STADT WIEN – MA 18 AMT DER NÖ LANDESREGIERUNG – RU2 Landschaftsräumliche Vernetzung des Marchfeldes Maßnahmen zur Eingliederung der S1 in die Landschaft DI Anna Detzlhofer Bericht Landschaftsräumliche Vernetzung des Marchfeldes Maßnahmen zur Eingliederung der S1 in die Landschaft BERICHT im Auftrag der Stadt Wien – MA 18 und der NÖ Landesregierung – RU2 Projektsteuerung stadt-umlandmanagement Wien/Niederösterreich DI Anna Detzlhofer Mai 2008 Mitarbeit: Sylvia Kois, Elfi Rometsch Landschaftsräumliche Vernetzung des Marchfeldes im Auftrag der Stadt Wien – MA 18 und der NÖ Landesregierung – RU2 Projektsteuerung stadt-umlandmanagement Wien/Niederösterreich Mai 2008 DI Anna Detzlhofer 1 / 83 Bericht Landschaftsräumliche Vernetzung des Marchfeldes Maßnahmen zur Eingliederung der S1 in die Landschaft BERICHT Inhaltsverzeichnis VORWORT............................................................................................................. 4 KURZFASSUNG.................................................................................................... 6 1 EINLEITUNG ............................................................................................. 7 2 AUFGABE UND VORGANGSWEISE....................................................... 9 2.1 Anlass....................................................................................................... 9 2.2 Untersuchungsraum.............................................................................. 12 2.3 Vorgangsweise ...................................................................................... 14 3 RAHMENBEDINGUNGEN – GRUNDLAGEN......................................... 15 3.1 3.1.1 3.1.2 3.1.3 Landschaftsbezogene Strukturen ........................................................ 15 Landwirtschaft ....................................................................................... 15 Schutzgebiete ........................................................................................ 19 Naherholung........................................................................................... 22 3.2 Siedlungsstruktur .................................................................................. 24 3.3 Verkehrsplanungen ............................................................................... 25 3.4 3.4.1 3.4.1.1 3.4.1.2 3.4.2 3.4.2.1 3.4.2.2 Entwicklungsabsichten der Gemeinden.............................................. 29 Wien ........................................................................................................ 29 Ziele und Handlungsfelder im „STEP 05“............................................ 29 Zielgebiet Donaustadt - Flugfeld Aspern ............................................. 31 Niederösterreich .................................................................................... 34 Regionales Rahmenkonzept Marchfeld ............................................... 34 Lokale Entwicklungsstrategie LEADER Region Marchfeld................ 35 4 ANALYSE ............................................................................................... 37 4.1 4.1.1 4.1.2 4.1.3 SWOT-Analyse ....................................................................................... 37 Landschaft ............................................................................................. 39 Landwirtschaft ....................................................................................... 41 Erholung................................................................................................. 42 4.2 Bestand / Analyse.................................................................................. 43 Landschaftsräumliche Vernetzung des Marchfeldes im Auftrag der Stadt Wien – MA 18 und der NÖ Landesregierung – RU2 Projektsteuerung stadt-umlandmanagement Wien/Niederösterreich Mai 2008 DI Anna Detzlhofer 2 / 83 Bericht 4.2.1 4.2.2 4.2.3 4.2.4 4.2.5 Raum ‚Städtisches Marchfeld’.............................................................. 45 Raum Aderklaa....................................................................................... 46 Raum Raasdorf ...................................................................................... 47 Raum Groß-Enzersdorf ......................................................................... 48 Raum ‚Offenes Marchfeld’ .................................................................... 49 5 AUSWIRKUNGEN................................................................................... 50 5.1 Teilraum Aderklaa – Breitenlee ............................................................ 52 5.2 Teilraum Invalidensiedlung – Marchfeld.............................................. 53 5.3 Teilraum Neu-Eßling – Raasdorf .......................................................... 54 5.4 Teilraum „Raasdorfer Teiche“ .............................................................. 55 5.5 Teilraum Eßling – Groß-Enzersdorf NORD .......................................... 56 5.6 Teilraum Eßling – Groß-Enzersdorf MITTE.......................................... 57 5.7 Teilraum Eßling – Groß-Enzersdorf SÜD............................................. 58 6 ZIELE UND MASSNAHMENKATALOG ................................................. 59 6.1 Generelle Ziele ....................................................................................... 60 6.2 Maßnahmenkatalog ............................................................................... 63 7 PROJEKTSPEZIFISCHE MASSNAHMEN ............................................. 69 7.1 Nördlicher Streckenabschnitt: Knoten Süßenbrunn bis Knoten Raasdorf .......................................... 70 7.2 Südlicher Streckenabschnitt: Knoten Raasdorf bis Tunnelportal Lobau .......................................... 77 Quellen ................................................................................................................ 81 Abbildungen ....................................................................................................... 81 ANHANG Pläne 1-5 Landschaftsräumliche Vernetzung des Marchfeldes im Auftrag der Stadt Wien – MA 18 und der NÖ Landesregierung – RU2 Projektsteuerung stadt-umlandmanagement Wien/Niederösterreich Mai 2008 DI Anna Detzlhofer 3 / 83 Bericht VORWORT Landschaftsräumliche Vernetzung des Marchfeldes im Auftrag der Stadt Wien – MA 18 und der NÖ Landesregierung – RU2 Projektsteuerung stadt-umlandmanagement Wien/Niederösterreich Mai 2008 DI Anna Detzlhofer 4 / 83 Bericht Landschaftsräumliche Vernetzung des Marchfeldes im Auftrag der Stadt Wien – MA 18 und der NÖ Landesregierung – RU2 Projektsteuerung stadt-umlandmanagement Wien/Niederösterreich Mai 2008 DI Anna Detzlhofer 5 / 83 Bericht KURZFASSUNG Die geplante „S1 Wiener Außenring Schnellstraße“ (Nordostumfahrung Wien) verläuft im Marchfeld an der Nahtstelle zwischen Wien und Niederösterreich und erstreckt sich in diesem Abschnitt vom Knoten Süßenbrunn bis zum Tunnelportal Lobau. Sie wird über landwirtschaftliche Flächen der Gemeinden Aderklaa, Raasdorf, Groß-Enzersdorf und über Teile von Wien-Donaustadt geführt. In diesem Bereich ist der typische Charakter des Marchfeldes, die weite offene Ebene, nahezu durchgehend wahrnehmbar. Die Erhaltung des Charakters dieser noch unzerschnittenen agrarisch geprägten Landschaft ist ein wesentliches Ziel dieses Projekts. Im Fokus der Maßnahmen liegen: o Erhaltung der charakteristischen Weite der Landschaft Marchfeld o Aufrechterhaltung der landschafts- und naturräumlichen Zusammenhänge zwischen Wien und dem Umland o Sicherung der landwirtschaftlichen Bewirtschaftung o Lärmschutz für die AnrainerInnen o Aufrechterhaltung der ökologischen Austauschbeziehungen. Die landschaftliche Eingliederung des Straßenbauwerkes wird durch Absenkungen der Trasse, Vernetzung mit Grünbrücken und Einhausungen an sensiblen Stellen erreicht. Mit Lärmschutzdämmen und landschaftlich integrierten Knoten und Anschlussstellen wird die Besonderheit dieses Landschaftsraumes berücksichtigt. Das vorliegende Maßnahmenprogramm zur Optimierung der Trassengestaltung der „S1 Wiener Außenring Schnellstraße“ dient dem Schutz der Ressource Landschaft und leistet einen Beitrag zur Minimierung der unerwünschten Wirkungen des Straßenbaus. Die Bearbeitung erfolgte in enger Abstimmung mit der Stadt Wien und dem Bezirk Donaustadt, mit dem Land Niederösterreich und den betroffenen Umlandgemeinden. Landschaftsräumliche Vernetzung des Marchfeldes im Auftrag der Stadt Wien – MA 18 und der NÖ Landesregierung – RU2 Projektsteuerung stadt-umlandmanagement Wien/Niederösterreich Mai 2008 DI Anna Detzlhofer 6 / 83 Bericht 1 EINLEITUNG Durch großräumige politische Veränderungen und die daraus resultierenden, konkret geplanten Infrastrukturbauwerke sind Teile des Landschaftsraumes Marchfeld gravierenden Veränderungen ausgesetzt. Das wird insbesondere an der Nahtstelle zwischen Wien und Niederösterreich deutlich. Die geplante „S1 Wiener Außenring Schnellstraße“ (Nordostumfahrung Wien) verläuft in diesem Abschnitt vom Knoten Süßenbrunn bis zum Tunnelportal Lobau. Die Trasse, die nach Prüfung einer Vielzahl von Varianten von der Politik favorisiert wurde, verläuft oberirdisch nahe der nordöstlichen Stadtgrenze von Wien. Sie wird über landwirtschaftliche Flächen der Gemeinden Aderklaa, Raasdorf, Groß-Enzersdorf und über Teile der Donaustadt geführt. Die Auswirkungen derartiger Straßenbauwerke auf die Landschaft sind bekannt: • Zerschneidungswirkung der Straße • Barrierewirkung der notwendigen Lärmschutzmaßnahmen • Flächenverbrauch - vor allem im Bereich der Anschlussstellen und Knoten • massive erdbauliche Massebewegungen Die Auswirkungen treffen im hier maßgeblichen Gebiet auf eine ganz besondere Situation: Eine – trotz unmittelbarer Großstadtnähe – funktionierende Agrar- und Kulturlandschaft, deren wesentlichen Ressourcen in der hohen Bodenqualität und in der Besonderheit der weiten, offenen Landschaft liegen, wird von den künftigen Schnellstraßen durchschnitten. Die geplante Schnellstraße erfüllt zwar die angestrebte großräumige Verbindungsfunktion, wirkt aber als Zäsur zwischen Stadt und Umland. Das vorliegende Maßnahmenprogramm zur Optimierung der Trassengestaltung der „S1 Wiener Außenring Schnellstraße“ dient dem Schutz der Ressource Landschaft und leistet einen Beitrag zur Minimierung der unerwünschten Wirkungen des Straßenbaus. Landschaftsräumliche Vernetzung des Marchfeldes im Auftrag der Stadt Wien – MA 18 und der NÖ Landesregierung – RU2 Projektsteuerung stadt-umlandmanagement Wien/Niederösterreich Mai 2008 DI Anna Detzlhofer 7 / 83 Bericht Die Bearbeitung erfolgte in enger Abstimmung mit der Stadt Wien und dem Bezirk Donaustadt, mit dem Land Niederösterreich und den betroffenen Umlandgemeinden. Die Gespräche mit den Gemeinden und den VertreterInnen der Länder Niederösterreich und Wien wurden vom Stadt-Umland-Management Wien/Niederösterreich moderiert und organisiert. Landschaftsräumliche Vernetzung des Marchfeldes im Auftrag der Stadt Wien – MA 18 und der NÖ Landesregierung – RU2 Projektsteuerung stadt-umlandmanagement Wien/Niederösterreich Mai 2008 DI Anna Detzlhofer 8 / 83 Bericht 2 AUFGABE UND VORGANGSWEISE 2.1 Anlass Das Marchfeld besitzt einen ganz eigenen Reiz. Weite und Offenheit prägen seine unverwechselbare Landschaft. Paul Harather setzte den weiten Horizont dieser Landschaft 1993 in seinem Film „Indien“ in Szene und präsentierte vertraute Eindrücke als neu entdeckte und erstaunliche Filmkulisse. Der typische Charakter des Marchfeldes, die weite offene Ebene, ist im Projektgebiet nahezu durchgehend wahrnehmbar. Für die Bevölkerung sind diese räumlichen und visuellen Qualitäten Teil ihrer Identität. Was zunächst wie eine von wenigen linearen Strukturen durchzogene Leere wirkt, lässt den Eindruck von Großzügigkeit und Ruhe entstehen. Das Fehlen von Zersiedelung und störender Landschaftszerschneidung in großen Teilräumen rundet dieses Bild ab. Die Kulturlandschaft Marchfeld spannt einen Bogen zwischen dem Nationalpark Donau-Auen und dem traditionellen Weinbau- und Erholungsgebiet Bisamberg. Die Felder- und Gartenlandschaft des Marchfeldes stellt ein Pendant zum Wald- und Wiesengürtel im Westen Wiens, dem Wienerwald dar. An klaren Tagen bilden die Wiener Hausberge, Wagram, Braunsberg und Anninger den „weiten Horizont“. Manchmal reicht der Blick bis zum Schneeberg oder den Karpaten. Die alten Ortskerne sind von bäuerlichen Strukturen geprägt. Ein Stadtrand oder eine Stadtkante Wiens ist nicht klar erkennbar. Die Nähe zum Großkonsumenten Wien sicherte der landwirtschaftlichen und gärtnerischen Produktion ihre Vorrangfunktion. Das Gebiet wird in Form von ausgedehnten und intensiv genutzten Anbauflächen bewirtschaftet. Hier wird vorwiegend industriell-agrarischer Gemüseanbau betrieben. Die „funktionierende Landwirtschaft“ bildet sich auch im dichten agrarischen Wegenetz ab. Die landwirtschaftliche Vorrangfunktion erscheint selbstverständlich, ist aber Landschaftsräumliche Vernetzung des Marchfeldes im Auftrag der Stadt Wien – MA 18 und der NÖ Landesregierung – RU2 Projektsteuerung stadt-umlandmanagement Wien/Niederösterreich Mai 2008 DI Anna Detzlhofer 9 / 83 Bericht keineswegs für die Zukunft abgesichert. Die Globalisierung der Ökonomien führt zu einem steigenden Industrialisierungsdruck in der Landwirtschaft, der vor allem Kleinbetriebe gefährdet. Eine Vielzahl von Teichen, entstanden durch Schotterabbau, bereichert die Landschaft strukturell. Einige von ihnen sind sekundäre Feuchtbiotope. Diese Landschaft unmittelbar östlich von Wien hat vergleichsweise wenig Tradition als Naherholungsraum. Erst in den letzten Jahren nahm die Erholungsnutzung (Radfahren, Reiten, Joggen, Nordic Walking) als Folge des Lebensstil-Wandels der Landbevölkerung und steigender Bevölkerungszahlen vor allem in Wien Donaustadt zu. Auf kurzem Wege können unterschiedlichste Landschaftsräume und Naherholungsgebiete erreicht werden: • die Erholungslandschaften Bisamberg • die östlichen Ausläufer des Wagrams • das Gewässernetz Marchfeldkanal – Rußbach – Obersiebenbrunner Kanal und Stempfelbach • die Lobau • die Alte Donau • die Neue Donau und die Donauinsel. Die Übernutzung der traditionellen Erholungsgebiete wie z.B. der Lobau ist bereits heute feststellbar und wird mit der Stadtentwicklung im Nordosten Wiens weiter steigen. Der Bedarf an siedlungsnahen Erholungsgebieten wird anwachsen, wodurch diese acker- und gartenbaulich genutzte Kulturlandschaft als Naherholungsraum an Bedeutung gewinnen wird. Der Bericht „Das Marchfeld – Werte und Potenziale einer Landschaft“ 2002 skizziert die besondere Sensibilität der Acker- und Gartenbaulandschaften östlich von Wien: „Während die Wiener „Sonntagslandschaften“ Bisamberg, Alte Donau und Lobau in unserer mentalen Landkarte bereits als hochwertige und zugleich Landschaftsräumliche Vernetzung des Marchfeldes im Auftrag der Stadt Wien – MA 18 und der NÖ Landesregierung – RU2 Projektsteuerung stadt-umlandmanagement Wien/Niederösterreich Mai 2008 DI Anna Detzlhofer 10 / 83 Bericht sensible Gebiete verzeichnet sind, haben wir vom Marchfeld nur wenig Kenntnis. Fehlende Wertschätzung macht die agrarische „Werktagslandschaft“ verwundbar gegenüber neuen, stärkeren Nutzungsinteressen.“ Diese „Werktagslandschaften“ – Felder, Gärtnereien, Baumschulen – sind in unserer Vorstellung meist nur namenloses Zwischen- und Hinterland von Siedlungsgebieten. Die Entwicklung einer Wertschätzung dieser Landschaft ist für die Autoren dieser Studie nicht zuletzt eine psychologische Herausforderung: „Für die Landschaftsentwicklung und Freiraumsicherung im weiten Land um Wien, wo vermeintlich soviel Platz ist, gilt es nicht nur die planerischen, sondern auch die mentalen Freiräume stärker zu verankern.“ Der Besonderheit des Landschaftsraumes Marchfeld stehen die Auswirkungen des Straßenbaus und vehemente Forderungen nach Mobilität gegenüber. Die Ressource Landschaft und ihre Potenziale sind endlich und unwiederbringlich. Eine Analyse der Landschaft macht deutlich, dass der 22. Wiener Gemeindebezirk und ein Teil der niederösterreichischen Nachbargemeindenden noch immer über große zusammenhängende Landschaftsräume verfügen. Die Erhaltung des Charakters dieser noch unzerschnittenen agrarisch geprägten Landschaft ist eine wesentliche Aufgabe dieses Projekts. „SUPer NOW“, eine vom Magistrat der Stadt Wien – MA 18 in Auftrag gegebene Studie, sieht vor, „den Freiraum in seiner quantitativ ausreichenden Verfügbarkeit und in seiner ästhetischen, ökologischen, sozialen und ökonomischen Qualität zu sichern. Für einen ‚Kulturlandschaftspark Marchfeld’ soll die Landwirtschaft das Grundgerüst bilden, das strukturell vernetzt und punktuell angereichert wird. Insgesamt sollen die regionalen Freiräume bzw. Teillandschaften zu einem regionalen Freiraumsystem verknüpft werden, das erlebbar und strukturbildend für die Region ist. Dabei soll der Charakter der weiten offenen Landschaft betont werden.“ Laut „SUPer NOW“ ist dem Bau einer zentrennahen Trasse eindeutig der Vorzug gegenüber einer peripheren Trasse zu geben. Eine Nordostumfahrung Wiens Landschaftsräumliche Vernetzung des Marchfeldes im Auftrag der Stadt Wien – MA 18 und der NÖ Landesregierung – RU2 Projektsteuerung stadt-umlandmanagement Wien/Niederösterreich Mai 2008 DI Anna Detzlhofer 11 / 83 Bericht entlang der Stadtgrenze würde den Zielen einer kompakten Stadt klar widersprechen und eine weitere Zersiedelung fördern. Das Straßenprojekt “S1 Wiener Außenring Schnellstraße” durchquert in diesem Abschnitt – entgegen den in „SUPer NOW“ ausgesprochenen Argumenten – das Marchfeld an einer ‚Nahtstelle’ zwischen dem Wiener, dem ‚städtischen’ und dem niederösterreichischen, dem ‚offenen’ Marchfeld. Der Korridor der S1 liegt von Wien aus gesehen in einem sensiblen Gebiet des Landschaftsraumes und stellt den Fortbestand dieser jetzt noch bestehenden Freiraumverbindungen infrage. Das Land Niederösterreich sieht das Straßenprojekt als Entwicklungschance und legt den Schwerpunkt der Betrachtung auf eine bestmögliche Integration des Straßenbauwerkes in die Landschaft. 2.2 Untersuchungsraum Das Projektgebiet umfasst Teile des Marchfeldes in Niederösterreich und in Wien. Der engere Untersuchungsraum sind die Gemeinden Aderklaa, Groß-Enzersdorf und Raasdorf sowie das ‚städtische Marchfeld’ – ein Teil des 22. Wiener Gemeindebezirks (Donaustadt). Der weitere Untersuchungsraum umfasst das Marchfeld als geografische und naturräumliche Einheit und Wien-Donaustadt. Landschaftsräumliche Vernetzung des Marchfeldes im Auftrag der Stadt Wien – MA 18 und der NÖ Landesregierung – RU2 Projektsteuerung stadt-umlandmanagement Wien/Niederösterreich Mai 2008 DI Anna Detzlhofer 12 / 83 Bericht Abb. 001 Überblick Projektgebiet Landschaftsräumliche Vernetzung des Marchfeldes im Auftrag der Stadt Wien – MA 18 und der NÖ Landesregierung – RU2 Projektsteuerung stadt-umlandmanagement Wien/Niederösterreich Mai 2008 DI Anna Detzlhofer 13 / 83 Bericht 2.3 Vorgangsweise Die Auswirkungen der „S1 Wiener Außenring Schnellstraße“ werden auf Basis des aktuellen Planungsstandes der ASFINAG (Autobahnen- und SchnellstraßenFinanzierungs- Aktiengesellschaft, Stand Oktober 2007) und anderer Konzepte und Pläne Analysiert. Die Auswertung sämtlicher Materialien erfolgt vor dem Hintergrund einer Begehung des Raumes. Die Erhebungsergebnisse fließen in eine Stärken-Schwächen-Analyse ein. Sie dient der systematischen Situationsdarstellung und gibt Aufschluss über offene Fragen, Probleme und Widersprüche. Die so gewonnenen Erkenntnisse werden mit den Anforderungen der Stadt Wien, des Bezirkes Donaustadt, des Landes Niederösterreich und den Gemeinden Aderklaa, Groß-Enzersdorf und Raasdorf abgestimmt. Dieser Prozess führte zu einem Katalog von Maßnahmen und Bausteinen, der eine möglichst gute landschaftliche Integration der „S1 Wiener Außenring Schnellstraße“ gewährleistet. Die Erfahrungen, die bereits im Rahmen der Landschaftsgestaltung an der „S1 Wiener Außenring Schnellstraße – Abschnitt Vösendorf – Schwechat“ gemacht wurden, flossen ebenfalls in diese Arbeit ein. Das akkordierte Konzept soll den Betroffenen als gemeinsame Basis für die Gespräche mit der ASFINAG über die vorliegenden Planungen dienen. Es werden konkrete Maßnahmen zu Eingliederung der „S1 Wiener Außenring Schnellstraße“ in den Landschaftsraum Marchfeld vorgeschlagen. Landschaftsräumliche Vernetzung des Marchfeldes im Auftrag der Stadt Wien – MA 18 und der NÖ Landesregierung – RU2 Projektsteuerung stadt-umlandmanagement Wien/Niederösterreich Mai 2008 DI Anna Detzlhofer 14 / 83 Bericht 3 RAHMENBEDINGUNGEN – GRUNDLAGEN 3.1 Landschaftsbezogene Strukturen Der typische Charakter des Marchfeldes, die weite offene Ebene, ist im Projektgebiet nahezu durchgehend wahrnehmbar. (Ausführungen zur Landschaftsqualität befinden sich im Kapitel 2 „Anlass“). 3.1.1 Landwirtschaft Das Gebiet nördlich von Groß-Enzersdorf bis Süßenbrunn zählt nach einer ÖSTAT-Gliederung zum landwirtschaftlichen Hauptproduktionsgebiet „Marchfeld“ (Westteil). Die großflächig kommassierte Agrarlandschaft ist offen und wenig strukturiert durch gliedernde Landschaftselemente. Dies bietet gemeinsam mit den Faktoren Topografie und Bodenqualität sowie den guten Vermarktungsmöglichkeiten in der Nähe zum Wiener Zentralraum ideale Voraussetzungen für eine agrarische Intensivproduktion. Den ungünstigen klimatischen Verhältnissen (geringe Niederschlagsmengen, Bodenerosion durch Wind) versucht man durch Beregnung und ansatzweise durch Bodenschutzanlagen entgegenzuwirken. Die Betriebe erzeugen in erster Linie Getreide, Zuckerrüben, Gemüse und Erdäpfel. Ein wachsender Anteil der Betriebe arbeitet nach ökologischen Richtlinien. Durch die Realisierung des Marchfeldkanals erfolgte eine Stabilisierung beim Grundwasserspiegelregime und somit eine zumindest vorläufige Verbesserung der hydrogeologischen Verhältnisse. Im „Regionalen Raumordnungsprogramm Niederösterreich“ (RegROP) ist das Marchfeld – abgesehen von kleinsträumigen Bereichen und den Siedlungsgebieten – als landwirtschaftliche Vorrangzone ausgewiesen. Dabei handelt es sich um Flächen mit besonderer Eignung für die Landwirtschaft oder um Flächen, die für das Kulturlandschaftsbild von besonderer Bedeutung sind. Landschaftsräumliche Vernetzung des Marchfeldes im Auftrag der Stadt Wien – MA 18 und der NÖ Landesregierung – RU2 Projektsteuerung stadt-umlandmanagement Wien/Niederösterreich Mai 2008 DI Anna Detzlhofer 15 / 83 Bericht Die vielfältige und ausgedehnte landwirtschaftlich geprägte Kulturlandschaft der Stadt Wien bezeichnet der „Agrarstrukturelle Entwicklungsplan für Wien“ (AgSTEP) 2004 als „unverwechselbares Markenzeichen und Prädikat der Stadt“. Im Vorfeld zum „AgSTEP“ wurden für die Wiener Landwirtschaft folgende langfristigen Entwicklungsziele festgelegt: • die Erhaltung (Sicherung) der Bewirtschaftung der landwirtschaftlich genutzten Flächen • der weitere Ausbau einer umweltschonenden Produktion. Landschaftsräumliche Vernetzung des Marchfeldes im Auftrag der Stadt Wien – MA 18 und der NÖ Landesregierung – RU2 Projektsteuerung stadt-umlandmanagement Wien/Niederösterreich Mai 2008 DI Anna Detzlhofer 16 / 83 Bericht Abb. 002 Vorranggebiete Landwirtschaft Der „AgSTEP“ ist ein Instrument zur Verortung landwirtschaftlich genutzter Flächen und deren Absicherung für einen Planungshorizont von vorerst 10 Jahren. Landschaftsräumliche Vernetzung des Marchfeldes im Auftrag der Stadt Wien – MA 18 und der NÖ Landesregierung – RU2 Projektsteuerung stadt-umlandmanagement Wien/Niederösterreich Mai 2008 DI Anna Detzlhofer 17 / 83 Bericht Das Ausmaß der nunmehr im 22. Wiener Gemeindebezirk als „Vorranggebiet Landwirtschaft“ ausgewiesenen Flächen beträgt 1.730 Hektar, das sind 56% der gesamten landwirtschaftlichen Nutzfläche. Äcker und Gärtnereien machen im 22. Wiener Gemeindebezirk 33 % der Gesamtfläche aus. Seit den 80er Jahren ist ein starker Rückgang von Kulturflächen zugunsten von Bauland und Infrastrukturflächen zu verzeichnen – in der Donaustadt, aber auch in manchen niederösterreichischen Gemeinden im Wiener Umland. Landwirtschaftliche Flächen werden oft als potenzielles Bauerwartungsland betrachtet. Die Studie „SUPer NOW“ fasst weitere Trends und Probleme dieser periurbanen Landwirtschaft folgendermaßen zusammen: „Mit den technologischen Veränderungen im Gütertransport und der Lebensmittelproduktion sowie der Änderung der Marktmechanismen wurde die wirtschaftliche Bedeutung der Agrarund Gartenbauflächen sukzessive geringer bewertet. Gerade vor dem Hintergrund der internationalen Rahmenbedingungen am Agrarmarkt erscheint es dringend notwendig, die stadtnahen Landwirtschafts- und Gartenbauflächen einer Neubewertung zu unterziehen, die ihrer Produktionsfunktion (Eigenversorgung der Bevölkerung der Stadtregion), aber auch ihren außenwirtschaftlichen Aufgaben gerecht würden (Erholung, Raumgliederung und klimatische Ausgleichsfunktion in Stadtregionen, Lebensraum für Pflanzen und Tiere). Produktion nahe am Verbraucher ist mit geringem Transportaufwand und daher geringeren Infrastruktur- und Umweltkosten verbunden, Produktionstechnik (z.B. kontrollierter Chemieeinsatz) und Arbeitsbedingungen (soziale Standards) sind für den Konsumenten nachvollziehbar. Allerdings sind derzeit in den agrarischen Gunstlagen (Marchfeld) ressourcenschonende Bewirtschaftungsformen, wie Biolandbau und die Direktvermarktung noch von untergeordneter Bedeutung.“ Landschaftsräumliche Vernetzung des Marchfeldes im Auftrag der Stadt Wien – MA 18 und der NÖ Landesregierung – RU2 Projektsteuerung stadt-umlandmanagement Wien/Niederösterreich Mai 2008 DI Anna Detzlhofer 18 / 83 Bericht 3.1.2 Schutzgebiete Innerhalb des unmittelbaren Untersuchungsraumes befinden sich keine Schutzgebiete. In naher Umgebung sind aber für Naturschutz und Erholung sehr wohl relevante Schutzgebiete vorhanden. Abb. 003 Schutzgebiete Landschaftsräumliche Vernetzung des Marchfeldes im Auftrag der Stadt Wien – MA 18 und der NÖ Landesregierung – RU2 Projektsteuerung stadt-umlandmanagement Wien/Niederösterreich Mai 2008 DI Anna Detzlhofer 19 / 83 Bericht • Nationalpark Donau-Auen Der Nationalpark erstreckt sich von Wien bis zur Marchmündung an der Staatsgrenze zur Slowakei. Durch die internationale Ausweisung des IUCN (International Union for the Conservation of Nature and Natural Resources) als Kategorie II-Nationalpark dient der Nationalpark Donau-Auen hauptsächlich dem Schutz von Ökosystemen und zu Erholungszwecken. In diesem Bereich sind auch weitere Schutzkategorien wirksam. Der Nationalpark ist in Teilbereichen ebenfalls Natura 2000 Gebiet Donau-Auen, Naturschutzgebiet Lobau und Landschaftsschutzgebiet Lobau. • Trappenschutzgebiet Sandboden und Praterterrasse (FFH Schutzgebiet – Natura 2000) Östlich von Raasdorf werden speziell bewirtschaftete Ackerflächen zur Verfügung gestellt, um der Großtrappe in ihrem Lebensraum wieder geeignete Bedingungen für die Brut und Jungenaufzucht anzubieten. Die Großtrappe braucht weite Flächen ohne Windschutzgürtel und Freileitungen. • Ex lege Landschaftsschutzgebiete Diese sind in Wien jene SWW und SPK gewidmeten Flächen, die vor dem 1.3.1985 als solche gewidmet waren. Diese Flächen sind ohne eigene Verordnung de iure Landschaftsschutzgebiete. Zwei Gebiete befinden sich im weiteren Untersuchungsraum, eines nördlich der Lobau (südlich der Grohmannstraße) und eines nördlich der Bahnlinie S 80 (siehe Abbildung). • Naturdenkmale Das sind Naturgebilde, die aufgrund ihrer besonderen Funktion, Eigenart oder Bedeutung durch Bescheid der Naturschutzbehörde zum Naturdenkmal erklärt werden. Das Naturdenkmal Himmelteich Nr. 689 befindet sich an der NiklasEslarn-Straße. Landschaftsräumliche Vernetzung des Marchfeldes im Auftrag der Stadt Wien – MA 18 und der NÖ Landesregierung – RU2 Projektsteuerung stadt-umlandmanagement Wien/Niederösterreich Mai 2008 DI Anna Detzlhofer 20 / 83 Bericht • Erhaltenswerte Landschaftsteile gemäß RegROP Laut NÖ Raumordnungsgesetz sind dies Komplexlandschaften oder wertvolle Einzelbiotope von regionaler Bedeutung, wie abschnittsweise entlang der Bahnlinie Nordbahn, der Bereich südöstlich vom Ortsgebiet Aderklaa und Abschnitte entlang des Marchegger Astes der Ostbahn (östlich des Bahnhofes Raasdorf-Pysdorf). • Regionale Grünzonen gemäß RegROP Laut NÖ Raumordnungsgesetz sind dies Grünlandbereiche, die o eine besondere raumgliedernde und siedlungstrennende Funktion besitzen oder o als siedlungsnaher Erholungsraum von regionaler Bedeutung sind oder o der Vernetzung wertvoller Grünlandbereiche und Biotope dienen. Regionale Grünzonen im weiteren Umfeld sind der Marchfeldkanal, an diesen anschließend der Rußbach und ein Bereich im Gemeindegebiet von GroßEnzersdorf östlich der Lobau. Landschaftsräumliche Vernetzung des Marchfeldes im Auftrag der Stadt Wien – MA 18 und der NÖ Landesregierung – RU2 Projektsteuerung stadt-umlandmanagement Wien/Niederösterreich Mai 2008 DI Anna Detzlhofer 21 / 83 Bericht Abb. 004 Regionale Grünzonen 3.1.3 Naherholung Die Gemeinden der Region Marchfeld sind bestrebt, den Tourismus neben der dominierenden landwirtschaftlichen Nutzung als Ergänzung der regionalen Wirtschaft zu fördern. Dazu bedarf es einer behutsamen Attraktivierung der Landschaft für Erholungs- und Freizeitaktivitäten. Laut dem Stadtentwicklungsplan Landschaftsräumliche Vernetzung des Marchfeldes im Auftrag der Stadt Wien – MA 18 und der NÖ Landesregierung – RU2 Projektsteuerung stadt-umlandmanagement Wien/Niederösterreich Mai 2008 DI Anna Detzlhofer 22 / 83 Bericht Wien 2005 (STEP 05) haben diese den typischen Charakter des Marchfeldes als offene, weite Ebene zu betonen und auf die Anforderungen der Landwirtschaft Rücksicht zu nehmen. Die Landschaftsräume im Bereich Süßenbrunn und in weiterer Folge von Aderklaa bis Raasdorf sind durch intensive landwirtschaftliche Nutzung geprägt. Die Wirtschaftswege bzw. ausgewiesenen Radwege dienen der kurzzeitigen, siedlungsnahen Erholung oder als Verbindungswege zu Zielpunkten wie Marchfeldkanal oder Süßenbrunner Schotterteiche. Ortsgebundene, spezifische Erholungseinrichtungen sind kaum vorhanden. Das Bedürfnis nach Freizeit und Ausgleich wird primär durch extensive landschaftsgebundene Naherholungsaktivitäten wie Radfahren, Joggen, Spazierengehen und Nordic Walking gedeckt. Unmittelbar südlich des Marchegger Astes der Ostbahn liegen vier Schotterteiche, die „Raasdorfer Teiche“. Sie gehören zum Gemeindegebiet Groß-Enzersdorf. Am östlichst gelegenen Teich besteht eine intensive nicht öffentliche Freizeitnutzung in Form einer Wasserskianlage mit Motorbootbetrieb. Die übrigen Teiche werden als Fischteiche genutzt und sind ebenfalls nicht öffentlich zugänglich. Diese Wasser- und Schotterflächen sind von dichtem Bewuchs in unterschiedlichen Sukzessionsstadien durchzogen. Dadurch besitzt der Teilraum eine hohe Strukturvielfalt. Die Gehölzgruppen, die die Teiche umgeben, gliedern das Landschaftsbild im Untersuchungsraum. Der Teilraum zwischen der Landesgrenze Wien und Groß-Enzersdorf ist derzeit vor allem durch intensive landwirtschaftliche Nutzung geprägt. Hier sind lokal und regional bedeutende Freizeiteinrichtungen wie Hundeschule, Reitstall sowie Autokino mit Flohmarktnutzung an Sonntagen vorhanden. Die vorhandenen Wege und Straßen stellen Bewegungslinien zum Nationalpark dar. Landschaftsräumliche Vernetzung des Marchfeldes im Auftrag der Stadt Wien – MA 18 und der NÖ Landesregierung – RU2 Projektsteuerung stadt-umlandmanagement Wien/Niederösterreich Mai 2008 DI Anna Detzlhofer 23 / 83 Bericht 3.2 Siedlungsstruktur • Aderklaa Die niederösterreichische Gemeinde Aderklaa gehört zum politischen Bezirk Gänserndorf und hat 233 EinwohnerInnen. Sie liegt nördlich der Wiener Stadtgrenze im Marchfeld. Die Nachbargemeinden sind Gerasdorf bei Wien, Deutsch Wagram, Raasdorf und Wien-Donaustadt. Die Fläche der ländlichen Gemeinde umfasst 8,62 Quadratkilometer. 1,22 Prozent der Fläche sind bewaldet. Die Gemeinde Aderklaa ist von agrarischer Industrie dominiert. Dies bildet sich auch in der intakten dörflichen Siedlungsstruktur ab. Der traditionelle Anger ist erhalten, ebenso das so genannte Hintaus. Es gibt noch 22 landwirtschaftliche Betriebe im Ortsgebiet. Die Baulanderweiterung in den letzten Jahren war sehr gering. Dies soll trotz starker Nachfrage auch so weitergeführt werden. Betriebsansiedlungen sind ausschließlich im Bereich der S2 „Wiener Nordrand Schnellstraße – Umfahrung Süßenbrunn“ vorgesehen. Besonders wichtig ist der Gemeinde die Erhaltung der Hintauszone, da diese für das Funktionieren der Landwirtschaft notwendig ist. • Raasdorf Die niederösterreichische Gemeinde Raasdorf (664 EW) liegt an der nordöstlichen Wiener Stadtgrenze. Sie grenzt im Norden an Aderklaa, Deutsch Wagram und Parbasdorf, im Osten an Großhofen und Oberhausen, im Süden an GroßEnzersdorf. Die Fläche der Gemeinde umfasst 13,2 Quadratkilometer. 0,84 Prozent der Fläche sind bewaldet. Die Gemeinde besteht aus zwei Katastralgemeinden: Raasdorf und Pysdorf. Das Ortsgebiet der Katastralgemeinde Raasdorf hat einen strukturell noch sichtbaren ursprünglichen Dorfanger und intakte Hintausbereiche. Die Katastralgemeinde Pysdorf ist ein Betriebsgebiet im Bereich des Bahnhofes am Marchegger Ast der Ostbahn. Angesichts der großen Baulandnachfrage ist es das Ziel der Gemeinde, moderat zu wachsen. Landschaftsräumliche Vernetzung des Marchfeldes im Auftrag der Stadt Wien – MA 18 und der NÖ Landesregierung – RU2 Projektsteuerung stadt-umlandmanagement Wien/Niederösterreich Mai 2008 DI Anna Detzlhofer 24 / 83 Bericht Die Siedlungsentwicklung soll vor allem in den östlichen und westlichen „Zwickelbereichen“ erfolgen. Betriebsansiedlungen sollen im Bereich des Bahnhofs in begrenztem Ausmaß möglich sein. Wichtig ist der Gemeinde die Erhaltung der so genannten Hintauszone, da diese für das Funktionieren der Landwirtschaft notwendig ist. • Groß-Enzersdorf Die Großgemeinde Groß-Enzersdorf (8.128 EW) besteht aus der Stadt GroßEnzersdorf (6.061 EW) und sieben Dörfern. Sie liegt ca. 18 km östlich vom Zentrum Wiens im Marchfeld an der Bundesstraße 3. Das Siedlungsgebiet der Stadt grenzt nahezu direkt an Wien-Donaustadt, Bezirksteil Eßling. Das Gemeindegebiet insgesamt grenzt im Norden an Raasdorf, greift im Osten weit in das Marchfeld hinaus und grenzt im Süden an die Donau. Die Gesamtfläche der Gemeinde beträgt 83,91 Quadratkilometer. Einen Teil davon nimmt das unter Naturschutz stehende Augebiet Lobau ein, das zum Nationalpark Donau-Auen gehört. Die Dörfer Franzensdorf, Groß-Enzersdorf, Mühlleiten, Oberhausen, Probstdorf Rutzendorf, Schönau an der Donau und Wittau sind eigene Katastralgemeinden. Diese Dörfer sind zum Teil noch agrarisch strukturiert. Die Stadt Groß-Enzersdorf ist in erster Linie Wohnstandort. Der hier ansässige traditionelle Leitbetrieb, eine Tiefkühlproduktion, verarbeitet hauptsächlich Gemüse aus den umliegenden Anbaugebieten. Die Stadt GroßEnzersdorf will trotz intensiver Nachfrage nach Wohnbauland nur moderat wachsen. Großen Wert legt sie künftig auf die Ansiedlung von Arbeitsplätzen. 3.3 Verkehrsplanungen Seit dem Fall des „Eisernen Vorhanges“ und dem EU-Beitritt der Mittel- und Osteuropäische Länder im Frühjahr 2004 gewann die Ostregion Österreichs stark an Bedeutung. Das zunehmende Verkehrsaufkommen führte zu Kapazitätsengpässen im bestehenden Straßennetz. Eine besondere Steigerung des Verkehrsaufkommens Landschaftsräumliche Vernetzung des Marchfeldes im Auftrag der Stadt Wien – MA 18 und der NÖ Landesregierung – RU2 Projektsteuerung stadt-umlandmanagement Wien/Niederösterreich Mai 2008 DI Anna Detzlhofer 25 / 83 Bericht verzeichnen seither die Donauquerungen, die Ortskerne und die Wiener Stadteinfahrten. Diese Dynamik mündete in Beschlüsse zur Errichtung zusätzlicher hochrangiger Straßenverbindungen: Abb. 005 Übersicht Regionenring • Mit dem Regionenring soll eine leistungsfähige, verkehrswirksame, sichere und umweltverträgliche Infrastruktur geschaffen werden, damit die Konkurrenzfähigkeit des Wirtschaftsstandortes „Vienna Region“ gestärkt wird und überregionale Verkehrsströme gebündelt werden. • Mit der Errichtung der S1 sollen Ortskerne in und um Wien sowie stark belastete Straßenabschnitte (A23) entlastet werden. Landschaftsräumliche Vernetzung des Marchfeldes im Auftrag der Stadt Wien – MA 18 und der NÖ Landesregierung – RU2 Projektsteuerung stadt-umlandmanagement Wien/Niederösterreich Mai 2008 DI Anna Detzlhofer 26 / 83 Bericht Die Notwendigkeit der „S1 Wiener Außenring Schnellstraße“ wurde bereits durch die GSD-Studie (Gestaltung des Straßennetzes im Donaueuropäischen Raum unter der besonderen Beachtung des Wirtschaftsraumes Österreich) und die „Trassenstudie Nordostumfahrung“ der Planungsgemeinschaft Ost (PGO) aus dem Jahr 1999 nachgewiesen. Der Bericht „SUPer NOW“ bestätigt die Notwendigkeit einer sechsten Donauquerung - für alle Verkehrsarten. Sie würde samt Anbindung zu beiden Seiten der Donau Entlastungen für das bestehende hochrangige und für das nachrangige Straßennetz bringen. Der „STEP 05“ spricht neben anderen Zielen der Stadtentwicklung auch den Themenkreis Verkehr an: „Den Anteil des Umweltverbundes (Rad, Fuß, öffentlicher Verkehr) an der gesamten Verkehrsleistung steigern, Anteil des motorisierten Individualverkehrs (MIV) reduzieren; generell soll Verkehrsentstehung verringert werden.“ Dem „STEP 05“ liegen die Grundsätze, Ziele und Handlungsschwerpunkte des „Masterplan Verkehr Wien 2003“ (MPV 03) zugrunde. Aus dem Grundsatz der Nachhaltigkeit werden die Hauptziele ‚Verkehrsvermeidung’ und ‚Verkehrsverlagerung’ abgeleitet: Durch eine mobilitätssparende Stadt- und Raumentwicklung soll die Verlagerung des Verkehrs vom motorisierten Individualverkehr hin zu den Verkehrsarten des Umweltverbundes erfolgen. Der „STEP 05“ weist auch auf die Bedeutung der S1 für die Wiener Stadtentwicklung hin: „Die S1 Wiener Außenring Schnellstraße wird als zentrales Element zur Durchleitung weiträumiger Verkehrsströme dienen. Damit wird zur Entlastung städtischer und regionaler Straße von diesen Durchfahrten beigetragen und Erreichbarkeitsverhältnisse der Region (vor allem nördlich der Donau) werden verbessert. Die (...) getroffene „Absichtserklärung für Durchführung spezieller Infrastrukturmaßnahmen im Raum Wien“ sieht vor, die S1 in der außenliegenden Trassenvariante (über die Gemeindegebiete von Groß-Enzersdorf, Raasdorf und Aderklaa) zu führen.“ Landschaftsräumliche Vernetzung des Marchfeldes im Auftrag der Stadt Wien – MA 18 und der NÖ Landesregierung – RU2 Projektsteuerung stadt-umlandmanagement Wien/Niederösterreich Mai 2008 DI Anna Detzlhofer 27 / 83 Bericht Für den Verlauf der Trasse des Abschnittes vom Knoten Süßenbrunn bis Tunnelportal Lobau liegt derzeit die im Folgenden abgebildete Variante vor. Die Strecke wird vom Knoten Süßenbrunn (S1/S2) über die Anschlussstelle Schöpfleithnersiedlung (ev. S8), den Knoten Raasdorf (A23/S1/ev. S8) und die Anschlussstelle Eßling/Groß-Enzersdorf (offizieller Planungsstand im Oktober 2008) geführt. Die Trasse wird laut derzeitigem Planungsstand bis 500 Meter vor Beginn der Anschlussstelle Eßling / Groß-Enzersdorf eingehaust. Bis zum Knoten Süßenbrunn wird sie oberirdisch geführt. Abb. 006 Planungsstand Straßenprojekt Oktober 2007 Landschaftsräumliche Vernetzung des Marchfeldes im Auftrag der Stadt Wien – MA 18 und der NÖ Landesregierung – RU2 Projektsteuerung stadt-umlandmanagement Wien/Niederösterreich Mai 2008 DI Anna Detzlhofer 28 / 83 Bericht Weitere, den engeren Untersuchungsraum betreffende Verkehrsinfrastrukturmaßnahmen sind: • „S2 Wiener Nordrand Schnellstraße – Umfahrung Süßenbrunn“, in Bau. • „S8 Marchfeld Schnellstraße“ (Knoten mit der S1) in Planung. • Verlängerung der „A23 Südosttangente von Hirschstetten bis zur S1“ (Knoten Raasdorf), in Planung. • Zweigleisiger Ausbau des Marchegger Astes der Ostbahn (Wien – Bratislava), in Planung. • Verlängerung der U-Bahnlinie U2 ins Flugfeld Aspern (bis 2013). 3.4 Entwicklungsabsichten der Gemeinden 3.4.1 Wien 3.4.1.1 Ziele und Handlungsfelder im „STEP 05“ Es gehört zu den wesentlichen Zielen des „STEP 05“, „die Vielfalt und Qualität des Lebensraumes in der Region Wien durch Sicherung und Ausbau des Grüngürtels rund um Wien und der Donaulandschaft als regionales Strukturprinzip gemeinsam mit Niederösterreich zu gewährleisten“. Die bauliche Entwicklung soll entlang leistungsfähiger öffentlicher Verkehrsmittel konzentriert werden. Mit der Ressource Boden soll sparsam umgegangen werden. Als weitere bedeutende Ziele sieht „STEP 05“ die Verringerung des motorisierten Individualverkehrs und der Verkehrsentstehung generell. In einer auf Nachhaltigkeit ausgerichteten Entwicklung stellt die Sicherung und Weiterentwicklung der Grün- und Freiräume in und um Wien einen integralen Bestandteil der wirtschaftlichen Standortentwicklung dar und ist somit Basis für die langfristige Sicherung der Lebensqualität. Auf diesen Grundsätzen baut das Leitbild „Grünräume der Stadtregion“ im „STEP 05“ auf. Landschaftsräumliche Vernetzung des Marchfeldes im Auftrag der Stadt Wien – MA 18 und der NÖ Landesregierung – RU2 Projektsteuerung stadt-umlandmanagement Wien/Niederösterreich Mai 2008 DI Anna Detzlhofer 29 / 83 Bericht Abb. 007 Leitbild Grünräume der Stadtregion STEP 05 Durch das Leitbild „Grünräume der Stadtregion“ soll die „Gleichrangigkeit für die Landschaftsräume Bisamberg, Kulturlandschaft Marchfeld, DonauraumNationalpark-Donau-Auen, die Terrassenlandschaft im Süden von Wien mit dem Landschaftsraum Wienerwald“ dokumentiert werden. Für alle vorher bezeichneten Landschaftsräume sind folgende Handlungsfelder von grundsätzlicher Bedeutung: • Rücksichtnahme auf typische Ausprägungen der Kulturlandschaft • Beibehaltung/Verbesserung der Verzahnung zwischen bebauten Flächen und Grünräumen • Verbesserung der Erreichbarkeit und des Aufenthaltskomforts der Landschaftsräume • Den Gewässern Raum geben • Berücksichtigung der Ziele des „Netzwerk Natur“ Landschaftsräumliche Vernetzung des Marchfeldes im Auftrag der Stadt Wien – MA 18 und der NÖ Landesregierung – RU2 Projektsteuerung stadt-umlandmanagement Wien/Niederösterreich Mai 2008 DI Anna Detzlhofer 30 / 83 Bericht 3.4.1.2 Zielgebiet Donaustadt - Flugfeld Aspern Das Gebiet besteht aus intensiv genutzten und dicht bebauten alten Ortskernen, Teilen mit gründerzeitlichen Strukturen und neueren Siedlungen der Stadterweiterung der letzten Jahrzehnte. Dazu kommen industriell-gewerbliche Bereiche, überwiegend in Bahnnähe und mit langer Tradition sowie relativ neue Gründungen wie das Opel Austria Werk in Aspern. Der Stadtentwicklungsbereich Stadlau – Aspern soll zu einem eigenständigen Stadtteil entwickelt werden. Die allgemeinen Entwicklungsziele laut „STEP 05“ sehen bestehende Siedlungskerne und neue Kristallisationspunkte als Voraussetzungen zur Entwicklung attraktiver, gut ausgestatteter Versorgungszentren (Stadtteilzentren). Es soll sichergestellt werden, dass die Ausbaumaßnahmen der Infrastruktur und des Verkehrs den neuen und auch den bestehenden Siedlungsteilen zugute kommen. So soll ein möglichst hohes Niveau der städtischen Versorgung und Erschließung erreicht werden Die Entwicklung der Zielgebiete soll – anknüpfend an die alten Ortskerne und örtliche Gegebenheiten – Eigenständigkeit und lokale Identität sichern. Durch eine Reihe von größeren Leitprojekten soll in den nächsten Jahren eine signifikante Wohnungs-, EinwohnerInnen- und Arbeitsplatzzunahme realisiert werden. Die Entwicklungszonen im Einzelnen sind: • Entwicklungszone Stadlau – Mühlgrund • Entwicklungszone Aspernstraße • Entwicklungszone Hausfeld – Quadensiedlung • Entwicklungszone Flugfeld Aspern Landschaftsräumliche Vernetzung des Marchfeldes im Auftrag der Stadt Wien – MA 18 und der NÖ Landesregierung – RU2 Projektsteuerung stadt-umlandmanagement Wien/Niederösterreich Mai 2008 DI Anna Detzlhofer 31 / 83 Bericht Abb. 008 Flugfeld Aspern STEP 05 Für den Untersuchungsraum ist die Entwicklungszone Flugfeld Aspern von besonderer Bedeutung. Im „STEP 05“ ist auf dem mehr als 200 Hektar großen Areal des ehemaligen Flugfelds Aspern ein zukunftsweisender, dicht bebauter, urbaner Stadtteil ausgewiesen. Hier sollen 8.500 Wohnungen entstehen. Zusammen mit 25.000 Arbeitsplätzen soll dem Bedarf eines Bezirkszentrums im Osten der Donaustadt nachgekommen werden. Der neue Stadtteil soll Platz für soziale Einrichtungen, Bildung, Kultur und Forschung bieten und auch als regional orientiertes Zentrum dienen. Voraussetzung ist die Realisierung einer hochrangigen Verkehrserschließung, bestehend aus der U-Bahnlinie U2, der verlängerten „A23 Südosttangente und der „S1 Wiener Außenring Schnellstraße“. Der Standort soll nicht zuletzt durch die Entwicklung zu einem Büro- und Dienstleistungszentrum sowie durch die Vorsorge für hochrangige Bildungs- und Kultureinrichtungen von gesamtstädtischer Bedeutung werden. Landschaftsräumliche Vernetzung des Marchfeldes im Auftrag der Stadt Wien – MA 18 und der NÖ Landesregierung – RU2 Projektsteuerung stadt-umlandmanagement Wien/Niederösterreich Mai 2008 DI Anna Detzlhofer 32 / 83 Bericht Das Flugfeld Aspern liegt im Schnittpunkt zwischen Marchfeld und Donauraum. Der Nationalpark Donau-Auen und die landwirtschaftlichen Flächen im Lobauvorland sollen mit denen nördlich des Flugfeldes über die Bereiche des ehemaligen Bahnhofs Breitenlee bis zu den Teichen in Süßenbrunn vernetzt werden. Abb. 009 Masterplan Flugfeld Aspern Landschaftsräumliche Vernetzung des Marchfeldes im Auftrag der Stadt Wien – MA 18 und der NÖ Landesregierung – RU2 Projektsteuerung stadt-umlandmanagement Wien/Niederösterreich Mai 2008 DI Anna Detzlhofer 33 / 83 Bericht 3.4.2 Niederösterreich 3.4.2.1 Regionales Rahmenkonzept Marchfeld Zur Gestaltung der künftigen Raumstruktur und zur Steuerung der angestrebten Weiterentwicklung der Region Marchfeld haben die Regionsgemeinden gemeinsam räumliche Ziele und Festlegungen in Hinblick auf eine regionale Entwicklungsrichtung beschlossen (Regionales Rahmenkonzept Marchfeld 2006). Damit soll eine gemeinsame und Ressourcen schonende Raumordnungspolitik gesichert werden. Diese Festlegungen haben kleinregionale Bedeutung und sollen einen Beitrag leisten zur: • Zuordnung von potenziell künftigen Nutzungen zu Standorten/Standorträumen unter Berücksichtigung von Eignung und angestrebter räumlicher Entwicklung • Sicherung von Gebieten mit besonderen Standorteignungen für deren jeweiligen Zweck und Freihaltung dieser Gebiete von wesentlichen Beeinträchtigungen Zur Umsetzung des Rahmenkonzepts bzw. zur Erreichung der angestrebten räumlichen Entwicklung wird generell eine gemeinsame Betriebsansiedlungspolitik und Flächenvorsorge empfohlen. Um die Siedlungsentwicklung steuern zu können, werden sog. Siedlungsschwerpunkte mit dazugehörigen Leitfunktionen definiert. Die Leitfunktionen zeigen die von den Gemeinden im engeren Untersuchungsraum angestrebten Entwicklungsrichtungen. • Gemeinde Aderklaa Die wirtschaftliche Hauptorientierung der Gemeinde Aderklaa ist die Landwirtschaft. Als zusätzliche Funktionen werden Handel, Gewerbe und der Landschaftsräumliche Vernetzung des Marchfeldes im Auftrag der Stadt Wien – MA 18 und der NÖ Landesregierung – RU2 Projektsteuerung stadt-umlandmanagement Wien/Niederösterreich Mai 2008 DI Anna Detzlhofer 34 / 83 Bericht Ausbau des Dienstleistungssektors angestrebt. Das Siedlungsgebiet von Aderklaa weist ein intaktes Ortsbild mit dörflicher Struktur auf Aderklaa verfügt über geringe Wohnbaulandreserven. Eine weitere Siedlungsentwicklung wird auch zum Schutz der Landwirtschaft nicht angestrebt. • Gemeinde Raasdorf Die angestrebten Leitfunktionen der Gemeinde Raasdorf sind Landwirtschaft, Wohnen, Handel, Gewerbe und Dienstleistung. Der Ortskern von Raasdorf weist ein intaktes Ortsbild mit dörflicher Struktur auf. Er ist derzeit von starkem Durchzugsverkehr belastet. Entlang des Marchegger Astes der Ostbahn bestehen in Pysdorf Baulandreserven für betriebliche Nutzung. • Gemeinde Groß-Enzersdorf Groß-Enzersdorf ist als regionaler Siedlungsschwerpunkt ausgewiesen. Die Leitfunktionen sind Landwirtschaft, Wohnen, Handel, Gewerbe, Dienstleistung, Tourismus, Freizeit und Erholung, Industrie, Bildung. Der Ortskern weist eine sehr starke Verkehrsbelastung auf, die Siedlungsentwicklung ist dynamisch und die Nachfrage nach Wohnbauland sehr groß. Der Entwicklungsspielraum für das Siedlungswesen ist durch räumliche Einschränkungen (im Osten die BOKU, im Süden der Donau-OderElbe-Kanal und der Nationalpark Donau-Auen) eingeengt. 3.4.2.2 Lokale Entwicklungsstrategie LEADER Region Marchfeld Die LEADER (Liason entre Actions de Developpement de l´Economie Rurale) Region Marchfeld umfasst ca. 50.000 Einwohner aus 22 Gemeinden: Aderklaa, Andlersdorf, Deutsch-Wagram, Eckartsau, Gänserndorf, Glinzendorf, GroßEnzersdorf, Großhofen, Haringsee, Lassee, Leopoldsdorf, Mannsdorf, Marchegg, Landschaftsräumliche Vernetzung des Marchfeldes im Auftrag der Stadt Wien – MA 18 und der NÖ Landesregierung – RU2 Projektsteuerung stadt-umlandmanagement Wien/Niederösterreich Mai 2008 DI Anna Detzlhofer 35 / 83 Bericht Markgrafneusiedl, Obersiebenbrunn, Orth, Parbasdorf, Raasdorf, Strasshof, Untersiebenbrunn, Weiden, Weikendorf. Als neue Leaderregion ist es Ziel, eine gemeinsame funktionierende regionale Kooperationskultur aufzubauen und im Sinne einer gemeinsamen regionalen Identität zusammenzuwachsen. Aus landwirtschaftlicher Sicht stehen die Verbesserung landwirtschaftlicher Erwerbsmöglichkeiten und die Etablierung der Genussregion Marchfeld im Mittelpunkt. Im Tourismus setzt die Region auf den Tagestourismus und den Radverkehr. Quantitative und qualitative Rückstände gibt es vor allem im Gastronomie- und Beherbergungsbereich, aber auch bei ergänzenden Erlebnisangeboten. Abb. 010 LEADER Region Marchfeld Landschaftsräumliche Vernetzung des Marchfeldes im Auftrag der Stadt Wien – MA 18 und der NÖ Landesregierung – RU2 Projektsteuerung stadt-umlandmanagement Wien/Niederösterreich Mai 2008 DI Anna Detzlhofer 36 / 83 Bericht 4 ANALYSE Auf Basis der Erhebungsergebnisse wurde für den weiteren Untersuchungsraum eine SWOT-Analyse (Stärken-Schwächen-Analyse) durchgeführt. Sie ergibt ein systematisches Situationsprofil, aus dem sich wesentliche Zusammenhänge im Untersuchungsgebiet ableiten lassen. Die Ergebnisse der Analyse werden in der Folge zusammengefasst und gemeinde- bzw. raumbezogen in Plan 1 (Bestand / Analyse) dargestellt. Die SWOT-Analyse betrifft den weiteren Untersuchungsraum, die Bestandsanalyse (Plan 1) bezieht sich auf den engeren Untersuchungsraum. 4.1 SWOT-Analyse Das Grundlagenmaterial für diese Stärken-Schwächen-Analyse bilden Aussagen aus dem „STEP 05“, dem „Entwicklungskonzept Wien Umland Nord“ (EKWUNO) Aussagen aus dem Projekt „Die Donau – Marchfeld – Vision“ 2004 (Entwicklungskonzept für die Kleinregion Donaustadt – Marchfeld Süd, KREK), aus dem „Netzwerk Natur“ (Wiener Arten- und Lebensraumschutzprogramm) und eigene Erhebungen vor Ort. Die vier Buchstaben SWOT stehen für: S = Strengths (Stärken) W = Weaknesses (Schwächen) O = Opportunities (Möglichkeiten) T = Threats (Gefahren, Risiken). Vorteil der Methode ist insbesondere die Transparenz und Nachvollziehbarkeit der Darstellung komplexer Sachverhalte. Landschaftsräumliche Vernetzung des Marchfeldes im Auftrag der Stadt Wien – MA 18 und der NÖ Landesregierung – RU2 Projektsteuerung stadt-umlandmanagement Wien/Niederösterreich Mai 2008 DI Anna Detzlhofer 37 / 83 Bericht Die folgende SWOT-Analyse bietet eine überblicksartige Darstellung der komplexen Raumnutzung für die Themenbereiche Landschaft, Landwirtschaft und Erholung und der damit verbundenen Problemstellungen, Möglichkeiten und Aussichten für dieses Gebiet. Landschaftsräumliche Vernetzung des Marchfeldes im Auftrag der Stadt Wien – MA 18 und der NÖ Landesregierung – RU2 Projektsteuerung stadt-umlandmanagement Wien/Niederösterreich Mai 2008 DI Anna Detzlhofer 38 / 83 Bericht 4.1.1 Landschaft S = Strengths (Stärken) • • • • • • • • • W = Weaknesses (Schwächen) • • • • O = Opportunities (Möglichkeiten) • • • • • • • • • • charakteristisches Landschaftsbild: hohe Raumtiefe und Transparenz (Sichtbeziehungen, Weite) große meist landwirtschaftlich genutzte Freiflächen, die das charakteristische Landschaftsbild des Marchfeldes unterstreichen Kulturland, Garten– und Produktionslandschaft – Erlebbarkeit des Wandels der Jahreszeiten unzerschnittene Räume (d.h. Landschaften, die nicht durch Verkehrsinfrastrukturen, ausufernde Siedlungen oder Gewerbeansiedlungen und Fachmärkte „auf der grünen Wiese“ beeinträchtigt sind) Lebens- und Wohnqualität Wildnis: ehemaliger Bahnhof Breitenlee kleine Rest-Gehölzflächen Teichlandschaft, Erholungslandschaften aus zweiter Hand charakteristische Ortskerne mit intaktem „Hintaus“ deutlich reduzierte Vielfalt durch intensiv genutzte Ackerflächen deutlicher Einfluss intensiver Nutzungsformen negativ wirksame Dominanzstrukturen vorhanden (Hochspannungsmasten) ‚Kernzonen’ als Ausbreitungszentren von gefährdeten und seltenen Arten kaum vernetzt Sicherung wesentlicher landschaftlicher Qualitäten Forcieren eines durchgehenden Netzes von Grünräumen zwischen dem Wiener und dem niederösterreichischen Marchfeld, Lobau und Bisamberg Aufwertung der Strukturelemente mit Vernetzungsfunktionen (Bahnhof Breitenlee, Bahndämme, Feuchtgebiete ...) Verdichtung von teilraumgliedernden linearen Landschaftselementen (große Bedeutung als Migrationsband und Rückzugsraum) Erhaltung der kompakten, traditionellen Siedlungsformen Bewahren der dörflichen Strukturen und behutsames Weiterentwickeln offene Landschaft mit Grün- und Freiflächen vor / zwischen den dicht bebauten Bereichen verklammern Wirkung von Grünachsen und Grünzonen bewahren (v.a. beim Ausbau der Verkehrsinfrastruktur) Übergangszonen als Landschaftsraum mit hochwertiger Freizeitund Erholungsfunktion vorausschauend sichern Wohnen im Grünen Landschaftsräumliche Vernetzung des Marchfeldes im Auftrag der Stadt Wien – MA 18 und der NÖ Landesregierung – RU2 Projektsteuerung stadt-umlandmanagement Wien/Niederösterreich Mai 2008 DI Anna Detzlhofer 39 / 83 Bericht T = Threats (Gefahren, Risiken) • • • • • • Zersiedelung, „unkontrolliertes“ Siedlungswachstum, Versiegelung Verlust von positiv wirksamen landschaftsbildprägenden Elementen Siedlungstätigkeit und Straßenprojekte erhöhen Druck auf Landschaft Hoher Flächenverbrauch durch Straßenbau bzw. Flächeninanspruchnahme während des Straßenbaues Zerschneidungseffekte Störung von Sichtbeziehungen Landschaftsräumliche Vernetzung des Marchfeldes im Auftrag der Stadt Wien – MA 18 und der NÖ Landesregierung – RU2 Projektsteuerung stadt-umlandmanagement Wien/Niederösterreich Mai 2008 DI Anna Detzlhofer 40 / 83 Bericht 4.1.2 Landwirtschaft S = Strengths (Stärken) • • Landwirtschaft ist landschaftsprägender, identifikationsbildender Faktor für die Region hohe Bodengüte, die gute Qualitätsprodukte ermöglicht agroindustrielle Standorte mit Bahnerschließung und Erweiterungspotenzial (Raasdorf, Leopoldsdorf) Stadtnähe ermöglicht z. B. Direktvermarktung, Nahversorgung W = Weaknesses (Schwächen) • • • Konfliktpotenzial mit Naturschutz Konfliktpotenzial mit Erholung Industrialisierung der Landwirtschaft O = Opportunities (Möglichkeiten) • • • lebensfähige Landwirtschaft Biolandwirtschaft Direktvermarktung der Produkte als Absatz- und Einkommenspotenzial, Selbsternte Kombination Landwirtschaft und Erholung: Landwirtschaft, Produktion und Produkte als Thema erlebbar machen Gastronomie (lokale Vermarktung des Marchfeld-Gemüses) Landwirtschaftliche Produkte mit hoher Qualität als Markenzeichen für die Region vorrangige Erhaltung von Flächen für die Landwirtschaft NÖ: „landwirtschaftliche Vorrangzonen (RegROP)“ Wien: „Vorranggebiete Landwirtschaft (AgSTEP)“ • • • • • • T = Threats (Gefahren, Risiken) • • • • kleinere landwirtschaftliche Betriebe durch Industrialisierungsdruck oft nicht lebensfähig Nutzungsdruck (Erholung, Bauland) Verlust von landwirtschaftlichen Flächen und Glashäusern durch Infrastrukturbauwerke Zerschneidung des Agrarwegenetzes, daraus folgen größere Umwege Landschaftsräumliche Vernetzung des Marchfeldes im Auftrag der Stadt Wien – MA 18 und der NÖ Landesregierung – RU2 Projektsteuerung stadt-umlandmanagement Wien/Niederösterreich Mai 2008 DI Anna Detzlhofer 41 / 83 Bericht 4.1.3 Erholung S = Strengths (Stärken) • • • • • Bademöglichkeiten an Teichen Räumliche Nähe zu Nationalpark Donau-Auen bzw. Marchfeldkanal und Süssenbrunner Schotterteichen Schwerpunkt Tagestourismus – Ausflugsverkehr günstige Voraussetzungen für Freizeit-Radwege gute Erreichbarkeit W = Weaknesses (Schwächen) • • • • Ortsgebundene Erholungseinrichtungen kaum vorhanden lückenhaftes und nicht attraktives Radwegenetz Konflikt Naturschutz - Erholung Konflikt Landwirtschaft - Erholung O = Opportunities (Möglichkeiten) • höhere Gewichtung des Aspektes der Grün- und Freiraumversorgung in den örtlichen Siedlungsgebieten Sicherung bestehender und Schaffung ergänzender Fuß- und Radwegverbindungen Realisierung von Themenwegen, z. B. Napoleonweg Verbindung von Erholung und Landwirtschaft Gastronomieentwicklung für den Freizeitsektor (Radsport,...) Entwicklungsraum für Wohnen, Erholung, Freizeit und Landwirtschaft in hochwertiger Lage zw. zwei Hauptstädten Verbindung / nachhaltige Vernetzung einzelner Landschafts- bzw. Erholungsräume (Teichkette) • • • • • • T = Threats (Gefahren, Risiken) • Verlust an Wohn- und Erholungsqualität durch Zurückdrängen des Landschaftscharakters als Folge von Verkehrsinfrastrukturausbau, Ausbau von Gewerbe- und Siedlungsgebieten Landschaftsräumliche Vernetzung des Marchfeldes im Auftrag der Stadt Wien – MA 18 und der NÖ Landesregierung – RU2 Projektsteuerung stadt-umlandmanagement Wien/Niederösterreich Mai 2008 DI Anna Detzlhofer 42 / 83 Bericht 4.2 Bestand / Analyse Im Folgenden werden die Ergebnisse der SWOT-Analyse auf die fünf ausgewiesenen gemeindebezogenen Teilräume, den engeren Untersuchungsraum, projiziert. Sie werden durch die faktischen Gegebenheiten ihrer Raumgrenzen und Übergänge definiert. Sie sind charakterisiert durch unterschiedliche räumliche Sensibilitäten. Landschaftsräumliche Vernetzung des Marchfeldes im Auftrag der Stadt Wien – MA 18 und der NÖ Landesregierung – RU2 Projektsteuerung stadt-umlandmanagement Wien/Niederösterreich Mai 2008 DI Anna Detzlhofer 43 / 83 Bericht Abb. 011 Plan 1 Bestand / Analyse Landschaftsräumliche Vernetzung des Marchfeldes im Auftrag der Stadt Wien – MA 18 und der NÖ Landesregierung – RU2 Projektsteuerung stadt-umlandmanagement Wien/Niederösterreich Mai 2008 DI Anna Detzlhofer 44 / 83 Bericht 4.2.1 Raum ‚Städtisches Marchfeld’ BESCHREIBUNG Der Raum ‚Städtisches Marchfeld’ ist durch Siedlungskörper und raumwirksame Baumbestände begrenzt. Kleinräumige Freiräume verbinden ihn mit dem großräumigeren Marchfeld. Diese Kulturlandschaft ist stark überprägt von Siedlungstätigkeit, Infrastrukturbauten und Rohstoffgewinnung. Teiche, eine Folgenutzung des Schotterabbaues, charakterisieren diesen Teilraum ebenso sehr, wie die landwirtschaftliche und gärtnerische Nutzung. Die vielen verschiedenen Nutzungsarten ergeben ein lockeres Patchwork-Raummuster. Der Raum wirkt in seinem ‚Übergangszustand’ gleichermaßen spannend und labil. Das Pendel steht zwischen Beharrungsvermögen (Freiraum, Landwirtschaft, Gärtnerei) und Veränderung (Bebauung). Der Raum ist in seiner Latenz besonders sensibel für die Entwicklungsdynamik der Umgebung. STÄRKEN • kleinteilig strukturierte Stadtrandlandschaft mit eingestreuten Siedlungs- und Gewerbegebieten • intensiv agrarisch und gärtnerisch bewirtschaftet (Glashäuser) • Teiche mit naturräumlicher- und Freizeitqualität • zahlreiche Gehölzflächen, Hecken, Alleen als landschaftsgliedernde Elemente • Potenzial für Freizeit-Radwege • Nähe zu Nationalpark Donau-Auen SCHWÄCHEN • Gefährdung durch Siedlungsdruck • Erholungseinrichtungen kaum vorhanden • Bestehende Radwege wenig attraktiv Landschaftsräumliche Vernetzung des Marchfeldes im Auftrag der Stadt Wien – MA 18 und der NÖ Landesregierung – RU2 Projektsteuerung stadt-umlandmanagement Wien/Niederösterreich Mai 2008 DI Anna Detzlhofer 45 / 83 Bericht 4.2.2 Raum Aderklaa BESCHREIBUNG Im Norden liegt das Siedlungsgebiet Aderklaa. Im Osten schließt der Raum Aderklaa an das ‚Offene Marchfeld’ an; im Süden ist er mit dem ‚Städtischen Marchfeld’ verknüpft. Im Südosten und im Süden grenzen disperse Siedlungskörper und raumwirksame Baumbestände an. Der Naturkomplex ‚Bahnhof Breitenlee’ im Südwesten ist von Aderklaa aus als ferne Raumkante wahrnehmbar. Im Westen wird der Raum durch die „S2 Wiener Nordrand Schnellstraße“ (im Bau) durchschnitten. Der Raum ist geprägt von landwirtschaftlicher Intensivnutzung und durch ‚Weite’ charakterisiert. Er ist frei von Zersiedelung. Die Übergänge in die angrenzenden Freiräume kennzeichnen die besondere Qualität dieser Kulturlandschaft. Der Raum Aderklaa ist als Teil des Landschaftskomplexes Marchfeld zu sehen und als Tor des ‚Städtischen Marchfeldes’ zum großräumigeren Marchfeld. Das Gelände des ehemaligen Bahnhofes Breitenlee mit seinem hohen naturräumlichen- und Landschafts-Potenzial wertet diesen Raum zusätzlich auf. STÄRKEN • Erlebnisqualität ‚Weite’ • funktionierende Landwirtschaft • frei von Zersiedelung • alter intakter Ortskern • hohe Lebens- und Wohnqualität • Großstadtnähe (horizontbildend) • Teiche mit ökologischer Bedeutung • Gehölzflächen, Hecken, Alleen als landschaftsgliedernde Elemente • Potenzial für Rad- und Spazierwege vorhanden • grenzt an Biotopkomplex “Bahnhof Breitenlee” • Nähe zu Marchfeldkanal und Süßenbrunner Schotterteiche SCHWÄCHEN • Struktur- und Nutzungsvielfalt der Landschaft durch intensive Landwirtschaft reduziert • ökologisch bedeutsame Strukturen (für Ausbreitung seltener, gefährdeter Arten) kaum vernetzt • landschaftsbildstörende Dominanzstrukturen (Hochspannungsleitungen) • Erholungseinrichtungen kaum vorhanden • Potenzial für Radwege kaum genutzt • Nutzungskonflikt Landwirtschaft Erholung Landschaftsräumliche Vernetzung des Marchfeldes im Auftrag der Stadt Wien – MA 18 und der NÖ Landesregierung – RU2 Projektsteuerung stadt-umlandmanagement Wien/Niederösterreich Mai 2008 DI Anna Detzlhofer 46 / 83 Bericht 4.2.3 Raum Raasdorf BESCHREIBUNG Im Norden und im Osten schließt der Raum Raasdorf an das ‚Offene Marchfeld’ an. Im Süden ist er durch die Trasse des Marchegger Astes der Ostbahn begrenzt. Im Westen ist der Raum durch disperse Siedlungskörper und raumwirksame Baumbestände begrenzt. Große, meist landwirtschaftlich genutzte Freiflächen unterstreichen das charakteristische Landschaftsbild des Marchfeldes mit seinen weiten Blickbeziehungen. Der Raum ist geprägt von agrarischer Intensivnutzung. Dispers verteilte Zwischenräume verknüpfen den Raum Raasdorf mit dem ‚Städtischen Marchfeld’. Diese Verbindungen ermöglichen in der Folge eine räumliche Beziehung zum Landschaftskomplex Marchfeld. STÄRKEN • Erlebnisqualität ‚Weite’ • funktionierende Landwirtschaft • alter intakter Ortskern • hohe Lebens- und Wohnqualität (ausgenommen Verkehrslärm) • Großstadtnähe • Gehölzflächen, Hecken, Alleen als landschaftsgliedernde Elemente • Erholungseinrichtungen vorhanden (Sport- und Spielplatz, Reitparcours) • Bahnerschließung vorhanden SCHWÄCHEN • Struktur- und Nutzungsvielfalt der Landschaft durch intensive Landwirtschaft reduziert • ökologisch bedeutsame Strukturen (für Ausbreitung seltener, gefährdeter Arten) kaum vernetzt • landschaftsbildstörende Dominanzstrukturen (Hochspannungsleitungen, landwirtschaftliche Betriebsgebäude) • Potenzial für Radwege kaum genutzt • Nutzungskonflikt Landwirtschaft – Erholung Landschaftsräumliche Vernetzung des Marchfeldes im Auftrag der Stadt Wien – MA 18 und der NÖ Landesregierung – RU2 Projektsteuerung stadt-umlandmanagement Wien/Niederösterreich Mai 2008 DI Anna Detzlhofer 47 / 83 Bericht 4.2.4 Raum Groß-Enzersdorf BESCHREIBUNG Der Raum Groß-Enzersdorf ist im Norden durch die raumwirksamen Baumbestände an den „Raasdorfer Teichen“ und den Marchegger Ast der Ostbahn begrenzt. Die Teiche sind von Gehölzgruppen umgeben, die ein wichtiges Gliederungselement im Landschaftsraum darstellen. Im Nordosten und Osten schließt das ‚Offene Marchfeld’ an. Im Süden grenzt der Raum an das Lobauvorland und die Lobau, im Südwesten und im Westen an die Siedlungskörper Eßling und Groß-Enzersdorf. Bei dieser stadtnahen Agrarlandschaft hat eine Überprägung durch rege Siedlungstätigkeit, Infrastrukturbauten und Industrie bereits begonnen. Dennoch ist die landschaftypische Weite des Marchfeldes außerhalb der Siedlungsgebiete in hohem Maße wahrnehmbar und erlebbar. Erholungs- und Freizeiteinrichtungen dokumentieren die Stadtnähe und weisen in die Zukunft dieses Raumes. STÄRKEN • Erlebnisqualität ‚Weite’ in Teilbereichen • funktionierende Landwirtschaft • hohe Lebens- und Wohnqualität • Großstadtnähe • Gehölzflächen, Hecken, Alleen als landschaftsgliedernde Elemente • Erschließung durch öffentlichen Nahverkehr vorhanden • Teiche mit naturräumlicher- und Freizeitqualität • Nähe zum Nationalpark Donau-Auen SCHWÄCHEN • Struktur- und Nutzungsvielfalt der Landschaft durch intensive Landwirtschaft reduziert • ökologisch bedeutsame Strukturen (für Ausbreitung seltener, gefährdeter Arten) kaum vernetzt • landschaftsbildstörende Dominanzstrukturen (Hochspannungsleitungen, landwirtschaftliche Betriebsgebäude) Landschaftsräumliche Vernetzung des Marchfeldes im Auftrag der Stadt Wien – MA 18 und der NÖ Landesregierung – RU2 Projektsteuerung stadt-umlandmanagement Wien/Niederösterreich Mai 2008 DI Anna Detzlhofer 48 / 83 Bericht 4.2.5 Raum ‚Offenes Marchfeld’ BESCHREIBUNG Der hier so bezeichnete Raum ‚Offenes Marchfeld’ ist ein Teil des großen Landschaftskomplexes Marchfeld, der sich von den Abhängen des Weinviertels im Norden bis zu den Marchauen im Osten und zum Nationalpark Donau-Auen im Süden erstreckt. Der Raum grenzt im Westen an die anderen Teilräume an. Offenheit, Großzügigkeit und Weitläufigkeit charakterisieren den Raum ‚Offenes Marchfeld’. Hier dominiert die Landwirtschaft als landschaftsprägender und identifikationsbildender Faktor. In dieser Produktionslandschaft sind unzerschnittene Räume und der Wandel der Jahreszeiten erlebbar. STÄRKEN • Erlebnisqualität ‚Weite’ • funktionierende Landwirtschaft • alte intakte Ortskerne, kompakte Siedlungsstrukturen • hohe Lebens- und Wohnqualität • Gehölzflächen, Hecken, Alleen als landschaftsgliedernde Elemente • Potenzial für Radwege vorhanden • Nähe zu Nationalpark Donau-Auen, Marchfeldkanal SCHWÄCHEN • Struktur- und Nutzungsvielfalt der Landschaft durch intensive Landwirtschaft reduziert • ökologisch bedeutsame Strukturen (für Ausbreitung seltener, gefährdeter Arten) kaum vernetzt • landschaftsbildstörende Dominanzstrukturen vorhanden (Hochspannungsleitungen) • kein Radwegenetz vorhanden Landschaftsräumliche Vernetzung des Marchfeldes im Auftrag der Stadt Wien – MA 18 und der NÖ Landesregierung – RU2 Projektsteuerung stadt-umlandmanagement Wien/Niederösterreich Mai 2008 DI Anna Detzlhofer 49 / 83 Bericht 5 AUSWIRKUNGEN Die Trasse der „S1 Wiener Außenring Schnellstraße“ zieht für die Räume Aderklaa, Raasdorf und Groß-Enzersdorf unmittelbar funktionelle und strukturelle Veränderungen nach sich. Bestehende Umweltfunktionen und Nutzungen werden überlagert, die Kulturlandschaft wird fragmentiert, der Landschaftsraum zerschnitten. Als sekundäre Auswirkung ist ein erhöhter Siedlungsdruck zu erwarten. In weiterer Folge werden die Verbindungen und Übergänge des Raumes ‚Städtisches Marchfeld’ zum Großraum Marchfeld unterbrochen. Damit wird das charakteristische Bild des Landschaftsraumes ‚Städtisches Marchfeld’ in seinem Fortbestand geschwächt. Durch die Veränderung von räumlichen Lagebeziehungen entstehen sieben Teilräume mit unterschiedlicher Charakteristik. In den folgenden Kapiteln 5.1 bis 5.7 werden diese sieben Teilräume dargestellt und auf die konkreten Auswirkungen des Straßenbauprojektes hin untersucht. Diese sind • Verlust der Erlebnisqualität ‚Weite’ • steigende Lärmbelastung • Erschwerung der landwirtschaftlichen Nutzung • landschaftsgebundene Erholungsqualität wird gestört • Wegeverbindungen werden unterbrochen • Flächenverbrauch durch Knoten und Anschlussstellen Landschaftsräumliche Vernetzung des Marchfeldes im Auftrag der Stadt Wien – MA 18 und der NÖ Landesregierung – RU2 Projektsteuerung stadt-umlandmanagement Wien/Niederösterreich Mai 2008 DI Anna Detzlhofer 50 / 83 Bericht Abb. 012 Plan 2 Auswirkungen Landschaftsräumliche Vernetzung des Marchfeldes im Auftrag der Stadt Wien – MA 18 und der NÖ Landesregierung – RU2 Projektsteuerung stadt-umlandmanagement Wien/Niederösterreich Mai 2008 DI Anna Detzlhofer 51 / 83 Bericht 5.1 Teilraum Aderklaa – Breitenlee Die endgültige Zerschneidung dieses Raumes durch den Straßenbau zieht ein Bündel von absehbaren Konsequenzen nach sich. Die Landwirtschaft als Nutzungsform gerät nicht nur im direkt angrenzenden Bereich südlich der Straßentrasse stark unter Druck, sondern auch im ‚Städtischen Marchfeld’. Auch entlang der Trasse sind einsetzende Zersiedelungstendenzen zu erwarten. Bestehende Freiraumverbindungen und Verzahnungen werden konterkariert, eine intensive großräumige Vernetzung wird erschwert bzw. verunmöglicht. Die besonderen Stärken dieses Raumes sind ‚Weite’ und die Freiheit von Zersiedelung. Sie sind durch den Knoten Süßenbrunn und die Trasse der S1 gefährdet. LAGE Zwischen Siedlungsgebiet Aderklaa, ‚Offenem Marchfeld’, Invalidensiedlung, Biotopkomplex „Bahnhof Breitenlee“ und „S2 Wiener Nordrand Schnellstraße“ – Umfahrung Süßenbrunn CHARAKTERISTIK • Erlebnisqualität ‚Weite’ von jedem Punkt aus erlebbar • frei von Zersiedelung und agrarischen Bauwerken • Verbindung zum ‚Städtischen Marchfeld’ • Übergang ins ‚Offene Marchfeld’ • Biotopkomplex Bahnhof Breitenlee NUTZUNG • Intensive landwirtschaftliche Nutzung mit dichtem agrarischem Wegenetz AUSWIRKUNGEN • Erlebnisqualität ‚Weite’ geht verloren • landwirtschaftliche Nutzung erschwert • Wegeverbindungen unterbrochen • Flächenverbrauch durch Knoten Süßenbrunn Landschaftsräumliche Vernetzung des Marchfeldes im Auftrag der Stadt Wien – MA 18 und der NÖ Landesregierung – RU2 Projektsteuerung stadt-umlandmanagement Wien/Niederösterreich Mai 2008 DI Anna Detzlhofer 52 / 83 Bericht 5.2 Teilraum Invalidensiedlung – Marchfeld Die endgültige Zerschneidung dieses Raumes durch den Straßenbau zieht ein Bündel von absehbaren Konsequenzen nach sich. Die Landwirtschaft als Nutzungsform gerät nicht nur im direkt angrenzenden Bereich südlich der Straßentrasse stark unter Druck, sondern auch im ‚Städtischen Marchfeld’. Auch entlang der Trasse sind einsetzende Zersiedelungstendenzen zu erwarten. Bestehende Freiraumverbindungen und Verzahnungen werden konterkariert, eine intensive großräumige Vernetzung wird erschwert bzw. verunmöglicht. Die besonderen Stärken dieses Raumes sind ‚Weite’ und die Freiheit von Zersiedelung. Sie sind durch den Knoten Süßenbrunn und die Trasse der S1 gefährdet. LAGE Zwischen Invalidensiedlung, Schöpfleithnersiedlung und dem ‚Offenen Marchfeld’ CHARAKTERISTIK • Erlebnisqualität ‚Weite’ vor allem vom Siedlungsraum aus erlebbar • Bildet den Übergang vom ‚Städtischen Marchfeld’ ins ‚Offene Marchfeld’ NUTZUNG • Intensive landwirtschaftliche Nutzung mit dichtem agrarischem Wegenetz • siedlungsbezogene Erholungsnutzung AUSWIRKUNGEN • Erlebnisqualität ‚Weite’ geht verloren • Lärmbelastung • landwirtschaftliche Nutzung erschwert • Wegeverbindungen unterbrochen • landschaftsgebundene Erholungsqualität gestört • Flächenverbrauch durch ASt Schöpfleithnersiedlung Landschaftsräumliche Vernetzung des Marchfeldes im Auftrag der Stadt Wien – MA 18 und der NÖ Landesregierung – RU2 Projektsteuerung stadt-umlandmanagement Wien/Niederösterreich Mai 2008 DI Anna Detzlhofer 53 / 83 Bericht 5.3 Teilraum Neu-Eßling – Raasdorf Die Trasse der S1 wird unmittelbar an der ‚Haustüre’ der Siedlungsgebiete von Raasdorf und Neu-Eßling vorbeigeführt. Der Knoten Raasdorf hat laut vorliegendem Straßenprojekt in etwa die Größe der Ortschaft Raasdorf. Die landwirtschaftlich genutzte Freifläche zwischen den Siedlungsgebieten wird zerschnitten und das Wegenetz durchtrennt. In der Folge ist mit intensiver Lärm- und Abgasbelastung der Bevölkerung zu rechnen und einer empfindlichen Einschränkung der siedlungsbezogenen Naherholung. Für die Landwirtschaft bedeutet das Straßenprojekt in diesem Teilraum große Verluste an nutzbaren Flächen. Räumlich gesehen werden die Verknüpfungen mit dem Gesamtkomplex Marchfeld unterbrochen. Die Verbindende Funktion dieses Teilraumes muss durch geeignete landschaftsplanerische Maßnahmen gesichert werden. LAGE Zwischen Neu-Eßling (Kienastsiedlung, Teufelsfeldsiedlung) und Raasdorf, nördlich Marchegger Ast - Ostbahn CHARAKTERISTIK • siedlungsnahes Marchfeld NUTZUNG • intensive landwirtschaftliche Nutzung mit dichtem agrarischem Wegenetz • siedlungsbezogene Erholungsnutzung • Schotterabbau AUSWIRKUNGEN • Lärmbelastung • landwirtschaftliche Nutzung erschwert • Wegeverbindungen unterbrochen • landschaftsgebundene Erholungsqualität gestört • Flächenverbrauch durch Knoten Raasdorf Landschaftsräumliche Vernetzung des Marchfeldes im Auftrag der Stadt Wien – MA 18 und der NÖ Landesregierung – RU2 Projektsteuerung stadt-umlandmanagement Wien/Niederösterreich Mai 2008 DI Anna Detzlhofer 54 / 83 Bericht 5.4 Teilraum „Raasdorfer Teiche“ Für den Teilraum „Raasdorfer Teiche“ liegen die Schwerpunkte der Folgewirkungen auf Lärm- und Abgasbelastung und Zerschneidung des agrarischen Wegenetzes. Die S1 wird unmittelbar an den Teichen vorbeigeführt. Dies führt zu erheblichen Störungen der Freizeitund Naturraumqualität der Schotterteiche. Zwischen den Baumbeständen an den Teichen und der Trasse entstehen kleine Zwickelflächen, die nicht mehr sinnvoll agrarisch genutzt werden können. LAGE Vier Schotterteiche im Gemeindegebiet Groß-Enzersdorf, südlich Marchegger Ast Ostbahn CHARAKTERISTIK • strukturbildend • Insellage in Kulturlandschaft NUTZUNG • Fischereibewirtschaftung • Freizeitnutzung - nicht öffentlich zugänglich AUSWIRKUNGEN • Lärmbelastung • Wegeverbindungen unterbrochen Landschaftsräumliche Vernetzung des Marchfeldes im Auftrag der Stadt Wien – MA 18 und der NÖ Landesregierung – RU2 Projektsteuerung stadt-umlandmanagement Wien/Niederösterreich Mai 2008 DI Anna Detzlhofer 55 / 83 Bericht 5.5 Teilraum Eßling – Groß-Enzersdorf NORD Die landschaftstypische Weite des Marchfeldes ist in diesem Teilraum in hohem Maße wahrnehmbar. Die Zerschneidungswirkungen der S1 mindern für diesen Teilraum die Erlebnisqualität ‚Weite’ und erschweren die landwirtschaftliche Nutzung großer Flächen mit hochwertiger Bodenqualität. Das agrarische Wegenetz wird durchtrennt. Räumlich gesehen wird ein Teil von Gesamtkomplex Marchfeld abgetrennt, der als große ‚Restfläche’ zwischen dem Gartenbaugebiet Eßling und der Autobahntrasse liegen wird. LAGE Südlich der „Raasdorfer Teiche“, östlich des Gartenbaugebietes Eßling CHARAKTERISTIK • Erlebnisqualität ‚Weite’ vor allem im Wechsel vom Gartenbaugebiet Eßling (Glashäuser) in den landwirtschaftlich geprägten Raum erlebbar NUTZUNG • landwirtschaftliche Intensivnutzung mit dichtem agrarischem Wegenetz AUSWIRKUNGEN • Erlebnisqualität ‚Weite’ geht verloren • landwirtschaftliche Nutzung erschwert • Wegeverbindungen unterbrochen Landschaftsräumliche Vernetzung des Marchfeldes im Auftrag der Stadt Wien – MA 18 und der NÖ Landesregierung – RU2 Projektsteuerung stadt-umlandmanagement Wien/Niederösterreich Mai 2008 DI Anna Detzlhofer 56 / 83 Bericht 5.6 Teilraum Eßling – Groß-Enzersdorf MITTE Für das Siedlungsgebiet Eßling in unmittelbarer Nähe zur S1 ist mit großer Emissionsbelastung zu rechnen (Lärm, Abgase, Feinstaub). Die Nähe der Trasse zum Siedlungsgebiet hat empfindliche Einschränkungen der siedlungsnahen Erholungsnutzung zur Folge. Das agrarische Wegenetz wird durchtrennt und zwischen den Siedlungskanten und der S1 verbleiben Zwickelflächen, die für die marchfeld-typische intensive landwirtschaftliche Nutzung entfallen. Die Anschlussstelle Eßling – Groß-Enzersdorf bedeutet für die Landwirtschaft den Verlust von großen Flächen hochwertigster Böden. Hier ist insbesondere auf Lärmschutz und auf die landschaftliche Integration des Straßenbauwerkes und der Anschlussstelle zu achten. LAGE • östlich des Siedlungsgebietes Eßling CHARAKTERISTIK • siedlungsnah • bildet Übergang vom Siedlungsgebiet zum ‚Offenen Marchfeld’ NUTZUNG • intensive landwirtschaftliche Nutzung • siedlungsbezogene Erholungsnutzung AUSWIRKUNGEN • Lärmbelastung • landschaftsgebundene Erholungsqualität gestört Landschaftsräumliche Vernetzung des Marchfeldes im Auftrag der Stadt Wien – MA 18 und der NÖ Landesregierung – RU2 Projektsteuerung stadt-umlandmanagement Wien/Niederösterreich Mai 2008 DI Anna Detzlhofer 57 / 83 Bericht 5.7 Teilraum Eßling – Groß-Enzersdorf SÜD Für das Siedlungsgebiet Eßling in unmittelbarer Nähe zur S1 ist mit großer Emissionsbelastung zu rechnen (Lärm, Abgase, Feinstaub). Die Nähe der Trasse zum Siedlungsgebiet hat Einschränkungen der siedlungsnahen Erholungsnutzung zur Folge. Dieser Teilraum hat Schnittstellenfunktion zwischen der Lobau und dem Landschaftsraum Marchfeld: Die Verbindungen zwischen diesen beiden Biotopkomplexen sind unverzichtbar und durch das vorliegende Straßenprojekt gefährdet. LAGE Zwischen den Siedlungskörpern von GroßEnzersdorf und Eßling, direkt an die Lobau angrenzend CHARAKTERISTIK • Korridor zwischen Siedlungskörpern NUTZUNG • intensive Freizeitnutzung (Autokino, Reiterhof, Hundeschule, Selbsternte) • landwirtschaftliche Nutzung • Brachen AUSWIRKUNGEN • Lärmbelastung • landschaftsgebundene Erholungsqualität gestört • Wegeverbindungen unterbrochen Landschaftsräumliche Vernetzung des Marchfeldes im Auftrag der Stadt Wien – MA 18 und der NÖ Landesregierung – RU2 Projektsteuerung stadt-umlandmanagement Wien/Niederösterreich Mai 2008 DI Anna Detzlhofer 58 / 83 Bericht 6 ZIELE UND MASSNAHMENKATALOG Die optische und funktionelle Belastung der Landschaft durch die „S1 Wiener Außenring Schnellstraße“ mindert den Erholungswert der Landschaft für die Wohnbevölkerung des Wiener Bezirks Donaustadt und der angrenzenden Gemeinden Aderklaa, Raasdorf und Groß-Enzersdorf deutlich. Der Nutzwert von Flächen für die Landwirtschaft wird eingeschränkt. Die Ressource Landschaft stellt insbesondere im stadtnahen Bereich eine lebensnotwendige und unwiederbringliche Qualität in Form von naturnahen und unverbauten Flächen dar. Die Ausgestaltung der Straßeninfrastruktur sollte in einer Art und Weise erfolgen, die eine für Mensch und Umwelt verträgliche Verkehrsabwicklung ermöglicht. Aspekte der Erhaltung des Landschaftsbildes und der funktionalen Grünraumvernetzung sind dabei in der Trassierung, in der Höhenentwicklung und in der späteren landschaftsplanerischen Begleitplanung zu berücksichtigen. Für alle Strukturen, besonders für die Ausgestaltung von Knoten, gilt, dass sie möglichst emissionsvermeidend (Abgase, Lärm) und flächensparend errichtet werden müssen. In sensiblen Gebieten sind Absenkungen, Unterflurtrassen bzw. Tunnellösungen anzustreben. Auf Basis der Analyse der Auswirkungen wurde gemeinsam mit den von der Errichtung der „S1 Wiener Außenring Schnellstraße“ betroffenen Gemeinden ein Zielkatalog (Kapitel 6.1) für die Eingliederung des Infrasturkturbauwerkes erstellt. In der Folge werden die generell für die landschaftliche Eingliederung von Straßenbauten zur Verfügung stehenden Maßnahmen (Kapitel 6.2) beschrieben. Landschaftsräumliche Vernetzung des Marchfeldes im Auftrag der Stadt Wien – MA 18 und der NÖ Landesregierung – RU2 Projektsteuerung stadt-umlandmanagement Wien/Niederösterreich Mai 2008 DI Anna Detzlhofer 59 / 83 Bericht 6.1 Generelle Ziele In der Folge werden die Zielsetzungen für den Landschaftsraum Marchfeld im engeren Untersuchungsgebiet beschrieben. Die konkreten Ziele für die jeweiligen Teilräume sind aus Abbildung 013 ersichtlich. • Landwirtschaftliche Bewirtschaftung sichern Der wirtschaftliche Großraum Marchfeld lebt im Wesentlichen von der Landwirtschaft. Sie ist die Voraussetzung für die Erhaltung der typischen Marchfeld-Landschaft als ausgedehnte landwirtschaftlich geprägte Kulturlandschaft. Die gesicherte landwirtschaftliche Bewirtschaftung ist eine Grundvoraussetzung für den Fortbestand der aktuellen landschaftsräumlichen Strukturen. • Vernetzung sichern Verbindende Funktionen von Räumen müssen gesichert werden. Bestehende Freiräume sollen vernetzt und miteinander verzahnt werden, um ihren Fortbestand zu gewährleisten. Eine funktionierende Landwirtschaft setzt ein intaktes landwirtschaftliches Wegenetz voraus, das erhalten bzw. wiederhergestellt werden muss. Gut vernetzte und ausreichend ausgebaute Radwegverbindungen dienen der Reduzierung des lokalen Verkehrsaufkommens. Sie stellen als FreizeitRadwege einen positiven Input im Hinblick auf eine sanfte touristische Erschließung des Raumes dar. Auf Wanderungsbewegungen bestimmter Tierarten ist Rücksicht zu nehmen. • Erlebnisqualität Weite erhalten Der typische Charakter des Marchfeldes, die weite offene Ebene, ist im Projektgebiet nahezu durchgehend wahrnehmbar. Sie ist identitätsstiftendes Merkmal dieses Lebensraumes. Die Qualität der unzerschnittenen Räume muss erhalten werden. Landschaftsräumliche Vernetzung des Marchfeldes im Auftrag der Stadt Wien – MA 18 und der NÖ Landesregierung – RU2 Projektsteuerung stadt-umlandmanagement Wien/Niederösterreich Mai 2008 DI Anna Detzlhofer 60 / 83 Bericht • Lärmschutz landschaftlich integrieren Konventionelle Lärmschutzmaßnahmen (Lärmschutzwände) führen zur Zerschneidung des Landschaftsraumes und ziehen eine Barrierewirkung nach sich. Auf die landschaftliche Integration dieser Bauwerke ist im Landschaftsraum Marchfeld ein besonderes Augenmerk zu legen. • Flächenverbrauch Knoten reduzieren und landschaftlich integrieren Für die Ausgestaltung von Knoten gilt, dass sie emissionsvermeidend (Abgase und Lärm) und flächensparend errichtet werden müssen. Es handelt sich hier um hochwertigste Böden, die im größtmöglichen Ausmaß als Landwirtschaftsflächen zu sichern sind. • Vorsorge Freiraum Durch wachsende Bevölkerungszahlen und einen Lebensstil-Wandel gewinnen Begriffe wie ‚Freizeit’‚ Naherholung’ und ‚Ausgleich’ zunehmend an Bedeutung. Für künftige Ansprüche an den Raum ist daher möglichst Vorsorge zu tragen. • Naherholungsmöglichkeiten schaffen Im Untersuchungsraum dienen einige wenige Bereiche der siedlungsbezogenen Naherholung. Potenziale zum weiteren Ausbau von Naherholungsmöglichkeiten entstehen im Bereich der Einhausungen. • Landschaftsräumliche Verbindung sichern Die Verbindung zwischen den Landschaftsräumen Marchfeld und Lobau muss langfristig gesichert werden. Dies gilt auch für die Verbindung des Raumes ‚Städtisches Marchfeld’ mit dem großräumigeren Marchfeld. • Freiraumvernetzung sichern Ziel ist ein sinnvolles Grün- und Freiraumsystem, das der siedlungsnahen Erholungsnutzung und der Vernetzung großer Landschaftsräume und Biotopkomplexe dient. Die Naherholungsräume sollen vermittels attraktiver Verbindungen und Korridore für die nichtmotorisierten Verkehrsteilnehmer erreichbar sein. Landschaftsräumliche Vernetzung des Marchfeldes im Auftrag der Stadt Wien – MA 18 und der NÖ Landesregierung – RU2 Projektsteuerung stadt-umlandmanagement Wien/Niederösterreich Mai 2008 DI Anna Detzlhofer 61 / 83 Bericht Abb. 013 Plan 3 Ziele Landschaftsräumliche Vernetzung des Marchfeldes im Auftrag der Stadt Wien – MA 18 und der NÖ Landesregierung – RU2 Projektsteuerung stadt-umlandmanagement Wien/Niederösterreich Mai 2008 DI Anna Detzlhofer 62 / 83 Bericht 6.2 • Maßnahmenkatalog Einhausung Abb. 014 Einhausung „S1 Wiener Außenring Schnellstraße – Abschnitt Vösendorf – Schwechat“ Diese Maßnahme ist primär eine Lärmschutzmaßnahme und bewirkt außerdem eine landschaftliche Integration des Bauwerkes. Einhausungen gehen nicht zwingend mit einer Absenkung der Trasse einher. Erst in Kombination mit einer Absenkung der Trasse wird auch die optische Barrierewirkung der Straße vermindert. Dies spielt insbesondere im ebenen Marchfeld eine wesentliche Rolle. Die Umhüllung der Trasse ermöglicht die Nutzung der „wieder gewonnenen“ Flächen. Es entstehen Möglichkeiten für intensive und extensive Flächennutzung und die Eröffnung langfristiger Chancen zur Ausgestaltung. Als aufwändigste und effizienteste Maßnahme sichert sie die Vernetzung in hohem Maße. Mit der Einhausung werden folgende Ziele verfolgt: o Landwirtschaftliche Bewirtschaftung sichern o Vernetzung sichern o Erlebnisqualität ‚Weite’ erhalten Landschaftsräumliche Vernetzung des Marchfeldes im Auftrag der Stadt Wien – MA 18 und der NÖ Landesregierung – RU2 Projektsteuerung stadt-umlandmanagement Wien/Niederösterreich Mai 2008 DI Anna Detzlhofer 63 / 83 Bericht o Lärmschutz landschaftlich integrieren o Vorsorge Freiraum o Naherholungsmöglichkeiten schaffen o Landschaftsräumliche Verbindung sichern • Absenkung freie Strecke Abb. 015 Absenkung freie Strecke „S1 Wiener Außenring Schnellstraße – Abschnitt Vösendorf – Schwechat“ Die Marchfeld-Landschaft ist durch einen weiten Horizont und geringe Niveauunterschiede charakterisiert. Schon gering höhenwirksame Baumaßnahmen stören diese besondere Qualität. Eine Absenkung der Straßentrasse trägt dazu bei, die Erlebbarkeit der marchfeld-typischen Weite zu bewahren. Die Absenkung wirkt zusätzlich als Lärmschutzmaßnahme. Folgeeinrichtungen wie Güterwegbrücken lassen sich besser integrieren, da ein geringerer Höhenunterschied überwunden werden muss. Absenkungen sind aus bautechnischen Gründen punktuell notwendig (Bahndamm, Anschlussstelle). Aus landschaftsplanerischer Sicht erscheint es sinnvoll, dazwischen liegende Abschnitte im Hinblick auf das Landschaftsbild ebenfalls tiefer zu legen. Absenkungen aus landschaftsplanerischer Sicht werden unter Berücksichtigung des tatsächlichen Grundwasserspiegels vorgeschlagen. Landschaftsräumliche Vernetzung des Marchfeldes im Auftrag der Stadt Wien – MA 18 und der NÖ Landesregierung – RU2 Projektsteuerung stadt-umlandmanagement Wien/Niederösterreich Mai 2008 DI Anna Detzlhofer 64 / 83 Bericht Mit der Absenkung der freien Strecke werden folgende Ziele verfolgt: o Erlebnisqualität ‚Weite’ erhalten o Lärmschutz landschaftlich integrieren • Lärmschutzdämme Abb. 016 Lärmschutzdamm „S1 Wiener Außenring Schnellstraße – Abschnitt Vösendorf – Schwechat“ Lärmschutzdämme fügen sich besser in das Landschaftsbild ein als Lärmschutzwände. Sie bilden einen grünen Horizont. An der Nahtstelle von Stadt und Umland ist die bestmögliche Integration von Lärmschutzmaßnahmen gefordert. Lärmschutzwände erhöhen die Fremdkörperwirkung von Infrastrukturbauwerken deutlich. Vertikal in Erscheinung tretende Strukturen wirken störend, insbesondere in der von Weite geprägten Marchfeld-Landschaft. Begleitend zur Straße kann mit einem Lärmschutzdamm ein Grünkorridor geschaffen werden, der ökologische Funktionen erfüllt. Für künftige Radwegverbindungen kann der Grünkorridor eine Attraktivierung darstellen. Mit der Bevorzugung von Lärmschutzdämmen gegenüber Lärmschutzwänden werden folgende Ziele verfolgt: o Vernetzung sichern o Lärmschutz landschaftlich integrieren Landschaftsräumliche Vernetzung des Marchfeldes im Auftrag der Stadt Wien – MA 18 und der NÖ Landesregierung – RU2 Projektsteuerung stadt-umlandmanagement Wien/Niederösterreich Mai 2008 DI Anna Detzlhofer 65 / 83 Bericht • Grünbrücken Abb. 017 Grünbrücke „S1 Wiener Außenring Schnellstraße – Abschnitt Vösendorf – Schwechat“ Grünbrücken vernetzen Landschaftsräume und Gehölzstrukturen. Sie werden wildbiologischen Ansprüchen gezielt gerecht. Sie können bei ausreichender Breite zusätzlich dazu dienen, Rad- und Fußwegverbindungen herzustellen. Um ihrer landschafts- und naturräumlichen Vernetzungsfunktion gerecht zu werden, sollen Grünbrücken als so genannte „Biobrücken“ mit einer Breite von 60 bis 120 Metern und entsprechender Überschüttung ausgestaltet sein. Die Angaben beziehen sich auf die einschlägige Fachliteratur (Pfister 1990, Olbrich 1984, Müri & Stammbach 1991). Bei Absenkung und bei entsprechender Breite können sie die Erlebnisqualität ‚Weite’ erhalten. Mit ausreichend breiten Grünbrücken werden folgende Ziele verfolgt: o Vernetzung sichern o Erlebnisqualität ‚Weite’ erhalten o Landschaftsräumliche Verbindung sichern Landschaftsräumliche Vernetzung des Marchfeldes im Auftrag der Stadt Wien – MA 18 und der NÖ Landesregierung – RU2 Projektsteuerung stadt-umlandmanagement Wien/Niederösterreich Mai 2008 DI Anna Detzlhofer 66 / 83 Bericht • Trassenquerende Wegeverbindungen Das Wegenetz wird durchtrennt und muss wiederhergestellt werden, um notwendige Verbindungen zu erhalten. Wegeverbindungen, Straßen- und Güterwegbrücken sind auch für die Naherholung nutzbar. Die erforderliche Breite von Überführungen mit naturnahem Bankett beträgt 35 bis 70 Meter, dies gemäß einschlägiger Fachliteratur (Pfister 1990, Olbrich 1984, Müri & Stammbach 1991). Sie sollen durch seitliche Bepflanzungsstreifen so ausgestaltet werden, dass sie auch Wildwechsel ermöglichen. Mit trassenquerenden Wegeverbindungen werden folgen Ziele verfolgt: o Landwirtschaftliche Bewirtschaftung sichern o Vernetzung sichern • Landschaftsgestaltung Knoten und Anschlussstellen Abb. 018 Landschaftsgestaltung Knoten „S1 Wiener Außenring Schnellstraße – Abschnitt Vösendorf – Schwechat“ Knoten und Anschlussstellen sind Zonen mit großem Flächenverbrauch. Aufgrund ihrer Größe haben Knoten und Anschlussstellen gravierende Auswirkungen auf das Landschaftsbild. Landschaftsgestalterische Maßnahmen mildern die negativen Auswirkungen. Bepflanzte gefangene Flächen sind ökologisch für Vögel von Wert. Mit der Landschaftsgestaltung an Knoten und Anschlussstellen werden folgende Ziele verfolgt: o Flächenverbrauch Knoten reduzieren u. landschaftlich integrieren Landschaftsräumliche Vernetzung des Marchfeldes im Auftrag der Stadt Wien – MA 18 und der NÖ Landesregierung – RU2 Projektsteuerung stadt-umlandmanagement Wien/Niederösterreich Mai 2008 DI Anna Detzlhofer 67 / 83 Bericht • Naherholungseinrichtungen auf Einhausungen Abb. 019 Naherholungseinrichtungen auf Einhausungen „S1 Wiener Außenring Schnellstraße – Abschnitt Vösendorf – Schwechat“ Potenziale zum weiteren Ausbau von Naherholungsmöglichkeiten entstehen im Bereich der Einhausungen. Die Flächen auf den Einhausungen sind die grundlegenden Ressourcen für die Gestaltung von öffentlich zugänglichen Freiräumen. Hier kann Ansprüchen begegnet werden, die im siedlungsnahen Raum bestehen. Auf diesen Flächen können öffentlich zugängliche Freiräume mit spezifischen Nutzungsangeboten gestaltet werden, z.B. Erlebnis-Spielplatz, Aussichtsplattform, Jugend-Treff. Mit dieser Maßnahme werden folgende Ziele angestrebt: o Vernetzung sichern o Vorsorge Freiraum o Naherholungsmöglichkeiten schaffen Landschaftsräumliche Vernetzung des Marchfeldes im Auftrag der Stadt Wien – MA 18 und der NÖ Landesregierung – RU2 Projektsteuerung stadt-umlandmanagement Wien/Niederösterreich Mai 2008 DI Anna Detzlhofer 68 / 83 Bericht 7 PROJEKTSPEZIFISCHE MASSNAHMEN Das nachstehende Maßnahmenprogramm zur Eingliederung der „S1 Wiener Außenring Schnellstraße“ soll im Rahmen des weiteren Planungsprozesses als Grundlage für die technische Ausarbeitung des Straßenprojektes dienen. Es ist mit den betroffenen Gemeinden und mit den Planungsabteilungen der Länder Wien und Niederösterreich sowie dem Bezirk Donaustadt abgestimmt. Das Maßnahmenprogramm umfasst Aussagen zur Höhenentwicklung der Trasse, zu Querungsbauwerken und zur erforderlichen landschaftspflegerischen Begleitplanung. Sofern für die Nachvollziehbarkeit wesentlich, werden die wesentlichen Aussagen der vorhergehenden Kapitel im Sinne einer Schlussfolgerung zusammengefasst. Landschaftsräumliche Vernetzung des Marchfeldes im Auftrag der Stadt Wien – MA 18 und der NÖ Landesregierung – RU2 Projektsteuerung stadt-umlandmanagement Wien/Niederösterreich Mai 2008 DI Anna Detzlhofer 69 / 83 Bericht Abb. 020 Plan 4 Maßnahmen 7.1 • Nördlicher Streckenabschnitt: Knoten Süßenbrunn bis Knoten Raasdorf Projektstand der ASFINAG Die ASFINAG sieht vom Knoten Süßenbrunn über die Anschlussstelle der künftigen „S8 Marchfeld Schnellstraße“ bis zum Knoten Raasdorf eine Landschaftsräumliche Vernetzung des Marchfeldes im Auftrag der Stadt Wien – MA 18 und der NÖ Landesregierung – RU2 Projektsteuerung stadt-umlandmanagement Wien/Niederösterreich Mai 2008 DI Anna Detzlhofer 70 / 83 Bericht Trassenführung im Niveau vor. Im ca. 3 Kilometer langen Abschnitt vom Knoten Süßenbrunn bis zur Anschlussstelle S1 / S8 sind lediglich drei Querungen vorgesehen: eine Güterwegbrücke und zwei schmale Grünbrücken im Abstand von jeweils rund 600 Metern. Im ca. 3 Kilometer langen Abschnitt von der Anschlussstelle S1 / S8 bis zum Knoten Raasdorf sind – abgesehen von der Überbrückung im Zuge der Breitenleer Straße – lediglich zwei schmale Grünbrücken im Abstand von ca. 1,2 Kilometern geplant. Lärmschutz ist in Form von Lärmschutzwänden oder – dämmen projektiert. • Wirkung der S1 ohne landschaftsplanerische Eingliederungsmaßnahmen Die Trasse würde in den Teilräumen Aderklaa – Breitenlee und Invalidensiedlung – Marchfeld das heutige, weite und ebene Ackerland zwischen Wien und Aderklaa durchtrennen. Die Verbindung zwischen Stadt und Umland würde bis auf drei schmale Querungen unterbrochen. Der Charakter dieser Offenlandschaft (weiter Horizont, Raumtiefe) ginge unwiederbringlich verloren. Hinzu kommt die Abtrennung eines Teils der Fluren Aderklaas vom übrigen Gemeindegebiet. Daraus resultiert eine Behinderung der landwirtschaftlichen Bewirtschaftung. Im Teilraum Neu-Eßling – Raasdorf liegt die Trasse der S1 im Nahbereich der Siedlungsgebiete und führt zu entsprechend intensiver Lärm- und Abgasbelastung und einer empfindlichen Einschränkung der siedlungsbezogenen Naherholung. Auch in diesem Teilraum würden die wichtigen Verbindungen mit dem Gesamtkomplex Marchfeld unterbrochen, was auch die landwirtschaftliche Nutzung beeinträchtigt. Die Unterbrechung der jetzt noch vorhandenen kleinräumigen Verbindungen des ‚städtischen Marchfeldes’ mit dem offenen Marchfeld zieht mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Abkehr von der derzeit noch gegebenen agrarischen und gärtnerischen Bewirtschaftung nach sich, zumal diese Kulturlandschaft bereits jetzt sehr stark von Siedlungstätigkeit überprägt ist. Die verbindende Landschaftsräumliche Vernetzung des Marchfeldes im Auftrag der Stadt Wien – MA 18 und der NÖ Landesregierung – RU2 Projektsteuerung stadt-umlandmanagement Wien/Niederösterreich Mai 2008 DI Anna Detzlhofer 71 / 83 Bericht Funktion dieses Teilraumes muss durch geeignete landschaftsplanerische Maßnahmen, wie sie die Stadt Wien bereits andenkt, gesichert werden. • Ziele der Eingliederungsmaßnahmen Die Beeinträchtigung des Landschaftsraumes durch Knoten, Anschlussstellen und die Trasse der S1 soll möglichst hintan gehalten werden. Die verbindende Funktion der Teilräume ist unverzichtbar und muss gesichert werden. Im Fokus der Maßnahmen liegen: o Erhaltung der charakteristischen Weite der Landschaft Marchfeld o Aufrechterhaltung der landschafts- und naturräumlichen Zusammenhänge zwischen Wien und dem Umland o Sicherung der landwirtschaftlichen Bewirtschaftung o Lärmschutz für die AnrainerInnen o Aufrechterhaltung der ökologischen Austauschbeziehungen. Im Teilraum Neu-Eßling – Raasdorf kommt die Vorsorge für künftige Ansprüche an die Freiraumnutzung hinzu. Der Schutz vor Immission hat hier besondere Bedeutung. Nur punktuell gesetzte Maßnahmen genügen nicht, um die visuelle und funktionale Konnektivität des Landschaftsraumes zu erhalten. • Landschaftsplanerische Eingliederungsmaßnahmen Zentrale Maßnahmen sind die Absenkung der Trasse in weiten Bereichen, ihre Überwindung mit Grünbrücken und die Einhausung in besonders sensiblen Abschnitten. Diese Maßnahmen sind im Zusammenhang zu sehen, da nur so ein ausgedehnter Bereich entsteht, in dem die visuelle und funktionale Qualität des Landschaftsraumes weitgehend erhalten werden kann. In den Teilräumen Aderklaa – Breitenlee und Invalidensiedlung – Marchfeld ist die Trasse auf einer Länge abzusenken, die die Erlebbarkeit der Weite des Marchfeldes auch vom Wiener Stadtgebiet aus gewährleistet. Im Bereich der Landschaftsräumliche Vernetzung des Marchfeldes im Auftrag der Stadt Wien – MA 18 und der NÖ Landesregierung – RU2 Projektsteuerung stadt-umlandmanagement Wien/Niederösterreich Mai 2008 DI Anna Detzlhofer 72 / 83 Bericht Invalidensiedlung ist sie einzuhausen, um zusätzlich einen optimalen Lärmschutz für die nahe Invalidensiedlung sicher zu stellen. Im Teilraum Neu-Eßling – Raasdorf ist die Absenkung und Einhausung von essenzieller Bedeutung für den Schutz der Siedlungsgebiete und die vorausschauende Sicherung der stadtnahen Grünraumfunktionen (Landwirtschaft, Naherholung, Jagd). Im Einzelnen sind in diesem Abschnitt folgende Maßnahmen erforderlich: Knoten Süßenbrunn – Landschaftsgestaltung – km 35,0(+68.99) Wiener Stadtgebiet, Gemeindegebiet Aderklaa Projektstand ASFINAG Ausprägung und Wirkung Der Knoten der S1 mit der in Bau befindlichen „S2 Wiener Nordrand Schnellstraße (Umfahrung Süßenbrunn)“ liegt nahe der Wiener Stadtgrenze. Er wird in seiner Dimension als Vollknoten größer als das Siedlungsgebiet Aderklaa sein. Dieses Verkehrsbauwerk wird den Landschaftsraum optisch dominieren. Der Knoten liegt auf Niveau. und hat gravierende Auswirkungen auf das Landschaftsbild. Südseitig sieht die Planung einen Lärmschutzdamm vor.. Eingliederungsmaßnahmen Landschaftsgestaltung und Bepflanzung der „gefangenen“ Einzelflächen des Knotens verbessern das optische Erscheinungsbild deutlich und führen zu einer besseren Balance im Raum. Für Vögel können diese Flächen ökologisch relevant sein. Der von der ASFINAG südseitig geplante Lärmschutzdamm wird begrüßt. Absenkung von ca. km 33.5 bis km 31.6 Gemeindegebiet Aderklaa Projektstand ASFINAG Ausprägung und Wirkung Die Trasse verläuft in diesem Bereich im Niveau. Vorgesehen sind eine Güterwegbrücke auf der Höhe von km 33.1 und Lärmschutzeinrichtungen (nordseitig ein Damm, südseitig ein Damm mit Lärmschutzwand) sowie zwei 35 Meter breite Grünbrücken. Im gesamten Abschnitt vom Knoten Süßenbrunn bis zur Invalidensiedlung stellt die Weite der Landschaft eine besondere, erhaltenswerte Qualität dar, die bei einer Trassenführung in Niveaulage mit vertikal in Erscheinung tretenden Lärmschutzeinrichtungen (Dämme und Wände) Landschaftsräumliche Vernetzung des Marchfeldes im Auftrag der Stadt Wien – MA 18 und der NÖ Landesregierung – RU2 Projektsteuerung stadt-umlandmanagement Wien/Niederösterreich Mai 2008 DI Anna Detzlhofer 73 / 83 Bericht unwiederbringlich verloren geht. Die im ASFINAG-Projekt vorgesehenen Grünbrücken reichen für die Erhaltung dieser Qualität keinesfalls aus. Eingliederungsmaßnahmen Die Absenkung beginnt ca. 150 Meter vor der oben beschriebenen Grünbrücke und wird bei km 31.6 durch eine Einhausung ergänzt. Es sollte die vom Grundwasserstand abhängige maximal mögliche Eintiefung gewählt werden, um die visuelle Barrierewirkung so weit wie möglich zu minimieren. Grünbrücke bei ca. km 33.1 Gemeindegebiet Aderklaa Projektstand ASFINAG Ausprägung und Wirkung Die S1 verläuft im Niveau. Als Querungsmöglichkeiten sind auf einer Streckenlänge von ca. 1.2 Kilometern lediglich eine Güterwegbrücke und zwei Grünbrücken vorgesehen. Sie können mit einer Breite von jeweils 35 Metern rein ökologische Funktionen erfüllen. Laut „Landschaftsplan Aspern Eßling Marchfeld“ ist, ausgehend vom Biotopkomplex Bahnhof Breitenlee, eine Nord-Süd gerichtete Grünverbindung vorgesehen, die in das offene Marchfeld führen soll. Eine Güterwegbrücke ist für die „grüne“ Überwindung der Barriere S1 nicht ausreichend. Der Überlagerung von Querungsbedürfnissen (Landwirtschaft, Naherholung, Radverkehr, Wildtierwanderung) ist in der Dimensionierung der Querungsmöglichkeiten Rechnung zu tragen. Eingliederungsmaßnahmen. In Verlängerung der geplanten Grünverbindung vom Bahnhof Breitenlee ins Marchfeld ist eine 200 m breite Grünbrücke erforderlich. Diese Breite ergibt sich aus den Anforderungen der vorsorgenden Grünraumplanung im Nordosten Wiens und aus der besonderen Raumwirkung in der Landschaft Marchfeld. Aus landschaftsplanerischer Sicht erscheint es zielführend, anstelle dreier Einzelmaßnahmen eine sehr breit dimensionierte Grünbrücke zu errichten, die durch ihre Lage im abgesenkten Streckenabschnitt keinen übermäßigen Niveausprung erzeugt. Einhausung von ca. km 32.6 – km 31.8 Gemeindegebiet Aderklaa Projektstand ASFINAG Ausprägung und Wirkung Die ASFINAG sieht im Bereich nördlich der Invalidensiedlung vor, eine im Gelände vorhandene Kuppe zu durchschneiden und zwei schmale Grünbrücken und Landschaftsräumliche Vernetzung des Marchfeldes im Auftrag der Stadt Wien – MA 18 und der NÖ Landesregierung – RU2 Projektsteuerung stadt-umlandmanagement Wien/Niederösterreich Mai 2008 DI Anna Detzlhofer 74 / 83 Bericht Lärmschutzdämme und –wände zu errichten. Die bereits beschriebenen negativen Wirkungen einer Trassenführung in offener Niveaulage gelten auch für diesen Streckenabschnitt. Eingliederungsmaßnahmen Von km 32.6 bis km 31.8 sollte eine Einhausung bei abgesenkter Trasse umgesetzt werden. Die vorhandene leichte Geländekuppe bietet ideale Voraussetzungen für eine Einhausung. Die Einhausung gewährleistet neben der Lärmschutzwirkung die Nutzbarkeit der Flächen für Naherholung, landwirtschaftliche und jagdliche Zwecke. Sie unterstützt in ihrer Ausdehnung die Erhaltung eines landschaftlichen Kontinuums. Freie Strecke von ca. km 31.6 – km 30.2 mit geplantem Knoten S1 / S8 Gemeindegebiete Aderklaa und Raasdorf Projektstand ASFINAG Ausprägung und Wirkung Der Abschnitt ist geprägt vom geplanten Knoten der S1 mit der „S8 Marchfeld Schnellstraße.“ Das Straßenprojekt sieht südseitig die Errichtung von Lärmschutzwänden auf Dämmen vor. Der Knoten wird in diesem Abschnitt das Landschaftsbild prägen. Eingliederungsmaßnahmen Wie beim Knoten Süßenbrunn ist auch hier die landschaftliche Integration des Knotens durch Bepflanzung der gefangenen Flächen erforderlich. Die notwendigen Lärmschutzmaßnahmen sind jedenfalls in Form von Dämmen auszubilden, um eine trassenbegleitende Biotopvernetzung zu ermöglichen. Einhausung und Absenkung von ca. km 30.2 – 28.8 Gemeindegebiet Raasdorf Projektstand ASFINAG – Ausprägung und Wirkung Die Trasse verläuft, begleitet von Lärmschutzeinrichtungen (Lärmschutzwand auf Damm) im Niveau im Nahbereich des Siedlungsgebietes von Raasdorf. Die ASFINAG sieht eine Grünbrücke bei km 30.0 vor. Die Breitenleer Straße quert die Trasse der S1 in Hochlage. Am westlichen Ortsrand von Raasdorf befindet sich im Nahbereich der künftigen S1-Trasse das Naherholungsgebiet des Ortes (Teich, Park, Spielplatz). Die Wohnqualität der sehr trassennahen Ortsteile von Raasdorf und die Qualität der landschaftsgebundenen Naherholung werden durch die Emissionen der S1 künftig stark beeinträchtigt. Eingliederungsmaßnahmen Die Absenkung der Trasse und ihre Einhausung im Nahbereich des Siedlungsgebietes dienen hier dem Landschaftsräumliche Vernetzung des Marchfeldes im Auftrag der Stadt Wien – MA 18 und der NÖ Landesregierung – RU2 Projektsteuerung stadt-umlandmanagement Wien/Niederösterreich Mai 2008 DI Anna Detzlhofer 75 / 83 Bericht Lärmschutz, der Erhaltung des Landschaftsbildes und der Sicherung der landschaftsgebundenen Naherholung. Mit entsprechender Bepflanzung entsteht zudem ein Potenzial für ökologische Ausgleichsflächen und eine strukturelle Bereicherung der Landschaft. Die Absenkung der Trasse um ca. 2 Meter und ihre Einhausung verbessern die Integrierbarkeit der Überführung der Breitenleer Straße, mit der gleichzeitig ein Radweg errichtet werden muss. Freie Strecke mit Knoten Raasdorf von ca. km 28.8 – km 27.7 Gemeindegebiet Raasdorf Projektstand ASFINAG Ausprägung und Wirkung Südlich der Breitenleer Straße verläuft die projektierte Trasse im Nahbereich des Ortsgebietes von Raasdorf im Niveau. Sie ist von Lärmschutzeinrichtungen (Wände auf Dämmen) begleitet. Der Knoten Raasdorf (S1 / A23) liegt nördlich des Marchegger Astes der Ostbahn und hat in etwa die Größe der Ortschaft Raasdorf. Der Knoten wird in diesem Bereich auf Grund seiner Größe und der notwendigen Lärmschutzeinrichtungen für das nahe Siedlungsgebiet als dominierender Fremdkörper wirken. Eingliederungsmaßnahmen Um die Fremdkörperwirkung zu reduzieren, ist der Knoten landschaftlich zu integrieren (Bepflanzung gefangener Flächen und Lärmschutz mit Dämmen). Die Verbindung Weingartenweg – Asparagusweg soll mittels einer Güterwegbrücke aufrecht erhalten werden. Landschaftsräumliche Vernetzung des Marchfeldes im Auftrag der Stadt Wien – MA 18 und der NÖ Landesregierung – RU2 Projektsteuerung stadt-umlandmanagement Wien/Niederösterreich Mai 2008 DI Anna Detzlhofer 76 / 83 Bericht 7.2 • Südlicher Streckenabschnitt: Knoten Raasdorf bis Tunnelportal Lobau Projektstand der ASFINAG Gemäß Projektstand der ASFINAG unterquert die Trasse der S1 unmittelbar südlich des Knotens Raasdorf (S1/A23) die Bahntrasse des Marchegger Astes der Ostbahn. Sie führt im Niveau, begleitet von Lärmschutzeinrichtungen (zunächst beidseitig, dann nur auf der Wien zugewendeten Seite), zur Anschlussstelle Eßling / Großenzersdorf. Auf Höhe der Wolfgang-MühlwangerStraße ist eine Grünbrücke vorgesehen. Die Anschlussstelle ist mit beidseitigen Lärmschutzwänden ausgestattet. Im Bereich der Anschlussstelle Eßling / Groß-Enzersdorf ist die Trasse abgesenkt. • Wirkung der S1 ohne landschaftsplanerische Eingliederungsmaßnahmen Die Lage der S1-Trasse unmittelbar an den „Raasdorfer Teichen“ bringt eine erhebliche Störung der Freizeit- und Naturraumqualität der Schotterteiche mit sich. Die Erlebnisqualität ‚Weite’ des offenen Marchfeldes wird in weiten Bereichen empfindlich gestört. Der Übergang vom strukturierten, gärtnereibetrieblich genutzten und von Siedlungskörpern durchsetzten ‚städtischen Marchfeld’ in die Offenlandschaft wird visuell und funktional zerstört. Die Landwirtschaft wird aufgrund der Zerschneidung des Wegenetzes und durch den Verbrauch hochwertigster Böden beeinträchtigt. Zwischen dem Gartenbaugebiet Eßling bzw. der Siedlungskante und der S1-Trasse entstehen Zwickelflächen, deren künftige Nutzung in Frage steht. Im Nahebereich der Siedlungsgebiete von Eßling und Groß-Enzersdorf drohen Lärm- und Abgasbelastungen und eine langfristig wirksame Beeinträchtigung des Naherholungswertes. • Ziele der Eingliederungsmaßnahmen Die Trennwirkung der Trasse der S1 muss möglichst gering gehalten werden. Die Trasse ist so in die Landschaft einzubinden, dass die Qualität des heute unzerschnittenen Raumes mit der für das Marchfeld typischen „Weite“ nördlich der Anschlussstelle Eßling / Groß-Enzersdorf weitgehend erhalten bleibt. Im Landschaftsräumliche Vernetzung des Marchfeldes im Auftrag der Stadt Wien – MA 18 und der NÖ Landesregierung – RU2 Projektsteuerung stadt-umlandmanagement Wien/Niederösterreich Mai 2008 DI Anna Detzlhofer 77 / 83 Bericht siedlungsfernen Trassenabschnitt stehen die Verbindung des Landschaftsteiles Teichkette mit dem offenen Marchfeld und die Sicherung der landwirtschaftlichen Bewirtschaftung im Vordergrund. Kernaufgaben im Nahbereich der Siedlungsgebiete von Eßling und GroßEnzersdorf sind die Minimierung der Umweltbelastungen (Lärm, Abgase, Feinstaub), die vorausschauende Sicherung künftiger siedlungsnaher Erholungsnutzung und die visuelle Integration der Straßenbauwerke. • Landschaftsplanerische Eingliederungsmaßnahmen Die Absenkung der Trasse – ausgehend von der Unterführung der Bahntrasse bis zum Eintauchen in den Tunnel Lobau – ist notwendig, um die landschaftliche Besonderheit zu erhalten. Im siedlungsnahen Bereich erleichtert sie den ohnehin erforderlichen Lärmschutz und die landschaftliche Integration des Straßenbauwerks. Für den Abschnitt südlich der Anschlussstelle Eßling / Groß-Enzersdorf wird die Verlängerung der Einhausung gefordert, zumal auf der Einhausung Potenziale für das Schaffen von Naherholungsmöglichkeiten entstehen, die durch entsprechende Gestaltung genutzt werden sollen. Die Einhausung sichert den Schutz der in Nachbarschaft zur Trasse liegenden Siedlungsgebiete, den Erhalt von notwendigen siedlungsnahen Freiflächen und den Erhalt der Brückenfunktion zwischen dem Landschaftsraum Marchfeld und der Lobau. Im Einzelnen sind in diesem Abschnitt folgende Maßnahmen erforderlich: Absenkung von ca. km 27.7 – km 24.7 Gemeindegebiet Groß-Enzersdorf Projektstand ASFINAG Ausprägung und Wirkung Vom Knoten Raasdorf beginnend sieht das Straßenprojekt eine Unterführung unter den Marchegger Ast der Ostbahn vor. In Richtung Anschlussstelle Eßling / Groß-Enzersdorf verläuft die Trasse wiederum im Niveau mit den erforderlichen Lärmschutzeinrichtungen und lediglich einer Grünbrücke bei km 26.5 in einem Streckenabschnitt von ca. 3 Kilometern. Die Trasse durchschneidet landwirtschaftlich genutztes Gebiet und trennt die charakteristische Teichkette vom offenen Marchfeld. Landschaftsräumliche Vernetzung des Marchfeldes im Auftrag der Stadt Wien – MA 18 und der NÖ Landesregierung – RU2 Projektsteuerung stadt-umlandmanagement Wien/Niederösterreich Mai 2008 DI Anna Detzlhofer 78 / 83 Bericht Eingliederungsmaßnahmen Durch die Absenkung werden die notwendigen Lärmschutzmaßnahmen, die als Dämme auszuformen sind, landschaftlich besser integriert. Die Lärmschutzmaßnahmen an der Anschlussstelle Eßling / Groß-Enzersdorf, die sehr nahe am Siedlungsgebiet liegt, sind landschaftlich zu integrieren. Auch hier gilt: Es sollte die vom Grundwasserstand abhängige maximal mögliche Eintiefung gewählt werden, um die visuelle Barrierewirkung so weit wie möglich zu minimieren. Grünbrücke bei ca. km 27.7 Gemeindegebiet Groß-Enzersdorf Projektstand ASFINAG Ausprägung und Wirkung Die S1 verläuft im Niveau. Als Querungsmöglichkeiten sind auf einer Streckenlänge von ca. 3.7 Kilometern ist eine Grünbrücke mit einer Breite von 35 Metern vorgesehen. Eingliederungsmaßnahmen Eine 200 Meter breite Grünbrücke stellt eine minimale Verbindung zwischen der Teichkette und dem ‚offenen Marchfeld’ sicher. Einhausung von ca. km 24.7 – km 23.0 Gemeindegebiet Groß-Enzersdorf Projektstand ASFINAG Ausprägung und Wirkung Die Trasse verläuft in diesem Abschnitt beidseits sehr siedlungsnah. Die ASFINAG sieht für diesen Abschnitt (anschließend an den Lobau-Tunnel) eine Untertunnelung von ca. km 24.2 bis ca. km 23.0 vor. Eingliederungsmaßnahmen Für den gesamten, sehr sensiblen Bereich (d.h. in einem um 500 Meter längeren Abschnitt als vorgesehen) ist eine Einhausung mit Absenkung unabdingbar. Sie macht eine Integration des Bauwerkes im Siedlungsgebiet erst möglich, zumal auf der Einhausung Potenziale für die Gestaltung von Naherholungsmöglichkeiten entstehen Die Einhausung ermöglicht eine landschaftliche und insbesondere eine optische Integration des Lärmschutzes. Landschaftsräumliche Vernetzung des Marchfeldes im Auftrag der Stadt Wien – MA 18 und der NÖ Landesregierung – RU2 Projektsteuerung stadt-umlandmanagement Wien/Niederösterreich Mai 2008 DI Anna Detzlhofer 79 / 83 Bericht Abb. 02 Plan 4 Maßnahmen lt. ASFINAG Landschaftsräumliche Vernetzung des Marchfeldes im Auftrag der Stadt Wien – MA 18 und der NÖ Landesregierung – RU2 Projektsteuerung stadt-umlandmanagement Wien/Niederösterreich Mai 2008 DI Anna Detzlhofer 80 / 83 Bericht Quellen ASFINAG (2005): Umweltbericht S1 forschung planung beratung (2006): Regionales Rahmenkonzept Marchfeld Forschungsinstitut für Wildtierkunde und Ökologie – Veterinärmedizinische Universität (2001): Wildökologische Raumplanung „Nationalpark Donau-Auen“ Land in Sicht (2008): Landschaftsplan Aspern Eßling Marchfeld Magistrat der Stadt Wien – MA 18 (2005): STEP 05, Stadtentwicklungsplan Wien Magistrat der Stadt Wien – MA 18 (2004): AgSTEP 2004, Agrarstruktureller Entwicklungsplan für Wien (AgSTEP) ÖIR, Büro Fleischmann, stadtland (2004): Die Donau – Marchfeld – Vision, Entwicklungskonzept für die Kleinregion Donaustadt – Marchfeld Süd Planungsgemeinschaft Ost (PGO) (1999): „Trassenstudie Nordostumfahrung“ stadtland (2002): Das Marchfeld, Werte und Potenziale einer Landschaft TRAFICO – stadtland – ÖIR (2003): SUPer Now, Strategische Umweltprüfung für den Nordosten Wiens Abbildungen Abbildung 001: Überblick Projektgebiet Grundlage: Bundesamt für Eich- und Vermessungswesen (BEV); Amt der NÖ Landesregierung – NÖGIS, MA 18 – Stadtentwicklung und Stadtplanung Abbildung 002: Vorranggebiete Landwirtschaft, AgSTEP 04 Abbildung 003: Schutzgebiete Grundlage: Bundesamt für Eich- und Vermessungswesen (BEV); Amt der NÖ Landesregierung – NÖGIS, MA 18 – Stadtentwicklung und Stadtplanung Abbildung 004: Regionale Grünzonen Regionales Raumordnungsprogramm nördliches Wiener Umland (RegRop), Niederösterreichische Landesregierung, Abteilung Raumordnung und Regionalpolitik 2005 Landschaftsräumliche Vernetzung des Marchfeldes im Auftrag der Stadt Wien – MA 18 und der NÖ Landesregierung – RU2 Projektsteuerung stadt-umlandmanagement Wien/Niederösterreich Mai 2008 DI Anna Detzlhofer 81 / 83 Bericht Abbildung 005: Übersicht Regionenring URL:http://www.asfinag.at/index.php?module=Pagesetter&func=viewpub&tid=287 &pid=49&idtopic=29, 04.02.2008 Abbildung 006: Planungsstand Straßenprojekt Oktober 2007 Technische Begleitung Asfinag, Wien 4.10.2007 Abbildung 007: Leitbild Grünräume der Stadtregion, STEP 05 Abbildung 008: Flugfeld Aspern, STEP 05 Abbildung 009: Masterplan Flugfeld Aspern Folder, TOVATT ARCHITECTS & PLANNERS AB in Zusammenarbeit mit N+ Objektmanagement GmbH Abbildung 010: LEADER Region Marchfeld Folder, Wien Oktober 2007 Abbildung 011: Plan Bestand / Analyse Abbildung 012: Plan 2 Auswirkungen Abbildung 013: Plan 3 Ziele Abbildung 014: 014 Einhausung S1 Wiener Außenring Schnellstraße – Abschnitt Vösendorf – Schwechat, DI Anna Detzlhofer Abbildung 015: Absenkung freie Strecke S1 Wiener Außenring Schnellstraße – Abschnitt Vösendorf – Schwechat, DI Anna Detzlhofer Abbildung 016: 016 Lärmschutzdamm S1 Wiener Außenring Schnellstraße – Abschnitt Vösendorf – Schwechat, DI Anna Detzlhofer Abbildung 017: Abb. 017 Grünbrücke S1 Wiener Außenring Schnellstraße – Abschnitt Vösendorf – Schwechat, DI Anna Detzlhofer Abbildung 018: Landschaftsgestaltung Knoten S1 Wiener Außenring Schnellstraße – Abschnitt Vösendorf – Schwechat, DI Anna Detzlhofer Abbildung 019: Naherholungseinrichtungen auf Einhausungen S1 Wiener Außenring Schnellstraße – Abschnitt Vösendorf – Schwechat, DI Anna Detzlhofer Abbildung 020: Plan 4 Maßnahmen Abbildung 021: Plan 5 Maßnahmen lt. ASFINAG Landschaftsräumliche Vernetzung des Marchfeldes im Auftrag der Stadt Wien – MA 18 und der NÖ Landesregierung – RU2 Projektsteuerung stadt-umlandmanagement Wien/Niederösterreich Mai 2008 DI Anna Detzlhofer 82 / 83