Einer der rührigsten Vereine - Schweizerisches Rotes Kreuz

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«Einer der rührigsten Vereine»
Das Schweizerische Rote Kreuz beider Appenzell ist
100jährig
1908 wurde der Zweigverein Appenzell Ausserrhodendes Schweizerischen Roten Kreuzes
gegründet: Innerrhoden folgte 1911. Seitneun Jahren gibt es eine gemeinsame
Kantonalsektion. Ein Jubiläumsrückblick.
Werner Kamber
Schon vor über 100 Jahren, vor der Gründung des Ausserrhoder Zweigvereins des Roten
Kreuzes, bestand in Heiden ein (lokaler) Zusammenschluss gleichen Namens: Der Verein
vom Roten Kreuz, gegründet auf Anregung und in Anwesenheit Henri Dunants am 27.
Februar 1890. Dunant starb 1910 in Heiden, erlebte also die Ausweitung seines Werkes
auf Ausserrhoden noch mit.
Unterstützung der Soldaten
Der Zweigverein Appenzell Ausserrhoden des Roten Kreuzes, formell gegründet am 8.
März 1908, zählte gleich zu Beginn schon 1200 Mitglieder. Damals ging es vor allem um
Verbandsmaterial, Krankenmobiliar und Barmittel für die sogenannte
«Sanitätshilfskolonne», zu deren Gründung das Eidg. Militärdepartement aufgerufen hatte.
Offenbar waren die Ausrüstung und Betreuung von erkrankten Wehrmännern damals
ungenügend. So sammelte denn das Rote Kreuz 1914 nach Ausbruch des Ersten
Weltkrieges Hemden, Socken, Unterkleider, Handtücher, Laubsäcke, Nachtsocken, aber
auch Tabak und Zigaretten sowie Bargeld zur Unterstützung der Soldaten an der Grenze.
Zuerst Samariterverein
In Innerrhoden war man schon vor dem Beitritt zum Roten Kreuz aktiv. 1907 erteilte der
damalige Dorfarzt Dr. Emil Hildebrand, ein Hansdampf in allen Gassen, einen
Samariterkurs; anschliessend wurde ein Samariterverein gegründet, der 26 Mitglieder
umfasste. 1911 erfolgte der Beitritt zum Schweizerischen Roten Kreuz. Als 1918 die
Grippe ausbrach und zahlreiche Menschenleben auch im Appenzellerland forderte – die
bisher letzte Pandemie in der Schweiz –, gab es in Innerrhoden einen Kurs für Erste Hilfe,
an dem 100 Frauen teilnahmen. Für Einsätze auf den Plätzen St. Gallen und Herisau stellte
das Rote Kreuz Leute zur Verfügung.
Im Dienst der Volksgesundheit
In Ausserrhoden übernahm das Rote Kreuz fast Schlag auf Schlag neue Aufgaben: 1919
Bekämpfung der Tuberkulose und, damit verbunden, erweiterte Angebote im Dienste der
Volksgesundheit, so auch Sonnenkuren für erkrankte Schulkinder. 1922 begann die
Kropf-Prophylaxe; dem Kochsalz wurde Jod beigemischt, und es wurden drei Salzdepots
eingerichtet. 1926, während der Abstimmungskampagne zur Revision des
Alkoholgesetzes, wurden Aufklärungsarbeit über die Schnapsgefahr betrieben,
Süssmostaktionen organisiert und die Einführung des Vollkornbrotes vorangetrieben.
Zum 25jährigen Bestehen 1933 erhielten die Ausserrhoder durch den Zentralsekretär des
Roten Kreuzes in Bern dickes Lob: «Dieser Zweigverein ist als einer der rührigsten und
im praktischen als tätigster bekannt». Er zählte 4240 Mitglieder. 1945 gab es zum
Kriegsende eine Kleidersammlung für Zivilflüchtlinge und Internierte, hauptsächlich für
Insassen aus deutschen Konzentrationslagern, die vom Mai bis August in der Kaserne
Herisau hospitalisiert waren.
Neu auch Blutspenden
Die Jahrzehnte nach dem Zweiten Weltkrieg brachten die Entwicklung zum modernen
Dienstleistungsunternehmen Rotes Kreuz. Gegen Ende des 20. Jahrhunderts zeichnete sich
eine Fusion der beiden bis anhin selbständigen Kantonalsektionen ab. Sie war eine Folge
der Neustrukturierung des Schweizerischen Roten Kreuzes auf nationaler Ebene. Am 21.
Oktober 1999 war die Gründungsversammlung des SRK beider Appenzell, am 24.
November die erste Vorstandssitzung. Es konstituierte sich ein neuer Vorstand mit Frau
Hauptmann Heidi Buchmann, Schwende, als Präsidentin. Sitz des Vereins ist Herisau, wo
das SRK im Mai 2001 die Liegenschaft Hintere Oberdorfstrasse 6 kaufte. Darin befinden
sich jetzt die Geschäftsstelle und Räumlichkeiten für die Ergotherapie. Eine erste
Werbeaktion brachte beinahe 2400 neue Passivmitglieder; eine zweite im Jahr 2005 noch
mehr, nämlich 3700. Das SRK beider Appenzell wird heute von rund 5200
Passivmitgliedern unterstützt.
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