ladestation des Handys
und die Telefonanlagen (mit Anrufbeantworter,
Fax und schnurlosem Telefon) Einzug in nahezu
alle Haushalte gehalten. Auch die Zahl der elektrischen Kleingeräte (z. B. elektrische Zahnbürste,
Brotbackautomat, Espressomaschine) steigt permanent. Zusätzlich verstärkt unter anderem der
mangelnde Einsatz stromeffizienter Geräte diesen
­Effekt. Zudem nimmt trotz stagnierender Bevölke­
rungs­zah­len die Anzahl der Haushalte in Deutsch­
land zu.
>> Strom effizient nutzen
Was ist „viel“ beim Stromverbrauch?
Möchten Sie wissen, ob Ihr jährlicher Stromverbrauch (sehr) niedrig oder (zu) hoch ist? Dann
vergleichen Sie Ihren Verbrauch des vergangenen
Jahres mit den Werten aus der folgenden Tabelle.
Den Stromverbrauch können Sie Ihrer letzten Jahresabrechnung entnehmen. Haben Sie diese nicht
vorliegen, erhalten Sie auch beim Stromversorger
Auskunft.
Stromverbrauch im Haushalt
Kühlen,
Gefrieren
12%
22%
Waschen, Trocknen,
Spülen
10%
17%
Warmwasser,
elektrische
Heizung
23%
Elektroherd
Elektrische
Kleingeräte
9%
7%
Beleuchtung
Fernseher,
Hi-Fi & Co.
Quelle: nach BINE Informationsdienst (12/01)
Wofür wird wie viel Strom
benötigt?
Etwa ein Drittel des Stroms wird in privaten Haushalten durch Haushaltsgroßgeräte – zum Kühlen
und Gefrieren, Waschen und Geschirrspülen –
verbraucht. Ein Viertel etwa verbrauchen die vielen kleinen Haushaltshelfer, die elektrischen Kleingeräte. Für die Beleuchtung werden neun Prozent
benötigt und für Geräte der Unterhaltungselek­
tronik sieben Prozent.
Stromverbrauch im Haushalt
Stromverbrauch mit elektrischer Warmwasserbereitung
[kWh/Jahr]
Stromverbrauch ohne elek­
trische Warmwasserbereitung
[kWh/Jahr]
Bewertung
1 Person
unter 1.500
1.500 – 1.900
1.900 – 2.300
über 2.300
unter 800
800 – 1.200
1.200 – 1.600
über 1.600
sehr gut
gut
hoch
viel zu hoch
2 Personen
unter 2.600
2.600 – 3.300
3.300 – 4.000
über 4.000
unter 1.500
1.500 – 2.200
2.200 – 2.900
über 2.900
sehr gut
gut
hoch
viel zu hoch
3 Personen
unter 3.700
3.700 – 4.500
4.500 – 5.300
über 5.300
unter 2.200
2.200 – 3.000
3.000 – 3.800
über 3.800
sehr gut
gut
hoch
viel zu hoch
4 Personen
unter 4.600
4.600 – 5.500
5.500 – 6.400
über 6.400
unter 2.700
2.700 – 3.600
3.600 – 4.500
über 4.500
sehr gut
gut
hoch
viel zu hoch
5 Personen
unter 5.500
5.500 – 6.400
6.400 – 7.300
über 7.300
unter 3.200
3.200 – 4.100
4.100 – 5.000
über 5.000
sehr gut
gut
hoch
viel zu hoch
Personen im Haushalt
3
1 | Umweltbundesamt, Wie private Haushalte
die Umwelt nutzen – höherer Energieverbrauch
trotz Effizienzsteigerungen, Hintergrundpapier,
November 2006
>> 36
Bewertung
sehr gutPrima! Sie gehen effektiv mit Strom um und müssen sich um das Thema Stromsparen kaum noch Gedanken
machen. Sie können sich anderen Themen wie z. B. Wärme oder Mobilität zuwenden.
gut
Ihr Stromverbrauch ist zufriedenstellend. Dennoch können Sie an der einen oder anderen Stelle noch optimieren.
hoch
Hier geht noch was! Eine Verringerung um etwa 20 % müsste bei Ihnen realisierbar sein.
viel zu hoch Ihr Einsparpotenzial liegt voraussichtlich bei über 25 %.
Quelle: Verbraucherzentrale NRW, 2006
>>
Beleuchtung – angenehmes Licht
und Geld gespart
Für Licht und Beleuchtung werden in einem
durchschnittlichen Haushalt etwa neun Prozent
des Stromverbrauchs benötigt. Das ist zwar nicht
das größte Kuchenstück bei der Aufteilung des
Stromverbrauchs, jedoch ein Bereich, in dem Sie
mit überschaubarem finanziellem Einsatz Energieeinsparungen erreichen können.
Am Anfang steht zunächst die Frage, welche Anforderungen Sie an die Beleuchtung einzelner
Räume stellen. Dabei spielen Beleuchtungsniveau,
Lichtfarbe und Farbwiedergabe eine zentrale
­Rolle.
Vergleich verschiedener
Lampenarten
In privaten Haushalten werden unterschiedliche
Lampenarten genutzt, die eingesetzte Energie unterschiedlich gut in Licht umwandeln können. Die
Begründung dazu liegt in technischen Aspekten
der Lichterzeugung. Grundsätzlich jedoch gilt: Je
höher die Lichtausbeute (Lumen) bei gleicher
Wattzahl ist, umso höher ist die Energieeffizienz,
das heißt, umso sparsamer ist die Lampe. Dieses
Verhältnis ist übrigens auch Grundlage für die Einteilung des EU-Labels für Lampen.
Energiesparlampen passen immer.
(Foto: Initiative EnergieEffizienz, dena)
Halogenlampen sind keine Energiesparlampen.
Hochvolthalogenlampen, die direkt mit 230 Volt
betrieben werden, erzeugen Licht nach dem gleichen Prinzip wie die Glühlampe, haben aber im
Vergleich zu ihr eine rund doppelt so hohe Lebensdauer und eine bis zu doppelt so hohe
Lichtausbeute. Die Lichtausbeute von Energiesparlampen ist jedoch dreimal höher.
>> Strom effizient nutzen
Das von Lampen abgestrahlte Licht besitzt eine
Eigenfarbe, die sogenannte Lichtfarbe. Entsprechend der Nutzung der Räume werden unterschiedliche Lichtfarben empfohlen. Für Arbeitsräume, in denen es auf gute Sichtverhältnisse
ankommt, sollten Sie Lampen mit den Lichtfarben
Tageslichtweiß oder Neutralweiß wählen. Für
Wohnräume, in denen eine gemütliche Atmos­phä­
re gewünscht ist, empfehlen sich Lampen mit den
Lichtfarben Warmweiß oder sogar Extra-Warmweiß. Glühlampen sind immer warmweiß. Bei
Energiesparlampen können Sie die Lichtfarbe auswählen.
Das Licht einer Glühlampe wird durch Erwärmung
eines Wolframdrahtes erzeugt. Die Leuchtstoffröhre hingegen nutzt die Wechselwirkung von
Elektronen und einem Gas, welches sich in der
Lampe befindet. Energiesparlampen arbeiten
nach dem Prinzip von Leuchtstoffröhren.
Lichtausbeute verschiedener Lampenarten im Vergleich
3
100
90
Lichtausbeute in Lumen je Watt
Das Beleuchtungsniveau hängt nicht nur von der
Helligkeit, sondern auch von den Reflexionseigenschaften der Wände, Decken und Fußböden wie
auch Einrichtungsgegenständen ab. Glatte und
helle Oberflächen reflektieren bis zu 80 Prozent
des Lichts. Sie benötigen deutlich weniger künstliche Beleuchtung als Räume mit strukturierten,
dunklen Materialien.
80
60
60
40
40
24
20
12
0
Glühlampe
Quelle: Initiative EnergieEffizienz, dena
Niedervoltha­
logenlampe
weiße LED
Energie­
sparlampe
Leuchtstoff­
lampe (mit
Vorschaltgerät)
>> 37
>> Tipp:
Kaufen Sie Energiesparlampen mit
Vorheizfunktion. Wenn Ihnen kein
Verkäufer weiterhelfen kann, hilft
folgender Trick: Achten Sie einfach beim Funktionstest vor dem
Kauf darauf, die Lampe verzögert anspringt: Lampe in das
Testgerät, Prüfknopf drücken und
„einundzwanzig“ zählen. Wenn es
die Lampe erst merklich nach dem
Drücken des Prüfknopfes schafft,
anzuspringen, handelt es sich um
ein Exemplar mit Vorheizfunktion.
Wie lange die Verzögerung dauert, ist nicht von ­Bedeutung.
Bei Niedervolthalogenlampen wird die 230-VoltNetzspannung mit einem Transformator auf zwölf
Volt gesenkt. Besonders energieeffizient sind Niedervolthalogenlampen mit Infrarotbeschichtung.
Handelsbezeichnungen für diese Technologie
sind z. B. „IRC“, „infrarot-beschichtet“ oder „infra­
red coated“. Eine Lampe mit dieser Technik verbraucht etwa ein Drittel weniger Energie und hält
länger als eine normale Niedervolthalogenlampe.
Light Emitting Diodes (LED) werden wegen ihrer
vielfältigen Einsatzmöglichkeiten in Zukunft möglicherweise auch im Haushalt eine Alternative zu
den klassischen Lichtquellen sein. Hierzu muss die
Technik jedoch noch weiterentwickelt werden.
Aktuell kommen LED im Haushalt vor allem für
Taschenlampen, als Akzentbeleuchtungen oder in
Schreibtischlampen zum Einsatz. In Sachen Energieeffizienz ist die Energiesparlampe den weißen
LED derzeit noch voraus.
Einkaufstipp für Energiespar­
lampen
Achten Sie beim Einkauf von Energiesparlampen
nicht nur auf das gewünschte Design der Lampe,
sondern auch auf die Verpackung. Verschiedene
Eigenschaften sind darauf beschrieben:
Stromeffizienz: Auf der Verpackung ist eine Einteilung in Energieeffizienzklassen zu finden. Sie
reicht von Energieeffizienzklasse A (sehr effizient)
bis G (ineffizient). Energiesparlampen haben Klasse
A oder B. Glühlampen gehören besten­falls der
Klasse D an.
Lebensdauer: Nicht alle Energiesparlampen
­halten gleich lange.
Lichtfarbe: von Tageslichtweiß bis Extra Warm­
weiß
Dimmbarkeit: Sie können nur spezielle Energiesparlampen dimmen!
>> Strom effizient nutzen
Vergleich wesentlicher Eigenschaften verschiedener Lampenarten
Glühlampe
Halogen-Niedervoltlampe
HalogenHochvoltlampe
Leuchtstofflampe
Kompaktleuchtstofflampe
(Energiesparlampe)
95%
90%
90%
50%
75%
75%
Licht
5%
10%
10%
50%
25%
25%
Lebensdauer
1.000 h1
2.000 bis
3.000 h1
2.000 bis
3.000 h1
10.000 bis
20.000 h2
8.000 bis
15.000 h2
bis zu
15.000 h
Lichtausbeute
12 lm/W
20–25 lm/W
15 lm/W
100 lm/W
60 lm/W
rund 40 lm/W
EU-Label
D, E, F, G
keine
Klassifizierung
D, E
A, B
A, B
keine
Klassifizierung
Lichtfarbe
Warmweiß
2.500 K
Warmweiß
3.000 K
Warmweiß
3.000 K
Warmweiß bis
Tageslichtweiß
Warmweiß bis
Tageslichtweiß
Warmweiß bis
Tageslichtweiß
Farbwiedergabe
sehr gut
sehr gut
sehr gut
von sehr gut bis
schlecht
sehr gut
sehr gut
Einbrennzeit
nein
nein
nein
3–5 min.
0,4–120 sec.
nein
dimmbar
ja
ja
ja
nur spezielle
Ausführungen
nur spezielle
Ausführungen
ja
Zusatzgerät
nötig
nein
Transformator
nein
Vorschaltgerät
integriertes
Vorschaltgerät
integriertes
elektronisches
Betriebsgerät
Wärme
3
1 Lebensdauer unabhängig von der Schalthäufigkeit
2 Lebensdauer abhängig von der Schalthäufigkeit
>> 38
Weiße LED
Schaltfestigkeit: Es hängt vom Lampentyp ab,
ob häufiges Ein- und Ausschalten die Lebensdauer
der Energiesparlampe verkürzt. Hochqualitative
Lampen mit Vorheizfunktion, die nach dem Einschalten leicht verzögert aufleuchten, sind norma­
lerweise auch schaltfest. Für Anwendungen mit
extrem häufigen Schaltvorgängen sind im Handel
speziell optimierte Energiesparlampen erhältlich.
Splitterschutz: Wer Angst vor Quecksilber hat,
kann zu Energiesparlampen mit Splitterschutz
greifen. Im Handel sind inzwischen auch Energiesparlampen erhältlich, die zusätzlich Amalgam
enthalten, dass das Quecksilber bindet. Auf der
Verpackung steht das zumeist allerdings nicht –
es bleibt also nichts anderes übrig, als im Fachgeschäft nachzufragen.
Entsorgung von Energiesparlampen
In Energiesparlampen ist in geringen Mengen
Quecksilber enthalten. Energiesparlampen gehören daher nicht in den Hausmüll oder Glascontainer, sondern müssen als Sondermüll entsorgt
werden. Anders als etwa Batterien muss der Handel alte Energiesparlampen jedoch nicht zurücknehmen. In Filialen von IKEA und Hornbach werden sie dennoch zurückgenommen. Und auch in
einigen Filialen der Ketten Media-Markt, Saturn
und Obi können Sie Ihre ausgedienten Lampen
abgeben. Karstadt-Warenhäuser sowie toom
BauMärkte und Praktiker nehmen beim Kauf neuer Energiesparlampen Ihre alten ebenfalls zurück2.
Sonst bleibt der Gang zu einer Sammelstelle.
Auch dort ist die Entsorgung kostenlos. Wo sich
die Sammelstellen befinden, lässt sich auf der Internetseite www.lightcycle.de nachlesen.
>>
Was ist zu tun, wenn
eine Energiesparlampe
mal herunterfällt und
zerbricht?
❚❚Als Grundregel gilt, auf keinen
Fall den Staubsauger zu benutzen,
um die Lampenreste aufzusaugen. Denn mit dem Staubsauger
können die Quecksilbertröpfchen
noch feiner verteilt werden und
so in die Atemluft gelangen.
❚❚ Wenn mal eine Energiespar­
lampe kaputtgeht, sollten Sie
alle Türen schließen, die Fenster
öffnen und den Raum für etwa
eine halbe Stunde verlassen. Die
Lampenreste anschließend sorgfältig mit einer steifen Pappe
auf einem Stück Papier zusammenkehren. Die Stelle, an der
die Lampe zerbrochen ist, sollte
mit einem kleinen, feuchten
Lappen gereinigt werden.
❚❚ Es wird empfohlen, Lampen­
reste, Pappe und Lappen in ein
Schraubglas zu stecken, zu
­beschriften und bei einer der
Annahmestellen zu entsorgen.
2 | Berliner Energieagentur: Telefonrecherche,
Januar 2009
>> 39
>> Strom effizient nutzen
Energiesparlampen-Vielfalt
(Foto: Initiative EnergieEffizienz, dena)
3
>>
Energieeinsparung bei
HaushaltsgroSSgeräten
Effizienzvergleich von Alt- und
Neugeräten
Seit unsere Vorfahren ihre Wäsche mit dem
Waschbrett wuschen und Lebensmittel in den
Fliegenschrank stellten, hat sich einiges in der Entwicklung von Haushaltsgeräten getan. Doch
muss man gar nicht so weit in die Vergangenheit
schweifen. Bereits bei dem Vergleich eines zehn
Jahre alten Geräts mit einem von heute werden
große Unterschiede deutlich. Hier hat sich gerade
im Bereich Energieeffizienz einiges getan. Bei
Kühl- und Gefriergeräten wurden prozentual die
größten Einsparungen beim Stromverbrauch erreicht. Durch den Neukauf eines Tischkühlschrankes können 19 Euro pro Jahr gespart werden. Auf
die Lebenszeit des Geräts von zwölf Jahren hochgerechnet sind dies fast 230 Euro. Im Falle der
Kühl-Gefrier-Kombination können sogar Einsparungen von bis zu 768 Euro erzielt werden. Da
relativiert sich der teilweise höhere Anschaffungspreis hocheffizienter Geräte.
>> Strom effizient nutzen
Aber auch mit anderen Elektrogroßgeräten wie
etwa Waschmaschinen oder Geschirrspülern lässt
sich das Portemonnaie schonen. Im Vergleich zu
einem zehn Jahre alten Gerät können bei einer
energieeffizienten, neuen Waschmaschine die
Stromkosten um jährlich rund 14 Euro reduziert
werden. Die weitaus größeren Einsparungen liegen
bei diesen Geräten jedoch im Wasserverbrauch.
Brauchte eine Waschmaschine 1996 noch rund
62 Liter Wasser je Waschgang, sind es heute nur
noch 39 Liter. Damit verbunden sind Einsparungen
von rund 26 Euro pro Jahr. Und auch hier lohnt
sich die Rechnung über die gesamte Lebens­dauer
von zwölf Jahren. Zu Buche stehen dann 480 Euro
weniger Betriebskosten bei der Waschmaschine.
Wenn also Ihr Gerät mindestens zehn Jahre alt ist
und eine Reparatur notwendig wird, ist der richtige
Zeitpunkt gekommen, einen Neukauf zu erwägen.
Das EU-Label für Haushalts­
groSSgeräte
Die Europäische Union schreibt für alle großen
Haushaltsgeräte („Weiße Ware“) eine Energieverbrauchskennzeichnung vor, das sogenannte EUeinheitliche Energie-Etikett (EU-Label). Die einzelnen
Geräte werden durch das Label in Energie-Effizienzklassen von A (niedriger Verbrauch) bis G (hoher Verbrauch) eingestuft. Auf einen Blick ist zu
erkennen, wie der Stromverbrauch eines neuen
Gerätes einzuschätzen ist. Doch vorsichtig: Auch
bei den Geräten, die als A-Klasse ausgezeichnet
sind, gibt es erhebliche Unterschiede.
Betriebskosten (Strom und Wasser) alter und neuer Haushaltsgeräte*
in Euro/Jahr
126 €
109 €
102 €
3
86 €
78 €
77 €
Kosten 1996
53 €
38 €
36 €
35 €
Kosten heute
28 €
17 €
19 €
Kühlschrank
64 €
Kühl-/Gefrier­
kombination
25 €
Gefriertruhe
43 €
Gefrierschrank
32 €
Geschirr­
spülmaschine
40 €
f Einsparung
Waschmaschine
*Beim Kühlschrank handelt es sich um ein 85 cm hohes Standgerät. Bei der Kühl-Gefrier-Kombination wurde von einem 180 cm hohen Gerät ausgegangen, beim Gefrierschrank von einem Nutzinhalt von 200 l und bei der Gefriertruhe von 230 l. Zur Berechnung des Energieverbrauchs einer
Waschmaschine wurden folgende Annahmen getroffen: Fassungsvermögen von 5 kg Wäsche, 5 Waschgänge pro Woche in 48 ­Wochen pro Jahr,
Waschen im sogenannten Standardprogramm: Buntwäsche 60 °C. Zur Berechnung des Energieverbrauchs eines Geschirrspülers wurden folgende
Annahmen getroffen: 60 cm breites Gerät, 6 Spülgänge pro Woche in 48 Wochen pro Jahr, Spülen im sogenannten Deklarationsprogramm. Insgesamt wurde mit einem Strompreis von 20 Cent je kWh und einem Wasserpreis von 4,80 € je 1.000 l gerechnet.
>> 40
Dazu sei ein Tischkühlschrank als Beispiel betrachtet.
Gesamtkostenvergleich für einen
Tischkühlschrank
Energieeffizienzklasse
A++
A
Preis
350 €
280 €
Stromverbrauch
84 kWh/a
154 kWh/a
Stromkosten pro Jahr
17 €
31 €
Stromkosten für 12 Jahre
204 €
372 €
Gesamtkosten
554 €
652 €
Waschmaschinen werden anhand des EU-­
Labels nach Energieverbrauch, Waschwirkung und
Schleuderleistung beurteilt. Die Waschwirkung
gibt an, wie sauber die Wäsche bei einem Waschgang wird. Die Schleuderleistung sollte bei einem
Gerät regulierbar sein. Vor allem dann, wenn die
Wäsche anschließend in einem elektrischen Wäschetrockner getrocknet wird, sollte die Schleuderleistung mindestens bei 1.400 Umdrehungen
pro Minute (U/min) liegen, um den Energieverbrauch beim Trocknen möglichst gering zu halten.
Für empfindliche Menschen ist auch noch wichtig,
dass das Waschmittel gut ausgespült wird, worauf­
>>
Achtung:
Ohne dass es hierfür gesetzliche Grundlagen gibt, vergeben einige Hersteller für ihre
Waschmaschinen ebenfalls die Energie­
effizienzklasse A+. Das spricht sicher für das
EU-Label als Marktinstrument und macht
deutlich, dass auch bei diesen Geräten eine
Aktualisierung der Kriterien notwendig ist.
Aus Sicht der Verbraucher ist eine solche
Bezeichnung jedoch nicht wünschenswert,
da sie irreführend sein kann.
der Wasserverbrauch einen Hinweis geben kann.
Der ist zwar auf dem Label angegeben, es fehlen
jedoch genormte Angaben.
Bei Wäschetrocknern gibt es die Effizienzklassen
nur für die Energieeffizienz. Sie gelten für das Trockenprogramm „Baumwolle schranktrocken“ und
seit 2007 für zuvor mit 1.000 Umdrehungen pro
Minute geschleuderte Wäsche.
Bei Waschtrocknern (Waschmaschinen, die auch
trocknen) gibt es A bis G für Energieeffizienz und
Waschwirkung. Die Werte gelten für den Gesamtprozess Waschen und Trocknen im Programmmix
aus „Baumwolle 60 °C“ waschen und „Schrank­
trocken“ trocknen.
Bei Spülmaschinen werden Energieeffizienz,
Reinigungs- und Trocknungswirkung bewertet.
Das Programm, für das diese Angaben gelten,
muss deklariert werden.
EU-Label für Kühl- und Gefriergeräte
Bei Elektroherden ist zu berücksichtigen, dass
das EU-Label nur für den integrierten Backofen
gilt. Kochfelder werden nicht gekennzeichnet.
Aktuelle Informationen zum EU-Label finden Sie
unter www.eu-label.de.
>> Strom effizient nutzen
Heutzutage erreichen sehr viele Kühl- und Gefriergeräte die Energieeffizienzklasse A. Für eine
bessere Differenzierung wurden hier die neuen
Energieeffizienzklassen A+ und A++ eingeführt.
Die A+ und A++ Geräte sind zwar in der Anschaffung teurer als Geräte mit Effizienzklasse A. Zieht
man jedoch in Betracht, dass A+-Geräte rund ein
Viertel und A++-Geräte etwa 45 Prozent weniger
Strom verbrauchen als ein in Volumen und Ausstattung vergleichbares A-Gerät, rechnet sich der
Kauf eines etwas teureren Geräts durch die erheblich niedrigeren Energiekosten.
Kühl- und Gefriergeräte –
Kenner kühlen kostengünstig
Achten Sie beim Neukauf von Kühl- und Gefriergeräten natürlich zuerst auf den Energie­verbrauch.
Da diese Geräte 24 Stunden am Tag betrieben
werden, sind sie die Strom-Großverbraucher im
Haushalt.
3
Der Energieverbrauch von Kühl- und Gefriergeräten hängt aber auch von deren Größe ab. Kaufen
Sie deshalb das Gerät in einer Größe, die Ihren
Bedürfnissen entspricht. Zur Orientierung:
❚❚ Ein-Personen-Haushalt: 100 bis 140 Liter
❚❚ Zwei-Personen-Haushalt:200 bis 280 Liter
❚❚ Familie:
300 Liter und mehr
Durchschnittlich verbraucht ein Kühlgerät mit
***-Sterne-Tiefkühlfach 20 bis 30 Prozent mehr
Strom als eines ohne Gefrierfach. Wenn Sie bereits ein Gefriergerät nutzen, können Sie beim
Kühlschrank auf das Gefrierfach verzichten.
Hohe Stromrechnungen durch alte Kühlgeräte:
Bosch Kühlschrank gestern (1933) und ein
moderner Kühlschrank von heute
(Fotos: Bosch/dena)
>> 41
>> Warmwasseranschluss:
Ein Warmwasseranschluss für
Waschmaschinen und Spülma­
schinen spart Strom und ist sinn­voll,
wenn die Warm­wasserbereitung
besonders effizient erfolgt (z. B.
mit moderner Gasheizung, mit
Solaranlage oder Fernwärme). Die
Zuleitungen sollten kurz und gut
isoliert sein und das heiße Wasser
nicht über 60 °C warm.
Viele Spülmaschinen können Sie
direkt an die Warmwasserversor­
gung anschließen. Wasch­ma­schi­nen
müssen über zwei Wasserzuläufe
verfügen. Viele Waschmaschinen,
die nur einen Kaltwasseranschluss
haben, können Sie mit Warmwasser versor­gen, indem Sie vor den
Zulaufschlauch ein Vorschaltgerät
installieren, welches das warme
und kalte Wasser auf die richtige
Temperatur mischt.
>> Strom effizient nutzen
Prüfen Sie zunächst, ob ein Modell
technisch für einen Warmwasser­
anschluss ausgelegt ist. ­Ältere
Mo­delle können noch Zulaufschläuche, Wasserventile und Regeltechniken haben, die sich nicht
für Warmwasser eignen.
3
Bei Kühl-Gefrier-Kombinationen sind zwei getrennte Kältekreisläufe vorteilhaft. So können Sie
beispielsweise im Urlaub den Kühlschrank ganz
ausschalten, ohne dass die Funktion vom Gefrierfach beeinträchtigt ist.
Gefriertruhen verbrauchen bei gleichem Nutzi­n­
halt etwa 15 Prozent weniger Strom als ein
­Gefrierschrank. Nachteil der Gefriertruhe: Sie ist
weniger übersichtlich als ein Gefrierschrank.
Geschirrspülmaschinen –
Spülend sparen
Selbst die sparsamste Spülerin, der sparsamste
Spüler kann kaum mit weniger Wasser auskommen als eine optimal eingesetzte Spülmaschine.
Dieser Vergleich trifft allerdings nur auf die großen­
Spülmaschinen (etwa 65 cm breit) für zwölf bis
14 Maßgedecke zu. Die Maschinen für acht bis
neun Maßgedecke (etwa 45 cm breit) werden nur
als relativ sparsam klassifiziert. Sie haben – wie
übrigens noch kleinere Spülmaschinen auch –
­einen deutlich höheren Strom- und Wasser­
verbrauch pro Maßgedeck. Sinnvoll ist es deshalb,
eine möglichst große Spülmaschine zu kaufen
und sie entsprechend seltener laufen zu lassen.
Darüber hinaus werden Spülmaschinen empfohlen, die ein Geräusch von maximal 47 Dezibel
verursachen, meist noch leiser sind. Zum Vergleich:
Eine normale Unterhaltung in einem geschlossenen Raum erzeugt etwa 45 bis 50 Dezibel.
Zudem sollte Ihr Gerät über einen hochwertigen
Schutz vor Wasserschäden verfügen, den die Hersteller bei fachgerechter Installation ein Geräteleben lang garantieren und im Schadensfall sogar
die Haftung übernehmen.
Waschmaschinen – Damit viel
waschen wenig kostet
Waschmaschinen sollten mit Energieeffizienz A,
Waschwirkung A und Schleuderwirkung A oder B
(mindestens 1.400 U/min) gekennzeichnet sein.
Waschmaschinen mit Schleuderzahlen ab 1.600
U/min erleichtern zwar durch noch geringere
Restfeuchte der Wäsche die anschließende Trocknung, sie sind aber auch deutlich teurer. Die daraus
resultierende Stromeinsparung im Wäschetrockner macht sich hingegen ökonomisch und ökologisch kaum bemerkbar.
Bei Geräten, die eine Mengenautomatik besitzen,
wird der Wasser- und Energieverbrauch bei unvollständiger Beladung automatisch etwas reduziert. Trotz solcher Automatik ist es immer sinnvoller, die Waschmaschine voll zu beladen. Denn
der Energie- und Wasserverbrauch wird nicht vollständig entsprechend der Beladung reduziert.
Vorschaltgerät für Waschmaschinen
(Foto: Olfs & Ringen)
Energiesparend Geschirr spülen
(Foto: Miele)
Achten Sie beim Kauf auf einen niedrigen Stromund Wasserverbrauch. Mit AAA-Geschirrspül­
maschinen sind Sie gut beraten.
>> 42
Ihr Gerät sollte ein Sparprogramm für leicht verschmutztes Geschirr besitzen und/oder den Wasserverbrauch automatisch in Abhängigkeit von
der Beladungsmenge bzw. dem Verschmutzungsgrad des Geschirrs, z. B. im Automatikprogramm,
regeln.
Prüfen Sie deshalb, wie groß Ihre Waschmaschine
sein soll. Top-Waschmaschinen mit 5-kg-Trommel
verbrauchen im Standardwaschprogramm maximal 0,95 kWh Strom und 45 l Wasser. Waschmaschinen mit 6-kg-Trommel – vor allem für große
Haushalte mit hohem Wäscheanfall geeignet –
verbrauchen 1,14 kWh Strom und 50 l Wasser.
Waschmaschinen mit 7, 8 oder sogar 9 kg
Fassungs­vermögen finden sich zunehmend im
Handel, lohnen sich für Privathaushalte aber nur
Auch für moderne Waschmaschinen gilt:
volle Beladung heißt volle Effektivität.
(Foto: AEG)
Ab­­­luftrohr ins Freie. Der Kondensationstrockner
braucht etwa 10 Prozent mehr Energie als der
Abluft­trockner.
Stromverbrauch sparsamer
Wäschetrockner
Sogenannte „intelligente Waschmaschinen“ zeigen über ein Display am Gerät das Wäsche­
gewicht beim Beladen an und geben eine direkte
Dosierempfehlung für das Waschmittel. Hierdurch
wird die optimale Beladung bzw. eine Dosierung
des Waschmittels entsprechend der tatsächlichen
Beladung unterstützt.
Während sich die heutigen Waschmaschinen im
60 °C-Programm kaum noch voneinander unterscheiden, schwanken die Verbrauchswerte in
­anderen Programmen zum Teil deutlich. Schauen
Sie deshalb in die Bedienungsanleitung nach dem
Ener­gie- und Wasserverbrauch bei 40 °C Bunt­
wäsche.
Stromverbrauch in
kWh/Nutzung
Ablufttrockner (gasbetrieben)
0,35
Ablufttrockner (Standard)
2,7
Kondenstrockner (mit Wärmepumpe)
2,0
Kondenstrockner (Standard)
3,1
Schranktrockner (Kaltluft)
0,4
Verbrauchsangaben für mit 1.000 U/min geschleuderte Wäsche
Achten Sie darauf, dass Ihr Gerät einen Feuchtigkeitsmesser hat. Dadurch wird es nur so lange
­betrieben, wie es die Feuchtigkeit in der Wäsche
erfordert.
Am wenigsten Primärenergie und Betriebskosten
verbrauchen Gastrockner. Sie sind dafür teils in
der Anschaffung teurer. Für Gastrockner gibt es
keine Einteilung in Energieeffizienzklassen.
Funktionsschema eines
gasbetriebeneN WäschetrocknerS
Ihre Waschmaschine sollte zudem mit einem
hochwertigen Schutz vor Wasserschäden ausgestattet sein, bei dem der Hersteller – sollte es
doch zu einem Schaden kommen – die Haftung
übernimmt.
>> Strom effizient nutzen
in Ausnahmefällen. Denn werden solche großen
Maschinen nicht voll beladen, verbrauchen sie
pro Kilogramm Wäsche meist mehr Wasser und
Strom als ein kleineres Gerät bei gleicher Beladung.
Modell
Gebläse
3
Abluft
Die zum Teil deutlichen Preisunterschiede erklären
sich vor allem durch weitere Funktionen, Ausstattungsmerkmale oder Spezialprogramme, die viele der Geräte besitzen. Überprüfen Sie daher vor
dem Kauf, welche Funktionen für Sie wichtig sind,
und testen Sie im Geschäft auch einmal die Handhabung der Geräte.
Wäschetrockner
Bei den Wäschetrocknern lassen sich zwei Geräte­
typen unterscheiden: Abluft- und Kondensationstrockner. Technisch bedingt ist der Ablufttrockner
energetisch günstiger. Sie benötigen jedoch ein
Abgas
FA
Luft
Feuerungsautomat
Erdgas
Vorteile gegenüber Elektrobetrieb
Betriebskosten
ca. 60 %
Energiebedarf
ca. 40 %
CO2-Emission
ca. 50 %
Laufzeit
ca. 40 %
Quelle: ASUE
>> 43
Gasherd, die umweltfreundliche Alternative zum
Elektroherd (Foto: pixelio / Rainer Sturm)
>> Tipp:
Waschtrockner sind gedacht für
Kleinhaushalte, in denen kein
­separater Trockner aufgestellt
werden kann und auch keine
Möglichkeit zum Wäschetrocknen
auf der Leine besteht.
Noch sparsamer als alle Trommeltrockner sind
Trockenschränke mit eingebautem Gebläse, die
um die in ihnen aufgehängte Wäsche zwölf bis
20 Stunden lang nur kalte Luft pusten. Nutzt man
sie im Warmluftbetrieb, verbrauchen sie aber
deutlich mehr Strom als vergleichbare Trommeltrockner.
Damit die Wäsche nicht trockner wird als not­
wendig, ist die Ausstattung des Gerätes mit einer
Abschaltautomatik sinnvoll.
>> Strom effizient nutzen
Achten Sie beim Kauf nicht nur auf den Preis, sondern auf die jährlichen Gesamtkosten, also auch
auf Folgekosten für die Nutzung oder auf möglicherweise erforderliche Zusatzinstallationen, z. B.
für Abluftschlauch oder Gassteck­dose. Am besten
schneidet bei einer solchen Gesamtkostenbetrachtung übrigens weiterhin die Wäscheleine ab.
3
Herd – Wärme richtig nutzen
Die Höhe des Energieverbrauchs hängt hier im
Wesent­lichen von der Nutzungsdauer, Ihren
Kochgewohnheiten, dem Herdtyp und dem eingesetzten Energieträger (Gas, Strom) ab.
Grundsätzlich gilt: Die direkte Nutzung von Gas
zum Kochen ist – im Vergleich zur Nutzung von
Strom – mit nur etwa halb so hohen Umwandlungsverlusten verbunden. Aus diesem Grund
sind grundsätzlich alle Gasherde und -backöfen
zu empfehlen. Eine Vergleichsmöglichkeit des
Energieverbrauchs von Gasbacköfen – ähnlich
dem EU-Label – existiert jedoch (noch) nicht.
Falls Sie keinen Gasanschluss besitzen, können
die Herde genauso gut mit Gasflaschen betrieben
werden – unter Umweltgesichtspunkten besteht
nur ein geringer Unterschied. Es gibt aber auch
effiziente Elektroherde.
Generell ist die Klimabilanz klassischer Gasbrenner
und von Gasbrennern auf Glaskeramik am besten,
gefolgt von Glaskeramikkochfeldern mit Induktion.
Gusseiserne Kochplatten verbrauchen rund zehn
bis 20 Prozent mehr Strom als andere Elektrokochfelder.
Kaufempfehlung für Kochfelder und Backöfen
Gas
Strom
sonstige Funktionen
Backöfen
grundsätzlich alle
Gasbacköfen
ausschließlich Öfen der
­Energieeffizienzklasse A
Heiß- bzw. Umluft sowie Oberund Unterhitze
Kochfelder
klassischer Gasbrenner,
Gasbrenner auf Glas­keramik
(Ceran),
Gasbrenner unter
Glaskeramik (Ceran)
Glaskeramik mit Induktion
(Ceran),
Glaskeramik ohne Induktion
(Ceran)
Quelle: www.ecotopten.de, Januar 2009
>> 44
>>
Energieeinsparung bei
ElektrokleingeräteN
Elektrokleingeräte sind die vielen kleinen Helfer
im Haushalt (Brotschneidemaschinen, Mixer, Eier­
kocher, Kaffeemaschinen, Bügeleisen, Entsafter
usw.) sowie die Heimwerkergeräte (Bohrmaschinen, Stichsägen usw.). Auch hier gilt: Zwischen
den energieeffizienten Geräten und den Stromfressern liegen oft Welten, wobei der Preis keinen
Hinweis auf die Energieeffizienz liefert.
Energieeffizienz auch bei Elektrokleingeräten
(Fotos: istockphoto himberrtoni/slobo)
Vergleichen Sie auch bei Kleingeräten den Strombedarf. Je niedriger die Anschlussleistung (Wattzahl) ist, desto weniger wird Ihre Stromrechnung
belastet.
Erkundigen Sie sich beim Kauf nach dem Stand-byVerbrauch. Dieser kann pro Jahr höher sein und
somit mehr Kosten verursachen als der Energieverbrauch des Gerätes während der Betriebszeit.
>>
In den vergangenen Jahren hat sich der Markt für
Fernsehgeräte rasant verändert: Altbewährte
Röhrengeräte findet man immer seltener. Stattdessen sind Flachbildschirmfernseher (LCD oder
Plasma) die neuen Verkaufsschlager. Die Tabelle zeigt
Stärken und Schwächen der einzelnen Techniken.
Vergleich Plasma / LCD / Röhre (CRT)
Plasma
Farbwiedergabe
+
Verzerrungen
+
Generell gilt, dass der Stromverbrauch mit der
Bildschirmgröße zunimmt. Deshalb wählen Sie
Betrachtungswinkel
Stromverbrauch
Preis
Röhre
++
3
+
+
+
+
+
Bewegungsunschärfe
Größe
LCD
+
Auflösung (Pixel)
Flimmern
Sparsame Fernseher begnügen sich im Stand-byModus mit 0,1 Watt. Im On-Mode (Normalbetrieb)
kann sich der Verbrauch von Gerät zu Gerät jedoch stark unterscheiden. Der Verbrauch hängt
meist mehr von den jeweiligen Geräteeigenschaften (z. B. HDTV, Dolby Surround, 100-Hertz-Technik)
als von der Bildschirmtechnik (LCD oder Plasma)
ab. Im direkten Vergleich sind die LCD-Fernseher
jedoch sparsamer als Plasma-Fernseher.
>> Strom effizient nutzen
Unterhaltungselektronik –
entspannt und sparsam
++
++
+
+
+
++
++
Quelle: vzbv, 2008
das Gerät passend zur Raumgröße. Als Faustformel sollte der Abstand etwa der dreifachen Bildschirmdiagonale entsprechen. Für die meisten
Wohnzimmer reichen daher Bildschirmdiagonalen
zwischen 66 und 81 Zentimeter.
>>
Achtung:
Mit der Bildschirmdiago­nale
steigen die Verbrauchskosten
steil an. Eine Verdoppelung
der Bildschirmdiagonale bedeutet eine Vervierfachung
der Bildschirmfläche. Und
daraus folgt ein höherer
Stromverbrauch.
>> 45
Auch bei den Zusatzfunktionen sollte bedacht
werden, dass jedes Extra auch zusätzlich Strom
kostet. Für den Empfang von digitalem Fernsehen
– egal ob via Antenne, Satellit oder Kabel – ist ein
Digitalempfänger (auch Digitalreceiver oder Digi­
tal­decoder) erforderlich. Dieser kann entweder
bereits im Fernsehgerät integriert sein (Tuner &
Decoder) oder der Fernseher muss mit einem externen Gerät (Set-Top-Box) nachgerüstet werden.
Die Set-Top-Boxen gehören zu den heimlichen
Stromverbrauchern, denn häufig werden sie nach
dem Fernsehen nicht abgeschaltet. Oft haben sie
auch gar keinen richtigen Ausschalter. Außerdem
sind bei diesen Geräten die Unterschiede in der
Leistungsaufnahme teilweise sehr groß.
Am besten lassen sich unnötige Kosten bereits
beim Kauf von Geräten der Unterhaltungselektro­
nik vermeiden, indem Sie den Händler vor der
Kaufentscheidung nach dem Stromverbrauch im
Normalbetrieb und im Stand-by fragen. Sie sollten­
außerdem darauf achten, dass die Geräte über
einen echten Ausschalter verfügen, der sie vollständig vom Netz trennt, wenn sie nicht gebraucht werden. Manche CD- und DVD-Player
ziehen selbst dann weiter Strom, wenn sie direkt
am Gerät ausgeschaltet wurden. Hier hilft eine
schaltbare Steckerleiste. Bei Video- und DVDRecor­dern ist allerdings zu beachten, dass gespeicherte Daten wie Uhrzeit und Datum, Programme
oder Programmierungen durch das vollständige
Ausschalten verloren gehen können.
>>
Computer und
Peripheriegeräte
3
>> Tipp:
Häufig müssen die Energiesparfunktionen am Computer nach
dem Kauf erst noch aktiviert
­werden.
Oft laufen Computer rund um die Uhr und verschwenden – zusammen mit angeschlossenen
Geräten wie Bildschirm, Drucker oder Scanner –
eine Menge Strom. Ein Computer (ohne Monitor)
verbraucht schnell so viel Strom wie durchschnittlich sieben Energiesparlampen. Die Lebenszeit des
Gerätes verkürzt sich bei Dauerbetrieb ebenfalls.
Zeitgemäße Computer verfügen über ein
Energiemanagement­system (auch Power Mana­ge­
ment genannt). Dieses kann die Leistungsaufnahme um bis zu 90 Prozent verringern, indem es nicht
genutzte Komponenten automatisch abschaltet.
Die technische Ausstattung des Computers wirkt
sich entscheidend auf dessen Stromverbrauch aus.
Prozessor, Grafikkarte und Mainboard sind für
etwa drei Viertel des Strombedarfs verantwortlich.
>> 46
ENERGIEBEDARF VON PROZESSOREN (CPU)
Maximale Leistungsaufnahme (TDP) in Watt
>> Strom effizient nutzen
Energieeffiziente Hi-Fi-Anlagen, DVD-Player, DVDRecorder oder CD-Player benötigen im Stand-byModus weniger als ein Watt. Aber wie auch bei
den Fernsehern ist der Stromverbrauch im Normal­
betrieb sehr unterschiedlich. Die Verbrauchsunter­
schiede hängen stark von der Klangqualität ab.
Auch Aktivboxen-Systeme sind in immer mehr
Wohn­zimmern zu finden und verbrauchen teilweise viel Strom. Oft gibt es auch hier keinen
richti­gen Ausschalter, der sie vom Stromnetz trennt.
Das Gerät bleibt rund um die Uhr im Stand-byModus und belastet die Stromrechnung mit knapp
35 Euro im Jahr.
150
140
130
120
110
100
90
80
70
60
50
40
30
20
10
0
Netbook
Notebook
Desktop
Gamer
Prozessortyp
Gamer-Prozessoren, z. B. Intel Core 2 Extreme, AMD Phenom X4
Desktop-Prozessoren, z. B. Intel Core 2 Duo/Quad, AMD Athlon X2,
Phenom X3
Netbook-Prozessoren, z. B. Intel Atom, Via C7-M
Quelle: Biller Energieberatung
Laptop und Drucker
(Quelle: pixelio.de Eva Wasching/
Matthias Balzer)
Der Betrieb des Monitors kann über die Hälfte des
Stromverbrauchs eines Computersystems aus­ma­
chen. Kaufen Sie Flachbildschirme statt Röhren­
monitore. Flachbildschirme sind nicht nur platzspa­
render und strahlungsärmer, sondern ver­­brauchen
auch rund zwei Drittel weniger Strom – sowohl
im Normal- als auch im Stand-by-Modus. Der
Stand-by-Verbrauch effizienter Flachbildschirme
liegt unter einem Watt. Die Auswahl an besonders energiesparenden Modellen, die die Anforderungen des Labels Energy Star erfüllen, hat sich
in den vergangenen zwei Jahren deutlich vergrößert.
Der Trend hin zu größeren Bildschirmflächen ist
hinsichtlich des Energieverbrauchs kritisch zu beurteilen. Wurden vor wenigen Jahren überwiegend 17-Zoll-Geräte verkauft, verzeichnen jetzt
die 19-Zoller den höchsten Absatz. Mit der Größe
des Bildschirms steigt in der Regel auch die Auflösung und damit auch der Energieverbrauch.
Deaktivieren Sie die Bildschirmschoner-Funktion,
und aktivieren Sie über das Energiemanagementsystem Ihres Computers die Funktion „Monitor
ausschalten“, z. B. nach fünf bis zehn Minuten der
Nichtnutzung.
Scanner und Drucker sind Geräte, die nur relativ
wenig Zeit am Tag benötigt werden. Trotzdem
werden sie oft zusammen mit dem Computer eingeschaltet und verbrauchen im Stand-by-Betrieb
Strom. Deutlich größere Unterschiede gibt es jedoch beim Stromverbrauch im Betriebszustand.
Benötigt ein Tintenstrahldrucker etwa fünf bis 15
Watt, so sind es bei einem Laser-Farbdrucker 460
bis 700 Watt (siehe Grafik).
>>
Achtung:
Bei Tintenstrahldruckern ist
der Einsatz einer schaltbaren
Steckerleiste nur dann sinnvoll, wenn sie extrem selten
benutzt werden. Das Problem
dabei: Nach jedem Einschalten spült der Drucker seinen
Druckkopf mit Tinte – ein
Vorgang, der mehr Kosten
verursacht, als Sie beim Strom­
verbrauch sparen können.
Internet ist in über 60 Prozent aller deutschen
Haushalte eine Selbstverständlichkeit geworden.
Gerade Flatrate-Angebote verführen dazu, den
Computer länger laufen zu lassen als eigentlich
notwendig. Router und Modem werden von mindestens jedem zweiten Internetnutzer gar nicht
mehr ausgeschaltet. So kann trotz Flatrate die
längere Laufzeit teuer werden, denn Modem und
Router verbrauchen weiterhin Strom.
>> Strom effizient nutzen
Prüfen Sie deshalb vor dem Kauf eines Computers
genau, wie leistungsfähig die Komponenten tatsächlich sein müssen.
Bildschirmschoner erhöhen den Stromverbrauch.
Durchschnittliche Leistungsaufnahme
von Druckern
700
typischer Leistungsbereich (W)
600
500
Rechenbeispiel:
Das Internet wird drei Stunden täglich an 335
Tagen im Jahr genutzt. Router und Modem
bleiben nach Herunterfahren des Computers
weiter­hin an. Das sind im Jahr 7.755 Stunden,
in denen sie 12 W Leistung aufnehmen und
damit 93 kWh verbrauchen. Bei einem
Strompreis von 20 Cent/kWh ergeben sich
Stromkosten von 18,60 Euro pro Jahr.
>>
3
Stromverbrauch durch
Bildschirmschoner
400
300
200
100
0
Betrieb Stand-by Betrieb Stand-by Betrieb Stand-by
Tintenstrahl
Laser s/w
Laser Farbe
Quelle: Biller Energieberatung
Die zusätzlichen Stromkosten lassen sich vermeiden, indem Modem und Router nach Gebrauch
abgeschaltet werden. Sollten Telefonanlage oder
ähnliche Funktionen integriert sein und daher
eine dauerhafte Abschaltung nicht infrage kommen, hilft meist ein Blick in die Produktunterlagen
der Geräte. Einzelne Funktionen wie WLAN können oft separat ausgeschaltet werden, wenn sie
nicht benötigt werden.
Strom- und
Kosteneinsparung
Bildschirm
im Stand-by
PC
Bildschirm­schoner
CRT-Bildschirm
Quelle: Initiative EnergieEffizienz, dena
>> 47
>>
MOBILITÄT
4
Der Verkehr ist in Deutschland neben den Haushalten der größte Energieschlucker. Sein Anteil
am Endenergieverbrauch betrug 2005 rund 29
Prozent. Er trägt damit erheblich zum Treibhaus­
effekt bei. Genauer: Etwa 19 Prozent der CO2Emissionen in Deutschland werden derzeit vom
Verkehr verursacht. Das sind knapp 170 Millionen
Modal Split in Deutschland
Auto
Fahrrad
Rushhour in Berlin
(Foto: BMU / Brigitte Hiss)
75%
5%
Flugzeug
Öffentliche
Verkehrsmittel
5%
15%
und etwa 20 Prozent der Kohlenwasserstoff-­
Emissionen in Deutschland. Diese sind bedeutende Ursachen für Waldschäden und tragen zur
Bildung bodennahen Ozons („Sommer­smog“) bei.
Letzteres kann beim Menschen zur Reizung der
Atemwege, zu Husten, Kopfschmerzen und Atem­
­beschwerden führen. Und nicht zu vergessen: Die
vom motorisierten Verkehr ausgehende Lärmbelastung und der zunehmende Bewegungsmangel.
Tonnen pro Jahr, mehr als die Hälfte davon von
den Personenkraftwagen. Zusätzlich verursacht
der Straßenverkehr auch 42 % der Stickstoffoxid-
>> MOBILITÄT
S-Bahnhof Berlin-Alexanderplatz
(Quelle:pixelio/Siepmanutt)
4 >> 48
Es gibt also vielfältige Gründe, über Alternativen
zum motorisierten Individualverkehr nachzu­
denken.
>>
Tipps zum Treibstoffsparen
Verwenden Sie Leichtlauföle
(Quelle: pixelio/reschke)
❚❚
❚❚
❚❚
Clever unterwegs zu sein bei gleichem Komfort
und Fahrspaß bedeutet:
❚❚ mit der gleichen Tankfüllung weiter kommen
und so Kraftstoff und Geld sparen
❚❚ den Verschleiß des Fahrzeuges verringern
❚❚ sich noch sicherer und zugleich entspannter
im Straßenverkehr bewegen
❚❚ einen wichtigen eigenen Beitrag zu Umweltund Klimaschutz leisten
Hier einige Tipps, wie das funktioniert:
❚❚ Machen Sie ein ökologisches Fahrertraining:
Dadurch werden die Betriebskosten und der
Spritverbrauch deutlich gesenkt.
❚❚ Räumen Sie den Kofferraum aus. Jedes Kilo
Übergewicht kostet zusätzlichen Treibstoff.
❚❚ Stromfresser ausschalten: Eine Klimaanlage erhöht den Kraftstoffverbrauch im Stadtverkehr
um bis zu 1,8 Liter pro 100 Kilometer.
❚❚ Achten Sie darauf, dass die Reifen genug Druck
haben. Bei zu wenig Druck verschleißen die
Reifen schneller und der Spritverbrauch erhöht
❚❚
sich – wenn der Reifendruck um 0,5 bar zu
niedrig ist, bereits um fünf Prozent. Das entspricht 68 Euro im Jahr.
Montieren Sie den Dachgepäckträger ab,
wenn Sie ihn gerade nicht brauchen. Durch
den erhöhten Luftwiderstand erhöht sich der
Benzinverbrauch.
Vermeiden Sie Kurzstrecken: Der Benzinverbrauch des Autos ist bei Kurzstrecken besonders hoch.
Stellen Sie bei Wartezeiten den Motor ab. In
der Leerlaufphase stößt das Auto extrem viele
Schadstoffe aus. Zur Minimierung des Treibstoffverbrauchs ist das Abstellen des Motors
bereits ab einer Minute Wartezeit sinnvoll.
Aber Vorsicht: Nur bei betriebswarmem Motor
abstellen.
Benutzen Sie das Auto möglichst mit mehreren Personen.
ÜBRIGENS:
Wie viel CO2 Ihr Fahrzeug produziert, können Sie überschlägig
­berechnen:
Bei der Verbrennung von 1 l Benzin entstehen 23,2 g CO2. Bei
der ­Verbrennung von 1 l Diesel
entstehen 26,2 g CO2 (höherer
Brennwert).
>>
Fahrzeug mit Benzinmotor:
durchschnittlicher Verbrauch pro
100 km x 23,2 g CO2
Fahrzeug mit Dieselmotor:
durchschnittlicher Verbrauch pro
100 km x 26,2 g CO2
Beispiel: Ø-Verbrauch/100 km:
6,2 l Diesel x 26,2 g/100 km =
1,62 g CO2/km.
Anbieter von Kursen zum Eco-Driving finden Sie
hier: www.neues-fahren.de.
Beispiel:
Was bringt eine Kraftstoffeinsparung von ­
25 %? Angenommen, Ihr Auto verbraucht
­­8 l Benzin pro 100 km und Sie fahren im
Jahr etwa 15.000 km. Bei einer Einsparung
von 25 % Benzin bedeutet dies eine Einsparung von knapp 300 l Kraftstoff. Bei e­ inem
Benzinpreis von 1,40 Euro können Sie in
­einem Jahr etwa 420 Euro sparen und ganz
nebenbei die Umwelt um gut 700 kg CO2
entlasten.
>>
>> MOBILITÄT
Um den CO2-Ausstoß im Verkehr zu senken, ist ein
viel sparsamerer Umgang mit Treibstoffen unumgänglich. Bis zu 25 Prozent weniger Kraftstoffverbrauch sind durch eine clevere Fahrweise möglich
– ohne Einschränkung von Fahrkomfort und Fahrspaß. Kraftstoffverbrauch und Emissionen hängen also nicht nur vom Fahrzeug und seiner Technik ab, sondern auch ganz entscheidend vom
individuellen Fahrstil. Zusätzlich bringt eine ökonomische Fahrweise auch mehr Sicherheit.
4
>> 49
>>
Neues Auto kaufen oder
altes Auto weiterfahren?
Bis heute kann die Wissenschaft keine eindeutige
Empfehlung aussprechen, wann es ökologisch
günstiger ist, einen älteren Personenkraftwagen
weiterzufahren oder ihn stillzulegen bzw. sich für
einen umweltverträglicheren Neuwagen zu entscheiden. Betrachtet man vorwiegend den Ausstoß von Klimagasen, die den Treibhauseffekt antreiben, stehen der Kraftstoffverbrauch sowie der
Energieverbrauch bei der Produktion im Zentrum
der Überlegungen.
❚❚ Wenn Sie einen Euro-2- oder Euro-3-Diesel
­besitzen, statten Sie Ihn möglichst schnell mit
einem vollwertigen Rußpartikelfilter aus.
❚❚ Ältere Dieselfahrzeuge (Euro1 und schlechter)
sind aus Umweltsicht äußerst problematisch
− vor allem, wenn sie in Ballungsgebieten gefahren werden.
❚❚ Bitte rechnen Sie: Die Steuersätze variieren erheblich. Für einen Benziner ohne Katalysator ist
bei gleich großem Hubraum der fast vierfache
Hier einige Fakten als Entscheidungshilfe (Quelle:
VCD):
❚❚ Aus Gründen des Klimaschutzes ist es sinnvoll,
ein Altauto mit hohem Kraftstoffverbrauch
durch ein Fahrzeug mit deutlich niedrigerem
Verbrauch zu ersetzen.
❚❚ Kaufen Sie auf keinen Fall einen Pkw mit Benzinmotor, der keinen geregelten Drei-WegeKatalysator hat. Wenn Sie einen Personenkraftwagen mit Ottomotor ohne geregelten
Katalysator besitzen, rüsten Sie ihn damit nach
oder nehmen Sie Abschied von diesem Auto.
Steuersatz wie für einen Pkw mit moderner
Abgasreinigungstechnik zu zahlen. Beim Diesel
beträgt der Steuersatz immerhin das Zweieinhalbfache.
>> MOBILITÄT
Grünes Licht für emissionsarme Fahrzeuge in
der Umweltzone
(Quelle: Christian Weber)
4 >> 50
>>
ERDGASFAHRZEUGE
Die Erdölreserven sind begrenzt, gleichzeitig
wächst der weltweite Ölbedarf rasant. Deshalb
ist schon heute absehbar, dass der Verbrauch von
Benzin und Diesel in Zukunft nicht mehr aus Erdöl
gedeckt werden kann. Auch wenn niemand sagen kann, wann genau die Ölvorkommen aufgebraucht sein werden, ist es in jedem Fall notwendig, alternative Antriebsformen zu entwickeln.
Erdgasfahrzeuge sind längst über das Versuchsstadium herausgekommen. Sie stellen im Moment
eine Übergangstechnologie zu Hybrid- und
Wasser­stofffahrzeugen dar.
man an das Netz der Erdgastankstellen gebunden.
So lange das Netz noch nicht flächendeckend
ausgebaut ist (Ende 2008 waren insgesamt 850
Erdgastankstellen in der Bundesrepublik verfügbar), hat man mit einem bivalenten Fahrzeug
mehr Flexibilität.
Erdgasautos unterscheiden sich äußerlich nicht
von konventionellen Fahrzeugen. Auch im Fahrkomfort stehen sie ihren benzin- oder dieselbetrie­
benen Pendants nicht nach. Im Gegenteil: Erdgas­
fahrzeuge fahren sogar sanfter und leiser.
Wie funktioniert das Erdgasauto?
Erdgas verbrennt ottomotorisch. Es kommt daher
im gleichen Motor wie Benzin zum Einsatz. Erforderlich ist lediglich eine (andere oder zusätzliche)
elektronisch gesteuerte Einblasmöglichkeit des
Gas-Luft-Gemischs in die Zylinder. Je nachdem ob
ein Fahrzeug nur mit Erdgas betrieben wird oder
auch der Benzinbetrieb möglich ist, unterscheidet
man monovalente und bivalente Erdgasfahrzeuge.
Bivalente Fahrzeuge haben einen Erdgas- und einen Benzintank und können wahlweise mit beiden Kraftstoffen betrieben werden. Ist der Erdgastank leer, schaltet der Motor automatisch auf
Benzin um; der Wechsel kann aber auch manuell
durch einen Schalter bewirkt werden. Den Unterschied bemerkt man beim Fahren kaum. Die Art
der Verbrennung wird vom elektronisch gesteuerten Motormanagement bestimmt. Wichtig für
die Leistung ist die Optimierung des Motors auf
den jeweiligen Kraftstoff. Monovalente Fahrzeuge werden logischerweise auf das Erdgas opti-
Monovalente Erdgasfahrzeuge fahren nur mit
Erdgas, haben also keinen Benzintank. Dadurch
kann der Gastank größer bemessen werden – die
Reichweite ist entsprechend größer. Allerdings ist
Erdgas als Alternative zum Benzin
(Foto: BMU / Brigitte Hiss)
WIRKSAMES MITTEL GEGEN SMOG: ERDGASFAHRZEUGE
Erdgas sorgt für einen deutlichen Rückgang der Schadstoffbelastung
Dieselfahrzeug (=Vergleichsbasis 100 %)
100
100
Erdgas-Kfz
100
100
100
20
< 10
Rußpartikel
>> MOBILITÄT
50
20
< 10
Schwefel­
dioxid
reaktive Kohlenwasserstoffe
Stickoxide
Kohlenmonoxid
4
Quelle: ASUE, Foto: H.-G. Oed
>> 51
miert. Die Motoren der meisten bivalenten Fahrzeuge sind hingegen auf Benzin optimiert,
wes­halb sie im Erdgasmodus eine kleine Leistungseinbuße von sechs bis acht Prozent haben.
Da ­Erdgas sauberer verbrennt, bilden sich wesentlich weniger Ablagerungen im Motoröl als bei
­einem benzinbetriebenen Motor. Die Erdgas­
anlage als solche benötigt keine besondere Pflege.
Die Erdgasleitungen aus Stahlrohr sind un­
empfindlich. Auch die Elektronik muss nicht extra
gewartet werden.
Weitere Infos zu Erdgasfahrzeugen, Fördermitteln
und Tankstellen finden Sie beim Trägerkreis
Erdgas­fahrzeuge unter www.erdgasfahrzeuge.de.
Bequem zu Hause tanken
Haben Sie einen Erdgashausanschluss, können
Sie zukünftig Ihr Erdgasfahrzeug ganz bequem zu
Hause tanken – z. B. über Nacht. Sie können die
Heimbetankungsanlage sowohl in der Garage als
auch draußen an einer Wand installieren, die ein
Gewicht von 45 Kilogramm tragen kann. Zusätz-
Zu Hause tanken und Zeit sparen
(Quelle: GASAG)
Erdgas als Treibstoff
Erdgas stellt eine kostengünstige Alternative zu
den herkömmlichen Treibstoffen dar. Anders als
Benzin oder Diesel misst man Erdgas in Kilogramm. Der Durchschnittspreis in Berlin liegt gegenwärtig bei knapp 96 Cent pro Kilogramm. Ein
Kilogramm Erdgas entspricht etwa 1,58 Litern
Benzin oder 1,3 Litern Diesel.
lich benötigen Sie einen normalen Stromanschluss
(220 Volt).
>> MOBILITÄT
Das Tanken selbst ist ziemlich einfach: Sie schließen­
den Einfüllstützen an Ihr Erdgasfahrzeug an und
drücken „Start“. Die Anlage schaltet sich automatisch aus, wenn Ihr Auto-Erdgastank voll ist. Bei
einer Leistung von einem Kilogramm pro Stunde
benötigen Sie etwa vier Stunden, um das FahrDie Verbrennung von Erdgas ist sehr sauber. Aus zeug mit Erdgas für eine Reichweite von 80 Kilomodernen Motoren mit Drei-Wege-Katalysator metern zu befüllen (bei 4,5 kg / 100 km). Tanken
kommen extrem wenig gesundheitsschädigende Sie einfach über Nacht oder wann immer Sie Ihr
Abgase, noch etwas weniger als bei Euro-4-­ Fahrzeug nicht benötigen.
Benzinern, viel weniger als bei Dieselfahrzeugen.
Bei der Emission des Treibhausgases CO2 schnei- Mehr Informationen zur Heimbetankung erhalten
det der Gasantrieb deutlich besser ab als Benziner Sie über Ihren regionalen Gasanbieter.
gleicher Größe.
4 >> 52
>>
Alternativen zum Auto
Fahrrad
Im Nahbereich (Wege bis sechs Kilometer Länge)
können Fuß- und Radverkehr einen erheblichen
Teil der täglichen Wege bestreiten und so umweltbelastenden Autoverkehr ersetzen. Das Fahrrad
ist hier klar im Vorteil: schneller am Ziel, keine
Parkplatzsuche, Benzin gespart, kein Lärm und
keine CO2-Emissionen. Dazu ist Fahrradfahren gut
für die Gesundheit. Insgesamt sind allerdings nur
zehn Prozent der Berlinerinnen und Berliner mit
dem Fahrrad unterwegs.
Bei längeren Strecken lässt sich das Fahrrad gut
mit den öffentlichen Verkehrsmitteln kombinieren. Der Senat hat sich zum Ziel gesetzt, den Anteil
des Fahrradverkehrs bis zum Jahr 2010 um 50
Prozent zu steigern. Hierzu sollen das Fahrradwegenetz weiter ausgebaut werden, sichere Abstellplätze für Fahrräder geschaffen werden und die
Kombinationsmöglichkeiten mit dem ÖPNV weiter verbessert werden.
Wer kein eigenes Fahrrad besitzt, leiht sich eines.
In Berlin kein Problem! „Call a bike“ ist ein Service
der Deutschen Bahn AG. Fahrräder stehen über
die ganze Stadt verteilt rund um die Uhr zur sofortigen Verfügung bereit. Nähere Informationen
erhalten Sie unter www.callabike.de.
Öffentlicher Personennah­verkehr
(ÖPNV)
Die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel trägt
nachhaltig zu Klimaschutz und Ressourcenschonung bei und entlastet die Straßen vom Verkehr.
Doch wer die Wahl hat, zieht leider häufig das
eigene Auto dem Bus und der Bahn vor. Wussten
Sie, dass Berlin über ein Netz an öffentlichen Verkehrsmitteln verfügt, das in seiner Dichte und
­Taktung in Deutschland einmalig ist? Wenn Sie
nicht schon ÖPNV-Nutzer sind, dann testen Sie
doch einmal, wie bequem und nervenschonend
die tägliche Fortbewegung mit Bus und Bahn sein
kann.
Wie Sie mit öffentlichen Verkehrsmitteln von Ort A
nach Ort B kommen, finden Sie hier: www.bvg.de.
Park & Ride
Park & Ride ist insbesondere dann sinnvoll, wenn
Sie etwas außerhalb der Stadt wohnen. Sie können
das Auto an einer am Stadtrand gelegenen Halte­
stelle stehen lassen und von dort die Fahrt mit
dem Nahverkehr fortsetzen. Dies erspart Ihnen
Staus und die lästige Parkplatzsuche in der Innenstadt.
Alle Berliner Park & Ride-Plätze finden Sie hier:
www.vbbonline.de.
Carsharing und Mitfahrzentralen
Carsharing bietet sich insbesondere dann an,
wenn Sie nur ab und an im Alltag für kurze Zeit
und für kurze Strecken, beispielsweise in der Stadt,
ein Auto benötigen. Sie haben rund um die Uhr
Zugriff auf ein Auto, das in Ihrer Nähe auf einem
reservierten Stellplatz steht.
Dem Stadtverkehr entkommen: Park & RidePlätze nutzen (Foto: pixelio / Gert Altmann)
Überall im Straßenverkehr zu finden:
die Fahrräder der Deutschen Bahn
(Foto: BMU / Brigitte Hiss)
Weitere Informationen finden Sie unter:
www.greenwheels.de.
>> MOBILITÄT
Wenige Metropolen haben so gute Vorraussetzungen für eine nachhaltige Mobilität wie Berlin.
Berlin ist nicht auf ein Zentrum fixiert und die Topografie ohne größere Steigungen kommt dem
Fahrradverkehr entgegen. Breite Bürgersteige,
schöne Uferpromenaden und weite Grünflächen
machen das Zufußgehen attraktiv. Fast die Hälfte
aller innerstädtisch zurückgelegten Wege ist kürzer
als sechs Kilometer, fünf Prozent enden sogar schon
nach einem Kilometer. Ein Drittel dieser kurzen
Wege wird dennoch mit dem Auto zurückgelegt.
Die Mitfahrzentrale ist eine Alternative, wenn Sie
eine längere Strecke zurücklegen wollen. Hier
handelt es sich um Privatpersonen, die bereit sind,
andere Personen auf einer längeren Strecke mitzunehmen.
4
>> 53
verträglichsten ist es, seinen Urlaub mit einem
erdgebundenen Transportmittel anzu­steuern.
Keine Parkplatzsorgen: Reservierter Parkplatz für
Carsharing-Fahrzeuge
(Quelle: Christian Weber)
Ideen dazu finden Sie z. B. auf folgenden Webseiten: www.vertraeglich-reisen.de, www.reiselustdeutschland.de.
Unter www.mitfahrgelegenheit.de oder
www.citynetz-mitfahrzentrale.de können Sie Ihre
Wunschstrecke und -fahrtzeit eingeben.
Reisen
Der Flugverkehr hat einen Anteil von neun Prozent
am gesamten Treibhauseffekt. Der zwischenstaatliche Ausschuss für Klimafragen hat allerdingsschon 1999 ermittelt, dass die Schädlichkeit der
Abgase in den luftigen Höhen zwei bis viermal
höher liegt als am Boden. Daher sollte man wenn
möglich auf das Flugzeug verzichten. Am klima-
>> MOBILITÄT
Mal wieder mit dem Nachtzug fahren
(Quelle: Deutsche Bahn AG)
4 >> 54
Eine attraktive Alternative insbesondere zum Inlandsflug stellt die Bahn dar. Die Klimawirkung
einer Tonne CO2 ist mit dem Flugzeug schon nach
3.000 Kilometer erreicht. Mit der Bahn kann man
für eine Tonne CO2 hingegen 17.000 Kilometer
reisen. Im Vergleich zum Pkw sparen Sie, wenn
Sie mit der Bahn fahren, etwa ein Drittel CO2 ein.
Im Vergleich zum Flugzeug sind es sogar 70 Prozent. Über den Umweltmobilcheck der Deutschen
Bahn können Sie selbst ausrechnen, wie viel CO2
Sie bei Ihrer Reise mit der Bahn gegenüber dem
Auto oder dem Flugzeug einsparen. Probieren Sie
doch statt des Inlandsflugs mal den Nachtzug
und verbinden Sie das Reisen mit dem Schlafen.
Den Mobilcheck der Bahn finden Sie hier:
www.bahn.de/p/view/buchung/auskunft/­
mobilcheck.shtml.
>>
DAS PROJEKT
ECHO Action
„ECHO Action“ (Energy Conscious HOuseholds in
Action, dtsch.: Energiebewusste Haushalte in Aktion) ist ein von der Europäischen Kommission im
Rahmen des Programms „Intelligent Energy –
Europe“­gefördertes Projekt. Das Projekt endet im
April 2009.
Ziel
Ziel des Projekts ist es, den Energieverbrauch in
privaten Haushalten langfristig um durchschnittlich bis zu 20 Prozent zu senken. Teilnehmende
Haushalte sollen motiviert werden, ihr Verbraucherverhalten daraufhin zu überprüfen, wo sie in den
Bereichen Strom, Wärme und Mobi­lität Energie
einsparen können. Natürlich sollen sie auch motiviert werden, energiesparende Maßnahmen umzusetzen.
Teilnehmer
Für das Projekt wurden 2.000 private Haushalte
aus neun Städten in sieben europäischen Ländern
ausgewählt. In Berlin – der einzigen teilnehmenden deutschen Stadt – beteiligen sich mehr als
300 Haushalte! Die anderen Teilnehmer kommen
aus London (Großbritannien), Bourgas (Bulgarien),
Bologna, Venedig und Cappanori (Italien), der
Kaunas-Region (Litauen), Sintra (Portugal) und
Karlstad (Schweden).
Beratung
Energieexperten beraten alle teilnehmenden Haus­
halte ein Jahr lang fachmännisch. Zusätzlich wurde ein lokales Expertennetzwerk aus Herstellern,
Händlern, Handwerkern und Beratern bis hin zu
Finanzierungsinstitutionen aufgebaut. Die Mitglieder dieses Netzwerks stehen den Haushalten
mit ihrem Fachwissen – aber auch mit ihren Produkten – bei der Auswahl und der Umsetzung
geeigneter Maßnahmen zur Steigerung der Ener­
gie­­effizienz und zum Einsatz regenerativer Energien
zur Seite.
Umsetzung in Berlin
In Berlin wird das Projekt unter dem Motto „Die
Heimtrainer kommen!“ von der Berliner Energieagentur gemeinsam mit der GASAG umgesetzt.
Zwei Mitarbeiter der Berliner Energieagentur stehen den Teilnehmern als „Heimtrainer“ für alle
Fragen rund um die Energie in Haushalten zur Seite:­
von der Gebäudehülle über die Gebäudetechnik
bis hin zu Stromverbrauch und Mobilität. Spe­zielle
Zielgruppe für das Beratungsprojekt sind Eigen­
tümer von Ein- und Zweifamilienhäusern. Die
„Heim­trainer“ entwickelten mit den Teilnehmern
individuelle Konzepte zur energetischen Modernisierung ihres Hauses und begleiteten sie bei der
Umsetzung.
Zusätzlich erhalten alle Teilnehmer ein Jahr lang
konkrete Tipps, wo sie in ihrem Alltag bei Wärme,
Strom und Mobilität Energie sparen können. Dazu
werden monatlich Informationsveranstaltungen
organisiert. In einem Onlineforum können die
Teilnehmer ihre Fragen stellen und erhalten fachkundige Antwort von den „Heimtrainern“ und
weiteren Experten aus dem Netzwerk.
Um energiesparende Maßnahmen weiter anzuregen, werden – in Zusammenarbeit mit Netzwerkpartnern – sogenannte Sparangebote des
Monats offeriert. Dabei handelt es sich beispielsweise um Zuschüsse für den Kauf von modernen
Heizkesseln und Solaranlagen, um kostengünstige­
Thermografieaufnahmen oder preiswerte Vorschalt­
geräte zum Vermeiden von Stand-by-Verbrauch
bei Gerä­ten der Unterhaltungselektronik.
>> 55
impressum
Herausgeber
Berliner Energieagentur GmbH
GASAG Berliner Gaswerke Aktiengesellschaft
Redaktion
Dr. Annett Fischer, Claudia Alt, Michael Aniola
GESTALTUNG
weber. Konzeption. Kreation. Kommunikation.
www.christianweber.info
Ausgabe
April 2009
Nachdruck und Vervielfältigung, auch in Auszügen, nur mit
Genehmigung der Herausgeber. Umweltfreundlich gedruckt
auf 100 % Recyclingpapier.
Berliner Energieagentur GmbH
Französische Straße 23
10117 Berliner Energieagentur
[email protected]
www.berliner-e-agentur.de
Tel.: (030) 293330-0
Fax: (030) 293330-93
Die alleinige Verantwortung für den Inhalt dieser Publikation liegt bei den AutorInnen. Sie gibt nicht unbedingt die Meinung der Europäischen Gemeinschaften wieder. Die Europäische Kommission übernimmt keine
Verantwortung für jegliche Verwendung der darin enthaltenen Informationen.
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