Die Bedeutung des Immunsystems in der Pathogenese der Myokarditis, der dilatativen sowie ischämischen Kardiomyopathie Projekt 1: Induktion einer Autoimmunreaktion gegen die kardialen Proteine cTnI und cTnT und ihre Bedeutung in der Pathogenese der dilatativen und ischämischen Kardiomyopathie Die dilatative Kardiomyopathie (DCM) ist nach der koronaren Herzerkrankung die zweithäufigste Ursache der Herzinsuffizienz. Die genauen Pathomechanismen die zur Dilatation und zur Funktionseinschränkung des Myokards führen, sind jedoch weiterhin zum größten Teil unklar. Vor kurzem konnte gezeigt werden, dass die Verabreichung von monoklonalen Antikörpern gegen Troponin I bei Wild-Typ-Mäusen ohne Zeichen einer Inflammation zu einer Dysfunktion der Herzaktivität mit Dilatation und Funktionseinschränkung des Myokards führt. Im Rahmen dieses Projektes soll im Mausmodell geklärt werden, ob es durch die Immunisierung von verschiedenen Mauslinien mit aufgereinigtem kardialem Troponin I (cTnI) bzw. kardialem Troponin T (cTnT) zu einer vergleichbaren Dysfunktion und Dilatation des Myokards kommt. Weiter soll durch adoptiven Transfer von T-Zellen von immunizierten Tieren auf gesunde Tiere die Bedeutung der zellulären Immunantwort untersucht werden. Parallel sollen Patienten mit dilatativer Kardiomyopathie und ischämischer Kardiomyopathie auf Vorhandensein von anti-cTnI- bzw. anti-cTnT-Antikörpern gescreent werden. Es soll untersucht werden, ob es eine Korrelation von Autoantikörpertiter gegen cTnI bzw. cTnT und Ausmaß bzw. Schweregrad der Erkrankung gibt. In einem dritten Ansatz sollen Herzmuskelbiopsien und explantierte Herzen von DCM-Patienten durch immunhistologische Färbungen auf Ablagerung von Antikörpern auf Myokardzellen hin untersucht werden. Bei positivem Nachweis, sollen diese Antikörper dann auf ihre Spezifität gegen die Proteine cTnI bzw. cTnT untersucht werden. Projekt 2: mRNA-Transfektion von murinen Progenitorzellen zur spezifischen Myokardregeneration (in Kooperation mit AG Dr. Zimmermann – Uni Ulm) Die Myokardregeneration durch intrakoronare Applikation von adulten hämatopoetischen Stammzellen ist ein neuer, zunehmend kontrovers diskutierter Therapieansatz in der interventionellen Kardiologie. Widersprüchliche Ergebnisse aus klinischen Studien stützen sich vor allem auf funktionelle Untersuchungen und bildgebende Verfahren. Zelluläre Mechanismen blieben in den bisherigen Untersuchungen am Menschen weitgehend unberücksichtigt. Insgesamt stellen die erhobenen Daten die klinische Relevanz einer Stammzelltherapie zur Myokardregeneration in Frage. Eine Modifikation der Stammzelleigenschaften könnte das therapeutische Potential dieser Zellen entscheidend verbessern. Nur wenige Techniken zur Modifikation von Zelleigenschaften sind in der klinischen Anwendung denkbar. Die von unserer Arbeitsgruppe etablierte mRNA-Nukleofektion adulter Progenitorzellen stellt für derartige Applikationen möglicherweise eine neue Kardinaltechnik dar. Im vorliegenden Projekt soll am Myokarditis- und Infarktmodell der Maus untersucht werden, ob durch mRNA-Transfektion das Homing und die Transdifferenzierung von hämatopoetischen Progenitorzellen (HPC) nach intrakoronarer bzw. intramyokardialer Applikation im geschädigten Myokard verbessert werden kann. Hierzu sollen aus Spendertieren HPC isoliert, mittels mRNA-Nukleofektion modifiziert und anschließend einem Empfängertier intrakoronar bzw. intramyokardial appliziert werden. Um das Homing der HPC zu verbessern, wird der Chemokinrezeptor CXCR-4 überexprimiert. Durch RFP (red fluorescent protein) Markierung sollen die applizierten Zellen im Empfängertier detektiert werden. Um die Transdifferenzierung der HPC zu Kardiomyozyten zu induzieren, soll MesP1, ein früher kardiogener Transkriptionsfaktor, transient überexprimiert werden. Die Auswirkung einer MesP-1 Überexpression soll mittels transgener Mäuse untersucht werden. In diesen Mäusen ist die Aktivierung des kardialen Transkriptionsfaktors Nkx 2.5 mit der Synthese von EGFP (enhanced green fluorescent protein) gekoppelt. Wenn also durch MesP-1 Nukleofektion eine potentielle Transdifferenzierung der HPC zu Kardiomyozyten erfolgt, beginnen die Zellen grün zu leuchten. Projekt 3: Toleranzinduktion als Therapieansatz der inflammatorischen Kardiomyopathie Vor kurzem konnten wir zeigen, dass die Induktion einer Autoimmunreaktion gegen kardiales Troponin I in Wildtyp-Mäusen zu einer schweren Inflammation sowie Fibrosierung des Myokardes führt. Des Weiteren zeigten wir, dass der Transfer von T-Zellen von Mäusen mit aktiver cTnI-induzierter Myokarditis zur Ausbildung einer akuten Erkrankung bei gesunden Tieren führt. Bei einem Transfer von CD4-positiven T-Zellen erkrankten gesunde Tiere an einer Myokarditis. Defekte in der Ausbildung einer immunologischen Toleranz sind ein wichtiger Baustein in der Genese einer Autoimmunerkrankung und daher potentielles Ziel einer möglichen Therapie. Die intravenöse Gabe von anti-CD3-spezifischen Antikörpern hat sich bei verschiedenen Tiermodellen als wirksam gegen Autoimmunerkrankungen erwiesen. Beim Menschen wird derzeit die intravenöse Gabe von anti-CD3 beim Diabetes mellitus und der Psoriasisarthritis untersucht. Aufgrund der ausgeprägten immunologischen Effekte dieser parenteralen Gabe sind anti-CD3 Antikörper bislang nur für die Therapie der akuten Transplantatabstoßung zugelassen. Vor kurzem konnte in Tierversuchen erstmals gezeigt werden, dass durch die orale Gabe von anti-CD3 Antikörper Toleranz induziert werden kann. Die Toleranzinduktion gegen ein Protein kann alternativ auch durch nasale Applikation des Zielproteins induziert werden. Wir möchten in diesem Projekt die Frage klären, ob durch orale Verabreichung von Anti-CD3 Antikörper die durch troponin induzierte (Autoimmun-) Myokarditis verhindert bzw. der Schweregrad der Entzündung positiv beeinflusst werden kann. Im Rahmen dieser Untersuchungen soll außerdem geklärt werden, ob alternativ die nasale Verabreichung von Anti-CD3 bzw. Troponin I zur Toleranzinduktion führt, bzw. sogar eine bessere Therapieform darstellt. Als möglicher Mechanismus wird in der Literatur die Induktion von regulatorischen T-Zellen beschrieben, welches wir auch in diesem Modell u.a. durch den Transfer von regulatorischen T-Zellen untersuchen wollen. Diese Untersuchungen können zum einen neue Informationen über mögliche Pathomechanismen liefern, zum anderen wollen wir untersuchen, ob sich eine mögliche neue Therapieoption bietet. Projekt 4: Die Bedeutung des Parasympathikus in der Pathogenese der Herzmuskelentzündung und der dilatativen Kardiomyopathie – ein neuer Therapieansatz? Der Vagusnerv ist der größte Nerv des Parasympathikus und an der Regulation fast aller inneren Organe beteiligt. Im Rahmen dieses Projektes soll die Bedeutung des Vagusnervs bei Herzmuskelentzündungen und dilatativer Kardiomyopathie untersucht werden. Der durch den Vagusnerv vermittelte cholinerge anti-inflammatorische Signalweg wird durch die Ausschüttung von Acetylcholine (ACh) als zentralen parasympathischen Neurotransmitter stimuliert. Dies führt über die Bindung von ACh an den auf immunkompetenten Zellen lokalisierten alpha7-nikotinischen Acetylcholinerezeptor (alpha7nAChR) zur verminderten Sekretion pro-inflammatorischer Cytokine (beispielsweise TNFalpha, IL-6 und Il-17). In diesem Projekt soll die Bedeutung der Stimulation bzw. Hemmung der Acetylcholinfreisetzung durch verschiedene Reagenzien auf die Herzmuskelentzündung, Induktion einer dilatativen Kardiomyopathie sowie auf das postinfarkt remodelling untersucht werden. Projekt 5: Funktionelle Untersuchungen zur Beteiligung von MCP-1 und MIP-1a in der Pathogenese der Herzmuskelentzündung und der dilatativen Kardiomyopathie (in Kooperation mit AG Dr. Müller) Im Rahmen dieses Projektes soll im Mausmodell untersucht werden, in wie weit "monocyte chemoattractant peptide-1" (MCP-1) und "macrophage inflammatory protein-1alpha" (MIP- 1alpha) in die Pathogenese der Myokarditis involviert sind, zumal mononuklären Zellen bis zu 60%-70% der Zellen am Entzündungsort ausmachen. Es ist auch bekannt, daß IL-1 und TNF-alpha, die beide vornehmlich von mononuklären Zellen am Entzündungsort selber produziert werden, den Verlauf der Erkrankung kritisch beeinflußen. So sollen durch MCP-1bzw. MIP-1alpha- Antikörpertherapie und durch Untersuchungen an CCR2- sowie CCR5-KO Mäusen essentielle Pathomechanismen und durch die Etablierung einer anti-MCP-1 Gentherapie neue effiziente Therapieansätzen erforscht werden. Weiter soll als ein neuer Therapieansatz ein 1) IL-10 und ein 2) inaktiven MCP-1 DNA kodierter kardioselektiver AAV Vektor etabiliert und im Myokarditis- und Herzinfarktmodell der Maus evaluiert werden. Projekt 6: Die Bedeutung von HMGB1 in der Pathogenese der Herzmuskelentzündung und der dilatativen Kardiomyopathie (in Kooperation mit AG Dr. Andrassy) Die inflammatorische Kardiomyopathie ist eine wichtige Ursache von Herzversagen und plötzlichem Herztod bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Es ist bis dato wenig über den Einfluss des angeborenen („innaten“) Immunsystems in der Pathogenese der autoimmunologisch-induzierten Myokarditis bekannt. In diesem Projekt soll die Rolle von „high mobility group box chromosomal protein 1“ (HMGB1), ein Schlüssel-Modulator der akuten und chronischen Entzündungsantwort, in der Interaktion mit seinem spezifischen Rezeptor („receptor for advanced glycation endproducts“ (RAGE)) in der Pathogenese der Entwicklung der inflammatorischen Kardiomyopathie untersucht werden. Hierbei soll in einem gentherapeutischen Ansatz mittels Adeno-assoziierten Viren (AAV-Serotyp-9) die Wirksamkeit einer herzspezifischen Überexpression von High Mobilitiy Group Box 1 (HMGB1) und seiner Untereinheiten box A und box B in der experimentellen inflammatorischen Kardiomyopathie überprüft werden.