12 wissenschaft & praxis Die Expression des Endozytoserezeptors DEC-205 / CD205 in humaner Haut und Tonsillen Zusammenfassung der Diplomarbeit von Zita Ehammer, die 2002 an der MTA-Akademie Innsbruck diplomierte. Die Diplomarbeit wurde bei der diesjährigen Tagung „Histologie – Zytologie“ prämiert. q Nachdem einige von uns im Dezember 2002 gebeten wurden, passende Diplomarbeiten zum Thema Histologie/Zytologie einzusenwissenschaft den, wurde unter anderem auch meine Di& praxis plomarbeit zur Prämierung und Präsentation ausgewählt. So konnte ich erfreulicherweise meine Diplomarbeit im Rahmen der Tagung „Histologie – Zytologie“ am 24. April im AKH Wien präsentieren und den MTA-Preis 2003 mit Freude entgegennehmen. Einleitung Dendritische Zellen (DC) DC sind hochspezialisierte, professionelle antigenpräsentierende Zellen, die eine zentrale und entscheidende Rolle in der Entstehung der Immunität spielen. DC kommen in zwei Reifungszuständen vor. Unreife DC besitzen wenig MHC-Klasse-II-Moleküle an der Zelloberfläche, jedoch viel im Zellinneren. Die Morphologie unreifer DC in Geweben wie der Haut ist klassisch dendritisch, d. h. sie besitzen multiple, z. T. verzweigte Fortsätze. Bei der Wanderung von DC über die afferente Lymphe in Richtung Lymphknoten lässt sich eine Umgestaltung von unreifen in reife DC beobachten. Die Hauptmerkmale von reifen DC sind eine außergewöhnlich hohe Zelloberflächen-Expression von MHC-Molekülen (Klasse I und II) sowie die verstärkte Expression von Adhäsionsmolekülen und von Molekülen mit kostimulatorischer Funktion für T-Lymphozyten. „Adjuvansfunktion“ Darunter versteht man die Sensibilisierung von T-Helferzellen. Dabei werden die antigen-spezifischen T-Zellen dazu gebracht, sich zu vermehren und Zytokine auszuschütten. Diese Funktion ist eine Eigenschaft der reifen DC. Das CD205/DEC-205 Molekül Der DEC-205-Rezeptor gehört zu der C-Typ-Lektinrezeptorfamilie. Er ist spezialisiert für die Antigenaufnahme, vor allem von Mannose-hältigen Zuckermolekülen, wie sie typischerweise auf Bakterien vorkommen und wird durch Rezeptor-vermittelte Endozytose internalisiert. Anschließend kommt es in ungewöhnlich effizienter Weise zur Bildung von MHC-Klasse-II-Peptidkomplexen, die an der Zelloberfläche präsentiert und vom T-Zellrezeptor erkannt werden. Die T-Zellen können nun eine effiziente antigenspezifische Immunantwort durchführen. In den letzten Jahren wurde eine Reihe von Molekülen mit ähnlichen Eigenschaften gefunden und charakterisiert (z. B.: CD207/Langerin, CD209/DC-SIGN, BDCA-2). So wird Langerin von den epidermalen Langerhanszellen exprimiert, aber nicht von den dermalen DC. Umgekehrt wird DC-SIGN ausschließlich von dermalen DC exprimiert. BDCA-2 ist charakteristisch für die erst kürzlich beschriebene Variante von DC, die plasmazytoiden DC. Die genauen Liganden für diese Rezeptoren und somit eine mögliche Aufgabenverteilung ist noch unvollständig bekannt. Fragestellung und Methodik Zielsetzung meiner Diplomarbeit war es, die Expression des CD205/DEC-205-Rezeptors in humaner Haut und Tonsillen zu untersuchen. Zusätzlich wurde untersucht, ob sich die Expression von DEC-205 während der Wanderung und Reifung von DC verändert. Dazu fertigte ich Kryostatschnitte an, färbte diese mittels Immunfluoreszenz mit anti-human- Aufgaben von DC Die Eigenschaften von DC können in drei zeitlich und räumlich voneinander verschiedenen Funktionsbereichen betrachtet werden. „Wächterfunktion“ Darunter versteht man die Antigenaufnahme und deren Verarbeitung. Dieser Vorgang ist die Voraussetzung für die Antigenerkennung durch T-Lymphozyten und wird von den unreifen DC erfüllt. Zur Antigenaufnahme besitzen diese Zellen effiziente Mechanismen, wie die „Makropinozytose“ oder – besonders wirkungsvoll – die „Rezeptor-vermittelte Endozytose“ (z. B.: DEC-205). „Migratorische Funktion“ Da die Orte der Antigenaufnahme und der Induktion einer Immunantwort meist verschieden sind, erfolgt die Wanderung zwischen diesen beiden Orten über die afferenten lymphatischen Gefäße. Abb. 1: Doppelfärbung von Hautschnitten. Die Langerin(CD207)positiven Zellen in der Epidermis exprimieren nur schwach DEC-205 (CD205) und heben sich aus der Hintergrundfärbung der Keratinozyten kaum ab. In der Dermis sind deutlich mehr DEC-205-positive Zellen (Dreieck), die z. T. Langerin ko-exprimieren (d. h. es handelt sich hier meist um unreife DC). Die linke Bildreihe stellt die Überlagerung beider Fluoreszenzfarben dar. wissenschaft & praxis DEC-205-monoklonalen Antikörpern und beurteilte sie in einem Auflichtfluoreszenzmikroskop. Als Vergleich dienten bereits bekannte dendritische Zellmarker, wie z. B.: Langerin und DC-LAMP. Abb. 2: Die wenigen DC-LAMP(CD208)-positiven Zellen in der Dermis exprimieren stark DEC-205 (CD205), sind also reife DC. Der Großteil der DEC-205-positiven Zellen ist jedoch Langerin- sowie DC-LAMP-negativ. Die linke Bildreihe stellt die Überlagerung beider Fluoreszenzfarben dar. Ergebnisse Die DEC-205-Expression in der Haut Die epidermalen Langerhanszellen der Haut exprimieren nur schwach DEC-205. In der Dermis sind deutlich mehr DEC-205-positive Zellen, die MHC Klasse II ko-exprimieren. Die wenigen ausgewanderten Langerin-positiven Zellen in der Dermis exprimieren schwach DEC-205. DC-LAMP-positive Zellen – vermutlich migratorische DC – weisen eine starke DEC-205-Expression auf. Organkultur Von denselben Präparaten wurden von Mag. S. Holzmann epidermale Häutchenpräparate angefertigt und drei bis vier Tage kultiviert. Dabei zeigte sich, dass die aktivierten Langerhanszellen den DEC-205-Rezeptor hinaufregulierten. Die DEC-205-Expression in der Tonsille Die DEC-205-Expression im Plattenepithel der Tonsille ist ähnlich der Normalhaut. Im Kryptenepithel befinden sich schwach DEC-205-exprimierende Langerhanszellen und stärker exprimierende DC-LAMP-positive reife DC. Abb. 3: DEC-205-positive Zellen in der B-Zellzone der Tonsille. Zwei B-Zellfollikel sind mit Sternchen markiert. In der höheren Vergrößerung (untere Bilder) erkennt man die dendritische Form der reaktiven Zellen. Der Großteil der DEC-205-positiven Zellen befindet sich jedoch im T-Zellareal der Tonsille. Nur wenige dieser Zellen sind Langerin-positiv. Auch nur einzelne DEC-205-positive Zellen ko-exprimieren DC-LAMP, sind also reif. Überraschenderweise wurden auch in der intrafollikulären B-Zellzone der Tonsille DEC-205-exprimierende Zellen gefunden. In Doppelimmunfluoreszenzfärbungen mit Langerin und DC-LAMP wurden, wie erwartet, keine positiven Zellen gefunden. Doppelfärbungen mit Antikörpern gegen CD4 und CD2, als Marker für DC der Keimzentren, waren aufgrund der Schwäche der Färbung nicht aussagekräftig. Aufgrund der begrenzten Zeitdauer war es mir im Rahmen meiner Diplomarbeit nicht möglich, diese Zellpopulation genauer zu charakterisieren. Zur Beantwortung der Frage, ob es sich bei den DEC205-positiven Zellen in der B-Zellzone der Tonsille um die „Germinal Center Dendritic Cells“, die „Tingible Body Makrophages“ oder sogar um die follikulär-dendritischen Zellen handelt, gäbe es die Möglichkeit diese Zellen zu isolieren und mit verschiedenen Antikörpern zu färben. Schlussfolgerungen ■ DEC-205 in der Haut vorwiegend in der Dermis ■ DEC-205 wird mit der Reifung hoch-reguliert ■ DEC-205 überraschend auf Zellen im B-Zellfollikel der Tonsille Diese Daten bilden eine Grundlage für weiterführende funktionelle Studien an isolierten Zellpopulationen. Herzlich bedanken möchte ich mich bei meinem Betreuer für die Ermöglichung dieser Diplomarbeit. Er stand mir jederzeit mit Rat und Tat zur Seite und erleichterte mir die z. T. sehr schwierige Auswertung der Immunfluoreszenzfärbungen, sowie bei Frau Hella Stössel, die mir bei der Durchführung der Immunfluoreszenzfärbungen mit ihrer langjährigen Erfahrung sehr behilflich war. ■ Zita Ehammer, Dipl. MTA E-Mail: [email protected] Abb. 4: Betreuer Univ. Doz. Nikolaus Romani, Dr. rer. nat. und Dipl. MTA Zita Ehammer, Diplomarbeit, MTA-Akademie Innsbruck (2002), durchgeführt an der Univ.-Klinik für Dermatologie und Venerologie in Innsbruck. 13