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Eisberge am Beringgletscher: „Demnächst haben wir hier eine neue Meeresbucht“
KLIMA
Warnsignale aus der Arktis
In weiten Teilen Alaskas, Nordwestkanadas und Sibiriens heizt sich das Klima auf. Ganze
Landstriche verändern ihr Gesicht: Gletscher schwinden, Wälder sterben, der
Permafrostboden taut auf. Erster Akt des globalen Klimawandels durch den Treibhauseffekt?
S
chauen Sie sich das an!“ Anklagend
deutet Becky Chapek auf einige Büschel pinkfarbener Blütenkerzen am
Straßenrand. „Der Sommer hat kaum angefangen, und die Weidenröschen sind
schon voll aufgeblüht, mindestens einen
Monat zu früh.“
Seit Wochen strahlt die Sonne über Cordova, einem Fischerort an der Südküste
Alaskas. Das blendende Wetter in dem sonst
als Regenloch verrufenen Landstrich ist gut
für Becky Chapeks Geschäft – sie organisiert Ausflüge für die wenigen Touristen, die
sich in die abgelegene Gegend verirren. Und
doch sehnt Becky den vertrauten Nieselregen herbei: „So heiß und trocken war es
hier noch nie. Es ist fast unheimlich.“
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Ungewöhnlich hohe Temperaturen messen die Meteorologen in Alaska – wie auch
im Nordwesten Kanadas und in weiten
Teilen Sibiriens – nicht erst seit diesem
Sommer. Seit 1960 klettert das Thermometer dort von Jahr zu Jahr ein wenig
höher – im Durchschnitt um bis zu 0,75
Grad Celsius pro Dekade. Die Erwärmung
der Arktis übertrifft damit den von Umweltschützern seit langem angeprangerten
globalen Temperaturanstieg um das Dreifache. „Das entspricht genau den Modellrechnungen der Klimaforscher“, warnt Kevin Jardine von Greenpeace Kanada, „in
der Arktis beobachten wir die bislang dramatischsten Auswirkungen des Treibhauseffekts.“
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Vorsichtiger äußert sich der Gletscherforscher Bruce Molnia vom United States
Geological Survey. Die Frage, wieviel letztlich die Kohlendioxid-Emissionen aus
Kraftwerken, Autos und Heizungen rund
um die Welt zur Erwärmung in Alaska beitragen und wieviel davon auf natürliche
Klimaschwankungen zurückgeht, könne
derzeit niemand beantworten. „Aber ich
bin überzeugt“, so Molnia, „daß die vom
Menschen produzierten Treibhausgase ein
Faktor sind.“
Molnias liebstes Forschungsobjekt ist der
Beringgletscher, mit einer Fläche von 5200
Quadratkilometern der größte Eisstrom
Nordamerikas. Wie ein gigantischer Pfannkuchen aus schrundigem, schmutzig grau-
Wissenschaft
Barrow
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250
Kilometer
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Bristol Bay
B. MOLNIA
H. HYDE / ALASKA STOCK IMAGES
em Eis breitet er sich in der
Küstenebene südlich von Cordova aus. Schmelzwassertümpel auf
der Oberfläche schimmern wie
eine Handvoll verstreuter Opale.
Stahlblau glänzt die Abbruchkante des Gletschers; hier kalbt
er in ein bleiern spiegelndes Gewässer, den Vitus Lake.
Haushohe Eisberge drängen
sich auf dem 70 Quadratkilometer großen See – ein Venedig aus
Eis, von dessen Dächern das
Schmelzwasser rinnt. Vor 90 Jahren gab es den See noch nicht,
wie alte Fotos zeigen. Damals
reichte der Beringgletscher beinahe bis zum Meer. Um die Jahrhundertwende begann er, sich
zurückzuziehen.
Der tauende Eisriese dient
Bruce Molnia als natürliches Labor, in dem er die Folgen der Klimaerwärmung studiert. Seit 1974
kampiert der Geologe jedes Jahr
mehrere Monate lang am Vitus
Lake, fotografiert, wertet Luftbilder und Satellitenaufnahmen aus
und mißt mit Radarwellen die
Dicke des Eispanzers.
Das Resultat seiner Beobachtungen: In jüngerer Zeit schmilzt
der Gletscher immer schneller ab.
Allein zwischen 1972 und 1991
verringerte sich seine Dicke um
20 Prozent – das sind 160 Meter.
„Wenn das so weitergeht“, prophezeit Molnia, „dann haben wir hier demnächst eine neue Meeresbucht.“
Kaum ein Flecken in Alaska, der nicht
vom Eis geprägt ist: Es strömt von den Bergen, treibt vor den Küsten des Beringmeers
und der Beaufortsee und verbirgt sich als
Permafrost – ganzjährig gefrorener Boden
– unter der Erdoberfläche. Ebenso allgegenwärtig sind die Symptome der schleichenden Klimaerwärmung – die Arktis taut
auf.
Seit 1978, so ergab eine Studie norwegischer Forscher, nahm die Fläche des Meereises im gesamten arktischen Ozean um
Forscher mit Gletscher-Kamera: Der Eispanzer schrumpft immer schneller
fünf Prozent ab. Vielerorts sind die verbliebenen Eisschollen so dünn, wie es die
an der Eismeerküste lebenden Eskimos
noch nie erlebt haben. Den Inuit, wie sie
sich selbst nennen, wird ihre Heimat
fremd.
„Selbst erfahrene Jäger brechen jetzt
manchmal im Eis ein“, berichtet Rosemarie Kuptana aus dem kanadischen InuitDorf Sachs Harbour, „und zwar in Gegenden, die früher sicher waren.“ Im Frühling
mußten bei Barrow an der Nordküste Alaskas mehr als 100 einheimische Walfänger
von einem gigantischen Eisfloß geBeaufortsee
rettet werden, das unerwartet vom
Packeis abgebrochen war.
Tauwetter herrscht auch unter
der Erde: „In den letzten zwölf JahA S K A
ren hat sich der Permafrost stetig
is
Nördlicher Polarkre
KANADA erwärmt“, sagt Tom Osterkamp von
der University of Alaska in FairFairbanks
banks.
Tanana
Regelmäßig mißt der GeophysiFlats
ker in 20 Bohrlöchern entlang der
Trans-Alaska-Pipeline die BodenAnchorage
temperatur. Südlich des PolarkreiCordova
ses liegt sie gewöhnlich nur knapp
Homer
unter dem Gefrierpunkt; bereits
Beringminimale Temperaturveränderungletscher
gen können dort den Permafrost
Golf von Alaska
zum Tauen bringen. Dann sackt der
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Boden – abhängig vom Eisgehalt – oft mehrere Meter tief ab und bildet eine buckelige Landschaft, den sogenannten Thermokarst.
Südlich von Fairbanks erstrecken sich
die Tanana Flats, eine Schwemmlandebene
etwa so groß wie das Saarland. Ursprünglich gediehen hier Birkenwälder; heute wirken sie, aus der Luft betrachtet, wie von
Säure zerfressen. Wo der Permafrost auftaut, entstehen Krater, die sich ausbreiten,
mit Wasser füllen und ineinander übergehen, bis der Wald schließlich zu Sumpf geworden ist.
Sterbende Bäume kippen dann über den
Rand der Tümpel, die nach kurzer Zeit ein
Teppich treibender Wasserpflanzen überzieht. Aus einem Sumpfloch ragen die Reste einer Blockhütte. Ein acht Jahre altes
Foto zeigt diese Hütte noch auf festem
Grund stehend, von Bäumen umringt.
Entsetzt sehen Naturschützer zu, wie
die Landschaft beginnt, großflächig ihr
Gesicht zu verändern – 80 Prozent von
Alaska sind Permafrostboden. „Ganze
Ökosysteme drohen zu kippen“, meint
Osterkamp. Einheimische Lebensgemeinschaften verschwinden, zugewanderte Tierund Pflanzenarten machen sich breit.
Aber ist das wirklich so schlimm? Könnte die Erwärmung der unwirtlichen Arktis
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denn nicht zumindest die Wirtschaft ankurbeln? Optimisten träumen von wogenden Weizenfeldern, sonnenhungrigen Touristen und Wäldern, die reichlich Rohstoff
für Papiermühlen und Sägewerke liefern.
Wie die Wärmeperiode das Leben der
Menschen rund um das Beringmeer beeinflussen wird, soll nun eine breitangelegte Untersuchung, die „Bering Sea Impact Study“, klären.
Danach könnte tatsächlich die Ölindustrie, Alaskas wichtigster Wirtschaftsfaktor, vom Klimawandel profitieren: Offshore-Bohrungen vor der Nordküste würden technisch einfacher und billiger, wenn
der Packeisgürtel abspeckt. Und sollte der
Permafrostboden komplett verschwinden,
wäre der Bau von Straßen, Flugplätzen und
Häusern wesentlich leichter. Heute stehen
im hohen Norden Gebäude meist auf Stelzen, da die Abwärme sonst den Boden auftauen würde. Die Reparatur der notorisch
löchrigen Straßen Alaskas verschlingt Unsummen.
Zwiespältig hingegen sind die Prognosen
für die zweitwichtigste Branche des Lan-
„Die Käfer waren in
meinen Haaren, meinen Kleidern,
einfach überall“
des, die Fischerei-Industrie, der die Wärmeperiode im Frühsommer dieses Jahres
schwere Einbußen bescherte. Nahezu leer
blieben die Netze der Lachsfischer in der
Bristol Bay, einem Ausläufer des Beringmeers – nur noch so spärlich trudelten die
Lachse in ihren Heimatgewässern ein, daß
die Fischereibehörde einige der wirtschaftlich bedeutendsten Fanggründe Alaskas zeitweilig sperrte.
Gründe für das Ausbleiben der Beute,
vermuten Meeresbiologen, sind der niedrige Wasserstand und die ungewohnt hohe
Temperatur der Laichflüsse. „Normalerweise habe ich bis Anfang Juli zwischen
15 000 und 20 000 Pfund Lachs gefangen“,
klagt ein Fischer, „in diesem Jahr waren es
1300.“
Gut bekommen die wärmeren und längeren Sommer offenbar den Karibus, einer
Unterart der Rentiere, die in großer Zahl
die arktische Tundra durchstreifen. Da ihre
Futterpflanzen – Gräser, Kräuter und
Krüppelweiden – nun prächtig gedeihen
und mehr Biomasse produzieren als früher,
verenden weniger Kälber. Die Kopfzahl
der Porcupine-Herde im Grenzgebiet zu
Kanada stieg seit Ende der siebziger Jahre
um mehr als die Hälfte.
Trotzdem, fürchtet Robert White vom
Institut für Arktische Biologie in Fairbanks,
könnten auch die Karibus langfristig zu
den Verlierern des Klimawandels zählen.
Denn die Vegetationszonen der Tundra beginnen sich zu verlagern, Birkenwälder
verdrängen die bevorzugte Kost der Karibus. Damit geriete der traditionelle Le162
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bensstil vieler Inuit und Indianer in Gefahr, die noch immer zu einem beträchtlichen Teil von der Karibu-Jagd leben.
Abzuwarten bleibt ebenfalls, ob die
Forstindustrie in Alaska durch üppigeren
Waldwuchs einen Aufschwung erleben
wird. Einerseits könnte sich die Baumgrenze in Zukunft weiter nach Norden verschieben, andererseits leidet der bereits
existierende Wald in Südalaska schon heute unter dem Klimawandel: So weit das
Auge reicht, schimmern die Bäume um die
Kleinstadt Homer auf der Kenai-Halbinsel
rotbraun – nicht die Farbe von Herbstlaub,
sondern von abgestorbenen Fichten. Der
Wald ist tot.
Mit wenigen gezielten Axthieben spaltet
Ed Holsten vom United States Forest Service die Borke einer scheinbar noch gesunden Fichte ab und deutet auf senkrechte
Hohlräume im Holz: Schwarze, kaum einen Zentimeter lange Käfer tummeln sich
in den Fraßgängen. „Borkenkäfer gab es
hier schon immer“, erklärt Holsten, „aber
infolge der Klimaveränderung haben sie
sich maßlos vermehrt.“
Das mildere Klima läßt die destruktiven
Kerbtiere immer früher im Jahreszyklus
aktiv werden – dieses Jahr schwärmten sie
bereits Mitte Mai und in solchen Massen
aus, daß sich manche Einwohner von Homer in einen Horrorfilm versetzt fühlten:
AP
Greenpeace-Aktion gegen Ölbohrungen
„Zweifellos ein Dilemma“
„Sie waren überall“, klagt eine Frau, „in
meinen Haaren, meinen Kleidern, einfach
überall.“
Etwa 100 Millionen Bäume hat Dendroctonus rufipennis auf Kenai bereits
getötet, dieses Jahr fraß sich der Käfer in
weitere 1200 Quadratkilometer Wald hinein. Forstwissenschaftler Holsten glaubt
nicht, daß die Fichten das verlorene Terrain
jemals zurückerobern werden: „Wahrscheinlich bekommen wir hier offenes
Grasland mit verstreut wachsenden Baumgruppen.“ Mit den Nadelwäldern verschwinden die auf große, alte Bäume angewiesenen Tierarten wie Blauhühner,
Rothörnchen und Marmelalken.
Überdies brennen die vertrockneten
Bäume wie Fackeln. Der Wald entzündet
sich immer öfter, seit die Sommer wärmer
werden und weniger Regen bringen. Allein in der ersten Juli-Woche wüteten in
Alaska mehr als 70 Waldbrände, der größte äscherte 1600 Quadratkilometer Wildschutzgebiet ein.
Insgesamt, so zeigen die ersten Ergebnisse der Beringmeer-Studie, scheinen die
bedrohlichen Entwicklungen vorerst zu
überwiegen. Trotzdem ist unter den Menschen Alaskas von Furcht oder gar Panik
wenig zu spüren. Jeder zweite Einwohner
lebt in der Großstadt Anchorage, bemerkt
wenig von den ökologischen Umwälzungen im Land und freut sich über das schöne Wetter. Aber auch international blieben
die Warnsignale aus der Arktis bislang
weitgehend unbeachtet.
Zwar unterzeichneten auf dem Umweltgipfel in Rio 154 Staaten eine Klimakonvention mit dem Ziel, die Konzentration der Treibhausgase in der
Atmosphäre zu stabilisieren. Die Industriestaaten versprachen, im Jahr 2000 nur
„Über das Klima wissen wir
um so weniger,
je mehr wir verstehen“
noch soviel Kohlendioxid zu produzieren
wie 1990.
Aber noch immer, fünf Jahre und etliche
internationale Konferenzen später, hat sich
kaum ein Staat festgelegt, bis wann er seinen CO2-Ausstoß um wieviel senken will.
Im Dezember werden Umweltpolitiker auf
der nächsten Klimakonferenz – diesmal in
Kyoto – aufs neue um verbindliche Minderungsziele und -fristen ringen. Anfang August ging in Bonn ein internationales Vorbereitungstreffen für den Klimagipfel praktisch ergebnislos zu Ende. Inzwischen steigen die CO2-Emissionen weiter.
Ausgerechnet in Alaska, wo die Folgen
der globalen Erwärmung bereits spürbar
sind, will die Regierung des Bundesstaats
nun auch noch neue Ölvorkommen erschließen. Heftig protestieren Umweltschützer gegen Pläne, ein großes Naturschutzgebiet an der Küste der Beaufortsee
für Ölbohrungen freizugeben. Vergangene
Woche blockierte das Greenpeace-Schiff
„Arctic Sunrise“ eine mobile Bohrplattform, die zu Probebohrungen vor der Küste des „Arctic National Wildlife Refuge“
geschleppt werden sollte.
„Soll das Klima stabil bleiben, dürfen
wir nicht einmal all das Öl verbrennen, das
wir bisher entdeckt haben“, sagt Greenpeacer Jardine, „da ist es völlig unverantwortlich, nach noch mehr Öl zu suchen“ –
eine Sichtweise, die selbst manche Manager
von Ölkonzernen nicht gänzlich von der
Hand weisen. „Zweifellos stecken wir
in einem Dilemma“, gesteht Heinz Rothermund, Geschäftsführer von Shell Exd e r
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Wissenschaft
D. BELTRA / GREEPEACE
D. BELTRA / GREEPEACE
„ist, daß wir um so weniger wissen, je mehr
wir verstehen.“
Tilley und seine Kollegen vom geophysischen Institut der Universität in Fairbanks
versuchen zu ergründen, wie die arktische
Tundra auf den Klimawandel reagieren
wird. Ihre Böden enthalten massenhaft gefrorenes organisches Material; taut die Tundra auf, könnten schlagartig große Mengen
Kohlendioxid und das als Treibhausgas noch
wirksamere Methan in die Atmosphäre gelangen – in einer Größenordnung, die den
menschlichen Emissionen entspricht.
Ob diese Zeitbombe zünden wird, mag
Tilley nicht vorhersagen. Sicher weiß er
nur, daß die Emissionen aus der Tundra
von der Bodenfeuchtigkeit abhängen und
damit von der Menge an Schnee und Regen, die über der Arktis niedergeht. Umstritten aber ist bislang, ob wärmeres Wetter der Region mehr oder weniger Niederschläge bescheren wird.
Während so die Prognosen der Klimaforscher zunehmend vorsichtiger werden,
fordern immer mehr Kritiker, daß man
nicht aufgrund vager Befürchtungen der
Industrie handfeste Beschränkungen auferlegen dürfe. Die natürliche Schwankungsbreite des Klimas, so ihr Hauptargument, sei viel größer als der Effekt, den
die Menschheit durch ihre TreibhausgasEmissionen verursache.
Demgegenüber prophezeit das IPCC,
der Rat für Klimaveränderungen der Vereinten Nationen, daß die globale Durchschnittstemperatur bis 2100 um zwei Grad
Celsius und der Meeresspiegel damit um
etwa einen halben Meter steigen werde. In
diese Berechnung flossen die Ergebnisse
Auftauender Permafrostboden bei Fairbanks, Forstwissenschaftler Holsten: Ganze Ökosysteme drohen zu kippen
pro. Aber was wäre, falls sich herausstellte, daß die Klimaveränderungen in der
Arktis doch natürlichen Ursprungs und
nicht Folge menschlicher KohlendioxidEmissionen sind? In den letzten Jahren hat
sich gezeigt, daß der Mechanismus der
weltumspannenden Klimamaschine weit
komplizierter ist, als die Forscher glaubten.
Auch das arktische Klima wird von vielen verschiedenen Regelkreisen gesteuert,
die einander teils verstärken, teils gegeneinander arbeiten. So bewirkt das Abschmelzen der Eisdecke auf dem Meer,
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daß dieses mehr Wärme absorbiert, die
Erwärmung sich also beschleunigt. Zugleich sollte jedoch mehr Wasser verdunsten und als Regen über dem Land niedergehen. Damit müßten die Flüsse anschwellen, der Salzgehalt des Meeres in
Küstennähe sinken und damit wiederum
mehr Wasser zu Eis gefrieren. Welcher Effekt unter welchen Bedingungen überwiegt, darüber können die Klimaforscher
nur spekulieren.
„Das einzige, was ich mit Sicherheit sagen kann“, so der Meteorologe Jeff Tilley,
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Hunderter Klimaforscher weltweit ein; unumstritten ist sie dennoch nicht.
Wer letztlich recht hat, wird sich erst
herausstellen, wenn der Großversuch „globale Erwärmung“ abgeschlossen ist, bei
dem die ganze Erde als Reagenzglas dient.
Dann allerdings wird es zu spät sein, die
Kohlendioxid-Produktion auf dem Planeten noch zu bremsen. „Sollen wir denn 20
Jahre warten“, fragt Gletscherforscher
Molnia, „um festzustellen, daß es doch die
Treibhausgase waren?“
Alexandra Rigos
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