Begrüßungsansprache von Botschafter Pius Fischer zum

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Begrüßungsansprache von Botschafter Pius Fischer
zum Symposium aus Anlaß des
200. Geburtstages von Richard Wagner, 1813-1883
Cetinje, 24.10.2013
Sehr geehrter Herr Kulturminister
Sehr geehrter Herr Bürgermeister
Sehr geehrte Damen und Herren
Ein Symposium mit Musikwissenschaftlern aus Serbien, Kroatien und Montenegro
in Cetinje zum 200. Geburtstag von Richard Wagner zu organisieren ist eine
bemerkenswert ungewöhliche und mutige Initiative, war Richard Wagner doch
nicht nur einer der genialsten, komplexesten, sondern auch umstrittensten
Komponisten.
Kein Künstler, sagt man, sei so deutsch und gleichzeitig so widersprüchlich wie
Richard Wagner: 1849 stand er auf den schwarz-rot-goldenen
Revolutionsbarrikaden, später diente er dem bayerischen Märchenkönig Ludwig II.,
nach seinem Tod wurde er von Hitler vereinnahmt und wird bis heute – unter
anderen von der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel – in Bayreuth gefeiert.
Wagner war ein Mensch voller Widersprüche: Sozialist und in
verschwenderischem Luxus schwelgender Lebemann, er polemisiert gegen das
Judentum in der Musik und engagiert gleichzeitig für die Uraufführung seines
Parsifal einen jüdischen Dirigenten, er ist Revolutionär und Königstreuer,
außerdem ein Frauenheld, durch dessen Opern sich das Leitthema der Entsagung
zieht.
Wagner fasziniert und polarisiert. Wie kaum ein anderer hat er Musikgeschichte
geprägt. Er ist aber nicht nur Musiker und Komponist, sondern auch gleichzeitig
Dramatiker, Dichter und Schriftsteller, er begreift seine Opern als
Gesamtkunstwerk.
Er schöpft seine Ideen aus germanischen Mythen und Sagen, aus der Philosophie
Schopenhauers und dem Buddhismus. Er erliegt zuletzt dem Christentum. Sein
Parsifal markiert den endgültigen Bruch mit Friedrich Nietzsche, der in ihm
ursprünglich den Erneuerer deutscher Kultur sah, und über viele Jahre enge
freundschaftliche Bande mit Richard und Cosima Wagner vor allem während deren
Aufenthalts in Triebschen in der Schweiz unterhielt. In seiner letzten, 1889
erschienen Schrift, Nietzsche contra Wagner rechnet Friedrich Nietzsche
schonungslos mit Wagner ab.
Die Wirkung Wagners auf die Nachwelt indes war kolossal. Über wenige Große
der Weltgeschichte wurde soviel geschrieben wie Richard Wagner. Sein Ring des
Nibelungen, eine Tetralogie über die untergehende Welt, ist mit 14 Stunden Musik
die größte Apokalypse der Operngeschichte.
Die Verehrung für Wagner trägt bisweilen quasi-religiöse Züge und sucht
ihresgleichen: Sprechen wir doch von Wagnerianern, aber nicht auch von
Bachianern odern Mozartianern.
Das Symposium wird sich mit einigen Aspekten des facettenreichen Schaffens und
Werkes von Richard Wagner auseinandersetzen. Ich freue mich mit Ihnen auf die
interessanten Beiträge ausgewiesener Experten und ich möchte vor allem der
Initiatorin dieses Symposiums, Frau Vanja Pantovic, Direktorin der Ballettschule
Princezaksenija, dafür danken, diese Auseinandersetzung mit Richard Wagner in
Montenegro ermöglicht zu haben.
Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.
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