Selektives Trockenstellen: Mehrere Kriterien einbeziehen Bei Kälte

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Ratgeber Tiergesundheit
Bei Kälte müssen Kühe mehr fressen
Foto: Heil
Wenn das
Thermometer
unter -9°C
sinkt, sollte
die Energiedichte im
Futter mit
Mais- oder
GerstenZulage erhöht
werden.
❚❚Fallen die Temperaturen
unter -9°C, sollten Kühe
mehr fressen. Zwischen
0,91 und 1,36 kg mehr Trockensubstanz pro Tag sind
dann nötig, um die Energie
für den Erhaltungsbedarf zu
decken. Das empfiehlt
Dr. Mike Hutjens von der
Universität Illinois in den
USA. Nehmen die Kühe
diese zusätzliche Menge
nicht auf, kann die Milchleistung um 0,91 bis 2,27 kg
zurückgehen. Bis auf die
Altmelker erreichen die
meisten Tiere ihr gewohntes
Leistungs-Niveau hinterher
wieder.
Um die Energiekonzentration zu erhöhen, empfiehlt
Hutjens 0,91 bis 1,36 kg Mais
oder Gerste in die Ration zu
mischen. Aber Vorsicht:
Selektives Trockenstellen:
­Mehrere Kriterien einbeziehen
Foto: Dylka
❚❚Damit beim selektiven Trockenstellen keine euterkranken Kühen durch
die „Lappen“ gehen, muss man mehrere
Kriterien gleichzeitig berücksichtigen.
Auf den meisten Betrieben ist es gang
und gäbe, die Erkrankungshäufigkeit in
Vor dem selektiven Trockenstellen Zellzahl und Schalmtest-Ergebnis ansehen!
R 20
top agrar 3/2015
der laufenden Laktation, das Schalmtestergebnis direkt vor dem Trockenstellen und die Zellzahl mit einzubeziehen. Wie ein Versuch des Eutergesundheitsdienstes Baden-Württemberg
zeigte, kann durch Kombination der
Zellzahl und des Schalmtests der
Anteil nicht erkannter Mastitisfälle
deutlich reduziert werden. Bei einer
Zellzahl unter 150 000 pro ml und
einem negativen oder auf allen Vierteln gleichen Schalmtest-Ergebnis
betrug der Anteil nicht erkannter subklinischer Mastitiden 6,2 %. Die Untersuchung zeigte auch, dass Landwirte
den Schalmtest häufig nicht richtig
anwandten. In Zweifelsfällen empfiehlt es sich daher, Viertelgemelksproben kurz vor dem Trockenstelltermin zur Untersuchung an ein Labor
zu schicken.
Grundsätzlich können durch selektives Trockenstellen eine Menge Antibiotika eingespart werden. In dem Versuch wurden in Kombination mit
internen Zitzenversieglern 55 % weniger antibiotische Trockensteller eingesetzt.
Sinkt die Futteraufnahme
oder befindet sich die Ration
bereits am oberen Limit für
Stärke und Energie, kann
noch mehr Stärke zu einer
Pansenacidose führen. Das
Zufüttern von Fett kann
daher eine Alternative sein.
Aufgießbares
Fiebermittel
❚❚Den ersten nicht-steroidalen
Entzündungshemmer (NSAID)
zum Aufgießen präsentiert
MSD Tiergesundheit. „Finadyne Transdermal“ ist zur Fiebersenkung in Verbindung mit
Atemwegserkrankungen des
Rindes zugelassen.
Dabei wird das Präparat, wie
in der Parasitenbekämpfung
bekannt, vom Widerrist bis
zum Schwanzansatz auf die
Rückenlinie aufgegossen. Die
Formel des Wirkstoffes kann
selbst bei dichtem Fell schnell
durch die Haut einziehen und
zügig in die Blutbahn gelangen,
verspricht der Hersteller. Die
rote Farbe der Aufguss-Flüssigkeit kennzeichnet die Tiere für
etwa sechs Stunden.
Wird das Präparat frühzeitig
angewendet, kann es die Auswirkungen einer viralen Infektion bekämpfen. Das kann den
Antibiotika-Einsatz senken.
Neuer Impfstoff gegen BVD Typ 1 und 2
❚❚Ein neuer Impfstoff wirkt erstmalig
gegen beide Virus-Typen (1 und 2)
der Bovinen Virusdiarrhoe/Mucosal
Disease (BVD/MD). Mit dem Lebendimpfstoff „Bovela“ (Fa. Boehringer Ingelheim) lassen sich jetzt auch
trächtige Tiere behandeln und so die
Geburt von persistent infizierten
(PI)-Kälbern verhindern. Das war
bisher nicht möglich.
BVD ist in Deutschland nicht vollständig ausgemerzt. Probleme bereiten vor allem PI-Tiere, die unbemerkt
BVD-Viren ausscheiden und so die
Infektion ganzer Herden gefährden.
PI-Tiere entstehen durch die Infektion der Mutter zwischen dem 60. und
90. Trächtigkeitstag. Bundesweit
waren letztes Jahr 0,06 % der neugeborenen Kälber betroffen.
Mit dem neuen Wirkstoff lassen
sich Rinder ab einem Alter von drei
Monaten, unabhängig von Trächtigkeits- und Laktationsstadium imp-
fen. Ab drei Wochen nach der Impfung
sind sie ein Jahr lang immun. Der
Impfstoff enthält lebende Viren, die
aber genetisch so verändert wurden,
dass das Immunsystem des Rindes die
Viren sofort erkennt.
Für einen erfolgreichen Schutz der
gesamten Herde empfehlen Experten
jedoch dringend vor der Impfung alle
PI-Tiere im Bestand zu merzen.
Zusätzlich sollten die Betriebe strenge Hygienemaßnahmen befolgen, um
wiederholtes Einschleppen der Erreger in den Bestand zu vermeiden.
Zugelassene Impfstoffe gegen BVD
Produkt
Impfstoffart Krankheit
Zulassungsinhaber
Bovela
lebend
BVD (Typ 1 & 2)/MD
Boehringer Ingelheim
Bovidec
inaktiviert
BVD/MD
Virbac
Bovilis BVD-MD
inaktiviert
BVD/MD
Intervet
Mucobovin
inaktiviert
BVD/MD
Merial
Vacoviron
lebend
BVD/MD BRSV-Infektion,
Merial
Parainfluenza-3
Rispoval
3-BRSV-PI3-BVD
inaktiviert
BVD/MD
Zoetis
Sieben Impfstoffe gegen BVD sind derzeit in Deutschland zugelassen. Der neue
Wirkstoff „Bovela“ ist der einzige, der gleichzeig gegen Typ 1 und 2 wirkt.
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