Wagner - SolarBau : MONITOR

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Portrait Nr. 3
Verwaltungsgebäude
Wagner Solartechnik
Büro und
Verwaltung
Institute, Schulen
und Hochschulen
Verkaufsstätten
Produktionsstätten
3
Heil- und Pflegeeinrichtungen
Hotels und
Gastronomie
Integraler
Entwurfsprozess
Simulationsrechnungen
erhöhter
Wärmeschutz
Passive
Kühlung
Tageslichtnutzung
Atrium
Solarthermie
Solarstrom
Wärmerückgewinnung
Erdwärme-,
Erdkältenutzung
Kraft-/WärmeKopplung
Wärme-/KälteVerbund
Wärmepumpe
Gebäudeautomatisierung
Förderung durch das
Bundesministerium für Wirtschaft
und Technologie (BMWi)
Biomassenutzung
Regenwasserkonzept
Baustoffökologie
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Projektportrait
Das Verwaltungsgebäude der Firma Wagner
befindet sich in einem Gewerbegebiet der
Kleinstadt Cölbe nördlich von Marburg.
Die Nachbargebäude sind firmeneigen, die
umliegende Bebauung ist ein- bis dreigeschossig. Die Planung des Gebäudes ist das
Ergebnis eines beschränkten Wettbewerbs,
bei dem die große solarthermische Anlage
vorgegeben war. Der Baukörper bildet
einen rechteckigen Grundriß, der auf der
westlichen Seite zu einem Rundbau erweitert wurde, die Längsseiten orientieren sich
nach Süden und Norden. Die vertikale
Erschließung und die Nebenräume sind in
einer räumlichen Einheit an der Nordseite
Besonderheiten
des Gebäudes untergebracht. Der Verwaltungsbau umfaßt unterschiedliche Funktionsbereiche. Im Erdgeschoß befinden sich
Ausstellungsräume, Kundenberatung eine
Werkstatt und ein Versandbereich. Das
Mittelgeschoß bietet Platz für ca. 40 Arbeitsplätze in Großraum- und Einzelbüros.
Im Dachgeschoß befinden sich ein Speisesaal mit Küche und ein Seminarbereich.
Der Solarspeicher ist zentrales Gestaltungselement, er steht in der Mitte des Rundbaus. Die Dächer des Gebäudes sind jeweils
als Sattel- und Pultdächer ausgebildet, um
das Tageslicht zu nutzen.
In diesem Gebäude wurden die hohen
wärmetechnischen Anforderungen, die an
ein Passivhaus gestellt werden, erstmalig in
einem Verwaltungsgebäude umgesetzt.
Der Dämmstandard ist extrem hoch und
die Gebäudehülle ist luftdicht ausgeführt,
um unkontrollierte Lüftungsverluste auszuschalten. Die im Sommerhalbjahr anfallende
Energie wird über eine saisonale Speicherung
für die Wintermonate nutzbar gemacht.
Die Solaranlage mit Saisonspeicher ist eine
konsequente Demonstration der Produkte
des Bauherrn.
Abb. 3: Lageplan
Abb. 1: Grundriss, 1. OG
Abb. 2: Gebäudeschnitt AB
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Verwaltungsgebäude Wagner Solartechnik
Stand 02/2000
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Gebäudeinformation
Erste Erfahrungen
Die Dämmung des Hauses orientiert sich
mit U-Werten unter 0,15 W/m2K am Standard der Passivhäuser. Eine Skelett-Konstruktion aus Stahlbeton mit einer massiven
Bodenplatte wird von einer dämmenden
Hülle komplett umschlossen. Im Fassaden
und Dachbereich besteht diese aus Leichtbau-Elementen in Holztafelbauweise mit
Dämmstärken bis zu 40 cm, die vollständig
außerhalb der tragenden Bauteile montiert
sind. Die Schaumglasdämmung unter der
Bodenplatte schließt im Sockelbereich direkt
an die Fassadendämmung an. Die Fenster
bestehen aus einer 3-fachen Wärmeschutzverglasung mit Edelgasfüllungen und
thermisch durch einen Polyurethankern
getrennten Holzrahmen, um die Verluste
an Rahmen und Glasverbund zu minimieren.
Nutzung
Wärmeschutznachweis
Nutzungszeiten
Anzahl der NutzerInnen
Fertigstellung
Mo-Fr 8-18 Uhr,
40
1998
Baukörper
Geschosse
3 Geschosse
nicht unterkellert
mittlere Raumhöhe (NRI/NGF)
3,5 m
A/V-Verhältnis
0,36 m -1
Bauteil
U-Wert
(W/m2K)
0,14
0,11
0,12
0,85
0,21
Aussenwand
Dach
Boden
Fenster
mittlerer U-Wert
Jahresheizwärmebedarf (Qh) nach WSVO ´95
maximal zulässiger Qh /V
Qh/V vorhanden
Qh/An vorhanden
Unterschreitung von max. zul.
Flächen und Volumen, DIN 277
20,1 kWh/m3a
10,5 kWh/m3a
32,8 kWh/m2a
Qh um 48 %
Volumen
BruttoRaumInhalt
8.533 m3
Fensterflächen
Flächen
60%
NettoGrundFläche
1.948 m2
HauptNutzFläche
1.743 m2
Konzentration
HNF/NGF
90 %
Nord
50%
Ost
West
17%
37%
Süd
69%
Anteil der Fensterflächen an den Fassadenflächen. In Summe 0,25 m2 Fensterfläche
je m2 NGF
Kosten
Bauwerkskosten Brutto, Stand Kostenfeststellung
Bezug
BruttoRaumInhalt
DIN 277
NettoGrundFläche
DIN 277
3
Baukonstruktion
DIN 276: KG 300
450 DM/m3
Technische Anlagen
DIN 276: KG 400
110 DM/m3
Bauwerkskosten
KG 300+KG 400
560 DM/m3
1.970 DM/m2
490 DM/m2
2.460 DM/m2
Verwaltungsgebäude Wagner Solartechnik
Stand 02/2000
Im Rahmen des integralen Planungsprozesses vom Entwurf bis zur Fertigstellung
gab es zahlreiche, teilweise gravierende
Veränderungen, insbesondere zur energetischen Optimierungen. Aus dem ursprünglich geplanten Niedrigenergiehaus wurde
erst im Lauf dieses Prozesses ein Passivhaus. Zugunsten einer Erhöhung des Dämmstandards und der Lüftung mit Wärmerückgewinnung wurden die Heizkörper
vollständig eingespart.
Das Gebäude wird ausschließlich über die
Zuluft beheizt. Mit diesem Ansatz konnte
das Kostenziel weitestgehend erreicht
werden. Die für den sinnvollen Betrieb der
Wärmerückgewinnung erforderliche Dichtheit der Gebäudehülle konnte durch ein
Drucktestergebnis von nL50=0,4 h-1 nachgewiesen werden.
Das fertige Gebäude wird von den Nutzern gut akzeptiert. Der Komfortgewinn
gegenüber den zuvor genutzten Räumlichkeiten, insbesondere durch die Lüftungsanlage, wird dabei besonders hervorgehoben. Auch ohne Befeuchtung der im
Winter oft trockenen Zuluft blieb die mittlere Feuchte der Abluft im ersten Winter
immer oberhalb von 30%.
Die Meßwerte mit Spitzentemperaturen
von maximal 29°C in den Büros bei 32°C
Außentemperatur bestätigen die Funktion
des passiven Kühlkonzeptes aus wirksamer Verschattung, Nachtlüftung und Erdregister. Vollständige Meßwerte zum
Heizwärmeverbrauch im ersten Winter liegen noch nicht vor; in der Tendenz werden
die Erwartungen aber bestätigt. Die maximal erforderliche Heizleistung lag bei nur
11 W/m2.
Erfreulich groß war die Resonanz der
Öffentlichkeit auf das erste Bürogebäude
mit einem Wärmebedarf auf dem Niveau
von Passivhäusern.
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Energiekonzept
Für einen geringen Heizwärmebedarf setzt
das Passivhauskonzept auf eine konsequente Reduktion der Transmissions- und Lüftungswärmeverluste. Erst diese Maßnahmen ermöglichen es, dass der verbleibende
Jahresheizwärmebedarf von ca. 10 kWh
pro m2 NGF zu 50% durch aktive Solarenergienutzung abgedeckt werden kann:
Die im Sommerhalbjahr anfallende Energie
wird über eine saisonale Speicherung für das
Winterhalbjahr nutzbar gemacht. Vorgefertigte, 10 m2 große Kollektordachelemente
(solar roof) erwärmen während der Sommermonate über einen Plattenwärmetauscher
einen zentral im Gebäude angeordneten,
87 m3 fassenden Wasserspeicher. Dieser
Speicher wird schichtenweise be- und entladen. Der Restbedarf an Heizenergie wird
mit der Produktion der im Bürogebäude
erforderlichen elektrischen Energie gekoppelt. Dazu deckt ein gasbetriebenes Blockheizkraftwerk (BHKW) einen Teil des Stromverbrauchs und liefert Heizenergie an die
Heizregister. Zur Verlängerung der Laufzeiten des BHKW auf etwa 4.500 Stunden
wird zum einen der Großspeicher als Pufferspeicher genutzt, zum anderen wurde
ein nebenstehendes älteres Gebäude thermisch angekoppelt (Nahwärmeverbund).
Regenwasser wird in einem Betonerdtank
von 11 m3 Größe gesammelt und für die
Toiletten verwendet.
Kennwerte zur Energieversorgung
Blockheizkraftwerk
Kollektoren
Spez. Leistung (W/m2)
Kennwerte thermische Solaranlage
Größe des Kollektorfeldes
Speichervolumen
Dämmschichtdicke
Automatische Beleuchtungssteuerung und
stromsparende Geräte tragen durch Verbrauchsminderung dazu bei, dass das
BHKW einen großen Teil des elektrischen
Verbrauchs decken kann. Ein Datenbussystem steuert die gesamte Haustechnik.
Strom Wärme Fläche
kW
kW
m2
5,5
12,5
65
6,4
64 m2
87 m 3
50 cm
Kennwerte Erdregister
Anzahl der Kanäle
Material
Länge der Kanäle
Nennweite
Verlegetiefe
Nennvolumenstrom
4
Betonrohre
je 32 m
DN 500 mm
1,5 m
3.000 - 6.000 m3/h
Abb. 6: Der Solarspeicher
in der Bauphase
Abb. 8: Schema des Erdregisters
Abb. 5: Energieversorgung
Abb. 7: Das Klein-BHKW
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Stand 02/2000
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Gebäude- und
Technikkonzept
Lüftung und Heizung
Tageslicht und Beleuchtung
Zur Deckung des geringen Heizwärmebedarfs wird auf Heizkörper verzichtet.
Die Heizwärme wird ausschließlich mit der
Lüftungsanlage im Gebäude verteilt. Sie
schafft in Verbindung mit der Wärmerückgewinnung die Voraussetzungen für einen
derartig niedrigen Wärmebedarf. Die Luftwechselrate ist auf den hygienisch notwendigen Bedarf von 0,3 -1,0-fach je Stunde
beschränkt. Das Gebäude ist in 9 Regelungszonen unterteilt. Die Räume werden
einzeln belüftet (Zuluftzonen); entlüftet
werden sie durch Überströmen über die
Verkehrsflächen zu Nebenräume wie
Technik- oder Sanitärzonen (Abluftzonen).
Aussenliegende, elektrisch betriebene
Sonnenschutzjalousien an der Ost- Südund Westfassade helfen unerwünschte
solare Wärmegewinne zu vermeiden. Die
Zweiteilung der Bedienung erlaubt die Tageslichtnutzung auch bei im unteren Bereich
geschlossenen Lamellen. Nutzereingriffe in
die automatische Jalousiesteuerung sind
jederzeit möglich. Ein deckenbündiges
Fensterband oberhalb der Sichtfenster in
der Lochfassade verbessert die Tageslicht
verhältnisse im rückwärtigen Bereich der
fast 6 m tiefen Büros. Die Wände zwischen
Büros und Fluren sind nicht vollständig
geschlossen, wodurch die Tageslichtgrundversorgung der Verkehrsflächen erreicht
wird. Die Deckenleuchten der Büros werden
automatisch über ein Bussystem auf eine
Beleuchtungsstärke von 500 Lux am Arbeitsplatz geregelt. Die dazugehörigen Lichtsensoren befinden sich neben den Leuchten
an den Geschoßdecken. Es gibt keine Präsenzmelder. Die Deckenleuchten der Flure
werden manuell ein- und ausgeschaltet.
Abb. 6: Lüftung der Büros
Winter: Das Erdregister und die Wärmerückgewinnung wärmen die zugeführte
Außenluft vor. Anschließend bringt ein Vorheizregister die Lufttemperatur auf 25 °C.
In den 9 Zonen des Gebäudes befinden
sich in den Zukuftkanälen kleine Nachheizregister für eine zonenweise Regelung der
Temperatur. Die Luft kann hier auf Werte
zwischen 30 und 40 °C gebracht werden.
Das Vor- und Nachheizregister wird aus
dem saisonalem Wärmespeicher gespeist.
Ein 4-facher Kreuzstromwärmetauscher
entzieht der Fortluft ca. 80 % der Wärme
und überträgt diese direkt auf die Zuluft.
Das Gebäude muß voraussichtlich nur von
Dezember bis Februar beheizt werden.
Sommer: Die nächtliche Auskühlung des
Gebäudes wird mittels freier Auftriebslüftung gewährleistet. Bei Bedarf öffnen
sich Lüftungsklappen im Dachbereich und
die Oberlichter der Büros automatisch.
Thermischer Auftrieb läßt die frische Außenluft durch die offenen Großraumbüros über
die Eingangshalle wieder nach draußen
strömen. Die unverkleideten Geschoßdecken
werden hierdurch entwärmt und dienen
am Folgetag wieder als thermischer Puffer
für die Temperatur im Raum. Die Wärmerückgewinnung wird im Sommer mit einem
Bypass umgangen. Nachträglich wurde
eine aktive Kühlungsanlage für die Computerzentrale eingebaut. Der Aufstellungsbereich war zuvor als reine Abluftzone vorgesehen, die einströmende Luft hatte sich
im Sommer aber als zu warm erwiesen.
Abb. 7: Beleuchtung der Büros
Verwaltungsgebäude Wagner Solartechnik
Stand 02/2000
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Impressum
Projektteam
SolarBau :MONITOR
Team
Monitoring
Dieses Dokument wurde im Rahmen des
Begleitforschungsprojekts „SolarBau : MONITOR“ erstellt. Die Begleitforschung dokumentiert, analysiert und kommuniziert die
Ergebnisse der Demonstrationsprojekte
des Förderprogramms SolarBau des BMWi.
Die Verantwortung für den Inhalt dieses
Faltblattes liegt beim Fraunhofer ISE.
Bauherrschaft, Nutzer
Wagner & Co
Ansprechpartner: Herr Schweitzer
Zimmermannstr. 12
35091 Cölbe
Universität Marburg,
Fachbereich Physik
Ansprechpartner: Herr Dr. Vajen
35032 Marburg
Telefon: (0 64 21) 2 82 41 31
Felefax: (0 64 21) 2 82 65 35
Email: [email protected]
Kontaktadresse:
Gesamtverantwortung und Koordination
Dokumentation und Analyse
Fraunhofer-Institut
für Solare Energiesysteme ISE
Gruppe Solares Bauen
Herr Dr. Voss
Oltmannsstr. 5
79100 Freiburg
Telefon (0761) 4588 -135
Telefax (0761) 4588 -132
e-mail: [email protected]
Kommunikation
sol°id °ar Architekten und Ingenieure
Herr Dr. Löhnert
Forststr. 30
12163 Berlin
Lehre, Aus-und Weiterbildung
Universität Karlsruhe
Herr Prof. Wagner
Fakultät Architektur
Fachgebiet Bauphysik und
Technischer Ausbau (fbta)
Englerstr. 7
76128 Karlsruhe
Projektsteuerung
Wagner & Co
Ansprechpartner: Herr Schweitzer
Förderung
Architektur
Architektur Stamm
Dannenröderstr. 12
35260 Schweinsberg
Erweiterte Planung:
100.334 DM, Laufzeit von 1.6.97 - 31.5.98
Energiekonzept, Thermische Bauphysik,
Simulation
Passivhaus-Institut
Ansprechpartner: Herr Dr. Feist
Rheinstr. 44/46
64283 Darmstadt
Technische Gebäudeausrüstung I
(Solartechnik, Heizung, Sanitär)
Wagner & Co
Ansprechpartner: Herr Dipl.-Ing. Rustige
Zimmermannstr. 12
35091 Cölbe
Monitoring:
801.720 DM, 1.11.1997 bis 31.12.2001
Projektadresse
Verwaltungsgebäude der Firma
Wagner & Co
Zimmermannstr. 12
35091 Cölbe
Technische Gebäudeausrüstung II
Ingenieurgesellschaft Haustechnik GmbH
Ansprechpartner: Herr Johannböke, Herr Mengel
Ketzerbach 25-28
35037 Marburg
Projektförderung
Bundesministerium für Wirtschaft
und Technologie (BMWi)
über
Projektträger Biologie, Energie,
Umwelt des BMBF und des BMWi
Herr Dr. Bertram
Forschungszentrum Jülich GmbH
52425 Jülich
Abbildungsnachweis
Titel: Wagner & Co.
Abb.1-3: Chr. Stamm
Abb.4, 5, 7: Fraunhofer ISE
Abb.6, 8: Wagner & Co.
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