dokunstFORUM Schöne Bescherung! Advent und Weihnacht in Kunst, Musik und Theater Departmentweites Symposium der Doktorandenplattform Kunstwissenschaften Macht hoch die Tür‘, die Tor‘ macht weit, es kommt ein Symposium zur Weihnachtszeit! Sowohl in den Künsten als auch in der Pädagogik spielen die Themen Weihnachten und Advent eine bedeutende Rolle. Den Beweis hierfür liefern die Forschungsrichtungen Kunstgeschichte, Kunstpädagogik, Musikwissenschaft, Musikpädagogik und Theaterwissenschaft, die sich mit den vielfältigen Beziehungen zwischen der ‚staden‘ und doch so kreativ-produktiven Zeit und den Disziplinen Kunst, Musik und Theater auseinandersetzen. Unter dem Titel „Schöne Bescherung! - Advent und Weihnachten in Kunst, Musik und Theater“ widmet sich die diesjährige gemeinsame Tagung der Doktorandenplattform Kunstwissenschaften dem Phänomen Weihnachten aus unterschiedlichen Perspektiven: Neben fachspezifischen Beiträgen werden auch interdisziplinäre Verknüpfungen präsentiert. Prof. Dr. Meinrad Walter, Freiburg „Jauchzet, frohlocket!“ - Zugänge zu J. S. Bachs Weihnachtsoratorium Zumindest für ein bestimmtes Hörer-Milieu ist Bachs Weihnachtsoratorium ein „Favoritstück“ Jahr für Jahr. Zugänge zum Werk lassen sich sehr verschieden finden: liturgisch (damalige Liturgie und Bachs etwas „querständig“ dazu stehendes Werk), exegetisch-musikalisch (Bachs komponierte Bibelauslegung), handwerklich (Umarbeitung weltlicher Musik zu geistlicher), empirisch (Studie von Kaiser mit Hörer-Befragung), theologisch (Bachs Gesamtkonzept für das sechsteilige Werk). Meinrad Walter, Theologe und Musikwissenschaftler, ist stellv. Leiter des Amts für Kirchenmusik der Erzdiözese Freiburg und Professor an der dortigen Musikhochschule; zahlreiche Veröffentlichungen, Radiosendungen und Workshops zu Themen der Kirchenmusik und geistlichen Musik, Autor der Bärenreiter-Werkeinführung zu Bachs Weihnachtsoratorium. Laura Fazio, M.A. Ho Ho Horror: Begegnungen zwischen Weihnachtsfilm und Horrorgenre Weihnachtsfilme sind nicht nur integrale Bestandteile unseres Weihnachtserlebnisses, sei es nun im Kino, im Fernsehen oder auf DVD, sondern sie prägen auch unsere Vorstellungen von der Weihnachtszeit. Der moderne Weihnachtsfilm, wie er zur Zeit des zweiten Weltkrieges in Hollywood entstanden ist, präsentiert seinen Zuschauern ein von christlichen Werten wie Heimat, Familie und Nächstenliebe dominiertes, idealisiertes Bild der Festzeit. Demgegenüber gibt es jedoch eine ganze Reihe von Filmen, welche die dunklen, dystopischen Seiten der Festtage hervorheben. Die Rede ist hier von HorrorWeihnachtsfilmen wie Christmas Evil (1980), Santa's Slay (2005), A Christmas Horror Story (2015) und der Silent Night, Deadly Night Filmreihe (1984, 1987, 1989, 1990, 1991). Die Funktion dieser Filme, der Bruch mit der sentimentalen Konstruktion von Weihnachten, wird in der filmwissenschaftlichen Literatur häufig erwähnt, doch finden sich keine detaillierten Analysen einzelner HorrorWeihnachtsfilme, die sich mit der konkreten Umsetzung dieser Funktion, dem ‚Wie‘, befassen. In meinem Vortrag werde ich mich daher anhand von Michael Doughertys Krampus (2015) einer exemplarischen Analyse des Horror-Weihnachtsfilms widmen. Ziel dieser Analyse soll es sein, herauszuarbeiten, auf welche Weise sich der Weihnachtshorrorfilm als vermeintlich kritische Filmkategorie dem idealisierten HollywoodWeihnachtsbild entgegensetzt. Laura Fazio studiert von 2009 bis 2012 Theaterwissenschaft und Kunstpädagogik an der Ludwig-Maximilians-Universität (München). Anschließend besucht sie im Rahmen ihres internationalen Masterstudiums „Film and Audiovisual Media“ Lehrveranstaltungen an der GoetheUniversität (Frankfurt a.M.), der Università Roma Tre (Rom) und der Università Cattolica del Sacro Cuore di Milano (Mailand). Mit ihrer bei Prof. Dr. Vinzenz Hediger geschriebenen Arbeit über „Darren Aronofsky. Körperbilder, verkörperte Wahrnehmung, Körperkino“ erhält sie 2015 ihren Masterabschluss. Seit 2015 promoviert sie bei Prof. Dr. Jörg von Brincken, arbeitet als Lehrbeauftragte für das Theaterwissenschaftsinstitut der LudwigMaximilians-Universität und ist als wissenschaftliche Hilfskraft des Departments Kunstwissenschaften an Aufbau und Organisation der Doktorandenplattform Kunstwissenschaften dokunstLMU beteiligt. Annalena Roters, M.A. Fliegenpilze und Rentiere. Carsten Höllers Soma als ästhetisierte Versuchsanordnung Warum werden die Geschenke durch den Kamin geworfen? Und wieso fliegt der Weihnachtsmann im Rentierschlitten um die Welt? Hinweise lassen sich in Sibirien finden, wo in schamanischen Ritualen, u.a. bei den Tschuktschen, Itelmenen oder Selkupen, Fliegenpilze zum Einsatz kommen, und dies mit spezifischen Weihnachtsritualen und -geschichten in Verbindung gebracht wird. In Sibirien hat auch R.G. Wasson in den 1950er Jahren kulturelle Praktiken um psychotrope Pilze erforscht und die These aufgestellt, dass der Fliegenpilz die Essenz von Soma, dem Trank der Götter ist. Dieser These von Wasson geht der Künstler Carsten Höller in seiner Installation Soma, 2010 im Hamburger Bahnhof, Berlin, auf den Grund. In einer Versuchsanordnung spürt er den Mythen um den Soma genannten Trank der Erkenntnis nach und untersucht die Allianz von Rentieren, Fliegenpilzen und Schamanen. In dieser Installation zwischen Konzeptkunst und inszenierten Tierkörpern stellen sich aus einer kunstwissenschaftlichen Perspektive zudem Fragen nach Materialität und Ästhetisierungsprozessen. Annalena Roters studierte an der Ludwig-Maximilians-Universität München Theaterwissenschaft, Kunstgeschichte und Neuere deutsche Literatur. 2012 schloss sie ihr Studium mit einer Magisterarbeit zum Thema Körperinszenierungen ab. Als Lehrbeauftragte am Institut für Theaterwissenschaft widmete sie sich bis 2015 den Schwerpunkten Digitalisierung, Kunst, Performance und neue Technologien. Seit 2013 promoviert sie zur Materialität und Ästhetik von Tierkörpern in Installationen und Performances. Raum für Notizen: David Vondráček, M.A. Fibichs Weihnachts-Ballade Štědrý den (Der heilige Abend) Zdenko Fibich (1850–1900) ist, anders als Smetana oder Dvořák, als dritter Komponist einer national-tschechischen Romantik nahezu vergessen. Das liegt auch daran, dass eines von Fibichs Hauptbetätigungsfeldern das Melodram war, das als Mischgattung als problematisch empfunden und nur wenig gespielt wird. Auch die Schauer-Ballade Štědrý den von Karel Jaromír Erben (1811–1870) vertonte Fibich als Melodram. Das Sujet: Am Weihnachtsabend befragen zwei junge Frauen ein Orakel, das ihnen den Blick in die Zukunft ermöglicht. Eine sieht ihre bevorstehende Hochzeit, die andere ihren Tod. Am Ende bleibt ihnen nichts anderes, als sich dem Schicksal zu fügen. Was man als biedermeierhafte Absage ans RomantischÜbersinnliche verstehen könnte, vertont Fibich alles andere als biedermeierlich-behaglich. Es ist eine Auseinandersetzung mit dem Tod von beklemmendem Tiefgang des damals erst 24jährigen Komponisten. Er schrieb sie an Weihnachten 1874 als Witwer. Fibich, der in seinen Bühnenwerken von Wagner her kommt, gelingt es, Wagners Leitmotiv-Technik in einen Klaviersatz von großer Farbigkeit zu verlegen – eine interessante Ergänzung zu Dvořák, der, obwohl er für Klavier komponierte, nie klaviermäßig gedacht hat. Der Verzicht auf diese Möglichkeiten an den Stellen, die den Tod thematisieren, wirkt auch heute noch drastisch: Transzendenz wird verweigert, Erlösung findet nicht statt. Lehramtsstudium an der Hochschule für Musik und Theater München und Studium der Musikwissenschaft an der LMU München und der Karlsuniversität Prag. Nebenfächer Germanistik und Slavistik mit den Sprachen Tschechisch, Russisch und Serbokroatisch. Aufenthalte an den Universitäten Sankt Petersburg (Russische Föderation), Charkiv (Ukraine), Belgrad (Serbien) und Tallinn (Estland) mit Stipendien von DAAD, Bayhost und dem Schroubek-Fonds für das östliche Europa. Magisterarbeit über das Musiktheater von Zdenko Fibich. Anschließend als DAAD-Sprachassistent am Lehrstuhl für Germanistik der Universität Ústí nad Labem in Tschechien tätig. Laufendes Dissertationsprojekt zu Avantgarde und Jazz in Prag zwischen den Weltkriegen. Mitglied im interdisziplinären Promotionsprogramm ProArt an der LMU. Im Wintersemester 2014/15 war David Vondráček Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Musikwissenschaft der LMU als Vertretung von Frau Dr. Strigl. Forschungsinteressen: Neueste Musikgeschichte, Sound Studies, Kultur, Diskurs, mit regionalem Fokus auf die böhmischen Länder, den westlichen Balkanraum und das Baltikum.