NEUAUFLAGE MODERNES WOHNEN IM ALTEN PRESSEHOCHHAUS redevelopment | projektentwicklung im bestand | vom verwaltungsbau zum wohnungsbau demograischer wandel | seniorengerecht | barrierefreiheit | servicewohnen | hochhaus münster school of architecture | prof. dipl-ing. martin weischer | prof. dipl.-ing. victor mani masterthesis 2013 | sebastian sehr m.a. [arch.] Masterthesis Wintersemester 2012/2013 NEUAUFLAGE | MODERNES WOHNEN IM ALTEN PRESSEHOCHHAUS Thema ReDevelopment Verfasser Sebastian Sehr M.A. [arch.] Prüfer Prof. Dipl.-Ing. Martin Weischer msa | münster school of architecture Prof. Dipl.-Ing. Victor Mani msa | münster school of architecture 3. Aulage (stark gekürzt) März 2013 Vorwort Während es bei Verwaltungsbauten hohe Leerstandsquoten von bis zu 15% gibt, mangelt es zugleich an passendem Wohnraum. Der Immobilienmarkt kann mit seinem bestehenden Wohnungsangebot den Bedarf an über 50% EinpersonenHaushalten kaum decken. Die Sanierung und die Umnutzung von vorhandenen Bestandsimmobilien ist eine ernsthafte Alternative zu Abriss und Neubau. Bereits heute ließen 80% der inanziellen Mittel im Bauwesen in den Bestand. Zudem stecken an dieser Stelle auch große Potenziale für eine Verbesserung der Energiebilanz. Allein am Standort Erfurt fehlen außerdem bereits heute knapp 10.000 geeignete Wohnungen für ältere Menschen. In dieser Masterthesis wird ein erster Lösungsansatz dargestellt und versucht eine realistische Strategie zu entwickeln die sich durch ihre Nähe zur Praxis auszeichnet. Die gesamte Arbeit wurde in Einzelleistung erbracht und über einen Zeitraum von insgesamt 6 Monaten durch die Professoren Dipl. Ing. Martin Weischer und Dipl. Ing. Victor Mani der msa | münster school of architecture stellenweise begleitet. Parallel entwickelte sich ein Teil des Konzeptes im Dialog innerhalb der hochschuleigenen Architekturstudios und interdisziplinär im Austausch mit weiteren Fachbereichen. Die Arbeit hat im Original einen Umfang von 220 Seiten im Format DIN A4. Darin werden ausgehend von einer ersten These und einigen Grundlagen eine kurze Analyse von potentiellen Gebäuden durchgeführt und einige erfolgreich umgesetzte Beispiele aus der Praxis dokumentiert. Anschließend wird aufbauend auf einer Flächenstudie zu Ökonomie und Nutzbarkeit ein architektonischer Entwurf entwickelt. Dieser beinhaltet neben einem städtebaulichem Konzept, mehreren Gebäudeentwürfen und konstruktiven Strategien auch eine erste Brandschutzplanung und ein Energiekonzept. Danach wird dieser Entwurf auf Wirtschaftlichkeit geprüft. Maßgebend dafür ist die Betrachtung von Baukosten, Gebäudewert, Mieterträgen, Verkaufserlösen, die zu erwartenden Zahlungsströme und eine abschließende Developmentrechnung. Zudem wurde die marktrelevante Zielgruppe der Silver Genreration 50+ näher deiniert und ein Marketingkonzept entwickelt. Abschließend wird dann ein kurzer Ausblick in die zu erwartende Situation der kommenden Jahre gewagt. Dazu gehört auch ein kurzes Portrait über die aktuelle Situation in Japan. Eine Nation die bereits zahlreiche Lösungen für Problemstellungen entwickelt hat, welche uns vermutlich erst noch bevorstehen. In der folgenden Aulage wurde diese Arbeit auf wenige Seiten zusammengefasst und stark gekürzt. Umnutzung Pressehochhaus Situation 8 Bestand 10 Konzept 12 Entwurf 14 Konstruktion 28 Fassade 30 Energiekonzept 32 Zusammenfassung 34 Autor 36 Projektmappe | Übersicht Situation Der aktuelle Zustand auf dem derzeitigen Immobilienmarkt. Während es bei Verwaltungsbauten hohe Leerstandsquoten von bis zu 15% gibt1, mangelt es zugleich an passendem Wohnraum. Der Immobilienmarkt kann mit seinem bestehenden Wohnungsangebot den Bedarf an über 50% EinpersonenHaushalten2 kaum decken. Die Sanierung und/oder Umnutzung von vorhandenen Bestandsimmobilien ist eine ernsthafte Alternative zu Abriss und Neubau. Bereits heute ließen 80% der inanziellen Mittel im Bauwesen in den Bestand3. Zudem stecken an dieser Stelle auch große Potenziale für eine Verbesserung der Energiebilanz. INVESTITIONEN BAUBRANCHE 20% Neubau Quelle: These Eine mögliche Strategie zum Umgang mit der beschriebenen Situation. Durch die schrittweise Optimierung von Fläche, Konstruktion und Material, wie auch der Verringerung der Lebenszykluskosten, wird das Potential für eine ökonomische und ökologische Sanierung des derzeitigen Gebäudebestandes deutlich erhöht. Aufgabenstellung Vorgabe und Deinition zum Inhalt der Masterthesis. [1] Leerstandsquoten deutscher Bürozentren im Jahr 2011, Statista 2012 [2] Haushalte in Berlin im Jahr 2012, Immobilienscout24 01.05.2012 [3] Höhe der Investitionen von Wohnungsunternehmen nach Gebäudeart in Deutschland in den Jahren 2006 bis 2012, Statista 2012 Analysieren sie zahlreiche Standorte und Objekte zum vorgegebenen Thema und treffen sie eine begründete Entscheidung. Erarbeiten sie im Anschluss einen entsprechenden Entwurf im Rahmen des geltenden Baurechts und prüfen sie diesen auf Wirtschaftlichkeit. Präsentieren sie ihre erarbeiteten Ergebnisse in geeigneter Darstellung, konzeptabhängigem Maßstab und angemessenem Umfang. Bewertungsgrundlage ist die gedruckte Ar- beit in Textform. Darüber hinaus erfolgt die Präsentation im Kolloquium anhand von Plänen und Modellen im geeigneten Maßstab. Leistungen · · · · · · Analyse Objekte und Standort Entwurfkonzept Konstruktionsschema Wirtschaftlichkeitsanalyse Planunterlagen Model 8 /// Masterthesis | ReDevelopment | Bauen im Bestand | Vom Verwaltungsbau zum Wohnugsbau | Seniorengerecht gekürzte Fassung Presse Headlines aus den aktuellen Tageszeitungen zur momentanen Situation. Bundesregierung warnt vor Wohnungsmangel in Städten. (Tagesschau 10.2012) Trendwende, Investor wandelt Büros in Wohnungen um. (Hamburger Abendblatt 07.2011) Der Seniorenschutzbund bemängelt, dass in Erfurt knapp 10.000 geeignete Wohnungen für ältere Menschen fehlen. (Thüringer Allgemeine 18.02.2012) Wanderungsbilanz Immer mehr Ostdeutsche kehren aus dem Westen zurück. (Zeit online 07.2012) Die leeren Büros und das große Geld. Büroleerstand ist eine Ressource, sagen Politiker. Doch gibt es zuviel, drohen die Städte zu veröden. (Stadtrevue 04.2011) Gewerkschaften beklagen Wohnungsnot, insgesamt fehlen vier Millionen Wohnungen. (Handelsblatt 08.2012) Die Senioren-Rendite. Die deutsche Bevölkerung altert im Eiltempo. Damit steigt auch die Nachfrage an Seniorenwohnungen. (Handelsblatt 08.2012) Milliardengeschäft Ost-Immobilien. Alle lieben die gute alte „DDR-Platte“ (Handelsblatt 09.2012) msa | münster school of architecture | Umnutzung Pressehochhaus Erfurt | Sebastian Sehr M.A. [arch.] /// 9 Projektmappe | Übersicht Bestand Ein Druckereigebäude aus dem Jahr 1906 und das Pressehaus von 1968. Der Bestand gliedert sich in das alte Druckereigebäude aus dem Jahr 1906 und das Pressehaus von 1968. Hier war ursprünglich die „Druckerei Fortschritt“ und die Presse der ehemaligen DDR mit dem Verlag „Das Volk“ ansässig. Seit 1992 sind diese Gebäude überwiegend ungenutzt. Das Druckereigebäude wird auf Grund seiner Bausubstanz als nicht erhaltenswert eingeschätzt und zurückgebaut, um Platz für zeitgemäßes Wohnen zu schaffen. Das Pressehaus mit seinen 11 Stockwerken ist bereits völlig entkernt. Außer seinen statisch relevanten Elementen ist nur noch die Fassade erhalten geblieben. Grundsätzlich beinden sich die hier verbauten Fertig-Beton-Elemente in einem sehr guten Zustand, vorhandene Altlasten wie Asbest wurden bereits beseitigt. Einzig im Keller besteht die Möglichkeit weiterer Altlasten aus dem ehemaligen Druckereibetrieb. Genaue Aussagen oder Gutachten zu dieser Situation liegen bisher allerdings nicht vor. Die Beschädigungen durch Vandalismus sind angesichts der rund 20 Jahre ohne Nutzer überschaubar und nicht weiter relevant. Wie im Sozialismus üblich, war dieses Gebäude ein Typenbau und existiert selbstverständlich noch weitere Male auf der Welt. Ein baugleiches Exemplar ist beispielsweise das Pressehochhaus in Dresden, welches im Jahr 2003 bereits saniert wurde und bis heute als Bürohochhaus für die „Sächsische Zeitung“ dient. 1906 1968 10 /// Masterthesis | ReDevelopment | Bauen im Bestand | Vom Verwaltungsbau zum Wohnugsbau | Seniorengerecht gekürzte Fassung Auszug aus dem Original Pressetext vom 04.10.1968 zur Eröffnung des Hochhauses: Erfurter Zeitungshochhaus Bestimmung übergeben. seiner Gestern Nachmittag wurde das 11geschossige Zeitungshochhaus, der neue Sitz von Redaktion und Verlag unseres Bezirksorgans „Das Volk“ sowie der Leitung des Druckereikombinates „Fortschritt“ am JuriGagarin-Ring übergeben. Zur feierlichen Übergabe konnten die Mitarbeiter des Hauses das Mitglied des Zentralkomitees und Ersten Sekretär des SED-Bezirksleitung Erfurt, Genosse Alois Bräutigam, und weitere Mitglieder des Sekretariats der Bezirksleitung herzlich begrüßen. Der Stellvertreter des Generaldirektors der Zentralregierung, Genosse Karl Schmidt, übergab die neue Heimstätte der Parteipresse. Mit anerkennenden Worten sprach er von den Pionierleistungen der Leitung und der Mitarbeiter der Druckerei „Fortschritt“ bei der Inbetriebnahme hochproduktiver OffsetRotationsmaschinen. Den Bezirkszeitungen wurde damit der Weg zur modernsten Zeitungsherstellung geebnet. Genosse Alois Bräutigam würdigte in einer Ansprache die Leistung der Bauarbeiter anlässlich des 19. Jahrestages der DDR. Seine Glückwünsche an die Besitzer des Hauses verband er mit der Verplichtung für die Journalisten des Bezirksorgans, ihre Kraft einzusetzen, um mit hoher journalistischer Leistung zur weiteren Stärkung der DDR beizutragen. Chefredakteur Genosse Gerhard Fuchs dankte der Partei für die erwiesene großzügige Hilfe und versicherte im Namen des Kollektivs, auch in Zukunft keine Anstrengungen zu scheuen, die Politik der Partei den Werktätigen überzeugend zu erläutern und sie für die Verwirklichung der Politik der Partei zu mobilisieren. Abb.: 5.5 | Zeitungsartikel vom 04.10.1968 msa | münster school of architecture | Umnutzung Pressehochhaus Erfurt | Sebastian Sehr M.A. [arch.] /// 11 Projektmappe | Übersicht Konzept So wenig wie möglich, so viel wie nötig. Das in die Jahre gekommene Gebäude hat sich selbst neu erfunden und dem Zeitgeist entsprechend weiterentwickelt. Für das Gebäude wie auch für dessen Bewohner beginnt eine neue Lebensphase. Während im Inneren des Gebäudes die alte Substanz und die Geschichte an vielen Stellen ablesbar bleibt und auf die ehemalige Nutzung als Pressehaus verweist, ist von außen kaum noch etwas von der alten Ruine zu erahnen. Die Fassade wirkt sowohl modern wie klassisch und orientiert sich mit ihrer Komposition an dem ehemaligen Rhythmus der zurück gebauten Fassade. Damit wird zum einen dem Denkmalschutz Rechnung getragen und zum anderen ein Bezug auf die ursprüngliche Gestaltungsidee genommen. Die meisten im Außenraum verwendeten Materialien werden ihre Optik in den kommenden Jahren witterungsbedingt verändern. Das ist auch bewusst so gewollt, um damit die Vergänglichkeit sichtbar nach außen zu tragen. Das Gebäude soll in Würde altern, ähnlich wie seine Bewohner. Bes Um Pent Neubau Seni Pent Bestand Umgebung Rückbau der alten Druckerei Wiederverwertung des Bauschutt für das Gelände hinter dem Hochhaus Parkhaus errichten 12 /// Masterthesis | ReDevelopment | Bauen im Bestand | Vom Verwaltungsbau zum Wohnugsbau | Seniorengerecht gekürzte Fassung Townhouses errichten Fassadenkonstruktion davor stellen Penthouses als Erweiterung msa | münster school of architecture sebastian sehr b.a.[arch] msa | münster school of architecture | Umnutzung Pressehochhaus Erfurt | Sebastian Sehr M.A. [arch.] /// 13 Projektmappe | Übersicht Entwurf Das Gebäude soll in Würde altern, ähnlich wie seine Bewohner. Der Entwurf gliedert sich grundlegend in drei Bereiche. Das Hochhaus auf der Nordseite des Grundstücks, die sieben Townhouses an der Ostseite und das Parkhaus an der Westseite. Bestand Umgebung Penthouses Senioren Wohnen Business Townhouses Parken 14 /// Masterthesis | ReDevelopment | Bauen im Bestand | Vom Verwaltungsbau zum Wohnugsbau | Seniorengerecht gekürzte Fassung Der einfache Grundriss und die sehr hellen Räume erleichtern die Orientierung besonders für gehandikapten Personengruppen wie Senioren. 50,0cm 15,0cm 695,0cm 185,0cm 435,0cm 295,0cm 180,0cm 95,0cm 60,0cm 120,0cm 80,0cm 60,0cm 185,0cm 83,8cm 83,8cm 17,5cm 333,8cm 737,5cm 150,0cm 50,0cm 90,0cm 186,3cm 17,5cm 13,90 qm Schlafzimmer 203,8cm 316,3cm 5,10 qm 6,70 qm 90,0cm Abstellraum Badezimmer 3,40 qm 19,25 qm 360,0cm Loggia Flur 29,60 qm Wohnraum 17,5cm 37,5cm45,0cm 58,70 qm Wohnung Typ 02 360,0cm 370,0cm 75,0cm 262,5cm 120,0cm 60,0cm 60,0cm 60,0cm 60,0cm 37,5cm 370,0cm 290,0cm 240,0cm 205,0cm 240,0cm 325,0cm 10,0cm 100,0cm 337,5cm 262,5cm 60,0cm 60,0cm 60,0cm 60,0cm 60,0cm 60,0cm 60,0cm 330,0cm Am folgenden Beispiel der Wohnung vom Typ 02, wird dies für das vorliegende Projekt nachgewiesen. Alle Räume sind ausnahmslos barrierefrei entwurfen. Im Bad, wie auch im Schlafzimmer, im Wohnbereich oder auch auf dem Balkon sind Wende10,0cm möglichkeiten für Rollstuhlfahrer vorhanden. Ebenso der Abstellraum lässt sich dank einem Spiegel an der Gegenwand auch von einem Rollstuhlfahrer einfach nutzen. Es wurde zudem fast ausnahmslos auf Schwellen oder Rillen verzichtet. Alle Türen sind als Schiebe-Elemente geplant, einzig die Eingangstür bildet dabei aus Sicherheitsgründen eine Ausnahme. 65,0cm Mittels einer barrierefreien Planung sollen die Voraussetzungen für ein selbstständiges und unabhängiges Leben der Betroffenen geschaffen werden, um ihnen eine weitgehend uneingeschränkte Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen. Dabei ist es wichtig zu verstehen, dass „barrierefrei“ nicht gleichzeitig „rollstuhlfahrergerecht“ bedeutet. 25,0cm Barrierefreiheit msa | münster school of architecture | Umnutzung Pressehochhaus Erfurt | Sebastian Sehr M.A. [arch.] /// 15 Projektmappe | Übersicht Penthouse Leben über den Dächern der Altstadt Die Maisonett-Wohnungen gliedern sich über zwei Etagen in öffentliche und private Räume. Im 15. Stock des Hochhauses beinden sich die großzügigen Wohnbereiche der Penthouses. Die Räume sind umlaufend verglast und bieten so einen weiten Blick über die erfurter Altstadt mit ihren zahlreichen Kirchtürmen und dem erfurter Dom. Die dominierenden Materialien sind dunkle Hölzer im Bereich der Fassade und der Böden, sowie Sichtbeton an Stützen und Decken. Die Möbel sind mit hochwertigem Piano-Lack veredelt. Weiße Vorhänge dienen als Sonnenschutz. 16 /// Masterthesis | ReDevelopment | Bauen im Bestand | Vom Verwaltungsbau zum Wohnugsbau | Seniorengerecht gekürzte Fassung msa | münster school of architecture | Umnutzung Pressehochhaus Erfurt | Sebastian Sehr M.A. [arch.] /// 17 Projektmappe | Übersicht Wohnung Leben über den Dächern der Altstadt Selbst die Standardwohnung charakterisiert sich durch raumhohe Fenster, einen Blick über die Altstadt und ein wohnliches Ambiente. Trotz ihres kompakten Grundrisses wirkt sie großzügig und hell. Die Loggien lassen sich dank Glas-Falt-Elementen das gesamte Jahr über nutzen und stehen sowohl dem Wohnraum wie auch dem Schlafraum zur Verfügung. Die dominierenden Materialien sind dunkle Hölzer im Bereich der Fassade und der Böden, sowie Sichtbeton an Stützen und Decken. Die Möbel sind mit hochwertigem Piano-Lack veredelt. Weiße Vorhänge dienen als Sonnenschutz. 18 /// Masterthesis | ReDevelopment | Bauen im Bestand | Vom Verwaltungsbau zum Wohnugsbau | Seniorengerecht gekürzte Fassung msa | münster school of architecture | Umnutzung Pressehochhaus Erfurt | Sebastian Sehr M.A. [arch.] /// 19 Projektmappe | Übersicht Schnitte Querschnitt | Hochhaus Während sich die ersten drei Ebenen mit ihren großen Geschosshöhen klar abheben, zeichnen sich alle folgenden Ebenen durch kontinuierliche Geschosshöhen von 3,30 Metern aus. Ab dem Level 13 wird das Hochhaus um 4 Geschosse erweitert und schließt mit einem zurück springenden Staffelgeschoss und einer Dachterrasse ab. Sowohl an der Ost- wie auch an der Westfassade wird eine zusätzliche Konstruktion davor gestellt um weiter Freibereiche zu erhalten und dem Gebäude eine zeitgemäße Hülle zu geben. Zudem ist dieser Pufferbereich ein wichtiger Teil des Energiekonzeptes. Da die Auskragungen im Sommer das Gebäude verschatten, im Winter aber durch ihre Verglasung solare Wärmegewinne erzielen und das Gebäude zusätzlich aufwärmen. Bei einem ähnlichen Konzept konnten in Paris bis zu 60% Heizkosten eingespart werden. +52,56 +49,01 +45,71 14 +42,41 13 +39,11 12 +35,81 11 +32,51 10 +29,21 09 +25,91 08 +22,61 07 +19,31 06 +16,01 05 +12,71 04 +8,22 03 +4,00 02 +0,00 01 -1,15 10 m 5m 20 /// Masterthesis | ReDevelopment | Bauen im Bestand | Vom Verwaltungsbau zum Wohnugsbau | Seniorengerecht gekürzte Fassung Längsschnitt | Townhouse + Parken Die Townhouses im Osten gliedern sich in insgesamt 5 Geschosse. Im Erdgeschoss beinden sich eine Garage und ein Abstellraum. Darüber folgen Schlafbereiche und ein Badezimmer. In den weiteren drei Geschossen liegen die Arbeits- und Wohnbereiche. Von hieraus hat man auch einen direkten Zugang zum begrünten Dach des Parkhauses welches als großzügiger Freibereich genutzt werden kann. Das Parkhaus selbst gliedert sich in 2 Ebenen, wobei die ebenerdige für die Öffentlichkeit und die obere für die Anwohner vorgesehen ist. Neben Fahrrad- und Autostelllächen bietet sich hier zudem eine Möglichkeit um Platz für e-Mobilität zu schaffen. Konzepte wie e-Cars, e-Bikes und Car-Sharing können hier zusätzlich Verwendung inden. +16,03 +12,60 +9,42 +7,23 +6,23 +6,23 +3,05 +3,05 +0,00 +0,00 10 m 5m msa | münster school of architecture | Umnutzung Pressehochhaus Erfurt | Sebastian Sehr M.A. [arch.] /// 21 Projektmappe | Übersicht Ansichten Ostansicht | Hochhaus und Townhouses Die Ansichten an der Ostseite und an der Westseite charakterisieren sich durch eine großlächige Verglasung. Wobei die neu interpretierte Fassadengestaltung bei weitem nicht so kleinteilig erscheint wie die vorherige Bestandsfassade. In den Glaslächen spiegelt sich weiterhin der architektonische Kontext. Im Erdgeschoss markieren einfache Arkaden den Eingangsbereich, das Staffaelgeschoss im 15. Stock springt etwas zurück und ist von der Straße aus nicht zu sehen. 10 m Die Townhpouses zeichnen sich durch eine zurückhaltende Fassadengestaltung aus und stehen so mit angemessenem Respekt neben dem Pressehochhaus ohne den Versuch mit ihm in Konkurrenz zu treten. 5m 22 /// Masterthesis | ReDevelopment | Bauen im Bestand | Vom Verwaltungsbau zum Wohnugsbau | Seniorengerecht gekürzte Fassung Nordansicht | Hochhaus Die Ansichten an der Nordseite und an der Südseite charakterisieren sich durch eine zurückhaltende Verglasung. Die Fensteraufteilung entspricht mehr dem aktuellen Zeitgeist und weist gleichzeitig parallelen zur vorherigen Bestandsfassade auf. Die vorgestellte Konstruktion an der Ost- und Westseite ist als solche zu erkennen und setzt sich deutlich von der bereits bestehenden Bebauung ab. An der Südfassade bietet sich zudem Platz für eine Photovoltaikanlage. Diese könnte dazu dienen das Gebäude mit Strom zu versorgen, die Elektro-Mobilität zu unterstützen oder zusätzlich ins Stromnetz eingespeist zu werden um eine angemessene Vergütung zu erhalten. 10 m 5m msa | münster school of architecture | Umnutzung Pressehochhaus Erfurt | Sebastian Sehr M.A. [arch.] /// 23 Projektmappe | Übersicht Fassadenkonzept 1968 ... vereinfachen ... 2013 Fassade | 2013 Die neue Fassade charakterisiert sich durch eine großlächige Verglasung. Wobei der neu interpretierte Fassadenrhythmus bei weitem nicht so kleinteilig erscheint wie der Rhythmus der vorherige Bestandsfassade. Die neue Fassade nimmt den Charakter der alten Fassade auf und interpretiert diesen in eine simplere und zeitgemäßere Variante. Der Charakter des Gebäudes bleibt erhalten, was somit auch dem Denkvereinfachen kommt. ... malschutz ...entgegen 2013 In den Glaslächen spiegelt sich weiterhin der architektonische Kontext. Im Erdgeschoss markieren einfache Arkaden den Eingangsbereich, das Staffelgeschoss im 15. Stock springt etwas zurück und ist von der Straße aus nicht zu sehen. 24 /// Masterthesis | ReDevelopment | Bauen im Bestand | Vom Verwaltungsbau zum Wohnugsbau | Seniorengerecht gekürzte Fassung Fassade | 1968 Die Fassade aus dem Jahr 1968 charakterisiert sich durch eine sehr kleinteilige Verglasung, welche üblich war für die Verwaltungsbauten dieser Zeit. Mit ihrer Hol-Alu-Konstruktion ähnelt sie zwar heutigen Standards, kann die energetischen und ästhetischen Ansprüche unserer Zeit allerdings nicht einmal annähernd erfüllen. Zudem erfordert ein Wechsel in der Nutzung auch eine entsprechende Hülle. Die innere Funktion soll nach außen getragen werden. Ein Verwaltungsbau sieht nun einmal anders aus als ein Wohngebäude, eine Feuerwehr oder ein Rathaus. ... vereinfachen ... 2013 msa | münster school of architecture | Umnutzung Pressehochhaus Erfurt | Sebastian Sehr M.A. [arch.] /// 25 Projektmappe | Übersicht Gebäude Eine moderne Hülle für eine zeitgemäße Nutzung. Die neue Fassade charakterisiert sich durch eine großlächige Verglasung und nimmt den Charakter der alten Fassade auf. Dieser Rhythmus wird neu interpretiert und in eine simplere und zeitgemäßere Variante übersetzt. Der Charakter des Gebäudes bleibt erhalten, was somit auch dem Denkmalschutz entgegen kommt. In den Glaslächen spiegelt sich weiterhin der architektonische Kontext. Im Erdgeschoss markieren einfache Arkaden den Eingangsbereich, das Staffelgeschoss im 15. Stock springt etwas zurück und ist von der Straße aus nicht zu sehen. 26 /// Masterthesis | ReDevelopment | Bauen im Bestand | Vom Verwaltungsbau zum Wohnugsbau | Seniorengerecht gekürzte Fassung msa | münster school of architecture | Umnutzung Pressehochhaus Erfurt | Sebastian Sehr M.A. [arch.] /// 27 Projektmappe | Übersicht Konstruktion Erweitern, ausbauen, ergänzen, ausbessern. Im Bestand gibt es zum einen die Tragstruktur aus Stahlbeton in Fertigteilbauweise, die eine sehr gute Qualität aufweist und die Holz-Aluminium-Fassade, welche überwiegend nicht erhaltenswert ist. Einzig die Aluminiumverkleidung könnte bei einer Fassadensanierung erneut Verwendung inden. Der neu geplante Ausbau ist aus leichtem Mauerwerk, deren Stärke sich an den Vorgaben von Brandund Schallschutz orientiert, da diese Wände keine statische Relevanz haben. Der Boden wurde um etwa 15 cm erhöht und bietet somit zusätzlichen Raum für neue Installationen wie Rohre, Kabel und Schächte. Alle sonstigen Einbauten sind aus Holz und Glas, genauso wie die Hauptfassade. Diese ist in vorgefertigten Holzrahmenelementen geplant, welche witterungsunabhängig hergestellt und zeitefizient montiert werden können. Zudem sind die Kosten und der Transport einfacher zu planen. Die Dämmung der Hauptfassade besteht aus Mineralwolle. Der gesamte Wandaufbau von 37,50 cm hat einen U-Wert von 0,09 W/m2K und unterschreitet damit sogar die Vorgaben nach Passivhaus-Standard.1 Die Holz-Fenster bestehen aus einer Mehrfachverglasung. Dieser Wandaufbau ist auch im Winter ausreichend, da sich vor der Fassade eine „warme Pufferzone“ beindet. Während im Innenraum die Holzfassade sichtbar bleibt, wird diese im Außenbereich mit Faserzementplatten verkleidet, um dem Brandschutz gerecht zu werden. Die vorgestellte Konstruktion mit der Nebenfassade ist statisch autark und hat keine relevante Verbindung zum Gebäude. Somit werden unnötige Wärmebrücken vermieden und die Balkonkonstruktion muss nicht aufwendig gedämmt werden. Auch diese Konstruktion besteht aus vorgefertigten Elementen. Die Optik bleibt roh und kantig und entspricht somit dem verwendeten Material. Abschließend sind hier Holz-AluFenster mit einer Doppelverglasung vorgesehen. Diese sind als Faltkonstruktion ausgeführt und lassen sich im Sommer großzügig öffnen. Alle weiteren Neubauten wie die Townhouses sind in Porenbeton geplant, einzig das Parkhaus in Betonfertigteilen. Pressehaus Erfurt 2013 [1] Schätzung der Dämmwirkung, www.u-wert.net, 16.02.2013 28 /// Masterthesis | ReDevelopment | Bauen im Bestand | Vom Verwaltungsbau zum Wohnugsbau | Seniorengerecht gekürzte Fassung 1. Isolierverglasung 2. Verschattungselemente 3. Balkonkonstruktion aus Stahlbetonfertigteilen 4. Isolierverglasung 5. Außenwand (U-Wert 0,09 W/m2K) 6. Unterzug Stahlbeton (Bestand) 7. Bodenbelag aus Parkett 8. Innenwände massiv, verputzt 9. Interieur mit schwarzem Pianolack 10. Unterzug Stahlbeton (Bestand) 11. Innentüren mit Oberlicht 12. Stütze Stahlbeton (Bestand) 10 11 08 09 03 07 02 12 04 05 06 01 msa | münster school of architecture | Umnutzung Pressehochhaus Erfurt | Sebastian Sehr M.A. [arch.] /// 29 Projektmappe | Übersicht Fassade Eine moderne Hülle für eine zeitgemäße Nutzung. Die Fassade eines Hochhauses ist eines der zentralen Themen, wenn es um das Energiekonzept geht. Seine Fassadenläche ist im Vergleich zur Dachläche um ein vielfaches höher. Das Verhältnis Außenhülle zum Volumen ist zudem denkbar unvorteilhaft. Das führt dazu, dass sich bereits hier sehr viel Energie einsparen lässt. Gleichzeitig müssen die Kosten jederzeit im Blick behalten werden, da allein die Fassade rund 40% der gesamten Umbaukosten ausmachen kann1 und diese bekanntlich von hoher Priorität sind. In diesem Entwurf wurde eindeutig unterschieden in Haupt- und Nebenfassade. Die Hauptfassade dient größtenteils dem Wärmeschutz und der Abgrenzung von Innenraum und Außenraum. Die Nebenfassade hat hauptsächlich die Aufgabe der Gestaltung und des Witterungsschutzes. Die Hauptfassade hat einen Anteil der Fensteröffnungen von 30%. Das verringert im Sommer die solaren Wärmegewinne und erhöht im Winter die Fläche der gedämmten Außenwand, während gleichzeitig eine ausreichend natürliche Belichtung sichergestellt wird. Dies ist so auch in den Bewertungskriterien der „Gesellschaft für nachhaltiges Bauen“ zu inden.2 Die Nebenfassade ist nicht nur Hülle, sondern selbstverständlich auch das Gestalt gebende Mittel bei diesem Gebäudetyp und der Mittelpunkt des gesamten Designkonzeptes. Da sie konstruktiv und rhythmisch vollkommen frei von der inneren Struktur des Gebäudes ist, konnte sie individuell entworfen werden. Sie wirkt in ihrer jetzigen Form sowohl modern wie klassisch und orientiert sich mit ihrer Komposition an dem ehemaligen Rhythmus der zurück gebauten Fassade. Damit wird zum einen dem Denkmalschutz Rechung getragen und zum anderen ein Bezug auf die ursprüngliche Gestaltungsidee genommen. Aus dem einst starren Fassadenrhythmus, der für den Verwaltungsbau so typisch ist, wurde ein lockerer und vielfältiger Duktus. Dieser entspricht auch mehr der neuen Nutzung als Wohngebäude, wie auch seiner inneren Struktur und der angenommenen Zielgruppe. BAUKOSTEN | BAUEN IM BESTAND OPTIMALE FASSADENAUFTEILUNG 8% Rückbau 26% Rohbau/Ausbau 70% Fassade Quelle: optimale Fassadenaufteilung, Nachhaltige Wohnkonzepte, Drexler und El Khouli, Juli 2012 21% Technik Quelle: ReDevelopment, Fraunhofer IRB Verlag, Stuttgart 2009, S.182 (Zusammenfassung, Sanierung "Haus des Lehrers") [1] ReDevelopment, Fraunhofer IRB Verlag, Stuttgart 2009 [2] Nachhaltige Wohnkonzepte, Drexler und El Khouli, Juli 2012 30 /// Masterthesis | ReDevelopment | Bauen im Bestand | Vom Verwaltungsbau zum Wohnugsbau | Seniorengerecht gekürzte Fassung Erweiterung 4 Geschosse Fassade ALT Fassade NEU msa | münster school of architecture | Umnutzung Pressehochhaus Erfurt | Sebastian Sehr M.A. [arch.] /// 31 Projektmappe | Übersicht Energiekonzept Den Verbrauch nachhaltig reduzieren und Energie regenerativ erzeugen. Das grundlegende Energiekonzept besteht darin, den allgemeinen Verbrauch lächendeckend zu reduzieren um somit den Bedarf dauerhaft zu senken. Für die dann noch benötigte Energie werden überwiegend regenerative Quellen genutzt. Es wird keine Energieform klar favorisiert, sondern vielmehr Wert auf einen ausgewogenen Energie-Mix gelegt. Der gesamte Wandaufbau von 37,50 cm hat einen U-Wert von 0,09 W/ m2K und unterschreitet damit sogar die Vorgaben nach PassivhausStandard.1 Die Hauptfassade hat einen Anteil der Fensteröffnungen von 30%. Das verringert im Sommer die solaren Wärmegewinne und erhöht im Winter die Fläche der gedämmten Außenwand, während gleichzeitig eine ausreichend natürliche Belichtung sichergestellt wird. Pressehaus Erfurt 2013 Gebäude einsparen: erzeugen: · Carsharing · geringer Anteil an Fensteröffnungen (<30%) · Dämmung Außenwand · Isolierverglasung · massive Speichermasse im Gebäudekern · · · · · Geothermie Photovoltaik Solarthermie Abwasserwärme Fernwärme Wohnung einsparen: · · · · · · Wasserdurchluss reduzieren Wärmetauscher (dezentral) Energiesparlampen Grauwassernutzung für das WC tageszeitabhängiger Energiepreis Niedertemperaturheizung erzeugen: · passive Wärmegewinne · solare Wärmegewinne · optische Wärmegewinne [1] Schätzung der Dämmwirkung, www.u-wert.net, 16.02.2013 32 /// Masterthesis | ReDevelopment | Bauen im Bestand | Vom Verwaltungsbau zum Wohnugsbau | Seniorengerecht gekürzte Fassung Carsharing eBikes und eCars Fassade Anteil der Fensteröffnungen < 30% Außenwand Kälte- und Wärmeschutz U-Wert Speichermasse massiver Gebäudekern Reihenhäuser kompakte Bauweise Isolierverglasung Kälte- und Wärmeschutz Kälte- und Wärmeschutz U-Wert ... ... U-Wert Energiekonzept | EINSPAREN | münster school of architecture Photovoltaik 600qm Gesamtfläche Solarthermie 450qm Gesamtfläche Wärmerückgewinnung Thermolüfter Fassade Geothermie je 100m tief Fernwärmenetz aus regenerativen Energiequellen Wärmerückgewinnung Abwasser Energiekonzept | ERZEUGEN sebastian sehr msa | münster school of architecture | Umnutzung Pressehochhaus Erfurt | Sebastian Sehr M.A. [arch.] /// 33 Projektmappe | Übersicht Zusammenfassung Kontext, Bestand, Umwandlung, Konzept, Nutzung, Konstruktion, Fassade Der Entwurf gliedert sich grundlegend in drei Bereiche. Das Hochhaus auf der Nordseite des Grundstücks, die sieben Townhouses an der Ostseite und das Parkhaus an der Westseite. Grundsätzlich fällt ein Hochhaus in den meisten Fällen aus dem räumlichen Kontext. Aus rein städtebaulicher Sicht besitzt es eine Typologie, die fast immer unweigerlich für Aufmerksamkeit sorgt. Am Standort in der Erfurter Innenstadt kommt auch noch der Faktor des Bautypus hinzu. Denn in der unmittelbaren Umgebung, innerhalb des Stadtrings, beinden sich fast ausschließlich mittelalterliche Kleinbauten und Gebäude aus der Gründerzeit. Dieser starke Kontrast ist aber typisch für diese Lage und gilt auch als prägend für das Erscheinungsbild der Erfurter Innenstadt. Das Druckereigebäude wird auf Grund seiner Bausubstanz als nicht erhaltenswert eingeschätzt und zurückgebaut, um Platz für zeitgemäßes Wohnen zu schaffen. Das Pressehaus mit seinen 11 Stockwerken ist bereits völlig entkernt. Außer seinen statisch relevanten Elementen ist nur noch die Fassade erhalten geblieben, entspricht aber weder energetischen noch ästhetischen Standards. Das in die Jahre gekommene Gebäude hat sich selbst neu erfunden und dem Zeitgeist entsprechend weiterentwickelt. Für das Gebäude wie auch für dessen Bewohner beginnt eine neue Lebensphase. Während im Inneren des Gebäudes die alte Substanz und die Geschichte an vielen Stellen ablesbar bleibt und auf die ehemalige Nutzung als Pressehaus verweist, ist von außen kaum noch etwas von der alten Ruine zu erahnen. Die Fassade wirkt sowohl modern wie klassisch und orientiert sich mit ihrer Komposition an dem ehemaligen Rhythmus der zurück gebauten Fassade. Damit wird zum einen dem Denkmalschutz Rechnung getragen und zum anderen ein Bezug auf die ursprüngliche Gestaltungsidee genommen. Die meisten im Außenraum verwendeten Materialien werden ihre Optik in den kommenden Jahren witterungsbedingt verändern. Das ist auch bewusst so gewollt, um damit die Vergänglichkeit sichtbar nach außen zu tragen. Das Gebäude soll in Würde altern, ähnlich wie seine Bewohner. In einer Studie wurden zahlreiche Entwurfsvarianten auf Flächenefizienz geprüft und unter verschiedenen Gesichtspunkten bewertet. Zuerst wurden die Größen und Verhältnisse von Wohnlächen, Freilächen und Erschließungslächen festgestellt. Anschließend wurden die Varianten dann nach Entwurfsqualität und Machbarkeit beurteilt. Die meisten Wohnungen haben eine durchschnittliche Größe von 60-90 m2 und entsprechen damit den Vorstellungen der angenommenen Zielgruppe 50+. Leicht veränderbare Grundrisse bieten die Möglichkeit, Größe und Zuschnitt von Wohnungen den jeweiligen Lebensphasen und Bedürfnissen der Bewohner anzupassen. Dabei entsteht ein Gebäude, welches die Menschen durch ihr Älterwerden und die damit einhergehenden sozialen Konstellationen begleiten. 34 /// Masterthesis | ReDevelopment | Bauen im Bestand | Vom Verwaltungsbau zum Wohnugsbau | Seniorengerecht gekürzte Fassung Alle Räume sind barrierefrei entwurfen. Im Bad, wie auch im Schlafzimmer, im Wohnbereich oder auch auf dem Balkon sind Wendemöglichkeiten für Rollstuhlfahrer vorhanden. Es wurde zudem fast ausnahmslos auf Schwellen oder Rillen verzichtet. Alle Türen sind als Schiebe-Elemente geplant. Der einfache Grundriss und die sehr hellen Räume erleichtern die Orientierung besonders für gehandikapten Personengruppen wie Senioren. Die neue Fassade des Hauses charakterisiert sich durch eine großlächige Verglasung. Wobei der neu interpretierte Fassadenrhythmus bei weitem nicht so kleinteilig erscheint wie der Rhythmus der vorherige Bestandsfassade. Die neue Fassade nimmt den Charakter der alten Fassade auf und interpretiert diesen in eine simplere und zeitgemäßere Variante. Der Charakter des Gebäudes bleibt erhalten, was somit auch dem Denkmalschutz entgegen kommt. In den Glaslächen spiegelt sich weiterhin der architektonische Kontext. Im Erdgeschoss markieren einfache Arkaden den Eingangsbereich, das Staffaelgeschoss im 15. Stock springt etwas zurück und ist von der Straße aus nicht zu sehen. zum Gebäude. Somit werden unnötige Wärmebrücken vermieden und die Balkonkonstruktion muss nicht aufwendig gedämmt werden. Zudem ist dieser Pufferbereich ein wichtiger Teil des Energiekonzeptes. Da die Auskragungen im Sommer das Gebäude verschatten, im Winter aber durch ihre Verglasung solare Wärmegewinne erzielen und das Gebäude zusätzlich aufwärmen. Das grundlegende Energiekonzept besteht letztlich darin, den allgemeinen Verbrauch lächendeckend zu reduzieren um somit den Bedarf dauerhaft zu senken. Für die dann noch benötigte Energie werden überwiegend regenerative Quellen genutzt. Es wird keine Energieform klar favorisiert, sondern vielmehr Wert auf einen ausgewogenen Energie-Mix gelegt. Während des gesamten Planungsprozesses galt stets das Konzept: „So wenig wie möglich, so viel wie nötig“ Im Bestand gibt es zum einen die Tragstruktur aus Stahlbeton in Fertigteilbauweise, die eine sehr gute Qualität aufweist und die Holz-Aluminium-Fassade, welche überwiegend nicht erhaltenswert ist. Die neu davor gestellte Konstruktion mit der Nebenfassade ist statisch autark und hat keine relevante Verbindung msa | münster school of architecture | Umnutzung Pressehochhaus Erfurt | Sebastian Sehr M.A. [arch.] /// 35 Projektmappe | Übersicht Autor Ein kurzes Portrait über den Verfasser dieser Arbeit Ich wurde in den letzten Wochen immer wieder gefragt ob ich es schade fände, dass unser Architekturstudium nach knapp sechs langen Jahren zu Ende geht. Ganz ehrlich? Jetzt geht es doch erst so richtig los. Außerdem war dieses Studium bei weitem nicht die Ausbildung zum Architekten. Es kann maximal einen Grundstein legen für das was uns noch erwartet. Lebenslanges Lernen und ständige Kritik an uns selbst sollte immer selbstverständlich bleiben. Oder wie der Unternehmer Henry Ford sagen würde: „Wer immer tut, was er schon kann. Bleibt immer das was er schon ist“ Name Sebastian Sehr Grad Master of Arts in Architecture Kontakt www.molleworks.com Ausbildung 09/10 - 03/13 MASTERSTUDIUM DER ARCHITEKTUR msa | münster school of architecture 09/07 - 08/10 BACHELORSTUDIUM DER ARCHITEKTUR fhe | Fachhochschule Erfurt 01/06 - 08/07 SPEZIALISIERTE EINSATZKRÄFTE MARINE Minentauchereinsatzboot Rottweil 08/03 - 08/05 FACHABITUR FÜR GESTALTUNG Walter-Gropius-Schule Erfurt Praxis 04/12 - 12/12 ARCHITEKTURBÜRO MANFRED BUKOWSKI | BDA angestellter Planer 02/11 - 03/12 BÜRO DIRK LUDWIG | ARCHITEKTUR UND DESIGN freier Mitarbeiter 08/09 - 02/10 DMA ARCHITEKTEN | BDA freier Mitarbeiter 01/09 - 08/09 HKS ARCHITEKTEN + GESAMTPLANER | BDA studentischer Mitarbeiter 36 /// Masterthesis | ReDevelopment | Bauen im Bestand | Vom Verwaltungsbau zum Wohnugsbau | Seniorengerecht Danke Ich danke meinen Freunden, meinen Kommilitonen und Professoren sowie meiner Familie für all ihre Unterstützung, ihre Hilfe und ihr Verständnis während der gesamten Studienzeit. Impressum Idee, Konzept und Design: © Sebastian Sehr M.A. [arch.] März 2013