Südamerika – eine aufstrebende Wachstumsregion

Werbung
VR International
Nummer 1 | Januar 2013
Platz 1 für Volks- und Raiffeisenbanken | Seite 5
USA: Deutsche Produkte werden geschätzt | Seite 10
Myanmar – ein Land im Wandel | Seite 11
Schwerpunkt 2013: Südamerika
Südamerika – eine aufstrebende
Wachstumsregion
SÜD
AMERIKA
2013
Südamerika befindet sich im Umbruch. Demokratische Strukturen haben sich
größtenteils etabliert. Dabei hat die Region einen beachtlichen und mühsamen
Weg der politischen Transformation zurückgelegt.
Als Wirtschaftsfaktor nimmt Südamerika
eine zunehmend wichtige Rolle ein, vor
allem als Exporteur von Erdöl, Eisenerz
und Agrarprodukten. Südamerika und
Europa sind historisch strategische Partner in einer zunehmend globalisierten
Welt. Gemeinsame Werte und eine enge
kulturelle Verbundenheit bilden das
Fundament dieser seit Jahrzehnten
bestehenden Partnerschaft. Südamerika
hat mit seinem wirtschaftlichen Aufschwung der letzten Jahre auch politisch an Handlungsspielraum und Selbstvertrauen gewonnen und erhebt
zunehmend einen Gestaltungsanspruch
in der internationalen Politik. Die Europäische Union hat diese Relevanz
erkannt und ihre losen Beziehungen zur
Region in eine sogenannte strategische
Partnerschaft umgemünzt.
Stabile Verhältnisse
Den Ländern Argentinien, Brasilien,
Chile, Kolumbien, Peru, Uruguay und
Venezuela kommt unter Marktgesichtspunkten wie Entwicklungsniveau, Größe
VR International
und Kaufkraft des
Binnenmarktes eine
größere Bedeutung
zu. Es sind auch die
für die deutschen
Unternehmen wichtigsten Märkte. Stabile
Wirtschaftsbeziehungen, insbesondere für Auslandsinvestitionen, bedürfen stabiler politischer Rahmenbedingungen. In fast allen
diesen Ländern etablierten sich innerhalb weniger Jahre
Demokratien,
die
nicht mehr so leicht
ins Wanken zu bringen sind. Soweit es
zu einem politischen
Machtwechsel
kommt, erfolgt dieser als Ergebnis von
Wahlen oder es werden am Beispiel Para1
Im Fokus
Nummer 1 | Januar 2013
Puerto Madero, der Hafen in Buenos Aires: Sinnbild für das moderne Argentinien.
guay die Spielregeln der Verfassung eingehalten. Ein positives Zeichen ist die
stetig zunehmende politische Beteiligung von Frauen auf allen Ebenen, die
sich auch darin niederschlägt, dass in
den zwei größten Volkswirtschaften
Argentinien und Brasilien jeweils eine
Frau das Präsidentenamt bekleidet.
Auch konnten erhebliche Erfolge bei
der Bekämpfung der Armut, die eines
der größten Hindernisse bei der Entwicklung
Lateinamerikas
darstellt,
erzielt werden. Die Hilfsprogramme für
die ärmeren Schichten der Bevölkerung
wurden ausgedehnt. Zugleich hat sich
der Mittelstand stark verbreitet und
macht jetzt rund 30 % der Gesamtbevölkerung aus.
Kontinent im Fokus
Die südamerikanischen Länder genießen
zurzeit besondere Aufmerksamkeit.
Nach zügigen und erfolgreichen Verhandlungen wurden Freihandelsabkommen der Europäischen Union mit Peru
und Kolumbien unterzeichnet. Das weitreichende Assoziierungsabkommen zwischen der EU und Chile wurde bereits
vor einigen Jahren abgeschlossen. Die
Verhandlungen der EU mit dem Mercosur stagnieren allerdings und der
Abschluss eines Abkommens ist nach
dem Beitritt Venezuelas zum Mercosur
nicht einfacher geworden.
2
Die Wirtschaft, jahrhundertelang
das Hauptproblem dieser Region,
wuchs in den vergangen Jahren stetig.
In den letzten zwei Jahren ist die Wirtschaft der Region um real 5,4 % im Jahresschnitt gewachsen. Länder wie
Argentinien, Brasilien, Paraguay, Peru
und Uruguay taten sich mit Werten zwischen 7 und 12 % besonders hervor.
Allerdings wurde das Wirtschaftswachstum auch durch die nachlassende
Erholung der Weltwirtschaft abgebremst. Gemäß Berechnung des Internationalen Währungsfonds (IWF) wird
die Wirtschaftskraft der Region auch
2012 und 2013 mit einem Plus von real
3,0 beziehungsweise 4,0 % zunehmen.
Die ökonomische Stabilität in der
Region wird zudem von der aktuellen
Finanzkrise in Europa und der moderaten Konjunktur in den USA nur wenig
beeinflusst.
Die meisten südamerikanischen Länder stützen den Aufschwung mit einer
konsequenten Stabilitätspolitik, geringer Inflation und verantwortungsvollen
Staatsfinanzen. Hinzu kommen die
hohen Rohstoffpreise, steigende Exporterlöse und das solide Finanzsystem.
Hierdurch haben sich die Rahmenbedingungen in vielen Ländern deutlich stabilisiert. Dies macht es ausländischen
Unternehmen heute wesentlich leichter,
in Südamerika wirtschaftlich Fuß zu fassen.
Nachholbedarf – in vielen
Bereichen
Trotz der wirtschaftlichen Erfolge und
Euphorie bleiben chronische Probleme
wie die Ungleichverteilung, der Fachkräftemangel, Bürokratie, undurchsichtiges Steuersystem im Falle Brasiliens und
Korruption bestehen. Eines der größten
Wachstumhemmnisse der südamerikanischen Volkswirtschaften ist die Infrastruktur. Der hohe Bedarf der meisten
Länder Südamerikas an Investitionen in
Infrastruktur, innovativen Technologien,
erneuerbarer Energien wie Windenergie, Erdwärme und Biomasse, Abwasserbehandlung sowie Informations- und
Kommunikationstechnologie ist enorm.
Alleine in Brasilien müssen in den kommenden zwei Jahrzehnten jährlich rund
140 Mrd. Euro in alle Bereiche der Infrastruktur investiert werden. Die 2014 in
Brasilien stattfindende Fußballweltmeisterschaft und die Olympischen Sommerspiele in Rio de Janeiro in 2016 erhöhen
die Nachfrage nach einer Vielfalt von
Leistungen und Produkten. Bei all diesen
Infrastrukturprojekten ergeben sich
interessante Geschäftsmöglichkeiten für
Unternehmen aus allen Bereichen. Die
südamerikanischen Unternehmen versuchen mit Investitionen in hochwertige
Maschinen und Ausrüstungen von Bergbaumaschinen bis zur Umwelt- und
Energietechnik ihre WettbewerbsfähigVR International
Im Fokus
Nummer 1 | Januar 2013
keit zu erhöhen. Viele deutsche Maschinen- und Anlagenbauer können davon
profitieren. Darüber hinaus rechnen sich
weitere Industriezweige, in denen die
deutsche Exportwirtschaft traditionell
stark vertreten ist, gute Geschäftschancen aus.
Zukunftsmarkt Südamerika
Die Rahmenbedingungen in den Staaten Südamerikas haben sich in vielen Fällen fortlaufend verbessert. Für deutsche
Unternehmen ist Südamerika in vielerlei
Hinsicht ein Zukunftsmarkt, auch wenn
der Geschäftsaufbau teils einen langen
Atem erfordert. Gerade für mittelständische Unternehmen ist die Region Südamerika sehr interessant. Doch der
Markteinstieg sollte gut geplant sein.
Ein geeigneter Partner vor Ort ist für
Mittelständler empfehlenswert. Gute
Kenntnisse des Zielmarkts sind extrem
wichtig, auch den Aufbau von Kontakten kann ein Geschäftspartner vor Ort
unterstützen. Ist der Einstieg jedoch erst
einmal geglückt, bietet die Region aufgrund ihrer Dynamik sehr gute Perspek-
tiven. Südamerika ist für Deutschland
ein wichtiger Handels- und Investitionspartner. Deutsche Qualität, Wissenstransfer, Technologien, Investitionen
sowie Forschung und Entwicklung sind
in den Ländern Südamerikas sehr
gefragt.
Südamerika ist ein Markt, der für
Hermesdeckungen und Investitionsgarantien in den letzten Jahren an
Gewicht gewonnen hat. Unternehmen
nutzen deutlich häufiger die Absicherungsmöglichkeiten und setzen die
Instrumente der Außenwirtschaftsförderung im Cash- und Risikomanagement ein. Chancen ergeben sich aus
dem nach wie vor hohen Investitionsbedarf. Eine Exportkreditgarantie, verbunden mit einem attraktiven Finanzierungspaket, entpuppt sich oftmals als
Türöffner für Nachfolgegeschäfte.
Fast alle Länder Südamerikas blicken
den kommenden Jahren optimistisch
entgegen. Die geringen Auswirkungen
der Krisen in den USA und Europa
haben gezeigt, dass die Region ihren
eigenen Weg gehen kann und dadurch
ein nachhaltiges Wachstum verzeichnet.
Autor
Christian E. Königsfeld
Repräsentant der
DZ BANK AG
in São Paulo
São Paulo
Representação Ltda
Rua Sansão Alves dos Santos, 433
3° andar/conj. 32, Ed. Hormino Maia
04571-090 São Paulo
República Federal do Brasil
Telefon: 0055 11 5505 1077
E-Mail: [email protected]
Zahlreiche deutsche Unternehmen denken über einen Markteinstieg besonders
in Brasilien nach. Hier ist die deutsche
Wirtschaft mit etwa 1.300 deutschen
Unternehmen sehr präsent. São Paulo
mit rund 900 deutschen Unternehmen
ist weltweit die größte deutsche Industriestadt. Die Vorteile dieses Marktes
sind unter anderem die umfassend entwickelte Industrie, hoch motivierte
Arbeitskräfte, eine wachsende Mittelschicht, die starke Präsenz großer und
mittelständischer deutscher Unternehmen und die geringen Mentalitätsunterschiede. Zu den Nachteilen zählen die
Bürokratie, Korruption, steigende Produktionskosten und eine unterentwickelte Infrastruktur.
Deutschlandjahr – in Brasilien
Christusstatue auf dem Corcovado in Rio de Janeiro mit atemberaubenden Blick auch
auf eine wichtige Wirtschaftsmacht der Zukunft.
VR International
Vom Mai 2013 bis Mai 2014 findet das
„Deutschlandjahr in Brasilien 2013/14“
statt. Unter dem Motto „Wenn Ideen
sich begegnen“ wird sich Deutschland
den Brasilianern ein ganzes Jahr lang mit
einer Vielzahl von Veranstaltungen und
Messen aus den Bereichen Wirtschaft,
Wissenschaft und Kultur präsentieren.
Und auch auf der Frankfurter Buchmesse 2013 wird Brasilien als Ehrengast vertreten sein.
Südamerika wächst als Region politisch zusammen und agiert zunehmend
in der internationalen Politik. Wirtschaftlich hat sich die Region weiterentwickelt
und hat den Einfluss internationaler
Wirtschaftskrisen besser gemeistert als
erwartet. Deutsche Mittelständler sollten die wirtschaftlichen Potenziale dieser Region nicht übersehen.
3
Märkte & Chancen
Nummer 1 | Januar 2013
Ungarn: Investitionen in Krankenhäuser
Ungarns Regierung steht unter Handlungsdruck, damit die umfangreichen
Anpassungshilfen für den ungarischen
Gesundheitssektor aus Brüssel noch bis
zum Ablauf der Förderperiode Ende
2013 vergeben werden können. Aktuell
soll über eine Verlängerung bis Ende
2014 verhandelt werden. In Ungarn hat
der Staat die Bezirks- und städtischen
Krankenhäuser sowie Fachambulanzen
von den Gebietskörperschaften im Jahr
2012 übernommen. Damit sind auch die
finanziellen Verpflichtungen übergegangen und das hat angesichts des
angespannten
Staatshaushaltes
zu
Unterbrechungen bei der Investitionsfinanzierung geführt. Außerdem stagnieren Krankenhausprojekte, die mit EUMitteln gefördert werden, seit rund eineinhalb Jahren. Grund sind Schwierigkeiten mit den Cofinanzierungen.
Effizienzgewinne, die sich die Regierung unter anderem von der neuen zentralen Lenkungs- und Aufsichtsstelle für
das Gesundheitswesen, Gyemszi, verspricht konnten bisher noch kaum eingefahren werden. Gyemszi soll vor allem
den Kauf von Arzneimitteln und Verbrauchsgütern der Krankenhäuser zentral ausschreiben.
Weitere Informationen:
Ministerium für Arbeit,
Gesundheit, Familie und Bildung –
Emberi Eróforrások Minisztériuma
www.kormany.hu ➝ Ministry of
national resources
Gyemszi – Staatliches Institut für Qualität und Organisationsentwicklung im
Gesundheits- und Arzneimittelbereich
www.gyemszi.hu
National Entwicklungsagentur – Nemzeti
Feljesztési Ügynökség
www.nfu.hu
Aserbaidschan: Auslandshandelskammer in Baku eröffnet
Vor Kurzem wurde die Deutsch-Aserbaidschanische Auslandshandelskammer
in Baku eröffnet. Damit wird das Netz
der deutschen Auslandshandelskammern an mehr als 120 Standorten in
etwa 80 Ländern der Welt ergänzt.
Schon seit 1999 besteht der DeutschAserbaidschanische Wirtschaftsverband.
Mit kontinuierlicher Begleitung durch
das Bundeswirtschaftsministerium und
den Deutschen Industrie- und Handelskammertag – DIHK konnte eine aner-
kannte deutsche Auslandshandelskammer entwickelt werden, die insbesondere kleinen und mittleren deutschen und
aserbaidschanischen Unternehmen breite Unterstützung bei der Erschließung
des jeweiligen Partnermarktes anbieten
kann. Dabei reicht die Hilfe von der
Marktinformation über die Geschäftspartnervermittlung, die Handelsvertretersuche bis hin zur Beratung in Investitionsentscheidungen. Die bilateralen
Wirtschaftsbeziehungen der beiden Län-
der haben sich in den letzten Jahren sehr
dynamisch entwickelt. Deutschland zählt
zu den relevanten Wirtschaftspartnern
von Aserbaidschan, nahm 2011 Platz 3
der wichtigsten Importländer ein.
Weitere Informationen:
Deutsch-Aserbaidschanischer Wirtschaftsverband
www.dawf.com
AUMA: Auslandsmesseprogramm 2013 – Beteiligungen erfolgreich
Termine und Kontaktdaten für die Messebeteiligungen von Bund und Ländern im
Ausland enthält die Broschüre „Auslandsmesseprogramm der Bundesrepublik
Deutschland und der Bundesländer
2013”. Das Bundesministerium für Wirt-
4
schaft und Technologie (BMWi) hat dafür
in Abstimmung mit der deutschen Wirtschaft 274 Beteiligungen vorgesehen.
Außerdem sind zehn Messen aufgeführt,
auf denen das Bundeswirtschaftsministerium im Rahmen der Exportinitiative
Erneuerbare Energien/Energie-Effizienz
Beteiligungen
durchführt.
Das
Bundesministerium für Ernährung,
Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) plant 24 Messebeteiligungen weltweit.
Auslandsmessebeteiligungen
sind ein bedeutender Eckpfeiler
der deutschen Exportunterstützung. Rund 83 % der Aussteller im
Auslandsmesseprogramm
2011
konnten durch Auslandsmessebe-
teiligungen ihren Export erhöhen oder
sichern. Das ist ein Ergebnis der dritten
repräsentativen Umfrage unter Ausstellern des Auslandsmesseprogramms des
Bundesministeriums für Wirtschaft und
Technologie.
Kontakte knüpfen: Ein Special zum
Messemarkt in Großbritannien informiert mit nützlichen Hinweisen über die
Messewirtschaft, Messeorte, Messeverbände und -veranstalter.
Weitere Informationen:
Auslandsmesseprogramm 2013
www.auma.de
➝ Downloads & Publikationen
Special Großbritannien
www.auma.de ➝ Messemärkte Ausland
VR International
Nummer 1 | Januar 2013
Marokko: Perspektiven für Photovoltaik
Ein neuer Report
der Deutschen Energie-Agentur informiert über den
Markt für Photovoltaik in Marokko und
die Geschäftschancen für deutsche
Unternehmen.
Denn dort zeichnet
sich eine dynamische
Entwicklung
ab. Die marokkanische Regierung ist
sehr daran interessiert, die großen
Potenziale für die
Nutzung von Solarenergie zu erschließen und so die
Abhängigkeit vom Import fossiler Energieträger zu verringern. So sollen bis
2020 Solaranlagen mit einer Gesamtleistung von 2.000 Megawatt aufgebaut
werden, vorrangig durch solarthermische Kraftwerke und Photovoltaik-Anlagen. Das Land hat bereits eine Solaragentur gegründet, ein ErneuerbareEnergien-Gesetz eingeführt und es ist
an der DESERTEC-Initiative beteiligt. Im
September 2012 vereinbarten Marokko
und Deutschland eine offizielle Energiepartnerschaft. Dadurch eröffnen sich
gerade für deutsche Unternehmen gute
Perspektiven.
Der dena-Marktreport untersucht
die Angebots- und die Nachfrageseite
des Photovoltaikmarkts in Marokko,
analysiert die verschiedenen Segmente
– von öffentlichen Kunden und Energie-
MESSETIPPS
GRAPHITEC
Ausstellung für die Graphische
Industrie
versorgern bis zu Privatkunden und
Gewerbe, schätzt die Entwicklungschancen ab und stellt die wichtigsten
Akteure vor. Hinzu kommen wichtige
Fakten zu Genehmigungsverfahren, Fördermechanismen,
Finanzierungsmöglichkeiten und Umweltaspekten. Für den
erfolgreichen Markteintritt ist es wichtig, frühzeitig lokale Partner einzubinden und ein langfristiges Geschäftskonzept zu entwickeln.
Weitere Informationen:
dena-Marktreport Marokko
– Photovoltaik, Preis: 390 EUR
Bestellung unter
www.exportinitiative.de ➝ OnlineBestellbereich mit einmaliger Registrierung
Volks- und Raiffeisenbanken:
Platz 1 – nicht nur im Auslandsgeschäft
Eine repräsentative Exklusivstudie
des Meinungsforschungsinstitutes Forsa im Auftrag des Magazins Impulse, veröffentlicht im
Dezember 2012, vergibt beste
Noten an Volksbanken und
Raiffeisenbanken. So begleiteten diese Unternehmen am
besten durch Krisen, haben
die Nase vorn in der GesamtleisVR International
tung und bei der Beurteilung
durch
Kleinunternehmen.
Lediglich bei Service und
Beratung liegen die Banken
des Verbundes auf dem
zweiten Platz. Aber auch im
Auslandsgeschäft liegen Volksund Raiffeisenbanken ganz vorne: mit der Note von 4,2 von 5, 0
(sehr gut).
Vom 11. bis 14. Juni 2013 trifft sich
in Paris die Branche der Papier- und
Druckwirtschaft sowie der Medienproduktion bei der GRAPHITEC,
einer Ausstellung für die Graphische Industrie. Die Veranstaltung
findet in dreijährlichem Turnus statt.
Branchenschwerpunkte sind Papier-,
Druckwirtschaft, Medienproduktion
(Branche 67), Angebotsschwerpunkte Druckereiausrüstung, Druckfarben, Druckformenherstellung,
Reprotechnik, Satzherstellung,
Materialien und Datenverarbeitungsanlagen.
Kontakt:
COMEXPOSIUM
Immeuble le Wilson 70 Avenue de
Général-de-Gaulle
92058 Paris-La Défence
Telefon: 0033 1 76771111
www.graphitec.com
FEIMAFE
Brasilianische Fachmesse für
Werkzeugmaschinen und
Werkzeuge
Seit 1980 findet alle zwei Jahre die
FEIMAFE – Brasilianische Fachmesse für Werkzeugmaschinen
und Werkzeuge statt – in 2013
vom 3. bis 8. Juni in Sao Paulo.
Branchenschwerpunkte sind Metallbe- und -verarbeitung, Schweißtechnik (Branche 57), Angebotsschwerpunkte Werkzeugmaschinen,
Werkzeuge, Komponenten,
Schweißgeräte, CAD/CAM, Automatisierungssysteme, Robotik,
Messtechnik, Regel- und Steuertechnik. Deutsche Unternehmen
erhalten für diese Messe durch eine
Firmengemeinschaftsausstellung
Unterstützung.
Kontakt:
Balland Messe-Service GmbH
Vogelsanger Weg 45 a
50858 Köln
Telefon: 0221 5005576-0
[email protected]
www.balland-messe.de
5
Ländersteckbrief
Chile
Politische Lage
Seit der Überwindung der Diktatur und
der Rückkehr zur Demokratie mit den
Präsidentschafts- und Parlamentswahlen im Dezember 1989 hat sich Chile
zum politisch stabilsten Staat in Südamerika entwickelt. Das Land verfügt
über eine unabhängige Justiz, funktionierende Gewaltenteilung, daneben
werden Bürgerrechte und die weitgehende Vertragssicherheit gewährleistet.
Dennoch herrscht auch in Chile noch ein
großes Einkommensgefälle zwischen
Arm und Reich.
Die politische Landschaft wird von
zwei großen Parteibündnissen dominiert, vom Mitte-Links-Block Concertación, der das Land 20 Jahre ununterbrochen regierte und dem Mitte-RechtsBündnis Coalición por el Cambio, das
seit März 2010 erstmals die Regierung
bildet. Diesem Bündnis gehören die liberal-konservative Renovación Nacional
des neuen Präsidenten Sebastián Piñera
sowie die konservative rechte Volkspartei Unión Demócrata Independiente an.
Die Regierungskoalition besitzt jedoch
in keiner der beiden Parlamentskammern eine Mehrheit, was die Durchsetzung
von
Reformen
prinzipiell
erschwert. Im September 2010 wurde
vom Kongress dennoch eine Steuerre-
Nummer 1 | Januar 2013
form verabschiedet, die unter anderem
eine Erhöhung der Unternehmenssteuern von 17 % auf 20 % sowie Steuervergünstigungen für Familien mit studierenden Kindern vorsieht. Die zusätzlichen Einnahmen aus den Unternehmenssteuern sollen in den Bildungssektor fließen. Zudem sollen die Zinsen für
Studentenkredite deutlich von 6 % auf
2 % gesenkt werden. Dies sind Zugeständnisse an die seit 2011 für ein
gerechteres Bildungssystem demonstrierenden Studenten. Ende 2013 stehen Neuwahlen an, wofür sich bereits
erste Kandidaten für das Präsidentenamt in Stellung bringen. Der Wahlkampf
dürfte die politische Agenda bis dahin
prägen. Außenpolitisch ist die Stärkung
der Integration zwischen den pazifischen Anrainerstaaten ein strategisches
Ziel. Chile pflegt aber auch enge Beziehungen zu den USA und wurde 2010 als
erstes südamerikanisches Land in die
OECD aufgenommen.
Wirtschaftsstruktur
Chile hat eine stark marktwirtschaftlich
orientierte und offene Wirtschaftsstruktur mit diversifizierten Absatzmärkten
für seine Exporte. Die intensive außenwirtschaftliche Verflechtung des Landes
wird durch die weltweit größte Anzahl
von abgeschlossenen Freihandelsabkommen – insgesamt 21 – untermauert.
Weitere Abkommen mit Malaysia, Vietnam und Indien sind derzeit in Verhand-
lung. Das Land verfügt mit einem hohen
Anteil von 36 % über die weltweit größten Kupfervorkommen und auch bei
dem an Bedeutung gewinnenden Rohstoff Lithium ist es an vorderer Stelle.
Die enormen Salzvorkommen in der
Atacama-Wüste sind ein weiteres
bedeutendes Exportgut. Der Schwerpunkt liegt aber eindeutig auf dem Kupferabbau und dessen Verarbeitung zu
hochreinem Kupfer. Zwar konnte der
Kupfer-Anteil an den Gesamtexporten
durch eine erfolgreich vorangetriebene
Diversifizierung seit den 1970er-Jahren
von 90 % auf 50 % verringert werden.
Dennoch bleibt die Abhängigkeit von
diesem Rohstoff sehr hoch. Die potenzielle Gefahr, die von Verwerfungen auf
den internationalen Rohstoffmärkten
ausgeht, ist demnach nicht zu vernachlässigen. Andererseits hat die chilenische
Volkswirtschaft in der Vergangenheit
schon einige Phasen mit niedrigen Rohstoffpreisen ohne größere Konjunktureinbrüche gemeistert. Die Industrie insgesamt generiert 37 % des BIP und die
Die fünf größten Banken Chiles
gemessen an der Bilanzsumme (Stand: 11.2012)
Banco Santander Chile
Banco de Chile
Banco del Estado de Chile
Banco de Credito e Inversiones
In Santiago de Chile und Umgebung leben 40 Prozent aller Chilenen.
6
CorpBanca
VR International
Ländersteckbrief
Nummer 1 | Januar 2013
bedeutendste Branche ist der Bergbau
mit einem Beitrag von 15 % zum BIP –
allein 13,5 % entfallen auf die Kupfererzeugung. Ein Belastungsfaktor für die
Wirtschaft sind zunehmende Engpässe
in der Stromversorgung, deren Angebot
zuletzt nicht mehr mit dem Wachstum
der Nachfrage in Einklang gebracht
wurde. Zur dringend benötigten Erweiterung der entsprechenden Kapazitäten
soll insbesondere die Nutzung erneuerbarer Energien gefördert werden,
wobei die Wasserkraft aufgrund der
Topographie in Chile ein großes Potenzial besitzt. Der Anteil des Dienstleistungssektors, der von soliden Banken
und Versicherungen sowie einem immer
breiter aufgestellten Finanzmarkt geprägt wird, beträgt mittlerweile hohe
59 % des BIP. Der Agrarsektor liegt seit
Jahren stabil bei rund 4 % des BIP.
Wirtschaftslage und -politik
Die chilenische Volkswirtschaft hat die
Finanzmarktkrise 2009 schnell überwunden und befindet sich seit 2010 wieder
auf einem stabilen Wachstumspfad.
Nützliche Adressen
Botschaft der
Bundesrepublik Deutschland
Embajada de la República de Alemania
Casilla 220, Correo 30
Santiago de Chile
Telefon: +562 463 2500
E-Mail: [email protected]
Internet: www.santiago.diplo.de
Botschaft der Republik Chile
Mohrenstraße 42
10117 Berlin
Telefon: 030 – 72 62 035
E-Mail
[email protected]
Internet: www.echile.de
Deutsch-Chilenische
Industrie- und Handelskammer
Av. El Bosque Norte 0440 of. 601
Las Condes
Santiago de Chile
Chile
Telefon: +562 203 5320
E-Mail: [email protected]
Internet: www.chile.ahk.de
VR International
Kulturhauptstadt des Landes mit dem größten Industriehafen Chiles: Valparaiso.
Infolge der kräftigen Rohstoffnachfrage, insbesondere aus China, Investitionen im Baugewerbe auch durch Wiederaufbauarbeiten nach dem schweren
Erdbeben von 2010 und eines weiter
wachsenden privaten Konsums aufgrund steigender Reallöhne und besseren Zugangs zu Krediten stieg das BIP
im Jahr 2011 um kräftige 6 %. Für 2012
zeichnete sich vor dem Hintergrund der
gleichen positiven Faktoren ein erneutes
Wachstum von 5 % ab. Einen bedeutenden Einfluss auf die Konjunktur hat die
Nachfrage aus Asien und insbesondere
aus China, dem wichtigsten Zielland für
Chiles Exporte. Aufgrund des wohl noch
langfristig hohen chinesischen Bedarfs
an Baumaterial dürfte vor allem die
Kupfernachfrage mindestens stabil bleiben und dazu beitragen, dass auch 2013
in Chile ein BIP-Wachstum von 4 bis 5 %
erreicht werden kann. Die Inflation
bewegt sich trotz der starken konjunkturellen Dynamik auf einem im regionalen Vergleich niedrigen Niveau. Im Jahresdurchschnitt 2012 dürfte sie bei 3 %
gelegen haben. Zudem genießt die
angesehene Banco Central de Chile
einen guten Ruf hinsichtlich der Vertei-
digung der Geldwertstabilität. Im Aufschwung der letzten drei Jahre wurden
auch wieder neue Arbeitsplätze geschaffen, sodass die Arbeitslosenquote
von knapp 10 % auf relativ niedrige 6 %
zurückgegangen ist. Innerhalb Lateinamerikas ist die langjährige, stabilitätsorientierte Fiskalpolitik des Andenstaates herausragend. So hat ein ausgeglichener öffentlicher Haushalt Verfassungsrang und in zwei staatlichen Vermögensfonds werden Einnahmen, vor
allem aus dem Kupferexport, für Krisenzeiten angesammelt. Es ist daher kaum
überraschend, dass 2011 und 2012 der
Haushaltssaldo jeweils Überschüsse ausgewiesen hat und die Staatsverschuldung insgesamt per Ende 2011 bei nur
11 % lag. Dabei ist dies sogar der Negativrekord, denn seit 2004 lag die Quote
überwiegend im einstelligen Prozentbereich. Seit 2012 weist die Staatsverschuldung wieder eine sinkende Tendenz aus.
Die Leistungsbilanz zeigte 2011 infolge
der hohen Importnachfrage erstmals
seit Langem wieder ein Defizit, das 2012
weiter gestiegen sein dürfte. Die Fehlbeträge sind auf unkritischem Niveau
und werden zudem komplett von aus-
Außenhandel der Bundesrepublik Deutschland mit Chile
(in Mio. EUR)
Jahr
Deutsche Ausfuhr
2009
1.214,1
Deutsche Einfuhr
1.510,6
–296,5
Saldo
2010
1.812,0
1.614,5
197,5
2011
2.271,4
2.001,3
270,1
2012 bis August
1.655,7
1.281,0
374,7
Quellen: Statistisches Bundesamt, Wiesbaden; Außenhandel, Fachserie 7
7
Ländersteckbrief
Nummer 1 | Januar 2013
Hauptimportgüter Chiles 2011
(% der Gesamteinfuhr)
Brennstoffe
22,9
Fahrzeuge und Fahrzeugteile
9,0
Maschinen und Maschinenteile
8,8
Chemische Erzeugnisse
5,4
Quellen: Germany Trade & Invest, Wirtschaftsdaten
kompakt, Stand: Mai 2012
Regierungsgebäude in Santiago de Chile – dem politisch stabilsten Land des Kontinents.
ländischen Direktinvestitionen kompensiert. Der Anteil der Auslandsverschuldung am BIP lag 2012 bei moderaten
38 % mit leicht abnehmender Tendenz.
Chile hat nach wie vor einen guten
Zugang zu den internationalen Kapitalmärkten und hohe Währungsreserven,
welche die Importe für rund vier bis
fünf Monate abdecken. Die Bedienung
der Auslandsschulden erscheint deshalb
kurz- und mittelfristig unproblematisch.
Hinsichtlich der Wirtschaftspolitik ist die
Regierung weiterhin bemüht, durch
Geldzuweisungen und Infrastrukturpro-
Eckdaten für den Export nach Chile
Bevölkerung:
17,2 Millionen Einwohner
Fläche:
755.700 km2
Hauptstadt:
Santiago de Chile
Korrespondenzsprachen:
Spanisch, englisch, evtl. deutsch
Zollflughäfen:
Antofagasta, Arica, Iquique, Osorno,
Puerto Montt, Punta Arenas, Santiago
Zahlungsbedingungen
und Angebote:
Zahlungen gegen unwiderrufliches,
bestätigtes Akkreditiv empfehlenswert (es darf nur den Warenwert entahlten, z. B. sind Provisionen an chilenische Vertreter in Peso zu bezahlen).
Auf Übereinstimmung mit den Angaben auf der Einfuhrerklärung ist zu
achten. Kasse gegen Dokumente
(D/P) gegenüber solventen Importeuren nur für kleine und mittlere Inkassobeträge vertretbar. Fakturierung in
€. Angebote auf cif-Basis, Preisstellung
fob. In der Regel schleppende Überweisung von Inkassi. Offerten und
Prospekte möglichst in spanischer
Sprache.
de Chile, Talcahuano
Zolltarif:
Harmonisiertes System. Verzollung
nach dem Transaktionswert.
Maße und Gewichte:
Metrisches System
Währungseinheit:
1 Chilenischer Peso = 100 Centavos.
ISO-Code: CLP
Einfuhrlizenzen:
Die Einfuhr gebrauchter Pkw bedarf
einer Genehmigung des zuständigen
Ministeriums.
8
* Auszug aus den „Importbestimmungen anderer
Länder“ 2011 sowie aus den „Konsulats- und
Mustervorschriften” (39. Auflage, 3. Nachtrag,
Juni 2012).
gramme die großen sozialen und regionalen Differenzen einzuebnen. Mit
einem breit angelegten Investitionsprogramm soll das Land sukzessive mit
einer modernen Infrastruktur ausgestattet werden. Das wichtigste langfristige
Ziel ist der Aufstieg vom Rohstoffexporteur zur Industrienation.
Beziehungen zur Bundesrepublik
Deutschland und zur EU
Der chilenische Außenhandel belief sich
im Jahr 2011 auf insgesamt 160 Mrd.
USD. Davon entfiel über ein Drittel auf
China und die USA und lediglich 18,7
Mrd. USD oder 12 % auf den Handel mit
der EU. Der Außenhandel mit Deutschland lag bei 4,3 Mrd. USD, immerhin ein
Anstieg um fast ein Viertel gegenüber
2010. Die vorläufigen Daten für 2012
deuten auf ein leichtes Wachstum
gegenüber dem Vorjahr. Unter den
deutschen Einfuhrgütern finden sich in
erster Linie NE-Metalle, insbesondere
Kupfer (46 % der Importe), Rohstoffe
(25 %) und Nahrungsmittel (17 %). Aus
Deutschland exportiert werden dagegen überwiegend Maschinen (24 % der
Exporte), Kraftfahrzeuge (17 %) und
chemische Erzeugnisse (10 %). Der
Bestand an ausländischen Direktinvestitionen in Chile weist einen deutlich
ansteigenden Trend auf und erreichte
Ende 2010 rund 140 Mrd. USD. Der
Anteil deutscher Investitionen liegt bei
knapp 2 %, wobei diese in den letzten
Jahren überwiegend in den Bergbau,
die Agroindustrie und den Immobiliensektor geflossen sind.
Neben diesen Sektoren dürfte aber
für deutsche Unternehmen insbesondere der Bereich erneuerbare Energien
gute Geschäftsmöglichkeiten bieten.
Hier fördert die Bundesregierung im
Rahmen der Internationalen Klimaschutzinitiative mehrere Projekte in ChiVR International
Ländersteckbrief
Nummer 1 | Januar 2013
le. Angesichts der Topografie und des
regionalen Klimas sind hier die Wasserkraft und die Solarenergie von besonderer Bedeutung. Während durch den Bau
von neuen Solarkraftwerken einerseits
der ansteigende Energiebedarf des
Bergbaus abgedeckt werden soll, spielt
die Einspeisung von Solarstrom vor
allem in den entlegenen Regionen des
ausgedehnten Landes eine zunehmende Rolle. Dieser wird dort zum Beispiel
zur Versorgung von Schulen, Arztpraxen oder ganzer Siedlungen genutzt.
Aber auch in der Landwirtschaft wird
die Photovoltaik vermehrt zum Betrieb
von Bewässerungsanlagen eingesetzt.
Die Regierung von Präsident Piñera hat
Anfang 2012 zur langfristigen nationalen Energiestrategie bekannt gegeben,
dass bis 2020 mindestens 20 % der
installierten Erzeugerkapazitäten auf
Wind-, Wellen-, Sonnen- oder Geothermalenergie entfallen sollen. Die Rahmenbedingungen für Investitionen in
dem vollständig deregulierten und privatisierten Energiesektor sind somit gut.
Aussichten
Der Ausgang der Ende 2013 anstehenden Präsidentenwahl dürfte keine signifikanten Auswirkungen auf die konjunkturelle Entwicklung in Chile haben.
Schließlich herrscht ein parteiübergreifender Konsens hinsichtlich der wirtschaftsliberalen Politik, die dem Land in
Entwicklungen in der Außenwirtschaft
Jahr
Leistungsbilanzsaldo
(Mio. USD)
Direktinvestitionen (netto)
(Mio. USD)
Währungsreserven
(ohne Gold/Mio. USD)
25.284
2009
2.623
4.813
2010
3.802
6.351
27.816
2011
–3.387
6.371
41.932
2012s
–9.768
11.000
42.980
s = geschätzt
Quellen: Economic Inzelligence Unit; Internationaler Währungsfonds; eigene Berechnungen
Gesamtwirtschaftliche Entwicklung
Jahr
Bruttoinlandsprodukt
(real)
Inflationsrate
(Jahresdurchschnitt)
Haushaltsdefizit
(% des BIP)
2009
–1,0
1,5
–4,2
2010
6,1
1,4
–0,3
2011
6,0
3,3
–1,5
2012s
5,0
2,9
–1,4
(Jahreswachstumsrate in %)
s = geschätzt
Quellen: Economic Intelligence Unit; eigene Berechnungen
den vergangenen zwei Jahrzehnten
zum höchsten Pro-Kopf-Einkommen in
Südamerika verholfen hat. Aufgrund
der politischen Stabilität sowie der
anhaltend guten volkswirtschaftlichen
Kennzahlen genießt Chile ein außerordentlich hohes Vertrauen bei ausländischen Investoren. In Kombination mit
den umfangreichen Bodenschätzen und
der derzeit hohen Nachfrage aus China
hat Chiles Wirtschaft damit weiterhin
günstige Perspektiven. Mit den großen
Investitionsprojekten der Regierung
dürfte sich auch die Infrastruktur des
Landes
verbessern,
Nachholbedarf
besteht aber insbesondere noch bei der
Energieversorgung. Alles in allem erwartet der IWF für 2013 ein BIP-Wachstum
von 4,5 % sofern die Euro-Krise nicht
eskaliert und die Nachfrage aus China
nicht spürbar nachlässt.
Mario Schmidt
DZ BANK AG
Blick in die Schalterhalle einer Bank in Santiago de Chile.
VR International
9
Interview
Nummer 1 | Januar 2013
USA: Deutsche Produkte werden geschätzt
In diesen Monaten schaut die Welt wieder auf die USA. Die Entwicklung der Wirtschaft in Nordamerika war nicht nur im
Wahlkampf ein bedeutendes Thema. VR International befragte dazu den Generalmanager der Filiale New York, Ralf
Weingartner. Sein Credo: Für den deutschen Mittelstand ergeben sich durch die Entwicklungen weitere Geschäftsmöglichkeiten.
VR International: Seit April 2012 stehen Sie nun an der Spitze der Branch
der DZ BANK New York. Ein Traumjob
für Sie?
Ralf Weingartner: Als Banker ist es für
mich ein Traum, in New York, dem
unumstrittenen Finanzzentrum der
Welt, arbeiten und leben zu können. Ich
sehe es als besonderes Geschenk an,
dies am Ende meiner Karriere zu erfahren. Seit nunmehr 33 Jahren im genossenschaftlichen Verbund unterwegs, in
Asien und Europa als Banker aktiv und
damit stets mit internationalen Aktivitäten der Genossenschaftsgruppe konfrontiert und befasst, ist die Berufung
als Filialleiter nach New York das i-Tüpfelchen meiner Karriere.
VR International: Was sind die
Schwerpunkte der Tätigkeit der New
York Branch in Amerika?
Ralf Weingartner: Wir sind im Kundengeschäft als Filiale sehr zielgerichtet
unterwegs, orientiert an der Bedeutung
der Warenströme zwischen den USA
und Deutschland,
welche wir stets im Auge behalten. Die
deutschlandweite Präsenz der genossenschaftlichen Gruppe hilft der New
Yorker Filiale sehr in der Ansprache der
amerikanischen Wirtschaft für den deutschen Mittelstand. Wir haben eine
begleitende, finanzierende und beratende Funktion: Bedeutsam ist hier die
Rolle des German Desk in der Filiale, den
ersten Anlaufpunkt für Geschäftsaktivitäten.
Darüber hinaus spielen in der Filiale
die Treasury-Aktivitäten eine bedeutende Rolle bei der Liquiditätsversorgung mit amerikanischen Dollars und
den entsprechenden Währungsprodukten für die genossenschaftlichen Gruppen, die Firmenkunden und Geschäftspartner.
VR International: Was können Sie den
Kunden des Verbundes anbieten?
Ralf Weingartner: Seit über 20 Jahren
begleitet der German Desk der Filiale
New York die Kunden des Verbundes
beim Markteintritt und ihrer weiteren
Expansion in Nordamerika. Dabei profitieren unsere Kunden von einer breiten
Leistungspalette, die auch Produkte im
Bereich des allgemeinen Firmenkundengeschäfts oder Exportfinanzierungen einbezieht. Sie umfasst aber
auch Spezialthemen wie die Projektfinanzierungen im Bereich
der erneuerbaren Energien.
Zudem verfügt der German
Desk in New York über ein
starkes Netzwerk mit lokalen
Partnern, die unser Leistungsspektrum mit Service
und Dienstleistungen ergänzen.
VR International: Es scheint, als
ob die USA ein guter Ausgangspunkt für deutsche Unternehmen
sei, um von dort Export zu betreiben. Sehen Sie das auch so?
10
Interview mit ...
Ralf Weingartner
General Manager
New York
DZ BANK AG
New York Branch
609 Fifth Avenue
New York
NY 10017-1021 USA
Telefon: 001 212 745 1400
E-Mail: [email protected]
German Desk:
Oliver Hildenbrand
Telefon: 001 212 745 1505
E-Mail: [email protected]
Ralf Weingartner: Das produzierende
Gewerbe war in den vergangenen Jahren zwar wenig beachtet, hat aber
einen nachhaltigen Beitrag zur wirtschaftlichen Erholung in den USA geleistet. So ist zu beobachten, dass nicht nur
deutsche Autohersteller, sondern auch
EADS-Produktionsstätten in den USA
ansiedeln. Der hoch spezialisierte deutsche Mittelstand folgt seinen größten
Auftraggebern nun auch in die Vereinigten Staaten. Die Produkte deutscher
Hersteller werden vom amerikanischen
Endkonsumenten geschätzt, vermehrt
werden sie nun auch zur Veredelung in
der nordamerikanischen Produktion eingesetzt und nachgefragt. Deutsche
Zulieferer können so an einer Renaissance der herstellenden Industrie in den
USA teilhaben. Darüber hinaus gibt es in
den USA auch die beginnende Einsicht
für eine ökologische Wende und die
Ausrichtung auf erneuerbare Energieverwendung. In dieser Technologie ist
der deutsche Mittelstand stark und
erzielt auch in den USA die ersten wichtigen Geschäftserfolge.
VR International: Sehr geehrter Herr
Weingartner, vielen Dank für das
Gespräch.
VR International
Von Praktikern für Praktiker
Nummer 1 | Januar 2013
Myanmar – ein Land im Wandel
Der Besuch des US-Präsidenten Barack Obama hat das südostasiatische Land Myanmar
endgültig in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt.
US-Präsident Barack Obama setzte im
November 2012 ein Zeichen und
besuchte auf der ersten Reise nach seiner Wiederwahl das buddhistische Land
Myanmar. Das Land hat sich aus einer
160 Jahre andauernden Militärdiktatur
befreit und den Weg aus der politischen
und wirtschaftlichen Isolation eingeschlagen. Obama begrüßte die Anstrengungen des Landes und sieht, wie viele
ausländische Investoren, in Myanmar ein
Land mit großem Potenzial.
Mit ihrer Reformpolitik stellt die
Regierung unter Präsident Thein Sein
seit 2011 die Weichen für eine wirtschaftliche Entwicklung des Landes. So
wurde die Öffnung der Währung Kyat
angestoßen, die Kontrolle der Presse
gelockert und Oppositionsparteien, wie
die Nationale Liga für Demokratie unter
Führung der Friedensnobelpreisträgerin
Suu Kyi, wieder zugelassen. Weitere
Punkte auf der Reformagenda des Präsidenten sind die Entwicklung eines
Finanzsystems sowie die Bekämpfung
der Korruption. Das erneuerte Auslandsinvestitionsgesetz befindet sich in
der Umsetzungsphase und wird Investitionen nach Myanmar ziehen.
Sanktionen gelockert
Aufgrund der politischen Reformen
haben EU und USA in 2012 begonnen,
Sanktionen gegen Myanmar zu lockern
und weitere Erleichterungen in Aussicht
gestellt. Ein aktueller Antrag der EU-
Kommission sieht vor, dass das Land alle
Waren, mit Ausnahme von Waffen und
Munition, zollfrei und ohne Mengenbegrenzung in die EU einführen darf.
Trotz aller Euphorie und Hoffnung
im Land bleiben fundamentale Herausforderungen für die Regierung und das
Volk, die es auf dem Weg zu einem offenen und investorenfreundlichen Land zu
bewältigen gilt. So kommt es in den
Grenzregionen zu China und Laos regelmäßig noch zu gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Rebellengruppen und dem heimischen Militär. In
Teilen des Landes werden darüber hinaus ethnische Minderheiten unterdrückt, wie beispielsweise die Anhänger
der Rohingya im Rhakine-Staat.
Die Einbindung Myanmars in die
südostasiatische
Staatengemeinschaft
ASEAN ist jedoch ein Zeichen dafür, dass
das Land den begonnenen Reformprozess nicht umkehren kann. Hierfür wird
auch der politische Druck der ASEANStaaten Thailand und insbesondere Singapur sorgen. 2014 wird Myanmar den
ASEAN-Vorsitz übernehmen und muss
im Hinblick auf die in 2015 in Kraft tretende Asean Economic Community, die
eine Beseitigung von Zöllen zwischen
den ASEAN-Ländern vorsieht, seine
Wettbewerbsfähigkeit verbessern.
Blick in die Zukunft
Die einsetzende Öffnung des Landes
bietet enorme Möglichkeiten für
Markteinsteiger und Exporteure: Myanmar ist mit einem durchschnittlichen
BIP-pro-Kopf von 825 USD eines der
ärmsten Länder Asiens. Allerdings
besitzt das Land beträchtliche Reserven
an Erdöl, Erdgas, Holz, Edelsteinen und
viel Potenzial an Wasserkraft. Durch
Nutzung von natürlichen Ressourcen
könnte sich Myanmar zu einem bedeutenden Energielieferant für China und
Südostasien entwickeln. Schon heute
stellt Erdgas mit einem Anteil von
fast 30 % das wichtigste Exportgut
Myanmars dar. Auch der Agrarsektor
Myanmars bietet große Möglichkeiten
– das Land galt lange als „Reisschüssel
Asiens“.
Deutschen Exporteuren bieten sich
Lieferchancen bei Maschinen und Ausrüstungen. Aufgrund niedriger Produktionskosten in Myanmar erscheinen
Investitionen in arbeitsintensiven Bereichen sehr aussichtsreich. Das niedrige
Lohnniveau bewirkt einen Standortvorteil gegenüber anderen Produktionsländern wie Vietnam, Laos oder Kambodscha. Besondere Möglichkeiten bieten
die Bekleidungs- und Textilindustrie, der
Bereich Nahrungsmittel sowie die Herstellung von Elektroprodukten. Schon
vor der Isolation durch das Regime war
Myanmar einer der größten Textilproduzenten der Welt. Probleme bereiten
derzeit die Knappheit von Büro- und
Produktionsräumen, die lückenhafte
Infrastruktur und der Mangel an Fachkräften.
Parlamentsgebäude in Nay Pyi Taw, der Retorten-Hauptstadt Myanmars.
VR International
11
Nummer 1 | Januar 2013
Autor
Klaus Borig
Managing Director
und General Manager
DZ BANK AG Singapore
Branch
50 Raffles Place #43-01
Singapore Land Tower
Singapore 048623
Telefon: 0065 6438 0060
Telefax: 0065 6223 0082
German Desk:
Iman Ismail-Seeger
Telefon: 0065 6438764
E-Mail: [email protected]
Die Uppatasanti-Pagode in der neuen Hauptstadt.
Eine weitere Chance bietet die geografische Lage des Landes: Myanmar
liegt im Herzen Südostasiens – strategisch wertvoll zwischen den Wachstumsmärkten China und Indien. Auf halber Strecke zwischen Dehli, Bombay,
Hongkong und Schanghai verbindet es
somit die beiden bevölkerungsreichsten
Länder der Welt.
Eine bemerkenswerte Reise
Grundsätzlich birgt der Außenhandel
mit Myanmar erhebliches Potenzial. Der-
zeit exportiert Myanmar seine Rohstoffe und Waren mit einem Anteil von 70 %
fast ausschließlich nach Asien. Der Anteil
der EU an Myanmars gesamtem Außenhandel wiegt mit 2 % in 2011 im Vergleich zu 7 % bei Myanmars Nachbar
Thailand relativ wenig. Deutschlands
Anteil am Außenhandel betrug in 2011
weniger als 1 %.
Auch die Handelsabsicherung mit
inländischen Bestellern steht erst am
Anfang. Derzeit gibt es noch keine Hermes-Deckungsmöglichkeiten für staatliche Besteller, allerdings können Ge-
schäfte bis zu 250.000 EUR für verbundene Unternehmen und Unternehmen,
die einem internationalen Konzern
angehören, gedeckt werden.
Die kommenden Jahre dürften für
Myanmar wegweisend sein. Myanmar
hat die Chance, einen langfristig stabilen Wachstumspfad zu erreichen. Für
die Sicherung einer nachhaltigen Entwicklung sind jedoch weitere Reformen
entscheidend. Auch Barack Obama
hat dies festgestellt: „Myanmars bemerkenswerte Reise hat gerade erst
begonnen.”
IMPRESSUM
Herausgeber:
Redaktionsleitung:
Objektleitung:
Verantwortlich für den Inhalt i.S.d.P.:
Verlag:
Druck und Versand:
12
BVR, DZ BANK AG, WGZ BANK AG, Deutscher Genossenschafts-Verlag eG
Dr. Sabine Theadora Ruh, freie Wirtschaftsjournalistin, Frankfurt
Ricarda Schweers, DG VERLAG, Leipziger Str. 35, 65191 Wiesbaden,
E-Mail: [email protected]
Peter Erlebach, DG VERLAG, Leipziger Str. 35, 65191 Wiesbaden
Deutscher Genossenschafts-Verlag eG, Leipziger Str. 35, 65191 Wiesbaden
Görres-Druckerei und Verlag GmbH, Niederbieberer Str. 124, 56567 Neuwied
Bildnachweis: DZ BANK, Fotolia, Thomas Dörr, Wikipedia
Nachdruck – auch auszugsweise – nur mit Genehmigung des
Deutschen Genossenschafts-Verlages eG zulässig.
ISSN 2195-206X
VR International erscheint monatlich und ist bei Volksbanken und Raiffeisenbanken
erhältlich. Das Manuskript für diese Ausgabe wurde Mitte Dezember 2012 abgeschlossen. Für die Richtigkeit und Vollständigkeit keine Gewähr.
VR International
Herunterladen