# - 9 #- -9 #9 #-9 + Aus dem Weinkeller 11/2007 Der biologische Säureabbau (BSA) Daniela BRANDSTETTER, Versuchszentrum Laimburg N ach dem Ende der alkoholischen Gärung ist besonders bei Rotweinen der Säureabbau erwünscht, um dem Wein einen runden, weicheren Geschmack zu verleihen. Mit dem Begriff Säureabbau ist die Decarboxylierung der Äpfelsäure (L-Malat) zur schwachen einbasischen Milchsäure (L-Lactat) gemeint. Dabei verliert der Wein die grünen Noten, bittere Noten werden hingegen verstärkt und es bilden sich Aromen, die an Butter, Honig, Vanille und Nuss erinnern. Der biologische Säureabbau ist eine „natürliche“ Entsäuerung des Weines, wobei die Milchsäurebakterien durch ihren Metabolismus die Äpfelsäure zu Milchsäure umwandeln. Man kann zwischen zwei Gruppen von Milchsäurebakterien unterscheiden: Oenococcus oeni, welche einen sauberen Säureabbau durchführen können, ohne Produktion von sensorisch negativen Nebenprodukten; und Pediococcus spp. sowie Lactobacillus spp., welche neben Lactat auch geschmacksschädigende Stoffe produzieren. Das Vorherrschen der einen oder der anderen Bakterienart ist pH-abhängig. Während Oenococcus oeni bei tieferen pH-Werten (<3,5) vorherrscht, haben Lactobacillus spp. und Pediococcus spp. bei höheren pH-Werten (>3,5) ihr Optimum. Dabei sei aber noch klar gesagt, dass auch die heterofermentativen Oenococcus spp. einige Weinfehler verursachen können. Die milchsäurebakterien im wein Alkohol, pH-Wert, Schwefeldioxid und Temperatur sind jene Faktoren, welche den Säureabbau beeinflussen. Nach der alkoholischen Gärung, falls der Wein nicht geschwefelt wurde, ist die Temperatur der einzige regulierbare Parameter, mit dem man den Anfang oder die Verzögerung des Säureabbaus beeinflussen kann. Ob spontan oder induziert sollte der Säureabbau immer im Auge behalten werden. Nach der alkoholischen Gärung sollte der pH-Wert immer bekannt sein, um zu wissen, ob der Wein ein geeignetes Milieu für das Wachstum unerwünschter Milchsäurebakterien darstellt, besonders dann, wenn ein spontaner Säureabbau vorgesehen ist! Eine Beimpfung mit selektionierten Bakterien ist immer zu empfehlen, wenn der Wein einen pH-Wert >3,5 aufweist. Sobald die Bakterien die richtigen Wachstumsbedingungen vorfinden, fangen sie an sich zu vermehren. Bei der Vermehrung verwerten sie Glukose, wobei Essigsäure produziert wird. Weder Äpfelsäure noch Zitronensäure werden in dieser Phase verwertet. Danach erfolgt eine stationäre Phase, wobei der Abbau von Äpfelsäure im Vordergrund liegt. Die Zitronensäure wird nicht verwertet, und es wird auch keine Essigsäure gebildet. In der dritten Phase werden keine Zucker verwertet, und es erfolgt kein Malat-Abbau mehr. Bakterien können aber jetzt Zitronensäure verwerten, mit Produktion eines Überschusses an Essigsäure und Diacetyl. Diese letzte Phase sollte mittels Zugabe von Schwefeldioxid oder Lysozym vermieden werden. weinfehler Sobald der Säureabbau zu Ende ist, sollte man ein Überleben der anwesenden Bakterien vermeiden, um die Verwertung weiterer im Wein verfügbarer Substanzen zu verhindern, da diese durch sekundäre Metabolismen in sensorisch unangenehme Substanzen umgewandelt werden können. Einige Weinfehler, welche während oder nach dem Säureabbau entstehen können, sind hier kurz erwähnt. Das Öligwerden: Der Wein wird durch Polysaccharid-Bildung schleimig und wirkt beim Ausgießen viskos und ölig. Mögliche Auslöser: Pediococcus damnosus und inopinatus. Der Milchsäureton: wird durch die Produktion von Diacetyl, Ethyllactat und D-Lactat verursacht. Mögliche Auslöser: Lactobacillus casei, L. plantarum; Pediococcus damnosus und P. inopinatus. Das Bitterwerden: wird durch Glycerin-Abbau verursacht. Dabei wird Acrolein produziert, welche in Verbindung mit Phenolen bitter schmeckt. Der Wein verliert dabei an Körper, und später auch an Farbstoffausfällungen und Trübungen. Mögliche Auslöser: Lactobacillus-Stämme. Der Mannitstich: Durch Verwertung von Fruktose kann Mannit gebildet werden, welcher auch von Essigsäure, D-Milchsäure, Diacetyl und Viskosität begleitet werden kann. Der Wein schmeckt süßlich und nach Ethylacetat. Das Mäuseln: durch Bildung von Tetrahydropyridinen weist der Wein einen an Mäuseharn erinnernden Geruch auf. Mögliche Auslöser: Lactobacillus brevis, Lactobacillus hilgardii. praktische hinweise Wenn man den Säureabbau verhindern will, ist es ratsam, nach der alkoholischen Gärung den Wein schnell abzuziehen, um einen zu langen Kontakt mit den Hefen zu vermeiden, da diese ein bakterielles Wachstum fördern können. Gleichzeitig sollte man dabei das freie SO2 auf 20-30 mg/L einstellen. Will man hingegen den BSA nur um eine gewisse Zeit verzögern, dann reicht es den Wein bei einer Temperatur <18°C aufzubewahren. Bei einem spontanen Säureabbau ist der Wein mit Häufigkeit zu kontrollieren, und gleich nach Ende des Malat-Abbaus sollte er abgezogen und geschwefelt werden. Falls der Wein untypische geruchliche bzw. geschmackliche Noten oder Trübungen entwickelt, ist eine chemische und mikrobiologische Untersuchung des Weines im Weinlabor zu empfehlen. 339