Das periphere Nervensystem

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Das periphere Nervensystem
Beim Menschen ist das Nervensystem durch das Gehirn und Rückenmark
stark zentralisiert. Durch dieses werden sehr viele Funktionen wie z.B. die
Muskelaktivität zentral gesteuert.
Aber auch außerhalb dieses Zentralnervensystems liegen neuronale
Strukturen, die man zum peripheren Nervensystem zählt. Das periphere
Nervensystem wird wiederum in das somatische Nervensystem und das
vegetative Nervensystem (oder autonomes Nervensystem) untergliedert.
Das periphere Nervensystem steuert unbewußte Reaktionen des Körpers.
Sensorische Nerven enden hier. Nerven, die direkt am Rückenmark enden,
nennt man Spinalnerven. Dort werden sie direkt mit den afferenten
Nervenbahnen, den Motoneuronen verschaltet, so dass auf einen Reiz
unmittelbar eine Reaktion folgen kann: ein Reflex. Diese Verbindung, die im
vegetativen Nervensystem eine direkte Verschaltung zwischen sensorischem
Nerv und Motoneuron bildet, nennt man Reflexbogen.
Beispiele für solche Reflexe sind
• Der Cornealreflex (Lidschlag bei Berührung der Cornea) ist willentlich
nicht unterdrückbar.
• Der Lidschlagreflex, ausgelöst durch Annäherung oder starkes Licht,
kann willentlich unterdrückt werden.
Auslöser für Reflexe sind die bekannten Reize: Druck, Zug, Beschleunigung,
Licht, Schall, Temperatur, oder chemische Substanzen.
Reflexe die, durch einen Reiz ausgelöst werden, der in der Nähe des durch
den Reiz erregten Muskels wirkt, nennt man (monosynaptische) Eigenreflexe.
Andere, bei denen Reiz und Reaktion örtlich getrennt sind, nennt man
(polysynaptische) Fremdreflexe (z.B. Niesen).
Auf den ersten Blick erscheint das System ein wenig aufwendig. Warum läuft
der Nervenimpuls erst so einen weiten Weg in das Rückenmark und
anschließend wieder zurück zum Muskel, der z.B. das entsprechende
Körperteil aus der Gefahrenzone bringt?
Neben dem Spinalganglion, das für die unbewussten Reflexe zuständig ist,
gibt es ja auch noch die Möglichkeit bewusst Muskeln in Bewegung zu
setzen. Als Befehlsgeber ist hier das Gehirn anzusehen, dass wiederum über
die graue Substanz des Rückenmarks mit den Spinalnerven verbunden ist.
In der grauen Substanz findet die Verschaltung zwischen motorischen
Neuronen und Nervenbahnen aus dem Gehirn statt, so dass das Gehirn die
jeweiligen Motoneuronen ansteuern kann. Aber auch die sensorischen
Nerven haben in der weißen Substanz eine Verbindung zum Gehirn, so
dass dem Gehirn der sensorische Nervenimpuls ins Bewusstsein rücken
kann. Das Rückenmark ist also eine Schnittstelle zwischen
Zentralnervensystem und peripheren Nervensystem.
Die graue Substanz hat ihre Farbe daher, dass die Motoneuronen ihr Soma
in diesem Bereich haben. Die sensorischen Neuronen haben, die im
Rückenmark zum Gehirn führen haben ihr Soma im Gehirn, weshalb dieser
weiße Bereich überwiegen aus Axonen besteht.
Verschiedene Wirbelsäulenabschnitte sind jeweils für verschiedene
Körperfunktionen zuständig. Auffällig wird das bei Wirbelsäulenverletzungen,
deren Auswirkung, auf die Aufgaben des verletzten Rückenmarkanteils
schließen lässt.
Einige Spinalnerven können gezielt betäubt werden, so dass größere orthopädische, gynäkologische oder
urologische Eingriffe möglich werden oder Geburtskomplikationen beseitigt werden. Dies macht man bei der
Peridualanästhesie (PDA). Dabei nutzt man aus, dass in den untersten Wirbel kein Rückenmark aber noch
der Rückenmarkskanal vorhanden ist. Mit einer Injektionsnadel dringt man in diesen Kanal ein und injeziert
ein Anästethikum, wobei einige Regionen des Unterleibs schmerzfrei werden. Da die Injektion unterhalb des
Rückenmarks stattfindet ist eine Verletzung des Rückenmarks, die nachhaltige Folgen haben könnte,
äußerst selten. Die PDA ist heute in der Geburtshilfe weit verbreitet.
Das periphere Nervensystem beinhaltet aber noch wesentlich mehr, als das bisher Dargestellte. Es enthält noch
das vegetative Nervensystem, welches man in Sympathikus und Parasympathikus einteilen kann. Durch
dieses vegetative Nervensystem wird ein Großteil der lebensnotwendigen Organe gesteuert, ohne dass wir uns
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dessen in irgendeiner Weise bewusst werden. Die meisten Nervenbahnen des Sympathikus befinden sich direkt
neben dem Rückenmark, die des Parasympathikus sind Teil des Rückenmarks. Sympathikus und Parasymphatikus sind Gegenspieler. Durch ihre antagonistische Wirkung ermöglichen diese beiden Anteile des vegetativen
Nervensystems eine feine Steuerung der Organe.
Zielgewebe des Sympathikus sind vor allem die glatte Muskulatur (v. a. der Blutgefäße wodurch der Blutdruck
geregelt werden kann) und Drüsen. Wie die übrigen Anteile des vegetativen Nervensystems steuert der
Sympathikus lebenswichtige Vorgänge.
Der Sympathikus bewirkt insgesamt eine Leistungssteigerung des Organismus (Ergotropie). Er versetzt den Körper in
hohe Leistungsbereitschaft, bereitet ihn auf Angriff, Flucht oder andere außergewöhnliche Anstrengungen vor.
Er steigert: Herztätigkeit, Blutdruck, Durchblutung und Tonus der Skelettmuskulatur, Glykolyse und Stoffwechsel.
Er hemmt dafür andere, für die unmittelbare Aktivität nicht unbedingt erforderliche Vorgänge, wie z. B. die
Darmtätigkeit.
Außerdem hat er Einfluss auf die Lungenfunktion (Erweiterung der Bronchien), Blasenfunktion (bewirkt die
Kontinenz), Geschlechtsorgane (bewirkt u. a. die Ejakulation beim Mann und den Orgasmus bei der Frau), inneren
Augenmuskeln (Pupillenerweiterung = Mydriasis), Sekretion der Drüsen.
Die Neurotransmitter des sympathischen Nervensystems sind Acetylcholin und Noradrenalin.
Im Sympathikus gibt es Nervenzellen, die über Nervenimpulse dazu gebracht werden können, Neurotransmitter ins Blut
abzugeben und damit eine große Anzahl von Neuronen im Körper beeinflussen: Adrenalin und Noradrenalin. Da diese
Transmitter über das Blut verteilt werden, kann man sie als Hormone bezeichnen. Unter Hormonen versteht man
hochgradig aktive Botenstoffe, deren Bildungsort vom Wirkort verschieden ist, und die in der Regel über den
Blutkreislauf verbreitet werden. Ein überaktiver Sympathikus kann auch die Ursache für Schlafstörungen sein.
Es gibt heute einige Medikamente, die in das System des Sympathikus eingreifen.
So ist Bluthochdruck eine der gravierendsten Ursachen für Herz-Kreislaufprobleme, die wiederum die häufigsten
Todesursachen in der westlichen Welt sind. Bluthochdruck wird zum einen durch genetische Disposition zum anderen
durch Stress, Übergewicht und Bewegungsmangel verursacht. Wenn die Ursachen nicht behebbar sind, helfen
Medikamente. Dabei werden häufig sogenannte Betablocker eingesetzt. Unter Betablockern versteht man
Arzneistoffe, die im Körper β-Rezeptoren blockieren und so die Wirkung einiger Stresshormone (insbesondere
Noradrenalin und Adrenalin) hemmen. Sie führen dadurch zu einer Senkung von Pulsfrequenz und Blutdruck,
außerdem zu einer geringeren Schlagkraft und Erregbarkeit des Herzens.
Der Gegenspieler, der Parasympathikus wird auch als „Ruhenerv“ bezeichnet, da er dem Stoffwechsel, der
Regeneration und dem Aufbau körpereigener Reserven dient (trophotrope Wirkung). Er sorgt für Ruhe, Erholung,
Schonung und fördert die Möglichkeit von Verdauungsprozessen. Das vegetative Nervensystem kontrolliert
unwillkürlich die meisten inneren Organe und den Kreislauf. Der Neurotransmitter, der im parasympathischen
Nervensystem eingesetzt wird, ist überwiegend Acetylcholin. Aber auch Stoffe wie Nikotin und das Fliegenpilzgift
Muskarin wirkt auf einige Rezeptoren der Nervenzellen des Parasympathikus. Der Parasympathikus hat zwei Zentren:
im Hirnstamm werden Auge, die Tränen- und Speicheldrüsen und über den Nervus vagus viele innere Organe
kontrolliert. Das zweite Zentrum im Kreuzbein beeinflusst den unteren Teil des Dickdarms, die Harnblase und die
Genitalien.
Aufgaben:
1.) Erkläre die Begriffe Reflexbogen, ß-Blocker, Stresshormon, PDA.
2.) Beschreibe die funktionale Zusammenarbeit zwischen vegetativem Nervensystem und Gehirn. Zeige dabei
auch, wo die morphologische Verknüpfung dieser beiden Systeme stattfindet.
3.) Beschreibe Aufbau und Funktion von Symphatikus und Parasymphatikus.
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