Natur und Technik Vom Fels zum Humus

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Natur und Technik
Vom Fels zum Humus
Ein Film von Ergün Cevic & Hermann Deger
Beitrag: Simon Demmelhuber, Volker Eklkofer & Siegfried Tschauder
Inhalt
Boden ist mehr als ein Stück Land, auf dem wir
uns bewegen, Gebäude, Straßen und Plätze errichten. Fruchtbarer Boden ist ein Wunder der
Natur, eine der wichtigsten Voraussetzungen für
die Entstehung und den Erhalt von Leben überhaupt. Er versorgt Pflanzen mit Nährstoffen, gibt
ihnen Halt und beherbergt eine Unzahl unterschiedlichster Kleinlebewesen, die sich von abgestorbenen pflanzlichen oder tierischen Resten ernähren.
Ein ausbalancierter Kreislauf des Lebens
Aus Wurzeln, Blättern, Nadeln, Ästen, toten Tieren und dem Kot der Bodenbewohner entsteht im
Lauf der Zeit Humus, eine besonders fruchtbare,
nährstoffreiche Deckschicht aus schwarzer Erde.
Mikroorganismen wie Bakterien, Pilze und Algen
zersetzen den Humus, bis alle Bodenbestandteile
in Wasser, Kohlendioxid und Mineralien aufgelöst
sind. Jetzt können die Pflanzen mit ihren Wurzeln
die nahezu vollständig mineralisierten Nährstoffe
des Bodens aufnehmen und wachsen. Ihre Blätter und verrottenden Überreste steigern das Nahrungsangebot für mehr Bodenlebewesen, die verstärkt Humus produzieren und so den Pflanzen© Bayerischer Rundfunk
wuchs zusätzlich begünstigen: Ein perfekter
Kreislauf, der sich selbst reguliert!
Das elementare Mahlwerk der Zeit
Doch woher kommt der Boden? Wie konnte er
wachsen auf einem Planeten, der anfangs aus
Gas, glutflüssiger Schmelze und einem allmählichen erstarrtem Gesteinsmantel bestand? Genau
dieses Ausgangsgestein steht am Beginn der Bodengeschichte. Nachdem es erkaltet war und
sich zu Gebirgen aufgefaltet hatte, setzte ein
Jahrmillionen währender Prozess physikalischer,
chemischer und biologischer Verwitterung ein.
Wärme, Kälte, Wasser, Regen, Eis und Druck
zerkleinerten den massiven Fels. Hitze dehnte
ihn aus, Frost ließ ihn schrumpfen, Säuren und
Salze zersetzen seine Oberfläche, Risse und
Spalten brachen ihn auf. Nun konnte Wasser eindringen, das im Winter zu Eis gefror und durch
seine Volumenausdehnung den mehr und mehr
zermürbten Fels aufplatzen ließ.
Auf- und Abbaukräfte im Gleichgewicht
Wasser und Gletscher schoben das verwitterte,
aber noch immer sehr grobe, kantige Gestein talwärts. Auf diesen "Hobelbänken" wurden die ab1
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gesprengten Brocken weiter zermahlen und geschliffen, bis sie sich zuletzt in den Ebenen als
Kiesel und feiner Sand ablagerten. Chemische
Verwitterungsprozesse und Mikroorganismen trugen zur Porenbildung bei, die nun eine vermehrte
Durchmischung mit Wasser und Luft förderte.
Gelöste Mineralien, gespeicherte Feuchtigkeit
und Sauerstoffeinschlüsse begünstigten die Besiedlung mit Pflanzen, deren modernde Reste
von Pilzen Bakterien, Würmern, Schnecken, Asseln und anderen Bodenlebewesen gefressen,
verdaut und ausgeschieden werden. Aus den
Zersetzungsprodukten wächst eine Humusschicht heran, die für immer mehr und größere
Pflanzen sowohl Halt als auch Nahrung bietet:
Ein Kreislauf hat sich eingespielt, der Leben
spendet und aufrecht erhält.
Das Werk der Erosion
Kalkstein löst sich im Wasser auf. Auf Kalksteinfelsen bilden sich dadurch Rinnen und Spalten.
Über Jahrtausende und Jahrmillionen haben sich
aufgrund dieser chemischen Verwitterung Kunstwerke der Natur gebildet wie die Tropfsteinhöhlen. Der Wind bearbeitet die Oberflächen der Felsen. Den feinen Staub trägt er hinunter in die Täler. Die Sandteilchen schleifen die Oberflächen
der Felsmassive ab. Alle diese Kräfte sind immer
Bodenmissbrauch gefährdet uns alle
Obwohl wir allen Grund dazu hätten, achtsam mit
dieser wertvollen Ressource umzugehen, schinden und missbrauchen wir sie. Immer mehr
fruchtbares Erdreich wird versiegelt, vermüllt, vergiftet, verbaut und vergeudet. Noch trägt und erträgt uns der Boden. Fragt sich nur, wie lange!
Fakten
im Stillen am Werk. Aber manchmal spüren wir
die Wirkungen ganz deutlich. Starker Regen und
Gebirgsbäche führen das zerkleinerte Gestein
mit sich in die Täler.
1. Physikalisch, chemische Verwitterung
Am Anfang der Bodenbildung steht die Zerstörung des Felsens. Wärme, Kälte, Wasser, Re-
gen, Eis und Druck wirken auf dieses Massiv, das
unveränderlich zu sein scheint. Wärme dehnt das
Felsmassiv, Kälte lässt es schrumpfen. Dies wirkt
zermürbend auf das Gestein. Es zerbröselt regelrecht. Risse und Spalten entstehen. Wasser
dringt tief in das Gestein ein. Gefriert es zu Eis,
nimmt das Volumen zu und sprengt den Fels.
Das nennt man Frostsprengung.
© Bayerischer Rundfunk
2. Gesteinsabtrag und -verlagerung
Oben im Gebirge ist das Gestein noch groß und
kantig. Je weiter das Gestein mit dem Wasser
bergab rollt, umso mehr wird es zerkleinert und
geschliffen, bis es unten in den Ebenen zu Kiesel
geworden ist und schließlich zu feinem Sand zermahlen wird. Auch Gletscher transportieren verwittertes Gestein mit sich. Gletscher sind riesige
Eismassen, die wie ein gefrorener Fluss im Zeitlupentempo vom Hochgebirge ins Tal fließen. Die
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Temperatur der Erde hat sich während tausenden von Jahren verändert. So gab es Zeiten, in
denen fast die ganze Erdoberfläche vereist war.
Während der Eiszeiten haben sich vermehrt Gletscher gebildet. Im Eis der Gletscher sind große
und kleine Gesteinsbrocken sowie feiner Sand
eingeschlossen: Das sind verwitterte Felsen. Das
zerkleinerte und frei geschürfte Gesteinsmaterial
fließt mit dem Gletscher mit. Gleichzeitig hobelt
und schleift diese Mischung den Boden unter
dem Gletscher.
Grob- und Feinschliff durch Gletscher
Gletscher transportieren Gesteine und formen
gleichzeitig die Landschaft. Durch die Fließbewegungen
der
Gletscher entstanden
an
B e r gh ä n ge n
und
Tälern
Mulden und
Seen. Wenn
die Gletscher
abtauen, hinterlassen sie
Schuttwälle. Vom Felsbrocken bis zum feinsten
Sand: die Moränen. Der Wind verweht den feinen
Sand und verteilt ihn so über das Land. Über den
Moränen bilden sich neue Böden.
3. Der Kreislauf von Bodenlebewesen und
Pflanzen
Pflanzen leben von den Nährstoffen im Boden.
Ihre abfallenden Blätter und Äste sind Baumaterial für neuen Boden. Bodenlebewesen fressen die
Pflanzenreste. Aus den verwesenden Pflanzenresten und dem Kot dieser Tiere entsteht Humus
- das ist fruchtbarer Boden.
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diese Nahrungsstoffe des Bodens wieder aufnehmen. Die Pflanzen wachsen. Ihre Blätter fallen
wieder auf den Boden und dienen den Bodenlebewesen wieder als Nahrung: ein perfekter Kreislauf der Natur.
Eine lockere Sache
Durch die kleinen, fleißigen Arbeiter wird der Boden gelockert: die Korngröße des Bodens verändert sich. Es bilden sich Poren; Wasser und Luft
haben nun auch Platz. Das ist wichtig für die
Fruchtbarkeit des Bodens. Wie gut die Pflanzen
wachsen und wie gut unsere Ernte ausfällt,
hängt also stark von der Tätigkeit der Bodenlebewesen ab.
4. Grundschema von Bodenprofilen
Geht man vom
Hochgebirge ins
Tal, kann man
beobachten wie
der Boden entstanden ist: Ganz
oben im Hochgebirge, auf nacktem Fels, wachsen nur „Überlebenskünstler“ wie zum Beispiel das Gipskraut
oder der blaugrüne Steinbrech. Weiter unten
wachsen schon mehr Gräser und Blumen.
Gut durchgemischt
Über dem Gestein bildet sich eine Humusschicht.
Hier leben die meisten Bodenlebewesen. Weil es
Nahrungsquelle Boden
Vom Humus
ernähren sich
auch
noch
kleinere Lebewesen. Durch
sie wird der
Boden zunehmend weiter
aufgelöst und
durchmischt.
Mikroorganismen wie Bakterien, Pilze und Algen zersetzen
den Humus so weit, bis alle Bodenbestandteile in
Wasser, Kohlendioxid und Mineralien aufgelöst
sind. Jetzt können die Pflanzen mit ihren Wurzeln
© Bayerischer Rundfunk
so fruchtbar ist, breiten Pflanzen hier gerne ihre
Wurzeln aus. Je weiter wir ins Tal hinabsteigen,
umso dicker wird der fruchtbare Oberboden.
Pflanzen und Bodenlebewesen haben gute Arbeit
geleistet. Im Lauf der Zeit bildet sich unter dem
Oberboden eine Durchmischungsschicht. Verwittertes Gestein und nach unten verlagerter Humus
durchmischen sich.
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Böden sind sehr unterschiedlich. Das hängt von
der Lage, dem Klima, dem Grundwasser, der
Wurst ausrollen kann, hat man es mit Tonboden,
sandigem Lehmboden oder reinem Lehmboden
zu tun. Lässt sie sich nicht ausrollen, handelt es
sich um einen Sandboden.
Fühlen
Der Bindigkeitstest unterscheidet Sand und lehmigen Sand: Bleibt er an den Fingern kleben ist
der Boden bindig und gehört der Gruppe der lehmigen Sande an. Wenn er nicht bindet und nicht
formbar ist, gehört er zur Gruppe der Sande.
Schwach lehmiger Sand bleibt in den Handlinien
haften. Sandiger Boden haftet nicht an den Händen.
Nutzung durch den Menschen und dem Ausgangsgestein ab. Deshalb sehen Bodenprofile
überall in Bayern verschieden aus.
5. Bodenexperimente mit Schülern
Mit einem Spaten oder einem Erdbohrer kann
man Bodenproben entnehmen. Bodenarten lassen sich gut mit den Sinnen unterscheiden. An
der Farbe kann man Humusgehalt, Eisenverbindungen und Sauerstoffgehalt erkennen. Grundsätzlich gilt: Dunkle Böden haben einen größeren
Humusanteil und sind deshalb fruchtbarer.
Riechen
Mit der Nase kann man sehr leicht Moorböden
von anderen Böden unterscheiden: Sie stinken
nämlich. Wenn man eine Bodenprobe zu einer
Hören
Quetscht man die Bodenprobe und hört ein Knirschen handelt es sich um sandigen Lehm.
Knirscht die Probe nicht, handelt es sich um
Lehm- oder Tonboden. Glanz und Mattigkeit der
Oberflächen geben weiter Aufschluss: Ist die
Gleitfläche matt ist es Lehmboden. Ist die Gleitfläche schwach glänzend ist es toniger Lehm.
Glänzt die Oberfläche gehört er zur Gruppe der
Tone.
Schmecken
Bodenforscher haben Böden zum Fressen gern:
Knirscht die Probe beim Beißtest, so handelt es
sich um lehmigen Ton. Ist nichts zu hören, dann
ist es Tonboden. Dem Menschen schmeckt der
Boden nicht, aber alles Leckere stammt letzten
Endes vom Boden.
Didaktische Hinweise
Die Sendung ist für den Einsatz im Fach Natur und Technik und für den Geographieunterricht am
Gymnasium ab der 5. Jahrgangsstufe geeignet.
Lehrplanbezüge (Bayern)
Natur und Technik
5. Jgst.
5.1 Schwerpunkt Naturwissenschaftliches Arbeiten
Teilchenvorstellung und Energiewandel (Atom, Molekül, Element, Verbindung, Periodensystem)
5.1.1 Themenbereiche und Konzepte
Boden und Gestein: Mineralien, Fossilien, Bodeneigenschaften, Bodenlebewesen, Erosion, Landwirtschaft, Düngung und Pflanzenwachstum, Humusbildung (Verwitterung von Felsböden, Humuskreislauf)
Geographie
5. Jgst.
5.2 Naturräume in Bayern und Deutschland
© Bayerischer Rundfunk
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Alpen und Alpenvorland: Entstehung und Überformung, Gefährdung (Entstehung der Alpen, Gesteine
der Alpen)
5.3 Ländliche Räume in Bayern und Deutschland
Agrarräume an ausgewählten Beispielen: Bedeutung von Temperatur, Niederschlag und Bodeneigenschaften (Kriterien für Bodenqualität)
Arbeitsblätter
Overheadfolien / Kopiervorlagen
Overheadfolie 1: Aufbau des Bodens – Vorlage mit Textlücken
Overheadfolie 2: Aufbau des Bodens - Vorlage komplett
Overheadfolie 3: Verwitterung von Gestein - Vorlage mit Textlücken
Overheadfolie 4: Verwitterung von Gestein - Vorlage komplett
Suse Sausewind
Suse war in den Ferien mit ihren Eltern schon in vielen Ländern. Sie sah verschiedene Böden, die sehr
fruchtbar waren, aber auch andere, auf denen fast nichts wachsen wollte. Nun versucht sie sich daran
zu erinnern, welche Voraussetzungen nötig sind, damit ein Boden fruchtbar ist.
Anleitungen für Experimente
Anleitung 1: Bodenproben entnehmen
Anleitung 2: Bodenarten erkennen
Kreuzwortpuzzle
Vorlage
Lösung
Links
http://www.gidw-os.nibis.de/Bodenweb/eigensch/arten.htm
Auf diesen Seiten sind die nötigen Informationen sehr übersichtlich dargestellt.
http://www.LfL.bayern.de/iab/boden/bodenprofile.htm
Die bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft bietet eine reichhaltige Sammlung von Bildern
bayerischer Bodenprofile an.
http://www.bodenwelten.de/bodenframe.htm
Internetportal „Bodenwelten“
http://www.bodenwelten.de/bod_schule.htm
Unterrichtsrelevante Angebote zum Thema „Boden“ des Internetportals „Bodenwelten“
http://lernarchiv.bildung.hessen.de/sek_i/biologie/themen/oeko_zusammenhaenge/boden/index.html
Unterrichtseinheiten zum Thema „Boden“ des Hessischen Bildungsservers
© Bayerischer Rundfunk
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