Schu le mache n : Quer K l a n g Musik generell, erst recht aber zeitgenössische Musik spielt im Alltag allgemeinbildender Schulen oft eine untergeordnete Rolle. Die Folge sind Unverständnis und Intoleranz gegenüber der Vielfalt neuer Musik. Diese Tendenz versucht das Projekt QuerKlang – Experimentelles Komponieren in der Schule entgegen zu wirken, indem es Schüler und Schülerinnen ermutigt, selbständig mit musikalischem Material zu experimentieren und eigene Kompositionen zu gestalten. Bereits zum siebten Mal ist MaerzMusik der Partner für das mehrfach ausgezeichnete Projekt, das in Zusammenarbeit mit der Agentur K & K kultkom und der Universität der Künste / klangzeitort durchgeführt wird. Begleitet von ihren Musiklehrern, von professionellen Musikern und von Musikstudenten stellen Jugendliche aus fünf Berliner Schulen im Alter von etwa 16 Jahren ihre kreativen Schöpfungen in zwei Nachmittagskonzerten im Kammermusiksaal der Philharmonie vor. D an k Das Zustandekommen eines Musikfestivals wie MaerzMusik verdankt sich dem Zusammenwirken vieler Kräfte, die einzeln zu nennen schier unmöglich ist: Menschen in den Partnerorganisationen, bei den ­Veranstaltungsorten, bei den fördernden Stiftungen und Sponsoren, den öffentlichen Einrichtungen und Behörden, den Botschaften und Kulturinstituten, den kooperierenden Festivals und den Agenturen, den Musikverlagen, den Medien und den beteiligten Firmen. Ihnen allen, und ganz besonders dem Team von Maerzmusik und den Kolleginnen und Kollegen der Berliner Festspiele und der KBB, die mit Maerzmusik befasst sind, gebührt mein großer Dank für ihren Einsatz, für jedwede Unterstützung, für ihre Expertise und ihre Ideen. Der Hauptstadtkulturfonds fördert großzügig die Uraufführung des Musiktheaters „Pills or Serenades“ von Chico Mello. Das Berliner Künstlerprogramm des DAAD hilft maßgeblich mit, die Projekte der ehemaligen Gäste Brian Ferneyhough und Wolfgang Mitterer zu realisieren. Herzlichen Dank an die Leiterin des Künstlerprogramms des DAAD Katharina Narbutovič und an die neue Leiterin des Musikbereichs Julia Gerlach. ­ Wir haben schon zum dritten Mal die Freude, den aktuellen Träger des Berlin Music Prize der American Academy vorstellen zu dürfen. Pamela Rosenberg und ihren Kollegen sei Dank dafür. ­Pro Helvetia fühle ich mich verpflichtet für die Förderung der Inszenierung der „Kassandra“ von Michael Jarrell im Radialsystem V und die Installation mit den dazugehörigen Performances von Charlotte Hug ­im Haus der Berliner Festspiele. Der Botschaft des Königreichs der Niederlande verdanken wir die Unterstützung des Konzertes mit Slagwerk Den Haag, der türkischen Botschaft die Hilfe bei „Hasretim“ und dem doppelten Auftritt des Hezarfen Ensemble aus Istanbul. Wir freuen uns darüber, dass das Deutschlandradio Kultur eine Reihe von Konzerten mitschneidet und ausstrahlt. Deutschlandradio und das Kulturradio vom rbb sind zuverlässige Medienpartner des Festivals seit vielen Jahren. Über die seit Beginn von MaerzMusik kontinuierlich fortbestehende Kooperation mit Ursula Block und ihrer Galerie gelbe MUSIK freue ich mich immer wieder. Oliver Schneller danke ich herzlich für seine Beratung zur Musik aus dem türkisch-arabischen Mittelmeerraum, Barbara Eckle für ihre Sondierung des Istanbuler Terrains. Volker Straebel war mir wie seit langem ein kritisch ­gewogener Gesprächspartner in programmatischen Fragen. Ich freue mich über die anregenden Essays von Björn Gottstein, Martin Greve und Raed Yassin und schließe hier den Dank und die Hochachtung gegenüber allen anderen Autoren, Übersetzern und redaktionell Beteiligten an. Dem Staatsminister für Kultur und Medien Bernd Neumann, dem Aufsichtsrat der KBB und dem Intendanten der Berliner Festspiele Thomas Oberender drücke ich meinen tiefen und aufrichtigen Dank aus für das anhaltende Vertrauen in das Programm und die Konzeption von MaerzMusik und die Bereitstellung notwendiger finanzieller Ressourcen. Wie immer gebührt der letzte, aber keinesfalls geringste Dank den Künstlerinnen und Künstlern, die unsere Einladung angenommen haben, um das Gefäß des Festivals mit ihren erstaunlichen, bewundernswerten, anspruchsvollen und ansprechenden Arbeiten zu füllen und sich dem Berliner Publikum zu stellen. Seien sie alle herzlich willkommen: sie, die Künstler und Künstlerinnen, und Sie, das werte Publikum! Matthias Osterwold, 28. Februar 2013 MA E R Z M U S I K 2 013 Willkommen zur 12. Ausgabe von MaerzMusik, dem Festival für aktuelle Musik der Berliner Festspiele! 2013 legt MaerzMusik drei thematische Fäden aus, die sich im Programm ­ des Festivals immer wieder miteinander verflechten. Die Schwerpunkte sind umschrieben mit den Stichworten: Schlagwerke, Minidrama – Monodrama – Melodrama und ­ [Um]Brüche: Türkei – Levante – Maghreb. Es erwarten Sie insgesamt 33 Veranstaltungen an verschiedenen Spielorten der Stadt mit dem Haus der Berliner Festspiele als Zentrum des Festivals. 11 Uraufführungen und 11 deutsche Erstaufführungen sind zu erleben, darunter 7 Auftragswerke von MaerzMusik. Sch l agw erke In der Behauptung, dass das 20. Jahrhundert das Zeitalter des Schlagzeugs sei, mag eine gewisse vereinseitigende Übertreibung stecken. Dennoch ist die rasant gewachsene Bedeutung und mittlerweile hervorgehobene Stellung des Schlagzeugs aus der neuen Musik des 20. und 21. Jahrhunderts nicht mehr wegzudenken. Wenn ein wesentliches Bestreben der Avantgarden in der ins Utopische zielenden Erweiterung und Differenzierung von Klangvorstellungen besteht, die über die Welt der „Töne“ hinaus jegliche akustische Erscheinung, sei sie natürlich oder technisch erzeugt, mithin jegliches Geräusch grundsätzlich als musikalisches Material zulässt, so hat dieser Ansatz maßgeblich die Emanzipation des Schlagwerks aus einer eher dienenden Rolle hin zu einem tragenden Element kompositorischer Gestaltung befördert. Damit einher geht eine beinahe unüberschaubare Vergrößerung des perkussiven Instru­mentenarsenals, in das besonders auch außereuropäische und volksmusikalische Instrumente Eingang finden. Aus der Kombination der diversen Schlagzeuge wird eine unerschöpfliche Fülle neuer Klangmöglichkeiten und komplexer rhythmischer Schichtungen gewonnen, zumal wenn neuartige Spieltechniken hinzukommen, wenn neben das Schlagen das Streichen, Reiben, Werfen, Schleudern, Schaben, Kratzen und so fort tritt. Angefangen mit der Verherrlichung der Technik und ihrer Geräusche durch die Futuristen am Anfang des 20. Jahrhunderts (Luigi Russolos Geräuschorchester „Intonarumori“, Alexander Mossolows „Eisengießerei“) und Charles Ives’ „Life Pulse Prelude“ mit 20 simultanen metrischen Schichten, führt der Weg über die epochalen Werke von Edgard Varèse („Ionisation“), John Cage („Constructions in Metal“), Yannis Xenakis („Persephassa“, „Rebonds“), Steve Reich („Drumming“), Helmut Lachenmann („Air“), um hier nur einige wenige Stationen zu nennen, immer weiter ins Offene. Virtuelle, digital-technische Instrumente („Drum Pads“, „Sampler“) stehen frei programmierbar zur Verfügung; auch nicht-perkussive Instrumente wie Bläser und Streicher, ja ganze Ensembles und Orchester lassen sich perkussiv behandeln (etwa bei Wolfgang Rihm, Wolfgang Mitterer und Enno Poppe). Dass auch für die Entwicklung des Jazz und der Rock-Pop-Techno-Musik Perkussion eine buchstäblich treibende Kraft darstellt, bedarf kaum der Erwähnung. MaerzMusik 2013 stellt exemplarisch einige ältere und viele neue Werke vor, in denen die eminente Rolle des Schlagzeuges in der neuen Musik aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchtet wird. Mit der einstündigen, vibrierenden Klangstele „Timber“ von Michael Gordon für sechs auf einfachen Holzbalken spielende Perkussionisten wird das Festival von Slagwerk Den Haag eröffnet. Robyn Schulkowsky, hoch geschätzt in der neuen und interkulturellen Musik, und Joey Baron, im avancierten Jazz zu Hause, stehen selten zusammen auf der Bühne. In der ersten Sonic Arts Lounge des Festivals sind sie mit Uraufführungen von Christian Wolff und Improvisationen zu hören. Speak Percussion aus Melbourne stellt sich erstmals in Deutschland vor. Die experimentierfreudige Formation spielt in Dreierbesetzung Werke junger australischer Komponisten – mit Thomas Meadowcroft als Gast an der E-Orgel. Neues Repertoire für Streicher zu schaffen und die Möglichkeiten dieser homogenen Besetzung auszureizen, hat sich das Ensemble Resonanz auf die Fahnen geschrieben. Bei MaerzMusik präsentieren die Hamburger Musiker Werke von Beat Furrer, Isabel Mundry, Wolfgang Mitterer und Enno Poppe, die jüngst für sie geschrieben wurden. In ihnen werden die Streichinstrumente mit Schlagzeug konfrontiert oder sogar selbst perkussiv eingesetzt. Ein weiteres Mal ist Robyn Schulkowsky mit zahllosen, teilweise grotesken Schlag- und Geräuschinstrumenten als Solistin in der großen Komposition „Air“ von Helmut Lachenmann mit dem Konzerthausorchester unter Arturo Tamayo zu hören und zu sehen. Im selben Konzert werden mit „Formes“ von Jean-Pierre Guézec und „Firecycle Beta“ von Brian Ferneyhough weitere herausfordernde, utopische Werke aus den späten 1960er Jahren mit einem großen Schlagzeugaufgebot gespielt, die nichts von ihrer frischen Radikalität eingebüßt haben. [U m]B r ü che: Tü rke i– Levant e– Mag hreb Die zweite Hälfte von MaerzMusik 2013 widmet sich neuer Musik von Künstlern aus islamisch geprägten Ländern des Mittelmeerraumes – einer großen Region, die sich, unterschiedlich von Land zu Land, in dramatischen, konfliktreichen Prozessen des Wandels befindet, deren Kultur, Kunst und Musik in ihrer vielgestaltigen Differenzierung aber nach wie vor in Europa viel zu wenig bekannt und beachtet ist. Komponisten und Musiker aus der Türkei, aus Libanon, Jordanien, Ägypten, Palästina, Sudan und Marokko zeigen eine erfrischende Vielfalt ihrer individuellen künstlerischen Wege. In der dreiteiligen Performance „Zé Bif – bloody conceptualism in three parts“ für Perkussion und Video treffen mit Marcelo Aguirre und Jens Brand nächtens im Berghain ein düsterer Death Metal-Schlagzeuger und ein ausgebuffter Klangkünstler aufeinander. Sie treten den Beweis an, dass Dinge, die nichts miteinander zu tun haben, aufschlussreich miteinander verknüpft werden können. Dass das Schlagzeugspiel durch seine Körperlichkeit von sich aus ­Elemente des Theatralen und der Performance Art birgt, wird spätestens in den Solo-Recitals von Christian Dierstein deutlich. Alle fünf Werke des Programms sind für den versierten Schlagzeuger geschrieben und wurden mit ihm gemeinsam entwickelt. Neben den Stücken von Salvatore Sciarrino und Pierluigi BiIlone sind drei neue „MikroMusiktheater“-Stücke von Lucia Ronchetti, Daniel Ott und François Sarhan zu erleben. Während Daniel Ott eine Komposition, die ursprünglich in einer offenen Landschaft neben einem tosenden Wasserwehr gespielt wurde, in „querströmung 2“ zu einem Erinnerungsraum verdichtet, schuf François Sarhan mit „Homework 2“ ein Werk für Stimme und Body Percussion. In „Helicopters and Butterflies“ verwandelt Lucia Ronchetti Dostojewskijs Kurzroman „Der Spieler“ in ein Mini-Drama für einen „darstellenden“ Perkussionisten, der sich, umstellt von einem komplexen Bühnenbild aus Schlaginstrumenten, in seinem Spiel zusehends verliert. Den Anfang macht „Hasretim“, ein musikalisches Road Movie von Marc Sinan mit dem Dresdner Sinfonikern, Ensemble Hezarfen und anatolischen Volksmusikern. Die Reise führt an der türkischen Schwarzmeerküste entlang ins hintere Anatolien, wo Musiker türkischer, armenischer und kurdischer Abstammung porträtiert werden. Ihre Musik wird von dem live spielenden Orchester aufgegriffen, umspielt und variiert. Hezarfen, das führende Istanbuler Ensemble für neue Musik, spielt zudem Kammermusik jüngerer türkischer Komponisten. Die Berliner Ensembles Adapter und unitedberlin, erweitert durch Musiker auf traditionellen ­Instrumenten, präsentieren Werke von Komponisten aus verschiedenen Ländern der Region. In den nächtlichen Sonic Arts Lounges sind im Berghain und im Haus der Berliner Festspiele mit Mahmoud Refat, Tarek Atoui, Hassan Khan und dem „A“ Trio mit Mazen Kerbaj, Sharif Sehnaoui und Raed Yassin Musiker und Künstler zu erleben, die markante Positionen einer interdisziplinären Cross Culture besetzen, die sowohl in den Clubs und Galerien ihrer Heimatländer wie auf internationalen Festivals und Kunstausstellungen ­heimisch ist. Die Künstler bewegen sich wendig und anspielungsreich im Reflexionsraum zwischen lokaler Kultur und globalisierter Moderne. In dieses Umfeld gehört auch der transdisziplinär arbeitende türkische Künstler Cevdet Erek, der in der gelben MUSIK die installative Arbeit „Musikî – Müzik“ zeigt. M i n i d r ama–M o n o d r ama–Me lo d r ama Orte . S ituati o n e n Die Formen des experimentellen Musiktheaters, der musikalischen Performance Art und Intermedia-Kunst, die ­ sich in den letzten Jahrzehnten neben dem an den großen Opernhäusern beheimateten Musiktheater entwickelt haben, sind erstaunlich vielfältig und lassen sich kaum in ein Ordnungsschema pressen. Allerdings ist ihnen nicht selten gemeinsam, dass sie in einem offenen Prozess als Produkt der Arbeit eines künstlerischen Kollektivs entstehen, dass Musiker und darstellende Akteure als Einheit betrachtet werden und in ihrer Rolle als Performer-Interpreten Wesentliches zur kompositorischen und szenischen Genese des Werkes beitragen. Die Vielseitigkeit und Besonderheit dieser Projekte verdankt sich oft zu einem guten Teil den konkreten, meist bescheidenen Produktionsbedingungen „vor Ort“, in einer vorgefundenen Situation, die sich in die Performance einschreibt. Neben bewährten und neuentdeckten Spielorten in der Mitte Berlins ist das Haus der Berliner Festspiele der zentrale Veranstaltungsort des Festivals. Der Besucher betritt das Haus durch die Klanginstallation „Polis“ von Oliver Schneller, die aus Soundscapes der großen Metropolen Istanbul – Kairo – Jerusalem – ­Beirut besteht. Im oberen Foyer befindet sich die raumgreifende Installation „Mercurial Touch“ von ­Charlotte Hug mit gestischen Zeichnungen auf langen pergamentartigen Bahnen („Son-Icons“). Die Schweizer Bratschistin, Vokalistin und Malerin zeigt in der Installation ihre Performance „Slipway to Galaxies“. Auf der Seitenbühne des Hauses der Berliner Festspiele wird ein neues Musiktheater des in Berlin lebenden Brasilianers Chico Mello uraufgeführt, das er ironisch „Pills or Serenades – eine Stimmungsstudie“ nennt. Im Geiste fröhlicher Wissenschaft wird eine Versuchsanordnung über die Dialektik von innerer Stimmung, emotionalem Textgehalt und „Gestimmtheit“ von Musik durchgespielt. Der Zuschauer wird teilnehmender Beobachter eines Wechselbads der Gefühle zwischen natürlicher Empathie und Vergnügen an künstlicher Stimmungsmache. Vor genau 30 Jahren erlebte Christa Wolf mit der Erzählung „Kassandra“ ihren literarischen Durchbruch. In dem inneren Monolog der tragischen Seherin der Antike, die kein Gehör findet, werden die autoritär-patriarchalischen Herrschaftsverhältnisse der DDR in verschlüsselter Weise gespiegelt. Anna Clementi ist die charismatische ­Sprecherin in dem Monodram-Melodram „Kassandra“ von Michael Jarrell. Der Komponist entschloss sich, anders als ursprünglich geplant, den Text nicht zu vertonen, sondern ihn – eingebettet in die ausdrucksstarke Musik – ­sprechen zu lassen. Das monumentale, dreiteilige Video-Oratorium „The Cave“ von Steve Reich und Beryl Korot wurde 1993 bei den Wiener Festwochen vom Ensemble Modern uraufgeführt und als Koproduktion mit dem Hebbel Theater auch in Berlin 1993 gezeigt. „The Cave“ ist ein bahnbrechendes Werk in der Entwicklung einer damals neuen Gattung der dokumentarisch-fiktionalen „Medien-Oper“. „The Cave“ verdeutlicht in bewegender Weise den in die biblischen Zeiten Abrahams, seiner beiden Frauen Sarah und Hagar und ihrer Söhne Ishmael und Isaak zurückreichenden ­Konflikt zwischen Juden und Arabern. Video-Interviews von Israelis, Palästinensern und US-Amerikanern dokumentieren deren unterschiedliche „Erzählungen“. Sie werden musikalisch und bildtechnisch zerlegt, neu zusammen­ gesetzt und zu einem Gesamtkunstwerk verschmolzen. Die nächtliche Sonic Arts Lounge findet an den Wochenenden des Festivals im Haus der Berliner Festspiele ihren festen Platz. In der Wochenmitte gastiert sie an drei Abenden im Berghain, dem legendären Club am Ostbahnhof. Ein neu zu entdeckender Veranstaltungsort ist das ehemalige Stummfilmkino „Delphi“ in Weißensee. 1929 gebaut, ist es das letzte und jüngste Stummfilmkino Berlins. Nachdem schon zur Bauzeit der Triumph des Tonfilms absehbar war, wurde es noch bis 1954 als normales Kino genutzt, bevor es zu einem Lagerraum verkam. Derzeit erwacht dieses „Delphi“ – bitte nicht verwechseln mit dem Delphi in Charlottenburg! – aus seinem Dornröschenschlaf. In Zusammenarbeit mit The American Academy in Berlin wird hier ein Portrait des vielseitigen Chicagoer Komponisten, Bassklarinettisten und Filmemachers Gene Coleman gezeichnet. Das Ensemble PHACE aus Wien spielt, erweitert durch zwei japanische Musiker, Colemans Musik zu dem Film „A Page of Madness“, den der berühmte Regisseur Teinosuke Kinugasa 1926 realisierte und der lange Zeit als verschollen galt. „A Page of Madness“ ist ein großartiges Dokument früher japanischer Filmkunst. Im ersten Teil des Abends erlebt der Film „Spiral Network“ in der Regie und mit Musik von Gene Coleman seine Weltpremiere.