KONTAKTLINSE 100 Jahre Spaltlampe Teil 2: Grundlagen, Untersuchungstechniken und Anwendung Nach dem geschichtlichen Abriss innerhalb des ersten Teils zum Thema 100 Jahre Spaltlampe (DOZ 11-2011) werden im vorliegenden zweiten Teil des Artikels die wesentlichen optischen Grundlagen und Techniken der Spaltlampenmikroskopie beschrieben. Generell empfiehlt sich eine standardisierte Untersuchungsroutine, um zielgerichtet alle relevanten Bereiche einer Augeninspektion zu erfassen. Abbildung 1 zeigt einen Überblick über die Einzelschritte einer allgemeinen Untersuchung der Augenabschnitte mit der Spaltlampe, welche nun auch in die ZVA Arbeits- und Qualitätsrichtlinien Einzug gefunden haben. Aufbau und Handhabung der Spaltlampe Die im Jahre 1911 vom schwedischen Augenarzt Allvar Gullstrand beschriebene Spaltlampe ist als Grundprinzip bis heute unverändert. Sie besteht aus einem Beleuchtungs- und einem Beobachtungssystem, die beide um eine gemeinsame Achse schwenkbar sind und die beide einen gemeinsamen Brennpunkt auf dieser Achse haben. Durch einen Kreuztisch kann der gemeinsame Brennpunkt dreidimensional in Höhe, Seite und Tiefe variiert werden. Die beiden Bauteile werden im Folgenden kurz vorgestellt. Das Beleuchtungssystem Das Beleuchtungssystem bietet unterschiedliche Möglichkeiten Bereiche des vorderen Augenabschnitts gezielt zu beobachten. Es besteht aus einer Lichtquelle (neuerdings sind auch LEDs im Einsatz), einem Reflektor, einem Kondensor, einem Projektionsobjektiv und einem 92 DOZ 01 | 2012 Blendensystem sowie verschiedene zuschaltbare Filter. Die meisten Spaltlampen verfügen zudem über einen Diffusor. Die Bauteile sind so angeordnet, dass die Blende scharf in der Beobachtungsebene abgebildet und das Sehfeld von der Lichtquelle gleichmäßig ausgeleuchtet wird. Zusätzlich weist das Beleuchtungssystem folgende Besonderheiten auf. Die Beleuchtungsstärke ist über einen Potentiometer zu variieren. Die Blende ist in Höhe, Breite und Orientierung variabel. Das ausgeleuchtete Sehfeld kann durch Vorschalten eines Diffusors vergrößert werden. Spezielle zuschaltbare Filter erhöhen die Anwendungsvielfalt. So kann beispielsweise über den Blaufilter nach Applikation von Natrium-Fluoreszein „FluobildBetrachtungen“ für die Kontaktlinsenanpassung durchgeführt werden. Vorbereitung der Spaltlampe Justieren der Spaltlampe und Hygienemaßnahmen; Anpassung der Spaltlampe an den Kunden (Sitzhöhe, Kinnstütze und Stirnstütze in Position bringen) Tränenfilmbeurteilung bei mittlerer bis hoher Vergrößerung und mit diffuser, fokaler oder spiegelnder Beleuchtung Beurteilung der Lider und Lidränder Überblicksbetrachtung bei geringer Vergrößerung und mit diffuser oder fokaler Beleuchtung Beurteilung der bulbären und palpebraen Bindehaut bei geringer Vergrößerung und mit diffuser oder fokaler Beleuchtung Beurteilung der Hornhaut bei mittlerer bis hoher Vergrößerung mit der optischen Scheibe oder mit dem optischen Schnitt Beurteilung der Vorderkammer mit der van-Herick-Technik und mit dem konischen Bündel Beurteilung der Iris bei niedriger bis mittlerer Vergrößerung und mit diffuser Beleuchtung oder mit der optischen Scheibe Beurteilung der Augenlinse bei niedriger bis mittlerer Vergrößerung mit dem optischen Schnitt Spaltlampenophthalmoskopie z. B. mit der 90-dpt-Linse bei niedriger bis mittlerer Vergrößerung mit der optischen Scheibe Abb. 1: Flussdiagramm einer Routineuntersuchung der Augenabschnitte. Der Grünfilter absorbiert die Rotanteile des reflektierten Lichtes. Dadurch erscheinen z. B. Blutungen und Blutgefäße dunkler und kontrastreicher und können so besser erkannt werden. Auch Schäden in der Nervenfaserschicht werden gelegentlich mit diesem „rot-freien“ Licht beobachtet. Der Neutralfilter dient zur Reduzierung der Helligkeit. Das Beobachtungssystem Das Beobachtungssystem besteht aus einem speziellen Mikroskop mit variabler Vergrößerung sowie Prismen zur Bildumkehrung. Das binokulare Mikroskop ermöglicht die stereoskopische Beobachtung des vom Beleuchtungssystem ausgeleuchteten Bereiches. Ein Vergrößerungswechsler (Galileisystem) oder seltener auch eine Zoom-Optik im Strahlengang erlauben Vergrößerungen zwischen 6-fach bis 40-fach. Durch entsprechendes Zubehör (auswechselbare Okulare, Endothelvorsatz) kann die Vergrößerung zusätzlich variiert bzw. erhöht werden. Mit zunehmender Vergrößerung sind einsehbarer Ausschnitt und Schärfentiefe zunehmend reduziert und damit die Orientierung erschwert. Kleine Unruhen (z. B. Augen- und Kopfbewegungen des Kunden, oder auch Händezittern bei der Spaltlampenophthalmoskpie) werden ebenfalls vergrößert, weshalb das Bild unruhiger und durch die geringere Tiefenschärfe zeitweise unschärfer erscheint als bei einer geringeren Vergrößerung. Es gilt daher, die Vergrößerung stets so hoch zu wählen, wie dies für das Erkennen einer Struktur von Interesse ist. Sehr hohe Vergrößerungen sollten der Beobachtung von kleinen Objektdetails vorbehalten bleiben. Über Galilei-Fernrohrpaare, die in einer Trommel angeordnet sind, können unterschiedliche Vergrößerungen gewählt werden. Kopplung zwischen Beleuchtung und Beobachtung Kopplung bedeutet in diesem Fall, dass Beleuchtungs- und Beobachtungssystem unabhängig von ihrer Stellung zueinander immer auf den gleichen Bereich fokussieren. Das heißt, dass das scharfe Spaltbild und die Einstellebene des Mikroskops sich in einer Ebene treffen. Die Kopplung wird technisch realisiert, indem beide Bauteile um eine gemeinsame Achse rotierbar gelagert sind und beide einen gemeinsamen Brennpunkt auf dieser Achse haben. Somit sieht der Benutzer der Spaltlampe auch dann immer den gerade beleuchteten Ausschnitt scharf, wenn eines oder beide Bauteile gemeinsam oder unabhängig voneinander ausgeschwenkt werden. Eine Vielzahl von Spaltlampen haben die Möglichkeit der Entkopplung von Beleuchtungs- und Beobachtungssystem, damit Veränderungen im Bedarfsfalle indirekt oder regredient beleuchtet werden können. Auswahl von Zusatzgeräten für die Spaltlampe: z Messokulare – zur Winkel- oder Streckenmessung (z. B. Pupillendurchmesser, Inklination torischer Kontaktlinsen). z Mitbeobachtertubus – für Demonstrations- und Unterrichtszwecke. z Fotoadapter, Videokamera – zur Dokumentation und zu Demonstrationszwecken. z Gelbfilter – zur Beobachtung mit Fluoreszein in Kombination mit einem Blaufilter. z Endothelvorsatz oder -objektiv – zur Betrachtung des Hornhautendothels unter hoher Vergrößerung (z. B. 200-fach). z Vorsatzlinsen (Volk-Linsen) – starke Pluslinse (z. B. 78 dpt oder 90 dpt) für die Spaltlampenophthalmoskopie. z Hruby-Linse – heute nur noch selten verwendete starke Minuslinse (ca. -50 dpt) für die Spaltlampenophthalmoskopie. z Applanationstonometer – zur Berührungsmessung des Augeninnendrucks. a b c d z Gonioskopierlinse (Dreispiegelkontaktglas) – zur Beobachtung des Kammerwinkels und des Augenhintergrundes. z Optisches Pachymeter (Hornhautdickenmessgerät) – zur Bestimmung der Korrekturwerte für den Augeninnendruck und zur Vorbereitung der refraktiven Chirurgie. Beleuchtungs- und Beobachtungstechniken Die Betrachtung verschiedener transparenter und opaker Strukturen erfordert spezielle Beleuchtungs- und Beobachtungstechniken. Erst die Beherrschung dieser Techniken erlaubt ein effizientes und sicheres Arbeiten mit der Spaltlampe. Der versierte Benutzer verwendet sie in automatisierten Handlungsabläufen. Für Einsteiger empfiehlt es sich jedoch, bewusst verschiedene Einstellungen vorzunehmen, um die gewünschte Struktur bestmöglich zu betrachten. 1. Diffuse Beleuchtung (Abb. 3) Ein Diffusor streut das Licht über den Bereich des normalen Spaltbildes hinaus, so dass ein größerer Bereich gleichzeitig beleuchtet wird. Diese Einstellung ist vor allem bei Spaltlampen mit einem Sehfelddurchmesser von < 12 mm sinnvoll. Wozu? z Allgemeiner Überblick z Beurteilung Kontaktlinsensitz z Tränenfilmbeurteilung Wie? z Maximale Spaltbreite und Spalthöhe (Sehfeldbegrenzung kreisrund) z Diffusor vorschalten * u Abb. 2: Zusatzgeräte für die Spaltlampe. a) Indirekte Ophthalmoskopie mittels Vorsatzlupe (z. B. Volk); b) Applanationstonometer; c) Dreispiegelkontaktglas; d) Messokular (im Beispiel Zeiss). DOZ 01 | 2012 93 KONTAKTLINSE z Beleuchtung nasal oder temporal ausgeschwenkt z Geringe bis moderate Beleuchtungsstärke z Niedrige bis mittlere Vergrößerung *Praxistipp: Sollte werksseitig kein Diffusor an der Spaltlampe vorgesehen sein, so kann man mit einfachen Mitteln z. B. ein mattiertes Kunststoffblättchen herstellen und vor die Beleuchtung als Diffusor positionieren. 2. Direkte fokale Beleuchtung (Abb. 4) Fokussierung von Beleuchtungssystem (Spaltbild) und Mikroskop stimmen überein. Verschiedene Beleuchtungswinkel und Blendeneinstellungen sind möglich. Vollfeld Wozu? z Überblicksbetrachtung (alternativ zur diffusen Beleuchtung) z Beurteilung Kontaktlinsensitz Wie? z Grundeinstellung wie für diffuse Beleuchtung, jedoch ohne Diffusor a) Optische Scheibe (optisches Band oder Parallelpipet) Wozu? z Inspektion von Kornea und Tränenfilm z Gezielte Suche z. B. nach Trübungen, Gefäßeinsprossungen … Wie? z Mittlere Vergrößerung einstellen z Mittlere Spaltbreite einstellen (2-3 mm) z Hohe Beleuchtungsstärke einstellen z Für den temporalen Hornhautteil Beleuchtung nach temporal ausschwenken und für die Untersuchung der nasalen Kornea nach nasal ausschwenken (je 30° bis 45°) z Hornhaut in verschiedenen Höhen abscannen (z. B. oben – mittig – unten) z Für Strukturen von Interesse Vergrößerung gegebenenfalls kurzzeitig erhöhen b) Optischer Schnitt (Abb. 6) Wozu? z Querschnittsbetrachtung von Kornea, Tränenfilm und kristalliner Linse z Tiefenlokalisation von Hornhautdefekten und Linsentrübungen Wie? z Grundeinstellung wie optische Scheibe, jedoch – Schmaler Spalt – Geringe bis mittlere Vergrößerung (kristalline Linse) bzw. hohe Vergrößerung (Hornhaut) einstellen – Hohe Beleuchtungsstärke – Beleuchtung gering (kristalline Linse) oder mittelweit (Hornhaut) auslenken. c) Direkte fokale Beleuchtung mit dem konischen Bündel Wozu? z Beurteilung der Klarheit der Vorderkammer Wie? z Kleine Blende (1-2 mm) oder geringe Spalthöhe- und breite einstellen z Beleuchtungsarm nach temporal (45°) ausschwenken z Mittlere bis hohe Vergrößerung z Max. Beleuchtungsstärke bei gleichzeitig geringer Raumbeleuchtung z Zwischen Hornhaut und Linsenvorderfläche fokussieren und vor dem dunklen Hintergrund der Pupille den Lichtweg beobachten Abb. 3: Einstellung der diffusen Beleuchtung. Links: Schematische Darstellung. Die Beleuchtung ist nach temporal ausgeschwenkt. Der vorgeschaltete Diffusor vergrößert die beleuchtete Fläche. Dargestellt ist nicht der Abbildungsstrahlengang für die Blende sondern der Lichtkegel. Rechts: Ein rechtes Auge bei der Begutachtung der tarsalen Bindehaut (ektropioniertes Oberlid) unter diffuser Beleuchtung. Im Gegensatz zur fokalen Beleuchtung gibt es keinen scharf abgegrenzten Rand des Sehfeldes. Das Bild zeigt einen mit Lissamingrün angefärbten Lidrand (ULMS = upper lid margin staining oder auch LWE genannt). 94 DOZ 01 | 2012 3. Spiegelnde Beleuchtung (Abb. 7) Beobachtung im Spiegelbild der Lichtquelle oder unmittelbar daneben. Im Gegensatz zur Beleuchtung mit der optischen Scheibe oder mit dem optischen Band, wo eine Spiegelung an der Hornhautoberfläche eher störend wirkt, wird der Spiegelbezirk hier ganz bewusst aufgesucht. Prinzip: die glatte Oberfläche des Tränenfilms reflektiert die Lichtquelle in den Beobachtungsarm hinein. Wozu? z Beurteilung des Tränenfilms z Beurteilung von Unregelmäßigkeiten im Hornhautepithel z Betrachtung des Hornhautendothels Wie? z Grundeinstellung wie optische Scheibe z Beleuchtungs- und Beobachtungsarm solange in entgegen gesetzter Richtung schwenken, bis der Spiegelbezirk auf dem gewünschten Hornhautabschnitt sichtbar wird – Alternative für Tränenfilm- und Endothelbetrachtung: Nur den Beleuchtungsarm ausschwenken und die gesamte Einheit am Kreuztisch solange verschieben, bis der Spiegelbezirk sichtbar wird. Dieser liegt dann über einer beliebigen Hornhautstelle z Vergrößerung erhöhen bis gewünschte Details sichtbar werden (Endothelbetrachtung 40-fach oder mit Endothelvorsatz bis 200-fach möglich) 4. Indirekte Beleuchtung (Abb. 8) Indirekt bedeutet in diesem Zusammenhang, dass ein Bereich unmittelbar neben dem leuchtenden Spaltbild beobachtet wird – die Struktur also nicht direkt angestrahlt wird. Dazu muss die Beleuchtung Abb. 4: Einstellung der direkten fokalen Beleuchtung. Links: Schematische Darstellung. Die Beleuchtung ist leicht nach temporal ausgeschwenkt. Die Blende ist weit geöffnet. Dargestellt ist nicht der Abbildungsstrahlengang für die Blende sondern der Lichtkegel. Rechts: Fokale Beleuchtung mit dem Vollfeld. Im Gegensatz zu Abbildung 6 sind die Ränder des Sehfeldes jetzt scharf abgegrenzt. von der Beobachtung entkoppelt und aus der beobachteten Zone leicht ausgelenkt werden. Die Struktur kann sowohl im Auflicht (Licht von vorn) als auch im regredienten Licht (Licht von hinten; s. Abschnitt „Regrediente Beleuchtung“) indirekt beobachtet werden. Wozu? z Beobachtung feiner Narben, Fremdkörper oder Einschlüsse in der Hornhaut z Beobachtung von Rückflächenbeschlägen am Hornhautendothel z Beobachtung von Partikeln im Tränenfilm Wie? z Optische Scheibe (Spaltbreite 2-4 mm) mit mittlerem bis großem Winkel zwischen Beobachtung und Beleuchtung einstellen z Mit mittlerer Beleuchtungsstärke und mittlerer Vergrößerung beginnen z Auf die Struktur von Interesse fokussieren z Beleuchtung so entkoppeln, dass das Spaltbild neben dem zu beobachtenden Hornhautbereich entsteht. Bei indirekter regredienter Beleuchtung liegt der Irisreflex neben dem zu beobachtenden Hornhautbereich. – Sollte eine Entkopplung nicht möglich sein, kann bei direkter fokaler Beleuchtung neben dem Spaltbild beobachtet werden z Vor der dunklen Pupille oder vor einem unbeleuchteten Bereich der Iris beobachten. – Strukturveränderungen in der Hornhaut streuen das seitlich einfallende Licht und leuchten so gegen den dunkleren Hintergrund auf 5. Regrediente Beleuchtung (Abb. 9) Für diese Beleuchtungsart ist bei hohen Vergrößerungen eine Entkopplung von Beleuchtungs- und Beobachtungsarm erforderlich. Das Spaltbild so ausgelenkt, dass rückfallendes (regredientes) Licht von hinten auf die zu beobachtende Struktur fällt. Dazu muss es reflektiert werden. Lokale Hornhauttrübungen, Neovaskularisationen und Fremdkörper erscheinen bei dieser Beleuchtungsart als dunkle Schatten vor einem hellen Lichtband z. B. vor der Iris (Hellfeld) oder Pupille (Dunkelfeld). Bei Fokussierung auf die Augenlinse erscheinen lokale Linsentrübungen als dunkle Schatten vor der erleuchteten Netzhaut. Es ist möglich, eine Struktur sowohl direkt vor dem beleuchteten Hintergrund als auch unmittelbar neben dem beleuchteten Hintergrund zu beobachten (indirekt regredient). Wozu? z Betrachtung von Hornhautveränderungen wie – Narben – Fremdkörper – Ödeme – Neovaskularisationen – Mikrozysten & Vakuolen – Präzipitate (HH-Rückflächenbeschläge) z Beurteilung von Lokalisation und Ausmaß lokaler Trübungsherde in der kristallinen Linse – für die Beurteilung der Dichte und der Tiefenlokalisation einer Linsentrübung ist die Einstellung weniger gut geeignet als der optische Schnitt Wie? z Grundeinstellungen analog indirekte Beleuchtung u Abb. 5: Einstellung der direkten fokalen Beleuchtung von optischer Scheibe (links) bis optischer Schnitt (rechts) schematisch. Abb. 6: Optischer Schnitt. Links: schematische Darstellung; rechts: optischer Schnitt Cornea und Tränenfilm im weißen Licht (höchstmögliche Helligkeit einstellen). Zur besseren Differenzierung Tränenfilm und Cornea wurde zuvor Fluorescein appliziert, sichtbar als dünne grüne Linie. Die gräuliche Schicht danach ist die Hornhaut mit schwachem Endothelreflex am rechten Rand der direkten fokalen Beleuchtung. Abb. 7: Spiegelnde Beleuchtung. Links: Einstellung der spiegelnden Beleuchtung schematisch. Der Spiegelbezirk ist dann sichtbar, wenn die Winkel zwischen Beleuchtung und Einfallslot sowie zwischen Beobachtung und Einfallslot gleich sind (Reflexionsgesetz).Gemessen zum Einfallslot sind Beleuchtungs- und Beobachtungsarm um den gleichen Betrag ausgeschwenkt. Der gemeinsame Brennpunkt befindet sich auf der Hornhaut. Die Spaltbreite kann variiert werden, von mittel bis schmal. Rechts: Spiegelnde Beleuchtung an einer Hornhaut bei mittlerer Vergrößerung. Der hellere Reflex (links im Bild) entsteht durch die Reflexion am Tränenfilm. Der weniger helle Reflex (rechts) entsteht durch Reflexion am Hornhautendothel. Abb. 8: Indirekte fokale Beleuchtung. Links: Einstellung der indirekten Beleuchtung, schematische Darstellung. Die Fokussierung des Mikroskops und der Beleuchtung ist gekoppelt auf die Hornhaut gerichtet. Der zu beobachtende Bereich liegt zwischen direkter und regredienter Beleuchtung. Rechts: Luftblase unter weicher Farblinse zu sehen im indirekten (linke Hälfte der Luftblase) und regredienten Licht (rechte Hälfte der Luftblase). DOZ 01 | 2012 95 KONTAKTLINSE z Struktur von Interesse fokussieren z Beobachtung konstant halten und Beleuchtung entkoppeln z Für Hornhautbetrachtungen Spaltbild so auslenken, dass der beobachtete Bereich vor der angeleuchteten Iris liegt. Die Hornhautstruktur muss dabei scharf, das Spaltbild auf der Iris dagegen unscharf erscheinen z Für die Betrachtung der kristallinen Linse Spaltbild so auslenken, dass der beobachtete Bereich vor der angeleuchteten Netzhaut liegt. Linsentrübungen erscheinen als dunkle Schatten vor der rötlich aufleuchtenden Pupille. 6. Sklerotische Streuung (Abb. 10 und 11) Bei einem ausreichend schrägen Beleuchtungswinkel kommt es in der Hornhaut zur Totalreflexion – die Hornhaut Abb. 9: Regrediente Bleuchung. Links: Einstellung der indirekten regredienten Beleuchtung, schematische Darstellung. Die Beleuchtung wird in der Regel durch Entkopplung seitlich ausgelenkt, während die Beobachtung unverändert auf eine Struktur von Interesse fokussiert. Im Bild wird die Hornhaut durch Reflexion an der Iris von hinten beleuchtet. Vakuolen, Zysten und kleinere Trübungen streuen das seitlich einfallende Licht und heben sich so gegen den dunklen Hintergrund ab. Mitte: Vascularisation besonders gut unter regredienter Beleuchung zu sehen (rechter Bildrand). Bei dieser Aufnahme wurde die Beleuchtung nicht entkoppelt. Der zu beobachtende Bereich liegt aus diesem Grund nicht zentral sondern ist am Bildrand zu sehen. Rechts: Bei dieser Aufnahme wurde die Beleuchtung gekoppelt, so dass das von der Iris zurückgestreute Licht im Zentrum der Beobachtung liegt und die limbalen Gefäßeinsprossungen und Einlagerungen gut sichtbar sind. Abb. 10: Sklerotische Streuung bei befundfreiem Auge. Links: Einstellung der sklerotischen Streuung, schematische Darstellung. Während die Beobachtung auf einen zentralen Hornhautbereich fokussiert bleibt, ist der stark nach temporal ausgelenkte Beleuchtungsarm entkoppelt und beleuchtet den temporalen Limbus. Das in die Hornhaut eindringende Licht kann diese wegen der Totalreflexion erst wieder am gegenüber liegenden Limbus verlassen. Rechts: Ein befundfreies rechtes Auge wurde mit sklerotischer Streuung beleuchtet. Das innerhalb der Hornhaut reflektierte Licht wird nasal am Limbus wieder ausgelenkt. Abb. 11: Sklerotische Streuung bei Hornhautdystrophie. Links: Einstellung der sklerotischen Streuung, schematische Darstellung. Das durch Totalreflexion der Hornhaut gelenkte Licht wird an den Narben diffus gestreut. Im Bild ist der gleiche Befund einmal unter sklerotischer Streuung (Mitte) und unter fokaler Beleuchtung dargestellt. Die fokale Beleuchtung zeigt in der Regel eine bessere Erkennbarkeit solcher Hornhautveränderungen. 96 DOZ 01 | 2012 wirkt dann wie ein Lichtleiter. Normalerweise tritt das Licht am gegenüberliegenden Limbus ungestreut aus und die Kornea erscheint bis auf die Limbusregion dunkel und homogen. Eventuell vorhandene Trübungen streuen jedoch das innerhalb der Hornhaut reflektierte Licht und leuchten dadurch hell auf. Wozu? z Beurteilung von defekten und diffus streuenden Hornhautarealen (Narben, Ödeme). Günstigste Beleuchtungsart für die Betrachtung eines geringeren Hornhautödems (kann z. B. beim Tragen von Kontaktlinsen auftreten) Wie? z Geringe Vergrößerung z Mittlere Spaltbreite (2-4 mm) und große Spalthöhe z Hohe Beleuchtungsstärke bei gleichzeitig geringer Raumbeleuchtung z Auf den Hornhautscheitel fokussieren z Bei konstanter Beobachtung der Hornhautmitte Beleuchtung weit nach temporal ausschwenken z Beleuchtung entkoppeln und so auslenken, dass die temporale Limbusregion aufleuchtet Überblick der Beleuchtungsarten Die Kenntnis der einzelnen Spaltlampeneinstellungen erleichtert dem Untersucher die Erkennung und Einschätzung von Befunden sowie deren Dokumentation. Viele Techniken werden dabei in der Praxis intuitiv eingesetzt. Dennoch sollte der Untersucher wissen, mit welcher Technik welche Befunde und Erscheinungen an den Augenabschnitten am besten zu sehen ist. n Wolfgang Sickenberger Im dritten/abschließenden Teil dieser Serie werden weniger bekannte Spaltlampen-Techniken, wie zum Beispiel die Einschätzung der Vorderkammertiefe (Methode nach Smith) und des Vorderkammerwinkels (Van-HericksMethode) vorgestellt und detailliert beschrieben. Ferner gibt der nächste Teil dieser Publikation einen Ausblick über moderne bildgebende Verfahren der Vorderabschnittskontrolle wie z. B. der Optical Coherence Tomographie (OCT) sowie der Scheimpflugtechnik. Bildquellen: Bezeichnung Anwendungsgebiete 1. Diffuse Beleuchtung Überblick vorderer Augenabschnitt, Tränenmeniskus Sitzbeurteilung von Kontaktlinsen 2. Direkte, fokale Beleuchtung a) Optische Scheibe a) Hauptuntersuchungsart für alle HH-Bereiche (außer Endothel), breiter Spalt, Parallelpipet b) Optischer Schnitt b) Genaue Beobachtung des Tränenfilms, HH-Dicke, HH-Stroma, schmaler Spalt Vielen Dank an Carl Zeiss Meditec, Jena, für die freundliche Genehmigung zur Nutzung der Abbildungen 2, 3 und 5d. Alle anderen Aufnahmen und Grafiken sind dem Fachbuch Klassifikation von Spaltlampenbefunden (zu beziehen über DOZ-Verlag) entnommen, oder stammen aus dem Diafundus des Autors. Weiterführende Literatur (Auswahl) c) Beurteilung der Vorderkammer Dietze H. Optometrische Untersuchung. Thieme Verlag Stuttgart (2007). 3. Spiegelnde Beleuchtung Untersuchung des HH-Endothels und des Tränenfilms Faber E, Rehm J. Spaltlampenmikroskopie in der Kontaktlinsenanpassung. Nieswand Verlag Kiel (1996). 4. Indirekte, fokale Beleuchtung Feine Gefäßeinsprossung und Veränderungen c) Konisches Bündel Efron N. Contact Lens Complications. 5. Regrediente Beleuchtung Insbesonder HH-Ödeme und Veränderungen 6. Sklerotische Beleuchtung Tiefere HH-Narben sichtbar Abb. 12: Überblick der Beleuchtungsarten. Kanski JJ. Klinische Ophthalmologie. Elsevier (2005). Krachmer JH. Cornea Color Atlas. Mosby (1995). Lang GK. Augenheilkunde. Verstehen – Lernen – Anwenden. Thieme Verlag Stuttgart (2004). Sickenberger W. Klassifikation von Spaltlampenbefunden. DOZ Verlag (2009). Spalton DJ. Atlas der Augenkrankheiten. Thieme Verlag (1996). Anzeige ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– 22.03. – 29.03.2012 14.06. – 21.06.2012 Reisepreis 1.450,– € Reisepreis 1.550,– € Berge, Wüsten und Oasen, prachtvolle Bauwerke und die traditionelle Gastfreundschaft der Bevölkerung prägen das Bild Usbekistans. Im zentralen Teil der Großen Seidenstraße, zwischen China und Europa gelegen, blickt Usbekistan auf eine bis in Altertum reichende Geschichte zurück und verfügt über eine einmalige Kultur. Die Reise führt von Taschkent aus in die über 2.500 Jahre alten Wüstenstädte Chiwa, Buchara, Samarkand und Sachr-i Sabs. Im Kreis der Kollegen und Freunde erleben Sie ein sehr vielfältiges Programm mit spannenden Begegnungen und interessanten Fachbesuchen. DOZ 01 | 2012 97