Wissenschaftliches Zentrum für Materialwissenschaften Jahresbericht 2009/2010 Vorwort 1988 wurde mit Erlass des Hessischen Ministeriums für Wissenschaft und Kunst das Wissenschaftliche Zentrum für Materialwissenschaften (WZMW) an der Philipps-Universität Marburg gegründet. Die in der Ordnung des WZMW formulierten Aufgaben der Förderung der Materialforschung und Unterstützung der darauf aufbauenden Lehre werden seit nunmehr 23 Jahren überaus erfolgreich erfüllt. Das WZMW hat sich zu einer das Wissenschaftsprofil der Philipps-Universität prägenden Einrichtung entwickelt. Der Geschäftsführende Direktor berichtet in Jahresberichten über die Entwicklung des WZMW. Im Rhythmus von zwei Jahren wird zusätzlich ein wissenschaftlicher Bericht über die Ergebnisse der Forschung der im WZMW zusammengeschlossenen Arbeitsgruppen erstellt. Der nunmehr vorliegende elfte wissenschaftliche Bericht für die Jahre 2009 und 2010 enthält Kurzdarstellungen der Ergebnisse von Forschungsarbeiten der am WZMW beteiligten Arbeitsgruppen und dokumentiert die Breite der wissenschaftlichen Aktivitäten. Die Schwerpunkte der Forschungs- und Entwicklungsarbeiten der letzten beiden Jahre waren Halbleiter, weitere anorganische Materialien, organische Materialien, Polymere, Flüssigkristalle und Hybridmaterialien. Die vielfältigen Eigenschaften werden mit einem breiten Spektrum an Methoden untersucht. Im Vordergrund stehen dabei optische und elektronische Eigenschaften, die Charakterisierung nanostrukturierter Materialien, Oberflächen und in jüngster Zeit verstärkt erfolgreich auch Grenzflächenphänomene. Mit der Berufung von Frau Prof. Dr. Kerstin Volz auf eine Heisenberg-Professur am Fachbereich Physik wurde das WZMW in seinen Kompetenzfeldern auf dem Gebiet der Strukturanalytik als einem zukunftweisenden Schwerpunkt der Philipps-Universität nachhaltig gestärkt. Organisatorisch wurde dem durch Umwandlung des zentralen Materiallabors in ein Struktur- und Technologie-Forschungslabor (STRL) Rechnung getragen. Weitere Impulse erhielt das WZMW durch die ebenfalls neu aufgenommenen Mitglieder Prof. Dr. Martin Koch (Experimentelle Halbleiterphysik) und Prof. Dr. Andreas Seubert (Analytische Chemie). Die Gesamtzahl der an den Forschungsaktivitäten beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ist inzwischen auf 250 gestiegen. Die Einwerbung von umfangreichen Drittmitteln in den Jahren 2009 und 2010, insbesondere von der Deutschen Forschungsgemeinschaft, dem Bundesministerium für Bildung und Forschung, dem Land Hessen, der Europäischen Union, sowie über zahlreiche Kooperationen mit industriellen Partnern schufen wieder günstige Voraussetzungen für eine erfolgreiche Bearbeitung der breitgefächerten Forschungsprojekte der im WZMW zusammengeschlossenen Arbeitsgruppen. Insgesamt wurde in den Jahren 2009 und 2010 ein Betrag in zweistelliger Millionen-Höhe in Form von Großgeräten und Drittmittelprojekten eingeworben. Es wurde damit die Basis weiter gestärkt und ausgebaut, damit sich das WZMW an der Philipps-Universität Marburg weiterhin als eines der weltweit führenden materialwissenschaftlichen Zentren etablieren kann. In den folgenden 40 wissenschaftlichen Berichten kommt zum Ausdruck, dass im Rahmen des WZMW bereits heute Forschung auf höchstem, internationalem Niveau betrieben wird. Für die Inhalte der in diesem Bericht enthaltenen Beiträge zeichnen ausschließlich die jeweiligen Autoren verantwortlich. Marburg, im September 2011 Prof. Dr. Wolfram Heimbrodt Wissenschaftliches Zentrum für Materialwissenschaften 2009/2010 Geschäftsführender Direktor: Prof. Dr. Wolfram Heimbrodt, FB Physik, Renthof 5, 35032 Marburg, Tel. 06421 / 28-21353, Fax 06421 / 28-27036 e-mail: [email protected] Stellvertreterin: Prof. Dr. Stefanie Dehnen, FB Chemie, Hans-Meerwein-Straße, 35032 Marburg Tel. 06421 / 28-25751 ,Fax 06421 / 28 -25653 e-mail: [email protected] Sekretariat: Elke Vaupel, WZMW, Hans-Meerwein-Straße, Mehrzweckgebäude 02D29 35032 Marburg Tel. 06421 / 28-25694, Fax 06421 / 28 -28935 e-mail: [email protected] Direktorium Professoren: Dehnen, Stefanie (FB 15), Gebhard, Florian (FB 13), Greiner, Andreas (FB 15), Hampp, Norbert (FB 15), Harbrecht, Bernd (FB 15), Heimbrodt, Wolfram (FB 13), Höfer, Ulrich (FB13), Jakob, Peter (FB 13), Kissel, Thomas (FB 16), Koch, Martin (FB 13), Koch, Stephan (FB 13), Parak, Wolfgang (FB 13), Roling, Bernhard (FB 15), Rühle, Wolfgang (FB 13), Seubert, Andreas (FB 15), Sundermeyer, Jörg (FB 15), Tallarek, Ulrich (FB 15), Volz, Kerstin (FB 13), Weitzel, Karl-Michael (FB 15), Witte, Gregor (FB13) Vertreter der wissenschaftlichen MitarbeiterInnen: Chatterjee, Sangam (FB 13), Benjamin Ewers (FB 13) Vertreter der nicht-wissenschaftlichen und administrativen MitarbeiterInnen: Donner, Rigobert (FB 15), Ochs, Thomas (WZMW) Vertreter der Studierenden: N.N. Struktur- & Technologieforschungslabor (STRL): Hans-Meerwein-Straße, 35032 Marburg Wissenschaftliche Leitung: Dr. Wolfgang Stolz Tel. 06421 / 28-25696 e-mail: [email protected] Prof. Dr. Kerstin Volz Tel. 06421 / 28-22297 e-mail: [email protected] 5 Am WZMW beteiligte wissenschaftliche und technische MitarbeiterInnen FB 13: Abbasi, A. Z.; Ali, Z.; Al-Nakdali, D.; Altmann, K.; Amin, F.; Armbrust, N.; Bäumner, A.; Berger, C.; Bertram, T.; Blume, P.; Böttge, C.; Born, N.; Bornwasser, V.; Breddermann, B.; Breuer, T.; Bronn, A.; Bückers, C.; Carregal, S.; Carsjens, M.; Chatterjee, Dr. S.; Chernikov, A.; Damm, A.; del Mercato, L.; Demper, M.; Dürr, Prof. Dr. M.; Dürrschmidt, S.; Drexler, M.; Eckert, E.; El Helou, M.; Ewers, B.; Franeck, A.; Friede, S.; Fromme, U.; Ganas, C.; Gente, R.; Gerhard, M.; Götzen, Dr. J.; Golde, Dr. D.; Goy, C.; Güdde, Dr. J.; Hartmann, R.; Hebenstreit, F.; Heim, H.; Heinen, B.; Helzel, J.; Heyl, C.; Hochrein, T.; Horst, S.; Hühn, D.; Jankowski, S.; Jansen, C.; Jung, T.; Kaiser, U.; Karcher, C.; Khalid, W.; Klaß, K.; Klues, M.; Köster, N.; Kohli, Dr. K.; Kolata, K.; Lange, Dr. C.; Lennart, W.; Lippert, S.; Lipponer, M.; Ludwig, A.; Marks, M.; Mertens, J.; Mette, G.; Metzger, B.; Möller, C.; Montenegro Martos, J. M.; Mootz, M.; Morherr, A., Müller, D.; Murböck, T.; Namgalies, A.; Naumann, D.; Nazarenus, M.; Niebling, T.; Ochs, M.; Osswald, P.; Peters, O.; Pfreundt, A.; Pick, A.; Preis, M.; Probst, T.; Reuter, M.; Riedinger, A.; Rivera Gil, P.; Rosemann, N.; Sasse, D.; Sauerwald, A.; Schäfer, S.; Scheller, M.; Scherger, B.; Schmachtel, S.; Schmidt, C.; Schürmann, M.; Schulz, M.; Schumann, S.; Schwalm, M.; Schwerdtfeger, M.; Shakfa, K.; Springer, P.; Stalmann, G.; Stecher, M.; Steiner, Dr. J.; Stroech, A.; Strüning, A.; Tritschler, L.; Uebbing, S.; Velauthapillai, A.; Vieweg, N.; Warncke, Dr. T.; Wichmann, M.; Wietzke, S.; Winter, M.; Woscholski, R.; Wulf, V.; Yang, F.; Zhang, F.; Zimmermann, J. FB 15: Balabajew, M.; Bansal, P.; Barth, B.; Bauer, M.; Baumann, R.-P.; Behrendt, P.; Bier, A.; Bladt, H.; Bognitzki, Dr. M.; Bokern, S.; Brandl, C.; Brüller, S.; Bubel, K.; Budina, D.; Busch, A.; Busse, M.; Chen, F.; Chizhik, I.; Dersch, Dr. R.; Drüschler, M.; Fan, Z.; Gellert, M.; Gensheimer, Dr. M.; Gerlach, M.; Giebel, E.; Göbeler-Scheuer, S.; Gries, K.; Hallier, K.; Halvagar, Dr. R.; Hamel, L.; Hauenstein, O.; Heel, C.; Heimann, S.; Heine, J.; Hillebrecht, P.; Holynska, Dr. M.; Holzapfel, B.; Huber, B.; Imhof, M.; Jänsch, T.; Justus, U.; Kahler, P.; Kaib, T.; Kaib-Haddadpour, Dr. S.; Kehrlößer, D.; Kim, H.-C.; Kirchberg, J.; Knierim, C.; Krannig, K.-S.; Krüger, S.; Kruempelmann, J.; Kuzu, Dr. I.; Liese, J.; Lin, Y.; Lips, F.; Luy, C.; Maji, S.; Mariappan, Dr. C. R.; Mattheis, C.; Mitschang, F.; Mulpuri, S.; Nayak, Dr. S.; Noll, Dr. F.; Noll, S.; Patton, A.; Paulig, S.; Paulus, I.; Peter, S.; Prinzisky, C.; Raupach, M.; Reinhardt, H.; Rösser, C.; Rosenow, P.; Schmock, F.; Schober, C.; Schraub, M.; Schromczyk, N.; Seibel, B.; Seuring, J.; Soll, S.; Spies, S.; Staesche, Dr. H.; Thiele, G.; Weinert, B.; Wohde, F.; Yasser, E.; You, Z.; Zhang, Y.; Zugermeier, M. FB 16: Beck-Broichsitter, M.; Bege, N.; Benfer, M.; Chu, Dr. D.; Debus, H.; Endres, T.; Henkenius, K.; Liu, Dr. L.; Merkel, Dr. O.; Mohr, E.; Renette, T.; Rösler, S.; Samsonova, O.; Schweiger, C.; Zheng, M. Struktur- und Technologieforschungslabor (STRL)/WZMW: Becker, C.; Beyer, A.; Buss, R.; Fritz, R.; Gerhard, M.; Haas, B.; Jandieri, K.; Jurecka, C.; Kantner, K.; Knaub, N.; König, A.; Liebich, S.; Lietke, E.; Ludewig, P.; Müller, B.; Ochs, T.; Ohlmann, J.; Reinhard, S.; Schmitt, R.; Scott, R.; Sommer, N.; Sparenberg, M.; Voßebürger, V.; Werner, K.; Witte, W.; Zimmermann, A.; Zimprich, M. 6 Inhaltsverzeichnis I. II. Halbleiter Seite Herstellung und Charakterisierung Ga(NAsP)-basierender Halbleiterlaser 11 Growth of dilute nitride (GaIn)(Nas) on InP by MOVPE 13 HAADF-STEM in a JEOL 2200FS for quantitative analysis of composition in compound III/V semiconductor materials 14 Investigation of the GaP/Si interface by high-resolution scanning transmission electron microscopy 16 Microscopic Simulation of Auger losses in GaN-based quantum wells 18 Filterfunktionsnäherung für Lumineszenz von Halbleiterheterostrukturen 19 Ultrakurzzeit-Spektroskopie an neuen Materialien für optische Anwendungen im nahinfrarotem Spektralbereich 20 Einfluss der Mangan- und Defektstellenkonzentration auf das Zeitverhalten der Mn 3d5 Lumineszenz in verschiedenen (Zn, Mn)S Nanostrukturen 22 Einfluss der Unordnung in Ga(NAsP)/GaP MQW Strukturen 23 Optische Untersuchungen an ZnO-basierten Halbleitersystemen 24 Feld induzierte Phänomene der antiferromagnetischen Phase von MBE gewachsenen MnS-Schichten 25 Fano-Signaturen in der Terahertz-Antwort von Halbleiter-Quantenfilmen 26 Mikroskopische Analyse optischer Eigenschaften von Halbleiterlaserstrukturen 27 Non-Equilibrium Analysis of the Two-Color Operation in Semicondutor Quantum-Well Lasers 28 Räumlich hochauflösende Charakterisierung von Solarzellenprototypen 30 Einfluss des elektrischen Feldes auf die Diffusion in ungeordneten Materialien 31 Anorganische Materialien Transport von Ionen an und durch heterogene Polymerkugeln mit fixierten ionenaustauschenden Gruppen im chromatographischen Bett 34 Ionenleitende Li-Salze von Chalkogenidotetrelatanionen zur Entwicklung neuartiger Lithium-Ionen-Zellen 37 Gemischtvalente heterometallische Chalkogenidcluster 38 7 Organogermanium-Tellurverbindungen zur Phasierung von Biomolekülen 39 Chalkogenidometallat-organische Hybridverbindungen und Netzwerke 40 Verbindungen mit binären T13/E und multinären M/T13/E-Anionen 41 Multinäre Zintl-Phasen mit Elementen der Gruppen 13-15 und ternäre molekulare Intermetalloide 42 Entwicklung neuer Lithium-Elektrolyte auf Basis von Lithium-Salzen mit neuartigen Pentafluorphenylamido-Anionen gelöst in Ionischen Flüssigkeiten mit Zwitterion-Additiven 43 III. Organische Materialien Glasübergangsbestimmung von Polymeren mittels THz-Spektroskopie 45 Schaltbare Kristallinität bei der Purpurmembranvariante D85T 46 Zeitaufgelöste Photolumineszenzmessungen an Farbstoff-NanopartikelSystemen für Multisensoranwendungen 48 Orientation analysis for single electrospun polyethylene nanofibers by transmission electron microscopy 49 Cyclic contraction of regenerated Bombyx mori silk fibroin nanofibers 51 Superb electrical properties of carbon nanoscrolls 53 Oberflächenmodifikation durch funktionalisierte selbstassemblierende Monolagen 55 Wachstum und Struktur organischer Halbleiterfilme am Beispiel des Modellsystems Pentacen auf Graphit: Schwache Adhäsion als Schlüssel zu Wachstum epitaktischer Filme 57 Rubren-Mikrokristalle: Ein experimenteller Zugang zur Untersuchung von Oberflächenmorphologie und Anisotropie in Volumeneigenschaften organischer Halbleiter 59 Biodegradable Nano-Carriers for pulmonary Drug and Gene Delivery 61 Poly(Ethylene Carbonate) Stealth Nanoparticles – A new approach for cancer therapy 63 Nano-carriers for pulmonary drug and gene delivery 65 Formulierungen, Morphologie und Anwendung elektrogesponnener Nanofaservliese 67 8 IV. Oberflächen, Verschiedenes Intraokularlinsen mit optisch adaptierbarer Brechkraft 69 Terahertz-Spektroskopie an Flüssigkristallen 71 Elektronendynamik in Metall/Molekül-Grenzflächenzuständen 72 Übergang von Bildpotentialzuständen zu Resonanzen 74 Platzspezifische Adsorption von Ethen auf Si(001) 75 Laserinduzierte Diffusion von Adsorbaten auf Metall- und Halbleiteroberflächen 76 79 V. Veröffentlichungen 9 10 Herstellung und Charakterisierung Ga(NAsP)-basierender Halbleiterlaser S. Liebich, M. Zimprich, A. Zimmermann, A. Beyer, K. Volz, W. Stolz Wissenschaftliches Zentrum für Materialwissenschaften Struktur- und Technologieforschungslabor (STRL) Hans-Meerwein-Str., 35032 Marburg Für die Datenübertragung über große Distanzen konnte mit der Umstellung von elektrischer auf optische Kommunikation eine enorme Leistungssteigerung erzielt werden. Das stetige Wachstum der Rechenleistung elektronischer Schaltungen auf CMOS-Basis vergrößert jedoch das Bedürfnis nach einer schnellen Vernetzung einzelner Komponenten untereinander. Der Einsatz optischer Datenübertragung auf sehr kurzen Längenskalen im Rahmen optoelektronisch integrierter Schaltkreise (OEICs) verspräche daher eine hohe Übertragungsgeschwindigkeit bei geringer Verlustleistung. Als Lichtquelle für diese Anwendung kann ein monolithisch auf Silizium integrierter Laser dienen, der mittels Metallorganischer Gasphasenepitaxie abgeschieden wird. Bei der Wahl geeigneter Substrate und Materialsysteme ist dabei auf eine hohe Kompatibilität zum bereits etablierten CMOS-Prozess auf exakt orientiertem Si(001)-Substrat zu achten. Eine Möglichkeit einen monolithisch integrierten Laser auf Silizium zu realisieren bietet das Ga(NAsP)-basierte Materialsystem, welches bei entsprechender Zusammensetzung gitterangepasst abgeschieden werden kann und die für die Funktion lichtemittierender Halbleiterbauelemente essentielle direkte Bandlücke aufweist. Im STRL konnte ein Ga(NAsP) basierter Laser bereits auf GaP-Substrat gewachsen und elektrisch gepumpt zum Lasing angeregt werden.[1] Beim Wachstum auf exakt orientiertem Si(001)-Substrat dient eine dünne Nukleationsschicht aus GaP mit möglichst defektarmer Oberfläche als Grundlage, sodass nachfolgend eine Laserstruktur mit hoher struktureller Qualität aufgewachsen werden kann. Da es bei der Abscheidung von III/V-Halbleitern auf Si-Substrat i. A. zur Bildung von Antiphasendomänen an der Grenzfläche kommt, ist die Wahl geeigneter Wachstumsbedingungen für die Nukleation essentiell, sodass die Antiphasengrenzen abknicken und letztlich mit benachbarten Antiphasendomänen annihilieren. Nach Abscheidung einer etwa 55 nm dicken GaP-Nukleationsschicht konnte eine antiphasenfreie Oberfläche realisiert werden[2]. Weiterhin muss beim Wachstum auf Si-Substrat die Materialkomposition aufgrund der leicht unterschiedlichen Gitterkonstanten gegenüber GaP angepasst werden, um Relaxation aufgrund zu starker Verspannung zu vermeiden. Unterschiedliche Ausdehnungskoeffizienten des Siliziumsubstrats und der III/V-Laserschicht führen zu Verspannung im Materialsystem, wenn es von Wachstumstemperatur auf Raumtemperatur abgekühlt wird. Zur Verspannungskompensation kommen daher neue Bor-haltige Materialien zum Einsatz: Zur Realisierung von Kontakt- und Barrieren-Schichten B(GaP) bzw. zum optischen Einschluss (BGa)(AsP)[3]. Durch optimale Einstellung von Materialkomposition und relativer Dicke der aktiven Schichten und der Barrieren ist es dann möglich, die Verspannung der einzelnen Schichten zu kompensieren. Die auf Si-Substrat gewachsenen Proben zeigen eine hohe strukturelle Qualität, was sowohl durch Röntgenbeugungs- als auch durch Transmissionselektronenmikroskopie-Untersuchungen bestätigt werden konnte. In Abb. 1 ist die aktive Region einer Laserstruktur auf Si dargestellt. Die Grenzflächen des Quantenfilms sind innerhalb weniger Atomlagen scharf und die chemische Zusammensetzung ist homogen. Aus den gewachsenen Proben auf Si-Substrat wurden Breitstreifenlaser mit lateraler Kontaktierung hergestellt. Im Rahmen temperaturabhängiger Messungen konnte elektrisch gepumptes Lasing bis zu einer Temperatur von 120 K bei einer Emissionswellenlänge von 835 nm nachgewiesen werden (Abb. 2). Dies zeigt bereits zu einem frühen Entwicklungszeitpunkt das große Potential des Materialsystems Ga(NAsP) für die Realisierung eines monolithisch integrierbaren Lasers auf Silizium. 11 Im Rahmen der weiteren Entwicklung des Materialsystems wird der Wachstumsprozess von den bisher verwendeten Anlagen für 2“-Wafer auf einen 300 mm Showerhead-Reaktor der Firma Aixtron transferiert. Durch dieses Vorgehen soll die hohe Kompatibilität des Wachstumsprozesses und der verwendeten Substrate mit dem bereits etablierten CMOS-Prozess demonstriert werden. 40K 60K 80K 100K 120K 50 (BGa)(As P) 40 LFacette[a.u.] (BGa)P (BGa)P SQW-Laser on Si 60 (BGa)P:Zn GaP Ga(NAs P) QW 30 20 (BGa)(As P) 10 (BGa)P:Te 0 100nm Abb. 1: TEM Aufnahme der aktiven Region (Dunkelfeldaufnahme, [110] Querschnitt) 0,0 0,2 0,4 0,6 0,8 1,0 1,2 1,4 1,6 1,8 Strom [A] Abb. 2: Optische Emission (temperaturabhängig) eines elektrisch gepumpten Lasers [Messung durch N. Hossain, University of Surrey, UK] [1] [2] [3] Kunert, B. et al., Electronics Letters 42, 601-603 (2006) Volz, K. et al., Journal of Crystal Growth 315, 37-47 (2011) Kunert, B. et al., Journal of Crystal Growth 310, 4776-4779 (2008) 12 Growth of dilute nitride (GaIn)(NAs) on InP by MOVPE P. Ludewig, K. Werner, S. Reinhard, W. Stolz, K. Volz Faculty of Physics and Material Sciences Center, Structure and Technology Research Laboratory Philipps-Universität Marburg Current optoelectronic devices operating at 1.55µm emission wavelength consist of (GaIn)(AsP)/(GaIn)(AsP) MQW systems grown on InP substrate. The energy efficiency of such devices which are used for data transfer in telecommunication networks is very low. On one hand, a lot of input energy is wasted as heat due to significant auger recombination. On the other hand these devices show a poor temperature stability caused by insufficient electron confinement and the highly temperature dependent bandgap. The incorporation of a small amount of nitrogen (N) into (GaIn)As host material causes a reduction of the conduction band due to band anti crossing. Therefore, the replacement of the active layer of current devices by dilute nitride containing (GaIn)(NAs) increases the confinement of electrons and accordingly the temperature stability. Furthermore, the incorporation of N reduces the temperature dependence of the bandgap. The challenge growing (GaIn)(NAs) lattice matched to InP by metal organic vapor phase epitaxy (MOVPE) is the low incorporation efficiency of N into the host material which is further reduced with increasing indium content. Therefore low growth temperatures are required. (GaIn)(NAs)/InP multi quantum well structures on InP substrate were grown by MOVPE at 500°C and 450°C growth temperature. The composition was determined by high resolution X-ray diffraction (HR-XRD) and Photoluminescence spectroscopy (PL). Different UDMHy and TBAs partial pressures were used. At 500°C growth temperature no significant N incorporation is observed. Increasing UDMHy partial pressure up to 1.6mbar leads to a strong reduction of the growth rate and an increasing In incorporation due to a change of the gas phase composition. This behavior is also observed at a growth temperature of 450°C. At this temperature a saturation of the In content occurs and N up to 1.7% can be incorporated [fig.1]. PL measurements show a red shift of the PL peak as expected due to the band anti crossing [fig.2]. The photoluminescence intensity deteriorates drastically but can be enhanced again by annealing the samples. fig.2: PL peak of annealed and as grown samples with different UDMHy partial pressure. fig.1: N and In content in dependence of the UDMHy partial pressure. The dashed line is just a guide to the eye 13 HAADF-STEM in a JEOL 2200FS for quantitative analysis of composition in compound III/V semiconductor materials R. Fritz1, A. Beyer1, W. Stolz1, O. Rubel2,1, T. Grieb3, K. Müller3, M. Schowalter3, A. Rosenauer3, I. Häusler4, A. Mogilatenko4, H. Kirmse4, W. Neumann4, and K. Volz1 1. Structure & Technology Research Laboratory (STRL), Materials Science Center and Faculty of Physics, Philipps University Marburg, Hans-Meerwein-Straße, 35032 Marburg, Germany 2. Thunder Bay Regional Research Institute 290 Munro St Thunder Bay, ON P7A 7T1, Canada 3. Institute for Solid State Physics, University of Bremen, Otto-Hahn-Allee 1, 28359 Bremen, Germany 4. Institute of Physics, Humboldt-University Berlin, Newtonstraße 15, 12489 Berlin, Germany The performance of crystalline III/V semiconductor heterostructures for applications as lasers and solarcells strongly depends on the structural quality of interfaces and the exact composition of incorporated layers. Especially the incorporation of dilute amounts of nitrogen allows engineering of crystal lattice constant and energy band gap. Thus one needs a method which allows the quantification of chemical composition with a high resolution on an atomic scale. Using a high angle annular dark field (HAADF) detector in a scanning transmission electron microscope (STEM) like the JEOL 2200 FS the intensity of electrons scattered in high angles can be measured and images with intensities proportional to the atomic number Z can be obtained. Therefore HAADF-imaging allows for chemical sensitive investigations which can be combined with the atomic scale highresolution achieved by scanning a focused electron probe across the specimen. For quantification of HAADF intensities one needs to compare experimental data to theoretical calculations of the imaging process including accurate parameters of electron probe, crystalline specimen and HAADF detector characteristics. Taking into account the incident beam intensity and detector sensitivity as described in [1] allows obtaining reliable results on thickness and chemical composition. The JEOL 2200 FS transmission electron microscope (TEM) can be equipped with two ADF detectors, one of which is located above the Omega-filter for in-column energy filtering, the second one below it. In the configuration used for this study, the upper ADF detector is coated with a YAP-scintillator, whereas the lower ADF detector is coated with a P-scintillator material. These individual detector characteristics must be taken into account via a sensitivity curve as a function of scattering angle. Using both detectors we performed HAADF imaging of different compound III/V heterostructures such as Ga(AsP)/GaP quantum wells and nitrogen containing layers in GaAs or GaP, respectively. The impinging probe intensity was obtained by scanning the beam across both detectors in imaging mode prior to recording the HAADF image in diffraction mode. In choosing the detector “brightness” and “contrast” settings, one has to pay special attention to neither saturate the detector with the impinging beam nor to cut-off the lower detection limit of the detector by choosing improper gain settings. By comparing the normalized image-intensity of material of known composition to simulated reference values first the sample thickness is evaluated, which is needed for reliable quantitative analysis. In this way, quantification of the chemical composition in various mixed III/V-semiconductor materials is possible [2]. Simulated reference intensity values were obtained by calculating the electron beam propagation through the crystal in multislice approach using the STEMsim code [3], where the crystal potential has been calculated in frozen lattice approximation and included static atomic displacements [4, 5] which can have a 14 significant influence in alloys like Ga(NAs) and Ga(NP). Moreover the respective detector scan was included for evaluation of individual HAADF images and comparison with reliable reference data. Typical scans of the lower and upper ADF detector are shown in Figures 1 and 2, respectively. While for the lower detector one finds a comparatively inhomogeneous angular gain profile the upper ADF detector shows a rather good feedback quality over the whole observed angular range. Hence, the Jeol 2200FS scanning transmission electron microscope can be used for quantitative Z-contrast analysis, if the detector characteristics are taken into account. 1. 2. 3. 4. 5. LeBeau et al., Ultramicroscopy 108 (2008) p. 1653. Rosenauer et al., Ultramicroscopy 109 (2009) p. 1171. Rosenauer et al., Springer Proceedings in Physics 120 (2007) p. 169. Rubel et al., Phys. Rev. B 78 (2008) 075207. Grillo et al., Phys. Rev. B 77 (2008) 054103. Figure 1. Color-coded scan over the lower ADF detector area in imaging mode, showing the comparatively inhomogeneous angular gain profile (intensity in a.u.). Figure 2. Color-coded scan over the upper ADF detector area in imaging mode. Here one finds a much more homogeneous sensitivity of the scintillator material (intensity in a.u.). 15 Investigation of the GaP/Si interface by high-resolution scanning transmission electron microscopy A. Beyer*, J. Ohlmann*, M. Luysberg**, W. Stolz*, K. Volz * * Philipps-University Marburg, Faculty of Physics & Materials Science Center, 35032 Marburg, Germany ** Ernst Ruska-Centre for Microscopy and Spectroscopy with Electrons, Forschungszentrum Jülich GmbH, 52425 Jülich, Germany Current developments in correcting not only the spherical aberration of the objective lens, but also of the condenser lens of transmission electron microscopes allow very high resolutions even in scanning transmission electron microscopy (STEM). Due to its Z-contrast, the high angle annular dark field (HAADF) technique can provide information on a specimen´s chemical composition, thus making it a perfect tool for the investigation of interfaces and crystal defects on atomic scale. We use HAADF to characterize gallium-phosphide (GaP) grown on silicon (Si). Because of its lattice constant similar to the one of Si, GaP is promising as a buffer between the Si substrate and optical active layers like Ga(NAsP) for instance [1]. By combining the mature Si technology and the advantageous optical properties of III/V semiconductors a wide field of new applications becomes feasible, including highefficient solar cells, high mobility n-channel layers and even a laser on Si substrate. During the heteroepitaxy of the polar III/V material on the nonpolar Si with a slight lattice mismatch of 0.3% (at room temperature) several defects may arise. The most common ones are antiphase domains, which develop at monoatomic steps on the silicon surface, and planar defects. By application of special growth conditions the defect density can be reduced to a minimum [2]. Nevertheless the quality and in particular charge neutrality of the interface is crucial for the performance of a device, therefore the investigation of the interface is of special interest. GaP layers of thicknesses up to 120 nm were grown by metal organic vapour phase epitaxy (MOVPE) on (001) Si substrates with an intentional miscut of 0.1° and 2° into [110], respectively, to support the formation of doublesteps on the Si surface. For detection of any defects and interface investigations electron transparent specimens with viewing directions along the step edges and perpendicular to the step edges were prepared using mechanical polishing and argon ion milling. The samples were investigated in a double corrected JEOL JEM2200FS and a FEI Titan 80-300 in STEM mode utilizing HAADF technique resulting in Z-contrast images. In the acquired HAADF images P, Si and Ga can be distinguished by their different intensities. This allows the investigation of the interface as well as antiphase boundaries atomically resolved, which can be seen in Fig. 1. To evaluate the chemical composition at the interface, intensity profiles were acquired across the interface. The intensity maxima were approximated by Gaussian peaks at the atomic positions (Fig. 2) and the fraction of silicon on the corresponding column was calculated and is depicted in the inset of Fig. 2. Five layers of intermixing of GaP with Si are observed which are more than expected for a charge neutral interface [3]. HAADF imaging can be used to investigate defects as well as chemical composition and strain at interfaces on an atomic scale. With this knowledge structural quality of the layers and especially the interface can be improved even further. 16 References [1] B. Kunert et al., Appl. Phys. Lett. 88 (2006) 182108 [2] K. Volz et al., J. Crystal Growth 315 (2011) 37 [3] W. A. Harrison et al., Phys. Rev. B 18 (1978) 4402 FIG. 1. HAADF image of GaP layer on silicon: The GaP/Si interface and a boundary between two domains of opposite polarity are visible and are marked by a dashed line. The orientation of the intensity profiles in Fig. 2 is indicated by the arrow. The colour scale corresponds to scattered intensity. FIG. 2. Exemplary intensity profile across GaP/Si interface (red line). The intensities were approximated by Gaussian peaks at the atom positions (green lines). The inset depicts the calculated fraction of silicon on the corresponding atomic column. 17 Microscopic Simulation of Auger losses in GaN-based quantum wells B. Pasenow b, J. Hader a, J.V. Moloney a, and S.W. Koch b a Nonlinear Control Strategies Inc., 3542 N. Geronimo Ave., Tucson, AZ 85705 and Optical Sciences Center, University of Arizona, Tucson, Arizona 85721 b Department of Physics and Materials Sciences Center, Philipps Universität Marburg, Renthof 5, 35032 Marburg, Germany The external quantum efficiency (EQE) of typical GaN-based light emitting diodes shows a maximum at very low pump currents (< 10 A/cm2) and then decreases, often to only half that value for pump currents desired for applications (e.g. projection displays). The reason for this effect is the loss of a significant fraction of the carriers pumped into the structure. These carriers do not recombine radiatively inside the quantum-well region but are lost through other channels. Several explanations of this efficiency droop were proposed: The carriers might be not well Schematic view of the direct and phonon assisted Auger loss process confined and leak out due to tunneling; they could be not captured at all and recombine outside the active region; or the carriers could recombine through non-radiative Auger processes. We are currently developing a microscopic model which is capable of describing the non-radiative direct and phonon-assisted Auger losses. The theoretical model is based on the Heisenberg equations of motion for the relevant quantities and includes electron-electron Coulomb interaction and the electron-LO-phonon interaction on a microscopic level. Since the bandstructure and the needed matrix elements are calculated with the k ⋅ p theory for wurtzite III-V semiconductors, our simulations do not need any phenomenological fitting parameters. According to our latest results [1], the direct Auger losses are negligible in comparison to the radiative losses which are at least one order of magnitude stronger. Comparison with experiments shows that the droop cannot be explained by the calculated direct Auger and radiative losses. As a possible origin for the droop, we now investigate phonon assisted Auger recombinations. Our preliminary calculations show that due to the large heavy-hole mass of GaN and the rather strong electron phonon interaction losses caused by the phonon assisted Auger process can significantly exceed the ''normal'' direct Auger losses. [1] J. Hader, J.V. Moloney, B. Pasenow, S.W. Koch, M. Sabathil, N. Linder, and S. Lutgen, ''On the importance of radiative and Auger losses in GaN-based quantum wells'', Appl. Phys. Lett. 92, 261103 (2008) 18 Filterfunktionsnäherung für Lumineszenz von Halbleiterheterostrukturen Martin Schäfer, Walter Hoyer, Mackillo Kira, and Stephan W. Koch Fachbereich Physik, Arbeitsgruppe Theoretische Halbleiterphysik Die Emission von Quantenfilmen kann durch ihre jeweilige dielektrische Umgebung stark beeinflusst werden. Sie kann beispielsweise im Vergleich zur Emission ins Vakuum verstärkt oder abgeschwächt werden analog der möglichen Unterdrückung oder Verstärkung der spontanen Emission in atomaren Systemen [1]. Experimentell genutzte Halbleiterheterostrukturen beinhalten oftmals eine komplizierte dielektrische Umgebung, die dementsprechend stark die Quantenfilmemission modifiziert. Deshalb ist es wünschenswert, eine einfache Relation zwischen der Vakuum-Lumineszenz und der durch die Umgebung beeinflussten detektierten Lumineszenz zu finden. Unsere Theorie [2] ermöglich es, auf systematische Weise eine Filterfunktion zu berechnen, die eine solche Relation im Regime schwacher Licht-Materie-Kopplung erlaubt. Ausgangspunkt für die Berechnung der Filterfunktion sind dabei die elektrischen Feldmoden der dielektrischen Hintergrundstruktur, die mit Hilfe einer Transfermatrixmethode berechnet werden können. Die detektierte Lumineszenz aus der komplizierten Struktur ergibt sich dann als Produkt der Filterfunktion und der Vakuum-Lumineszenz. Abbildung1: Links: dielektrische Struktur. Rechts: Vakuum-Lumineszenz (getrichelt), detektierte Lumineszenz aus der komplizierten Struktur (schattiert) unter einem Emissionswinkel von 80 Grad. Das Inset zeigt die zugehörige Filterfunktion. Die Filterfunktions-Methode reduziert den numerischen Aufwand bei der Berechnung der Lumineszenz aus Halbleiterheterostrukturen erheblich, da die numerisch aufwändige Berechnung der Quantenfilmemission nur noch ein einziges Mal für Vakuum als umgebendes Medium durchgeführt werden muss. Dies ermöglicht ein sehr effizientes Probendesign. [1] E.M. Purcell, Phys. Rev. 69, 681 (1946) [2] M.Schafer, W. Hoyer, M. Kira, and S.W. Koch, J. Opt. Soc. Am. 25, 187 (2008) 19 Ultrakurzzeit - Spektroskopie an neuen Materialien für optische Anwendungen im nahinfrarotem Spektralbereich Alexej Chernikov, Verena Bornwasser, Martin Koch und Sangam Chatterjee Fachbereich Physik, AG Experimentelle Halbleiterphysik Die Entwicklung effizienter und leistungsstarker Halbleiterlaser im infraroten Spektralbereich bleibt eine der wichtigsten Herausforderungen im Bereich der modernen Telekommunikation. Ein viel versprechender Kandidat dafür ist Ga(AsBi), eine neuartige ternäre Verbindung auf Basis von GaAs. Das Material wurde erstmals vor ca. 10 Jahren synthetisiert und eignet sich prinzipiell als Lasermedium im nah-infraroten Spektralbereich. Die ungewöhnlich große Abhängigkeit der Emissionswellenlänge von der Bismut-Konzentration ist das wichtigste Merkmal der Verbindung. So können die für die Telekommunikation gewünschten Wellenlängen von 1,3 µm und 1,5 µm mit einem nur geringen Anteil von Bismut erreicht werden, was die Synthese der Verbindung erleichtern sollte. Allerdings bleibt ein grundsätzliches Verständnis optischer Eigenschaften von GaAsBi notwendig, um die Anwendung des Materialsystems als Laser zu ermöglichen. Für die Grundlagenuntersuchungen hat sich die Methode der zeitaufgelösten Photolumineszenz als besonders geeignet erwiesen. Dabei wird die Probe von einem Titan-Saphir-Laser mit intensiven 100 fs Pulsen angeregt. Die Detektion der Photolumineszenz erfolgt mit Hilfe eines Spektrometers und einer Streak-Kamera mit einer Zeitauflösung von wenigen Pikosekunden. Temperatur und Anregungsleistung werden variiert und der Einfluss auf die Probenemission untersucht. Generell zeigt sich in dem Experiment eine starke Abhängigkeit der optischen Eigenschaften der Ga(AsBi)-Verbindung von der Unordnung. Als Unordnung versteht man die Unregelmäßigkeit in der Struktur der Kristallgitter von Festkörpern. Aufgrund fundamentaler physikalischer Phänomene wie der Entropie ist jede reale Kristallstruktur von der Unordnung betroffen und weicht von dem idealen regelmäßigen Aufbau ab. Bei den ternären Verbindungen wie (GaIn)As oder auch Ga(AsBi) werden die Zusatzatome (In oder Bi) zufällig auf die Arsen-Gitterplätze verteilt, so dass es Bereiche mit einer höheren und einer niedrigeren Konzentration entstehen. Als Folge dessen verändern sich die Bandlücke und damit auch die Emissionsenergie zufällig innerhalb des Kristallvolumens. Im Falle von Ga(AsBi) ist dieser Effekt aufgrund der hohen Abhängigkeit der Bandlücke vom Bismut-Anteil besonders stark ausgeprägt. Außerdem bevorzugen die Bismut-Atome aufgrund chemischer Eigenschaften die gegenseitige Nähe und sammeln sich gelegentlich zu sogenannten Clustern. Diese dienen als Fallen für die Elektronen und können auch selbst als Leuchtzentren fungieren. Um die optischen Eigenschaften wie die Photolumineszenz eines solchen Materials zu beschreiben, sind komplexe theoretische Modelle notwendig, welche oft mit Hilfe von 20 Computersimulationen angewendet werden. Eine Theorie speziell für die Beschreibung von Ga(AsBi) wurde in Zusammenarbeit der der TU Chemnitz auf Basis früherer Arbeiten entwickelt [1,2]. Das Modell beschreibt die Fluktuationen der Bandlücke und die Cluster-Zustände, zufällig verteilt auf zwei separaten Skalen mit verschiedenen charakteristischen Energien. Die Übergangsraten der Ladungsträger zwischen zwei bestimmten Niveaus hängen im Allgemeinen von dem örtlichen Abstand, der energetischen Lücke und der Temperatur ab. Mit einem zufallsbasierten Monte-Carlo-Verfahren lassen sich die Bewegungen der Ladungsträger simulieren und die Photolumineszenz des Materials theoretisch erklären. Die Bestimmung der richtigen Energieskalen ist dabei von höchster Bedeutung. Abbildung 1(a) zeigt ein Vergleich experimenteller Ergebnisse mit der theoretischen Beschreibung. Dargestellt sind Photolumineszenz-Spektren bei zwei verschiedenen Temperaturen, die eine exzellente Übereinstimmung der Simulation mit dem Experiment aufzeigen. In der Abbildung 1(b) sind die Lebensdauern der Ladungsträger als Funktion der Temperatur für drei verschiedene Anregungsleistungen dargestellt. Das Verhalten ist charakteristisch für thermische Anregung lokalisierter Ladungsträger, typisch für Systeme mit starker Unordnung. Die theoretische Analyse liefert die Energieskalen von 60 meV für die Legierungsunordnung und 10 meV die Cluster. Abbildung 1. (a) Theoretische (schwarze Linie) und experimentelle (graue Fläche) Photolumineszenz-Spektren einer (GaAs)Bi Probe bei zwei verschiedenen Temperaturen. (b) Temperaturabhängige Zerfallszeiten der Emission bei steigenden Anregungsdichten. [1] S. Imhof, A. Thränhardt, A. Chernikov, M. Koch, N. S. Köster, S. Chatterjee, S. W. Koch, X. Lu, S. R. Johnson, D. A. Beaton, T. Tiedje, und O. Rubel, Appl. Phys. Lett. 96, 131115 (2010) [2] S. D. Baranovskii, R. Eichmann und P. Thomas, Phys. Rev. B. 58 (19), 13081 (1998) 21 Einfluss der Mangan- und Defektstellenkonzentration auf das Zeitverhalten der Mn 3d5 Lumineszenz in verschiedenen (Zn, Mn)S Nanostrukturen L. Chen, U. Kaiser, W. Heimbrodt; S. Geburt, C. Ronning Fachbereich Physik und Wissenschaftliches Zentrum für Materialwissenschaften; Institut für Festkörperphysik an der Friedrich Schiller Universität Die hervorragenden Lumineszenzeigenschaften von ZnS:Mn sind seit über 50 Jahren bekannt und finden unter anderem in Dünnschicht-Lumineszenz-Anzeigen (TFEL) Anwendung. Für die Lumineszenz verantwortlich ist hierbei der Übergang vom 4T1 auf den 6 A1 Zustand innerhalb des Mangan-Spinsystems. Dieser Übergang wurde im Hinblick auf das zeitliche Verhalten im Bereich von einigen Mikrosekunden bis hin zu einigen Millisekunden nach der Laseranregung untersucht. Die hier untersuchten ZnS:Mn Nanostrukturen wurden über den VLS-Mechanismus gewachsen und mittels Ionenimplantation mit Mangan dotiert. Das Ziel der hergestellten Proben war die Untersuchung des Anregungstransfers innerhalb des Mangansystems. Dabei wurde systematisch der Einfluss unterschiedlicher Parameter auf das von uns aufgestellte modifizierte Förstermodell untersucht. Es konnte gezeigt werden, dass mit einer Erhöhung der Mangankonzentration von 4*10 6 % auf 4% eine Erhöhung der effektiven Dimensionalität des Energietransfers einhergeht. Dies konnte sowohl für Nanodrähte mit einem Durchmesser von 100-300 nm und einer Länge von einigen Mikrometern gezeigt werden als auch für segelartige Strukturen mit Dicken von 50 nm und Breiten von 25-50 µm. Die Vergrößerung der effektiven Dimension im modifizierten Förstermodell konnte somit für Strukturen unterschiedlicher Morpholgie bestätigt werden. Ebenfalls einen großen Einfluss auf das Energietransferverhalten hat die Anzahl der Defekte innerhalb der Strukturen. Zur Untersuchung dieses Sachverhalts wurden verschiedene Verfahren zur Kontrolle der Defektkonzentration an den Nanodrähten verwendet. Dabei wurde die Konzentration an Defekten zum einen über verschiedene Temperaturbehandlungen im Anschluss an die Manganimplantation verringert, als auch nachträglich Defekte mittels Beschuss mit Neonionen erzeugt. Die qualitative Kontrolle der Defektkonzentration konnte sowohl für die unterschiedlichen Verfahren als auch für Nanodrähte unterschiedlicher Mangankonzentration bestätigt werde. Die Arbeiten an den (Zn,Mn)S Nanostrukturen konnten den Einfluss der unterschiedlichen Parameter auf das Energietransferverhalten zeigen und die Gültigkeit des modifizierten Förstermodells bestätigen. 22 Einfluss der Unordnung in Ga(NAsP)/GaP MQW Strukturen C. Karcher1, K. Jandieri3, B. Kunert2, R. Fritz2, M. Zimprich2, K. Volz2, W. Stolz2, F. Gebhard3, S. D. Baranovskii3, und W. Heimbrodt1 Fachbereich Physik, 1AG Experimentelle Halbleiterphysik, 2STRL, 3AG Vielteilchenphysik Der neuartige Verbundhalbleiter Ga(NAsP) ermöglicht die direkte Implementierung von opto-elektronischen Bauelementen auf Silizium. Dies eröffnet ein weites Feld der Erweiterung der Mikroelektronik, wie wir sie heute kennen, insbesondere durch den Einsatz von Photonen zur Datenübertragung. Zur Fertigung solcher kombinierten Bauelemente ist eine exakte Charakterisierung des quaternären Ga(NAsP)-Halbleiters unabdingbar. Durch den Einsatz von emissiver (angeregte, temperaturabhängige Photolumineszenz (PL)) und absorptiver Spektroskopie (temperaturabhängige modulierte Reflexion) gelingt es uns, ein vollständiges Bild der Zustandsdichte sowie der Temperaturdynamik, welche sich in einem S-förmigen Verlauf der temperaturabhängigen PL äußert, zu skizzieren. Hierbei wird deutlich, dass der eingebrachte Stickstoff ein hohes Maß an Unordnung und damit einen exponentiell in die Bandlücke abfallende zusätzliche Zustandsdichte einbringt. Außerdem wird aus Transmissions-Elektronenmikroskopie Aufnahmen eine Höhenmodulierung der Quantenschichten von etwa einem Nanometer ersichtlich, was eine weitere Unordnung bewirkt. Die Erkenntnis, dass es sich hierbei um zwei Unordnungsskalen handelt sowie der vollständige Satz an experimentellen Ergebnissen ermöglicht es, mittels Monte-Carlo Simulationen ein solches System vollständig simulieren zu können (siehe Abb. 1). Experiment Simulation Experiment Simulation Abbildung 1: Temperaturabhängiger Stokes shift (links) und Halbwertsbreite (rechts) einer Ga(NAsP)/GaP MQW-Struktur. Gezeigt ist jeweils der Vergleich zwischen Experiment (●) und Theorie (○). 23 Optische Untersuchungen an ZnO-basierten Halbleitersystemen S. Jankowski1, J. Helzel1, M. El Helou1, G. Witte1, S. Geburt2, C. Ronning2 und W. Heimbrodt1 1 Fachbereich Physik, AG Exp. HL, Philipps-Universität Marburg Physikalisch-Astronomische Fakultät, Friedrich-Schiller-Universität Jena 2 Zinkoxid (ZnO) ist ein II-VI-Halbeiter mit einer großen Bandlücke (Eg(300K)=3.36eV). Verglichen mit ähnlichen II-VI- (z.B. ZnS) oder III-V- (z.B. GaN) Halbleitern besitzt es eine starke polare Bindung und eine große Exzitonenbindungsenergie von 60meV. Daraus resultierend sind die Hoffnungen aus diesem Material optoelektronische Bauelemente, wie LEDs oder Laserdioden im blauen bis ultravioletten Spektralbereich herzustellen. Das Hauptproblem ist hierbei eine hohe, stabile und reproduzierbare p-Dotierung des ZnO. Dieser Nachteil kann aber z.B. durch eine Kombination mit einem p-dotiertem Halbleiter kompensiert werden. Die Untersuchung der Wechselwirkung eines Systems bestehend aus ZnO auf dem eine Schicht des organischen Halbleiters Pentacen abgeschieden wurde ist ein wichtiger Schritt, da Pentacen, wie die meisten organischen Halbleiter, ein pLeiter, mit einer für einen Organischen Halbleiter sehr großen Ladungsträgerbeweglichkeit ist. Das System ist somit für den Bau von Dioden gut geeignet. Die elektronischen Eigenschaften des Systems und die Wechselwirkungen zwischen den beiden Materialien wurden mit Hilfe optischer Spektroskopie untersucht. Dabei wurde festgestellt, dass das ZnO-Substrat eine Umstrukturierung des Pentacens beim Abkühlen in den unteren Lagen behindert, wodurch die exzitonischen Niveaus des Pentacens für dünne Schichten (10nm) zu höheren Energien und für dicke Schichten (100nm) zu niedrigeren Energien verschieben. Das breitlückige ZnO eignet sich nach Dotierung grundsätzlich als Fluoreszenzmaterial in allen Spektralbereichen. In der Arbeitsgruppe wird die Dotierung mit Übergangsmetallen und Seltenen Erden wie z.B. Mn und Sm in Kristallen und Nanodrähten genutzt. Die Quantenausbeuten sind sehr hoch. Dadurch bildet sich jedoch auch ein verdünnt magnetischen Halbleiter (DMS), durch eine starke sp-d -Austauschwechselwirkung zwischen den Bandzuständen des Wirtskristalls und den lokalisierten magnetischen Momenten der Dotieratome. Diese Wechselwirkung führt zu technologisch nutzbaren aber vor allem auch physikalisch interessanten Eigenschaften, wie z.B. zum riesigen MagnetoWiderstand (GMR), riesige Zeemanaufspaltungen und große Faraday-Rotations-Effekte. Die sp-d-Wechselwirkung kann über magneto-optische Messung der exzitonischen Zeemanaufspaltung bestimmt werden. Die energetische Aufspaltung der Zustände setzt sich aus zwei Termen zusammen ΔEZeeman=gμBH+xTMN0(α-β)<Sz>, der erste Term stellt die intrinsische Aufspaltung des Wirtskristalls dar, während der zweite die sp-dAustauschwechselwirkung berücksichtigt und gewöhnlich bei Mn2+-basierten II-VI DMS ein bis zwei Größenordnungen stärker ist als der intrinsische g-Faktoren der Wirtsmaterialien. Aufgrund der kleinen Gitterkonstante von ZnMnO würde man eine größere Aufspaltung als in anderen II-VI DMS erwarten. Aus den magneto-optischen Messungen erhält man allerdings nur sehr kleine Werte für die Aufspaltungen. Hinzu kommt, dass auch die Tatsache, dass die inneren Übergänge des Mangan nicht wie erwartet eine große Übergangswahrscheinlichkeit zeigen. Ziel der aktuellen Forschung ist es diese Widersprüche zu klären. 24 Feld induzierte Phänomene der antiferromagnetischen Phase von MBE gewachsenen MnS-Schichten Manuel Demper1, Christine Bradford2, Kevin A. Prior2 und Wolfram Heimbrodt1 1 AG Experimentelle Halbleiterphysik, Fachbereich Physik Philipps Universität Marburg 2 School of Engineering and Physical Sciences, Heriot-Watt Universität, Edinburg, UK Auf die Frage: „Wie klein kann ein magnetisches Material werden bevor sich seine makroskopischen Eigenschaften ändern bzw. verschwinden?“ Gibt es bis Dato noch keine konkrete Antwort. Aus diesem Grund ist es essentiell den Magnetismus in niederdimensionalen Systemen zu untersuchen. In den letzten Jahren wurden aufwendige theoretische Studien an solchen zweidimensionale Systeme mit Hilfe des Ising- bzw. des Heisenberg-Models durchgeführt. Aus experimenteller Sicht jedoch stellt das Studium solcher magnetischer Strukturen ein Problem dar, da die bekannten Messmethoden wie die Bestimmung der spezifischen Wärme oder SQUID Messungen an ihre Auflösungsgrenzen stoßen. Aus diesem Grund werden dort häufig sogenannte quasi zweidimensionale Strukturen verwendet, die jedoch einen endlichen dreidimensionalen Charakter aufweisen. MnS, als ein antiferromagnetisches System, stellt eine ideale Materialklasse für die Untersuchung niederdimensionaler Systeme dar, da die 3dElektronen des Mangans, welche nicht an der kristallinen Bindung beteiligt sind, ein maximales magnetisches Moment von (5/2)µB bereitstellen. Zudem eröffnet die Ligandenfeldaufspaltung der zugehörigen Mangan 3d5-Zustände einen optischen Zugang zu den magnetischen Eigenschaften. Insbesondere wird durch die relativ hohe Quanteneffizienz der beobachteten internen Mangan d-d-Übergänge die Untersuchung bis zu wenigen Monolagen, d.h. an realen zwei-dimensionalen Systemen, ermöglicht. So kann mit Hilfe temperaturabhängiger PL-Untersuchungen an MBE gewachsenen -MnS Schichtsystemen mit Schichtdicken von 1.8 und 8.6 nm ein antiferromagnetischer Phasenübergang nachgewiesen werden, der insbesondere bei dem 1.8 nm dicken zweidimensionalen System durch das Anlegen eines externen Magnetfeldes beeinflusst werde kann. Während das externe Magnetfeld kein Einfluss auf den Phasenübergang der 8.6 nm dicken MnS-Schicht hat, zeigt die Übergangstemperatur des 1.8 nm dicken MnS Films eine Art Phasendiagramm, welches in der Theorie von zweidimensionalen HeisenbergAntiferromagneten, die eine schwache uniaxialer Anisotropie aufweisen, bekannt ist. 25 Fano-Signaturen in der Terahertz-Antwort von Halbleiter-Quantenfilmen* D. Golde, M. Kira und S. W. Koch Fachbereich Physik, AG Theoretische Halbleiterphysik Fano-Resonanzen treten üblicherweise immer dann auf, wenn ein Übergangskontinuum an einen diskreten Übergang gekoppelt ist, dessen Energie mit der des Kontinuums überlappt. Das Absorptionsspektrum eines solchen Systems zeigt eine charakteristische asymmetrische Linienform der diskreten Resonanz [1]. In einem kürzlich durchgeführten Experiment wurden solche Fano-Linienformen auch bei Intersubbandübergängen in Halbleiter-Quantenfilmen beobachtet [2]. Da in einem solchen System jedoch kein Kontinuum im Bereich der Intersubbandresonanz existiert, tritt die Fano-Resonanz nicht in der Absorption, sondern im (differentiellen) Transmissionsspektrum des Terahertzpulses auf. Mit Hilfe unserer mikroskopischen Theorie [2,3] kann dieses Verhalten eindeutig der Interferenz von Intersubbandübergängen und feldinduzierter Ladungsträgerbeschleunigung zugewiesen werden. Die Messung der differentiellen Transmission stellt somit ein Verfahren dar, Beschleunigungseffekte in Anwesenheit einer echten Resonanz direkt nachzuweisen. Dies lässt sich nicht nur auf Intersubbandübergänge anwenden, sondern prinzipiell auf jeden beliebigen diskreten Übergang. Abbildung 1: Terahertz-Antwort eines Quantenfilmes in der Umgebung des Übergangs zwischen den untersten beiden Leitungssubbändern. (a) Fano-Resonanz in der differentiellen Transmission (blaue Linie). Die schattierte Fläche zeigt das Ergebnis einer Rechnung ohne Berücksichtigung der Ladungsträgerbeschleunigung. (b) Das Absorptionsspektrum zeigt lediglich eine Resonanz bei dem Intersubbandübergang. *) gefördert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft und das Bundesministerium für Bildung und Forschung. [1] U. Fano, Phys. Rev. 124, 1866 (1961). [2] D. Golde, M. Wagner, D. Stehr, H. Schneider, M. Helm, A. M. Andrews, T. Roch, G. Strasser, M. Kira, and S. W. Koch, Phys. Rev. Lett. 102, 127403 (2009). [3] M. Kira and S. W. Koch, Prog. Quantum Electron. 30, 155 (2006). 26 Mikroskopische Analyse optischer Eigenschaften von Halbleiterlaserstrukturen C. Bückers und S. W. Koch Fachbereich Physik, AG Theoretische Halbleiterphysik Eine mikroskopische Vielteilchentheorie wird auf verschiedenste Materialsysteme angewendet, die als Verstärkungselement den Grundbaustein von Halbleiterlasersystemen bilden. Das Verständnis der mikroskopischen Prozesse und ihre Modellierung ermöglichen die Analyse und quantitative Prognose optoelektronischer Eigenschaften, die das Laserverhalten maßgeblich bestimmen. (AlGaIn)As-Verbindungen sind als aktive Halbleitermedien für Laseranwendungen etabliert und werden bereits als Verstärkungselement in optisch gepumpten Halbleiterscheibenlasern (engl.: vertical-external-cavity surface-emitting laser, VECSEL) verwendet. Umfassende Übereinstimmungen zwischen theoretischen und experimentellen Spektren demonstrieren die Eignung des Modells zur Beschreibung der optischen Eigenschaften. Das Zusammenwirken von Eigenschaften des Mikroresonators und den Absorptions- und Emissionseigenschaften des Quantenfilmmaterials kann deshalb mit der mikroskopischen Theorie analysiert werden. Durch die mikroskopische Analyse kann man insbesondere das Potential des optischen In-Well-Pumpens für das VECSELSystem an der Laserschwelle einschätzen, und mögliche Einschränkungen durch Sättigungseffekte der Pumpabsorption können aufgezeigt werden. Halbleiterlaser mit Emissionswellenlängen im langwelligen Bereich um 2 μm lassen sich mit (AlGaIn)(AsSb)-basierten Strukturen realisieren. Das Materialsystem zeichnet sich durch ausgesprochen hohe Gewinnamplituden aus, die durch die mikroskopische Analyse auf Bandstruktureffekte zurückgeführt werden können. Gleichzeitig können auf der Basis dieser Bandstrukturparameter Rechnungen bezüglich der Ladungsträgerverluste angestellt werden, wobei die hohen Auger-Beiträge auffallen. Da sich sowohl die Verstärkung als auch die Laserverluste quantitativ prognostizieren lassen, können anhand systematischer Designstudien Konzepte für Strukturoptimierungen erarbeitet werden. Mit dem Ga(AsBi)-Materialsystem wird ein vollkommen neuartiges Materialsystem untersucht, dessen Anwendungspotential durch die mikroskopische Analyse eingeschätzt und bewertet werden kann. Mit Berechnungen für Strukturen verschiedener Barrierenkonstellationen wird insbesondere eine Möglichkeit ausgelotet, die Verstärkungsamplitude des Systems zu steigern. [1] C. Bückers, S. Imhof, A. Thränhardt, J. Hader, J. V. Moloney und S. W. Koch, IEEE Journal of Selected Topics in Quantum Electronics 15, 984 (2009). [2] C. Bückers, E. Kühn, C. Schlichenmaier, S. Imhof, A. Thränhardt, J. Hader, J. V. Moloney, O. Rubel, W. Zhang, T. Ackemann und S. W. Koch, Physica Status Solidi B 247, 789 (2010). 27 Non-Equilibrium Analysis of the Two-Color Operation in Semiconductor Quantum-Well Lasers Ada Bäumner and Stephan W. Koch Department of Physics, Group of Semiconductor Theory Whereas in previous studies [1] quasi-equilibrium gain configurations have been used to analyze the different lasing regimes that might be encountered in two-color laser experiments [2],[3], we apply a non-linear laser model on the basis of the Maxwell semiconductor Bloch equations [4] to investigate the relavance of non-equilibrium effects for stable dual-mode emission. To test our model, we set up an effective-mirror resonator structure with appropriate reflective boundary conditions at both ends of a linear cavity. The cavity length is adjusted to have several cavity modes covered by the semiconductor gain spectrum. The gain region is positioned in the anti-nodes of the empty cavity modes to provide maximum light-matter coupling. Figure 1: Frequency analysis of the laser field. On the left hand side, the amplitude spectrum of the complex laser field is shown in dependence of time for two different sets of material parameters. On the right hand side, corresponding gain spectra are given. For further explanations see text. First numerial results (cf.[5]) show that stable dual-mode laser emission is achieved for conditions where the mode spacing allows the two modes to burn separate kinetic holes into the carrier distribution functions. In this case, the amplitude spectrum of the complex laser field displays two distinct peaks at the position of the laser resonances with the maximum modal gain as depicted in the upper panels of Fig. (1). Clearly, this situation is favoured when the two modes have similar modal gain (see lower panels of Fig. (1)). It is worthwhile noticing that even though pronounced kinetic holes are seen in the carrier distribution functions, no spectral holes can be seen in the corresponding gain spectra. Due to the dephasing of the polarization there is no one-to-one correspondence between momentum values and transition energies since the dephasing of the polarization leads to an homogeneous broadening of each transition. Consequently, the pronounced kinetic holes in the occupation probability only show up as a broadening and flattening of the gain spectrum. 28 References [1] M. Matus, M. Kolsik, J.V. Moloney, J.Optical Society of Amerika B, 21, No. 10, (2004) [2] S. Hoffmann, M.R. Hofmann Laser & Photonics Reviews 1, No.1, (2007) and references therein. [3] L. Fan, M. Fallahi, J. Hader, A.R. Zakharian, J.V. Moloney, W. Stolz, S.W. Koch, R. Bedford, J.T. Murray, Applied Physics Letters 90 (2007). [4] G. Khitrova, H.M. Gibbs, F. Jahnke, M. Kira, S.W. Koch, Reviews of Modern Physics, 71, No. 5, (1999) [5] A. Bäumner, S.W. Koch, J.V. Moloney, Physica Status Solidi (b) (accepted for publication) 29 Räumlich hochauflösende Charakterisierung von Solarzellenprototypen Michael Schwalm, Sangam Chatterjee und Wolfgang W. Rühle FB Physik, AG Experimentelle Halbleiterphysik Die Stromerzeugung aus Sonnenlicht mit Hilfe von Photovoltaikanlagen (PV) soll eine zentrale Rolle in der Zukunft der Energieversorgung spielen. Die Entwicklung neuer, wirtschaftlicherer Solarzellentypen ist von entscheidender Bedeutung für das Erreichen dieses Ziels. In diesem Zusammenhang stellen Mehrschichtsolarzellen mit pn-Übergängen auf (GaIn)(NAs) Basis in Verbindung mit Konzentratoroptiken eine vielversprechende Option dar. Ortsaufgelöste Photostromspektroskopie (SRPS) sowie ortsaufgelöste Strom-Spannungs Kennlinien (SRIV) erlauben eine detaillierte Untersuchung der elektronischen Eigenschaften von Prototypen (GaIn)(NAs)-basierter Solarzellenschichten [1]. Die räumliche Auflösung beider Methoden liegt bei 30 µm wodurch eine punktgenaue Untersuchung der Bauelemente möglich wird. Somit können selbst Defekte mit einer Ausdehnung von wenigen zehn Mikrometern zuverlässig erkannt werden, was sehr wichtig ist, da selbst derart kleine Defekte die Leistungsfähigkeit einer Solarzelle spürbar verringern können. Umfangreiche Computersimulationen begleiten die experimentellen Untersuchungen und ermöglichen eine bessere Interpretation der gewonnenen Messdaten. Auf Basis dieser Simulationen ist es möglich, noch genauere Aussagen über mögliche Defekte und strukturelle Defizite eines Prototypen zu machen und dessen Aufbau sowie den Herstellungsprozess im Hinblick auf eine spätere Serienreife gezielt zu verbessern. 0.6 0.4 -0.2 0.0 0.2 Bias (V) 0.4 0.6 1 0 20 40 60 80 100 2 3 4 2 3 4 5 0 1 2 3 4 Width (mm) 5 0 1 2 3 4 Width (mm) 5 Length (mm) Reference Experiment Simulation 0 Irel (%) 1 0.8 0.2 SRPS Simulation no impurities SRPS Experiment 0 1.0 Length (mm) Normalized Photocurrent SRIV Experiment and Simulation 5 SRPS und SRIV Daten eines Prototyps. Defekte werden zuverlässig erkannt. [1] M. Schwalm, C. Lange, W. W. Rühle, W. Stolz, K. Volz, and S. Chatterjee, “Characterization of solar cells by photocurrent spectroscopy and current-voltage characteristics with high spatial resolution”, Optics Express 18(6), 6277 (2010) 30 Einfluss des elektrischen Feldes auf die Diffusion in ungeordneten Materialien S. Baranovski und F. Gebhard FB Physik, AG Vielteilchentheorie In unserer Arbeitsgruppe Vielteilchentheorie am FB Physik haben wir in den letzten beiden Jahren den Einfluss des elektrischen Feldes auf die diffusive Bewegung von Elektronen in ungeordneten Materialien untersucht [1,2]. Die hier vorgestellten Publikationen entstanden in Zusammenarbeit mit Dr. Alexei Nenashev, Gastwissenschaftler aus Novosibirsk, Russland, und unserem dortigen Kollegen Prof. Anatolii Dvurechenskii, sowie mit unserem finnischen Austauschdoktoranden Frederic Jansson und dessen Betreuer Prof. Roland Österbacka, Turku, Finnland. Der Transport von (spinlosen) Elektronen in ungeordneten Materialien wird durch eine Master-Gleichung für die reellen Größen pi beschrieben, die die Wahrscheinlichkeit angeben, dass ein Platz besetzt ist. In unserer ersten Arbeit [1] haben wir eine eindimensionale Kette betrachtet, in der die zeitliche Änderung der Besetzungswahrscheinlichkeit pi durch Transfer von Elektronen zwischen benachbarten Plätzen verursacht wird. Die Transferraten erfüllen das Gesetz der detaillierten Balance, hängen von der Stärke des elektrischen Feldes F, von der Temperatur T und vom (zufälligen) Energieunterschied der Plätze (Random Energy Model) bzw. von der (zufälligen) Barrierenhöhe zwischen den Plätzen (Random Barrier Model) ab. Aus der Lösung der Master-Gleichung kann man die Driftgeschwindigkeit v und den Diffusionskoeffizienten D durch Vergleich mit der Lösung der Fokker-Planck-Gleichung gewinnen. In einer Dimension haben wir die Modelle analytisch gelöst, wobei wir ausgenutzt haben, dass die Unordnung zwischen den Plätzen nicht korreliert ist. Wir erhalten explizite Ausdrücke für v und D als Funktion der Temperatur und der Feldstärke. Insbesondere zeigt sich, dass beide Größen vom Betrag der Feldstärke abhängen und daher eine Spitze bei F=0 zeigen, D(F)=D(0)+α|F|+(Terme höherer Ordnung). Für endliche eindimensionale Systeme wird die Spitze aufgeweicht, wie wir in unseren entsprechenden numerischen Rechnungen für N=107 Gitterplätze zeigen konnten, siehe Abbildung 1. In unseren zweiten Arbeit [2] haben wir uns mit der Diffusion in zwei- und dreidimensionalen Systemen befasst. Hierzu verwenden wir den Monte-Carlo Algorithmus, dessen Genauigkeit und Effizienz wir in einer Dimension bereit nachgewiesen hatten. Unsere Simulationen zeigen, dass der Diffusionskoeffizient in Richtung des elektrischen Feldes, Dz nunmehr quadratisch mit dem Feld ansteigt, Dz(F)=D0+A(T)F2+…, während die Diffusion senkrecht zum Feld im Ohm'schen Regime unabhängig vom Feld ist [2]. 31 Abb. 1: Diffusionskoeffizient D als Funktion der Feldstärke F für das Random Barrier Modell in einer Dimension mit Gauß-Verteilung der Höhen der Barrieren (Standardbreite σ) für verschiedene Temperaturen T. Die analytischen Rechnungen (durchgezogenen Linien) stimmen perfekt mit den numerischen Ergebnissen (Symbole) überein. Einschub: kleine Felder. In Abbildung 2 zeigen wir unsere numerischen Ergebnisse für drei Dimensionen. Senkrecht zum Feld gilt die Einstein-Relation zwischen der Mobilität μ und den Diffusionskoeffizienten Dx,y , parallel zum Feld ist sie im allgemeinen verletzt. Abbildung 2: Diffusionskoeffizienten parallel und senkrecht zum Feld für ein dreidimensionales Random Energy Modell mit Gauß-Verteilung (Standardbreite σ) als Funktion der Feldstärke. Die durchgezogene Kurve entspricht der quadratischen Näherung, Dz(F)=D0+A(T)F2. Abbildung 3: Temperaturabhängigkeit der Krümmung A(T) des Diffusionskoeffizienten Dz(F) in zwei und drei Dimensionen für das Random Energy Modell mit Gauß-Verteilung (Standardbreite σ). Unsere analytische Formel, A(T)~exp(3σ2/2T2), reproduziert die Monte-Carlo Daten. Abbildung 3 zeigt die Temperaturabhängigkeit der Krümmung A(T) des Diffusionskoeffizienten. Unsere Erklärung der in den Simulationen beobachteten Temperaturabhängigkeit basiert darauf, dass die Diffusion in Feldrichtung maßgeblich von energetisch sehr 32 tiefen Plätzen beeinflusst wird. Die Teilchen bleiben sehr lange in diesen seltenen `Fallen' (traps), während ihre Bewegung dazwischen quasi frei ist. Der Koeffizienten A(T) ist dann proportional zur mittleren Verweilzeit in den Fallen und daher exponentiell von der Temperatur abhängig, A(T)~exp(3σ2/2T2). Die Vorfaktoren haben eine viel schwächere Temperaturabhängigkeit und können verlässlich abgeschätzt werden. Auf diese Weise erhalten wir eine quantitative Beschreibung für die Temperaturabhängigkeit des Diffusionskoeffizienten in Feldrichtung im experimentell zugänglichen Bereich schwacher Felder in einer und zwei Raumdimensionen. [1] Effect of electric field on diffusion in disordered materials. I. One-dimensional hopping transport Alexej Nenashev, Fredrik Jansson, Sergei Baranovskii, Ronald Österbacka, Anatolii Dvurechenskii und Florian Gebhard, Phys. Rev. B 81, 115203 (2010). [2] Effect of electric field on diffusion in disordered materials. II. Two- and three-dimensional hopping transport Alexej Nenashev, Fredrik Jansson, Sergei Baranovskii, Ronald Österbacka, Anatolii Dvurechenskii und Florian Gebhard, Phys. Rev. B 81, 115204 (2010). 33 Transport von Ionen an und durch heterogene Polymerkugeln mit fixierten ionenaustauschenden Gruppen im chromatographischen Bett Prof. Dr. Andreas Seubert FB Chemie, AG Quantitive Analytische Chemie Die Trennung von Ionen als Folge von Transport und Ionenaustausch sind die Grundlagen der Ionenaustauschchromatographie (IC) [1]. Diese wird zur Trennung von Ionen unterschiedlichster Größe, Ladung und chemischer Natur eingesetzt. Grenzpunkte sind die Trennung kleiner anorganischer Ionen wie Na + oder großer biologisch relevanter Ionen wie Proteine oder Enzyme [2]. Die Beschreibung des reinen Ionenaustausches ist weit fortgeschritten [1]. Dem Transport der Ionen durch ein poröses Bett, welches seinerseits durch ionenpermselektive innere Grenzflächen den Transport einzelner Ionensorten fördern oder verhindern kann, wurde bislang für IC-Anwendungen wenig Beachtung geschenkt. Dies liegt an der Komplexität der Systeme und der Schwierigkeiten beim gezielten Verändern einzelner Kenngrößen wie z.B. der Anordnung der Ionenaustauschgruppen innerhalb des Partikels [3] oder der Mikro-, Meso und Makro-Porosität [4,5] des Partikels. Bei Anwendung des Ionenaustausches in einem HPLC Umfeld eröffnen sich dagegen neue Möglichkeiten, neben der Selektivität auch die Effizienz und alle darauf einwirkenden Größen zu untersuchen. Bei einem Vergleich der IC mit z.B. der Umkehrphasenchromatographie fällt z.B. ein Unterschied in der chromatographischen Effizienz von durchschnittlich ein bis zwei Größenordnungen zu ungunsten der IC auf. Dies wird auf die deutlich größere Reichweite der CoulombWechselwirkungen in der IC gegenüber den van der Waals Wechselwirkungen in der Verteilungschromatographie zurückgeführt. Noch auffälliger ist allerdings der Effizienzunterschied zwischen einzelnen Funktionalisierungsarten bei gleichem Grundmaterial. Daraus lässt sich schlussfolgern, dass Substrat und Funktionalisierung die Eigenschaften eines Ionenaustausches nicht unabhängig sondern gegenseitig beeinflussend gestalten. Der zentrale Punkt dieser Arbeiten ist das Erfassen, Beschreiben und Verstehen aller wichtigen Einflussgrößen auf den Transport von Ionen innerhalb eines porösen Partikels mit chemisch fixierten Ionenaustauschgruppen. Hierzu gehört insbesondere das Verständnis des Einflusses der geometrischen Anordnung und der lokalen Umgebung einer Ionenaustauschfunktion auf die Effizienz des Transportes innerhalb eines Partikels. Eine mögliche Anwendung ist die Entwicklung von Ionenaustauschmaterialien mit einer stark verbesserten chromatographischen Effizienz durch Anpassung der drei wichtigsten Einflussgrößen Porosität, Funktionalität und Eluent geschehen. Die ionenpermselektiven Grenzflächen werden durch die Porenstruktur des Partikels und durch die Funktionalisierungsart dominiert, während der Ionenaustausch durch die 34 funktionelle Gruppe und die Wahl des Eluenten bzw. Analyten (Gegenionen) untersucht werden kann. Für die Durchführung des Projektes sind profunde Kenntnisse zur Herstellung HPLCtauglicher Polymere mit variierbaren Porenstrukturen bei gleichzeitig vergleichbaren geometrischen Dimensionen notwendig [5,6]. Die bevorzugte Herstellung basiert auf Anwendung einer besonderen Form der Emulsionspolymerisation [6,7]. Vorteil dieses Verfahrens ist die weitestgehende Entkopplung von Partikelgröße und Porosität, wobei die Porosität nach gängigen Konzepten [8] variiert werden kann. Zunächst soll als Bezugspunkt ein einziges Divinylbenzene basiertes hochquervernetztes Polymer eingesetzt werden. Vorquellen ca. 12 h Quellung ca. 2 h Saat Latex (ca. 1 オm) Abbildung 1 Polymerisation ca. 24 h HPLC- Polymer (bis 50 オm) Prinzip des Herstellungsverfahrens für monodisperse, hochquervernetzte und damit HPLC- taugliche Polymere nach Ugelstad [7] Die Bestimmung der Porenradienverteilungen ist für Polymere mit ihrer typischen breiten Porenradienverteilung eine große Herausforderung, die mit Hilfe der inversen Größenausschlußchromatographie (i-SEC) gelöst werden soll. Abbildung 2 REM-Aufnahme der HPLC-tauglichen Polymere. Als Alternativen werden die die Gasadsorptionsmessung (BET) und das Einharzen und Mikrotom-Schneiden der Partikel in Betracht gezogen. Dies erlaubt die Ermittlung des zwei- und dreidimensionalen Aufbaus inklusive der Konnektivität zwischen den einzelnen Poren mittels REM oder TEM. 35 Methodischer Hauptpunkt ist die Funktionalisierungsart und Dichte. Um deren Einfluss zu beurteilen, ist sowohl die Kenntnis der aktuellen geometrischen Anordnung als auch ein Portfolio von Synthesetechniken notwendig. Die Synthese soll eine möglichst weit gespannte Variation dieser Anordnungen erlauben [4-6]. Ein einfacher Ansatz zur gezielten Veränderung der räumlichen Anordnung von Ionenaustauschfunktionalitäten ist die Variation der Größe des angreifenden Teilchens. Das primär angreifende Teilchen ist….. groß ß cFunktionelle Gruppen mittel cFunktionelle Gruppen klein cFunktionelle Gruppen Gruppen r r Abbildung 3 r Schematische Darstellung der radialen Verteilung funktioneller Gruppen in Abhängigkeit von der Größe der primär angreifenden Spezies. Als universelle mikroskopische Charakterisierung der Materialien dienen analog zur iSEC chromatographische Experimente, welche Analyten als Sonden für die Erkundung der Lage und Zugänglichkeit der funktionellen Gruppen einsetzen. Dabei können sowohl Ionen unterschiedlicher Ladung als auch unterschiedlicher Geometrien eingesetzt werden. Literatur [1] Helfferich, F., Ion Exchange; Dover Publications: New York, 1995. [2] Moebius, J., Swart, R., Sickmann, A., Chromatography-based separation of proteins, peptides, and amino acids. Handbook of Pharmaceutical Biotechnology; 2007 [4] Raskop, M., Seubert, A., Grimm, A., Ionenaustauschmaterial, Ionenaustauschsäule und Herstellungsverfahren; Patent EP 1 842 592 A1, 2007. [5] Füßler, R., Schäfer, H., Seubert, A., Anal. Bionanal.Chem., 2002, 372, 705-711. [6] [7] [8] Seubert, A. , Schütze, S., Verfahren zur Herstellung von porösen Polymerteilchen auf Acrylat- und/oder Methacrylatbasis; Patent EP 1 413 595 A1, 2006. Ugelstad, J., Makromol. Chem., 1978, 179, 815 Seidl, J., Malinsky, J., Dusek, K., Heintz, W., J. Adv. Polym. Sci., 1967, 5, 113. 36 Ionenleitende Li-Salze von Chalkogenidotetrelatanionen zur Entwicklung neuartiger Lithium-Ionen-Zellen Thomas Kaib, Sima Kaib-Haddadpour, Stefanie Dehnen FB Chemie, AG Dehnen Ortho-Chalkogenotetrelatanionen [TE4]4– (T = Ge, Sn, In; E = S, Se, Te) reagieren in protischen Solventien mit Übergangsmetallionen Mn+ unter Bildung heterobimetallischer, anionischer Komplexe [MxTyEz]q–. Inzwischen wurden in Abhängigkeit vom Gegenion A n+ (A = (Erd-)Alkalimetall) eine große Vielfalt wasserlöslichen Tetrelat-Phasen [Am(ROH)n][MxTyEz] mit verschiedenen molekularen und polymeren Anionentypen + erzeugt [1]. Im Rahmen eines neuen Projekts widmen wir uns erstmas Phasen mit Li als + Gegenion, um Li -leitende Feststoffe zur Anwendung in neuartigen Li-Ionen-Zellen zu generieren. Die Untersuchungen basieren auf der Beobachtung, dass die zeolithartige Phase [K2(H2O)3][MnGe4Se10] K+-Ionenleitfähigkeit in gerichteten, starren Kanälen aufweist [2]. In Abbildung 1 werden Ausschnitte der Kristallstrukturen von {Li 2[SnSe3]}n, Li4[MnSn2Se7], Li4[GeSe4] und [Li4(H2O)20[Ge4Se10] gezeigt, sowie die zur Li+Ionenleitfähigkeit der ersten und letzten der genannten Phasen gehörigen ArrheniusPlots. –2 Ea = 0,73 eV = 70 kJ/mol –4 –6 ln ( T / S cm–1 K) –8 Ea = 0,62 eV = 60 kJ/mol –10 –12 Ea = 0,56 eV = 54 kJ/mol –14 2. Heizen 3. Heizen –16 –18 –20 2,5 3,0 3,5 4,0 4,5 5,0 1000 K / T –8 –10 –12 ln ( T / S cm–1 K) –14 –16 –18 1st heating –20 2nd heating 3rd heating –22 –24 2,5 3,0 3,5 4,0 4,5 5,0 1000 K / T Abbildung 1. Fragment der Kristallstrukturen von {Li2[SnSe3]}n (oben links), Li4[MnSn2Se7] (oben rechts), Li4[GeSe4] (unten links) und [Li4(H2O)20][Ge4Se10] (unten rechts) und Arrhenius-Plot der Ionenleitfähigkeiten von {Li2[SnSe3]}n (Mitte oben) und [Li4(H2O)20][Ge4Se10] (Mitte unten) [1] S. Dehnen, M. Melullis, Coord. Chem. Rev. 2007, 251, 1259-1280. [2] S. Haddadpour, M. Melullis, H. Staesche, C.R. Mariappan, B. Roling, R. Clérac, S. Dehnen, Inorg. Chem. 2009, 48, 1689-1698. 37 Gemischtvalente heterometallische Chalkogenidcluster Hari Pada Nayek, Christopher Pöhlker, Stefanie Dehnen FB Chemie, AG Dehnen In aprotischen Lösungsmitteln zeigen ortho-Chalkogenotetrelatanionen [TxEy]q– (T = Ge, Sn; E = S, Se, Te) und ihre organischen Derivate mitunter eine mild-oxidierende Wirkung bei gleichzeitiger Chalkogenid-Donor-Funktion.[1,2] Auf diese Weise lassen sich nach Zugabe von Übergangsmetallkomplexen heterometallische, gemischtvalente Metallchalkogenid-Cluster darstellen, deren strukturelle, elektrochemische, elektronische und magnetische Eigenschaften wir untersuchen. Als Beispiel zeigt die folgende I IV I II Abbildung 1 den gemischtvalenten Cu/Sn/S-Clusters [(Ph3PCu )6{(CH2)4Sn S2}6Cu 4Sn ], der in einer Solvothermalreaktion aus [CuICl(PPh3)3], Na2S·9H2O und 6 Cl3SnIV–C4H8– SnIVCl3 gebildet wurde.[1] Abbildung 1: Molekülstruktur von [(Ph3PCuI)6{(CH2)4SnIVS2}6CuI4SnII] (links), sowie mit DFTMethoden berechnete Zustandsdichte (DOS, rechts). Reaktionen des mono- oder distannylierten Ferrocens FcSnCl3 und Cl3Sn–Fc–SnCl3 mit Chalkogeniden und/oder Übergangsmetallkomplexen führen zur Ausbildung heterometallischer Spezies mit interssanten Strukturmotiven und ungewöhnlichem elektrochemischem Verhalten (Abbildung 2).[3,4] 30 20 I/ A 10 0 –10 –20 –30 –40 150 0 100 0 50 0 0 U /mV –500 –1000 Abbildung 2. Molekülstruktur von [{Na(thf)3.5}2{(FcSn)8Ni3S16}]∙2THF (links), Molekülstruktur und cyclisches Voltammogramm von (PhSe3Sn)2Fc (rechts). [1] H.P. Nayek, W. Massa, S. Dehnen, Inorg. Chem. 2008, 47, 9146-9148; [2] H.P. Nayek, W. Massa, S. Dehnen, Inorg. Chem. 2010, 49, 144-149; [3] H.P. Nayek, G. Hilt, S. Dehnen, Eur. J. Inorg. Chem. 2009, 4205-4208; [4] C. Pöhlker, I. Schellenberg, R. Pöttgen, S. Dehnen, Chem. Commun. 2010, 46, 2605-2607. 38 Organogermanium-Tellurverbindungen zur Phasierung von Biomolekülen Samuel Heimann, Stefanie Dehnen FB Chemie, AG Dehnen Dieses Projekt stellt eine Ergänzung zu Projekt 3 dar, in der wir gezielt Verbindungen des Typs [(RGe)xTey] und [(RGe)x(LnM)yTez] herstellen wollen. Hierbei bezeichnet R organischen Liganden mit einer endständig funktionellen Gruppen wie C=O, COOH oder NH2; LnM sind Übergangsmetallkomplexfragmente. Diese schwereren Homologen der entsprechenden Organozinn-Schwefelverbindungen (Projekt 3) haben andere physikalische Eigenschaften als erstere, wie sich an ihrer dunkleren Farbe ablesen lässt. Durch geeignete Wahl der organischen Liganden – besonders über die Einstellung von Löslichkeit und Reaktivität – sollen diese Komplexe für Verknüpfungen mit Biomolekülen, z.B. Proteinen, verfügbar gemacht werden; so könnten sie als Analysetool für die Ab initio-Phasierung von Kristallstrukturen nutzbar gemacht werden. In Abbildung 1 ist das Syntheseschema für die Darstellung der Verbindungen aus RGeCl3 skizziert. Hierbei machen wir die Beobachtung, dass es unter den gegebenen Reaktionsbedingungenzu einer in situ-Ge–Ge-Bindungsbildung kommt. Diese ist nur für eine spezielle Kombination von R/Ge/Te thermodynamisch bevorzugt, während dieser Reaktionsverlauf bei allen anderen untersuchten Kombinationen von R/T/E (organischer Rest/Elemente der Gruppen 14/16) nicht günstig ist. Dies wurde über die mittels DFTMethoden berechneten Reaktionsenergien der in den nachfolgenden Gleichungen 1 - 3 gezeigten, hypothetischen Reaktionen nachvollzogen.[1] Te2– / THF R = CH2CH2COOH – RGeCl3 Te2– / THF N2H4∙H2O R = CMe2CH2COMe THF NA DD H Abbildung 1. Synthese von Organogermanium-Tellurverbindungen [(RGe)xTey] mit unterschiedlichen Resten R; NA: Noradamantantopologie; DD: Doppeldeckertopologie; H: Hydrazonfragment. [(RT)4E6]AD [(RT)4E6]DD [(RT)4E6]AD [(RT)4E6]DD [(RT)4E5] + Eat [(RT)4E5] + Eat | EDD–AD | ENA–DD | ENA–AD Gl. (1) Gl. (2) Gl. (3) Tabelle1. Reaktionsenergien zu Gleichungen 1 - 3 gemäß simultaner Energie- und Strukturoptimierungen mittels DFT-Methoden; AD: Adamantantopologie T/E Ge/S Ge/Se Ge/Te Sn/S Sn/Se Sn/Te R1 = CMe2CH2COMe EDD-AD ENA-DD 19.42 70.01 11.35 47.41 1.71 19.52 –23.71 104.76 –27.77 85.91 –29.04 55.96 ENA-AD 89.43 58.76 21.23 81.06 58.14 26.92 R2 = CH2CH2COOH EDD-AD ENA-DD 23.27 40.81 16.82 13.27 –19.46 10.41 9.60 68.86 4.29 49.80 2.11 20.00 ENA-AD 64.08 30.09 –9.06 78.46 54.08 22.11 [1] S. Heimann, M. Holynska, S. Dehnen, Chem. Commun. 2010, DOI:10.1039/C0CC03727C. 39 Chalkogenidometallat-organische Hybridverbindungen und Netzwerke Zohre Hassanzadeh Fard, Mohammad Reza Halvagar, Stefanie Dehnen FB Chemie, AG Dehnen TR Im Rahmen dieser Untersuchungen werden käfigartige HauptgruppenmetallchalkogenidKomplexe mit organischer Ligandenhülle dargestellt, die endständig funktionelle Gruppen wie C=O, COOH oder NH2-Gruppen tragen. Solche Verbindungen lassen sich auf zweierlei Arten derivatisieren (Abbildung 1): (a) Reaktionen mit Übergangsmetallverbindungen zur Erzeugung multinärer Chalkogenidkomplexe mit funktioneller Ligandenhülle und (b) Kupplungs-Reaktionen an den funktionellen Gruppen. Letzteres schafft die Grundlage zur Ausbildung multifunktioneller Chalkogenidometallatorganischer Hybridverbindungen, die in Form von Makrozyklen, Kapseln oder Netzwerken auftreten. v /mm∙s–1 Abbildung 1. Derivatisierung funktionalisierter Organoelement-Käfige [(RT)xEy] (links); Mößbauerspektrum 1 1 und Clusterkern der gemischtvalenten Verbindung [(R Sn)6Sn2S12] (rechts; R = CMe2CH2COMe). Wir interessieren uns für die thermische Stabilität, das Sorptionsverhalten und weitere physikalische und chemische Eigenschaften dieser multifunktionellen Stoffe, etwa die Fähigkeit zum Moleküleinfang und zur Bindungsaktivierung (Abbildung 2). S S 90 1008.4667 1007.9666 Relative Abundance H4 H2 N2 60 N2 O1 C02 1012.9678 1006.9667 50 1013.4682 1006.4670 40 1013.9683 1005.9668 1014.4686 1005.4671 1014.9688 1004.9671 1004.4672 10 1015.4693 1016.4694 1017.9698 1019.9690 1003.4671 0 100 1008.4654 C 66 H 90 N 12 S 8 Sn 6: C 66 H 90 N 12 S 8 Sn 6 p (tri s /p:40) Chrg 2 R: 100000 Res .Pwr . @FWHM 1011.4662 80 C02 NL: 1.55E3 1009.9656 1010.4659 1008.9655 90 O1 C05 H1 1012.4676 1007.4668 20 H4 1011.9674 70 30 N4 1011.4674 80 Sn N4 NL: 1.55E6 Halvagar_R116a#101-259 RT: 0.78-1.99 AV: 80 F: FTMS + c ESI Full ms [194.00-1940.00] 1009.9666 1009.4667 1010.4668 100 Sn 1011.9660 70 1007.4652 1012.4666 60 1012.9663 1006.9651 50 40 1013.9669 1005.9652 30 C01 1014.4674 1005.4654 20 1015.4682 1004.4654 10 1016.4686 1017.4691 0 1002 3 2 2+ 1004 1006 1008 1010 1012 m/z 1014 1016 1018 1019.4694 1020 2 Molekülstrukturen von [R 4Sn12S20] (halb gezeichnet) und [R 3Sn6S8] (R = 1,5-bis((E)-2-(4-methylpentan2-ylidene)hydrazinyl) links) mit eingelagerten DMF-Molekülen (links) und ESI-Massenspektrum von 3 [R 3Sn6S8] ohne inneres Lösungsmittel (gemessen versus simuliert im Zoom) und mit eingelagertem Methanol (rechts). [1] Z. Hassanzadeh Fard, C. Müller, T. Harmening, R. Pöttgen, S. Dehnen, Angew. Chem. 2009, 121, 4507-4511; [2] Z. Hassanzadeh Fard, L. Xiong, C. Müller, M. Holynska, S. Dehnen, Chem. Eur. J. 2009, 15, 6595-6604; {3] M.R. Halvagar, Z. Hassanzadeh Fard, S. Dehnen, Inorg. Chem. 2009, 48, 7373–7377; [4] Z. Hassanzadeh Fard, R. Clerac, S. Dehnen, Chem. Eur. J. 2010, 16, 2050-2053;[5] Z. Hassanzadeh Fard, M. Reza Halvagar, S. Dehnen,* J. Am. Chem. Soc. 2010, 32, 2848-2849. 40 Verbindungen mit binären T13/E und multinären M/T13/E-Anionen Johanna Heine, Stefanie Dehnen FB Chemie, AG Dehnen Dieses Projekt beschäftigt sich in Analogie zu den Untersuchungen von Chalkogenidostannaten mit den elektronenärmeren Trielaten, um so einen Zugang zu heterobimetallischen Molekülen und zeolithartigen Netzwerken unter Einbeziehung der – besonders für die Halbleitertechnik interessanten – Elemente Gallium und Indium zu erhalten. Wir konnten inzwischen zeigen, dass es gelingt, auf festkörperchemischem Wege, durch Solvothermalreaktionen sowie aus wässrigen Lösungen neue Salze von Selenidoindat- und Telluridoindatanionen zu gewinnen, welche Reaktionen mit weiteren Metallionen von Hauptgruppen- oder Übergangsmetallen eingehen. Allerdings stellten wir in unseren ersten Untersuchungen auch fest, dass sich die chemischen Eigenschaften der Chalkogenidoindate (Löslichkeit, Reaktivität) grundlegend von denen der chemisch benachbarten Chalkogenidotetrelate unterscheiden.[1,2] Zudem zeigte es sich, dass die Indate ganz offensichtlich noch stärker zur Ausbildung von Gleichgewichten unterschiedlicher Anionentypen neigen, so dass schon bei ternären Salzen vom Typ [Am(H2O)n][InxEy] (A = Alkalimetall; E = S, Se, Te) hochkomplexe Strukturen mit großen Zellkonstanten und oder unterschiedlichen Anionentypen in ein und derselben Phase auftreten. Eine wesentlich höhere Komplexität der aus Folgereaktionen resultierenden, quaternären Phasen ist demnach wahrscheinlich. Als Beispiel für den strukturellen Anspruch von Chalkogenidoindat-Salzen sind in Abbildung 1 Ausschnitte aus den Kristallstrukturen der Verbindungen [K133(H2O)24][In3Te10]12Te0.5 wiedergegeben, die in der kubischen Raumgruppe Im–3 (No. 204) kristallisiert.[2] Abbildung 1: Ausschnitt aus der Kristallstruktur von [K133(H2O)24][In3Te10]12Te0.5 (RG Im–3, oben links) und Verdeutlichung der Anordnung der trimeren Anionen [In3Te10]11– durch Angabe ihrer Schwerpunktslagen (oben rechts) und Moleklstruktur des trimeren Anions (unten). [1] J. Heine, S. Dehnen, Z. Anorg. Allg. Chem. 2008, 634, 2303-2308; [2] J. Heine, S. Dehnen, Inorg. Chem. 2010, DOI: 10.1021/ic101881j. 41 Multinäre Zintl-Phasen mit Elementen der Gruppen 13-15 und ternäre molekulare Intermetalloide Felicitas Lips, Stefanie Dehnen FB Chemie, AG Dehnen Binäre Zintl-Anionen mit Metallatomen der 14. und 15. Hauptgruppe lassen sich mit Übergangsmetallverbindungen zu Salzen mit ternären oder multinären Clusteranionen umsetzen, ähnlich wie es oben für die Chalkogenidotetrelate gezeigt wurde. Hierbei entstehen sogenannte "intermetalloide Clusteranionen" (Abbildung 1).[1-4] Abbildung 1. Illustration der Synthese binärer M/T/E Zintlanionen und intermetalloider Clusteranionen mit T/E = Elementen der Gruppen 14/15. Die Anionen entsprechen der allgemeinen Formel [(LnM)xTyEz]q– (L = organischer Ligand; M = Übergangsmetall; T = Pnikogen; E = Tetrel) und sind Käfigverbindungen, die ausschließlich aus unterschiedlichen Metallatomen und zumeist rein anorganisch aufgebaut sind. In einigen Fällen tragen sie jedoch auch organische Liganden L an der Peripherie. An Verbindungen wie etwa [K(2.2.2-crypt)]4[Zn@Zn5Sn3Bi3@Bi5]∙0.5en∙0.5tol [1] werden Strukturprinzipien und Stabilitäten verschiedener Isomere sowie die Bindungsverhältnisse innerhalb der Metallatomcluster mittels verschiedener Analysemethoden studiert. Neben verschiedenen experimentellen Analysemethoden sind hier quantenchemische Rechnungen von zentraler Bedeutung – etwa zur Ermitlung der Bindungssituation in [Sn2Sb5(ZnPh)2]3– (Abbildung 2).[2] Abbildung 2. Illustration der Elektronendichte zweier bindender MOs von [Sn2Sb5(ZnPh)2]3–, welche die -artige Wechselwirkung des ZnPh-Liganden mit dem Sn/Sb-Käfig repräsentieren (links: HOMO–17, –HOMO = –3.575 eV; Mitte: HOMO–16, –HOMO = –3.185 eV) und natürliche Ladungen der Atome (NPA-Analyse, rechts). [1] F. Lips, S. Dehnen, Angew. Chem. 2009, 121, 6557-6560; [2] F. Lips, I. Schellenberg, R. Pöttgen, S. Dehnen, Chem. Eur. J. 2009, 15, 12968-12973; [3] F. Lips, S. Dehnen, Angew. Chem. 2010; in the print; [4] F. Lips, R. Clérac, S. Dehnen, Angew. Chem. 2010; in the print. 42 „Entwicklung neuer Lithium-Elektrolyte auf Basis von Lithium-Salzen mit neuartigen Pentafluorphenylamido-Anionen gelöst in Ionischen Flüssigkeiten mit Zwitterion-Additiven“* Prof. Dr. Jörg Sundermeyer, Anorganische Chemie, Fachbereich Chemie der Philipps-Universität Prof. Dr. Bernhard Roling, Physikalische Chemie, Fachbereich Chemie der Philipps-Universität Hochleistungs-Lithiumionenbatterien werden vor allem als Energiespeicher für Elektrofahrzeuge und andere mobile Stromverbraucher intensiv erforscht. Die Weiterentwicklung dreier Patente bzw. Patentanmeldungen der Antragsteller soll dazu beitragen, die Abhängigkeit und den Rückstand Europas auf diesem Gebiet durch Eigenentwicklungen zu entschärfen. Es sollen neue Li-Elektrolyte für Batterieanwendungen auf Basis des ternären Stoffsystems (Ionische Flüssigkeit / innovatives Li-Salz / innovatives Zwitterion) entwickelt werden. Die Leitfähigkeit der Elektrolyte soll mindestens 10-3 S/cm erreichen, und die Überführungszahl der Li+-Ionen soll mindestens 0.5 betragen. Die elektrochemische Stabilität der Elektrolyte soll durch die Zugabe zwitterionischer Liganden für Lithium nicht signifikant negativ beeinflusst werden, die Li-Mobilität und –Überführungszahl dagegen deutlich erhöht werden. Die Elektrolyte sollen eine hohe chemische, elektrochemische und thermische Stabilität sowie einen vernachlässigbaren Dampfdruck besitzen. Es werden bekannte Lithiumsalze wie Li[NTf2] mit den neuen Lithiumsalzen Li[N(Pfp)Tf] oder Li[N(Pfp)Nf] verglichen, für die die Universität Marburg IP besitzt (Tf = Trifluormethansulfonyl, Nf = Nonafluorbutansulfonyl, Pfp = Pentafluorphenyl). Dies bedeutet, dass die Salze unter gleichen Bedingungen auf ihre thermische Stabilität, ihr elektrochemisches Fenster und ihre LiIonenleitfähigkeit untersucht werden. _ _ _ N N N SO2-CF3 F3C-SO2 KNOWN: NTf2 _ F5C6 NEW: N(Pfp)Tf _ N F9C4-SO2 SO2-CF3 F 5C 6 NEW: NPfp2 _ N SO2-C4F9 KNOWN: NNf2 C6F5 N F5C6 SO2-C4F9 NEW: N(Pfp)Nf F 3C CF3 KNOWN: NTfm2 Abbildung 1: Bekannte und neue Anionen für Li-Elektrolyte und Ionische Flüssigkeiten (Quelle: Th. Linder, J. Sundermeyer, Chem. Commun. 2009, 2914-2916). Es werden bekannte Ionische Flüssigkeiten wie [BMPyr] [NTf2] mit neuen Ionischen Flüssigkeiten wie [BMPyr] [N(Pfp)Tf] oder [BMIM] [N(Pfp)Tf], für die die Universität Marburg IP angemeldet hat, verglichen. Da ein zukunftsweisendes Li-Elektrolytsystem für Anwendungen in Li-Ionen-Akkumulatoren aus mindestens den drei Komponenten: (i) Li-Salz, (ii) Lösungsmittel (hier IL) und (iii) Hilfsliganden für Lithium (hier 43 Zwitterionen) besteht, soll in diesem Projekt ein solches Dreikomponentensystem derart optimiert werden, dass Industriepartner Anwendungsperspektiven und Vorteile gegenüber Organocarbonat-basierten Elektrolytsystemen demonstriert werden können. Die Arbeitsgruppen streben daher die Weiterentwicklung bis zur Systemlösung mit dem Ziel der Vergabe einer Lizenz an. Um dieses Ziel zu erreichen, wird das Dreikomponentensystem durch Rückkopplung zwischen synthetischen Arbeiten und elektrochemischen Untersuchungen bezüglich neuer Struktureinheiten optimiert. Die Mittel des Machbarkeitsfonds werden für die Veredelung der bestehenden drei Patentfamilien der Universität Marburg verwendet: 1) WO 2007/131498 A2.130 (priority 17.05.2006) “Hydrophobic Ionic Liquids” 2) European Patent Appl. EP 09173567.0 (priority 20.10.2009) „Neue Pentafluorphenylamidoanionen umfassende Lithiumsalze, ihre Herstellung und ihre Verwendung“ 3) European Patent Appl. EP 10152769.5 (priority 05.02.2010) "Hexaorganoguanidinium-organocarbonate, ihre Herstellung und ihre Verwendung" Abbildung 2: Spezielle Mikro-Zelle für elektrochemische Untersuchungen an neuen Flüssigelektrolyten, die Messungen an sehr geringen Flüssigkeitsmengen (etwa 40 μl) in einer Drei-Elektroden-Anordnung erlaubt (Quelle: Diplomarbeit B. Huber, Philipps-Universität Marburg, 2009). * MBF-Projekt, gefördert durch Machbarkeitsfonds des Landes Hessen zur Veredelung universitätseigener Patente 44 Glasübergangsbestimmung von Polymeren mittels THz-Spektroskopie Steffen Wietzke, Tilmann Jung, Marco Reuter, Sangam Chatterjee und Martin Koch Fachbereich Physik, Experimentelle Halbleiterphysik Der Glasübergang legt zumeist die Grenze für den Einsatz und die Verarbeitung von Kunststoffen fest. Unterhalb eines Bereiches um die Glasübergangstemperatur Tg verhalten sich Polymere glasartig, darüber gummielastisch. Besonders für teilkristalline Polymere mit ihrer komplexen Phasenstruktur ist diese Relaxationserscheinung aber noch nicht vollständig verstanden. Die Änderung des THz-Brechungsindexes mit der Temperatur gibt Aufschluss über die kooperative Kettensegmentbewegung der Makromoleküle, die bei Temperaturerhöhung mit dem Glasübergang in der amorphen Phase eines Polymers einsetzt. Der Brechungsindex korreliert mit dem freien Volumen vf, dem Raum innerhalb einer Polymerprobe, der nicht von Atomen der Polymerkette besetzt ist [1]. Bei Temperaturen T < Tg ist vf annähernd konstant, oberhalb steigt es an (Abbildung 1a). Daraus resultiert eine Dichteabnahme, die stärker ist für T > Tg als für T < Tg.[2]. Die THz-Refraktometrie liefert demnach zwei Temperaturbereiche, deren Regressionsgeraden sich bei Tg schneiden (Abbildung 1b). Dies gelingt sogar bei Polymeren hoher Kristallinität wie z. B. HDPE [3]. Abbildung 1: Der Glasübergang im Modell des freien Volumens (a) und als Messergebnis der THz-Refraktometrie (b). [1] [2] [3] R. B. Beevers, J. Polymer Sci. B Polymer Phys. 12, 1407–1415 (1974) S. Wietzke, C. Jansen, T. Jung, M. Reuter, B. Baudrit, M. Bastian, S. Chatterjee, and M. Koch, Opt. Express 17 (21), 19006 (2009). S. Wietzke, C. Jansen, M. Reuter, T. Jung, J. Hehl, D. Kraft, S. Chatterjee, A. Greiner, and M. Koch, Appl. Phys. Lett. 97, 022901 (2010). 45 Schaltbare Kristallinität bei der Purpurmembranvariante D85T Ivan Chizhik, Peter Baumann, Frank Noll und Norbert Hampp FB Chemie, AG Hampp Die nur aus Wildtyp-Bakteriorhodopsin (BR) und Lipiden bestehende Purpurmembran (PM) des Archaebakteriums Halobacterium salinarum bildet ein zweidimensionales Kristallgitter der Symmetrie P3 in der Zellwand. Durch Austausch bestimmter Aminosäuren in der Lipidkette des BR oder Entfernen des Retinals verliert PM seine Kristallinität. Abb. 1: SAXS-Messungen an verschiedenen PM-Varianten, präpariert unter verschiedenen Bedingungen. a) PM-Filme der Varianten PM-WT, PM-D96N, Trimutante und PM-D85T. PM-D85T zeigt keine Kristallinität. b) SAXS-Profile von PM-WT bei verschiedenen pH-Werten zeigen charakteristische Reflexe aufgrund von _ Kristallinität. c) SAXS-Profile von PM-D85T zeigen Kristallreflexe bei pH 2 und pH 4, nicht bei pH 6, Cl _ Ionen sind jeweils anwesend. d) Einfluss von Cl -Ionen auf die Kristallinität von PM-D85T bei pH 2. Ohne _ _ Cl -Ionen zeigen die SAXS-Messungen keine Kristallinität, mit Cl -Ionen hingegen doch. Im Unterschied _ dazu zeigt PM-WT auch ohne Cl -Ionen bei pH 2 Kristallinität. 46 Mit Hilfe von Röntgen-Kleinwinkelstreuung (SAXS) kann die Kristallinität von PM untersucht werden (Abb. 1a, b). In PM, die aus der BR-Variante D85T (Austausch der Aminosäure Aspartat an der Stelle 85 gegen Threonin) bestehen, haben wir eine Tendenz beobachtet kristalline Domänen zu bilden. Diese Tendenz hängt vom pH-Wert der umgebenden Lösung sowie von der Anwesenheit von Chloridionen ab (Abb. 1a, c und d). BR-D85T weist die Funktion der Chloridpumpe Halorhodopsin auf. Der Protonierungszustand der Aminosäurereste in der Bindungstasche und auch die Bindung von Chloridionen in der Nachbarschaft der protonierten Schiffschen Basebindung beeinflussen die Tertiärstruktur von BR-D85T in der PM, dadurch werden die Wechselwirkungen untereinander in der Membran beeinflusst. Dies hat die Bildung kristalliner Bereiche zur Folge. Die durch SAXS erhaltenen (statistischen) Ergebnisse konnten wir durch AFM-Messungen (Abb. 2) unterstützen. Abb. 2: AFM-Analyse von PM-D85T bei pH = 3,4 in 300 mM KCl-Lösung. a) PM-D85T auf Silizium. Der x,yMaßstab beträgt 5 µm, die Farbskala (z-Richtung) 50 nm. b) Vergrößerung des in a) markierten Bereichs, der Maßstab beträgt 200 nm, die Farbskala 30 nm. Ein kristalliner Bereich ist sichtbar. c) Vergrößerung des in b) markierten Bereichs, der Maßstab beträgt 50 nm, die Farbskala 10 nm. Die Fourieranalyse (oben rechts) zeigt die P3-Struktur des Kristalls. PM-D85T dient als Modellsystem zur Untersuchung von Membranproteinverbänden bei Bindung an verschiedene Substrate in nativer Umgebung. Die Feststellung, reversibel die Kristallinität von PM modulieren zu können, kann bei der Präparation großer kristalliner Bereiche (µm2 bis mm2) aus BR und seinen Varianten helfen. Literatur: D. Rhinow, I. Chizhik, R.-P. Baumann, F. Noll, and N. Hampp: Crystallinity of purple membranes comprising the chloride-pumping bacteriorhodopsin variant D85T and its modulation by pH and salinity. J. Phys. Chem. B (2010), im Druck. 47 Zeitaufgelöste Photolumineszenzmessungen an Farbstoff-Nanopartikel-Systemen für Multisensoranwendungen S. Friede, F. Amin, T. Niebling, W. J. Parak und W. Heimbrodt Fachbereich Physik und Wissenschaftliches Zentrum für Materialwissenschaften, Arbeitsgruppen Experimentelle Halbleiterphysik und Biophotonik Zukunftsweisende Sensortechniken im Bereich der Bioanalytik verwenden Fluoreszenzfarbstoffe um biochemische Vorgänge sowohl in vitro, als auch in vivo zu analysieren. Eine mögliche Alternative zu diesen Farbstoffen bieten oberflächenmodifizierte Nanopartikel. Für biosensorische Anwendungen ist es meist notwendig eine disperse Phase der Nanopartikel herzustellen, welche zum Beispiel in das Zytoplasma einer Zelle transferiert werden kann. Um Quantenpunkte in eine wässrige Lösung zu überführen, kann man die Oberfläche der Nanopartikel mit einem Polymer umhüllen. Das Verfahren stellte eine universelle Methode dar um hydrophobe Partikel, wie Gold- oder CdSe/ZnS-Nanokristalle, kompatibel für biologische Anwendungen zu machen. Die amphiphilen Hüllenpolymere ermöglichen den Transfer der Partikel in wässrige Lösung und verhindert gleichzeitig die Anlagerung mehrerer Nanopartikel untereinander. Oft werden bei der Realisierung biochemischer Sensoren die spektrale Verschiebungen in der Lumineszenzen von Nanopartikeln und Fluoreszenzfarbstoffen genutzt. Die Unterscheidung von kolloidalen Partikeln oder Partikelsystemen mit spektral sehr ähnlichen Lumineszenzeigenschaften würde eine Erweiterung der bestehenden Ansätzen erfordern. Eine Möglichkeit dafür bietet die Betrachtung des Zeitverlaufs der Lumineszenz. In diesem Fall wird das Abklingen der Emissionsintensitäten in Anwesenheit von Quenchern oder Energiedonoren durch Energietransferprozesse beeinflusst. So kann ein Halbleiterquantenpunkt als Energiedonator für in der näheren Umgebung befindliche Fluorophore dienen. Dies verzögert das Abklingen der Lumineszenz der energetisch gespeisten Fluorophore, so dass sich diese durch zeitaufgelöste Photolumineszenzmessungen von ungespeisten, schnell abklingenden Fluorophorlumineszenzen unterscheiden lassen. Die Übertragung von Anregungsenergie zwischen Donatoren und Akzeptoren erfolgt dabei sowohl durch die Farbstoffabsorption von Photonen, die von Quantenpunkten emittiert wurden, als auch durch einen strahlungslosen Dipolprozess, dem resonanten Förster-Energietransfer (FRET). Je nach der Umgebung der Farbstoffmoleküle bzw. dem Kernmaterial des Systems ergibt sich also ein individuelles Zeitverhalten der in die Polymerhüllen eingebetteten Fluorophore, wodurch eine Unterscheidung der spektral kaum zu trennenden Lumineszenzen möglich wird. 48 Orientation analysis for single electrospun polyethylene nanofibers by transmission electron microscopy Taiyo Yoshioka, Andreas K. Schaper Materials Science Centre , EM&Mlab, Philipps University, Marburg Roland Dersch Department of Chemistry, Philipps University, Marburg Masaki Tsuji Institute for Chemical Research, Kyoto University, Japan In electrospinning, there are several unresolved physical problems resulting from spinning instabilities: a broad diameter distribution, non-uniformity of the fiber morphology, and random jet passes [1]. While the fiber diameter and morphology nowadays can be rather well controlled, achieving high alignment of the molecular chains, crystallites, and ordered superstructures remains a problem. Polyethylene (PE), due to its simple backbone structure, plays the role of a model material in polymer research, particularly for studies of orientation-induced crystallization processes, Electrospinning of PE, however, provides serious experimental difficulties in terms of an appropriate solvent at room temperature, and of PE’s poor electrical conductivity. Nevertheless, Rein et al. [2] have successfully fabricated PE nanofibers from high-temperature solution in a mixture of p-xylene and cyclohexanone, and have shown broad orientation distributions of the crystalline regions by X-ray diffraction (XRD). However, XRD cannot distinguish between a single fiber structure and the superposition of structures of different kinds of fibers in the bundle, and also not between different regions within one and the same fiber. In this study, we performed electrospinning of PE from p-xylene/t-BAHS solution at 112 C, at applied voltages of 10-30 kV, and at distances between spinneret tip and collector of 100-350 mm. Single-fiber transmission electron microscope and diffraction analyses revealed remarkable changes in crystalline orientation in dependence on the fibre diameter (FIG. 1) [3]. Three orientation stages can be discerned: i) non-orientation, ii) low orientation showing the 110 and 200 equatorial arc reflections only, and iii) high orientation showing high order reflections including nearly spot-like 110 and 200 reflections. The corresponding diameter ranges are: i) > 1 m, ii) 400nm - 1 m, iii) < 400nm. The basic structure of the cylindrical fibers is a shish-kebab structure (FIG. 2) and, therefore, the 49 differences in orientation can mainly be attributed to the differences in the structurally averaged deviation angle of the kebab c-axis orientation caused by curvature of the kebab lamellae from the direction of the fiber axis (FIG. 3). 002 200 110 1.38 mφ 620nmφ 110 i) 350nmφ 1 m (b’) (b) ii) 1 m 350nmφ (c’) (c) 400nm iii) (b”) (a”) 200 110 200 (a’) (a) 200 110 (d’) (d) 400nm (d”) (c”) 002 200 α 110 200 110 (a”’) (b”’) physical cross-link (micellar junction or crystallite) (c”’) (d”’) θ folded-chain crystal FIG. 1. Bright-field TEM images of electrospun PE fibers of different diameter (a-d), corresponding SAED patterns (a’-d’), schematic representations of the diffraction patterns (a’’-d’’), and models of the related fiber structures (a’’’-d’’’ ). Central angle [°] 180 i) 150 120 ii) 90 60 iii) 30 0 0 FIG. 2. Shish-kebab structure and hexagonal close-packed morphology. 200 400 600 800 1000 1200 1400 Diameter [nm] FIG. 3. Relationship between α angle for the three ordering stages and the fibre diameter. T.Y. is grateful to Alexander von Humboldt Foundation for a fellowship. [1] Reneker DH, Yarin AL, Fong H, Koombhongse S. J Appl Phys 2000; 87: 4531-37. [2] Rein DM, Shavit-Hadar L, Khalfin RL, Cohen Y, Shuster K, Zussman E. J Polym Sci: 45: 766-773. [3] Yoshioka T, Dersch R, Tsuji M, Schaper AK. Polymer 2010; 51: 2383-2389. 50 Part B: Polym Phys 2007; Cyclic contraction of regenerated Bombyx mori silk fibroin nanofibers Taiyo Yoshioka, Andreas K. Schaper Materials Science Centre, EM&Mlab, Philipps University, Marburg Aurel Radulescu Jülich Centre for Neutron Science at FRM II, Garching Yutaka Kawahara Department of Biological and Chemical Engineering, Gunma University, Japan Spider dragline silk is known to show significant shrinking (supercontraction) when the fiber is wetted under unrestrained conditions, restraining generates substantial stress (ca. 50 MPa) accordingly [1]. In addition to the irreversible supercontraction, a reversible (cyclic) relaxation-contraction response to wetting and drying has been found [2]. By contrast, similar supercontraction has so far not yet been observed in natural Bombyx mori silk, but occurred in regenerated silk when a special spinning regime was applied [3]. We report first observations of cyclic contraction by EtOH and water vapour treatment of electrospun nanofibers of regenerated Bombyx mori silk fibroin. Time-resolved microscope observations (Fig. 1) and mechanical measurements (Fig. 2) show that the contraction behavior is significantly influenced by the structural state of the original fibers. This was proved by scanning and transmission electron microscopy and diffraction, wideangle x-ray diffraction and small-angle neutron scattering. From our observations we derived a tentative model of the irreversible and the cyclic contraction mechanisms. FIG. 1. Photographic sequence of the changes in the shape of the fibrillar ribbons during the first contraction cycle. 51 WV treatment under restrained condition nd Stress [Mpa] 2 EtOH st 1 EtOH Reversible contraction not (or poorly) crystallized Time [min] Stress [Mpa] WV treatment under unrestrained condition nd 2 EtOH Irreversible contraction st 1 EtOH highly crystallized Time [min] FIG. 2. Different modes of contraction after water vapor (WV) treatment. The crystalline state in the original material strongly affects the contraction behavior. T.Y. is grateful to AvH Foundation for a fellowship. [1] Liu Y, Shao Z, Vollrath F. Nature Materials 2005; 4: 901-905. [2] Blackledge TA, Boutry C, Wong S-C, Baji A, Dhinojwala A, Sahni V, Agnarsson I. J Exper Biol 2009; 212: 1981-1989. [3] Plaza GR, Corsini P, Marsano E, Pérez-Rigueiro J, Biancotto L, Elices M, Riekel Ch, Agulló-Rueda F, Gallardo E, Calleja JM, Guinea GV. Macromolecules 2009; 42: 89778982. 52 Superb electrical properties of carbon nanoscrolls Andreas K. Schaper Materials Science Centre, EM&Mlab, Philipps University, Marburg Mingsheng Wang, Yoshio Bando, Dmitri Golberg NIMS/MANA, Tsukuba, Japan Houqing Hou Jiangxi University, Nanchang, PR China After the discovery of flat isolated graphene, and of graphene nanoribbons, have made quite a huge impact on nanocarbon research [1,2], the potentials of scrolled graphene (carbon nanoscrolls, CNSs) are recently receiving increasing interest. CNSs are a special type of multi-walled carbon nanotubes (MWCNTs) in that they do not consist of nested tubes but are formed by rolling-up of a single (or a few) graphene sheet(s) (see review [3]). Attempts to synthesize CNSs include arc discharge techniques, mechanical abrasion of graphite, exfoliation and sonication of graphite intercalation compounds as well as electrostatic deposition or immersion of graphene in alcohol. We have performed in situ transmission electron microscope experiments on the electrical behavior of CNSs and MWCNTs prepared using catalyst-assisted chemical vapour deposition [4]. In the low-bias region (Fig. 1), strictly linear IV characteristics were observed with resistance values in the range 0.8 - 15.0 kΩ for CNSs and 20 - 30 kΩ for MWCNTs, depending on the effective scroll length. With increasing applied voltage, a superlinear behavior was detected with maximum current-carrying capacities of 8.5 x 108 A/cm2 (CNSs) and ~107 A/cm2 (MWCNTs). As revealed by the IV data and by time-resolved image sequences, the electric breakdown of the scrolls always occurred in an abrupt manner (Fig. 2), while the nanotubes showed a sequential destruction of the concentricshell geometry. Due to their exceptional properties, CNSs are promising as electronic device elements with no limitations as to electric contacting. This research work was supported by JSPS/DAAD. [1] Novoselov KS, Geim AK, Morozov SV, Jiang D, Zhang Y, Dubonos SV, Grigorieva IV, Firsov AA. Electric field effect in atomically thin carbon films. Science 2004; 306: 666669. [2] Lin Y-M, Perebeinos V, Chen Z, Avouris Ph. Electric observation of subband formation in graphene nanoribbons. Phys Rev B 2008; 78: 161409-1-4. [3] Schaper AK. Carbon nanoscrolls, In: Blank VD, Kulnitskiy BA (Eds.), Carbon nanotubes and related structures. Res. Signpost, Trivandrum (India), 2008, 1-49. [4] Schaper AK. Hou H, Wang M, Bando Y, Golberg D. Observations of the electrical behaviour of catalytically grown scrolled graphene. Carbon, in press. 53 FIG. 1. a-c) Low-magnification images indicating three different contact points during in situ electrical measurements along the tube axis; d) IV curves at low bias voltage obtained by contacting the scroll according to the situations displayed in (a-c). e) magnified views of the helically shaped tip of the tube revealing its scroll-type nature. FIG. 2. Snapshots of the final steps in the in situ electric breakdown process of a scroll at a time interval of 38 s along with the corresponding part of the IV curve. 54 Oberflächenmodifikation durch funktionalisierte selbstassemblierende Monolagen Christian Schmidt, Jan Götzen und Gregor Witte FB Physik, AG Molekulare Festkörperphysik Auf dem Gebiet der organischen Feldeffekt-Transistoren wurden auf dem Weg zu leistungsfähigeren, zugleich aber leichter prozessierbaren Bauteilen große Fortschritte gemacht. Es stellt sich heraus, dass sich durch eine Beschichtung der Metallelektroden mittels einer selbstassemblierenden Monolage vor Aufbringen des organischen Halbleiters die entscheidenden physikalischen Eigenschaften der Grenzfläche hinsichtlich Austrittsarbeit und Benetzbarkeit steuern lassen [1]. Um dieses Konzept zielgerichtet anwenden zu können, sind die Grundlagen hierzu Gegenstand aktueller Forschung, wobei sowohl experimentelle als auch theoretische Ansätze verfolgt werden. Um die Natur der Grenzfläche zu verstehen werden Modellsysteme verwendet, so zum Beispiel das aromatische Benzolthiol (C6H5SH) auf der wohl definierten Oberfläche eines Cu(100) Einkristalls [2]. Die Adsorption von BT erfolgt hierbei unter UHV Bedingungen aus der Gasphase und führt zu einer geordneten periodischen c(6x2)-Struktur. Diese Struktur wurde hinsichtlich ihrer elektronischen Eigenschaften charakterisiert und als Grundlage weiterer Studien verwendet, die die neu entstandene Grenzfläche zwischen Monolage und aufgedampften organischen Halbleitern untersuchen [3]. Wir haben dieses System durch Variation der Dipolmomente der eingesetzten Moleküle untersucht und mittels UPS einen Zusammenhang zwischen Austrittsarbeit und den intrinsischen Dipolmomenten hergestellt. Dabei wurde erstmals unter Verwendung von LEED und NEXAFS sichergestellt, dass die lokale Struktur und Orientierung der verschiedenen Moleküle identisch ist, um so quantitative Vergleiche anstellen zu können. 55 Darüber hinaus haben wir mittels TDS und STM festgestellt, dass das vermeintlich einfache Modellsystem lediglich eine metastabile Struktur ausbildet, die sich bei Lagerung im UHV bei Raumtemperatur innerhalb von Stunden bis Tagen verändert. Dieses zeitliche Verhalten haben wir charakterisiert und konnten so einen Beitrag leisten, der zeigt, wie wichtig eine vollständige Charakterisierung von Modellsystemen auch in einem schnell wachsenden Feld wie der organischen Elektronik ist [4]. [1] Gundlach et al., Nature Materials, 2008 (7) 216. [2] Allegretti et. al, Surface Science, 2008 (602) 2453. [3] Betti et al., Physical Review Letters, 2008 (100) 027601. [4] Schmidt et al. Langmuir, 2010 (27) 1025. 56 Wachstum und Struktur organischer Halbleiterfilme am Beispiel des Modellsystems Pentacen auf Graphit: Schwache Adhäsion als Schlüssel zu Wachstum epitaktischer Filme Jan Götzen und Gregor Witte FB 13, AG Molekulare Festkörperphysik Im Rahmen dieser Studie wurde die Mikrostruktur dünner auf Graphit aufgewachsener Pentacenfilme untersucht. Durch Kombination komplementärer Techniken, wie Rastertunnelmikroskopie (STM), Rasterkraftmikroskopie (AFM), Röntgenbeugung (XRD), Thermodesorptionsspektroskopie (TDS) und Röntgennahkantenabsorptionsspektroskopie (NEXAFS) konnte die molekulare Orientierung, Kristallstruktur und Morphologie sowie die thermische Stabilität in Abhängigkeit von der Schichtdicke detailliert charakterisiert worden. Basierend auf der mikroskopischen Strukturanalyse und einer unabhängigen Höhenkalibrierung der STM-Daten durch die mittels Röntgenbeugung bestimmten Netzebenabstände in den sich ausbildenden (022)-orientierten kristallinen Filmen konnte insbesondere gezeigt werden, dass ein epitaktisches Wachstum sowohl in der ersten Monolage als auch in dickeren Filmen mit einer Filmdicke von mehr als 200nm auftritt und sich Graphit damit besonders als Modellsystem für die Herstellung und Untersuchung hochgeordneter kristalliner Polyacenfilme eignet. Anfänglich adsorbieren die Moleküle im Submonolagenbereich mit ihrem aromatischen Ringsystem parallel zur Graphitoberfläche und bilden dabei eine kommensurate Überstruktur, die nicht einer lateral dichtesten Packung entspricht und eine diskrete Registrierung des Kohlenstoffrückgrats von Molekül und Substrat (einrasten der Moleküle im atomaren Gitter des Substrates) wiederspiegelt. In dickeren Schichten wird das epitaktische Wachstum dann durch eine im Vergleich zur intermolekularen Wechselwirkung sehr schwachen Molekül-Substratwechselwirkung begünstigt. Die im Gegesatz zum Wachstum auf Metallen nicht chemisorbierte erste Monolage kann von der zweiten Lage angehebelt werden und damit Teil der Volumenkristallstruktur werden (Abb. 1 b,c). Auf Grund der schwache Adsorptionsenergie ist diese Umordnung an der Grenzfläche unter geringstmöglichem Stress möglich. Höchstwahrscheinlich wird die dafür notwendige Aktivierungsenergie aus dem Zugewinn an Gitterenergie in der vergleichsweise dichteren Packung der (022)-Ebenen und der energetisch stabilisierten epitaktischen Relation der Multilage zum Substratgitter bezogen. 57 Weiterhin konnte gezeigt werden, dass die resultierende Filmstruktur von Pentacen auf Graphit in empfindlicher Weise von der Rauhigkeit des Substrates abhängt. So unterscheidet sich das Morphologie auf defektreichem (z.B. gesputtertem) HOPG insofern, als dass keine (lokal) geordneten Monolagenfilme ausgebildet werden können und daraufhin von den Molekülen die energetisch günstigere aufrechte stehende Geometrie eingenommen wird (Abb. 1e). Der für das epitaktische Wachstum der Multilagen notwendige Templateffekt wird damit ausgeschaltet, wodurch sich die Morphologie der Filme mit der auf anderen inerten Substraten (wie z.B. SiO 2, Al2O3) vergleichen lässt. Dies unterstreicht die Wichtigkeit der mikroskopischen Substratbeschaffenheit beim templatgesteuerten Wachstum molekularer Filme. [1] J. Götzen, D. Käfer, Ch. Wöll, and G. Witte, Phys. Rev. B 81, 085440 (2010) Abb. 1 Zusammenfassung der Filmstrukturen des Wachstums von Pentacen auf Graphit. (a) zeigte die planare adsorptionsgeometrie der ersten Monolage. In (b) ist neben der hypothetische Fortsetzung einer echten Schicht-Stapel-Struktur die Formierung eines (022)-orientierten Films auf einer planar adsorbierte und in (c) einer angehebelten ersten Monolage dargestellt. In (d) sind die lateralen Überstrukturen einer Mono- und einer Multilage auf einer perfekten HOPG-Oberfläche dargestellt. Teilbild (e) zeigt im Vergleich dazu das Wachstum auf einer rauen Oberfläche in der charakteristischen (001)-Dünnfilmphase. 58 Rubren-Mikrokristalle: Ein experimenteller Zugang zur Untersuchung von Oberflächenmorphologie und Anisotropie in Volumeneigenschaften organischer Halbleiter [1] Mira El Helou und Gregor Witte, FB 13 AG Molekulare Festkörperphysik Unter den organischen Halbleitern, deren Einsatz im Bereich organischer Leuchtdioden (OLEDs) oder organischer Feldeffekttransistoren (OFETs) derzeit intensiv untersucht wird [2], weist Rubren (C42H28, 5,6,11,12-tetraphenylnaphthacene) eine der höchsten bisher bekannten Ladungsträgerbeweglichkeit (20 cm2/Vs bei RT) auf [3]. Diese zeigt aber eine ausgeprägte Anisotropie für verschiedene kristallographische Richtungen, was auf die anisotrope Anordnungen der Moleküle im Kristallgitter zurückzuführen ist. Anhand von einkristallinen Modellsysteme möchte man diese Anisotropie der intrinsischen Eigenschaften näher untersuchen, um ein fundamentales Verständnis elektronischer Transporteigenschaften in molekularen Festkörpern zu erlangen. Im Gegensatz zu anderen organischen Halbleitern wie z.B. Pentacen oder Tetracen, die als kristalline Filme mittels OMBD (organic molecular beam deposition) hergestellt werden können, ist die Präparation kristalliner Rubren-Filme aufgrund der unterschiedlichen Konformation des Moleküls in der Gasphase und im Kristallgitter gehindert [4] und erfordert einen speziellen, gekapselten Aufbau [5], der eine Deposition der Moleküle auch bei erhöhter Substrattemperatur ermöglicht. Hierdurch können bis zu 100 µm großen wohl-definierten sphärischen Rubrene-Einkristall auf oxidierten Si-Wafer abgeschieden werden. Mittels Röntgenbeugung konnte hierfür die aus der Literatur bekannte orthorhombische Gitterkonstanten bestätigt werden [6] ohne Auftreten eines weiteren Polymorphismus. Während bisherige Untersuchungen an Rubren-Kristallen auf (001)-orientierte Oberflächen beschränkt waren, die sich als natürliche Oberflächen von im Gasstrom mittels Physical Vapor Deposition (PVD) abgeschiedener wenige Mikrometer dünner „Kristallfolien“ ergeben, Untersuchungen erlauben verschiedener die hier vorgestellten Oberflächenorientierungen. sphärischen Zunächst Kristalle wurde ein Verfahren vogestellt, dass durch Modellierung des Kristallhabitus die Bestimmung der Oberflächenorientierung erlaubt. Exemplarisch wurden mit dem Rasterkraftmikroskop (AFM) die (001), (010) und (111) Oberflächen untersucht, die jeweils molekular glatte Terrassen mit einer lateralen Ausdehnung von über 200nm aufweisen und eine bemerkenswert kleine Defektdichte zeigen. Dies erklärt auch die mittels LDI-TOF (Laser 59 Desorption Ionization time-of-flight) Massenspektroskopie beobachtete chemische Stabilität gegenüber Oxidation, da typischerweise eng mit strukturellen Defekten korreliert ist. Mit solchen Mikrokristallen war es uns möglich, die Anisotropie des Brechungsindextensors entlang der 3 prinzipiellen kristallographischen Achsen für die Natriumlinie (589 nm) mit der Becke-line-Methode quantitativ zu bestimmen. [1] M. El Helou, G. Witte, Cryst. Growth and Design 10, 3496 (2010). [2] Y. Shirota, Mater. Chem. 10, 1 (2000). [3] V. C. Sundar, et al., Science 303, 1644 (2004). [4] D. Käfer, L. Ruppel, G. Witte, Ch. Wöll, Phys. Rev. Lett. 95, 166602 (2005). [5] D. Käfer, G. Witte, Phys. Chem. Chem. Phys. 7, 2850 (2005). [6] I.V. Bulgarovskaya, et al., PSR Zinat. Akad. Vestis, Kim. Ser. 4, 53 (1983). Abb. 1. Rasterelektronenmikroskopische Aufnahme eines Rubren-Mikrokristalls, zusammen mit einer schamtischen Darstellung eines Moleküls und examplarischen Kraftmikroskop-Bildern verschiener Molekülkristalloberflächen. 60 Biodegradable Nano-Carriers for pulmonary Drug and Gene Delivery Kissel, T. Marburg/DE, Merkel, O., Marburg/DE Prof. Dr. Thomas Kissel, Philipps-Universität Marburg, Ketzerbach 63, 35032 Marburg With the advent of new approaches such as “nanomedicine” the need for safe and efficient nano-carriers allowing temporal and special control over distribution of drugs in lung tissue has emerged as important research topic. The administration of RNA interference (RNAi) therapeutics to target tissues remains an important challenge. Approaches based upon “intelligent” polymers allowing the preparation of nano-scale objects have recently attracted increasing interest. These strategies aims at either supplementing a defective mutant allele with a functional one or repressing the expression of a pathologically induced transcript. Rapidly degrading nano-carriers from branched polyesters acetate-co-vinyl such as, poly[vinyl-3-(dialkylamino)-alkyl-carbamate-co-vinyl alcohol]-graft-poly(D,L-lactide-co-glycolide), abbreviated as [1] DEAPA-PVAL-PLGA are proposed as platform for such delivery systems . The lung is used as a model to demonstrate the feasibility of this approach. Issues complicating the development of aerosol gene formulations include pDNA degradation during nebulization, enzymatic degradation within the lung and control of lung deposition[2,3]. An ideal gene delivery system should remain stable and protect the DNA against high shear forces during aerosolization, overcome epithelial barriers in the lung and release the pDNA at the target site. Nano-composites prepared from DEAPA nanoparticles and lung surfactant have shown increased transfection efficiency and reduced cytotoxicity presumably through coating of the nano-carrier surface with phospholipids[4]. More recently also tri-block-copolymers based on PEG-PCL-PEI were investigated as delivery vehicles for p-DNA[5]. This structure offers potential for engineering nano-objects with potential for active and passive targeting. 61 Literature: [1] Wittmar, M, Macromolecules 2006, 39, 1417. [2] Oster, CG, J Control Release 2006, 111, 371. [3] Nguyen, J, J Control Release 2008, 132, 243. [4] Nguyen, J, J Control Release 2009 140, 47-54. [5] Liu, YJ. Polymer 2009 DOI: 10.1016 polymer 2009.06.043 Acknowledgements: Financial support of Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) for the Research Group 629 Nanohale and of the EU Project MEDITRANS (NMP4-CT-2006-026668) is gratefully acknowledged. 62 POLY(ETHYLENE CARNONATE) STEALTH NANOPARTICLES – A NEW APPROACH FOR CANCER THERAPY N. Bege1, T. Renette1, M. Jansch2, C. Curdy3 and T. Kissel1 1 Department of Pharmaceutics, Philipps Universität Marburg, Germany, 2 Department of Pharmaceutics, Freie Universität Berlin, Germany, 3 Novartis Pharma AG, Basel, Switzerland INTRODUCTION Today, chemotherapy is still a commonly used strategy for cancer treatment. However, the efficacy is largely limited to the poor solubility of drugs, the short circulating half-life, low stability or the toxicity associated with the drug and the excipients.1 The encapsulation of drugs in nanoparticles increase the antitumoral efficacy while reducing side effects.2 The benefit of nanoparticles is limited to their massive capture by the macrophages of the mononuclear phagocytic system (MPS) or significant uptake by Kuppfer Cells of the liver before reaching the target.3 Here we present a stealth nanoparticle (NP) system, consisting of poly(ethylene carbonate) (PEC). Stealth NP, “invisible” to macrophages, have been shown to be characterized by a prolonged half-life in the blood compartment.4 PEC is a hydrophilic, high molecular weight polymer, which degrades via surface erosion triggered by superoxide anions produced by adjacent macrophages.5 A hydrophilic surface is a prerequisite for reduced clearance and enhanced circulation time in blood.6 The observations reported here provide a NP system, that has a prolonged half-life, is able to incorporate high amounts of lipophilic drugs (e.g. paclitaxel) and is small enough to use the enhanced permeability and retention effect (EPR)2 to target cancer. RESULTS AND DISCUSSION PEC nanoparticles were prepared using a modified solvent displacement technique. The hydrophilic fluorescent dye coumarin-6 or fluorescently labeled paclitaxel was encapsulated, respectively. The NPs showed a particle size ranging from 238 to 245nm with polydispersity indices from 0.03 to 0.11 measured by photon correlation spectroscopy. The atomic force microscopy measurement confirmed the PCS data and showed round shaped particles consistent in size. The determination of the encapsulation efficiency yielded a high loading ability of 71 to 81%. To examine the uptake of PEC NP, a fluorescent marker was covalently bound to the polymer. 63 Incubation of J774A.1 macrophages with coumarin-6 loaded PEC NP showed an extracellular fluorescence of the labeled polymer and an intracellular fluorescence of coumarin. The NPs were not taken up by macrophages, furthermore they can deliver lipophilic drugs to cells via diffusion. Flow cytometry was used to determine the uptake of Oregon Green labeled paclitaxel loaded PEC NPs compared to fluorescent polystyrol (PS) NPs in J774A.1 macrophages and A549 lung carcinoma cells. The uptake of paclitaxel in A549 cells showed a fluorescence intensity of 52.4±2.2 versus an intensity of 37.4±1.3 in J774A.1 macrophages, whereas PS NP showed a mean fluorescence intensity in macrophages of 5103±517and in lung cells of 2020±173. 2D PAGE was used to measure the adsorption of proteins onto the NP surface. The amount of proteins adsorbed to PS was 30 times higher than to PEC NP. The flow cytometry and 2D-PAGE experiments demonstrate the stealth properties of PEC NP. The stealthy PEC NPs are a new promising delivery system for cancer therapy. REFERENCES 1. A. K. Singla et al. International Journal of Pharmaceutics 2002, 235, 179-192 2. I. Brigger et al. Advanced Drug Delivery Reviews 2002, 54, 631-651 3. A. Lasser. Human Pathology 1983, 14 (2), 108-126 4. R. Gref et al. Science 1994, 263, 1600-1603 5. G. H. Stoll et al. Journal of Controlled Release 2001, 76, 209-225 6. G. Storm et al. Advanced Drug Delivery Reviews 1995, 17, 31-48 64 Nano-carriers for pulmonary drug and gene delivery T. Kissel, J. Nguyen, O. Merkel and T. Steele Department of Pharmaceutics & Biopharmacy, Philipps-Universität Marburg, Ketzerbach 63, 35032 Marburg, Germany, [email protected] acetone/polymer solution. This mixture was injected into an aqueous solution either containing poloxamer (0.0025 % to 0.1 %), lung surfactant (0.0025 % to 0.045 %) or carboxymethyl cellulose (0.00075 % to 0.03 %). Acetone was removed from the nanocomposites suspensions by evaporation under laminar flow for 3 h. ABSTRACT SUMMARY With the advent of new approaches such as “nanomedicine” the need for safe and efficient nanocarriers allowing temporal and special control over distribution of drugs in lung tissue has emerged as important research topic. The administration of RNA interference (RNAi) therapeutics to the lung remains an important challenge. Approaches based upon “intelligent” polymers allowing the preparation of nano-scale objects have recently attracted increasing interest. Gene therapy appears to be a promising approach in the treatment of pulmonary diseases. It aims at either supplementing a defective mutant allele with a functional one or repressing the expression of a pathologically induced transcript. Rapidly degrading nano-carriers from branched polyesters such as, poly[vinyl-3-(dialkylamino)-alkylcarbamate-co-vinyl acetate-co-vinyl alcohol]-graft-poly(D,L-lactide-coglycolide), abbreviated as DEAPA-PVAL-PLGA are proposed as platform for such delivery systems. RESULTS AND DISCUSSION Aerosol inhalation represents a non-invasive route to the lung. Issues complicating the development of aerosol gene formulations include pDNA degradation during nebulization, enzymatic degradation within the lung and control of lung deposition. An ideal gene delivery system should remain stable and protect the DNA against high shear forces during aerosolization, overcome epithelial barriers in the lung and release the pDNA at the target site. The transfection efficiency of stabilized nanoparticles using lung surfactant (Alveofact) was studied before and after nebulization with an Aeroneb nebulizer. As model Calu-3 cells grown in air-interfaced-culture (AIC) were used to simulate aerosol deposition to peripheral lung tissue. Nanoparticles non-nebulized and nebulized were applied to cell monolayers apically. Luciferase expression was measured after 44 h (Fig 1) INTRODUCTION Biodegradable nano-carriers can be generated using a solvent-diffusion technique using branched DEAPA-PVAL-g-PLGA polyesters [1-4]. Branched polyesters in water-miscible organic solvents allow gentle nano-encapsulation of DNA and proteins based on the Marangoni effect [3]. The feasibility of this approach was studied using a reporter gene expressing Luciferase. The nano-carriers compared to naked DNA and polyplexes with PEI as negative and positive controls showed at N/P ratios 9 a ca. 50x increased transfection efficiency compared to PEI [4]. luciferase (ng/mg protein) 0,055 EXPERIMENTAL METHODS Biodegradable branched polyesters poly[vinyl3-(diethyl amino)-propylcarbamate-co-vinyl acetate-covinyl alcohol]-graft-poly(D,L-lactide-co-glycolide), were synthesized and characterized as previously described [2]. Preparation of nano-composites suspension: Nano-composites were prepared as described by Oster et al. [4]. Briefly, 1.9 mg of polymer was dissolved in 250 µl acetone 48 h prior to use. To obtain an N/P ratio of 10, 25 µg pDNA was dissolved in 50 µl ultra pure water and mixed with the 0,050 non-nebulized nebulized 0,045 ** ** 0,040 0,035 0,030 0,025 0,020 0,015 0,010 0,005 0,000 PEI 25 kDa P(68)-10 lung surfactant Figure 1: Luciferase expression of nebulized PEI polyplexes and DEAPA nanoparticles stabilized with 65 coating of the nano-carrier surface with phospholipids as shown in Figure 3. The P(68)-10/pDNA nanocomposites with a lung surfactant layer showed 12-fold higher transfection efficiency compared to the pure nanoparticles and a 30-fold higher transfection efficiency compared to PEI 25 kDa respectively. Significantly improved biological activity could be achieved in A549 cells and Calu-3 cells grown under air-interface conditions. lung surfactant in Calu-3 cells grown in air-interfaceculture. More recently this approach was extended for delivery of siRNA. RNA interference (RNAi) is a promising new technology that has the ability to target specific mRNA sequences for enzymatic degradation, and cause subsequent knockdown of the transcription of encoded proteins [5]. Delivery of siRNA has been achieved using polyplexes and lipoplexes designed to protect RNA from degradation and to release the siRNA into the cytosol, where it is biologically active. This was achieved by encapsulating siRNA into biodegradable nanoparticles using DEPA-PVAL-PLGA. The siRNA nanoparticles were prepared using a similar technique as described for p-DNA. ng luciferase/mg protein 7 5 pmol siRNA non-specific siRNA anti-luc siRNA 100 % of control 80 ** N/P 10 6 5 4 3 2 1 0 60 40 20 0 nt r 2 1 Da me C C 5k xa o CM CM l I2 o 0 0 E s 8 p 1 1 P 6 g ))0 P( un 68 68 )-1 0l P( P( (68 )-1 P 8 6 P( 0 )-1 pu re a ur f cta Figure 3: Transfection efficiency of nano-composites in A549 cells 6 8 10 12 15 17 20 LF PEI Nitrogen to Phosphate Ratio CONCLUSIONS Biodegradable polyester-based nanoparticles were shown to be promising nano-carriers for lung delivery which combine good biocompatibility with attractive transfection properties for p-DNA and siRNA. Lung distribution studies are currently under way to investigate these nano-carriers in vivo. Figure 2: Knockdown of luciferase reporter gene in H1299-luc cells using 5 pm siRNA. As control Lipofectamine was used. DEAPA nanoparticles loaded with siRNA reduced luciferase reporter gene expression in a permanently transfected non-small cell lung cancer (NSCLC) cell line H1299. The knock-down was specific and dependent on the N:P ratio. At the optimal N:P ratios of 8-12 the siRNA DEAPA nanoparticles displayed 80% knockdown efficiency, a value comparable to that of the commercially available control vector Lipofectamine 2000 (Fig. 2). The siRNA DEAPA nanoparticles displayed low cytotoxicity both in the MTT assay and red blood cells haemolysis experiment. High encapsulation efficiency of siRNA into the nanoparticles (>90%) was achieved. Nanoparticles degraded within 4 h, thereby releasing the siRNA into the cytosol, where it is biologically active. Further research is under way to elucidate the exact transfection mechanism. REFERENCES 1. L. Dailey, M. Wittmar, T. Kissel; J Control Release 101 (2004) 137-149 2. M. Wittmar, T. Kissel; Macromolecules 39 (2006), 1417-1424. 3. C. Oster, M. Wittmar, F. Unger, L. Barbu-Tudoran, A. Schaper, T. Kissel.; Pharmaceut Res 21 (2004) 927931 4. C.G. Oster, M. Wittmar, U. Bakowsky, T. Kissel; J Control Release 111 (2006) 371-381. 5. J. Nguyen, T. Steele, O. Merkel, R. Reul, T. Kissel; J Control Release 132 (2008) 243-251 ACKNOWLEDGMENTS Financial support of Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) for the Research Group 629 Nanohale and of the EU Project MEDITRANS (NMP4-CT-2006-026668) is gratefully acknowledged. Nano-composites prepared from DEAPA nanoparticles and lung surfactant have shown increased transfection efficiency and reduced cytotoxicity presumably through 66 Formulierungen, Morphologie und Anwendung elektrogesponnener Nanofaservliese Andreas Greiner, Joachim H. Wendorff, Seema Agarwal Philipps-Universität Marburg, Fachbereich Chemie, 35032 Marburg In den vergangenen zwei Jahren wurden in den Arbeitsgruppen Greiner, Wendorff und Agarwal wesentliche Arbeiten zur Morphologie elektrogesponnener Nanofasern [1-4], zum Präzisionselektrospinnen [5], zum Dispersionselektrospinnen [6] und zur medizinischen Anwendung elektrogesponnener Nanofasern [7,8] durchgeführt. Die gezielte Einstellung der Porosität elektrogesponnener Nonwovens ist von besonderer Bedeutung für Anwendungen in der Filtration und der Isolation. Am Beispiel von Polyamid 6 und Polyacrylnitril wurde die Korrelation der Porosität mit Filtrationseigenschaften im Detail analysiert und mit Monte Carlo-Simulationen verglichen [1]. Modifikationen der Fasermorphologie selbst wurden mit so genannten Barbed Nanowires erreicht [2]. Diese Strukturbildung wird durch spezifische elektrostatische Wechselwirkung, die dem Earnshaw Theorem folgt, hervorgerufen. Einem anderem Konzept folgend, wurden so genannte Nanosprings durch Elektrospinnen hergestellt [3,4]. Durch so genanntes Coaxiales- bzw. Bikomponenten-Elektrospinnen von Thermoplasten und elastischen Polymeren konnten vollkommen neuartige helical geformte Nanofasern gezielt hergestellt werden. Gegenüber analogen zylindrischen Fasern zeigten diese helicalen Fasern in Analogie zu Spinnenfäden deutlich bessere mechanische Eigenschaften. Üblicherweise werden bei Elektrospinnen flächige Nonwovens erzeugt. Durch drastische Verringerung der Elektrodenabstände konnten überraschenderweise die Nanofasergewebe in bis zu 50 m breiten Bahnen gezielt abgelegt werden [5]. So konnten Linien und Gitter aus Nanofasern sowie komplexere Strukturen gezielt in Form feiner Nanofaserbahnen abgelegt werden. Hieraus ergeben sich vollkommen neue Anwendungsmöglichkeiten besonders im Bereich der Elektronik und der Optik. Die Formulierung von Polymerlösungen ist entscheidend für den Elektrospinnprozess. Dabei bereiten organische Lösungsmittel, in denen sehr viele Polymere löslich sind, immer wieder große Probleme besonders unter Sicherheitsaspekten. Der Einsatz wässriger Polymerlösungen führt zwar auch zu Nanofasern, jedoch sind diese ohne nachträgliche Vernetzung auch wieder wasserlöslich und damit nur sehr beschränkt einsetzbar. Durch Verwendung wässriger Polystyroldispersionen mit einem kleinen Zusatz eines wasserlöslichen Polymers konnten, wie bereits früher berichtet, wasserstabile Polystyrolnanofaservliese aus Wasser erhalten werden, die jedoch mechanisch sehr fragil waren. Der Grund für die Fragilität war, dass die Dispersionspartikel in den Fasern nach wie vor vorhanden waren und damit die Kohäsion der Fasern schlecht war. Durch Einsatz von Dispersionspartikeln mit 67 niedrigeren Glaspunkten sollte eine Verschmelzung der Dispersionspartikel nach dem Elektrospinnprozess erreichbar sein. Genau dieser Hypothese folgend, konnte mit Polystyrol/butylacrylatdispersionen zylindrische Nanofasern erzeugt werden, bei denen die Dispersionspartikel sehr gut verschmolzen waren [6]. Wie erwartet, zeigten derartigen Nanofaservliese deutlich bessere mechanische Eigenschaften. Regenerative Medizin basiert auf der Bildung von körpereigenen Geweben aus körpereigenen Zellen, die in ein künstliches bioabbaubares Templat quasi eingesät wurden. Hier bieten sich elektrogesponnene Nanofaservliese, basierend auf bioabbaubaren Polymeren, ganz besonders an, was in zwei Übersichtsartikeln näher verdeutlich wird [7,8]. Die besonders wichtige Frage, ob sich Nanofasern für Zellkultivierungen besser eigenen als analoge Fasern mit größeren Durchmessern, kann eindeutig zu Gunsten der Nanofasern bejaht werden. Gerade die Vielfalt der möglichen einsetzbaren Polymeren und die Fülle an möglichen Fasermorphologien, einige Beispiele wurden oben genannt, ergeben ein riesiges Parameterfeld. Besondere Herausforderungen im Zusammenhang mit Elektrospinnen und Zellkulturen sind häufig jedoch vermeintlich einfache Dinge wie z. B. Arbeiten ohne Kontamination durch Schimmelpilzsporen. Hier ist die Entwicklung von sterilem Elektrospinnen unerlässlich aber eben auch eine Herausforderung. Literatur [1] D. Hussain, F. Loyal, A. Greiner, J. H. Wendorff, Polymer 2010, 51, 3989-3997. [2] A. Holzmeister, A. Greiner, J. H. Wendorff, Polymer Engineering and Science 2009, 49, 148-153. [3] S. Chen, H. Hou, P. Hu, J. H. Wendorff, A. Greiner, S. Agarwal, Macromol. Mater. Eng. 2009, 294, 265-271. [4] S. Chen, H. Hou, P. Hu, J. H. Wendorff, A. Greiner, S. Agarwal, Macromol. Mater. Eng. 2009, 294, 781-786. [5] Ch. Hellmann, J. Belardi, R. Dersch, A. Greiner, J. H. Wendorff, S. Bahnmueller, Polymer 2009, 50, 1197-1205. [6] A. Stoiljkovic, R. Vankatesh, E. Klimov, V. Raman, J. H. Wendorff, A. Greiner, Macromolecules 2009, 42, 6147-6151. [7] S. Agarwal, J. H. Wendorff, A. Greiner, Adv. Mater. 2009, 21, 3343-3351. [8] S. Agarwal, J. H. Wendorff, A. Greiner, Adv. Funct. Mater. 2009, 19, 2863-2879. 68 Intraokularlinsen mit optisch adaptierbarer Brechkraft Hee-Cheol Kim, Jens Träger, Martin Schraub und Norbert Hampp FB Chemie, AG Hampp Die Katarakt ist eine der häufigsten Augenerkrankungen, in deren Verlauf sich die Augenlinse eintrübt. Es gibt weder eine wissenschaftlich abgesichrte Prävention der Katarakt noch eine medikamentöse Therapie, die den Krankheitsverlauf stoppen oder gar die Trübung zurückbilden könnte. Die einzig erfolgreiche Behandlung der Katarat ist die Operation. Bei der Katarakt-Operation wird die eingetrübte natürliche Augenlinse durch eine künstliche Intraokularlinse (IOL) ersetzt. Trotz der gegenwärtigen Fortschritte in der Kataratkchirurige ist der Einsatz von IOLs bisher oft mit Komplikationen verbunden. Eine der wesendliche Komplikationen ist der postoperative Abbildungsfehler, da die Vorausberechung der benötigten Brechkraft der zu implantierenden IOL aufgrund der individeller, präoperativ nicht exact bestimmbarer Einflussfaktoren nicht perpekt möglich ist. In der Regel sind die Abweichungen von bis zu einer Dioptrie nicht vermeidbar, so dass Patienten weiterhin auf eine Sehhilfe angewiesen sind. Das Ziel der Arbeit ist die Entwicklung von neunen Linsenmaterialien, die es erlauben die Abbildungsleistung der implantierteren IOL postoperativ und nicht invasiv mittels Licht zu beeinflussen und so eine nachträgliche Anpassung individuell zu ermöglichen. Abb. 1: (A) Cumarin-funktionalisierte Acrylate als Linsenprecursor (B) Brechsungsindexänderung ( n) des Linsenprecursors in Abhängigkeit der Bestrahlungsdosis (C) Versuchsmuster aus dem Linsenprecuror (3-Stückige IOL) Zu diesem Zweck wurden Cumarin-funktionalisierte Acrylate als Linsenprecursor synthetisiert und hinsichtlich der Brechungsindexänderung aufgrund der photochemischen Dimersierung der Funktionalitäten untersucht. Die oben gezeigten 69 Resultate verdeutlichen, dass die Brechungsindex des Linsenprecursors in sehr guter Übereinstimmung mit der Dimerisierungskinetik der Cumarin-Funktionalität steht (Abbildugn 1-B). Unter Einbezihung der erzielten Brechungsindexänderung von 0,03 könnte eine Brechkraftkorrektur bei einer Standard IOL (23 dpt) von mehr als 2 dpt realisiert werden. Abb. 2: (A) Intensitätsprofil eines Laserstrahls auf der Abbildungsebene (Netzhaut). Der bildseitige Brennpunkt der IOL befindet sich vor der Berechkrafteinstellung nicht auf der Abbildungsebene. (B) Abbildung einer USAF-Musterplatte vor und nach der Brechkrafteinstellung der Muster-IOL. (23,6 dpt) Die aus der Simultaion gewonnen Erwartungswerte (Brechkraftänderung >1 dpt) konnte in vitro Studien mit Miuster-IOLs verifiziert werden (Abbildung 2). Damit wurde experimentelle Nachweis erbracht, dass bei Verwendung der Cumarin-funktionalisierten Linsenmaterials ein nach der Katarakt-Operation verbleibender Refraktionsfehler von bis zu 2 dpt nachträglich nicht invasiv korrigiert werden kann und somit die Einstellung eines für den Patienten optimalen Refractionszustand möglich ist. Literatur: J. Träger J. Heinzer, H-C. Kim, N. Hampp: Polymers for in vivo tuning of refractive properties in intraocular lenses, Macromol. Bioscience, 8, 177-183 (2008) 70 Terahertz-Spektroskopie an Flüssigkristallen Nico Vieweg, Mohammad Khaled Shakfa und Martin Koch FB Physik, AG Experimentelle Halbleiterphysik Flüssigkristalle sind das Basismaterial für viele schaltbare optische Bauelemente. Hervorzuheben ist insbesondere der Flachbildschirm. Ebenso wie im optischen Frequenzbereich, sind für eine praxistaugliche Terahertz (THz)-Technologie eine Reihe verschiedener Bauteile wie z.B. THz-Filter oder Modulatoren nötig [1]. Das Potential der Flüssigkristalle für THz-Anwendungen konnte jüngst demonstriert werden. Bevor kristalline Flüssigkeiten im THz-Bereich jedoch zum Einsatz kommen, müssen ihre THz-Eigenschaften präzise vermessen werden und die dahinter liegenden physikalischen Mechanismen müssen verstanden sein. Die spektroskopische Untersuchung verschiedener flüssigkristalliner Materialien mittels THz-Zeitbereichsspektroskopie bildet daher einen Forschungsschwerpunkt in der AG Martin Koch [2,3]. Dabei ist vor allem die Abhängigkeit der THzMaterialparameter von der Polarisation der THz-Wellen und der Temperatur als auch der Einfluss der molekularen Struktur interessant. Als Beispiel sind in Abb. 1 THz-Materialdaten der Flüssigkristallmischung BL037 gezeigt. BL037 besitzt eine besonders hohe optische Anisotropie und ist daher ein idealer Kandidat für THzBauelemente. Abbildung 1: Brechungsindex und Absorptionskoeffizient der Mischung BL037 für ordentliche und außerordentliche Polarisation der THz-Wellen. Darüber hinaus beschäftigt sich die AG Martin Koch auch mit der Extraktion der mikroskopischen Eigenschaften der Moleküle [4]. Dazu gehören z.B. die molekulare Polarisierbarkeit und der Ordnungsparameter. Diese Eigenschaften bilden die Grundlage zur Entwicklung neuer Flüssigkristallsubstanzen. [1] [2] [3] [4] R. Wilk, N. Vieweg, O. Kopschinski, and M. Koch, Opt. Express 17, 7377 (2009). N. Vieweg, M. K. Shakfa, B. Scherger, M. Mikulics, and M. Koch, J Infrared Milli Terahz Waves, 31:1312 (2010). N. Vieweg and M. Koch, Appl. Opt. 49, 5764-5767 (2010). N. Vieweg, C. Jansen, M. K. Shakfa, M. Scheller, N. Krumbholz, R. Wilk, M. Mikulics, and M. Koch, Opt. Express 18, 6097 (2010). 71 Elektronendynamik in Metall/Molekül-Grenzflächenzuständen∗ M. Marks, C. H. Schwalb, U. Höfer Philipps-Universität, Fachbereich Physik, AG Oberflächenphysik, D-35032 Marburg S. Sachs, A. Schöll, F. Reinert, E. Umbach Universität Würzburg, Experimentelle Physik II, Am Hubland, D-97074 Würzburg Eine detaillierte mikroskopische Beschreibung der physikalischen Prozesse an Metall/MolekülGrenzflächen ist bisher nicht in ausreichendem Maße möglich. Gerade die Ladungsträgerdynamik an solchen Grenzflächen ist aber von besonderem Interesse für die Effizienz organischer Elektronik. In Zusammenarbeit mit der Universität Würzburg studieren wir die Elektronendynamik an Metall/Molekül-Grenzflächen mittels Zweiphotonen-Photoemission (2PPE). Als Modellsystem dienen dünne Schichten von 3,4,9,10-Perylen-Tetracarbonsäure-Dianhydrid (PTCDA) Molekülen, die auf einer Ag(111)-Oberfläche adsorbiert sind. Durch unsere 2PPE-Experimente konnten wir einen unbesetzten Grenzflächenzustand charakterisieren, der durch die Adsorption von einer Monolage PTCDA-Molekülen 0.6 eV oberhalb des Fermi-Niveaus EF entsteht. Die kurze Lebensdauer und die Dispersion mit einer effektiven Masse a) 2PPE Signal (arb. units) kII= kII= kII= kII= 0.0 0.14 0.19 0.27 –1 –1 –1 –1 0.0 0.2 b) 0.3 1.00 0.75 0.50 E–EF(eV) –0.1 1 ML PTCDA kII( –1) 0.1 c) 40 τ IS, 1 ML τ IS, 2 ML 30 τ (fs) 50 20 –100 0 100 Time Delay (fs) 200 –0.1 0.0 0.1 kII( –1) 0.2 0.3 Abbildung 1: a) Zeitaufgelöste 2PPE Messungen des PTCDA/Ag(111) Grenzflächenzustands. Die Lebensdauer τ wird über den exponentiellen Zerfall der Anregung bei positiven Verzögerungszeiten bestimmt. b), c) Dispersion und inelastische Lebensdauer der Elektronen im Grenzflächenzustand als Funktion vom Impuls parallel zur Oberfläche (kk ) für verschiedene Schichtdicken. 72 von m∗ = 0.39 ± 0.03 me weisen auf einen überwiegend metallischen Charakter des Zustands hin. Auf der Basis eines eindimensionalen Modellpotentials wurde er von uns als Shockley-Oberflächenzustand interpretiert, der durch den Einfluss der adsorbierten Moleküle oberhalb von EF geschoben wird [1,3]. Diese Interpretation wurde kürzlich von zwei Forschergruppen durch Rechnungen mittels Dichte-Funktional-Theorie bestätigt. Durch seine energetische Lage zwischen EF und dem Leitungsband des organischen Halbleiters ist der Grenzflächenzustand für die Injektion freier Ladungsträger in die Molekülschichten von großer Bedeutung. Wir haben die Elektronendynamik des Zustands daher in weiteren Experimenten vollständig charakterisiert [2]. Die Lebensdauer der Elektronen hängt beispielsweise stark von ihrem Impuls parallel zur Oberfläche ab (Abbildung 1). Desweiteren haben wir in den 2PPE-Experimenten eine erstaunliche Kopplung von elektronischer Struktur und Temperatur gefunden. Insgesamt lassen die Ergebnisse Rückschlüsse auf den Beitrag von Molekülzuständen bei der Bildung des Grenzflächenzustands zu. Um herauszufinden, ob der Grenzflächenzustand eine generelle Eigenschaft von Metal/Molekül Grenzflächen ist, wird zur Zeit das verwandte Modellsystem NTCDA/Ag(111) studiert. Wir möchten dadurch auch die grundlegenden physikalischen Prozesse bei der Bildung von Zuständen an Metall/Molekül Grenzflächen verstehen. ∗ Gefördert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (SPP1093, SPP1121, GK790, GK1221). [1] C.H. Schwalb, S. Sachs, M. Marks, A. Schöll, F. Reinert, E. Umbach, U. Höfer, Phys. Rev. Lett. 101, 146801 (2008). [2] S. Sachs, C.H. Schwalb, M. Marks, A. Schöll, F. Reinert, E. Umbach, U. Höfer, J. Chem. Phys. 131, 144701 (2009). [3] C.H. Schwalb, M. Marks, S. Sachs, A. Schöll, F. Reinert, E. Umbach, U. Höfer, Europ. Phys. J. 75, 23-30 (2010). 73 Übergang von Bildpotentialzuständen zu Resonanzen∗ A. Damm, K. Schubert, J. Güdde, U. Höfer Philipps-Universität, Fachbereich Physik, AG Oberflächenphysik, D-35032 Marburg Der Einfluss wohlgeordneter Argonschichten auf die Bindungsenergien und die inelastischen Lebensdauern von Bildpotentialzuständen auf Cu(111) und Ag(111) wurde mittels zeitaufgelöster Zweiphotonen-Photoemission (2PPE) untersucht. [1] Die Adsorption von Argonschichten führt zu einer starken Entkopplung der Bildpotentialzustände und damit einhergehend zu einer exponentiellen Zunahme der Lebensdauer und Verringerung der Bindungsenergie. Im Fall der Cu(111) schiebt die Reduktion der Bindungsenergie den n = 1 Bildpotentialzustand aus der Bandlücke der unbesetzten Volumenbänder hinaus und induziert damit einen Übergang zu einer Resonanz. Im Fall von Ag(111) bleibt der Bildpotentialzustand für alle Ar-Bedeckungen in der Bandlücke, infolgedessen unterscheidet sich die Abhängigkeit der inelastischen Lebensdauer des n = 1 Zustands von der Argonschichtdicke signifikant für die beiden Oberflächen. Auf Ag(111) zeigt die Lebensdauer einen kontinuierlichen exponentiellen Anstieg von 32 fs auf der sauberen Oberfläche hin zu ungefähr 6 ps für eine Argonbedeckung von 4 ML. Auf Cu(111) ist der exponentielle Anstieg deutlich reduziert, wenn der n = 1 Zustand zu einer Resonanz wird und elastische Prozesse zum Elektronentransfer ins Volumen beitragen. Die Lebensdauer bleibt unter 3 ps für Schichtdicken bis 10 ML Argon (siehe Abb. 1). 104 Abbildung 1: Inelastische Lebensdauern des n = Lifetime τ (fs) n=1 n=2 1 und n = 2 Bilpotentialzustandes auf Ar/Cu(111) zusammen mit dem n = 1 Bildpotentialzustand auf Ar/Ag(111) (magenta) als Funktion der Argonbedeckung. Die gestrichelten Linien kennzeichnen eine exponentielle Abhängigkeit der Lebensdauer von der Argonbedeckung. Für Ar/Cu(111) stellen die blaue und rote Linie die Ergebnisse einer Modellrechnung des elastischen Zerfalls dar. Zum Vergleich sind Daten und mit Modellrechnungen (cyan) für Ar/Cu(100) aus Ref. [2] eingezeichnet. 103 Ar/Ag(111), n=1 Ar/Cu(100), n=1 Ar/Cu(111), n=1 Ar/Cu(111), n=2 102 0 ∗ Gefördert 2 4 6 Ar coverage (ML) 8 10 durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (GK790). [1] A. Damm, K. Schubert, J. Güdde, and U. Höfer, Phys. Rev. B 80, 205425 (2009). [2] D. C. Marinica et al., Phys. Rev. Lett. 89, 046802 (2002). 74 Platzspezifische Adsorption von Ethen auf Si(001)∗ G. Mette1 , C.H. Schwalb1 , M. Dürr1,2 , U. Höfer1 1 Philipps-Universität, 2 Hochschule Fachbereich Physik, AG Oberflächenphysik, D-35032 Marburg Esslingen, Fakultät Angewandte Naturwissenschaften, D-73728 Esslingen Die Adsorption organischer Moleküle auf Halbleiteroberflächen ist für technologische Anwendungen von grundlegendem Interesse. Vorausgehende Studien zur dissoziativen Adsorption von H2 auf Si(001) zeigten, dass die lokalen elektronischen Eigenschaften der freien Valenzelektronen auf Halbleiteroberflächen zu deutlichen Reaktivitätsunterschieden führen. So wurde z.B. an atomaren Stufen oder im Falle voradsorbierten atomaren Wasserstoffs eine erhöhte Reaktivität festgestellt [1]. Nun konnte gezeigt werden, dass dieses Konzept der platzspezifischen Reaktivität auch für komplexere, organische Moleküle gültig ist. Hierzu wurde die Adsorption von Ethen auf sauberen und Wasserstoff-vorbedeckten Si(001) Oberflächen mittels Rastertunnelmikroskopie (STM) untersucht [2]. (a) (b) Abbildung 1: (a) STM-Bild einer mit ≈ 0.06 ML Ethen bedeckten Si(001) Oberfläche. Zwei verschiedene Adsorptionsgeometrien werden beobachtet: Adsorption eines Ethenmoleküls direkt auf einem einzelnen Si-Dimer (markiert als Ellipse und in (b) skizziert) sowie Adsorption eines Ethenmoleküls auf zwei Si-Atomen benachbarter SiDimere (markiert als Kreis und in (c) skizziert). (c) Dabei wurde beobachtet, dass auf der sauberen Oberfläche über 90% der Moleküle auf einem Si-Dimer adsorbieren, dem aus der Literatur bekannten Adsorptionsplatz. In unserer Arbeit wurde zudem erstmals eine zweite Adsorptionsgeometrie identifiziert, bei welcher das Ethenmolekül an zwei Si-Atomen benachbarter Si-Dimere adsorbiert (siehe Abb. 1). Voradsorption atomaren Wasserstoffs erhöht die Reaktivität dieses zweiten Adsorptionspfades um einen Faktor 45. Erklärt wird dieser Effekt durch Störung der π-artigen Wechselwirkung des Si-Dimers aufgrund der Adsorption eines Wasserstoffatoms in Kombination mit einem mobilen Zwischenzustand. Adsorbieren zwei Wasserstoffatome an zwei benachbarten Si-Dimeren, resultiert daraus eine Adsorptionsgeometrie, die dem Ethenmolekül eine nahezu barrierelose Adsorption aus dem Zwischenzustand ermöglicht. ∗ Gefördert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (HO 2295/5). [1] M. Dürr and U. Höfer, Surf. Sci. Rep. 61, 465 (2006). [2] G. Mette, C. H. Schwalb, M. Dürr, and U. Höfer, Chem. Phys. Lett. 483, 209 (2009). 75 Laserinduzierte Diffusion von Adsorbaten auf Metall- und Halbleiteroberflächen M. Lawrenz1 , C.H. Schwalb1 , K. Klaß1 , G. Mette1 , M. Dürr1,2 , J. Güdde1 , U. Höfer1 1 Philipps-Universität, 2 Hochschule Fachbereich Physik, AG Oberflächenphysik, D-35032 Marburg Esslingen, Fakultät Angewandte Naturwissenschaften, D-73728 Esslingen Obwohl Diffusion von Adsorbaten auf Oberflächen einer der elementarsten Schritte in vielen Oberflächenreaktionen darstellt, ist ein mikroskopisches Verständnis vieler Diffusionsvorgänge bisher nur in Ansätzen entwickelt. Dabei ist Diffusion üblicherweise ein thermisch aktivierter Hüpfprozess. Wie wir zunächst für atomaren Sauerstoff auf einer gestuften Pt(111)-Oberfläche gezeigt haben [1], lässt sich Diffusion aber auch durch elektronische Anregung der Substratelektronen mit einem ultrakurzen Laserimpuls bei tiefen Substrattemperaturen induzieren und durch Erzeugung der zweiten Harmonischen (SHG) mit hoher Empfindlichkeit rein optisch detektieren. Durch Verwendung einer ZweipulsKorrelationstechnik, bei der die Diffusionsrate als Funktion der zeitliche Verzögerung zweier Anregungsimpulse gemessen wird, konnte dabei die Dynamik des Energietransfers zwischen Substratelektronen und Schwingungsfreiheitsgraden des Adsorbat zeitaufgelöst beobachtet werden, die im Subpikosekundenbereich liegt. Die Kopplung zwischen Substrat und Adsorbat wird dabei durch eine elektronische Reibung charakterisiert [3]. Diese Untersuchungen haben wir inzwischen auf das molekulare Adsorbat CO ausgedehnt [2], bei dem die anharmonische Kopplung zwischen frustrierter Rotation und Translation einen entscheidenen Einfluss für die Anregung einer lateralen Bewegung besitzt [3]. Dabei konnten wir erstmals experimentell zeigen, dass die Breite der Zweipulskorrelation nicht nur durch die Stärke der elektronischen Reibung, sondern auch vom absorbierten Laserfluss abhängt. Die Bestimmung der elektronischen Reibung erfordert daher die Realisierung eines definierten Laserflusses über das Detektionsareal. Durch den Aufbau einer SHG-Mikroskopie ist es uns gelungen, die intrinsische Intensitätsverteilung über das Strahlprofil der Anregungsimpulse für eine systematische Variation des Laserflusses mit parallelisierter Detektion zu verwenden [4]. 2.5 2.5 mJ/cm2 CO/Pt(111) Hopping Probability (10–5/shot) 1.4 2.0 Abbildung 1: Hüpfwahrscheinlichkeit pro Laserschuss für die CO-Diffusion von gefüllten Stufenkanten auf freie Terassen einer vizinalen Pt(111) Oberfläche als Funktion der Verzögerung zwischen zwei Laserimpulsen, welche die Diffusion induzieren. Die gestrichelte Linie zeigt die Kreuzkorrelation der beiden Laserimpulse und damit die Zeitauflösung des Experimentes. ∆t > 0 1.5 time 0.45 ps 1.0 0.5 0.0 –3 –2 –1 0 1 Delay ∆t (ps) 2 3 76 Im Gegensatz zu optischen Methoden ermöglicht die Rastertunnelmikroskopie die Untersuchung von Diffusionsprozessen auf Oberflächen mit atomarer Auflösung. Es lassen sich somit die einzelnen, mikroskopischen Diffusionspfade beobachten. Allerdings sind die Untersuchungen meist auf kleine Diffusionsraten und damit niedrige Probentemperaturen eingeschränkt. Um die Diffusion von Wasserstoff auf Si(001) auch bei sehr hohen Temperaturen und den damit verbundenen hohen Diffusionsraten beobachten zu können, wurde die wasserstoffbedeckte Oberfläche mit einem ns-Laserimpuls auf Temperaturen über 1400 K geheizt. Während dieses Laser-induzierten Heizzyklus kommt es zur Umordnung der dangling-bond-Konfigurationen, die durch Wasserstoffdesorption während des gleichen Laserimpulses erzeugt wurden [5]; die effektive Diffusionszeit beträgt dabei aber nur ca. 3 ns und es können somit Hüpfraten größer 108 s−1 gemessen werden. Die nach dem Heizpuls am häufigsten beobachteten Konfigurationen sind in Abb. 2 dargestellt; neben den bei der abgebildeten Umordnung beobachteten Hüpfprozessen auf einem Dimer und entlang der Dimerreihe konnten auch Hüpfprozesse von einer Dimerreihe auf eine benachbarte Dimerreihe beobachtet werden [6]. Der letztgenannte Prozess zeichnet sich auf Grund der großen Distanz der Adsorptionsplätze durch eine hohe Diffusionbarriere aus und kann mit konventionellen Methoden nicht untersucht werden. Durch Vergleich der Verteilung der einzelnen Konfigurationen mit Monte-Carlo-Simulationen konnten die Raten aller 3 relevanten Diffusionsprozesse bestimmt werden [5-7]. Abbildung 2: STM-Aufnahmen der 3 häufigsten dangling-bondKonfigurationen nach Laserinduzierter thermischer Diffusion sowie die damit verbundenen Umordnungsprozesse auf der Dimerreihe. Gefördert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (HO 2295/5, GK790 und German-Israeli Foundation for Scientific Research & Development (GIF)). [1] K. Stépán, J. Güdde und U. Höfer, Phys. Rev. Lett. 94, 236103 (2005) [2] M. Lawrenz, K. Stépán, J. Güdde und U. Höfer, Phys. Rev. B 80, 075429 (2009) [3] J. Güdde, M. Bonn, H. Ueba und U. Höfer in Chapter 4 of Dynamics at Solid State Surfaces and Interfaces, Vol. 1: Current Developments, Hrsg: U. Bovensiepen, H. Petek, M. Wolf (Wiley-VCH, Weinheim, 2010). [4] K. Klass, G. Mette, J. Güdde, M. Dürr und U. Höfer (eingereicht bei Phys. Rev. B). [5] C. H. Schwalb, M. Lawrenz, M. Dürr und U. Höfer, Phys. Rev. B 75, 085439 (2007). [6] C. H. Schwalb, M. Dürr und U. Höfer, Phys. Rev. B 80, 085317 (2009). [7] C. H. Schwalb, M. Dürr und U. Höfer (Phys. Rev. B 82, Dezember 2010). 77 78 Veröffentlichungen 2009/2010 (01.12.2008 – 01.12.2010) 2009 A. Bäumner, M. Kira, S. W. Koch Charging Dynamics in Electrically Pumped Quantum Wells IEEE Journal of Quantum Electronics Vol. 45 (2009) 1024 C. Bihler, G. Ciatto, H. Huebl, G. Martinez-Criado, P. J. Klar, K. Volz, W. Stolz, W. Schoch, W. Limmer, F. Filippone, A. Amore Bonapasta, M. S. Brandt Local structure of Mn in hydrogenated (GaMn)As Phys. Rev. B 78 (2008) 235208 S. Biswas, M. Grzywa, H. P. Nayek, S. Dehnen, D. Volkmer A Cubic Coordination Framework Constructed from Benzobistriazolate Ligands and Zinc Ions Having Coordinatively Unsaturated Sites Dalton Trans. 33 (2009) 6487-6495 (Hot Article, Front Cover) P. Bozsoki, W. Hoyer, M. Kira, I. Varga, P. Thomas, S. W. Koch, H. Schomerus Analytical analysis of single-photon correlations emitted by disordered semiconductor heterostructures J. Mater. Sci. Mater. Electron 20 (2009) 23-29 C. Bückers, S. Imhof, A. Thränhardt, J. Hader, J. V. Moloney, S. 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