Bovine Virusdiarrhoe / Mucosal Disease (BVD/MD) Worum geht es ? Die Bovine Virus Diarrhoe (BVD) ist eine viral bedingte Durchfallerkrankung bei Rindern. Unter besonderen Bedingungen erkranken die Tiere an der tödlichen Schleimhautform der BVD, der sogenannten Mucosal Disease. Die BVD/MD ist zur Zeit eine der wichtigsten, am weitesten verbreiteten und verlustreichsten Infektionskrankheiten des Rindes. Sie verursacht den Schweizer Landwirten jedes Jahr Einbussen von mehreren Millionen Franken. Welche Tiere sind betroffen ? Wiederkäuer, hauptsächlich Rinder, aber auch Schafe und Ziegen oder Wildwiederkäuer, die in Kontakt mit infizierten Rindern kommen, können an BVD/MD erkranken. Es gibt hingegen keine Hinweise, dass Ziegen und Schafe ein Infektionsreservoir der BVD sind. In der Schweiz haben mehr als die Hälfte aller Rinder Abwehrstoffe gegen BVD auf, d.h. sie hatten irgendeinmal Kontakt mit dem BVD-Virus. Ist die Krankheit für den Menschen gefährlich ? Die BVD kann den Menschen nicht anstecken. Milch und Fleischprodukte könnten bedenkenlos konsumiert werden, Produkte von kranken Tieren gelangen nicht auf den Markt. Welche Krankheitssymptome treten auf ? Der Zeitpunkt, zu dem ein Rind mit dem Virus in Kontakt kommt, ist für den Verlauf und die Ausprägung der Krankheitssymptome entscheidend. Vereinfacht gesagt, unterscheidet man die transiente (vorübergehende) Infektion von der persistierenden (während des ganzen Lebens andauernden) Infektion. Die vorübergehende, transiente Infektion mit BVD kann perakut, akut, oder chronisch verlaufen. • Perkute Form (Ablauf der Krankheit innerhalb 24 Stunden bzw. weniger Tage): Innerhalb weniger Stunden kommt es ohne sichtbare Krankheitssymptome (evtl. unter Fieber) zu rasch zunehmender Hinfälligkeit und zum Tod. • Akute Virusdiarrhoe (Ablauf der Krankheit innerhalb von 3 Wochen): Am häufigsten ist die subklinische (äusserlich unauffällige) Form der BVD, die zur stummen Durchseuchung eines Bestandes führen kann. Es kommt zu wässrigem Nasen- und Augenausfluss und vorübergehenden Temperaturanstieg (Fieber über 40.5 °C, 1-3 Tage). Während der Fieberphase können andere Tiere angesteckt werden. Betroffene Tiere sind meist weniger lebhaft, als ihre Altergenossen. Nach einigen Tagen erholen sich die Tiere und haben lebenslang Abwehrstoffe gegen erneute BVD Infektionen. In einigen Fällen der akuten 1 • Infektion kommt es zu wässrigem, teils blutigen Durchfall und die Tiere sterben innerhalb weniger Tage. Chronische Form (andauern der Krankheit länger als 3 Wochen): Sowohl erwachsene, als auch Jungrinder und Kälber können in das chronische Krankheitsstadium übergehen, wobei es zu mehren Wochen andauernden Durchfällen kommt. Die Tiere magern stark ab, viele sterben. Bei akut oder chronisch erkrankten Rindern kann es durch die Abwehrschwäche nach BVD/ MD Virusinfektion zur sogenannten respiratorisch-enteritischen Form kommen. Dabei stehen Atemwegsprobleme, Husten, Atemnot und Nasenausfluss im Vordergrund. Auch Durchfall kann dabei sein. Im Zusammenspiel mit anderen viralen und bakteriellen Erregern ist dies ein relativ häufig anzutreffendes klinisches Bild bei Kälbern und darf in seinen Auswirkungen für die Tierhaltung nicht unterschätzt werden. Vor allem in der Mast führt es zu erheblichen wirtschaftlichen Einbussen und vermehrtem Einsatz von Tierarzneimitteln. Abb. 1: Gleichaltrige Kälber: Links BVD Träger mit geschwächtem Abwehrsystem und verlangsamten Wachstum, rechts normal entwickeltes, gesundes Kalb Wie es zur persistierenden (während des ganzen Lebens andauernden) Infektion kommt. Wenn trächtige Tiere mit dem BVD Virus infiziert werden, hängen die Folgen für das ungeborene Kalb vom Trächtigkeitsstadium ab: Frühträchtigkeit (1.-2. Trächtigkeitsmonat) • Embryo stirbt ab • Umrindern der Kuh • Fruchtbarkeitsprobleme im Bestand 2. – 4. Trächtigkeitsmonat • Infektion des Rinderfötus kann zum Absterben der Frucht oder auch zur normalen Geburt führen • Eine Infektion der Föten in dieser Trächtigkeitsphase resultiert in der Geburt von: PERSISTENTEN VIRUSTRÄGERN (d,h. sie können das Virus lebenslang streuen) Nach dem 4. Trächtigkeitsmonat • Lebensschwache, missgebildete Kälber oder Fehlgeburten (Aborte) Tabelle 1: Folgen der Infektion mit dem BVD Virus während verschiedenen Trächtigkeitsstadien 2 Abb. 2: Fehlbegurt eines Rinderföten im 4. Trächtigkeitsmonat nach einer BVD Infektion Wird ein persistent infiziertes Kalb (Tabelle 1) erneut mit BVD-Virus angesteckt, erkrankt es an der tödlichen Schleimhautform oder Mucosal Disease (MD). Viele der persistent infizierten Kälber sterben deshalb, oder wegen ungenügender Leistung (Kümmerer) im 2. Lebensjahr. Abb. 3: Zahnfleisch und Gaumenplatte sind bei der Mucosal Disease hochgradig entzündet, mit geschwürig, eitrigen Belägen Wie wird BVD/MD übertragen und verbreitet ? Grösste Bedeutung für die Übertragung und Verbreitung der BVD/MD haben persistent infizierte Tiere, die lebenslang Virus ausscheiden. Direkte oder indirekte Kontakte mit empfänglichen Tieren (Belecken, Kontakt mit Augen-, Nasenausfluss etc) führen zu einer akuten (transienten) Infektion mit anschliessender Ausbildung einer langanhaltenden belastbaren Immunität. Ein persistent infiziertes Tieres in der Herde führt meist zu einer fast vollständigen Durchseuchung des Bestandes. Wichtige Risikofaktoren in der Schweiz sind die gemeinsame Alpung frühträchtiger Rinder, die noch keine Abwehrstoffe gegen BVD haben (und wiederum peristent infizierte Kälber gebären) und der unkontrollierte Zukauf von Mastkälbern. Bei experimentellen Infektionen hat man gesehen, dass Schafe nach einer BVD Virusinfektion persistent infizierte Lämmer gebären können. Es gibt hingegen keine Hinweise, dass Ziegen und Schafe ein Infektionsreservoir der BVD sind. Ähnliche Krankheitsbilder (Differenzialdiagnosen) Bösartiges Katarrhalfieber, Infektiöse Bovine Rhinotracheitis/Infektiöse Pustulöse Vulvovaginitis (IBR/IPV), enzootische Keratokonjunktivitis, Salmonellose, Endoparasitosen, Maul- und Klauenseuche, Neugeborenen-Diarrhoe 3 Verbreitung der BVD/MD Mehr als die Hälfte des Rindviehbestandes in der Schweiz weist Abwehrstoffe gegen die BVD auf, d.h. sie hatten irgendeinmal Kontakt mit dem BVD-Virus. Abb 4: Schweizerkarte mit Anzahl Rindviehbetriebe pro Kanton 4