PRESSEINFORMATION WKO Saison 2012/13

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Zukunft ohne Vergangenheit?
Oper „Minsk“ von Ian Wilson und Lavinia Greenlaw wird in Kooperation mit
dem Württembergischen Kammerorchester am Theater Heilbronn
uraufgeführt
Premiere am 3. März 2013, 19.30 Uhr, Großes Haus
Minsk (URAUFFÜHRUNG)
Oper von Ian Wilson (Musik) und Lavinia Greenlaw (Text)
Musikalische Leitung: Ruben Gazarian
Regie: Christian Marten-Molnár
Ausstattung: Nikolaus Porz
Übersetzung: Raphael Urweider
Korrepetition: Ann Joana Druyts
Kontakt
Presse und Öffentlichkeitsarbeit
Silke Zschäckel
t. 07131.563403
[email protected]
Berliner Platz 1
74072 Heilbronn
theater-heilbronn.de
Mit:
Johanna Greulich (Anouschka)
Ksenija Lukic (Anna)
Niklas Romer (Fyodor)
Weitere Vorstellungen: 6., 21., 22. März 2013, jeweils 19.30 Uhr
Theaterfrühstück mit Einführungsmatinee am 24. Februar, 11 Uhr, Foyer des
Großen Hauses im Theater Heilbronn
MINSK wird gefördert von
Einmal im Jahr heben das Theater Heilbronn und das Württembergische
Kammerorchester einen Schatz und bringen gemeinsam ein außergewöhnliches
Werk der Musikliteratur auf die Bühne. Am 3. März 2013 wird dies die
Uraufführung der Oper „Minsk“ des irisch-britischen Komponisten Ian Wilson
und der in London lebenden Lyrikerin Lavinia Greenlaw sein. Die Oper ist
inspiriert von dem Gedicht „Minsk“ in Lavinia Greenlaws gleichnamigem
Lyrikband. Die musikalische Leitung hat Ruben Gazarian. Regie führt Christian
Marten-Molnár, der bereits die erste gemeinsame Oper von Wilson und Greenlaw,
„Hamelin“, uraufgeführt hat (2003 in Flensburg).
In „Minsk“ steht Anna, eine Frauenfigur, im Mittelpunkt. Mit 20 verließ sie ihre
Heimatstadt Minsk. Sie kam mit großen Hoffnungen und Erwartungen nach
London. Mittlerweile sind mehr als zwanzig Jahre vergangen. Eines Tages träumt
sie von ihrer Rückkehr nach Minsk. Sie sieht die Stadt ihrer Jugend wieder und vor
allem ihre Jugendliebe Fyodor. Und sie begegnet sich selbst als 20jährige Anoushka
und durchlebt noch einmal die Momente, die zu ihrem Weggang aus der Heimat
führten.
In der politischen und auch in der künstlerischen Auseinandersetzung mit dem
Themenkomplex Migration und Integration steht häufig die Frage im Mittelpunkt,
wie sich dadurch unsere westliche Gesellschaft verändert. In der zweiten
gemeinsamen Oper von Ian Wilson und Lavinia Greenlaw geht es aber nicht um
die sogenannte Mehrheitsgesellschaft, sondern vielmehr um das Schicksal eines
Menschen, der versucht hat, sich dieser neuen Gesellschaft anzupassen, sich zu
integrieren.
Kontakt
Presse und Öffentlichkeitsarbeit
Judith Heinrich
t. 07131.87272
[email protected]
Moltkestraße 11
74072 Heilbronn
wko-heilbronn.de
Mit der Flucht aus Orten der Vergangenheit wird auch immer versucht, ein Stück
des eigenen Selbst zurückzulassen, manchmal auch ein ungeliebtes. Nach
Überzeugung der Autoren prägt das Vergangene den Menschen. Diese Prägung
muss von den Mitmenschen akzeptiert werden. Sie können nicht verlangen, dass
ein Mensch seine Vergangenheit vollständig „vergisst“. Integration kann nicht
durch Aufgabe, sondern nur durch das Mitnehmen der eigenen Wurzeln gelingen.
Und diese Überzeugung meint nicht nur die Frage der geografischen Herkunft,
sondern auch die der sozialen, psychischen oder religiösen Abstammung. Zukunft
gestaltet sich nur, wenn jeder Mensch von den anderen, von der
Mehrheitsgesellschaft in seiner Verschiedenartigkeit akzeptiert wird. Integration,
welcher Art auch immer, kann nicht Assimilation sein.
Anna hat es scheinbar geschafft. Sie lebt ein bescheidenes, angepasstes Leben in
London, hat einen kleinen Angestelltenjob und ist allein. War das den Weggang aus
ihrer Heimat wert? Sie hatte damals eine Entscheidung getroffen und diese
konsequent umgesetzt. Und doch plagen sie immer stärkere Zweifel, ob es richtig
gewesen war.
In diesem Punkt trifft sich ihre Geschichte mit der vieler anderer Menschen, die
wichtige Lebensentscheidungen hinterfragen und nicht selten auch bereuen. Wie
lässt es sich mit einem solch quälenden Gedanken leben? Wilson und Greenlaw
plädieren für die Einsicht, dass jede Entscheidung zu dem Zeitpunkt, an dem sie
getroffen wurde, richtig war. Man muss nach ihrer Überzeugung zu dem Leben
stehen, das man gelebt hat, seine Vergangenheit in die Gegenwart mitnehmen, um
eine Zukunft zu haben. Das Hadern mit Entscheidungen lähmt das Handeln und
den wachen Blick in der Gegenwart.
Regisseur Christian Marten-Molnár kennt und schätzt den Komponisten Ian
Wilson seit 10 Jahren. Wilsons Musik ist nicht einzuordnen, denn er wählt immer
die Ausdrucksmittel, mit denen er am besten erzählen kann, was er ausdrücken
möchte. Die Oper „Minsk“ hat für Wilson einen sehr privaten Kern. Seine Frau
kommt aus Serbien, und ihre Sehnsucht nach der Heimat ist ständig präsent. Raum
und Szene sind in den Kompositionen Wilsons wichtige Parameter. Ihn interessiert
die musikalische Umsetzung von (Theater)räumen. Er entwickelt eine musikalische
Struktur, die ganz klar szenisch bedient werden muss.
„Minsk“ steht sowohl für Wilson als auch für Greenlaw nicht nur für die konkrete
Stadt, sondern auch als Synonym für einen Ort, der von Armut geprägt ist und an
dem man sich aufgrund der Lebensbedingungen nicht mehr wohl fühlt.
Inhalt der Oper
Anna, eine junge Frau von Anfang Zwanzig, hat einen Traum: Sie möchte fort aus
dem Elend ihrer Heimat, einem Land, das fest im Griff des wirtschaftlichen
Abstiegs ist. Sie jobbt als Bedienung. Es reicht gerade zum Nötigsten. Eine eigene
Wohnung kann sie davon nicht bezahlen und muss so bei ihrer alten Tante in einer
nicht beheizbaren Ein-Zimmer-Wohnung leben. Von ihrem Freund Fyodor hat sie
nicht viel zu erwarten. Dieser versucht sich als Dichter, lebt von ihrem Geld und
hält mehr davon, in der Kneipe seine Künstler-Attitute zu pflegen, als sich um eine
gemeinsame Zukunft zu sorgen. Und so sieht Anna nur einen Ausweg: Sie will weg
aus ihrer Heimatstadt, aus ihrem Heimatland. Sie träumt von einem Neuanfang,
von einem Leben in London. Und wenn es sein muss, auch alleine ohne Fyodor.
Die Oper setzt mehr als zwanzig Jahre später in London ein. Anna, dem
Augenschein nach integriert in die moderne westliche Gesellschaft, arbeitet als
Angestellte – ein unbedeutender Job in einer unbedeutenden Firma. Sie lebt nun
das Leben vieler Menschen im modernen Kapitalismus: Die Arbeit bestimmt ihren
Tag, sie ist Single, und gilt aus Frau von Mitte Vierzig in unserer Gesellschaft, in der
nur die Jugend zählt, als alt und „verbraucht“.
Es ist kurz vor Weihnachten. Anna erwarten wieder einmal einsame Feiertage. Auf
der Rückfahrt von der Arbeit nach Hause lassen Geräusche, Gerüche, kurze
körperliche Kontakte, so wie sie in einer vollen U-Bahn alltäglich sind,
Erinnerungen an ihre Jugend aufsteigen. Sie erinnert sich an die junge,
lebenslustige, optimistische Frau, die sie einmal gewesen war. Was ist nur aus ihr
geworden? War es richtig, den Weg ins Exil gegangen zu sein? Hat es sich gelohnt,
auf den Freund, die Heimat verzichtet zu haben? Was hat sie hier in London?
Die Selbstzweifel münden in einen Tagtraum. Anna sieht sich in ihre Heimatstadt
zurückkehren. Bekommt sie eine zweite Chance? Sie trifft auf den Fyodor ihrer
Jugend: Anfang Zwanzig, selbstverliebt und mehr mit sich beschäftigt als mit der
Partnerin. Und sie trifft auf eine junge Frau, auf sich selbst, kurz bevor sie nach
London gegangen war. Und Anna versucht Anouschka, das junge „Ich“, davon zu
überzeugen, dazubleiben. Denn das, was sie im Exil erwarten würde, sei es nicht
wert, zu Hause alles aufzugeben. Doch die junge Frau lässt von ihrem Entschluss
nicht ab. Sie will den Schritt wagen, die Erfahrung machen.
In dem Selbstgespräch wird Anna eines klar: Es war damals die richtige
Entscheidung und ihre Zukunft kann sie nur dann in die eigenen Hände nehmen,
neu gestalten, wenn sie die Gegenwart annimmt mit der Kraft, dem
Gestaltungswillen, den sie als junge Frau gehabt hatte. Anna begreift, dass man nur
dann eine Zukunft hat, wenn man die Vergangenheit nicht als nostalgischen
Rückzugsraum benutzt, sondern sie mit in die Gegenwart nimmt. Die junge
Anouschka allerdings bekommt eine einmalige Chance: Sie nimmt auf ihrem Weg
die Erfahrungen der reifen Anna mit.
Biografien
Der Komponist Ian Wilson wurde 1964 in Belfast geboren. Er studierte an der
University of Ulster Komposition und erwarb dort auch seinen Doktortitel im
gleichen Fach. Fortan war er als freischaffender Komponist tätig und ist seit
1998 in der Lage seinen Lebensunterhalt durch Kompositionsaufträge und
Stipendien zu finanzieren. Von 2000 bis 2003 war er Inhaber eines
Forschungsstipendiums an der University of Ulster. 2009 bis 2010 erhielt er ein
solches am Dundalk Institute of Technology. 2006 bis 2009 war er Composer
in Association der kalifornischen Camerata Pacifica und 2003 bis 2011 Leiter
des Sligo New Music Festival. In den letzten zwei Jahren ist er Associate
Composer beim Ulster Orchestra.
Ian Wilson schuf bislang ca. 130 Werke in den Sparten Kammeroper,
Orchesterwerke, Vokalmusik, Chormusik, Kammermusik und Stücke für
Soloinstrumente. Er wurde u. a. mit dem Kompositionspreis des Ultima
Festivals Oslo und dem Macaulay Fellowship des Arts Council of Ireland
ausgezeichnet und ist 1998 in die Aosdána, einem von der Republik Irland
geförderten Künstlergremium, aufgenommen worden.
Lavinia Greenlaw wurde 1962 in eine Naturwissenschaftlerfamilie, beide
Eltern waren Ärzte, hineingeboren. 1973 zog die Familie von London nach
Stock (Essex). Sie studierte Moderne Kunst an der Hochschule Kingston
Polytechnic und Verlagswesens am London College of Printing. Sie erwarb den
Master of Arts in „Kunstgeschichte des 17. Jahrhunderts“ am Courtauld
Institute. Zunächst ist sie Lektorin und in der Organisation von Kunstbetrieben
tätig (London Arts Board, South Bank Centre). Seit 1994 ist sie freischaffende
Dichterin, lehrt Kreatives Schreiben am Londoner Goldsmiths College und ist
Professorin für Dichtung an der University of East Anglia.
Neben Gedichten und Romanen schrieb sie Opernlibretti für Hamelin (Musik:
Ian Wilson), Minsk (Musik: Ian Wilson) und Peter Pan (Musik: Richard Ayres,
Auftrag für Staatstheater Stuttgart, Komische Oper Berlin und Welsh National
Opera). Da ihre Sprache vielschichtig, formstreng und musikalisch angelegt ist,
wird sie von vielen britischen Komponisten als Texterin sehr geschätzt.
Lavinia Greenlaw schuf des Weiteren Bearbeitungen bekannter Romane für das
Radio (z.B. Hermann Hesse: Das Glasperlenspiel oder Virginia Woolf: Night
and Day). Sie stellte Radio-Features über die Arktis, die Ostsee, Emily
Dickinson und Elizabeth Bishop her und schrieb Essays für die National
Galery, die Tate Britain und das Science Museum. Lavinia Greenlaw erhielt
unterschiedlichste Preise und Auszeichnungen: Arts Council Writers‘ Award,
Forward Prize (1997 und 2003) und Ted Hughes Award for a New Work in
Poetry. 2012 war sie Poet in Residence beim schottischen StAnza Festival.
Ruben Gazarian hat mit Beginn der Konzertsaison 2002/2003 die
künstlerische
Leitung
des
renommierten
Württembergischen
Kammerorchesters Heilbronn übernommen. Das Standardrepertoire des
Orchesters hat er durch Ausweitung auf sinfonische Besetzung und durch die
Wahl zahlreicher Werke aus der Romantik, der frühen Moderne und der
Avantgarde bereichert. Ruben Gazarian stammt aus Armenien und wurde am
Staatlichen Konservatorium in Eriwan beim Primarius des berühmten BorodinQuartetts Prof. R. Aharonian sowie (ab 1992) an der Hochschule für Musik und
Theater Leipzig als Geiger ausgebildet. 1995 folgte ein Dirigierstudium –
ebenfalls an der Leipziger Musikhochschule – welches er 1998 mit der
Höchstnote absolvierte. Nach mehrjähriger Tätigkeit (1993-1998) als Erster
Konzertmeister des Westsächsischen Symphonieorchesters, wurde Gazarian
1999 zu dessen Chefdirigenten gewählt. Im September 2002 wurde er
Preisträger des 1. Internationalen Dirigentenwettbewerbs „Sir Georg Solti“ in
Frankfurt am Main. Als Gastdirigent stand Ruben Gazarian u. a. am Pult des
Radio-Sinfonieorchesters Stuttgart des SWR, des WDR-Sinfonieorchesters
Köln, des RSO Frankfurt, der Hamburger Symphoniker, des Deutschen
Symphonie-Orchesters Berlin, des Frankfurter Museumsorchesters (Orchester
der Oper Frankfurt), des Hessischen Staatsorchesters Wiesbaden, Orchestre
National de Lyon, des Züricher Kammerorchesters u. a..
Erfolgreiche Zusammenarbeit verbindet Gazarian mit so namhaften Solisten
wie Julia Fischer, Hilary Hahn, Katia & Marielle Labèque, Elisabeth Leonskaja,
Sabine Meyer, Viktoria Mullova, Sergei Nakariakov, Gerhard Oppitz, Frank
Peter Zimmermann, Beaux Arts Trio, Gewandhaus-Quartett und vielen
anderen.
Christian Marten-Molnár wurde 1960 in Oldenburg geboren. Von 1980 bis
1984 studierte er Musiktheaterregie an der Musikhochschule in Hamburg.
1984/85 ging er als Regieassistent und Mitarbeiter des Oberspielleiters ans
Staatstheater Oldenburg, 1985 bis 1991 war er Regisseur und Dramaturg am
Städtebundtheater in Hof und lehrte auch an der Universität Bayreuth.
1991/92 war er Oberspielleiter am Deutsch-Sorbischen Volkstheater in
Bautzen. Danach arbeitete er freischaffend als Regisseur und freier Mitarbeiter
der Salzburger Festspiele. Von 1996 bis 2000 ging er als Regisseur,
Chefdramaturg und Stellvertretender Intendant ans Stadttheater Gießen und
nahm Lehraufträge an der Universität Gießen wahr. Mit seiner Inszenierung
„Parzival“ erhielt er 1999 eine Einladung zur „Münchner Biennale für Neues
Musiktheater“. Von 2000 bis 2003 arbeitete er als Regisseur und Chefdramaturg
am Schleswig-Holsteinischen Landestheater und lehrte an der Universität
Flensburg. Er führte Regie in zahlreichen Inszenierungen (unter anderem
Opern von Mozart, Verdi, Puccini, Wagner, Marschner, Weber, Catalani,
Massenet, Debussy, Strawinsky, Hindemith, Antheil, Brand, Henze), darunter
viele Ur- und deutsche Erstaufführungen, beispielsweise „Russalka“ (Alexander
Dargomyschski), „Parzival“ (Gemeinschaftsoper der Kompositionsklasse von
Adriana Hölszky, „Sarka“ (Leos Janacek), „Jahrtausend“ (Benjamin Lang),
„Hamelin“ (Ian Wilson).
Von 2003 bis 2008 war er Chefdramaturg und Regisseur am Theater
Rudolstadt. Hier inszenierte er unter anderem „Bandscheibenvorfall“ von
Ingrid Lausund, „Ab jetzt“ von Alan Ayckbourn und die Musiktheaterabend
„Die Weise von Liebe und Tod“ von Viktor Ullmann und Frank Martin nach
der Dichtung von Rainer Maria Rilke und „Krapp oder das letzte Band“ von
Marcel Mihalovici und Samuel Beckett.
Von 2008 bis 2012 war er Chefdramaturg und Stellvertreter des Intendanten am
Theater Heilbronn. Er führte Regie bei dem Musiktheaterabend „Verklärte
Nacht“ mit Werken von Arnold Schönberg, den das Theater Heilbronn
zusammen mit dem Württembergischen Kammerorchester Heilbronn
herausbrachte. Und er zeichnete auch für die Inszenierung der ersten
Kinderoper verantwortlich, die das Theater gemeinsam mit der Musikschule der
Stadt Heilbronn auf die Bühne brachte: „Brundibar“ von Hans Krasa.
In der Spielzeit 2009/10 inszenierte Christian Marten-Molnár das Musical „The
Black Rider“ von Tom Waits, Robert Wilson und William S. Burroughs für die
Bühne des Großen Hauses. 2010/11 führte er Regie in der Komödie „Gatte
gegrillt“ von Debbie Isitt und setzte den Musiktheaterabend „sinn-spuren“, ein
Gemeinschaftsprojekt mit dem Württembergischen Kammerorchester in Szene.
2011/12 inszenierte er wiederum das Gemeinschaftsprojekt mit dem WKO
„Die Winterreise“.
Ab 2012/13 ist er Opernkurator für das Theater Heilbronn und bringt die
Uraufführung „Minsk“ von Ian Wilson und Lavinia Greenlaw auf die Bühne.
Nachdem er zunächst als Gastwirt auf Kreta tätig war, knüpfte Nikolaus Porz
1985 erste Kontakte zum Theater in München und begann 1988 eine
Schauspiel-Ausbildung in Berlin. 1989 war er mit Armin Petras Mitbegründer
des Theaters Medea West. Seit 1992 übernahm er diverse freie Assistenzen und
eigene Ausstattungen, unter anderem für das Schauspiel Essen und die
Ruhrfestspiele Recklinghausen. 1994 wurde er Ausstattungsassistent am Bremer
Theater, von 1996 bis 1998 war er Ausstattungsleiter am Theater
Wilhelmshaven. Seit 1998 ist Nikolaus Porz freischaffender Bühnen- und
Kostümbildner für Oper und Schauspiel. Wichtige Arbeiten waren in der
letzten Zeit unter anderem „Tintenherz“ von Cornelia Funke (Theater
Erlangen), „Das letzte Band“ von Samuel Beckett (Theater Rudolstadt), „Weiße
Rose“ von Udo Zimmermann (Theater Coburg), „Wer hat Angst vor Virginia
Woolf ?“ von Edward Albee (Theater Lübeck), „Kabale und Liebe“ von
Friedrich Schiller (Theater Coburg), „Clavigo“ von Johann W. Goethe
(Staatstheater Mainz) und „Endstation Sehnsucht“ von Tennessee Williams
(Theater Eisenach).
Am Theater Heilbronn stattete Nikolaus Porz bereits den Musiktheaterabend
„Verklärte Nacht“, der in Zusammenarbeit mit dem Württembergischen
Kammerorchester Heilbronn entstanden ist, aus. In der Spielzeit 2009/10
zeichnete er für die Ausstattung zu Christian Marten-Molnárs Inszenierung des
Musicals „The Black Rider“ verantwortlich, 2010/11 für die „sinn_spuren“ und
2011/12 für den Musiktheaterabend „Die Winterreise“ 2012/13 stattet er die
Uraufführung der Oper „Minsk“ aus.
Seit seiner Gründung im Jahr 1960 durch Jörg Faerber hat sich das
Württembergische Kammerorchester Heilbronn zu einem der gefragtesten
Kammerorchester weltweit entwickelt. Neben seiner künstlerischen
Vielseitigkeit besticht das Kammerorchesteres durch eine emotionale und
sinnliche Klangkultur und durch das gelebte Ideal kammermusikalischen
Musizierens. Im September 2002 übernahm Ruben Gazarian die Position des
Chefdirigenten und Künstlerischen Leiters.
In Heilbronn bildet das Württembergische Kammerorchester durch eine Reihe
von Abonnementskonzerten das Rückgrat des kulturellen Lebens, aber auch in
den deutschen Musikmetropolen sowie im Ausland ist das Orchester
regelmäßig zu hören. Im Jahr 2008 debütierte es mit sensationellen Konzerten
in Nantes, Bilbao und Tokio beim Festival „La Folle Journée“, weitere
Gastspiel-Höhepunkte der letzten Jahre waren die Royal Albert Hall in London
und das Théâtre des Champs-Elysées in Paris sowie Tourneen durch Korea und
Kambodscha. Für 2013 stehen Tourneen durch Russland und China sowie
Gastspiele in den Niederlanden und Frankreich auf dem Programm.
Im Laufe von fünf Jahrzehnten hat das WKO nicht nur mit vielen namhaften
Künstlern zusammengearbeitet, sondern stets auch junge Nachwuchstalente
gefördert. Namhafte Solisten wie u. a. Martha Argerich, Maurice André, Alfred
Brendel, Rudolf Buchbinder, Gautier Capuçon, Giora Feidman, Julia Fischer,
Juan Diego Floréz, James Galway, Evelyn Glennie, Hilary Hahn, Sharon Kam,
Gidon Kremer, Katia & Marielle Labèque, Mischa Maisky, Sabine Meyer,
Wolfgang Meyer, Viktoria Mullova, Anne-Sophie Mutter, Sergei Nakariakov,
Christiane Oelze, Alice Sara Ott, Ivo Pogorelich, Thomas Quasthoff, Christine
Schäfer, Daniel Müller-Schott, und Frank Peter sowie Tabea Zimmermann
haben mit dem Württembergischen Kammerorchester Heilbronn gemeinsam
musiziert.
Die Diskographie des Württembergischen Kammerorchesters Heilbronn
umfasst weit über 500 Werke. Zuletzt erschienen eine Gesamtaufnahme der
Beethoven-Sinfonien, eine CD mit Wagners „Siegfried Idyll“ und Bruckners
Streichquintett sowie eine Live-Aufnahme vom Schubert-Festival 2012
(„Unvollendete“ und „Große C-Dur“).
Die Sopranistin Johanna Greulich, geboren 1982 in Hannover, studierte bei
Heidrun Kordes in Frankfurt am Main und besuchte Meisterkurse u. a. bei
Helmut Deutsch, Beata Heuer, Christoph Prégardien und Kurt Widmer. Bereits
vor Studienbeginn zählte sie zu den Finalisten des Kasseler Louis-SpohrFörderpreises; 2008 gewann sie den Ersten Preis bei der Frankfurter
Lenzewski-Konkurrenz, 2011 den Sonderpreis für Musik der Moderne beim
Hilde-Zadek-Wettbewerb in Wien. Bislang erarbeitete sie sich Rollen wie die
„Papagena“ (Junge Kammeroper Köln) oder die „Belinda“ in Dido and Aeneas
(Montepulciano). Ihr besonderes Interesse gilt der zeitgenössischen Musik, der
sie sich von 2009 bis 2011 auch im Basler Masterstudiengang „Spezialisierte
Musikalische Performance“ widmete. So war sie 2008/09 in Vinko Globokars
„Par une Forêt de Symboles“ in Freiburg und Wiesbaden zu erleben und sang
2010 in Frankfurt die Uraufführung von Martin Hiendls „Erwartung und
Traumverlust“.
Ksenija Lukic wurde in Serbien geboren, wo sie an der Musikhochschule in
Belgrad Gesang studierte und gleichzeitig ein Diplom für italienische Sprache
und Literatur an der dortigen Universität erwarb. Weitere Studien folgten in
Siena und an der HdK Berlin.
Im lyrischen- und Koloraturfach sang sie nahezu 60 Partien an verschiedenen
Theatern in Deutschland. Sie war Solistin bei den Berliner Festwochen, dem
Edinburgher Festival, bei den Weltmusiktagen in Soul, bei der Berliner
Biennale, bei der Biennale und EXPO in Hannover, beim MDR Musiksommer,
dem Weimarer Kunstfest, den Ruhrfestspielen in Recklinghausen, den Festivals
in Huddersfield und Straßburg. Weiterhin trat sie als Solistin in der Berliner
Philharmonie, in der Kölner Philharmonie, im Gewandhaus Leipzig, im
Konzerthaus Wien, im Auditorio National in Barcelona und Madrid, sowie mit
den Rundfunkorchestern Saarbrücken, Berlin und Hannover, dem WDRSinfonieorchester, dem Bayerischen Landesjugendorchester Belgrad.
Auch im Bereich der Neuen Musik hat sich Ksenija Lukic einen Namen
gemacht. Sie trat mehrfach mit dem Klangforum Wien, dem Ensemble
Modern, der Musikfabrik NRW, dem Ensemble Recherche, dem Ensemble
Avantgarde und mit dem KNM auf. Bei der Berliner MaerzMusik sang sie die
Eva in der deutschen Erstaufführung von „Michaels Jugend“ (1. Akt der Oper
„Donnerstag aus Licht“) von K. Stockhausen. Sie sang viele Uraufführungen:
u.a. „Libro del destiero“ von J.M. Sanchez-Verdù und die „1a Sinfonia
Colombia“ von Julian Carillo. Im Mai 2007 hat sie die Titelpartie der Amada
der Oper „El viage a Simorgh“ von J.M. Sanchez-Verdù am Teatro Real in
Madrid gesungen.
Ksenija Lukic kann auf eine umfangreiche Liste von CD-Einspielungen
verweisen und sang mit dem Orchestra Sinfònica de Madrid, Barcelona, dem
WDR-Orchester Köln, den Rundfunkorchestern Berlin, Hannover und
Belgrad. Unter Hans Zenders Leitung sang sie die erste Gesamtaufführung
seiner Komposition „Shir hashrim“ mit dem Radio-Sinfonieorchester
Saarbrücken und mehrmals sein Werk „Furin no kyo“. Sie singt die Nonos in
„La fabbrica illuminata“ bei den Magdeburger Tagen der elektronischen Musik,
die Uraufführung von Globokars neuem Stück in Hannover, danach hat sie
Auftritte in Slowenien und Monte Negro.
In Heilbronn war sie im zweiten Teil des Schönberg-Abends „Verklärte
Nacht/Pierrot Lunaire“ und der Produktion „sinn_spuren“ zu erleben, die das
Theater zusammen mit dem Württembergischen Kammerorchester auf die
Bühne gebracht hat. 2013 wird sie in der Uraufführung der Oper „Minsk“ als
Anna zu erleben sein.
Niklas Romer schloss sein Diplom-Gesangsstudium an den Hochschulen
Frankfurt und Berlin zuletzt bei Renate Faltin ab. Er arbeitete mit Dirigenten
wie Kirill Petrenko, Michael Schneider, Gabriel Garrido, Holger Speck und
Stephan Schreckenberger zusammen. Der Countertenor ist vor allem
spezialisiert auf die Musik des 16. - 18. Jahrhunderts und regelmäßig als Solist
im Konzertfach zu hören. 2009 war er an der Oper Frankfurt in Hans Pfitzners
„Palestrina“ engagiert. Im Frühjahr 2010 sang er bei den internationalen
Händel-Festspielen in Karlsruhe als Goffredo in Händels „Rinaldo“ unter der
Leitung von Fausto Nardi. Im Oktober dieses Jahres war er bei zwei
Uraufführungen im Rahmen des Projektes „Mond.Finsternis.Asphalt.“ unter
der Leitung von Beat Furrer im Bockenheimer Depot in Frankfurt zu hören.
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