Raps Stickstoff – der Motor der Rapspflanze Ludger Alpmann, DSV · Deutsche Saatveredelung, Lippstadt Stickstoff ist der Motor der Pflanze und in nahezu allen Gewebeteilen enthalten. Die häufigste Form, in der Stickstoff gespeichert wird, ist das Protein. Damit besetzt der Stickstoff gerade bei Öl- und Eiweißpflanzen eine Schlüsselposition. So sind auch die guten Vorfruchtwirkungen des Rapses neben den phytosanitären Aspekten und der verbesserten Bodenstruktur auf die hohen N-Restmengen zurückzuführen. Hinzu kommt, dass Stickstoff im Vergleich zu anderen Nährstoffen in stärkerem Maße ein ertragsbegrenzender Faktor ist. Das Ertragspotenzial von Winterraps liegt deutlich höher als die tatsächlich realisierten Erträge. Wenn man von Spitzenerträgen von 5 t/ha Raps ausgeht, so sind auch in diesen Beständen nur ca. 20 % der angelegten Blüten und Schoten zur Ernte herangereift. Eine exzellente Ausgestaltung des Produktionsverfahrens ist daher notwendig, um eine größtmögliche N-Ausnutzung zu erhalten. Nur so kann das Ertragspotenzial der Pflanzen auch in tatsächlichen Ertrag umgesetzt werden. Raps nimmt Stickstoff als Nitrat, in geringen Mengen auch als Amonium auf. Der N-Bedarf wird in der Literatur mit 6 kg N je dt Kornertrag angegeben. Häufig besteht eine Diskrepanz zwischen N-Bedarf und realisierten Entzug. Das gibt Anlass zur Diskussionen über die Höhe und die Verteilung der N-Düngung während der Vegetation. Grundvorrausetzung für hohe N-Verwertung: Tiefgründige, störungsfreie Ackerkrume mit funktionierendem Gasaustausch starke und tiefgehende Pfahlwurzel ausreichende Wasserversorgung funktionierendes Leitsystem im Juni und Juli ausreichendes Nachlieferungspotenzial aus organischer Masse Stickstoff wird im Frühjahr bei Anstieg der Bodentemperaturen als erstes aufgenommen. Der erste Stickstoff dient dazu, die Regeneration verlustiger Blatt- und Wurzelmasse zu ermöglichen. Bereits jetzt beginnt der Raps damit, aufgenommenen Stickstoff als Speicherprotein in Blatt und Wurzel einzulagern. Die N-Aufnahme ist in der Regel ca. 40–50 Vegetationstage nach Wachstumsbeginn beendet. Bis zu diesem Zeitpunkt sollten somit rund 90 % des Gesamtstickstoffbedarfes mit der ersten und zweiten N-Gabe verabreicht worden sein. Innovation 1/2004 · 15 Raps Stickstoff wandert in der Pflanze Aus dem eingelagerten Speicherprotein wird während der Blühphase der Stickstoff mobilisiert. Dieser Vorgang kann kaum gesteuert werden. Es wird vermutet, dass die Seneszenz (Alterung) der Laubblätter hormonell gesteuert wird und die dort enthaltenen Nährstoffe zu einem Teil umgelagert werden. Der Stickstoff wird vom Blatt über die Blattachselknospe in den Fruchtknoten und schließlich in die Schotenwände transportiert. Der Vorgang verläuft bei einer kräftigen und homogenen Blüte sehr schnell. Während der Blühphase wird der Raps durch das dichte Blütennetz und die stark Sonnenlicht reflektierende gelbe Farbe abgedunkelt, was letztlich zum Abwurf der Laubblätter führt. Verzettelt abblühende, offene Bestände zeigen eine geringere Seneszenz der Laubblätter. Die geringeren Schotenzahlen und Kornzahlen werden in diesen Beständen darauf zurückgeführt, dass die Laubblätter bei Vorhandensein von Sonnenlicht im Bestand mit der Achselknospe um Nährstoffe konkurrieren. Hohes N-Angebot und verzettelte Blüte führen außerdem zu niedrigeren Ölgehalten. Die Menge des mobilisierten Speicherproteins ist eine der entscheidenden Größen für den Kornertrag der Pflanze. Ziel muss es daher sein, das größtmögliche Speicherproteinvolumen zu erstellen und die Wachstumsbedingungen während der Re-Mobilisierung so optimal wie möglich zu gestalten. Die Umlagerung des Stickstoffs ist nicht abhängig von der Wasserversorgung zu diesem Zeitpunkt. Die Bildung von neuem Protein und der Umbau von Kohlenhydraten zu Öl unterliegen Aufteilung der N-Gaben bei Raps Vegetationsbeginn Längenwachstum % der N-Menge % der N-Menge Starker Bestand ohne Blattverlust 30 60 Starker Bestand mit Blattverlust 50 40 Schwacher Bestand 50 40 hingegen sehr stark der Wasserversorgung im Mai, Juni und Juli. Verteilung der N-Gaben abstimmen Neben der Stickstoffmenge ist die -verteilung eine wesentlich Frage, die jedes Frühjahr neu gestellt werden muss. Dabei ist die Verteilung abhängig vom jeweiligen Schlag, dem Entwicklungszustand der Pflanzen nach Winter und vom Sortentyp. Mit der ersten Gabe wird die Regeneration der Wurzel und des Blattapparates unterstützt. Besonders nach einem harten Winter mit Blattabwurf hat die schnelle Regeneration eine besondere Bedeutung. Die Betonung der ersten Gabe mit mindestens 50 % des Gesamt-Stickstoffbedarfs ist in einem solchen Fall immer richtig. Nach einem milden Winter sollte die Entscheidung jedoch anders ausfallen und nur rund 30 % des Gesamt-Stickstoffbedarfes mit der ersten Gabe ausgebracht werden. Ein Bestand, der kaum Blattverlust zeigt, verfügt im Frühjahr noch über die im Herbst eingelagerten NMengen. Im Einzelfall können diese bei bis zu 130 kg/ha N liegen. Dieser Bestand könnte jetzt unter Kurztagbedingungen sofort zu wachsen beginnen. Dabei würde der verabreichte Stickstoff weniger in Speicherprotein eingelagert, als vielmehr in eine riesige wuchtige Pflanze. Das Verhältnis von N-Speicher- Stickstoffmanagement Raps Pflanzenzahl pro m2 Anzahl Laubblätter vor Winter Blattverlust nach Winter Ertragserwartung in dt/ha Empfehlung N-Menge 1. Gabe* Empfehlung N-Menge 2. Gabe* Empfehlung N-Menge 3. Gabe* 40 10–12 kein 45 80 100 20 40 10–12 stark 45 100 80 20 60 4–6 kein 35 120 30 20 40 4–6 stark 30 100 30 10 * Höhe der N-Mengen ergeben sich aus Nmin-Gehalten im Boden und Bestandesentwicklung nach Winter bzw. Stickstoff aus Blatt im Herbst oder abgefallenen Blättern als N-Reserve, Richtwerte 16 · Innovation 1/2004 Vollblüte % der N-Menge 10 10 10 protein und Pflanzenmasse gerät in ein Ungleichgewicht. Diese Bestände können sehr lang werden und haben Schwierigkeiten mit der Anlage der Korn- und Schotenzahlen, da bei der Reife die riesigen Blätter wieder mit den Blattachselknospen konkurrieren. Teilweise bleiben aufgrund der großen Pflanzenmasse auch die Seitentriebe, die durch Lichtreiz zur Austreibung gelangen sollen, im Halbschatten stecken. Damit in einer solch wichtigen Umlagerungsphase kein N-Mangel auftritt, hat sich eine dritte N-Gabe (rund 10 % der Gesamt-Stickstoffmenge) in flüssiger Form mit der letzten Pflanzenschutzmaßnahme bewährt. Besonders auf schwächeren Standorten ist diese Maßnahme sehr wichtig. Je kürzer die Vegetationszeit und je kühler die Standorte (schwere, kalte Nordhänge) sowie zur Frühjahrestrockenheit neigende Standorte kommen mit einer ersten oder zweiten N-Gabe bei deutlichen Betonung der ersten Stickstoffgabe aus. Stickstoff und Ölgehalt Raps gehört zu den Öl- und Eiweißpflanzen. Welche der Fraktionen im Vordergrund steht, wird durch die N-Menge beeinflusst. Da die Ölbildung während der Reife später einsetzt als die Proteinsynthese, wird die Öleinlagerung zum größten Teil durch den Reifegrad bestimmt bzw. durch temperaturbedingte Raps Reifebeschleunigung beeinträchtigt. Mit Beginn der Blühphase (EC 60) sind diese Einflüsse auch im Kohlenhydrathaushalt spürbar. Als Folge tritt eine „Konkurrenz“ um die assimilatorisch gebildeten Kohlenhydrate innerhalb des Kohlenhydrat/Stickstoffhaushaltes auf. Ein erhöhtes N-Angebot reduziert bei Raps die Kohlenhydratanteile in den vegetativen Sprossfraktionen der oberen Bestandesschichten, insbesondere der Rapsstängelfraktion. Hervorgerufen wird dies durch einen erhöhten Bedarf an Kohlenhydratbausteinen für die Synthese von Stickstoffverbindungen der Schoten bzw. Kornfraktion. Dies geht zulasten des Ölgehaltes. Auf Sortenunterschiede achten Schon seit längeren ist bekannt, dass es zwischen den Sortentypen (Genotypen) Unterschiede in der Stickstoffaneignung und -effizienz bestehen. Es wird vermutet, dass jünge- re Liniensorten und Hybridsorten ein höheres Volumen an Speicherproteinen besitzen. Selektion auf höheres Ertragspotenzial scheint automatisch auch mit diesem Merkmal gekoppelt zu sein. In einer Arbeit an der Universität Göttingen konnten die Verwertungs- und Aneignungseffizienz eindrucksvoll bewiesen werden. Sowohl ohne Stickstoff als auch mit ortsüblicher N-Düngung waren die Hybridsorten vor allen den älteren Liniensorten überlegen. Dies zeigt, dass Ertragszüchtung automatisch eine bessere N-Verwertung zur Folge haben muss. Die höhere N-Aneignungsfähigkeit von Hybridsorten ist auf ihre stärkere Wurzelausprägung zurückzuführen. Auch hier konnte eindruckvoll belegt werden, dass die Saugspannung an der Wurzelspitze vor allem zum Zeitpunkt der Stickstoffmobilisierung sehr viel größer war als bei kleinrahmigen Liniensorten. DAVINA Innovation für Ihr Wachstum Körnererbse DAVINA – Eine runde Sache! hoher Kornertrag sehr gute Standfestigkeit hohe Bestandeshöhe zur Ernte = gute Erntbarkeit gute LSV-Ergebnisse in den Es ist wohl kaum vorstellbar, dass in Zukunft mehr Dünge- und Pflanzenbehandlungsmittel eingesetzt werden können. Daher ist nur der züchterische Fortschritt ein Garant nachhaltiger Aufwärtsentwicklung der Erträge. Nicht nur der TM-Ertrag, sondern der Anteil exportierten Erntegutes ist Schlüssel für den Erfolg der Kulturpflanze Raps. Nur die nachhaltige Entwicklung der Rapsanbaufläche unter ökologisch sinnvoll erscheinender Produktionstechnik lässt in Zukunft weiter steigende Rapsflächen in Deutschland zu. Hohe Intensität muss dem nicht widersprechen. Höchstmögliche Kornerträge bis 5 t lassen Entzüge bis 180 kg N/ha erwarten und hoffen, dass sich der Harvest Index und die NBilanz zukünftig weiter positiv entwickeln. Hauptanbaugebieten Ostdeutschlands Ludger Alpmann Fon 0 29 41/29 64 93 Fax 0 29 41/29 64 00 Weitere Sorteninfos unter: 0 29 41 / 29 6-0 oder www.dsv-saaten.de E-Mail: [email protected] Innovation 1/2004 · 17