Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie. 9 Im I. Capitel: AufErnährungskraft g e p r ü f t e S t o f f e ; B e z i e h u n g e n der c h e m i s c h e n C o n s t i t u t i o n zur N ä h r k r a f t , giebt Verf. eine Uebersicht über die vorliegenden organischen Ernährungsversuche; Stoffe der verschiedensten Körperklassen, organische Säuren, Alkohole, Aldehyde, Amidokörper, Kohlehydrate, haben sich als brauchbar erwiesen. Viele der Substanzen freilich können nur bei Lichtzutritt verbraucht werden, bei allen ist Lichteinfluss vortheilhaft. Selbst die dem Stärke­ mehl chemisch so nahestehenden Zuckerarten, wie Rohrzucker und Trauben­ zucker, dienen viel leichter zur Nahrung, wenn das Licht Zutritt hat. So hat sich Verf. oft vergeblich bemüht, bei S p i r o g y r e n , Z y g n e m e n , C o n f e r v e n und anderen Algen Stärkeansatz durch Zuckerzufuhr im Dunkeln herbeizuführen; bei Lichtzutritt findet Stärkebildung aus Zucker leicht statt. Kartoffelpflanzen allerdings setzen auch im Dunkeln leicht Stärke an, wie E. L a u r e n t nachwies; sie bilden sogar aus Glycerin im Dunkeln Stärke. Uebrigens kann auch bei mangelndem Stärkeansatze eine Ernährung stattfinden, weil ja nur der U e b e r s c h u s s von Nahrung als Stärke abgesetzt wird. Man darf also hieraus allein nicht urtheilen. Der Verbrauch der Nährsubstanz wurde vom Verf. ausser an dem Stärkeansatz auch erkannt an der Abnahme des Procentgehaltes der Nähr­ lösung an organischer Substanz (mittels Titration mit Chamäleon be­ stimmt), ferner an der Zunahme der Trockensubstanzmenge in den ernährten Pflanzen. Auch die bei der Fäulniss auftretenden organischen Zersetzungsproducte können zur Ernährung grüner Pflanzen dienen, ausgenommen die scharfen Gifte, Indol, Skatol, welche hierbei mit auftreten. Auch Harnstofflösungen können, wenn dieselbe in genügender Ver­ dünnung (0,05°; o) angewandt werden, den Algen und anderen grünen Pflanzen zur Kohlenstoff- und vielleicht auch zur Stickstoffernährung dienen. II. D i e organische Ernährung grüner Pflanzen quantitativer Beziehung. in Die Ausgiebigkeit dieser Ernährung wurde nur in wenigen Fällen geprüft. So fand Verf., dass S p i r o g y r e n auf 1 g Trockensubstanz binnen 10 Tagen 168 mg Glycerin und binnen 5 Tagen 66,4 mg Glycerin verbrauchen; von formaldehydschwefeligsaurem Natron binnen 10 Tagen 115 mg oder 97 mg. Wahrscheinlich ist aber die organische Ernährung grüner Pflanzen im Freien eine lebhaftere als bei Laboratoriumsversucheu, weil die vor­ handenen Lichtmengen grösser sind und die gesammten Verhältnisse sich günstiger gestalten. Immerhin können die erhaltenen Zahlen als Grundlage dienen für eine Berechnung der Ausgiebigkeit organischer Ernährung. Nach jenen Zahlen würden etwa 100 Tage verstreichen, bis die grüne Pflanze eben so viel Glycerin oder formaldehydschwefligsaures Natron verbraucht als ihre Trockensubstanz beträgt. Ferner lässt sich ausrechnen, dass 100 kg grüne Pflanzen (feucht gewogen) binnen 1 Tag etwa 100 gr organische Nahrung (wie Glycerin) verbrauchen.