Pathophysiologie, Klinik und Therapie von Vitien

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Angeborene und erworbene Herzfehler
331
Pathophysiologie, Klinik und Therapie
von Vitien des rechten Herzens
Steffen P. Schön, Uwe Speiser, Alexander Schmeisser, Utz Kappert, Ruth H. Strasser
Einleitung
Trikuspidalklappe
Trikuspidalklappeninsuffizienz
Trikuspidalklappenstenose
Pulmonalklappeninsuffizienz
Pulmonalklappenstenose
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332
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336
338
338
Einleitung
Verfahren sind die monoplane Flächen/LängenMethode, die biplane Bestimmung nach Simpson, die
Insuffizienzen der rechtsseitigen Herzklappen sind
systolische Auslenkung des lateralen Trikuspidalklap-
selten primäre Erkrankungen, sondern häufig sekun-
penrings („tricuspid annular plane systolic elevation“,
däre Folgen eines linksseitigen Klappenvitiums oder
TAPSE), das Tissue-Doppler-Imaging (TDI) und der
eines angeborenen Herzfehlers. Die Klinik des Patien-
myokardiale Performance-Index (MPI) [2, 3]. Die exak-
ten wird dabei vom linksseitigen Vitium dominiert,
te Quantifizierung der RVEF mittels Echokardiografie
was in der Vergangenheit dazu führte, dass die Klap-
ist jedoch aufgrund der komplexen Geometrie des
penfehler des rechten Herzens vernachlässigt wurden.
rechten Ventrikels mit unterschiedlicher Ausrichtung
In den vergangenen Jahren setzte sich jedoch zuneh-
des rechtsventrikulären Sinus und Infundibulums
mend die studienbasierte Erkenntnis durch, dass
schwierig, und jede dieser Methoden birgt immanente
Vitien des rechten Herzens eben keine Begleiterschei-
Mängel [4, 5]. Bei diesem Problem ist die Magnetreso-
nungen einer primären Erkrankung, sondern unab-
nanztomografie (MRT) hilfreich und kann wesentlich
hängige Prädiktoren für die Morbidität und Mortalität
zum Verständnis und zur Quantifizierung der rechts-
der betroffenen Patienten sind [1]. Eine umfassende
ventrikulären Geometrie und Funktion beitragen.
Diagnostik ist in diesem Zusammenhang wichtig, um
Eine Rechtsherzkatheteruntersuchung dient zur Mes-
die Pathophysiologie des rechten Ventrikels und der
sung der Druckverhältnisse in den rechtsseitigen
rechtsseitigen Vitien zu definieren und um eine adä-
Herzhöhlen und der pulmonalen Strombahn und ist
quate Therapie einleiten zu können. In der apparativen
insbesondere für die Risikostratifizierung eines opera-
Diagnostik ist insbesondere die Echokardiografie von
tiven Eingriffs und für differenzialdiagnostische Erwä-
zentraler Bedeutung. Hierdurch lassen sich in der
gungen beim Vorliegen einer pulmonalen Hypertonie
Regel von transthorakal die relevanten Parameter zur
angezeigt.
Beurteilung der Klappenfehler des rechtens Herzens
erfassen. Eine transösophageale Untersuchung ist bei
Im Folgenden werden zunächst die wichtigsten Ursa-
deutlich eingeschränkten transthorakalen Schallbe-
chen für rechtsseitige Klappenvitien beschrieben. Wei-
dingungen sinnvoll. Zur Quantifizierung der rechts-
terhin werden die aktuellen Leitlinien zum Manage-
ventrikulären Ejektionsfraktion (RVEF) sind neben der
ment von Klappenfehlern des rechten Ventrikels be-
visuellen Abschätzung der Pumpfunktion mehrere
leuchtet und neue diagnostische wie therapeutische
echokardiografische Methoden beschrieben worden.
Fortschritte für diese Patienten vorgestellt. Da die
Die häufigsten in der klinischen Routine eingesetzten
funktionelle TI das mit deutlichem Abstand häufigste
Kardiologie up2date 5
ê 2009 ê DOI http://dx.doi.org/10.1055/s-0029-1243809 ê VNR 2760512009054030548
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Übersicht
Pathophysiologie, Klinik und Therapie von Vitien des rechten Herzens
Vitium des rechten Ventrikels ist, wird diesem Krank-
Tabelle 1
heitsbild ein Schwerpunkt eingeräumt.
Normwerte der Trikuspidalklappe.
Trikuspidalklappe
Öffnungsfläche
Absolut
4,8 ± 1,6 cm
Indexiert
2
Trikuspidalklappe
2,7 ± 0,9 cm/m
2
2
Anatomie
Ringdurchmesser
4,0 ± 0,7 cm
2,2 ± 0,4 cm/m
Ringfläche
10,0 ± 2,9 cm2
5,5 ± 1,6 cm/m2
Die Trikuspidalklappe zeigt einen dreidimensional
konfigurierten Ring in Form eines Sattels und weist mit
ihrem anterioren, posterioren und septalen Segel eine
Öffnungsfläche von etwa 4,8 ± 1,6 cm2 auf. Der Klappenringdurchmesser beträgt 4,0 ± 0,7 cm, die Trikuspidalklappenringfläche liegt bei 10,0 ± 2,9 cm2 (Tab. 1)
[6].
Bildgebung
Das anteriore Segel ist anatomisch am wenigsten variabel, während posteriores und septales Segel in Größe und Anordnung stark variieren können. Im apikalen
4-Kammer-Blick befindet sich das anteriore Segel auf
der rechtslateralen Seite, das septale Segel auf der Seite
des interventrikulären Septums (Abb. 1). Das posteriore Segel ist in der parasternal kurzen Achse auf Höhe
der Aortenklappenebene an der rechtsventrikulär freien Wand lokalisiert [7]. Weiterhin liegt die Trikuspidalklappenebene im Vergleich zur Mitralklappenebene
weiter apikal. Diese weiter apikal zur Darstellung kommende Klappenebene ist dabei ein Charakteristikum
des rechten Ventrikels und hilfreich bei der Zuordnung
der atrioventrikulären und ventrikuloarteriellen Konkordanz bei angeborenen Herzfehlern. Eine unphysiologisch weite Apikalisierung (> 8 mm/m2) insbesondere
des septalen Segels der Trikuspidalklappe mit resultierender struktureller Trikuspidalklappeninsuffizienz
findet sich bei der Ebstein-Anomalie [8].
Abb. 1 Anordnung der Trikuspidalklappensegel in der transthorakalen Echokardiografie.
a Systolischer 4-Kammer-Blick mit Darstellung der Insertion des septalen Segels der Trikuspidalklappe (blauer Pfeil) und der Insertion des anterioren Mitralklappensegels (roter
Pfeil). b Diastolischer 4-Kammer-Blick. c Parasternal kurze Achse. d Überkippte parasternal
lange Achse. AS = anteriores Segel, SS = septales Segel, PS = posteriores Segel, RV = rechter
Ventrikel, LV = linker Ventrikel, MB = Moderatorband, AK = Aortenklappe.
Bei von transthorakal vermuteter Trikuspidalklappenendokarditis kann eine transösophageale Echokardiografie in einzelnen Fällen zur diagnostischen Sicherung
beitragen. Auch die dreidimensionale Echokardiografie
kann bei ungeklärtem Pathomechanismus, insbesondere bei strukturellem Trikuspidalklappenvitium, die
Diagnosefindung erleichtern.
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Angeborene und erworbene Herzfehler
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gleich zwischen RV und RA bei schwerer Insuffizienz
Trikuspidalklappeninsuffizienz
erklärt. Zum anderen kann die TI – analog zur Beurteilung einer Mitralklappeninsuffizienz – über die Dichte
Bildgebung
des Regurgitationsjets quantitativ beurteilt werden,
und häufig unvollständig abgebildet wird, während die
klappeninsuffizienz (TI) abschätzen zu können, kann
Dichte des cw-Dopplersignals mit zunehmendem In-
echokardiografisch bei zentralen Regurgitationen die
suffizienzgrad immer weiter zunimmt. Eine schwere TI
Größe des Insuffizienzjets herangezogen werden. Bei
weist im cw-Doppler die gleiche Signalintensität im
einer Nyquist-Skala von 50 – 60 cm/s gilt dabei eine Jet-
Einstromprofil wie im Regurgitationsjet auf [13]. Die
Fläche von < 5 cm2 als leichtgradige, eine Jet-Fläche von
wesentliche Bedeutung der cw-Dopplerkontur liegt je-
5 – 10 cm als mittelgradige und > 10 cm als hochgra-
doch in ihrer maximalen Flussgeschwindigkeit. Durch
dige TI. Diese grob orientierende Beurteilung sollte um
die Bernoulli-Gleichung (δp = 4v2) kann der Gradient
weitere echokardiografische Messverfahren ergänzt
über der insuffizienten Trikuspidalklappe (δp) anhand
werden, wenn ein höhergradiges Vitium möglich ist.
der maximalen Flussgeschwindigkeit (v) berechnet
2
2
werden [14]. Um diesen Gradienten nicht zu unterVena contracta. Dazu bietet es sich an, die Breite der
schätzten, sollte auf einen möglichst geringen Winkel
Vena contracta zu messen. Als Vena contracta wird der
zwischen Insuffizienzjet und dem cw-Dopplerstrahl
kleinste Durchmesser des Regurgitationsjets auf Höhe
geachtet werden.
der Klappenebene bzw. unmittelbar atrialseitig der
Klappenebene bezeichnet. Eine Vena contracta > 7 mm
RVSP. Der rechtsventrikulär systolische Druck (RVSP)
und ein retrograder Fluss in den Lebervenen wird in
kann durch die Addition eines geschätzten rechtsatria-
den aktuellen Leitlinien der Europäischen Fachgesell-
len Drucks zum Gradienten über der Trikuspidalklappe
schaft für Kardiologie als Kriterium für eine hochgradi-
bestimmt werden. Liegt keine relevante Pulmonalklap-
ge TI angeführt [9]. Die Darstellung des retrograden
penstenose oder Obstruktion des rechtsventrikulären
Flusses in den Lebervenen kann dabei durch die intra-
Ausflusstrakts (RVOT) vor, entspricht der RVSP dem
venöse Gabe von agitierter Kochsalzlösung in eine Vene
systolischen Pulmonalarteriendruck (PAP). Bei Vorlie-
der oberen Extremität optimiert werden.
gen eines Druckgradienten über dem RVOT oder der
Pulmonalklappe ergibt sich der PAP durch Subtraktion
PISA. Eine weitere farbdopplerbasierte Methode zur
dieses Gradienten vom echokardiografisch ermittelten
Beurteilung der TI ist die „proximal isovelocity surface
RVSP. Liegt eine schwere Insuffizienz der Trikuspidal-
area“ (PISA). Die ventrikelseitige Flussbeschleunigung
klappe vor, kann der Trikuspidalklappengradient bei
an einer insuffizienten Atrioventrikularklappe führt
annäherndem Druckangleich zwischen rechtem Ven-
dabei zum Phänomen einer proximalen Konvergenz-
trikel und rechtem Vorhof niedrige Werte annehmen.
zone, deren Radius ein Maß für die Klappeninsuffizienz
In diesen Fällen müssen deutlich erhöhte rechtsatriale
darstellt. Bei einer Nyquist-Skala von 28 cm/s spricht
Drücke zur Abschätzung des RVSP herangezogen wer-
ein PISA-Radius von ≤ 0,5 cm für eine leichtgradige, ein
den. Beim Vorliegen einer pulmonalen Hypertonie
Radius zwischen 0,6 und 0,9 cm für eine mittelgradige
sollte eine Rechtsherzkatheteruntersuchung durchge-
und ein Radius über 0,9 cm für eine hochgradige TI.
führt werden, um den pulmonalarteriellen und pul-
Weiterhin kann anhand von üblicherweise im Echo-
monalvenösen Anteil der Hypertonie differenzieren zu
gerät hinterlegten Algorithmen aus dem gemessenen
können.
Radius der Regurgitationsfluss, das Regurgitationsvolumen und die effektive Regurgitationsöffnung berech-
MRT. Die MRT ist bei eingeschränkten Schallbedingun-
net werden [10, 11].
gen eine valide Alternative, um die Morphologie und
den Halteapparat der Trikuspidalklappe darzustellen
cw-Dopplersignal. Die Ableitung eines cw-Doppler-
(Abb. 2). Allerdings ist die Beurteilung der Klappen-
signals über einer TI ist aus mehrfacher Hinsicht von
funktion mittels Phasenkontrastdarstellung in der MRT
Bedeutung: Zum einen kann die TI semiquantitativ be-
fehleranfällig, und die Cine-Mode-Sequenzen lassen
urteilt werden, weil leicht- bis mittelgradige Insuffi-
allenfalls eine orientierende Quantifizierung der Klap-
zienzen ein symmetrisch, parabolisch konfiguriertes
penfehler zu. Weiterhin können hochmobile Struktu-
cw-Dopplersignal abbilden, schwere TI jedoch ein eher
ren an der Trikuspidalklappe, beispielsweise eine en-
trianguläres Signal mit frühem Maximum [12]. Die tri-
dokarditische Vegetation, der MRT entgehen.
anguläre Jet-Kontur wird durch den raschen Druckan-
Kardiologie up2date 5
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weil die Kontur des Jets bei leichtgradigen TI nur flau
Insuffizienzjet. Um den Schweregrad der Trikuspidal-
Pathophysiologie, Klinik und Therapie von Vitien des rechten Herzens
Abb. 2 MRT-Bild aus einer Cine-Mode-Sequenz mit Darstellung der Trikuspidalklappe. a RA = rechter Vorhof, RV = rechter Ventrikel, LV = linker Ventrikel, PM = Papillarmuskel. b Vergrößerter Ausschnitt; die lange rote Linie gibt den Durchmesser des Trikuspidalklappenrings an (AS = anteriores Segel, SS = septales Segel), die
auf ihr senkrecht stehende blaue Linie die „tenting“-Höhe und die wiederum zu ihr senkrecht verlaufende grüne Linie die Regurgitationsöffnung.
Pathophysiologie
█
Boden einer rechtsventrikulären Infarzierung oder
einer rechtsventrikulär arrhythmogenen Dysplasie
Funktionelle TI
eine wichtige Rolle. Auch Vorhofflimmern mit einer
Meist ist die TI funktioneller Natur und entsteht auf-
konsekutiven Dilatation des rechten Vorhofs kann zu
grund einer Dilatation des Trikuspidalklappenrings
einer höhergradigen TI funktioneller Natur beitragen.
und des rechten Ventrikels, aber auch des rechten
Vorhofs.
Tethering und Tenting. Die funktionelle TI entsteht
dabei einerseits dadurch, dass die Erweiterung des
Ätiopathogenese. Als Ursachen für die funktionelle TI
rechten Ventrikels mit der Zügelung („tethering“) der
kommen meist linksventrikuläre Vitien und die Links-
Trikuspidalklappensegel einhergeht, und wird ande-
herzinsuffizienz infrage (Tab. 2). Die primär linksseitige
rerseits dadurch hervorgerufen, dass sich der eigentlich
Dysfunktion ist die Ursache eines pulmonalvenösen
sattelförmige Trikuspidalklappenring erweitert und
Rückstaus, der zum Anstieg des Drucks im Lungen-
abflacht [15]. Zudem kann eine Abnahme der rechts-
stromgebiet führt. Dieser Druckanstieg kann dann die
ventrikulären Funktion zu einer verminderten systo-
Rechtsherzinsuffizienz mit Dilatation der rechtsseiti-
lischen Schlussbewegung der Trikuspidalklappensegel
gen Herzhöhlen verursachen. Neben der pulmonalven-
führen. Infolge des „tetherings“ der Trikuspidalklap-
ösen Hypertonie spielen die pulmonalarterielle Hyper-
pensegel ist eine Koaptation der Segel in der Klappen-
tonie sowie Vitien mit initialem Links-rechts-Shunt
ebene nicht möglich und die systolische Schlussbewe-
oder die Rechtsherzinsuffizienz beispielsweise auf dem
gung bleibt bei retrahierten Klappensegeln unvollständig.
Tabelle 2
Das echokardiografische Bild der retrahierten
Ursachen für funktionelle und strukturelle Trikuspidalklappen-
Trikuspidalklappensegel wird als „tenting“ be-
insuffizienzen.
zeichnet und die Fläche zwischen Trikuspidalklappenbasis, anteriorem und septalem Segel im
Funktionelle Trikuspidalklappeninsuffizienz
Strukturelle Trikuspidalklappeninsuffizienz
4-Kammer-Blick als „tenting area“ quantifiziert.
Dieser Pathomechanismus mündet bei bereits fortge-
█
█
█
█
Linksherzvitium mit pulmonalvenöser
Hypertonie
pulmonalarterielle Hypertonie
Vitium mit Links-rechts-Shunt
Rechtsherzdilatation
█
█
█
█
█
█
█
█
Kardiologie up2date 5
rheumatische Herzerkrankung
Karzinoid-Syndrom
Ebstein-Anomalie
Trikuspidalklappenprolaps
Trikuspidalklappenendokarditis
rechtsventrikuläre Aggregatsonde
ischämische Papillarmuskeldysfunktion
traumatischer Segelabriss
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schrittener TI in einen Circulus vitiosus, der die TI weiter aggraviert. Die funktionelle Natur der TI lässt sich
durch eine (partielle) Reversibilität der Regurgitation
unter optimiertem Volumenmanagement belegen.
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Angeborene und erworbene Herzfehler
Primäre TI
█
Primäre oder strukturelle Erkrankungen der Trikuspidalklappe sind deutlich seltener als die funktionelle TI.
Operation eines linksseitigen Vitiums (IC)
█
Als Ursachen hierfür (Tab. 2) kommen beispielsweise
rheumatische Herzerkrankungen in Betracht. Nahezu
mittelgradiger strukturelle TI im Rahmen der Operation eines linksseitigen Vitiums (IIaC)
█
mittelgradige funktionelle TI bei Dilatation des TKR
> 40 mm (oder > 21 mm/m2 KÖF) im Rahmen der
einher. Eine ähnliche Koinzidenz findet sich beim myxomatösen Trikuspidalklappenprolaps, der ohne einen
ebenfalls vorliegenden strukturell auffälligen Mitral-
hochgradige strukturelle TI bei Symptomen trotz
medikamentöser Therapie (IC)
█
immer geht dabei ein Trikuspidalklappenvitium mit
einer rheumatischen Degeneration der Mitralklappe
hochgradiger TI (jeglicher Genese) im Rahmen der
Operation eines linksseitigen Vitiums (IIaC)
█
hochgradige TI (jeglicher Genese) und Symptome
klappenprolaps eine Seltenheit darstellt. Ein Karzinoid-
nach linksseitiger Klappenchirurgie ohne Dysfunktion
Tumor kann durch 5-Hydroxyindolessigsäure, einem
des LV, RV oder einer linksseitigen Klappe und ohne
Serotoninabbauprodukt, zur Fibrosierung der Trikuspidalklappensegel, aber auch der Pulmonalklappenta-
pulmonale Hypertonie (RVSP < 60 mm Hg) (IIaC)
█
hochgradige isolierte TI (jeglicher Genese) auch ohne
schen führen. Die Fibrosierung der Herzklappen mün-
Symptome bei progredienter RV-Dilatation oder
det meist in einer Insuffizienz an der Trikuspidalklappe
Funktionseinschränkung (IIbC).
und Stenosierung an der Pulmonalklappe (HedingerSyndrom). Als weitere Genese eine Strukturdefekts an
Technik. Die Trikuspidalklappenrekonstruktion (TKR)
der TI kommt die Trikuspidalklappenendokarditis, der
wird klassischerweise als Implantation eines Trikuspi-
traumatische Segelabriss, die ischämische TI bei Papil-
dalklappenrings durchgeführt (Trikuspidalklappenan-
larmuskeldysfunktion, die Kompromittierung der Tri-
nuloplastie, TKA, Abb. 3). Die Rezidivquote für eine
kuspidalklappensegel durch eine ventrikuläre Aggregatsonde und der bereits erwähnte Morbus Ebstein in
Betracht.
AS
Natürlicher Verlauf
Das klinische Erscheinungsbild bei hochgradigen Vitien
PS
des rechten Ventrikels ist zum einen geprägt von der
SS
zugrunde liegenden linksseitigen Pathologie, zum an-
CS
deren von der konsekutiven Rechtsherzinsuffizienz mit
peripheren Ödemen, gestauten Halsvenen, Leberkongestion und Aszites. Die medikamentösen Therapieoptionen sind auf die Gabe von Diuretika beschränkt.
Der natürliche Verlauf einer hochgradigen, strukturel-
Abb. 3 Chirurgischer Blick auf die Trikuspidalklappe. a Zustand vor der Rekonstruktion;
AS = anteriores Segel, SS = septales Segel, PS = posteriores Segel, CS = Koronarsinus.
b Nach Implantation eines Trikuspidalklappenrings (mit freundlicher Genehmigung der
Fa. Edwards).
len TI ist dabei deutlich limitiert. Die funktionelle TI
hingegen kann sich nach Behandlung ihrer Ursache
(beispielsweise des linksseitigen Vitiums) bessern [16].
Jedoch ist es auch bei der funktionellen Genese der TI
möglich, dass die Symptomatik unverändert bleibt oder
sich sogar verschlechtert – trotz erfolgreicher Behandlung der zugrunde liegenden Primärerkrankung.
Checkliste
Trikuspidalklappeninsuffizienz (TI)
Diagnostik
Insuffizienzjet < 5 cm2 = leichtgradige TI, 5 – 10 cm2 = mittelgradige TI,
█
> 10 cm2 = hochgradige TI (Nyquist-Skala 50 – 60 cm/s)
█
Operation
█
Indikationen. Die folgende Auflistung fasst die Operationsindikationen gemäß der aktuellen Leitlinie der
Europäischen Fachgesellschaft für Kardiologie [9] zusammen und gibt den jeweiligen Evidenz- und Empfehlungsgrad an:
█
PISA-Radius ≤ 0,5cm = leichtgradige TI, 0,6 – 0,9 cm = mittelgradige TI,
> 0,9 cm = hochgradige TI (Nyquist-Skala 28 cm/s)
hochgradige TI bei Vena contracta > 7 mm und retrogradem Fluss in
den Lebervenen, außerdem trianguläres cw-Dopplersignal
orientierende Beurteilung auch in der MRT möglich
Therapie
Implantation eines Trikuspidalklappenrings (Trikuspidalklappenannulo█
plastie), zukünftig auch Reduktion des „tethering“
█
Rezidiv einer Klappeninsuffizienz = 10 % nach 5 Jahren
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█
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Pathophysiologie, Klinik und Therapie von Vitien des rechten Herzens
Erweiterte TKR. Als Ziele eines erweiterten Verfahrens
zur Trikuspidalklappenrekonstruktion bei dilatiertem
rechtem Ventrikel werden derzeit die Reduktion der
„tenting area“ und die Rekonstruktion der Geometrie
LV
RV
RV
LV
des Trikuspidalklappenrings diskutiert:
█
Zuerst wird die klassische Annuloplastie des Trikuspidalklappenrings durchgeführt.
█
Das „tethering“ der Segel im dilatierten rechten Ventrikel kann verringert werden, indem die rechtsventrikulären Papillarmuskeln und die daran inserie-
RA
RA
renden Chordae gegenseitig angenähert werden.
Dazu werden epikardiale, filzunterstützte Nähten am
a
b
Abb. 4 Prinzip der rechtsventrikulären Reduktionsplastik zur Verringerung des „tethering“.
a „tethering“ der Trikuspidalklappenchordae bei dilatiertem rechtem Ventrikel mit resultierender schwerer TI. b Reduktion des „tethering“ durch eine Reduktionsplastik des rechten Ventrikels (aus [22]).
rechten Ventrikel aufgebracht, sodass die rechtsventrikuläre Dilatation teilweise reduziert wird und sich
anteriorer und posteriorer Papillarmuskel aneinander annähern. Die hierdurch verminderten „tethering“-Kräfte an den Trikuspidalklappensegeln sind
die Voraussetzung für eine Minimierung der „tenting
Klappeninsuffizienz liegt dabei im Mittel bei 10 % nach
area“ und eine Koaptation der Segel auf Höhe des
5 Jahren [9]. Den Verlauf einer funktionellen TI nach
Klappenrings. Abb. 4 verdeutlicht das Prinzip der
linksseitiger Klappenchirurgie vorauszusagen, bleibt
rechtsventrikulären Reduktionsplastik [22].
jedoch schwierig.
Bei dilatiertem linkem Ventrikel und schwerer MI ist
das Konzept der Mitralklappenrekonstruktion, welche
Ausblick
um eine partielle linksventrikuläre Myektomie erweitert wurde, erfolgreich in einer kleinen und sorgfältig
Eine schwere pulmonale Hypertonie, die Rechtsherz-
selektionierten Patientengruppe belegt [23]. Ob dies
dilatation, eine eingeschränkte RVEF und die Trikuspi-
durch das beschriebene Verfahren am rechten Ventri-
dalklappenringdilatation sind Parameter, die eher für
kel und der Trikuspidalklappe ebenfalls erzielt werden
eine höhere Wahrscheinlichkeit eines TI-Rezidivs spre-
kann, ist bisher ungewiss und Gegenstand gegenwärti-
chen [17]. Liegt bei operationspflichtigem Linksherz-
ger Untersuchungen.
vitium eine mittelgradige TI vor, scheint bei einer Dilatation des rechten Ventrikels (> 127 ml/m2) und dilatiertem Trikuspidalklappenring (> 7,3 cm2/m2) eine
Trikuspidalklappenstenose
TKR eher zu einer Verbesserung bzw. Konstanz der TI
zu führen als ein konservatives Verhalten an der Tri-
Im Vergleich zur TI ist die Trikuspidalklappenstenose
kuspidalklappe [18]. Die MRT kann zur Charakterisie-
(TS) sehr viel seltener.
rung der Morphologie des rechten Ventrikels und der
Trikuspidalklappe einen wichtigen Beitrag leisten.
Ursachen. Ursache einer TS ist in den meisten Fällen
eine rheumatische Herzerkrankung. Das rheumatische
Rezidive. Insbesondere Patienten mit einem schwer
Trikuspidalklappenvitium ist dabei meist ein kombi-
dilatierten rechten Ventrikel und dadurch bedingter,
niertes Vitium mit ebenfalls höhergradigem Insuffi-
hochgradiger TI sind eine therapeutische Herausforde-
zienzanteil. Außerdem ist es nahezu immer mit einem
rung. Fukuda et al. berichteten nach TKA über das
rheumatischen Vitium der Mitralklappe und seltener
Wiederauftreten einer mittelschweren bis schweren
der Aortenklappe vergesellschaftet. Weitere mögliche
Insuffizienz in 15 % respektive 7,4 % der untersuchten
Ursachen sind die angeborene Klappenstenose, das
216 Patienten [17]. Onoda et al. fanden nach Implanta-
Karzinoid-Syndrom, die bakterielle Endokarditis oder
tion eines Trikuspidalklappenrings eine mindestens
ein Tumor im Bereich der Trikuspidalklappenebene.
mittelschwere Rezidiv-TI in 29 % der Fälle [19]. Weitere
Autoren bezifferten in diesem Patientengut das Rezi-
Klinik. Die Symptome der Patienten entstehen durch
divrisiko einer schweren TI mit 14 % und die Wahr-
eine rechtsventrikuläre Einflussstauung und können
scheinlichkeit einer erneuten Operation mit 4,2 % pro
sich in peripheren Ödemen, gestauten Halsvenen,
Jahr [20, 21].
Leberkongestion und Aszites manifestieren. Auskulta-
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Angeborene und erworbene Herzfehler
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torisch findet sich ein diastolisches Herzgeräusch mit
einer Betonung bei allen Manövern, die den Rückfluss
zum rechten Herzen steigern, wie beispielsweise dem
Anheben der Beine oder der tiefen Inspiration (Carvallo-Zeichen).
Diagnostik. Wichtig ist zu beachten, dass angesichts
der im Normalfall niedrigen Drücke in den rechtsseitigen Herzhöhlen eine TS bereits ab einem mittleren
transtrikuspidalen Einstromgradienten von 2 mm Hg
vorliegt. Eine generell akzeptierte Einteilung der TSSchweregrade gibt es jedoch nicht [24]. Ein Druckgradient von im Mittel 5 mm Hg kann schon zu einer klitik erfolgt wie bei der TI primär echokardiografisch. Es
finden sich teils immobile und verdickte Klappensegel
mit einem diastolischen „doming“. Bei schwerer Stenose beträgt die Öffnungsfläche < 1 cm2 [25]; sie ist jedoch echokardiografisch schwierig zu beurteilen, denn
die Bestimmung der Öffnungsfläche durch die Druckhalbwertszeit ist nicht zufriedenstellend validiert und
die Kontinuitätsgleichung bei häufig kombiniertem
Vitium nicht durchführbar. Eine Planimetrie der Klappe
ist allenfalls mit der dreidimensionalen Echokardiografie möglich. In diesem Zusammenhang ist eine
Rechtsherzkatheteruntersuchung hilfreich, wobei unbedingt auf eine simultane Messung von rechtsatrial
und rechtsventrikulär diastolischen Drücken über
mehrere Herzschläge geachtet werden sollte (Abb. 5).
Auch bei schwerer TS können hier nur Druckgradienten
von im Mittel 3 – 6 mm Hg nachweisbar sein.
Abb. 5 Invasive Druckmessung simultan im rechten Vorhof (RA, grau) und rechten Ventrikel (RV, blau) bei einem Patienten mit höhergradiger TS (Lapp H, Krakau I. Das Herzkatheterbuch. 2. Aufl. Thieme; 2005).
Invasiv gemessene, transvalvuläre Gradienten
> 3 mm Hg und Öffnungsflächen < 1,5 cm2 sind
Checkliste
Hinweise auf eine höhergradige TS [9].
Therapie. Die Indikation zum Klappeneingriff ergibt
sich meist im Zusammenhang mit der Notwendigkeit,
Trikuspidalklappenstenose (TS)
Diagnostik
TS ab mittlerem transtrikuspidalem Einstrom█
gradienten von 2 mm Hg, bei schwerer TS Öff-
ein weiteres Klappenvitium zu operieren. Dabei ist der
biologische Trikuspidalklappenersatz die bevorzugte
nungsfläche < 1 cm2
█
chirurgische Therapie. Die perkutane Kommissurotomie wird in den aktuellen Leitlinien der europäischen
█
Fachgesellschaft als Therapieoption bei der seltenen
Kombination einer isolierten TS ohne relevante Begleitinsuffizienz diskutiert. Die medikamentösen Thera-
Rechtsherzkatheteruntersuchung mit simultaner
Druckmessung im rechten Vorhof und Ventrikel
Therapie
medikamentös: Diuretika und moderate Beta█
pieoptionen sind auf die Gabe von Diuretika und eine
moderate Betablockade beschränkt.
teils immobile und verdickte Klappensegel mit
einem diastolischen „doming“
█
blockade
operativ meist im Rahmen einer anderen Herzklappen-OP
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nisch relevanten Einflussstauung führen. Die Diagnos-
Pathophysiologie, Klinik und Therapie von Vitien des rechten Herzens
Pulmonalklappeninsuffizienz
Pulmonalklappenstenose
Ursachen. Eine Pulmonalklappeninsuffizienz (PI) ist
Ursachen. Pulmonale Stenosen (PS) können subvalvu-
meist geringen Schweregrades und sekundäre Folge
lär, valvulär und supravalvulär auftreten und stellen
einer pulmonalen Hypertonie auf dem Boden einer
einen relativ häufig auftretenden angeborenen Herz-
Linksherzinsuffizienz oder eines linksseitigen Vitiums.
klappenfehler dar. Wenn keine schwerwiegenden Ko-
Schwere Insuffizienzen finden sich im Erwachsenen-
morbiditäten vorliegen, erreichen die Patienten oft das
alter am ehesten nach Voroperationen am RVOT oder
Erwachsenenalter, ohne dass bis dahin die Diagnose
der Pulmonalklappe. Weiterhin können seltene Ereig-
gestellt wurde. Im Zusammenhang mit komplexen
nisse wie eine Endokarditis der Pulmonalklappe oder
Fehlbildungen können Stenosen der pulmonalen Aus-
eine Klappenbeteiligung im Rahmen eines Karzinoid-
strombahn bei der Fallot-Tetralogie (Pulmonalklap-
Syndroms auftreten und zu einer höhergradigen Insuf-
penstenose, Ventrikelseptumdefekt, überreitende Aor-
fizienz führen.
ta, Rechtsherzhypertrophie), dem Noonan-Syndrom
(häufig pulmonale Stenosierung, Minderwuchs, Ptery-
Diagnostik. Der diastolische Druck im pulmonalen
gium colli, weiter Augenabstand) und der Rötelnem-
Stromgebiet lässt sich abschätzen, indem man die
bryofetopathie auftreten. Im Gegensatz zu den ange-
Regurgitationsgeschwindigkeit an der PI unmittelbar
borenen Pulmonalklappenvitien reduzieren sich die
vor der folgenden Systole misst, die Geschwindigkeit
erworbenen Pulmonalklappenstenosen im Wesentli-
mittels Bernoulli-Gleichung in einen Druckgradienten
chen auf das Karzinoid-Syndrom und in seltenen Fällen
transformiert und den geschätzten rechtsatrialen
auf die Pulmonalklappenendokarditis.
Druck addiert [26]. Der Insuffizienzgrad der Pulmonalklappe wird durch Farbdoppler- und cw-Doppler-
Klinik. Die ersten Symptome einer Obstruktion der
Echokardiografie im Wesentlichen im Analogieschluss
pulmonalen Ausstrombahn sind Dyspnoe und Leis-
zur Aortenklappeninsuffizienz bestimmt, die Daten-
tungsintoleranz sowie Herzrhythmusstörungen.
lage für die PI ist jedoch deutlich schlechter. Echokar-
Schwerwiegende Stenosierungen der pulmonalen Aus-
diografisch imponiert eine hochgradige PI mit einem
strombahn können in eine Rechtsherzinsuffizienz mit
Regurgitationsjet, der den gesamten RVOT ausfüllt und
entsprechender Klinik münden.
im cw-Doppler ein dichtes Signal mit raschem Druckabfall bietet [27].
Diagnostik. Echokardiografisch ist eine Pulmonalklappenstenose mit einer maximalen Flussbeschleunigung
Therapie. Eine chirurgische Maßnahme an der insuffi-
> 4 m/s als eine schwere Stenosierung zu werten (Spit-
zienten Pulmonalklappe ist selten erforderlich, jedoch
zengradient > 60 mm Hg). Eine mittelgradige Stenose
in Einzelfällen bei schwerer PI insbesondere nach ope-
entspricht einer Flussgeschwindigkeit von 3 – 4 m/s
rativer Korrektur einer pulmonalen Stenose bei pro-
(Druckgradient 36 – 60 mm Hg) und ein maximaler
gredienter Rechtsherzinsuffizienz zu diskutieren.
Fluss < 3 m/s einer leichtgradigen Stenose (Spitzengradient ≤ 35 mm Hg) [27]. Dysplastische Pulmonalklappen stellen sich echokardiografisch mit verdickten, immobilen Taschen bei hypoplastischem Klappenring
Checkliste
und häufig supravalvulärer Verengungen dar. InsbePulmonalklappeninsuffizienz (PI)
Diagnostik
bei hochgradiger PI füllt der Regurgitationsjet den
█
█
gesamten RVOT aus
cw-Doppler: dichtes Signal mit raschem Druckabfall
Therapie
selten erforderlich
█
sondere Patienten mit Noonan-Syndrom sind davon
betroffen.
Therapie. Therapie der Wahl ist die perkutane Pulmonalklappenvalvuloplastie. Sie ist bei symptomatischen
Patienten mit einem Spitzengradienten > 30 mm Hg
bzw. asymptomatischen Patienten mit einem Spitzengradienten > 40 mm Hg bei anatomischer Eignung indiziert [27]. Bei Patienten mit Noonan-Syndrom sind
die Ergebnisse nach Ballonvalvuloplastie meist nur
suboptimal [28].
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338
Angeborene und erworbene Herzfehler
Einengung des RVOT. Liegt im Gegensatz zu einer
Pulmonalklappenstenose eine Einengung der RVOT vor,
sollte die Obstruktion primär chirurgisch saniert werden. Der RVOT kann – wie auch die Pulmonalarterie –
mittels MRT oder CT dargestellt werden. Zu beachten
Checkliste
Pulmonalklappenstenose (PS)
Diagnostik
Flussgeschwindigkeit < 3 m/s = leichtgradige PS,
█
3 – 4 m/s = mittelgradige PS, > 4 m/s = hochgra-
gilt, dass auch eine externe Kompression z. B. durch
eine perikardiale Zyste, ein Hämatom oder einen Tumor
eine hämodynamisch relevante Obstruktion des RVOT
339
█
dige PS
Abgrenzung einer RVOT-Einengung und dysplastischer Pulmonalklappen
verursachen kann.
Therapie
perkutane Ballonvalvuloplastie
█
Vitien des rechten Herzens sind keine
█
Das Ergebnis einer Trikuspidalklappen-
harmlosen Begleiterscheinungen einer
annuloplastie lässt sich bei stark dilatier-
linksventrikulären Pathologie, sondern
tem rechtem Ventrikel möglicherweise
unabhängige Prädiktoren für die Morbi-
durch eine kombinierte rechtsventrikuläre Reduktionsplastik verbessern.
dität und Mortalität der betroffenen Patienten.
Trikuspidalklappeninsuffizienz (TI)
Eine funktionelle TI ist deutlich häufiger
gehen. Von der PS sind Einengungen
des RVOT und dysplastische Pulmonalklappen abzugrenzen.
Trikuspidalklappenstenose (TS)
Bereits niedrige transvalvuläre Gradien-
█
█
Therapie der Wahl ist die perkutane
Ballonvalvuloplastie. Indiziert ist sie bei
ten (> 3 mm Hg) können Hinweis auf
symptomatischen Patienten mit einem
als eine strukturelle. Liegt eine funktio-
eine höhergradige TS sein. Eine Rechts-
Spitzengradienten > 30 mm Hg bzw.
nelle TI aufgrund einer linksseitigen
herzkatheteruntersuchung mit simulta-
asymptomatischen Patienten mit ei-
Pathologie vor, kann sich durch die
ner Druckmessung im RA und RV ist
nem Spitzengradienten > 40 mm Hg.
Therapie der Grunderkrankung das
dabei sinnvoll.
Die OP-Indikation ergibt sich meist im
█
█
Pulmonalklappenstenose (PS)
Die PS ist meist angeboren und kann
mit weiteren Herzfehlbildungen einher-
█
Ausmaß der TI bessern.
Im Rahmen der Operation eines Links-
█
Zusammenhang mit der Operation an
herzvitiums sollte ab einer mittelgradi-
einem weiteren Klappenfehler. Der bio-
gen TI bei dilatiertem Trikuspidalklap-
logische Trikuspidalklappenersatz ist
penring begleitend eine Trikuspidal-
die bevorzugte Therapie. Die perkutane
Kommissurotomie kann bei isolierter TS
klappenannuloplastie erfolgen. Liegt
eine schwere strukturelle TI vor, ist bei
medikamentösem Therapieversagen
(Diuretika) ebenfalls eine Trikuspidalklappenannuloplastie indiziert.
Pulmonalklappeninsuffizienz (PI)
Eine PI ist meist geringen Schwere█
grades und sekundäre Folge einer pulmonalen Hypertonie. Schwere Insuffizienzen finden sich im Erwachsenenalter am ehesten nach Voroperationen
ohne relevante Begleitinsuffizienz diskutiert werden.
█
█
am RVOT oder der Pulmonalklappe.
Eine chirurgische Maßnahme ist selten
Medikamentöse Therapieoptionen sind
auf die Gabe von Diuretika und eine
erforderlich, allenfalls bei progredienter
moderate Betablockade beschränkt.
gangener Operation.
Rechtsherzinsuffizienz nach vorausge-
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Kernaussagen
Pathophysiologie, Klinik und Therapie von Vitien des rechten Herzens
Abstract
Right-sided valvular heart disease is not an unoffending
epiphenomenon of a left ventricular pathology, rather
an independent predictor of morbidity and mortality in
Über die Autoren
Steffen P. Schön
these patients. A careful diagnostic work-up is important
Jahrgang 1971. Dr. med. 1991 – 1998
to characterize the pathophysiology of right-sided valve
Studium der Humanmedizin an der
disease and to initiate adequate therapy. The most com-
Ruprechts-Karls-Universität Heidel-
mon causes of right-sided valvular dysfunction will be
berg und an der New York University.
described and actual guidelines for the management of
these patients will be highlighted in the following. Fur-
1998 AiP an der Universitätsklinik
Heidelberg. 1999 Approbation, 2001
Promotion. Forschungsaufenthalt
thermore new diagnostic and therapeutic approaches will
be introduced.
2001 am Imperial College, London
Tricuspid regurgitation (TR). The mechanism leading
to TR should be characterized by echocardiography. The
most common cause of TR is a functional regurgitation:
If functional TR is caused by a left-sided pathology, therapy of this primary disease can lead to improvement of TR.
In the case of surgery on a left-sided valve a concomitant
moderate TR with dilated tricuspid valve ring should be
reconstructed by tricuspid valve annuloplasty. A severe
(kardiovaskuläre Magnetresonanztomografie). Seit 1999 wissenschaftlicher Mitarbeiter
sowie seit 2006 Oberarzt und Facharzt für Innere Medizin
mit Schwerpunkt Kardiologie in der Klinik für Kardiologie
am Herzzentrum an der Technischen Universität Dresden.
Forschungsschwerpunkte: kardiovaskuläre Bildgebung,
Magnetresonanztomografie.
structural TR should be operated if medical therapy,
which is limited to diuretics, fails. The result of tricuspid
valve annuloplasty in patients with severely dilated right
ventricle can possibly be improved by combined right
ventricular reduction surgery.
Tricuspid stenosis (TS). Compared with TR, TS is a rare
right-sided valvular disease. Even low transvalvular gradients (down to 3 mm Hg) can indicate severe TS. Right
heart catheterization with simultaneous pressure recording in the right atrium und right ventricle is strongly
recommended. The indication for surgery in most cases is
given in combination with the necessity to operate on a
further severe valve disease. Biological tricuspid valve
replacement is the recommended therapy. Percutaneous
valvuloplasty is an option in patients with isolated TS
Uwe Speiser
Jahrgang 1981. Dr. med. 1999 – 2005
Studium der Humanmedizin an der
Technischen Universität Dresden.
2005 Approbation, 2006 Promotion.
2006 – 2008 Assistenzarzt am Städtischen Klinikum Dresden-Friedrichstadt, seit 2008 Assistenzarzt an der
Klinik für Kardiologie am Herzzentrum Dresden an der Technischen
Universität Dresden. Forschungsschwerpunkte: kardiovaskuläre Bildgebung, Magnetresonanztomografie.
without significant regurgitation. Medical therapy is
limited to diuretics and careful administration of β-blockers.
Alexander Schmeisser
Pulmonary stenosis (PS). In most cases PS is a congenital
heart disease. A careful diagnostic work-up is recommen-
Jahrgang 1964. Dr. med. Studium der
ded to identify concomitant defects. Percutaneous valvuloplasty is the treatment of choice. In symptomatic pa-
Humanmedizin in Berlin und Dres-
tients with a peak gradient > 30 mm Hg and asymptoma-
Innere Medizin an den Universitäts-
tic patients with a peak gradient > 40 mm Hg percutane-
kliniken Tübingen, Dresden und Er-
ous valvuloplasty should be performed in patients with
suitable anatomy. An obstruction of the right ventricular
langen-Nürnberg. 1999 – 2007 Oberarzt der Klinik für Kardiologie TU
outflow tract and dysplastic pulmonary valves must be
Dresden. Facharzt für Kardiologie,
differentiated from PS. Magnetic resonance imaging is a
den. 1991 – 1999 Facharztausbildung
Facharzt für internistische Intensiv-
valuable option in these patients.
Pulmonary regurgitation (PR). PR in most cases is mild
medizin. Seit 2008 leitender Oberarzt der Klinik für Kar-
and secondary consequence of pulmonary hypertension.
Forschungsschwerpunkte: interventionelle Kardiologie,
However after surgery on the pulmonary valve or the
Intensivmedizin, pulmonale Hypertonie, vaskuloprolife-
right ventricular outflow tract severe PR may occur dur-
rative Erkrankungen.
ing follow-up. If right heart failure is progressive, surgery
of severe PR has to be discussed.
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ê 2009
diologie, Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg.
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340
Angeborene und erworbene Herzfehler
Utz Kappert
341
Literatur
Jahrgang 1968. Dr. med. 1989 – 1995
Studium der Humanmedizin an der
Humboldt-Universität zu Berlin, 1998
Promotion. Seit 1995 wissenschaftlicher Mitarbeiter sowie seit 2007
Leitender Oberarzt der Klinik für Kardiochirurgie am Herzzentrum Dresden, Universitätsklinik. Forschungsschwerpunkte: Chirurgie der Herz-
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342
Angeborene und erworbene Herzfehler
343
CME-Fragen
1
Welche der folgenden Aussagen ist richtig?
A Klappenfehler des rechten Ventrikels sind meist struktureller Natur.
B Prognostisch sind Vitien des rechten Herzens nicht relevant.
C Eine Mitralklappeninsuffizienz führt immer zu einem Rechtsherzversagen.
D Die funktionelle TI ist einer der häufigsten rechtsseitigen Klappenfehler.
E Die rechtsventrikuläre Angiografie ist die Methode der Wahl zur Beurteilung der RVEF.
Welche der folgenden Aussagen ist nicht richtig?
A Im apikalen 4-Kammer-Blick befindet sich das anteriore Segel der Trikuspidalklappe im Bereich des rechtslateralen Trikuspidalklappenrings.
B Die Mitralklappenebene liegt weiter apikal als die Trikuspidalklappenebene.
C Eine transösophageale Echokardiografie kann zur Diagnose einer Trikuspidalklappenendokarditis hilfreich sein.
D Die Trikuspidalklappe besteht aus einem anterioren, posterioren und septalen Segel.
E Die 3D-Echokardiografie kann zur Klärung des Pathomechanismus einer Trikuspidalklappeninsuffizienz beitragen.
3
Welches echokardiografische Verfahren trägt am wenigsten zur Bestimmung des TI-Schweregrades bei?
A Beurteilung der Größe des Insuffizienzjets bei zentralen Regurgitationen
B Bestimmung der Breite der Vena contracta
C Bestimmung der proximalen Konvergenzzone
D Ableitung des cw-Dopplersignals
E Evaluation der TAPSE
4
Welche der folgenden Aussagen zur Pathophysiologie einer Trikuspidalklappeninsuffizienz ist nicht richtig?
A Eine funktionelle TI kann durch Dilatation des Trikuspidalklappenrings, des rechten Ventrikels und des rechten Vorhofs bedingt sein.
B Ursache für eine funktionelle TI sind meist linksventrikuläre Vitien und die Linksherzinsuffizienz.
C Die „tenting area“ entspricht der Fläche zwischen Trikuspidalklappenbasis, anteriorem und posteriorem Segel im 4-Kammer-Blick.
D Rheumatische Herzerkrankungen tragen zu einer strukturellen TI bei.
E Der Morbus Ebstein geht häufig mit einer strukturellen TI einher.
5
Die Indikation zum Eingriff an der Trikuspidalklappe ist nach Leitlinie nicht gegeben bei
A hochgradiger TI unabhängig von der Genese im Rahmen einer Operation eines linksseitigen Vitiums.
B hochgradiger struktureller TI bei Symptomen trotz medikamentöser Therapie.
C mittelgradiger funktioneller TI bei dilatiertem Trikuspidalklappenring im Rahmen einer Operation eines linksseitigen Vitiums.
D mittelgradiger funktioneller TI ohne Dilatation des Trikuspidalklappenrings im Rahmen einer Operation eines linksseitigen Vitiums.
E hochgradiger isolierter TI unabhängig von Genese und Symptomen bei progredienter RV-Dilatation oder Funktionseinschränkung.
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2
Pathophysiologie, Klinik und Therapie von Vitien des rechten Herzens
CME-Fragen
6
Pathophysiologie, Klinik und Therapie von Vitien des rechten Herzens
Welche der folgenden Aussagen ist richtig?
A Mittels MRT können rechtsventrikuläre Volumina und die RVEF reproduzierbar quantifiziert werden.
B Eine mittelgradige TI sollte einer Trikuspidalklappenannuloplastie nur zugeführt werden, wenn sie struktureller Natur ist.
C Patienten mit einem schwer dilatierten RV weisen nach Trikuspidalklappenannuloplastie selten ein TI-Rezidiv auf.
D Nach operativer Klappensanierung ist die schwere pulmonale Hypertonie ein Parameter für einen eher günstigen Verlauf.
E Symptome einer Rechtsherzinsuffizienz sind Aszites, Synkopen und das Lungenödem.
7
Welche der folgenden Aussagen ist richtig? Die Trikuspidalklappenstenose
A ist selten mit einer Trikuspidalklappeninsuffizienz assoziiert.
B kann durch Rückzug des Katheters vom RV in den RA im Rahmen der Rechtsherzkatheteruntersuchung präzise bestimmt werden.
C ist ein Aspekt der Fallot-Tetralogie.
D wird ausschließlich valide mittels MRT quantifiziert.
E kann durch eine rheumatische Herzerkrankung bedingt sein.
8
Welche der folgenden Aussagen ist nicht richtig?
A Eine Öffnungsfläche von < 1,5 cm2 entspricht noch einer leichtgradigen Trikuspidalklappenstenose.
B Eine Trikuspidalklappenstenose kann bereits ab mittleren Druckgradienten von 3 mm Hg relevant werden.
C Die perkutane Ballonvalvuloplastie ist eine mögliche Therapie der isolierten Trikuspidalklappenstenose.
D Vorwiegend werden biologische Klappen zum Trikuspidalklappenersatz verwendet.
E Diuretika- und Betablockergabe sind medikamentöse Therapiemöglichkeiten.
9
Welche der folgenden Aussagen zur Pulmonalklappeninsuffizienz ist nicht richtig?
A Sie ist meist sekundäre Folge eines pulmonalen Hypertonus.
B Der Regurgitationsjet einer hochgradigen PI füllt nahezu den gesamten RVOT aus.
C Der diastolische Pulmonalarteriendruck kann bei einer PI nicht abgeschätzt werden.
D Ausgeprägte Insuffizienzen sind nicht selten Folge von Voroperationen an der Pulmonalklappe und am RVOT.
E Die progrediente Rechtsherzinsuffizienz kann ein Hinweis auf eine OP-Indikation hinsichtlich einer schweren PI sein.
10
Welche der folgenden Aussagen ist richtig? Pulmonalklappenstenosen
A werden nur im Kindesalter diagnostiziert.
B manifestieren sich primär als Lungenödem.
C werden bei bestehender OP-Indikation in der Regel mit einem Pulmonalklappenersatz versorgt.
D können via perkutaner Ballonvalvuloplastie behandelt werden.
E sollten bei einem Spitzengradienten > 30 mm Hg bei asymptomatischen Patienten therapiert werden.
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344
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