VR International Nummer 1 | Januar 2013 Platz 1 für Volks- und Raiffeisenbanken | Seite 5 USA: Deutsche Produkte werden geschätzt | Seite 10 Myanmar – ein Land im Wandel | Seite 11 Schwerpunkt 2013: Südamerika Südamerika – eine aufstrebende Wachstumsregion SÜD AMERIKA 2013 Südamerika befindet sich im Umbruch. Demokratische Strukturen haben sich größtenteils etabliert. Dabei hat die Region einen beachtlichen und mühsamen Weg der politischen Transformation zurückgelegt. Als Wirtschaftsfaktor nimmt Südamerika eine zunehmend wichtige Rolle ein, vor allem als Exporteur von Erdöl, Eisenerz und Agrarprodukten. Südamerika und Europa sind historisch strategische Partner in einer zunehmend globalisierten Welt. Gemeinsame Werte und eine enge kulturelle Verbundenheit bilden das Fundament dieser seit Jahrzehnten bestehenden Partnerschaft. Südamerika hat mit seinem wirtschaftlichen Aufschwung der letzten Jahre auch politisch an Handlungsspielraum und Selbstvertrauen gewonnen und erhebt zunehmend einen Gestaltungsanspruch in der internationalen Politik. Die Europäische Union hat diese Relevanz erkannt und ihre losen Beziehungen zur Region in eine sogenannte strategische Partnerschaft umgemünzt. Stabile Verhältnisse Den Ländern Argentinien, Brasilien, Chile, Kolumbien, Peru, Uruguay und Venezuela kommt unter Marktgesichtspunkten wie Entwicklungsniveau, Größe VR International und Kaufkraft des Binnenmarktes eine größere Bedeutung zu. Es sind auch die für die deutschen Unternehmen wichtigsten Märkte. Stabile Wirtschaftsbeziehungen, insbesondere für Auslandsinvestitionen, bedürfen stabiler politischer Rahmenbedingungen. In fast allen diesen Ländern etablierten sich innerhalb weniger Jahre Demokratien, die nicht mehr so leicht ins Wanken zu bringen sind. Soweit es zu einem politischen Machtwechsel kommt, erfolgt dieser als Ergebnis von Wahlen oder es werden am Beispiel Para1 Im Fokus Nummer 1 | Januar 2013 Puerto Madero, der Hafen in Buenos Aires: Sinnbild für das moderne Argentinien. guay die Spielregeln der Verfassung eingehalten. Ein positives Zeichen ist die stetig zunehmende politische Beteiligung von Frauen auf allen Ebenen, die sich auch darin niederschlägt, dass in den zwei größten Volkswirtschaften Argentinien und Brasilien jeweils eine Frau das Präsidentenamt bekleidet. Auch konnten erhebliche Erfolge bei der Bekämpfung der Armut, die eines der größten Hindernisse bei der Entwicklung Lateinamerikas darstellt, erzielt werden. Die Hilfsprogramme für die ärmeren Schichten der Bevölkerung wurden ausgedehnt. Zugleich hat sich der Mittelstand stark verbreitet und macht jetzt rund 30 % der Gesamtbevölkerung aus. Kontinent im Fokus Die südamerikanischen Länder genießen zurzeit besondere Aufmerksamkeit. Nach zügigen und erfolgreichen Verhandlungen wurden Freihandelsabkommen der Europäischen Union mit Peru und Kolumbien unterzeichnet. Das weitreichende Assoziierungsabkommen zwischen der EU und Chile wurde bereits vor einigen Jahren abgeschlossen. Die Verhandlungen der EU mit dem Mercosur stagnieren allerdings und der Abschluss eines Abkommens ist nach dem Beitritt Venezuelas zum Mercosur nicht einfacher geworden. 2 Die Wirtschaft, jahrhundertelang das Hauptproblem dieser Region, wuchs in den vergangen Jahren stetig. In den letzten zwei Jahren ist die Wirtschaft der Region um real 5,4 % im Jahresschnitt gewachsen. Länder wie Argentinien, Brasilien, Paraguay, Peru und Uruguay taten sich mit Werten zwischen 7 und 12 % besonders hervor. Allerdings wurde das Wirtschaftswachstum auch durch die nachlassende Erholung der Weltwirtschaft abgebremst. Gemäß Berechnung des Internationalen Währungsfonds (IWF) wird die Wirtschaftskraft der Region auch 2012 und 2013 mit einem Plus von real 3,0 beziehungsweise 4,0 % zunehmen. Die ökonomische Stabilität in der Region wird zudem von der aktuellen Finanzkrise in Europa und der moderaten Konjunktur in den USA nur wenig beeinflusst. Die meisten südamerikanischen Länder stützen den Aufschwung mit einer konsequenten Stabilitätspolitik, geringer Inflation und verantwortungsvollen Staatsfinanzen. Hinzu kommen die hohen Rohstoffpreise, steigende Exporterlöse und das solide Finanzsystem. Hierdurch haben sich die Rahmenbedingungen in vielen Ländern deutlich stabilisiert. Dies macht es ausländischen Unternehmen heute wesentlich leichter, in Südamerika wirtschaftlich Fuß zu fassen. Nachholbedarf – in vielen Bereichen Trotz der wirtschaftlichen Erfolge und Euphorie bleiben chronische Probleme wie die Ungleichverteilung, der Fachkräftemangel, Bürokratie, undurchsichtiges Steuersystem im Falle Brasiliens und Korruption bestehen. Eines der größten Wachstumhemmnisse der südamerikanischen Volkswirtschaften ist die Infrastruktur. Der hohe Bedarf der meisten Länder Südamerikas an Investitionen in Infrastruktur, innovativen Technologien, erneuerbarer Energien wie Windenergie, Erdwärme und Biomasse, Abwasserbehandlung sowie Informations- und Kommunikationstechnologie ist enorm. Alleine in Brasilien müssen in den kommenden zwei Jahrzehnten jährlich rund 140 Mrd. Euro in alle Bereiche der Infrastruktur investiert werden. Die 2014 in Brasilien stattfindende Fußballweltmeisterschaft und die Olympischen Sommerspiele in Rio de Janeiro in 2016 erhöhen die Nachfrage nach einer Vielfalt von Leistungen und Produkten. Bei all diesen Infrastrukturprojekten ergeben sich interessante Geschäftsmöglichkeiten für Unternehmen aus allen Bereichen. Die südamerikanischen Unternehmen versuchen mit Investitionen in hochwertige Maschinen und Ausrüstungen von Bergbaumaschinen bis zur Umwelt- und Energietechnik ihre WettbewerbsfähigVR International Im Fokus Nummer 1 | Januar 2013 keit zu erhöhen. Viele deutsche Maschinen- und Anlagenbauer können davon profitieren. Darüber hinaus rechnen sich weitere Industriezweige, in denen die deutsche Exportwirtschaft traditionell stark vertreten ist, gute Geschäftschancen aus. Zukunftsmarkt Südamerika Die Rahmenbedingungen in den Staaten Südamerikas haben sich in vielen Fällen fortlaufend verbessert. Für deutsche Unternehmen ist Südamerika in vielerlei Hinsicht ein Zukunftsmarkt, auch wenn der Geschäftsaufbau teils einen langen Atem erfordert. Gerade für mittelständische Unternehmen ist die Region Südamerika sehr interessant. Doch der Markteinstieg sollte gut geplant sein. Ein geeigneter Partner vor Ort ist für Mittelständler empfehlenswert. Gute Kenntnisse des Zielmarkts sind extrem wichtig, auch den Aufbau von Kontakten kann ein Geschäftspartner vor Ort unterstützen. Ist der Einstieg jedoch erst einmal geglückt, bietet die Region aufgrund ihrer Dynamik sehr gute Perspek- tiven. Südamerika ist für Deutschland ein wichtiger Handels- und Investitionspartner. Deutsche Qualität, Wissenstransfer, Technologien, Investitionen sowie Forschung und Entwicklung sind in den Ländern Südamerikas sehr gefragt. Südamerika ist ein Markt, der für Hermesdeckungen und Investitionsgarantien in den letzten Jahren an Gewicht gewonnen hat. Unternehmen nutzen deutlich häufiger die Absicherungsmöglichkeiten und setzen die Instrumente der Außenwirtschaftsförderung im Cash- und Risikomanagement ein. Chancen ergeben sich aus dem nach wie vor hohen Investitionsbedarf. Eine Exportkreditgarantie, verbunden mit einem attraktiven Finanzierungspaket, entpuppt sich oftmals als Türöffner für Nachfolgegeschäfte. Fast alle Länder Südamerikas blicken den kommenden Jahren optimistisch entgegen. Die geringen Auswirkungen der Krisen in den USA und Europa haben gezeigt, dass die Region ihren eigenen Weg gehen kann und dadurch ein nachhaltiges Wachstum verzeichnet. Autor Christian E. Königsfeld Repräsentant der DZ BANK AG in São Paulo São Paulo Representação Ltda Rua Sansão Alves dos Santos, 433 3° andar/conj. 32, Ed. Hormino Maia 04571-090 São Paulo República Federal do Brasil Telefon: 0055 11 5505 1077 E-Mail: [email protected] Zahlreiche deutsche Unternehmen denken über einen Markteinstieg besonders in Brasilien nach. Hier ist die deutsche Wirtschaft mit etwa 1.300 deutschen Unternehmen sehr präsent. São Paulo mit rund 900 deutschen Unternehmen ist weltweit die größte deutsche Industriestadt. Die Vorteile dieses Marktes sind unter anderem die umfassend entwickelte Industrie, hoch motivierte Arbeitskräfte, eine wachsende Mittelschicht, die starke Präsenz großer und mittelständischer deutscher Unternehmen und die geringen Mentalitätsunterschiede. Zu den Nachteilen zählen die Bürokratie, Korruption, steigende Produktionskosten und eine unterentwickelte Infrastruktur. Deutschlandjahr – in Brasilien Christusstatue auf dem Corcovado in Rio de Janeiro mit atemberaubenden Blick auch auf eine wichtige Wirtschaftsmacht der Zukunft. VR International Vom Mai 2013 bis Mai 2014 findet das „Deutschlandjahr in Brasilien 2013/14“ statt. Unter dem Motto „Wenn Ideen sich begegnen“ wird sich Deutschland den Brasilianern ein ganzes Jahr lang mit einer Vielzahl von Veranstaltungen und Messen aus den Bereichen Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur präsentieren. Und auch auf der Frankfurter Buchmesse 2013 wird Brasilien als Ehrengast vertreten sein. Südamerika wächst als Region politisch zusammen und agiert zunehmend in der internationalen Politik. Wirtschaftlich hat sich die Region weiterentwickelt und hat den Einfluss internationaler Wirtschaftskrisen besser gemeistert als erwartet. Deutsche Mittelständler sollten die wirtschaftlichen Potenziale dieser Region nicht übersehen. 3 Märkte & Chancen Nummer 1 | Januar 2013 Ungarn: Investitionen in Krankenhäuser Ungarns Regierung steht unter Handlungsdruck, damit die umfangreichen Anpassungshilfen für den ungarischen Gesundheitssektor aus Brüssel noch bis zum Ablauf der Förderperiode Ende 2013 vergeben werden können. Aktuell soll über eine Verlängerung bis Ende 2014 verhandelt werden. In Ungarn hat der Staat die Bezirks- und städtischen Krankenhäuser sowie Fachambulanzen von den Gebietskörperschaften im Jahr 2012 übernommen. Damit sind auch die finanziellen Verpflichtungen übergegangen und das hat angesichts des angespannten Staatshaushaltes zu Unterbrechungen bei der Investitionsfinanzierung geführt. Außerdem stagnieren Krankenhausprojekte, die mit EUMitteln gefördert werden, seit rund eineinhalb Jahren. Grund sind Schwierigkeiten mit den Cofinanzierungen. Effizienzgewinne, die sich die Regierung unter anderem von der neuen zentralen Lenkungs- und Aufsichtsstelle für das Gesundheitswesen, Gyemszi, verspricht konnten bisher noch kaum eingefahren werden. Gyemszi soll vor allem den Kauf von Arzneimitteln und Verbrauchsgütern der Krankenhäuser zentral ausschreiben. Weitere Informationen: Ministerium für Arbeit, Gesundheit, Familie und Bildung – Emberi Eróforrások Minisztériuma www.kormany.hu ➝ Ministry of national resources Gyemszi – Staatliches Institut für Qualität und Organisationsentwicklung im Gesundheits- und Arzneimittelbereich www.gyemszi.hu National Entwicklungsagentur – Nemzeti Feljesztési Ügynökség www.nfu.hu Aserbaidschan: Auslandshandelskammer in Baku eröffnet Vor Kurzem wurde die Deutsch-Aserbaidschanische Auslandshandelskammer in Baku eröffnet. Damit wird das Netz der deutschen Auslandshandelskammern an mehr als 120 Standorten in etwa 80 Ländern der Welt ergänzt. Schon seit 1999 besteht der DeutschAserbaidschanische Wirtschaftsverband. Mit kontinuierlicher Begleitung durch das Bundeswirtschaftsministerium und den Deutschen Industrie- und Handelskammertag – DIHK konnte eine aner- kannte deutsche Auslandshandelskammer entwickelt werden, die insbesondere kleinen und mittleren deutschen und aserbaidschanischen Unternehmen breite Unterstützung bei der Erschließung des jeweiligen Partnermarktes anbieten kann. Dabei reicht die Hilfe von der Marktinformation über die Geschäftspartnervermittlung, die Handelsvertretersuche bis hin zur Beratung in Investitionsentscheidungen. Die bilateralen Wirtschaftsbeziehungen der beiden Län- der haben sich in den letzten Jahren sehr dynamisch entwickelt. Deutschland zählt zu den relevanten Wirtschaftspartnern von Aserbaidschan, nahm 2011 Platz 3 der wichtigsten Importländer ein. Weitere Informationen: Deutsch-Aserbaidschanischer Wirtschaftsverband www.dawf.com AUMA: Auslandsmesseprogramm 2013 – Beteiligungen erfolgreich Termine und Kontaktdaten für die Messebeteiligungen von Bund und Ländern im Ausland enthält die Broschüre „Auslandsmesseprogramm der Bundesrepublik Deutschland und der Bundesländer 2013”. Das Bundesministerium für Wirt- 4 schaft und Technologie (BMWi) hat dafür in Abstimmung mit der deutschen Wirtschaft 274 Beteiligungen vorgesehen. Außerdem sind zehn Messen aufgeführt, auf denen das Bundeswirtschaftsministerium im Rahmen der Exportinitiative Erneuerbare Energien/Energie-Effizienz Beteiligungen durchführt. Das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) plant 24 Messebeteiligungen weltweit. Auslandsmessebeteiligungen sind ein bedeutender Eckpfeiler der deutschen Exportunterstützung. Rund 83 % der Aussteller im Auslandsmesseprogramm 2011 konnten durch Auslandsmessebe- teiligungen ihren Export erhöhen oder sichern. Das ist ein Ergebnis der dritten repräsentativen Umfrage unter Ausstellern des Auslandsmesseprogramms des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie. Kontakte knüpfen: Ein Special zum Messemarkt in Großbritannien informiert mit nützlichen Hinweisen über die Messewirtschaft, Messeorte, Messeverbände und -veranstalter. Weitere Informationen: Auslandsmesseprogramm 2013 www.auma.de ➝ Downloads & Publikationen Special Großbritannien www.auma.de ➝ Messemärkte Ausland VR International Nummer 1 | Januar 2013 Marokko: Perspektiven für Photovoltaik Ein neuer Report der Deutschen Energie-Agentur informiert über den Markt für Photovoltaik in Marokko und die Geschäftschancen für deutsche Unternehmen. Denn dort zeichnet sich eine dynamische Entwicklung ab. Die marokkanische Regierung ist sehr daran interessiert, die großen Potenziale für die Nutzung von Solarenergie zu erschließen und so die Abhängigkeit vom Import fossiler Energieträger zu verringern. So sollen bis 2020 Solaranlagen mit einer Gesamtleistung von 2.000 Megawatt aufgebaut werden, vorrangig durch solarthermische Kraftwerke und Photovoltaik-Anlagen. Das Land hat bereits eine Solaragentur gegründet, ein ErneuerbareEnergien-Gesetz eingeführt und es ist an der DESERTEC-Initiative beteiligt. Im September 2012 vereinbarten Marokko und Deutschland eine offizielle Energiepartnerschaft. Dadurch eröffnen sich gerade für deutsche Unternehmen gute Perspektiven. Der dena-Marktreport untersucht die Angebots- und die Nachfrageseite des Photovoltaikmarkts in Marokko, analysiert die verschiedenen Segmente – von öffentlichen Kunden und Energie- MESSETIPPS GRAPHITEC Ausstellung für die Graphische Industrie versorgern bis zu Privatkunden und Gewerbe, schätzt die Entwicklungschancen ab und stellt die wichtigsten Akteure vor. Hinzu kommen wichtige Fakten zu Genehmigungsverfahren, Fördermechanismen, Finanzierungsmöglichkeiten und Umweltaspekten. Für den erfolgreichen Markteintritt ist es wichtig, frühzeitig lokale Partner einzubinden und ein langfristiges Geschäftskonzept zu entwickeln. Weitere Informationen: dena-Marktreport Marokko – Photovoltaik, Preis: 390 EUR Bestellung unter www.exportinitiative.de ➝ OnlineBestellbereich mit einmaliger Registrierung Volks- und Raiffeisenbanken: Platz 1 – nicht nur im Auslandsgeschäft Eine repräsentative Exklusivstudie des Meinungsforschungsinstitutes Forsa im Auftrag des Magazins Impulse, veröffentlicht im Dezember 2012, vergibt beste Noten an Volksbanken und Raiffeisenbanken. So begleiteten diese Unternehmen am besten durch Krisen, haben die Nase vorn in der GesamtleisVR International tung und bei der Beurteilung durch Kleinunternehmen. Lediglich bei Service und Beratung liegen die Banken des Verbundes auf dem zweiten Platz. Aber auch im Auslandsgeschäft liegen Volksund Raiffeisenbanken ganz vorne: mit der Note von 4,2 von 5, 0 (sehr gut). Vom 11. bis 14. Juni 2013 trifft sich in Paris die Branche der Papier- und Druckwirtschaft sowie der Medienproduktion bei der GRAPHITEC, einer Ausstellung für die Graphische Industrie. Die Veranstaltung findet in dreijährlichem Turnus statt. Branchenschwerpunkte sind Papier-, Druckwirtschaft, Medienproduktion (Branche 67), Angebotsschwerpunkte Druckereiausrüstung, Druckfarben, Druckformenherstellung, Reprotechnik, Satzherstellung, Materialien und Datenverarbeitungsanlagen. Kontakt: COMEXPOSIUM Immeuble le Wilson 70 Avenue de Général-de-Gaulle 92058 Paris-La Défence Telefon: 0033 1 76771111 www.graphitec.com FEIMAFE Brasilianische Fachmesse für Werkzeugmaschinen und Werkzeuge Seit 1980 findet alle zwei Jahre die FEIMAFE – Brasilianische Fachmesse für Werkzeugmaschinen und Werkzeuge statt – in 2013 vom 3. bis 8. Juni in Sao Paulo. Branchenschwerpunkte sind Metallbe- und -verarbeitung, Schweißtechnik (Branche 57), Angebotsschwerpunkte Werkzeugmaschinen, Werkzeuge, Komponenten, Schweißgeräte, CAD/CAM, Automatisierungssysteme, Robotik, Messtechnik, Regel- und Steuertechnik. Deutsche Unternehmen erhalten für diese Messe durch eine Firmengemeinschaftsausstellung Unterstützung. Kontakt: Balland Messe-Service GmbH Vogelsanger Weg 45 a 50858 Köln Telefon: 0221 5005576-0 [email protected] www.balland-messe.de 5 Ländersteckbrief Chile Politische Lage Seit der Überwindung der Diktatur und der Rückkehr zur Demokratie mit den Präsidentschafts- und Parlamentswahlen im Dezember 1989 hat sich Chile zum politisch stabilsten Staat in Südamerika entwickelt. Das Land verfügt über eine unabhängige Justiz, funktionierende Gewaltenteilung, daneben werden Bürgerrechte und die weitgehende Vertragssicherheit gewährleistet. Dennoch herrscht auch in Chile noch ein großes Einkommensgefälle zwischen Arm und Reich. Die politische Landschaft wird von zwei großen Parteibündnissen dominiert, vom Mitte-Links-Block Concertación, der das Land 20 Jahre ununterbrochen regierte und dem Mitte-RechtsBündnis Coalición por el Cambio, das seit März 2010 erstmals die Regierung bildet. Diesem Bündnis gehören die liberal-konservative Renovación Nacional des neuen Präsidenten Sebastián Piñera sowie die konservative rechte Volkspartei Unión Demócrata Independiente an. Die Regierungskoalition besitzt jedoch in keiner der beiden Parlamentskammern eine Mehrheit, was die Durchsetzung von Reformen prinzipiell erschwert. Im September 2010 wurde vom Kongress dennoch eine Steuerre- Nummer 1 | Januar 2013 form verabschiedet, die unter anderem eine Erhöhung der Unternehmenssteuern von 17 % auf 20 % sowie Steuervergünstigungen für Familien mit studierenden Kindern vorsieht. Die zusätzlichen Einnahmen aus den Unternehmenssteuern sollen in den Bildungssektor fließen. Zudem sollen die Zinsen für Studentenkredite deutlich von 6 % auf 2 % gesenkt werden. Dies sind Zugeständnisse an die seit 2011 für ein gerechteres Bildungssystem demonstrierenden Studenten. Ende 2013 stehen Neuwahlen an, wofür sich bereits erste Kandidaten für das Präsidentenamt in Stellung bringen. Der Wahlkampf dürfte die politische Agenda bis dahin prägen. Außenpolitisch ist die Stärkung der Integration zwischen den pazifischen Anrainerstaaten ein strategisches Ziel. Chile pflegt aber auch enge Beziehungen zu den USA und wurde 2010 als erstes südamerikanisches Land in die OECD aufgenommen. Wirtschaftsstruktur Chile hat eine stark marktwirtschaftlich orientierte und offene Wirtschaftsstruktur mit diversifizierten Absatzmärkten für seine Exporte. Die intensive außenwirtschaftliche Verflechtung des Landes wird durch die weltweit größte Anzahl von abgeschlossenen Freihandelsabkommen – insgesamt 21 – untermauert. Weitere Abkommen mit Malaysia, Vietnam und Indien sind derzeit in Verhand- lung. Das Land verfügt mit einem hohen Anteil von 36 % über die weltweit größten Kupfervorkommen und auch bei dem an Bedeutung gewinnenden Rohstoff Lithium ist es an vorderer Stelle. Die enormen Salzvorkommen in der Atacama-Wüste sind ein weiteres bedeutendes Exportgut. Der Schwerpunkt liegt aber eindeutig auf dem Kupferabbau und dessen Verarbeitung zu hochreinem Kupfer. Zwar konnte der Kupfer-Anteil an den Gesamtexporten durch eine erfolgreich vorangetriebene Diversifizierung seit den 1970er-Jahren von 90 % auf 50 % verringert werden. Dennoch bleibt die Abhängigkeit von diesem Rohstoff sehr hoch. Die potenzielle Gefahr, die von Verwerfungen auf den internationalen Rohstoffmärkten ausgeht, ist demnach nicht zu vernachlässigen. Andererseits hat die chilenische Volkswirtschaft in der Vergangenheit schon einige Phasen mit niedrigen Rohstoffpreisen ohne größere Konjunktureinbrüche gemeistert. Die Industrie insgesamt generiert 37 % des BIP und die Die fünf größten Banken Chiles gemessen an der Bilanzsumme (Stand: 11.2012) Banco Santander Chile Banco de Chile Banco del Estado de Chile Banco de Credito e Inversiones In Santiago de Chile und Umgebung leben 40 Prozent aller Chilenen. 6 CorpBanca VR International Ländersteckbrief Nummer 1 | Januar 2013 bedeutendste Branche ist der Bergbau mit einem Beitrag von 15 % zum BIP – allein 13,5 % entfallen auf die Kupfererzeugung. Ein Belastungsfaktor für die Wirtschaft sind zunehmende Engpässe in der Stromversorgung, deren Angebot zuletzt nicht mehr mit dem Wachstum der Nachfrage in Einklang gebracht wurde. Zur dringend benötigten Erweiterung der entsprechenden Kapazitäten soll insbesondere die Nutzung erneuerbarer Energien gefördert werden, wobei die Wasserkraft aufgrund der Topographie in Chile ein großes Potenzial besitzt. Der Anteil des Dienstleistungssektors, der von soliden Banken und Versicherungen sowie einem immer breiter aufgestellten Finanzmarkt geprägt wird, beträgt mittlerweile hohe 59 % des BIP. Der Agrarsektor liegt seit Jahren stabil bei rund 4 % des BIP. Wirtschaftslage und -politik Die chilenische Volkswirtschaft hat die Finanzmarktkrise 2009 schnell überwunden und befindet sich seit 2010 wieder auf einem stabilen Wachstumspfad. Nützliche Adressen Botschaft der Bundesrepublik Deutschland Embajada de la República de Alemania Casilla 220, Correo 30 Santiago de Chile Telefon: +562 463 2500 E-Mail: [email protected] Internet: www.santiago.diplo.de Botschaft der Republik Chile Mohrenstraße 42 10117 Berlin Telefon: 030 – 72 62 035 E-Mail [email protected] Internet: www.echile.de Deutsch-Chilenische Industrie- und Handelskammer Av. El Bosque Norte 0440 of. 601 Las Condes Santiago de Chile Chile Telefon: +562 203 5320 E-Mail: [email protected] Internet: www.chile.ahk.de VR International Kulturhauptstadt des Landes mit dem größten Industriehafen Chiles: Valparaiso. Infolge der kräftigen Rohstoffnachfrage, insbesondere aus China, Investitionen im Baugewerbe auch durch Wiederaufbauarbeiten nach dem schweren Erdbeben von 2010 und eines weiter wachsenden privaten Konsums aufgrund steigender Reallöhne und besseren Zugangs zu Krediten stieg das BIP im Jahr 2011 um kräftige 6 %. Für 2012 zeichnete sich vor dem Hintergrund der gleichen positiven Faktoren ein erneutes Wachstum von 5 % ab. Einen bedeutenden Einfluss auf die Konjunktur hat die Nachfrage aus Asien und insbesondere aus China, dem wichtigsten Zielland für Chiles Exporte. Aufgrund des wohl noch langfristig hohen chinesischen Bedarfs an Baumaterial dürfte vor allem die Kupfernachfrage mindestens stabil bleiben und dazu beitragen, dass auch 2013 in Chile ein BIP-Wachstum von 4 bis 5 % erreicht werden kann. Die Inflation bewegt sich trotz der starken konjunkturellen Dynamik auf einem im regionalen Vergleich niedrigen Niveau. Im Jahresdurchschnitt 2012 dürfte sie bei 3 % gelegen haben. Zudem genießt die angesehene Banco Central de Chile einen guten Ruf hinsichtlich der Vertei- digung der Geldwertstabilität. Im Aufschwung der letzten drei Jahre wurden auch wieder neue Arbeitsplätze geschaffen, sodass die Arbeitslosenquote von knapp 10 % auf relativ niedrige 6 % zurückgegangen ist. Innerhalb Lateinamerikas ist die langjährige, stabilitätsorientierte Fiskalpolitik des Andenstaates herausragend. So hat ein ausgeglichener öffentlicher Haushalt Verfassungsrang und in zwei staatlichen Vermögensfonds werden Einnahmen, vor allem aus dem Kupferexport, für Krisenzeiten angesammelt. Es ist daher kaum überraschend, dass 2011 und 2012 der Haushaltssaldo jeweils Überschüsse ausgewiesen hat und die Staatsverschuldung insgesamt per Ende 2011 bei nur 11 % lag. Dabei ist dies sogar der Negativrekord, denn seit 2004 lag die Quote überwiegend im einstelligen Prozentbereich. Seit 2012 weist die Staatsverschuldung wieder eine sinkende Tendenz aus. Die Leistungsbilanz zeigte 2011 infolge der hohen Importnachfrage erstmals seit Langem wieder ein Defizit, das 2012 weiter gestiegen sein dürfte. Die Fehlbeträge sind auf unkritischem Niveau und werden zudem komplett von aus- Außenhandel der Bundesrepublik Deutschland mit Chile (in Mio. EUR) Jahr Deutsche Ausfuhr 2009 1.214,1 Deutsche Einfuhr 1.510,6 –296,5 Saldo 2010 1.812,0 1.614,5 197,5 2011 2.271,4 2.001,3 270,1 2012 bis August 1.655,7 1.281,0 374,7 Quellen: Statistisches Bundesamt, Wiesbaden; Außenhandel, Fachserie 7 7 Ländersteckbrief Nummer 1 | Januar 2013 Hauptimportgüter Chiles 2011 (% der Gesamteinfuhr) Brennstoffe 22,9 Fahrzeuge und Fahrzeugteile 9,0 Maschinen und Maschinenteile 8,8 Chemische Erzeugnisse 5,4 Quellen: Germany Trade & Invest, Wirtschaftsdaten kompakt, Stand: Mai 2012 Regierungsgebäude in Santiago de Chile – dem politisch stabilsten Land des Kontinents. ländischen Direktinvestitionen kompensiert. Der Anteil der Auslandsverschuldung am BIP lag 2012 bei moderaten 38 % mit leicht abnehmender Tendenz. Chile hat nach wie vor einen guten Zugang zu den internationalen Kapitalmärkten und hohe Währungsreserven, welche die Importe für rund vier bis fünf Monate abdecken. Die Bedienung der Auslandsschulden erscheint deshalb kurz- und mittelfristig unproblematisch. Hinsichtlich der Wirtschaftspolitik ist die Regierung weiterhin bemüht, durch Geldzuweisungen und Infrastrukturpro- Eckdaten für den Export nach Chile Bevölkerung: 17,2 Millionen Einwohner Fläche: 755.700 km2 Hauptstadt: Santiago de Chile Korrespondenzsprachen: Spanisch, englisch, evtl. deutsch Zollflughäfen: Antofagasta, Arica, Iquique, Osorno, Puerto Montt, Punta Arenas, Santiago Zahlungsbedingungen und Angebote: Zahlungen gegen unwiderrufliches, bestätigtes Akkreditiv empfehlenswert (es darf nur den Warenwert entahlten, z. B. sind Provisionen an chilenische Vertreter in Peso zu bezahlen). Auf Übereinstimmung mit den Angaben auf der Einfuhrerklärung ist zu achten. Kasse gegen Dokumente (D/P) gegenüber solventen Importeuren nur für kleine und mittlere Inkassobeträge vertretbar. Fakturierung in €. Angebote auf cif-Basis, Preisstellung fob. In der Regel schleppende Überweisung von Inkassi. Offerten und Prospekte möglichst in spanischer Sprache. de Chile, Talcahuano Zolltarif: Harmonisiertes System. Verzollung nach dem Transaktionswert. Maße und Gewichte: Metrisches System Währungseinheit: 1 Chilenischer Peso = 100 Centavos. ISO-Code: CLP Einfuhrlizenzen: Die Einfuhr gebrauchter Pkw bedarf einer Genehmigung des zuständigen Ministeriums. 8 * Auszug aus den „Importbestimmungen anderer Länder“ 2011 sowie aus den „Konsulats- und Mustervorschriften” (39. Auflage, 3. Nachtrag, Juni 2012). gramme die großen sozialen und regionalen Differenzen einzuebnen. Mit einem breit angelegten Investitionsprogramm soll das Land sukzessive mit einer modernen Infrastruktur ausgestattet werden. Das wichtigste langfristige Ziel ist der Aufstieg vom Rohstoffexporteur zur Industrienation. Beziehungen zur Bundesrepublik Deutschland und zur EU Der chilenische Außenhandel belief sich im Jahr 2011 auf insgesamt 160 Mrd. USD. Davon entfiel über ein Drittel auf China und die USA und lediglich 18,7 Mrd. USD oder 12 % auf den Handel mit der EU. Der Außenhandel mit Deutschland lag bei 4,3 Mrd. USD, immerhin ein Anstieg um fast ein Viertel gegenüber 2010. Die vorläufigen Daten für 2012 deuten auf ein leichtes Wachstum gegenüber dem Vorjahr. Unter den deutschen Einfuhrgütern finden sich in erster Linie NE-Metalle, insbesondere Kupfer (46 % der Importe), Rohstoffe (25 %) und Nahrungsmittel (17 %). Aus Deutschland exportiert werden dagegen überwiegend Maschinen (24 % der Exporte), Kraftfahrzeuge (17 %) und chemische Erzeugnisse (10 %). Der Bestand an ausländischen Direktinvestitionen in Chile weist einen deutlich ansteigenden Trend auf und erreichte Ende 2010 rund 140 Mrd. USD. Der Anteil deutscher Investitionen liegt bei knapp 2 %, wobei diese in den letzten Jahren überwiegend in den Bergbau, die Agroindustrie und den Immobiliensektor geflossen sind. Neben diesen Sektoren dürfte aber für deutsche Unternehmen insbesondere der Bereich erneuerbare Energien gute Geschäftsmöglichkeiten bieten. Hier fördert die Bundesregierung im Rahmen der Internationalen Klimaschutzinitiative mehrere Projekte in ChiVR International Ländersteckbrief Nummer 1 | Januar 2013 le. Angesichts der Topografie und des regionalen Klimas sind hier die Wasserkraft und die Solarenergie von besonderer Bedeutung. Während durch den Bau von neuen Solarkraftwerken einerseits der ansteigende Energiebedarf des Bergbaus abgedeckt werden soll, spielt die Einspeisung von Solarstrom vor allem in den entlegenen Regionen des ausgedehnten Landes eine zunehmende Rolle. Dieser wird dort zum Beispiel zur Versorgung von Schulen, Arztpraxen oder ganzer Siedlungen genutzt. Aber auch in der Landwirtschaft wird die Photovoltaik vermehrt zum Betrieb von Bewässerungsanlagen eingesetzt. Die Regierung von Präsident Piñera hat Anfang 2012 zur langfristigen nationalen Energiestrategie bekannt gegeben, dass bis 2020 mindestens 20 % der installierten Erzeugerkapazitäten auf Wind-, Wellen-, Sonnen- oder Geothermalenergie entfallen sollen. Die Rahmenbedingungen für Investitionen in dem vollständig deregulierten und privatisierten Energiesektor sind somit gut. Aussichten Der Ausgang der Ende 2013 anstehenden Präsidentenwahl dürfte keine signifikanten Auswirkungen auf die konjunkturelle Entwicklung in Chile haben. Schließlich herrscht ein parteiübergreifender Konsens hinsichtlich der wirtschaftsliberalen Politik, die dem Land in Entwicklungen in der Außenwirtschaft Jahr Leistungsbilanzsaldo (Mio. USD) Direktinvestitionen (netto) (Mio. USD) Währungsreserven (ohne Gold/Mio. USD) 25.284 2009 2.623 4.813 2010 3.802 6.351 27.816 2011 –3.387 6.371 41.932 2012s –9.768 11.000 42.980 s = geschätzt Quellen: Economic Inzelligence Unit; Internationaler Währungsfonds; eigene Berechnungen Gesamtwirtschaftliche Entwicklung Jahr Bruttoinlandsprodukt (real) Inflationsrate (Jahresdurchschnitt) Haushaltsdefizit (% des BIP) 2009 –1,0 1,5 –4,2 2010 6,1 1,4 –0,3 2011 6,0 3,3 –1,5 2012s 5,0 2,9 –1,4 (Jahreswachstumsrate in %) s = geschätzt Quellen: Economic Intelligence Unit; eigene Berechnungen den vergangenen zwei Jahrzehnten zum höchsten Pro-Kopf-Einkommen in Südamerika verholfen hat. Aufgrund der politischen Stabilität sowie der anhaltend guten volkswirtschaftlichen Kennzahlen genießt Chile ein außerordentlich hohes Vertrauen bei ausländischen Investoren. In Kombination mit den umfangreichen Bodenschätzen und der derzeit hohen Nachfrage aus China hat Chiles Wirtschaft damit weiterhin günstige Perspektiven. Mit den großen Investitionsprojekten der Regierung dürfte sich auch die Infrastruktur des Landes verbessern, Nachholbedarf besteht aber insbesondere noch bei der Energieversorgung. Alles in allem erwartet der IWF für 2013 ein BIP-Wachstum von 4,5 % sofern die Euro-Krise nicht eskaliert und die Nachfrage aus China nicht spürbar nachlässt. Mario Schmidt DZ BANK AG Blick in die Schalterhalle einer Bank in Santiago de Chile. VR International 9 Interview Nummer 1 | Januar 2013 USA: Deutsche Produkte werden geschätzt In diesen Monaten schaut die Welt wieder auf die USA. Die Entwicklung der Wirtschaft in Nordamerika war nicht nur im Wahlkampf ein bedeutendes Thema. VR International befragte dazu den Generalmanager der Filiale New York, Ralf Weingartner. Sein Credo: Für den deutschen Mittelstand ergeben sich durch die Entwicklungen weitere Geschäftsmöglichkeiten. VR International: Seit April 2012 stehen Sie nun an der Spitze der Branch der DZ BANK New York. Ein Traumjob für Sie? Ralf Weingartner: Als Banker ist es für mich ein Traum, in New York, dem unumstrittenen Finanzzentrum der Welt, arbeiten und leben zu können. Ich sehe es als besonderes Geschenk an, dies am Ende meiner Karriere zu erfahren. Seit nunmehr 33 Jahren im genossenschaftlichen Verbund unterwegs, in Asien und Europa als Banker aktiv und damit stets mit internationalen Aktivitäten der Genossenschaftsgruppe konfrontiert und befasst, ist die Berufung als Filialleiter nach New York das i-Tüpfelchen meiner Karriere. VR International: Was sind die Schwerpunkte der Tätigkeit der New York Branch in Amerika? Ralf Weingartner: Wir sind im Kundengeschäft als Filiale sehr zielgerichtet unterwegs, orientiert an der Bedeutung der Warenströme zwischen den USA und Deutschland, welche wir stets im Auge behalten. Die deutschlandweite Präsenz der genossenschaftlichen Gruppe hilft der New Yorker Filiale sehr in der Ansprache der amerikanischen Wirtschaft für den deutschen Mittelstand. Wir haben eine begleitende, finanzierende und beratende Funktion: Bedeutsam ist hier die Rolle des German Desk in der Filiale, den ersten Anlaufpunkt für Geschäftsaktivitäten. Darüber hinaus spielen in der Filiale die Treasury-Aktivitäten eine bedeutende Rolle bei der Liquiditätsversorgung mit amerikanischen Dollars und den entsprechenden Währungsprodukten für die genossenschaftlichen Gruppen, die Firmenkunden und Geschäftspartner. VR International: Was können Sie den Kunden des Verbundes anbieten? Ralf Weingartner: Seit über 20 Jahren begleitet der German Desk der Filiale New York die Kunden des Verbundes beim Markteintritt und ihrer weiteren Expansion in Nordamerika. Dabei profitieren unsere Kunden von einer breiten Leistungspalette, die auch Produkte im Bereich des allgemeinen Firmenkundengeschäfts oder Exportfinanzierungen einbezieht. Sie umfasst aber auch Spezialthemen wie die Projektfinanzierungen im Bereich der erneuerbaren Energien. Zudem verfügt der German Desk in New York über ein starkes Netzwerk mit lokalen Partnern, die unser Leistungsspektrum mit Service und Dienstleistungen ergänzen. VR International: Es scheint, als ob die USA ein guter Ausgangspunkt für deutsche Unternehmen sei, um von dort Export zu betreiben. Sehen Sie das auch so? 10 Interview mit ... Ralf Weingartner General Manager New York DZ BANK AG New York Branch 609 Fifth Avenue New York NY 10017-1021 USA Telefon: 001 212 745 1400 E-Mail: [email protected] German Desk: Oliver Hildenbrand Telefon: 001 212 745 1505 E-Mail: [email protected] Ralf Weingartner: Das produzierende Gewerbe war in den vergangenen Jahren zwar wenig beachtet, hat aber einen nachhaltigen Beitrag zur wirtschaftlichen Erholung in den USA geleistet. So ist zu beobachten, dass nicht nur deutsche Autohersteller, sondern auch EADS-Produktionsstätten in den USA ansiedeln. Der hoch spezialisierte deutsche Mittelstand folgt seinen größten Auftraggebern nun auch in die Vereinigten Staaten. Die Produkte deutscher Hersteller werden vom amerikanischen Endkonsumenten geschätzt, vermehrt werden sie nun auch zur Veredelung in der nordamerikanischen Produktion eingesetzt und nachgefragt. Deutsche Zulieferer können so an einer Renaissance der herstellenden Industrie in den USA teilhaben. Darüber hinaus gibt es in den USA auch die beginnende Einsicht für eine ökologische Wende und die Ausrichtung auf erneuerbare Energieverwendung. In dieser Technologie ist der deutsche Mittelstand stark und erzielt auch in den USA die ersten wichtigen Geschäftserfolge. VR International: Sehr geehrter Herr Weingartner, vielen Dank für das Gespräch. VR International Von Praktikern für Praktiker Nummer 1 | Januar 2013 Myanmar – ein Land im Wandel Der Besuch des US-Präsidenten Barack Obama hat das südostasiatische Land Myanmar endgültig in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt. US-Präsident Barack Obama setzte im November 2012 ein Zeichen und besuchte auf der ersten Reise nach seiner Wiederwahl das buddhistische Land Myanmar. Das Land hat sich aus einer 160 Jahre andauernden Militärdiktatur befreit und den Weg aus der politischen und wirtschaftlichen Isolation eingeschlagen. Obama begrüßte die Anstrengungen des Landes und sieht, wie viele ausländische Investoren, in Myanmar ein Land mit großem Potenzial. Mit ihrer Reformpolitik stellt die Regierung unter Präsident Thein Sein seit 2011 die Weichen für eine wirtschaftliche Entwicklung des Landes. So wurde die Öffnung der Währung Kyat angestoßen, die Kontrolle der Presse gelockert und Oppositionsparteien, wie die Nationale Liga für Demokratie unter Führung der Friedensnobelpreisträgerin Suu Kyi, wieder zugelassen. Weitere Punkte auf der Reformagenda des Präsidenten sind die Entwicklung eines Finanzsystems sowie die Bekämpfung der Korruption. Das erneuerte Auslandsinvestitionsgesetz befindet sich in der Umsetzungsphase und wird Investitionen nach Myanmar ziehen. Sanktionen gelockert Aufgrund der politischen Reformen haben EU und USA in 2012 begonnen, Sanktionen gegen Myanmar zu lockern und weitere Erleichterungen in Aussicht gestellt. Ein aktueller Antrag der EU- Kommission sieht vor, dass das Land alle Waren, mit Ausnahme von Waffen und Munition, zollfrei und ohne Mengenbegrenzung in die EU einführen darf. Trotz aller Euphorie und Hoffnung im Land bleiben fundamentale Herausforderungen für die Regierung und das Volk, die es auf dem Weg zu einem offenen und investorenfreundlichen Land zu bewältigen gilt. So kommt es in den Grenzregionen zu China und Laos regelmäßig noch zu gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Rebellengruppen und dem heimischen Militär. In Teilen des Landes werden darüber hinaus ethnische Minderheiten unterdrückt, wie beispielsweise die Anhänger der Rohingya im Rhakine-Staat. Die Einbindung Myanmars in die südostasiatische Staatengemeinschaft ASEAN ist jedoch ein Zeichen dafür, dass das Land den begonnenen Reformprozess nicht umkehren kann. Hierfür wird auch der politische Druck der ASEANStaaten Thailand und insbesondere Singapur sorgen. 2014 wird Myanmar den ASEAN-Vorsitz übernehmen und muss im Hinblick auf die in 2015 in Kraft tretende Asean Economic Community, die eine Beseitigung von Zöllen zwischen den ASEAN-Ländern vorsieht, seine Wettbewerbsfähigkeit verbessern. Blick in die Zukunft Die einsetzende Öffnung des Landes bietet enorme Möglichkeiten für Markteinsteiger und Exporteure: Myanmar ist mit einem durchschnittlichen BIP-pro-Kopf von 825 USD eines der ärmsten Länder Asiens. Allerdings besitzt das Land beträchtliche Reserven an Erdöl, Erdgas, Holz, Edelsteinen und viel Potenzial an Wasserkraft. Durch Nutzung von natürlichen Ressourcen könnte sich Myanmar zu einem bedeutenden Energielieferant für China und Südostasien entwickeln. Schon heute stellt Erdgas mit einem Anteil von fast 30 % das wichtigste Exportgut Myanmars dar. Auch der Agrarsektor Myanmars bietet große Möglichkeiten – das Land galt lange als „Reisschüssel Asiens“. Deutschen Exporteuren bieten sich Lieferchancen bei Maschinen und Ausrüstungen. Aufgrund niedriger Produktionskosten in Myanmar erscheinen Investitionen in arbeitsintensiven Bereichen sehr aussichtsreich. Das niedrige Lohnniveau bewirkt einen Standortvorteil gegenüber anderen Produktionsländern wie Vietnam, Laos oder Kambodscha. Besondere Möglichkeiten bieten die Bekleidungs- und Textilindustrie, der Bereich Nahrungsmittel sowie die Herstellung von Elektroprodukten. Schon vor der Isolation durch das Regime war Myanmar einer der größten Textilproduzenten der Welt. Probleme bereiten derzeit die Knappheit von Büro- und Produktionsräumen, die lückenhafte Infrastruktur und der Mangel an Fachkräften. Parlamentsgebäude in Nay Pyi Taw, der Retorten-Hauptstadt Myanmars. VR International 11 Nummer 1 | Januar 2013 Autor Klaus Borig Managing Director und General Manager DZ BANK AG Singapore Branch 50 Raffles Place #43-01 Singapore Land Tower Singapore 048623 Telefon: 0065 6438 0060 Telefax: 0065 6223 0082 German Desk: Iman Ismail-Seeger Telefon: 0065 6438764 E-Mail: [email protected] Die Uppatasanti-Pagode in der neuen Hauptstadt. Eine weitere Chance bietet die geografische Lage des Landes: Myanmar liegt im Herzen Südostasiens – strategisch wertvoll zwischen den Wachstumsmärkten China und Indien. Auf halber Strecke zwischen Dehli, Bombay, Hongkong und Schanghai verbindet es somit die beiden bevölkerungsreichsten Länder der Welt. Eine bemerkenswerte Reise Grundsätzlich birgt der Außenhandel mit Myanmar erhebliches Potenzial. Der- zeit exportiert Myanmar seine Rohstoffe und Waren mit einem Anteil von 70 % fast ausschließlich nach Asien. Der Anteil der EU an Myanmars gesamtem Außenhandel wiegt mit 2 % in 2011 im Vergleich zu 7 % bei Myanmars Nachbar Thailand relativ wenig. Deutschlands Anteil am Außenhandel betrug in 2011 weniger als 1 %. Auch die Handelsabsicherung mit inländischen Bestellern steht erst am Anfang. Derzeit gibt es noch keine Hermes-Deckungsmöglichkeiten für staatliche Besteller, allerdings können Ge- schäfte bis zu 250.000 EUR für verbundene Unternehmen und Unternehmen, die einem internationalen Konzern angehören, gedeckt werden. Die kommenden Jahre dürften für Myanmar wegweisend sein. Myanmar hat die Chance, einen langfristig stabilen Wachstumspfad zu erreichen. Für die Sicherung einer nachhaltigen Entwicklung sind jedoch weitere Reformen entscheidend. Auch Barack Obama hat dies festgestellt: „Myanmars bemerkenswerte Reise hat gerade erst begonnen.” IMPRESSUM Herausgeber: Redaktionsleitung: Objektleitung: Verantwortlich für den Inhalt i.S.d.P.: Verlag: Druck und Versand: 12 BVR, DZ BANK AG, WGZ BANK AG, Deutscher Genossenschafts-Verlag eG Dr. Sabine Theadora Ruh, freie Wirtschaftsjournalistin, Frankfurt Ricarda Schweers, DG VERLAG, Leipziger Str. 35, 65191 Wiesbaden, E-Mail: [email protected] Peter Erlebach, DG VERLAG, Leipziger Str. 35, 65191 Wiesbaden Deutscher Genossenschafts-Verlag eG, Leipziger Str. 35, 65191 Wiesbaden Görres-Druckerei und Verlag GmbH, Niederbieberer Str. 124, 56567 Neuwied Bildnachweis: DZ BANK, Fotolia, Thomas Dörr, Wikipedia Nachdruck – auch auszugsweise – nur mit Genehmigung des Deutschen Genossenschafts-Verlages eG zulässig. ISSN 2195-206X VR International erscheint monatlich und ist bei Volksbanken und Raiffeisenbanken erhältlich. Das Manuskript für diese Ausgabe wurde Mitte Dezember 2012 abgeschlossen. Für die Richtigkeit und Vollständigkeit keine Gewähr. VR International