Rubrik Quelle Ressort Copyright Johannes Gutenberg-Universität DIE WELT vom 27.02.2007, Seite 31 WISSENSCHAFT (c) Axel Springer GmbH Hamburg Steinzeit-Europäer konnten keine Milch verdauen Mainz - Die meisten Steinzeitmenschen in Europa konnten noch keine Milch verdauen. Das belegen DNA-Analysen bei neun Skeletten aus der Jung- und Mittelsteinzeit. Die Fähigkeit zur Milchverdauung habe bei der Evolution der Europäer eine wichtige Rolle gespielt, berichten Mainzer Forscher mit britischen Kollegen in den "Proceedings" der US-Akademie der Wissenschaften. Während erwachsene Menschen in Europa vor 8000 Jahren überwiegend noch keine Milch verdauen konnten, seien heute mehr als 70 Prozent der Nordeuropäer dazu in der Lage, erklärt der Anthropologie-Professor Joachim Burger von der Universität Mainz. Die Fähigkeit zur Milchverdauung hat nach seiner Einschätzung den "entscheidenden Vorteil bei der Entwicklung sesshafter Ackerbauern und Viehzüchter" gebracht. Im Körper ist das Enzym Laktase dafür verantwortlich, Milchzucker und damit Milch zu verdauen. Im Säuglingsalter ist es zunächst in ausreichender Menge vorhanden, nach dem Abstillen wird es bei den meisten Menschen auf der Welt nur noch in geringem Maße produziert. Eine Ausnahme sind die Europäer und wenige Bevölkerungsgruppen in Afrika: Hier wird Laktase auch bei Erwachsenen gebildet, Milch kann verdaut werden. Für ihre Studien haben die Mainzer Forscher gemeinsam mit Kollegen des University College London Erbgutproben von neun Skeletten aus der Jung- und Mittelsteinzeit untersucht. Keiner dieser frühen Europäer konnte Milch verdauen. Eine Minderheit, die auch im Erwachsenenalter Laktase produzieren konnte, erlebte, so Burger, von da an eine "evolutionäre Erfolgsgeschichte". dpa 4 Rubrik Quelle Ressort Johannes Gutenberg-Universität Die Presse vom 27.02.2007, Seite 32 wf elemente Was sagtest du, meine Liebe? Eingespielte Teams, seien sie alte Paare oder Arbeitskollegen, können unter ganz besonderen Verständnisschwierigkeiten leiden: zu gut eingespielt zu sein. Dann verständigen sie sich auch über Neuigkeiten in extrem verkürzten Stichworten, weil sie sicher sind, dass es nicht viele Worte braucht und der/die andere ohnehin auf dem gleichen Informationsstand ist. Ist der/die aber oft nicht, Boaz Keysar, Psychologe an der University of Chicago, hat es schon lange vermutet und nun an Studenten getestet: Sie bekamen auf PC-Schirmen geometrische Muster zu sehen und sollten sie einander beschreiben. Studenten, die einander wenig kannten, taten das auch; andere, enger vertraute, gaben den Mustern hingegen oft Namen und riefen diesen zu, um die Kommunikation zu beschleunigen. Aber es verlangsamte sie, es brachte doppelt so viele Rückfragen (Cognitive Sciene, 31, S. 169). Ein Glas Milch, mein Freund? Milch mundet den meisten in Europa, der Mehrheit der Menschheit hingegen weniger. Zwar verträgt jedes Neugeborene Milch - die von der Mutter -, aber später wird bei vielen das Enzym (Laktase), das den Milchzucker spaltet (Laktose), nicht mehr produziert, das ist auch bei anderen Säugetieren so. Aber die können auf das Enzym verzichten, sie trinken nur als Junge Milch. Unsere Ahnen hingegen haben Rinder gehalten - und sie hatten die Laktase lebenslang ("persistent"). Diese Gen-Variante gibt es in Völkern mit Milchtradition, und es gibt sie vor allem in Nordeuropa. Aber wie ist sie gekommen? Eine Hypothese, die "kulturhistorische", vermutet, die Gen-Variante sei früher selten gewesen und habe sich erst mit der Rinderhaltung verbreitet. Die Gegenhypothese sie heißt auch so: "reverse cause" - vermutet hingegen, die Gen-Variante habe schon breit da sein müssen, sonst hätte niemand Rinder gezüchtet. Eine Gruppe um Joachim Burger (Anthropologie, Universität Mainz) hat Gene sehr früher Europäer analysiert und wenig von der Gen-Variante gefunden. Das spricht für die "kulturhistorische Hypothese", stützt sich allerdings auf einen extrem schmalen Gen-Datensatz (Pnas, 26. 2.). 6 Rubrik Quelle Ressort Serientitel Seitentitel Johannes Gutenberg-Universität F.A.Z. vom 27.02.2007, Seite 32 Feuilleton Natur und Wissenschaft Feuilleton Natur und Wissenschaft Die verträgt nicht jeder Ein genetischer Unfall machte aus Europäern große Milchtrinker Während die Mehrheit der Erdbevölkerung im Erwachsenenalter frische Milch nicht mehr recht verdauen kann, behalten viele Europäer, oder jedenfalls solche mit europäischer Abstammung, die Fähigkeit, den Milchzucker Laktose abzubauen, ein Leben lang bei. Ihre besondere Laktose-Verträglichkeit liegt an einer winzigen genetischen Veränderung an einem Ort im Genom, der ein Stück von der Erbanlage für das Laktose-abbauende Enzym Lactase fehlt. Durch eine Mutation befindet sich an dieser Stelle anstelle eines Cytidinein Thymidin-Baustein. Diese genetische Veränderung wird wie ein dominantes Mendelsches Merkmal vererbt, verleiht seinem Träger also schon dann die Fähigkeit, dauerhaft Laktase zu bilden, wenn die Erbänderung nur in einem der beiden zueinander passenden Chromosomen vorliegt. Die von den Fachleuten als LaktasePersistenz bezeichnete Besonderheit, frische Milch ohne Verdauungsbeschwerden genießen zu können, war womöglich für die frühen Menschen mit einem Überlebensvorteil verbunden. Wissenschaftler stellen sich heute vor, dass Menschen mit Laktase-Persistenz etwa in Zeiten von Missernten länger bei Kräften blieben als andere Personen, weil sie die Milch ihrer Tiere gut vertrugen, gesund blieben und dann auch mehr Nachkommen hatten. Dabei ist die Fähigkeit zum Verdauen von Milchzucker vor allem bei Nord- und Zentraleuropäern weit verbreitet, etwas weniger häufig ist sie in Süd- und Osteuropa. In Asien ist sie höchst selten. In Afrika und im Mittleren Osten ist die LaktoseVerträglichkeit bei jenen Populationen vergleichsweise häufig, die Milchtiere als Weidevieh halten. Bei deren Nachbarn ohne Weidevieh ist das Merkmal dagegen selten. Der Zusammenhang zwischen dem Halten von Milchtieren wie Ziegen, Schafen und Kühen und der Verträglichkeit frischer Milch hat schon vor langer Zeit die Frage aufgeworfen, ob zwischen diesen beiden Faktoren eine ursächliche Beziehung besteht. Unterstützt wird diese Vermutung durch die Tatsache, dass Milchverträglichkeit und der kulturelle Schritt zur Viehzucht zeitlich in etwa zusammenfallen. Bis heute sind sich die Wissenschaftler indessen nicht einig, ob seltene zufällige Mutationen durch die Milchwirtschaft gleichsam selektiert und somit in der Population immer häufiger wurden oder ob die Laktase-Persistenz in manchen menschlichen Populationen bereits verbreitet war und die Voraussetzung dafür bildete, dass sich auf der Basis der damit einhergehenden Laktose-Verträglichkeit Milchwirtschaft erst entwickeln konnte. Eine Gruppe um Joachim Burger von der Universität Mainz ist durch molekulargenetische Analysen von Skeletten aus der Frühzeit des Menschen einer Antwort nun einen wichtigen Schritt näher gekommen. Die Wissenschaftler haben im Erbmaterial von sieben- beziehungsweise zehntausend Jahre alten Knochen nach der charakteristischen genetischen Besonderheit für die Laktase-Persistenz gesucht. Sie haben besonders gut erhaltene Skelette aus Zentraleuropa, Nordosteuropa sowie Südosteuropa verwendet und akribische Vorsichtsmaßnahmen getroffen, damit ihre Ergebnisse nicht durch Verunreinigun- gen verfälscht wurden. Die Analyse von Erbgut aus den Mitochondrien und dem Zellkern ergab, wie sie online in der heutigen Ausgabe der "Proceedings" der amerikanischen Nationalen Akademie der Wissenschaften (doi:10.1073/pnas.0607187104) beschreiben, dass alle acht untersuchten jungsteinzeitliche und das eine mittelsteinzeitliche Skelett im Genort für die Laktase-Persistenz einen Cytosin-Baustein aufwiesen - und zwar jeweils an beiden Chromosomen. Die Menschen jener Frühzeit vermochten also noch nicht, frische Milch gut zu verdauen. Dagegen fanden die Forscher im Erbmaterial eines Menschen aus dem Mittelalter das Laktase-Persistenz-Merkmal, wenn auch zunächst in der gemischterbigen Form, also mit einem Cytidin auf dem einen und einem Thymidin auf dem anderen Chromosom. Ihre Ergebnisse unterstützen somit die Hypothese, dass sich die LaktoseVerträglichkeit in der menschlichen Population bald verbreitete, nachdem diese vor gut achttausend Jahren Milchvieh zu halten begonnen hatte. Computeranalysen auf der Basis der Häufigkeit der Laktase-Persistenz in heutigen Populationen lassen darauf schließen, dass die Milchverträglichkeit im Nordwesten Europas ihren Anfang nahm. BARBARA HOBOM 5 Rubrik Quelle Ressort Autor Johannes Gutenberg-Universität Stuttgarter Zeitung vom 27.02.2007, Seite 8 Wissenschaft, Technik, Umwelt Knauer, Roland Eigentlich ist Milch unverträglich Erst im Laufe der Evolution lernt der moderne Mensch, den Milchzucker zu verdauen Viele Menschen bekommen Bauchschmerzen, wenn sie Milch trinken. Sie können den darin enthaltenen Milchzucker nicht abbauen. Erst durch eine Veränderung im Erbgut wurde der moderne Mensch tolerant gegen Laktose. Von Roland Knauer Die Revolution hat ihre Spuren im Erbgut des Menschen hinterlassen. Gemeint ist eine Umwälzung, die bereits Jahrtausende zurückliegt. Als die Menschen der Steinzeit vor etwa achttausend Jahren in Europa sich von Jägern und Sammlern in Ackerbauern und Viehzüchter wandelten, änderten sie ihre Lebensweise drastisch. Statt als Nomaden umherzustreifen, bauten sie erstmals feste Häuser und blieben die meiste Zeit des Jahres an Ort und Stelle. Nach dem Wort "Neolithik" für Jungsteinzeit heißt diese Umwälzung "neolithische Revolution". In dieser Phase wurde eine Erbeigenschaft wichtig, die Kindern und Erwachsenen hilft, auch nach dem Abstillen Milch zu verwerten. Das haben Joachim Burger von der Paläogenetik der Universität Mainz und seine Kollegen jetzt anhand von Knochenuntersuchungen nachgewiesen. Um den in der Milch vorhandenen Milchzucker (Laktose) zu verdauen, produzieren Säuglinge ein spezielles Enzym mit dem Namen Laktase. Sobald die Kinder nicht mehr gestillt werden, versiegt auch die Herstellung dieses Enzyms weit gehend. Einige wenige Menschen aber haben eine kleine Veränderung im Erbgut, die man "-13,910*T" nennt. Diese winzige Mutation verhindert den Produktionsstopp für das Laktase-Enzym. Noch als Erwachsene können diese Menschen Milch verwerten. Ohne diese Veränderung im Erbgut gelangt der Milchzucker dagegen unverdaut in den Dickdarm. Dort vergären ihn Bakterien, Blähungen und Durchfall können die Folge sein. Vor der neolithischen Revolution mus- ste niemand mit solchen Problemen kämpfen, weil es nach dem Abstillen für Kinder und Erwachsene keine Milch mehr gab. Das änderte sich, als erstmals Ziegen, Schafe und Rinder gehalten wurden. Konnten Kinder nach dem Abstillen die energiereiche Milch der Tiere trinken, die obendrein relativ viel des wichtigen Spurenelements Kalzium enthält, hatten sie gerade in Zeiten, in denen andere Nahrung knapp war, einen großen Vorteil - vorausgesetzt sie vertrugen die Milch. Anfangs war das allerdings eher selten der Fall. Einen ersten Hinweis darauf fand bereits Leena Peltonen von der Universität in Helsinki, die "-13,910*T" im Jahr 2002 entdeckt hatte. Als die Finnin 2004 dann 1611 Erbgutproben aus 37 heute lebenden Völkern untersuchte, ermittelte sie, dass diese Veränderung vor 4800 bis 6600 Jahren irgendwo zwischen dem Ural und der Wolga in den Steppenvölkern Osteuropas entstanden sein muss. Diese These haben Joachim Burger und Martina Kirchner von der Mainzer Universität nun bestätigt, indem sie das Erbgut von Menschen aus der fraglichen Zeit analysierten. Von ihren Ergebnissen berichten sie in der Fachzeitschrift "Proceedings of the National Academy of Sciences". Die Mainzer Wissenschaftler haben die Knochen von neun Menschen untersucht, die vor 7800 bis 7200 Jahren in Europa gestorben waren, also in der Zeit, als gerade die ersten Viehherden gehalten wurden. In keinem einzigen Erbgut fanden sie die Veränderung "13,910*T". Offensichtlich war also während der neolithischen Revolution die Erbeigenschaft noch sehr selten, die älteren Kindern und Erwachsenen beim Verdauen von Milchzucker hilft. Das einzige untersuchte Skelett aus dem Mittelalter dagegen war ein Volltreffer: Der ungefähr 600 nach der Zeitenwende gestorbene Merowinger aus dem ältesten fränkischen Königsgeschlecht hatte "-13,910*T" und konnte Milch wohl auch als Erwachsener ohne Beschwerden trinken. Damit scheint die Entwicklung klar: Ursprünglich war die Erbeigenschaft sehr selten, Milchzucker auch nach dem Abstillen noch verdauen zu können. Als die Menschen aber Vieh hatten, konnten sie zumindest die Kinder in Notzeiten mit Milch durchfüttern, die "-13,910*T" besaßen. Menschen mit dieser Erbeigenschaft wurden also häufiger erwachsen und konnten "-13,910*T" dann an ihre Kinder weitergeben. Positive Selektion nennen Biologen eine solche Bevorzugung einer günstigen Erbeigenschaft. Im Maßstab der Evolution verlief diese Auslese extrem schnell: Achttausend Jahre später haben bereits über siebzig Prozent aller Menschen in Norddeutschland, Skandinavien oder Holland "13,910*T". Genau in diesen Ländern aber war die Viehzucht immer besonders wichtig. Je weiter man nach Süden geht, umso weniger Menschen vertragen noch als Erwachsene Milch, schon in Süditalien hat kaum noch jemand die Erbeigenschaft "-13,910*T". Nicht für jeden ist Milch ein guter Start in den Tag. Foto Vario-Images 11 Rubrik Quelle Ressort Seitentitel Johannes Gutenberg-Universität F.A.Z. vom 27.02.2007, Seite 46 Rhein-Main-Zeitung Hochschule Erfolgreiche Bauern: Die Milch macht's Was der Bauer nicht verträgt, trinkt er nicht - auch wenn ihm dabei wertvolle Nährstoffe entgehen. Viele Menschen, vor allem Asiaten, bekommen von Milch Bauchschmerzen, weil ihnen die Laktase fehlt, ein Enzym, das Milchzucker spaltet. In Europa hingegen besitzt ein Großteil der Bevölkerung die Fähigkeit, auch im Erwachsenenalter noch Laktase zu bilden - allerdings erst seit vergleichsweise kurzer Zeit, wie Anthropologen der Universität Mainz herausgefunden haben. Die Forscher um Joachim Burger analysierten die DNS aus den Knochen von Menschen, die in der Steinzeit gelebt haben. Ergebnis: Noch vor etwa 8000 Jahren ist den meisten Europäern der Milchzucker schlecht bekommen, weil ihnen ein auf Dauer aktives Laktase-Gen fehlte. Nur wenige der Bauern, die damals auf dem Kontinent die ersten Schafe, Rinder und Ziegen hielten, konnten deren Milch verdauen. Diese Glücklichen hatten nach Einschätzung der Wissenschaftler einen enormen Selektionsvorteil: Sie konnten ein energiereiches Getränk genießen, das auch dann Kraft gab, wenn auf den Feldern wenig Nahrhaftes gedieh. Die Nachkommenschaft der Milchverwerter war offenbar so zahlreich, dass sich das genetische Merkmal erstaunlich schnell ausbreiten konnte. Heute sind etwa 70 Prozent der Holländer, Skandinavier und Norddeutschen "laktasepersistent". Fazit der Anthropologen: Ein großer Teil der Europäer stammt von Milchbauern ab. (zos.) 5 Rubrik Quelle Ressort Johannes Gutenberg-Universität Wiener Zeitung vom 28.02.2007, Seite 10 Wissen Laktose-Intoleranz seit der Steinzeit Verträglichkeit von Milch entstand erste viel später. Mainz. Die meisten Steinzeitmenschen in Europa konnten noch keine Milch verdauen. Das belegen Erbgutanalysen von neun Skeletten aus der Jung- und Mittelsteinzeit, die Mainzer Forscher zusammen mit britischen Kollegen in den "Proceedings" der US-Akademie der Wissenschaften ("PNAS") vorstellen. Die Fähigkeit zur Milchverdauung hat demnach bei der Evolution der Europäer eine wesentliche Rolle gespielt. Während erwachsene Menschen in Europa vor 8.000 Jahren überwiegend noch keine Milch verdauen konnten, seien heute mehr als 70 Prozent der Nordeuropäer dazu in der Lage, sagte der Anthropologe an der Mainzer Johannes Gutenberg-Universität, Prof. Joachim Burger. Dies erklärt, warum noch heute viele Menschen an einer Laktose-Intoleranz leiden. Im Körper ist das Enzym Laktase dafür verantwortlich, Milchzucker (Laktose) und damit Milch zu verdauen. Im Säuglingsalter ist es zunächst in ausreichender Menge vorhanden, nach dem Abstillen wird es bei den meisten Menschen auf der Welt nur noch in geringem Maße produziert. Laut den Forschern wurden die ersten domestizierten Ziegen, Schafe und Rinder vor rund 8.000 Jahren nach Europa gebracht. Die kleine Minderheit, deren Körper auch im Erwachsenenalter Laktase produzierte, erlebte von da an eine "evolutionäre Erfolgsgeschichte". Burger: "Mit Milch konnte die hohe Rate der Kindersterblichkeit nach dem Abstillen reduziert werden." Zudem überlebten solche Familien ein schlechtes Erntejahr besser. Der Londoner Populationsgenetiker Mark G. Thomas betonte, diese vererbte Fähigkeit müsse sich nach EvolutionsMaßstäben sehr schnell verbreitet haben. Burgers Schluss: "Nun scheint es wahrscheinlich, dass die heutigen Nordund Mitteleuropäer eine kleine Gruppe von Milch trinkenden Viehbauern des fünften vorchristlichen Jahrtausend als ihre Vorfahren bezeichnen können." Bild: Milch: Heutzutage ein Massenprodukt. bilderbox 12 Rubrik Quelle Ressort Autor Johannes Gutenberg-Universität DIE ZEIT vom 01.03.2007, Seite 39 Wissen Ulrich Bahnsen Grollen im Darm Milch verträgt, wer ein Mutant ist: Dank einer Genveränderung begann der Mensch vor 7000 Jahren, sich an Laktose zu gewöhnen Das Zeug ist überall. In Puddings, in Fertiggerichten, Wurst und Tütensuppen. In Schokolade, Brot oder Eiscreme, sogar in Antibabypillen. Am meisten steckt in Milch: satte 50 Gramm Laktose, vulgo Milchzucker, in jedem Liter. Der Stoff ist schuld daran, dass Millionen Deutschen häufig schlecht wird. Bauchschmerzen, Blähungen oder Durchfall, sogar Erbrechen und Darmkoliken plagen Menschen, die an Laktose-Intoleranz leiden, sobald sie zu viel Milchzucker zu sich nehmen. Während in Nord- und Mitteleuropa und der europäischstämmigen Bevölkerung Nordamerikas und Australiens zwischen 80 und nahezu 100 Prozent der Menschen Laktose bestens vertragen, muss schon in Spanien oder Griechenland jeder Zweite Milchprodukte verweigern. Unter Asiaten sind Milchtrinker eine exotische Spezies. Die seltsame Aufspaltung der Menschheit in Milchzuckerliebhaber und Laktose-Verächter lange Zeit ein Rätsel gilt Evolutionsforschern und Genetikern inzwischen als faszinierendes Recherchefeld. Hier, so glauben sie, könne man die Evolution bei der Arbeit beobachten und vor allem erkunden, wie kulturelle und biologische Evolution die Gene des Menschen umformen. Sicher scheint inzwischen, dass Laktose-Unverträglichkeit der ursprüngliche Zustand des Menschen ist. Das änderte sich in Europa erst in der Jungsteinzeit. "Die neolithischen Europäer vertrugen zunächst alle keinen Milchzucker", versichert der Mainzer Paläogenetiker Joachim Burger, "sie konnten zwar Rindfleisch essen, aber keine Kuhmilch trinken." Doch damals, vor rund 7000 Jahren, startete gleichsam ein Großversuch der Evolution. Die Menschen Europas wurden zum ersten Versuchskaninchen im großen Milchtest. Danach kamen die Afrikaner dran. Ausgelöst wurde der Feldversuch der Natur durch die Erfindung der Landwirtschaft. Als sich zu Beginn der Jungsteinzeit Ackerbau und Viehzucht in Europa ausbreiteten, ver- fügten die oft von Hunger gebeutelten Menschen über eine neue wertvolle Nahrungsquelle, die sonst nur Babys zu Gebote stand: Milch, ein Saft vollgestopft mit Eiweiß, Fett, Vitaminen und eben Zucker. Doch den Versuch, die Milch ihrer Kühe zu trinken, dürften die Steinzeitler zunächst ebenso mit Bauchgrimmen bezahlt haben wie ihre heutigen Leidensgenossen, stellte Burgers Forscherteam nun bei genetischen Untersuchungen jungsteinzeitlicher Skelettfunde aus Europa fest. Die Ursache des Ungemachs ist ein eigentlich normaler Enzymmangel. Ab dem fünften Lebensjahr versiegt im Dünndarm die Produktion von Laktase, einem Eiweiß, das bei Säuglingen den Milchzucker der Muttermilch in seine Bestandteile Glukose und Galaktose spaltet. Laktose selbst kann vom Darm nicht aufgenommen werden. Fehlt das Enzym, wandert der Milchzucker weiter in den Dickdarm und wird dort zur Nahrungsquelle für Darmbakterien. In deren Stoffwechsel entstehen aus Laktose eine Reihe von Stoffen, die den Darm peinigen: Milch- und Essigsäure, Kohlendioxid, Wasserstoff und Methan. Erst vor fünf Jahren haben finnische Genetiker erkundet, warum heute, nur 400 Generationen später, der Darm der meisten europäischstämmigen Menschen trotz Milchzucker Ruhe gibt: Sie sind Mutanten. In ihrem Erbgut ist ein einziger Genbaustein verändert. Er befindet sich im regulierenden Abschnitt des LCT-Gens, das für die Herstellung des milchzuckerspaltenden Enzyms zuständig ist. Als Folge der Veränderung wird das Gen nach der Stillphase nicht mehr abgeschaltet, die Träger der Mutation produzieren auch als Erwachsene noch genug Laktase, um Milchzucker verwerten zu können. Obwohl auch in manchen Gegenden Afrikas Milchtrinker häufig vorkommen, konnten die Genetiker die Genvariante der Europäer auf dem schwarzen Kontinent praktisch nicht finden. Und doch muss sich bei den Hirtenvölkern Afrikas eine ähnliche Geschichte der Anpassung an den Milchzucker abge- spielt haben, verkündeten Sarah Tishkoff und ihr Forscherteam erst vor drei Monaten in Nature Genetics. Die Genetiker von der University of Maryland sammelten, zuweilen unter abenteuerlichen Umständen, Hunderte Blutproben bei Angehörigen von 43 verschiedenen ethnischen Gruppen in Ostafrika. Auch die Lösung des Rätsels der afrikanischen Milchzuckertoleranz steckt in den Genen, stellte Tishkoffs Team fest. Angehörige von Völkern der Nilo-Sahara-Sprachfamilie in Tansania und Kenia verdanken die Fähigkeit, das laktosespaltende Enzym auch als Erwachsene zu produzieren, ebenfalls einer Mutation im LCT-Gen, allerdings einer anderen als der europäischen. Diese Genvariante begann sich dort vor 6800 Jahren auszubreiten. Zwei weitere Genveränderungen im LCT-Gen fanden die Forscher bei Menschen in Nordsudan und im nördlichen Kenia. In jener Zeit dürfte sich auch die Milchwirtschaft in diesen Regionen verbreitet haben. Mit der neuen Milchzuckerverträglichkeit muss ein enormer Überlebensvorteil verbunden gewesen sein. Die genetischen Analysen zeigen, dass die Träger der Laktase-Mutationen in Afrika wohl bis zu zehnmal so viele Nachkommen großziehen konnten. Dadurch verbreiteten sich die Genvarianten außerordentlich schnell in der Bevölkerung, ein Phänomen, das die Genetiker als positive Selektion bezeichnen. Doch angetrieben wurde sie durch eine kulturelle Errungenschaft, die Erfindung der Landwirtschaft. In Afrika dürfte Milch dabei nicht nur als zusätzliche Kalorienquelle gedient haben. Der Saft enthält außer Eiweiß, Fett und Zucker vor allem Wasser. Milchtrinker überstanden daher Dürreperioden besser als Menschen mit Laktose-Intoleranz. Die wurden beim Versuch, ihren Durst mit Milch zu löschen, zusätzlich gestraft. Durch Erbrechen und Diarrhö verlor ihr Körper noch mehr Wasser. Auch die europäische Variante des LCT-Gens muss sich rasant unter den Menschen ausgebreitet haben. Dies zeigen Befunde, die das Paläogenetikteam 5 von Joachim Burger diese Woche im Fachblatt PNAS präsentiert. Im Erbmaterial von acht jungsteinzeitlichen Skeletten aus dem 6. Jahrtausend vor Christus und in einem rund 4000 Jahre alten Knochenfund, allesamt aus Nord- und Zentraleuropa, stießen sie stets nur auf die ursprüngliche LCT-Genvariante. Trotz der geringen Probengröße, versichert Burger, ließen statistische Berechnungen den Schluss zu, dass die Euro- päer zu jener Zeit noch praktisch vollzählig unter Milchzuckerunverträglichkeit litten. Dass es heute nahezu umgekehrt ist, dass Milchtrinker in Europa die Regel und Laktose-Intoleranz eher die Ausnahme darstellen, demonstriere die Macht der Evolution. Sarah Tishkoff bestätigt, die Mutationen im LCT-Gen seien "die stärkste genetische Signatur der natürlichen Selektion, die jemals bei Menschen gefunden wurde". Abbildung: In Asien vertragen fast nur kleine Kinder Milch 6 Rubrik Quelle Ressort Autor Johannes Gutenberg-Universität Bremer Nachrichten vom 02.03.2007, Seite GESAMT/WISSEN/01 GESAMT DEUTSCHEPRESSEAGENTUR Bessere Chancen dank Milch Erbgut-Analysen helfen, Evolution der Europäer zu verstehen MAINZ·WASHINGTON (DPA). Die meisten Steinzeitmenschen in Europa konnten noch keine Milch verdauen. Dies belegen Analysen des Erbguts aus neun steinzeitlichen Skeletten. Wie Mainzer Forscher zusammen mit britischen Kollegen in den "Proceedings" der US-Akademie der Wissenschaften betonen, hat die Fähigkeit zur Milchverdauung in der Entwicklungsgeschichte der Europäer allem Anschein nach eine wesentliche Rolle gespielt. Während vor 8000 Jahren die meisten erwachsenen Menschen in Europa nicht in der Lage gewesen seien, Milch zu verdauen, könnten dies heute mehr als 70 Prozent der Nordeuropäer, sagte der Mainzer Anthropologie-Professor Joachim Burger. Die Fähigkeit zur Milchverdauung habe Menschen einen entscheidenden Vorteil gebracht; nur so sei der Entwicklungsschritt zu sesshaften Ackerbauern und Viehzüchtern möglich gewesen. Im Körper ist das Enzym Laktase dafür verantwortlich, dass der Milchzucker aus Milchprodukten verdaut werden kann. Im Säuglingsalter ist dieses Enzym zunächst in ausreichender Menge vorhanden. Nach dem Abstillen wird es bei den meisten Menschen auf der Welt nur noch in geringem Maße produziert. Eine Ausnahme bilden Europäer und einige Bevölkerungsgruppen in Afrika: Hier wird Laktase auch bei Erwachsenen gebildet; Milch kann verdaut werden. Für ihre Studien haben die Mainzer Paläogenetiker gemeinsam mit Kollegen des University College London Erbgutproben von neun Skeletten aus der Jung- und Mittelsteinzeit untersucht. Keiner dieser frühen Europäer war den Ergebnissen zufolge in der Lage, Milch zu verdauen. Die Schlussfolgerung der Wissenschaftler: Als die ersten domestizierten Ziegen, Schafe und Rinder vor rund 8000 Jahren nach Europa gebracht wurden, konnte die Mehrzahl der Bauern deren Milch nicht vertragen. Die kleine Minderheit, deren Körper auch im Erwachsenenalter Laktase produzierte, erlebte nach Darstellung Burgers von da an eine "evolutionäre Erfolgsgeschichte". "Mit Milch konnte die hohe Rate der Kindersterblichkeit nach dem Abstillen reduziert werden", erklärte der Forscher von der Universität Mainz. Außerdem sei es leichter gewesen, ein Jahr mit einer schlechten Ernte zu überstehen. Der Londoner Populationsgenetiker Mark G. Thomas betonte, die vererbte Fähigkeit zur Milchverdauung müsse sich sehr schnell verbreitet haben. Schließlich seien 8000 Jahre nach entwicklungsgeschichtlichen Maßstäben eine kurze Zeit. Burgers Fazit: "Nun scheint es wahrscheinlich, dass die heutigen Nordund Mitteleuropäer eine kleine Gruppe von Milch trinkenden Viehbauern des fünften vorchristlichen Jahrtausends als ihre Vorfahren bezeichnen können. 4 Rubrik Johannes Gutenberg-Universität Quelle Der Tagesspiegel vom 05.03.2007, Seite 025 Quellrubrik WISSEN_FORSCHEN Milch und Gene Wie die Viehhaltung die Evolution beschleunigte Ackerbau und Viehzucht haben ihre Spuren in unserem Erbgut hinterlassen. Als die Menschen der Steinzeit vor 8000 Jahren in Europa Bauern wurden, änderten sie gleichzeitig ihre Lebensweise drastisch. In dieser Phase wurde plötzlich eine Erbeigenschaft wichtig, die Kindern und Erwachsenen hilft, auch nach dem Abstillen Milch zu verwerten, haben der Paläogenetiker Joachim Burger von der Mainzer Universität und seine Kollegen herausgefunden, wie sie im Fachblatt "PNAS" schreiben. Um den in der Milch vorhandenen Milchzucker (Laktose) zu verdauen, produzieren Säuglinge ein spezielles Enzym mit dem Namen Laktase. Sobald die Kinder aber nicht mehr gestillt werden, versiegt auch die Herstellung dieses Enzyms weitgehend. Einige Menschen aber haben eine kleine Veränderung im Erbgut, die den Produktionsstopp für das Laktase-Enzym verhindert. Noch als Erwachsene können diese Menschen Milch verwerten. Konnten Steinzeit-Kinder nach dem Abstillen die energiereiche Milch von Rindern oder Ziegen trinken, hatten sie in Zeiten einen Riesenvorteil, in denen andere Nahrung knapp war. Dieser Vorteil gilt aber nur, wenn die Kinder Milch auch vertragen. Anfangs war das eher selten der Fall. Joachim Burger und Martina Kirchner von der Mainzer Universität haben Erbgut aus neun Knochen verschiedener Menschen untersucht, die vor 7800 bis 7200 Jahren in der Zeit in Europa gestorben waren, als gerade die ersten Viehherden gehalten wurden. In keinem einzigen Erbgut fanden sie die Veränderung, die Milch leicht verdaulich machte. Offensichtlich war also während der neolithischen Revolution die Erbeigenschaft noch sehr selten, die größeren Kindern und Erwachsenen beim Verdauen von Milchzucker hilft. Das einzige untersuchte Skelett aus dem Mittelalter dagegen war ein Volltreffer: Der um das Jahr 600 gestorbene Merowinger aus dem ältesten fränkischen Königsgeschlecht hatte die genetische Veränderung und konnte Milch wohl ohne Probleme auch als Erwachsener trinken. Damit scheint die Entwicklung klar: Ursprünglich war die Erbeigenschaft sehr selten. Allerdings hatten Kinder mit dieser Mutation einen Überlebensvorteil und konnten das Gen an ihre Kinder weitergeben. Im Maßstab der Evolution verlief diese Auslese extrem schnell: Heute haben bereits mehr als 70 Prozent aller Menschen in Norddeutschland, Skandinavien oder Holland das Gen für Milchverträglichkeit. Roland Knauer 5 Rubrik Johannes Gutenberg-Universität Quelle Der Kassenarzt vom 09.03.2007, Seite 003 Quellrubrik AKTUELL Milchmacht aus dem Osten MAINZ - Die Fähigkeit Erwachsener, Milchzucker zu spalten, hat in der Evolution der Europäer eine entscheidende Rolle gespielt. Anthropologen der Universität Mainz und des University Colleges in London haben herausgefunden, dass das Merkmal der Laktasepersistenz in Europa in der frühen Jungsteinzeit kaum vorhanden war. "Wahrscheinlich hat die Fähigkeit zur Milchverdauung sogar einen entscheidenden Selektionsvorteil bei der Entwicklung der sesshaften Ackerbauern und Viehzüchter im mittleren und nördlichen Europa gebracht", so Prof. Joachim Burger vom Institut für Anthropologie. Die Untersuchungen, die anhand alter Erbsubstanz aus archäologischen Skeletten aus Zentral- und Osteuropa erfolgten, wurden in den PROCEEDINGS OF THE NATIONAL ACADE-MY OF SCIENCES veröffentlicht. Das deutschbritische Forscherteam folgert, dass nomadische Hirten, die aus dem Uralgebirge einwanderten, die für Laktasepersistenz verantwortliche Genmutation in Europa ver- breiteten. "Nun scheint es wahrscheinlich, dass die heutigen Nord- und Mitteleuropäer eine kleine Gruppe von Milch trinkenden Viehbauern des fünften vorchristlichen Jahrtausends als ihre Vorfahren bezeichnen können", so Burger. 5 Rubrik Quelle Ressort Johannes Gutenberg-Universität Leipziger Volkszeitung vom 09.03.2007, Seite 5 Magazin Anthropologie Steinzeit-Europäer mit Milchproblemen Die meisten Steinzeitmenschen in Europa konnten noch keine Milch verdauen. Das belegen Erbgutanalysen bei Skeletten aus der Jung- und Mittelsteinzeit, die Mainzer und britische Forscher durchführten. Die Fähigkeit zur Milchverdauung hat demnach bei der Evolution der Europäer eine wesentliche Rolle gespielt. Während Erwachsene in Europa vor 8000 Jahren überwiegend noch keine Milch verdauen konnten, sind heute mehr als 70 Prozent der Nordeuropäer dazu in der Lage, sagte der Anthropologe an der Mainzer Uni, Professor Joachim Burger. Diese Fähigkeit hat nach seiner Einschätzung einen "entscheidenden Vorteil bei der Entwicklung sesshafter Ackerbauern und Vieh- züchter im mittleren und nördlichen Europa gebracht". Im Körper ist das Enzym Laktase dafür verantwortlich, Milchzucker zu verdauen. Im Säuglingsalter ist es zunächst in ausreichender Menge vorhanden, nach dem Abstillen wird es bei den meisten Menschen auf der Welt nur noch in geringem Maße produziert. Eine Ausnahme bilden Europäer und einige Bevölkerungsgruppen in Afrika. Hier wird Laktase auch bei Erwachsenen gebildet, Milch kann verdaut werden. Für ihre Studien hatten die Experten Erbgutproben von neun Skeletten aus der Steinzeit untersucht. Keiner dieser frühen Europäer konnte demnach Milch verdauen. Als die ersten domestizierten Ziegen, Schafe und Rinder vor 8000 Jahren nach Europa kamen, konnte die Mehrzahl der Bauern deren Milch offenbar nicht vertragen. Aber die kleine Minderheit, deren Körper auch im Erwachsenenalter Laktase produzierte, erlebte dann eine evolutionäre Erfolgsgeschichte. Relativ schnell, so die Wissenschaftler, habe sich diese Fähigkeit erblich verbreitet. dpa 10 Rubrik Quelle Ressort Autor Johannes Gutenberg-Universität Passauer Neue Presse vom 09.03.2007, Seite 000 wiss Carsten Meinke Frühe Europäer vertrugen keine Milch Wahrscheinlich eine Folge der Landwirtschaft Milchverdauung war Selektionsvorteil Carsten Meinke Mainz/London. Erst hielt die Landwirtschaft Einzug in Europa, dann passten sich die Körper der Bauern an das Trinken von Milch an. Für diese Annahme sprechen genetische Untersuchungen, die Mainzer und Londoner Anthropologen an neun mittelund jungsteinzeitlichen Menschen- Skeletten aus Deutschland, Ungarn, Litauen und Polen durchgeführt haben. Sämtliche Individuen dürften demnach in jungen Jahren die Fähigkeit verloren haben, Milchzucker zu verdauen. Die Produktion des entsprechenden Enzyms auch im Erwachsenenalter, die Laktase-Persistenz, müsse sich also erst später durch natürliche Selektion verbreitet haben, folgert die Gruppe um Joachim Burger von der Universität Mainz. "Wahrscheinlich hat die Fähigkeit zur Milchverdauung sogar einen entscheidenden Selektionsvorteil bei der Entwicklung der sesshaften Ackerbauern und Viehzüchter im mittleren und nördlichen Europa gebracht", so der Forscher. Bei den meisten Säugetieren hört der Körper nach dem Abstillen auf, das Milchzucker spaltende Enzym Laktase zu produzieren. Auch beim Menschen ist dies typischerweise so. Ausnahmen bilden vor allem die Bevölkerungen Nord- und Mitteleuropas sowie Hirtenvölker in Afrika und im Mittleren Osten. Die untersuchten Knochen sind bis zu 8000 Jahre alt, stammen also aus einer Zeit, als die Haltung von Ziegen, Scha- fen und Rindern in Europa erst am Anfang stand. Bei allen Skeletten fand sich nur jene Variante des Gens MCM6, die heutzutage mit einem frühen Rückgang der Laktase-Produktion einhergeht. Für andere DNA-Regionen ergab die Sequenzierung dagegen unterschiedliche Varianten, so dass die Forscher einen systematischen Fehler ausschließen. Auch eine Kontaminierung mit modernem oder tierischem Erbgut scheint unwahrscheinlich. 11 UK print Outlet Daily Telegraph Sun Times Independent Metro Title Milk Allergy dates back to Stone Age Milk was a bit rash Why Europeans can drink milk Milk tolerance evolved recently Why cow milk was off until 7,000 years ago Daily Mail How we learned to like our milk Mirror (3 star edition) Europe’s milking it Online Outlet BBC News Online New Scientist Science Magazine History Today Nature News UKTV Online Boingboing.net Metro Title Early man 'couldn't stomach milk' Early Europeans unable to stomach milk Evolution: It Does a Body Good Cereal but no milk for early Europeans Ancient DNA solves milk mystery Milk 'recent part of European diet' Milk tolerance gene emerged recently Why cow milk was off until 7,000 years ago Daily Mail How we learned to like our milk Times Why Europeans can drink milk Milk Allergy dates back to Daily Telegraph URL http://www.telegraph.co.uk/news/m ain.jhtml?xml=/news/2007/02/27/n milk227.xml http://www.timesonline.co.uk/tol/ne ws/uk/article1444119.ece http://www.metro.co.uk/news/article .html?in_article_id=39010&in_page_ id=34 http://www.dailymail.co.uk/pages/liv e/articles/technology/technology.htm l?in_article_id=438793&in_page_id= 1965 http://www.mirror.co.uk/news/topst ories/tm_method=full%26objectid= 18680279%26siteid=89520name_page.html URL http://news.bbc.co.uk/1/hi/health/6 397001.stm http://www.newscientist.com/article /dn11261-early-europeans-unableto-stomach-milk.html http://sciencenow.sciencemag.org/c gi/content/full/2007/226/3 http://www.historytoday.com/dt_arti cle_subgrouplist.asp?gid=30039&aid =&tgid=&amid=&g30039=x&g21010 =x&g19965=x&g19963=x http://www.nature.com/news/2007/ 070226/full/070226-4.html http://uktv.co.uk/index.cfm/uktv/His tory.news/aid/583148 http://boingboing.net/ http://www.metro.co.uk/news/article .html?in_article_id=39010&in_page_ id=34 http://www.dailymail.co.uk/pages/liv e/articles/technology/technology.htm l?in_article_id=438793&in_page_id= 1965 http://www.timesonline.co.uk/tol/ne ws/uk/article1444119.ece http://www.telegraph.co.uk/news/m Stone Age Mirror Europe’s milking it Chemistry World Neolithic Europeans were lactose intolerant Ancient Europeans unable to digest milk Scenta.co.uk The Scotsman National Geographic Spotlighting News Sciscoop.com All Headline News Science Blogs Daily Reporter International Outlet The Scientific American Press Zoom, Netherlands Pressetexte, Schweiz The Age, Australia Hard-to-swallow history of milk Stone Age Adults Couldn't Stomach Milk, Gene Study Shows Lactose Tolerance Absent From Neolithic Europeans' Traits Drinking Milk Demonstrates Evolution in Action Study: Milk Tolerance A Form Of Evolution In the footsteps of my lactose-intolerant ancestors Lactose tolerance linked to early dairy farming Title Not Milk? 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